APA0091 5 CI 0453 XI Fr, 18.Sep 2015 Forschung/Geschichte/Wien/Österreich/Feature Digitalisierung von Archiven macht Ahnenforschung populär Utl.: Mittelalterliche Dokumente bereits Großteils verfügbar Kirchliche Matrikelbücher als ergiebige Forschungsquell = Wien (APA) - Stöbern, klicken und den Familienstammbaum entschlüsseln: Die Digitalisierung historischer Archive macht die Ahnenforschung nach und nach breite für die Öffentlichkeit zugänglich. „Dieser Vorgang ist hochkomplex und aufwendig. Er wird über mehrere Generationen gehen“, sagte Thomas Aigner, Leiter des Diözesanarchivs St. Pölten und Präsident des Vereines „Icarus“, zur APA. Vor allem Dokumente aus dem Mittelalter stünden laut Aigner bereits Großteils zur Verfügung, aber auch die Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher der katholischen Kirche, die häufig schon online zu finden sind, geben professionellen Forschern und „Hobbydetektiven“ Aufschluss über frühere Generationen. „Wenn man bedenkt, dass der Großteil der österreichischen Bevölkerung früher katholisch war, wird deutlich, dass die Erforschung der eigenen Familie dadurch vereinfacht wird“, erklärte er. Eine Möglichkeit, eben diese kirchlichen Dokumente gratis online einzusehen, ist die Datenbank „Matricula“, deren Trägerorganisation der Verein „Icarus“ (International Centre for Archival Research) mittlerweile aus 130 institutionellen Mitgliedern aus 23 EU-Staaten und Kanada besteht. Hobbyforscher können ihre Wurzeln hier anhand historischer Matrikelbücher (Kirchenbücher wie etwa Tauf-, Trauungs-oder Sterbebücher, Anm.) der einzelnen Religionsgemeinschaften erkunden. 545.431 Interessierte haben das laut Angaben von „Icarus“ in diesem Jahr schon getan. Einer dieser Familienforscher ist Otto Amon. Er hat bereits 1.700 Vorfahren inklusive „Nebenlinien“, also weitschichtiger Verwandtschaftsgrade, ausgeforscht. „Für mich ist das unter anderem eine Belebung und ein Persönlich-Machen von geschichtlichen Tatsachen“, erklärte er der APA. Aber auch der Horizont würde durch das Stöbern im Online-Archiv erweitert. Als „größte Errungenschaft“ im Zuge seiner Forschungsarbeit zähle er die Erkenntnis, dass er zu einem „Eintausendvierundzwanzigstel“ von einem italienischen Gondoliere aus Venedig abstamme. Neulingen auf dem Gebiet der Online-Ahnenforschung rät Amon, zuerst Eltern und andere Verwandte möglichst detailliert über die Familiengeschichte auszufragen. Anhand dieser Details könne man danach recherchieren. „Auf dem Geburtseintrag meines Opas sind auch seine Eltern angeführt. Daran kann ich mich zurückhanteln. Ich schaue dann beispielsweise, wann sie geheiratet haben und sehe auf dieser Urkunde auch deren Eltern“, beschrieb er seine Vorgehensweise. In Zukunft, so lautete die Prognose des Leiters des Diözesanarchivs St. Pölten, Thomas Aigner, werde sich die Vernetzung historischer Institutionen, Archive und Universitäten zunehmend intensivieren, auch die Privatpersonen würden - wie schon jetzt - auf diese Weise mehr einbezogen. „Das ist gut, weil die historischen Quellen nichts Elitäres sind. Sie gehören zum allgemeinen kulturellen Erbe, genauso wie ein Denkmal auf der Straße oder ein Bild in einem Kunstmuseum“, betonte er. Mit der Digitalisierung der Archive habe daher nun deren „bisher größte Revolution“ begonnen. (S E R V I C E: Bei einer „Icarus“-Veranstaltung am 19.9.2015 stellen bei Fachleute und Hobbyforscher ihre bisherigen Forschungsergebnisse vor. Nähere Informationen unter www.icarus.eu) (Schluss) jor/hai APA0091 2015-09-18/08:56 180856 Sep 15 --------------------------Meldungstyp: Feature Hintergrund Kategorien: Wissenschaft/Forschung Wissenschaft/Sozialwissenschaften/Geschichte Geobezug: Wien/Wien Österreich/Österreichweit Klicken Sie auf die unterstrichenen Wörter, um weitere Meldungen zu diesen Themen zu bekommen.