GROSSER RAT GR.15.179-1 VORSTOSS Interpellation der CVP-Fraktion (Sprecherin Marianne Binder-Keller, Baden) vom 18. August 2015 betreffend zeitgemässe und familienfreundliche Stundenplangestaltung, respektive neue "Öffnungszeiten" unserer Schulen Text und Begründung: Das Thema Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsleben beschäftigt die politische Agenda. In knapp 75 % aller Familien gehen beide Elternteile neben der Familienarbeit (in unterschiedlichen Pensen) einer Erwerbsarbeit nach. Gefragt ist folglich ein gutes Angebot an ausserhäuslichen Betreuungsstrukturen. Für diese sollen im Aargau gemäss dem Willen grosser politischer Kreise die Wohngemeinden besorgt sein, (siehe Initiative des Lehrerverbandes, Gegenvorschlag der Regierung, Volksinitiative der CVP). Diese Vorschläge zur familienergänzenden Betreuung enthalten ein Obligatorium, unterscheiden sich jedoch in den Vorstellungen bezüglich Auflagen und Kosten für das Gemeinwesen. Die CVP ist überzeugt, dass gute familienergänzende Betreuungsstrukturen der gesellschaftlichen Realität entsprechen, und – im Besonderen auch bedingt durch den zunehmenden Druck, Fachkräfte im Inland zu rekrutieren – volkswirtschaftlich notwendig werden und zur Standortpolitik gehören. Deshalb ist es vertretbar, die Gemeinden in die Verantwortung einzubeziehen bei der Sicherstellung der Tagesbetreuung für diejenigen Kinder, welche eine solche benötigen. Möglichst tiefe Kosten für das Gemeinwesen bilden jedoch eine Voraussetzung. Ein zentraler und einfacher Hebel dazu liegt bei den öffentlichen Schulen und verbesserten Stundenplänen. Wenn die Gemeinden schon verpflichtet werden sollen, Betreuungsangebote sicher zu stellen, bilden bezüglich Kostenoptimierung zeitgemässe Stundenpläne und eine familienfreundliche Tagesorganisation eine wesentliche Rolle. Diese Organisation muss so gestaltet sein, dass möglichst wenig zusätzliche Betreuung neben der Schule anfällt. Wer Kosten sparen will, sollte sie am besten gar nicht entstehen lassen. Die Schweizerischen Stundenpläne an den öffentlichen Schulen, insbesondere an den Aargauischen, erfordern anders als im Ausland einen grossen organisatorischen Aufwand für die Eltern unabhängig davon, ob diese einer ausserhäuslichen Erwerbsarbeit nachgehen. Sie könnten ohne grosse zusätzliche Kosten von den Schulen abgefangen werden mit anderen "Öffnungszeiten" in den Mittags-und Randstunden und einem möglichst kostenneutralen Betreuungsmanagement, das jede Schule zusammen mit der Gemeinde gemäss den individuellen lokalen Bedürfnissen übernimmt. Das bedeutet: auch die Schulen werden in die Verantwortung einbezogen, eine sinnvolle Tagesbetreuung sicherzustellen, indem sie verpflichtet werden, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Stundenpläne zu gestalten, die familienfreundlich sind. Es bedeutete den längst fälligen Paradigmenwechsel wonach sich nicht nur Eltern nach der Schule zu richten haben, sondern die Schulen auch nach Eltern. Ausserdem ist ein verlässlicher Tagesrhythmus wie weltweit an allen Schulen üblich mit geregeltem Tagesplan für Kinder auch pädagogisch sinnvoll. Sich täglich auf einen neuen Zeitplan einzustellen, bringt sicherlich dem Familienalltag keinen Mehrwert. In Konsequenz dieser Überlegungen bitten wir den Aargauischen Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen: 1. Teilt der Regierungsrat die Meinung, dass bei der Gestaltung der Stundenpläne grosses Optimierungspotenzial herrscht und dass diese den heutigen Bedürfnissen der Eltern hinsichtlich der besseren Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsleben angepasst werden müssen? Sind für solche Stundenpläne neue rechtliche Grundlagen nötig? Wenn ja, ist der Regierungsrat bereit, solche zu schaffen? 2. Ist der Regierungsrat bereit, den Schulleitungen eine aktivere Rolle in der Schulorganisation im Hinblick auf die Tagesgestaltung der Kinder zu gewähren? Dazu müssen die Stundenpläne optimiert und in Absprache mit den Gemeinden gestaltet werden. Diese Tagesgestaltung soll den lokalen Bedürfnissen angepasst sein. 3. "Offene Schulhäuser" bilden eine organisatorische Massnahme im Dienste der besseren Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsleben. Sie sind ein Angebot für alle Kinder, die teilweise oder täglich eine Tagesbetreuung benötigen. Teilt der Regierungsrat diese Haltung? Sieht der Regierungsrat Möglichkeiten, den Schulgebäuden eine bessere Nutzung aufzuerlegen, indem diese Schülerinnen und Schülern auch über Mittag und in den Randstunden zur Verfügung stehen. 4. Ist der Regierungsrat bereit, analog zur Stadt Zürich mit möglichen Schulen Schulversuche zu starten, welche einen Ganztagesbetreuung sicherstellen analog zu Privatschulen mit eventueller Einbindung von Lehrpersonen (Prüfung von anderen Präsenzzeiten) und Privatpersonen. 5. Sieht der Regierungsrat Möglichkeiten in Public Private- Partnerschaftsmodellen (PPP) Vereinbarungen zu schliessen mit Privatschulen, welche eine Tagesbetreuung anbieten? 6. Im Kanton Aargau entscheiden die Gemeinden über Blockzeiten. Welches sind die Überlegungen, weshalb diese nicht generell zur Stundenplangestaltung gehören? Wäre der Regierungsrat gewillt, generell Blockzeiten einzuführen? 2 von 2