Nonverbale Kommunikation von Jens Alex, Mirjam Fuchs und Reinhold Waldecker Überblick 1. Definitionen 1.1. Nonverbale Kommunikation - nonverbal oder verbal / analog oder digital - Funktionen nonverbaler Kommunikation - Charakteristika nonverbaler Kommunikation - Kategorien nonverbaler Kommunikation 1.2. 5 Arten der Körpersprache 2. Körpersprache im Unterricht Verständnisvolle Kommunikation ist eine Kunst, die den sozialen Zusammenhalt begünstigt und demokratisches Handeln fördert, im Klassenraum und anderswo. Wer daher die Schüler das Sprechen und Zuhören lehrt, wer sie zum Argumentieren und Diskutieren befähigt, der ist im besten Sinne des Wortes ein Förderer des demokratischen Gemeinwesens. (nach Heinz Klippert) Mimikspiel Inhalt Beziehung überwiegend Worte (digital) Überwiegend nicht verbal (analog) Körpersprache Als nonverbale Kommunikation (lateinisch Verständigung ohne Worte) wird der Teil der Kommunikation bezeichnet, der sich nicht nach den konventionalisierten Regeln einer gesprochenen Sprache ausdrückt, sondern durch Gesten, Ausdruck oder andere nichtsprachliche Zeichen. Auch der Habitus einer Person oder einer sozialen Gruppe hat bedeutsame nichtsprachliche Komponenten. Jedes Verhalten als Reaktion auf etwas oder jemanden ist eine Art der Kommunikation, da jedes reaktive Verhalten Mitteilungscharakter besitzt. Nonverbal oder verbal – analog oder digital „Man kann nicht, nicht kommunizieren.“ (nach Watzlawick) Nonverbale Kommunikation • Unbewusste nonverbale Kommunikation • Teilbewusste nonverbale Kommunikation • Bewusste nonverbale Kommunikation Funktionen nonverbaler Kommunikation • Verstärkung, Betonung • Lenkung, Steuerung des kommunikativen Ablaufs • Wiederspruch, Relativierung • Ausdruck von Gefühlen • Mitteilung über die eigene Persönlichkeit • Mitteilung von Einstellungen zum Mitmenschen • Gemeinschaftsbindung • Riten und Zeremonien • Einflussnahme und Manipulation Charakteristika nonverbaler Kommunikation • nonverbale Zeichen sind unstrukturierter als verbale • nonverbale Zeichen sind unbestimmter als verbale • nonverbale Kommunikation ist unbegrenzter als verbale • nonverbale Zeichen lassen sich weniger gut steuern (sind weniger absichtsvoll, weniger zielgerichtet) als verbale Kategorien in denen sich nonverbale Kommunikation abspielt: • kinästhetisch (z.B. streicheln) • visuell (z.B. winken) • auditiv (z.B. husten) • olfaktorisch ( z.B. duften) • gustatorisch (z.B. küssen) Worte Körpersprache 7% Stimme 55% 38% „Der Mensch ist ein auf vielen Ebenen kommunizierendes Wesen, das manchmal auch spricht.“ (Ray L. Birdwhistell) „Eine Viertelsekunde reicht, und der Mensch hat sein Vorurteil über den Mitmenschen gefällt.“ (Der Spiegel 1999) Der erste Eindruck, den eine unbekannte Person macht hängt nur zu 10% von dem ab, was sie sagt; d.h. der Eindruck hängt zu 90% von dem ab was sie ohne Sprache durch Mimik, Gestik, Körperhaltung, Kleidung, Parfüm, etc. vermittelt. Selbst wenn uns die Person besser bekannt ist, bestimmen die nonverbalen Signale immer noch 60% des Eindrucks. Unser Gehirn ist so beschaffen, dass es beim Anblick einer Person in Sekundenschnelle entscheidet: •was wir von dieser Person halten •welche Eigenschaften wir dieser Person zuschreiben oder absprechen •ob wir sie sympathisch finden •als langweilig, arrogant, unehrlich, intelligent, fair,... einstufen. Blickkontakt Paraverbale Mimik Zeichen Staffage räumliche Distanz Pantomimik Berührung Fünf Arten der Körpersprache • Mimik • Blickkontakt • Gestik • Körperhaltung • Körperkontakt und Distanzverhalten Mimik „Vultus loquitur quodcumque tegis – deine Miene spricht aus was auch immer du verheimlichst“ (Seneca) Als Mimik werden die sichtbaren Bewegungen der Gesichtsoberfläche bezeichnet. Die Mimik besitzt in folgenden Bereichen eine besondere Relevanz: • Eine Mimik ist Ausdruck von einer bestimmten Emotionalität & unwillkürliche Art von Selbstkommunikation • hat Ausdrucks- und Appellfunktion • und gibt Aufschluss über individuelle Eigenheiten eines Menschen aufgrund seiner personenspezifischen Eigendynamik und Bewegung. Mimik • Signale der Augen, Augenbrauen, Mund, Nase und Haut • teilweise bewusst und unbewusst (Lächeln/Erröten) • Mimik und Blickkontakt dienen primär der Kommuikation von Gefühlen • ergänzt und erläutert Gesprochenes • signalisiert Aufmerksamkeit • hilft den Kommunikationsprozess aufrecht zu erhalten • Lehrer kann Schüler eigenes Befinden vermitteln Bewertet die folgenden 12 Bilder hinsichtlich der gezeigten Mimik. Welche Funktionen kann Mimik im Unterricht einnehmen? Gestik Die Hände sind das sensibelste Werkzeug und die ausdrucksstärksten Glieder (Samy Molcho) Gestik, im Sinne von kommunikativen Bewegungen, insbesondere der Arme und Hände, wird sowohl lautsprachersetzend wie auch lautsprachbegleitend bzw. lautsprachunterstützend eingesetzt. Man kann Gesten unterscheiden in: • lexikalisierte Gesten (z.B. Reiben der Fingerspitzen für Geld) • Zeigegesten (Deixis) • ikonische Gesten (z.B. nachahmende Gesten) Gestik dient zur bildhaften Vorstellung. Gestik • Hände, Arme, Füße, Beine • eng mit dem Sprechen verknüpft • ausmalende und unterstreichende Funktion (Illustration) • Embleme sind vereinbarte Bedeutungsträger, wie z.B. sich im Unterricht melden, Tramperzeichen • Körpersprache ist durch eigene Körpergeschichte von Kindheit an geprägt, kann nur durch viel Übung überformt werden • Lehre müssen in einem langen Lernprozess eine bewusste Kontrolle über die Gestik bekommen; weitere Beispiele sind Verkehrspolizisten, Dirigenten, .... Blickkontakt • Pflege von Beziehungen und Steuerung des Unterrichtsablaufs • effektiv, durch Blicke kann viel Aufmerksamkeit erweckt werden • kann zeitgleich gesendet und empfangen werden • zu Beginn des Unterrichts sollte der Lehrer zunächst in die Runde der gesamten Klasse schauen Körperhaltung • Haltung drückt den sozialen Status einer Person aus • dient der Sicherung der Machtbalance zwischen Schülern und Lehrer, d.h. der Lehrer sollte stehen wenn er etwas vermitteln will; er kann sitzen, wenn die Gruppe diskutieren oder etwas selbst erarbeiten soll Welches Verhaltensmuster dieses Lehrers ist für Schüler besser, links oder rechts? Warum? Wie wirkt der Lehrer auf euch in den drei Konstellationen? Welche körpersprachliche Botschaft kommt bei euch jeweils an? Wie wirkt der Lehrer auf euch in den vier Konstellationen? Welche körpersprachliche Botschaft kommt bei euch jeweils an? Wie würdet ihr euch in dieser Situation als Schüler fühlen, links und rechts? Welche Signale setzt die Lehrerin für euch mit ihrem jeweiligen Verhaltensmuster? Welches Verhaltensmuster der Lehrerin wäre euch als Schüler angenehmer bzw. unangenehmer? Links oder rechts? Warum? Wie würdet ihr euch in dieser Situation als SchülerIn fühlen? Welche Signale setzt die Lehrerin für euch mit ihrem hier gezeigten Verhaltensmuster? Körperkontakt • Grenzwert der Intimzone • Statushöhere verfügen in Kommunikationssituationen über mehr Raum als Statusniedere • Statushöhere besitzen mehr Berührungsprivilegien als Statusniedere • Sportlehrer müssen z.B. bei Hilfestellungen Körperkontakt aufnehmen E.T. Hall: Raum Distanz Modell: • öffentliche Zone: 4m und mehr Abstand ( je größer das gesellschaftliche Gewicht eines Menschen desto eher besteht ein größerer Abstand; ein Durchbruch kann als Gunstbeweis gedeutet werden) • soziale Zone: 1,2m-4m Abstand ( ein großer Tisch stellt die Grenze zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dar) • persönliche Zone: 1,2m-0,35m Abstand (wenn eine engere Beziehung zwischen den Menschen besteht • Intimzone: 0,35m-0m Abstand (zwischen Freunden, Partnern und Verwandten Wie wirkt die Lehrerin auf euch in den drei Konstellationen? Welche Konstellation ist für die meisten Schüler wohl am angenehmsten? 1. Formuliert bitte Regeln einer gelungenen Körpersprache eines Lehrers im Unterricht. 2. Was sollte der Lehrer hinsichtlich nonverbaler Kommunikation im Unterricht beachten? Die 10 Gebote der Körpersprache im Unterricht 1. Keine Verletzung der Intimdistanz 2. Blickkontakt – Anfangsblick, zur Eigenmotivation einen möglichst motivierten Schüler öfter anschauen 3. Kein Anstarren (5 Sekunden) 4. Ruhige, offene Handbewegungen – Achtung Handgesten, besser mit offener Hand als mit dem Zeigefinger auf etwas verweisen 5. Kein „Herumtigern“ in der Klasse – richtiger Standort ist vor den Schülern, langsam auch mal den Platz wechseln 6. Direktes Herantreten vermeiden 7. Niemals von „oben herab“ erklären – möglichst neben den Schüler stellen und auf seine Blickhöhe begeben 8. Keine Tafelkommunikation 9. Vorsicht beim Barriereaufbau – Lehretische und Geräte dienen nicht der Verschanzung 10. Klare, deutliche Aussprache und Sichtbarkeit – nicht auf dem Stuhl kleben