Die Bedeutung und der Einfluss der Körpersprache – Mimik, Gestik, Stimme (2 LE) Einordnung/Stellenwert „Nur ca. 20% unserer Kommunikation laufen über das gesprochene Wort“(Navarro, J., 2010). - Körpersprache ist Ausdruck menschlichen Befindens. Sie begleitet uns in jedweder Situation im Alltag und hat hohe Bedeutung, derer sich aber nur wenige Menschen bewusst sind. Mimik, Gestik und Stimme können bewusst eingesetzt werden, um die eigene Wirkung auf andere zu beeinflussen. Insbesondere das öffentliche Auftreten bedeutender Persönlichkeiten wird oft auch genutzt, um sich durch Körpersprache auf eine gewisse Weise zu profilieren. Speziell in der Politik ist dies zu beobachten. Die Einheit soll ein Gefühl für das Thema vermitteln, um Alltagssituationen deuten und die eigene Körpersprache steuern zu können. Neben der Weiterentwicklung der Persönlichkeit der TN spielt dies insbesondere im Umgang mit Sportgruppen, aber auch im alltäglichen Umgang in der Einsatzstelle eine wichtige Rolle. Ziele Die Freiwilligen sollen sich am Ende der Einheit folgende Erkenntnisse erschlossen haben: Körpersprache besteht im Wesentlichen aus Mimik und Gestik. Die TN können die 2 Hauptmerkmale verstehen und differenzieren. Der Mensch ist ein Rollenspieler und agiert in verschiedenen Situationen, je nach Gemütszustand, anders. Körpersprache kann bewusst eingesetzt werden, um die Außenwirkung der eigenen Person in gewisser Weise zu verstärken. Die Körpersprache bedeutender Persönlichkeiten wird auf ihre Stärken uns Schwächen hin analysiert Die Symbolik bestimmter Gesten ist in diesem Zusammenhang deutlich geworden Die TN erkennen, welche Auswirkungen Unterschiede in der Körpersprache auf die Wirksamkeit/Glaubwürdigkeit von Gesagtem haben können. Die TN können Erkenntnisse dieser Einheit mit Beispielen aus dem Sport und dem Alltag verknüpfen. Inhalte Grundlagen zur Körpersprache Die Körperhaltung ist ein Ausdruck des persönlichen Befindens. Sie hilft zu interpretieren, wie sicher und souverän sich jemand fühlt. So spiegelt sich Fröhlichkeit beispielsweise in einer aufrechten, offenen Haltung wieder, Resignation dagegen in einer leicht gebeugten und in sich gekehrten, also optisch eher geschlossenen Haltung. Auch die Körperbewegung spielt bei der Gesamtinterpretation eine Rolle: Ein vorgeneigter Oberkörper bei einem Gespräch signalisiert Aufmerksamkeit oder Teilnahmebereitschaft, mit einem demonstrativen Zurücklehnen – möglichst noch mit vor der Brust verschränkten Armen – wird Desinteresse, Ablehnung bzw. Missfallen am Thema kundgetan. Grundsätzlich muss man allerdings gewisse Körperhaltungen immer mit Vorsicht interpretieren und darf die Gesamtsituation nicht außer Acht lassen. Die Mimik ist ein sehr ausdrucksstarkes Element der Körpersprache und dient dazu, Gefühlszustände auszudrücken, und zu verdeutlichen, welche Einstellung man zu seinem Gegenüber hat. Einzelne Ausdrucksformen sind als psychosomatische Reaktion des Nervensystems nicht zu unterdrücken: Dazu gehören zum Beispiel das Erblassen, sowie die Erweiterung der Pupillen bei starken emotionalen Erregungen. Darüber hinaus stellt die Mimik eine ständige Rückmeldung zum gesprochenen Wort dar: Sie zeigt an, ob der verbale Teil verstanden wurde und ob der Angesprochene zustimmt oder eher ablehnend oder gar überrascht reagiert. Waagerechte Stirnfalten können zum Beispiel auf eine stark in Anspruch genommene Aufmerksamkeit hindeuten. Die Gestik wird vor allem zur Untermalung des verbalen Inhaltes benutzt. Sie wird umso akzentuierter, je stärker die Gefühle durch das gesprochene Wort angeregt werden. Da die Gestik nur in geringem Maße kontrolliert wird, bringt sie oft unbeabsichtigt Gefühlszustände zum Ausdruck: Fingerspiele oder das Spielen an Gegenständen als Ausdruck von Nervosität oder das Umklammern von Dingen als Ausdruck verhaltener Wut sind gute Beispiele dafür. Auch der Wahrheitsgehalt der verbalen Aussage lässt sich oft durch bewusstes Beobachten der Gestik mit größerer Wahrscheinlichkeit feststellen. Der Tonfall bzw. die Stimme ist eine unerlässliche Interpretationshilfe für Worte und Aussagen. So wird beispielsweise der Unterschied zwischen einer Frage und einem Befehl fast ausschließlich durch die Stimmmodulation deutlich gemacht. Die Reaktion auf den Tonfall einer Aussage kann durchaus zu einer Auseinandersetzung über den Inhalt führen, besonders wenn eine unangebrachte Betonung (evtl. in Verbindung mit anderen körpersprachlichen Signalen) gewählt wurde. Dies gilt auch dann, wenn der Inhalt des Satzes eigentlich vollkommen harmlos war. Gerade in Situationen, in denen man professionell kritisieren muss, wird oft verstärkt auf den Ton gehört, als auf die einzelnen Worte – vor allem aber auf die Übereinstimmung von beiden. Dies kann bei einer falschen Betonung zu ernsten Konflikten führen. (Gottschalk, B, 2005) Körpersprache des Gesprächspartners Bedeutung Gestik und Mimik fester Händedruck sie zieht die Schultern hoch Streicheln von Gegenständen die Finger spielen mit Gegenständen der Daumen zeigt nach oben sie faltet die Hände die Handflächen sind zum Partner erhoben sie ist selbstsicher sie fühlt sich hilflos deutet auf Feinfühligkeit hin sie ist nervös, unaufmerksam sie zeigt Dominanz sie will abwehren, ist unsicher sie wehrt ab eine Hand reibt die Stirn sie will lästige Gedanken abwehren sie reibt sich die Hände sie ist selbstzufrieden sie bedeckt den Mund mit der Hand sie ist unsicher, will Gesagtes wieder zurücknehmen sie lockert ihren Kragen sie will sich von innerem Druck befreien sie greift sich an die Nase sie fühlt sich ertappt oder betroffen sie trommelt mit den Fingern auf den Tisch sie ist ungeduldig sie entfernt Staub sie ist nachdenklich sie nimmt ihre Brille ab sie hat Bedenken sie putzt ihre Brille sie will Zeit gewinnen sie blickt zur Seite ausweichend Körpersprache des Gesprächspartners Bedeutung Körperhaltung Die Arme sind vor der Brust verschränkt Sie grenzt sich ab Die Hände stecken in den Hosentaschen Sie ist verschlossen, desinteressiert, will täuschen Der Kopf ist aufgerichtet Sie ist selbstsicher, aufgeschlossen Der Kopf ist zur Seite geneigt Sie ist mitfühlend, kooperativ Der Kopf ist gesenkt, der Blick stur nach unten gerichtet Sie ist hartnäckig, kampfbereit Der Kopf wird zurückgeworfen Herausfordernd Der Oberkörper ist vorgebeugt Sie ist interessiert, offen Der Oberkörper ist zurückgeneigt Sie ist zurückweichend, verschlossen Die Beine sind zum Partner hin übereinandergeschlagen Die Beine sind vom P. weg übereinander geschlagen Sie vermittelt Zuwendung Sie grenzt sich ab Upper Hand In der Politik spielen viele Gesten dahingehend eine Rolle, dass mit diesen Machtpositionen suggeriert werden, die in Wirklichkeit vielleicht garnicht bestehen. Zu diesen Gesten gehört die „Upper Hand“. Wenn sich zwei Politiker unter Kamerabeobachtung die Hand geben, so besteht für die rechts stehende Person derVorteil, dass sie beim Händereichen den Handrücken oben hat. Diese Geste suggeriert die eben genannte, höhere Machtposition, im Prinzip ein „ich beherrsche dich!“ Politiker, die um die Bedeutung dieser Geste wissen, versuchen bewusst eine Situation herbeizusteuern, in der sie von rechts kommend dem anderen Politiker die Hand geben können. Einstieg: „Der Satz“ Jede TN nimmt sich willkürlich eine Zeitung und sucht innerhalb von 30 Sekunden einen ansprechenden, max. 2-3-zeiligen Satz heraus Die LL gibt nun der Reihe nach Gemütszustände vor, in Verbindung derer die TN nur den einen Satz etwa 1min vorlesen sollen, während sie kreuz und quer durch den Raum gehen: o …normal lesen o …flüsternd o …schreiend o …euphorisch o …traurig o …beleidigt o Zu zweit zusammen: …im Streit …Wiedersehen nach langer Zeit …gegenseitiges Erzählen einer lustigen Geschichte (Liste beliebig erweiterbar) Im Anschluss Auswertung im Plenum: Was ist euch aufgefallen? Welche Unterschiede habt ihr beobachtet in Mimik, Gestik, Stimme? Habt ihr euch auch unterschiedlich bewegt? Haben sich alle in etwa gleich unterschiedlich bewegt? Ergebnisse auf Flipchart festhalten Dabei soll deutlich werden, dass grundsätzlich in Mimik, Gestik und Stimme unterschieden werden kann und Menschen sich in best. Zuständen etwa gleich verhalten (= natürliche Rollenspieler) Schwerpunkt 1: Wirkung von Mimik, Gestik und Stimme Einteilung der Gruppe in 2-3 Kleingruppen (je nach Größe) o Arbeitsauftrag: Notiert bei den verschiedenen Videos stichpunktartig Auffälligkeiten nach den bis dato besprochenen Punkten (Mimik, Gestik, Stimme – Orientierung an beschriebener Flipchart) o Video Merkel 1 (3-4min) http://www.youtube.com/watch?v=7Fs3dtDg_gU (Regierungserklärung zur Ukraine 13.03.14) o Video Gysi 1 (3-4min) http://www.youtube.com/watch?v=ezEjykTJjVk (Rede zur Lage in der Ukraine 13.03.14) o Video Merkel 2 (3-4min) (optional) o http://www.youtube.com/watch?v=b7ZMYAwBvvk (Neujahrsansprache 2013) o Video Gysi 2 (3-4min) (optional) o http://www.youtube.com/watch?v=1xatIHA2PSA (Zum Tag der Arbeit 2008) o Im Anschluss Auswertung Erkenntnis soll dabei sein, dass unterschiedliche Verhaltensweisen unterschiedlich ankommen. Analyse „Typ Merkel“ und „Typ Gysi“. Thema Glaubwürdigkeit könnte diskutiert werden. Schwerpunkt 2: Symbolik von Mimik und Gestik Videos werden im Plenum geschaut o Beobachtungsauftrag für Videos: Achtet auf Mimik, Gestik und ggf. Stimme der Akteure – werden unsere bisherigen Erkenntnisse bestätigt? Video Symbolik 1 (ab 0:40), auffällig: o …Gang (selbstbewusst) o …Schulterfassen/Tätscheln von Clinton gegenüber den anderen (Erhabenheitsgeste) o kurze Auswertung Video Symbolik 2 (door game), auffällig: o …Kampf um Reihenfolge bei Türdurchquerung (1.= unterwürfig, letzter= erhaben) o kurze Auswertung: Wer kennt diese Geste? Woher? Ggf. Diskussion: Mann lässt Frau zuerst gehen – Gentleman oder Erhabenheitsgeste? Video Symbolik 3 (nur Ausschnitte): o …8:00 – Blair/Bush: Hierarchie, door game, tätscheln o …10:50 – Bush/Putin: Upper Hand, Tätscheln o - Übung zur Upper Hand: in Partnerarbeit Hand schütteln, von links, von rechts Ablaufplan Zeit/Phase Einstieg (20 Min.) Schwerpunkt 1 (30 Min.) Schwerpunkt 2 (30 Min.) Abschluss (10 Min.) Intention/Ziele - Die TN erkennen, wie unterschiedlich verschiedene Gemütszustände sich auf das Verhalten auswirken - Die TN erkennen, dass der Mensch ein Rollenspieler ist und sich in bestimmten Situationen bestimmte Verhaltensmerkmale angeeignet hat Die TN kennen zwei Beispiele verschiedener Körpersprachtechniken (Videos) und können sich mit den unterschiedlichen Wirkungsweisen auseinander setzen Die TN können das Gelernte in weiteren anschaulichen Videos wiederfinden und darüber hinaus ausgewählte symbolische Gesten kennenlernen/ausprobieren/deu ten Erkenntnisse benennen und mit Alltagssituationen verknüpfen Inhalte „Der Satz“ - Kleingruppen bilden - Videos anschauen, direkter Vergleich - anschließend Auswertung - Videos gemeinsam anschauen - Auffälligkeiten zwischendurch besprechen - Übung zur Upper Hand Abschluss-Plenumsrunde und Fragestellung nach Alltagssituationen Methodik/ Material/Medien Platz im Seminarraum zum Bewegen, eine beliebige Zeitung pro TN, Flipchart Laptop, Beamer, Internetzugang, 1 Plakat + Edding pro Kleingruppe