RG 571, 1+2 Die güldne Sonne Drei Texte aus der Bibel: 1.Mose 1

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RG 571, 1+2 Die güldne Sonne
Drei Texte aus der Bibel:
1.Mose 1:
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und öde, und Finsternis lag
auf der Urflut, und der Geist Gottes bewegte sich über dem Wasser. Da sprach Gott: Es
werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Johannes 8, 12:
12 Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der
Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens wird ihn leiten.
Matthäus 5, 14:
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen
bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter einen Eimer, sondern auf den
Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So lasst euer Licht leuchten vor den Menschen,
damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.
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Gold ist Licht in höchster Form. So sagt es David Buck. Das Gold in seinen Bildern steht für
das Licht. Das Licht von Gottes Schöpfung. Ohne Licht kein Leben.
Gold steht aber auch für Gott. Wo Gott ist, da ist Licht. Es ist schon erstaunlich, dass das
Licht an erster Stelle bei der Erschaffung steht. Nicht die Erde, nicht das Wasser, Licht! Gott
und Licht gehören zusammen.
Gold in Kirchen mag in manch einer barocken Fürstenkapelle der Prunksucht mancher
Fürsten entspringen. Wer hat Gott das schönste Gotteshaus erbaut. Sei es, um sich damit
einen Platz im Himmelreich zu verdienen oder als Bussleistung um das schlechte Gewissen
des Fürsten vor Gott wieder zu bereinigen. Je goldener und grösser manche Kapelle desto
schlechter vielleicht das Gewissen. Das wird es auch geben. Ja.
Wer aber weiss, dass Kirchen einen schwachen Abglanz des Paradieses darstellen sollen,
des himmlischen Jerusalems, dem ist das gleich. Das Gold erinnert an Gottes Gegenwart:
Gott ist dir nahe!
Licht kann nicht für sich bleiben. Wenn ich eine Kerze entzünde, dann nicht allein zu meiner
Freude, allen im Raum leuchtet die Kerze. Licht kann nicht eingefangen werden in einen
Rahmen. Es sprengt den Rahmen, fliesst über, aus. Gott kann sein Licht nicht für sich
behalten: Licht bewegt sich, Licht bewegt. Das Bild hat eine Fliessrichtung von links nach
rechts. In diesem Bild fliesst das göttliche Licht hinein in die Erde. Von der Erschaffung des
Lichts fliesst das Gold in den Gelbton, das Licht fliesst in unsere Welt. Zum kosmischen Licht
der Welt tritt hier Jesus, der gesagt hat: Ich bin das Licht der Welt. Jesus als Licht der
Hoffnung. Aber es leuchtet nicht ein klares Licht, das göttliche Licht ist versprenkelt, überall
leuchten göttliche Lichtfunken. Der Mystiker in mir sieht die Fülle der göttlichen Funken in
uns, wenn wir das göttliche in uns zum Leuchten bringen. Und dieses Licht ist enorm in
Bewegung. Gottes Licht setzt in Bewegung. Und wer genau hinsieht, entdeckt verschiedene
Farbtöne, Licht wird in verschiedenen Farben gebrochen. In jedem Menschen leuchtet der
göttliche Funke anders. Und schliesslich wäre ganz rechts zweierlei: entweder eine Welt, die
ganz erfüllt ist , wenn wir als Licht der Welt leuchten und nicht nur Jesus als das eine Licht
der Welt sehen. Aber wäre das nicht schon ziemlich nahe dran am himmlischen Jerusalem?
„Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ heisst es in Psalm
119, 105. Wir nehmen dieses Licht Gottes nicht nur als Sonne äusserlich wahr, sondern
eben auch als Wort aus der Bibel, Worte wie Leuchtfeuer, ein Leuchtturm, der Orientierung
schafft. Das gelingt mal besser, mal schlechter.
Licht ist Leben, es bewegt sich hin zu dir, bewegt dich.
Gott will, dass du lebst, lebst in seinem Licht.
RG 571, 3+4 Lasset uns singen
1. Mose 2
Zur Zeit, als Gott Erde und Himmel machte und es noch kein Gesträuch des Feldes gab auf
der Erde und noch kein Feldkraut wuchs, weil Gott es noch nicht hatte regnen lassen auf die
Erde und noch kein Mensch da war, um den Erdboden zu bebauen, 7da bildete der HERR
den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies Lebensatem in seine Nase. So wurde der
Mensch ein lebendiges Wesen.
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Luft und Gott haben etwas gemeinsam: Man sieht sie nicht. Aber sie umgibt mich überall auf
dieser Welt. Und wenn man manchmal sagt: „Dieser oder jener ist Luft für mich!“, dann ist
damit nicht gesagt, er oder sie sei lebensnotwendig, sondern Luft steht hier für nichts.
Manchmal lässt sich das Verhältnis zwischen Gott und Mensch auch so beschreiben. Wenn
Menschen sagen: „Gott ist Luft für mich.“ ist das hübsch doppeldeutig: Meint sie oder er nun,
Gott sei nichts für ihn oder lebensnotwendig? Manchmal kann ein und dieselbe Person
beides meinen.
Die Orgel macht Gottes Atem hörbar. Die Königin der Musikinstrumente zeigt, wozu Luft
fähig ist: Sie versetzt Orgelpfeifen in Schwingung, entlockt Töne, die harmonische Melodien
erzeugen. Was wohl passiert, wenn Gott seinen Lebensatem nicht nur in Adams Nase bläst
sondern in unsere Nasen? wie sieht Gottes Melodie aus, wenn er uns Töne entlocken will?
Die Orgelpfeifen sind gold unterlegt. Also: Was für eine Pfeife bin ich - durch die Gottes Atem
erklingt? Welchen Ton entlockt er mir? Klingt er schief, schräg, verstimmt? Oder ist es ein
Wohlklang. Ja nicht mein Ton allein, sondern erst das Zusammenspiel der Töne ergibt eine
Lebensmelodie.
Luft ist Leben. Gott will, dass du lebst, lebst in seinem belebenden Atem, durch seinen
lebendig machenden Atem, der dir mancherlei Töne entlockt.
LIED 841, 1-3 Gott gab uns Atem
Johannes 12:
Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem
käme,
13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt
sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!
14 Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9):
15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem
Eselsfüllen.«
16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie
daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.
17 Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten
auferweckte, rühmte die Tat.
19 Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle
Welt läuft ihm nach.
RG 370, 1-3 Tochter Zion
Menschen in einer Waldlichtung. Oben rechts ist der grüne Wald zu erahnen. Vier
Baumstämme ebenfalls. Von oben rechts fliesst Licht in das Bild hinein. So, wie das Bild jetzt
hängt, könnte man die Krone über dem Kreuz in der Verlängerung als Lichtquelle deuten.
Gott lässt die Menschen in verschiedenen Farben leuchten. „Ihr seid das Licht der Welt!“
Heute an Palmsonntag stehen diese Menschen für die Menge, die Jesus entgegengeht, ihm
zujubelt. Jeder aus einem anderen Grund. Für die einen ist Jesus der Revolutionär, der
gegen die Römer jetzt kämpft indem er sich als König feiern lässt. Jetzt beginnt der Kampf
gegen Rom und all das Unrecht in der Welt. Für die anderen ist er der Jude, der Rabbi, der
die Tora endlich richtig, menschlich, deutet. Man sieht ja nicht, ob diese Personen Männer
oder Frauen sind. Gott sei Dank. Also könnten die Frauen in ihm denjenigen sehen, der
Frauen gleichwertig behandelt. Und die vier Kleinen, die sich klein fühlen, auf sie fällt das
Licht in besonderer Weise. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder.
Ich zähle 12 Menschen. Die Zahl der 12 Stämme Israels. Die Zahl der 12 Jünger. 12 ist in
biblischer Zahlenlogik gleichbedeutend mit „alle“. Das gilt übrigens auch für die Europafahne
mit ihren 12 Sternen, die ja ebenfalls biblischen Ursprungs ist. Also irgendwie gehört ja dann
die Schweiz doch dazu zu Europa. Leben heisst Leben in Gemeinschaft. Aber mit der
Gemeinschaft ist das so eine Sache.
Sehen wir dieses Bild als Gemeinschaft der 12 Jünger im Garten Gethsemane, kurz vor der
Verhaftung Jesu. Die grossen Jünger vorn beobachten das Treiben der 4 in der Ferne, einer
von ihnen ist Jesus, Judas ist ja schon fort. Jesus ruft: „Bleibt hier, wachet und betet.“ Aber
sie schlafen ein. Oder sie beobachten, wie Jesus gefangen weggeführt wird. Oder - wenn wir
das Kreuz hinzu nehmen - auf das Kreuz, verstecken sich bei der Kreuzigung Jesu im nahe
gelegenen Wald. Jesus stirbt allein.
Oder es sind die Jüngerinnen und Jünger am Ostermorgen. Die kleinen sind die Frauen,
denen Jesus zuerst begegnet als der Auferstandene. Der Beginn neuen Lebens, der Beginn
christlicher Hoffnung. So erklärt dieses Bild das Kreuz noch auf andere Weise. Das Kreuz ist
für uns nicht länger Symbol des Todes, sondern Zeichen lebendiger Hoffnung. Und wir sind
einer von diesen 12 Jüngerinnen und Jüngern, auf die dieses Licht fällt. Und jeden von uns
lässt dieses Licht anders leuchten.
Gott will, dass du lebst. Auch im Angesicht des Todes nicht die Hoffnung verlierst.
RG 652, 1+2 In dir ist Freude
2. Mose 3
Der HERR sprach zu Mose: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr
Wehklagen über ihre Peiniger habe ich gehört, ich kenne seine Schmerzen. Ich bin
herabgestiegen, um es aus der Hand Ägyptens zu erretten und aus jenem Land
hinaufzuführen in ein schönes und weites Land, in ein Land, wo Milch und Honig fliessen….
Und nun geh, ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, heraus aus
Ägypten.
Mose aber sagte zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus
Ägypten herausführen könnte? Da sprach Gott: Ich werde mit dir sein, und dies sei dir das
Zeichen, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast,
werdet ihr an diesem Berg Gott dienen. Mose aber sagte zu Gott: Wenn ich zu den
Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch gesandt, und
sie sagen zu mir: Was ist sein Name?, was soll ich ihnen dann sagen?
Da sprach Gott zu Mose:… So sollst du zu den Israeliten sprechen: Unser Gott mit dem
Namen „Ich werde mit euch sein“ hat mich zu euch gesandt.
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Doctor mellifluus - den honigsüssen Lehrmeister - so nannte man den geistigen Vater des
Zisterzienserordens Bernhard von Clairvaux, weil er so süsse Worte von Gottes Liebe
predigte. Das war ungewöhnlich im Mittelalter. War Gott doch eher der strenge und
Gehorsam fordernde, züchtigende Vater.
Gottes Güte mit honigsüssen Worten zu predigen scheint Aufgabe des Pfarrers zu sein.
Nicht klebrig sollen seine Worte sein, aber Honig ist Genuss, Nahrung und Arznei zugleich.
Im Bild von David Buck sind echte Honigwaben eingearbeitet. Sie stehen für Honig und für
ihre Produzenten, die Bienen. Die Biene ist für David Buck sicher auch ein Symbol nicht nur
für Fleiss, sondern auch für das Leben in Gemeinschaft, Verantwortlichkeit füreinander. Auch
das ist Liebe. Christliche Nächstenliebe.
Im Bild halten zwei Hände eine Honigwabe.
Aber wer reicht in dem Bild wem den Honig?
Ich dachte an das Bild von der Erschaffung des Menschen von Michelangelo, das in der
Sixtinischen Kapelle zu finden ist. Gott erschafft Adam. Michelangelo hätte ja seinem Adam
Honig überreichen können. Als Zeichen, das Leben zu geniessen, aber auch verantwortlich
mit der Schöpfung umzugehen. Es können aber auch Gottes Hände sein, mit denen er uns
seine Liebe anbietet: Nimm und geniesse das Leben, die Liebe, dich ich Dir schenke. Ist das
nicht die Verheissung Gottes an seine Volk Israel: und in ein Land zu führen, wo Milch und
Honig fliesst?
Oder bin ich nicht schon der, der diese Verheissung in seinen Händen hält? Die Menschen,
die tagtäglich auf Lampedusa landen, scheinen ja zu glauben, hier in Europa ist dieses Land
der Verheissung.
Die Honigwaben in der Mitte des Bildes bilden ein Achteck. Ungewöhnlich, denn eine
einzelne Bienenwabe ist ein Sechseck. warum nun acht Ecken?
Gewöhnlich hat man Taufbecken 8 Ecken gegeben. An 6 Tagen hat Gott die Welt
erschaffen, am siebten geruht. Ostern wird seit altersher als der achte Tag der Schöpfung
gefeiert, der Tag an dem das Gute sich neu seine Bahn bricht, Gottes neue Welt anbricht.
Früher wurde nur an Ostern getauft. Täufling wird in den Tod und das neue Leben in
Christus hinein getauft und lebt nun als Teil von Gottes neuer Welt.
Wenn die Waben im Zentrum des Bildes an die Taufe erinnern, dann halten die beiden
Hände das Abendmahlsbrot, das gebrochen wird. In der alten Kirche war es vermutlich
üblich, dass Kinder zum Abendmahl Milch und Honig bekamen. Warum heute nicht mehr?
Ich muss mir das mal überlegen. Es macht Sinn, das Abendmahl mit Milch und Honig zu
feiern. Oder mit Honigbrot und Honigwein. Das gibt es andernorts. Das Abendmahl als
Zeichen der göttlichen Liebe, die will, dass dich diese Liebe stärkt, heilt. Damit du lebst.
Gemeinschaft geniesst.
Das Bild der Liebe hängt nicht mehr im Kirchenraum, sondern auf halber Treppe hinunter
zum Kirchenkaffee. Das hat zwei Gründe:
Zum Einen ist es das erste Bild, das einem in die Augen fällt, wenn man die Kirche von
draussen betritt. Wenn einem Fremden das Wort Liebe zuerst begegnet ist das ein anderes
Wort für: „Du bist hier willkommen!“ So redet man Menschen an: „Liebe Gemeinde“; „Liebe
Hörerinnen und Hörer“. Sie mögen verzeihen, das schweizerische „geschätzte Damen und
Herren“ habe ich nicht so gern, weil man sowohl Wertschätzung wie Abschätzung hören
kann. Liebe ist eindeutige unmissverständliche Anrede.
Dieses Bild auf halber Treppe, nicht mehr im Kirchenraum, aber mit ihm verbunden, bedeutet
dann auch: Es geht nicht nur um den Gottesdienst in der Kirche, es geht um den
Gottesdienst im Leben. Gott dient mir mit seiner Liebe nicht nur sonntags von 10-11 Uhr,
sondern auch darüber hinaus. Ich diene Gott nicht nur sonntags 10-11 Uhr, sondern darüber
hinaus.
Und noch etwas: Wenn man den Kirchenraum verlässt, ist der Gottesdienst bei uns nicht
unbedingt zu Ende. Wir haben zwar nicht das Abendmahl jeden Sonntag in der Kirche, aber
wir haben fast jeden Sonntag das gemeinsame Mahl, wenigstens in Gestalt einer Tasse
Kaffee für eine Tasse Kaffee.
Und das abschliessend: Die ersten Christen feierten keine Gottesdienste, obschon sie
zumindest als Juden die Synagoge besuchten. Die ersten Christen kamen zusammen zum
gemeinsamen Essen, einander zuhören, trösten, helfen. In diesem Sinne ist das
Kirchenkaffee das Fortsetzen einer urchristlichen Tradition, der Theologen den griechischen
Namen von Liebe gaben: Agape.
Amen.
LIED GSD 9 Gott ist Liebe
Fazit: Alle Bilder interpretieren also letztlich für mich das Kreuz:
Gott will dass du lebst!
Gott will, dass du in seinem Licht lebst, selbst zum Licht wirst.
Gott will, dass du seinen belebenden Atem spürst, der dir manche Töne entlockt, die in
Gemeinschaft sich zur Harmonie vereinigen, die auch manche Missklänge erträgt.
Gott will, dass du seine Liebe spürst, eine Liebe, die stärkt, heilt, nicht nur hier in diesem
Raum, sondern im ganzen Leben. Also geh hinaus in diese Welt und lebe!
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