Die Arbeit an der Energiewende – Akteure und Netzwerke Köln, 08. Dezember 2012 Karlheinz Röcher, Projektentwickler für Energiegenossenschaften, Bergkamen Versuch einer Problembeschreibung Reden wir von Akteuren, die sich mit professionellen Möglichkeiten dem Thema stellen (somit auch teilweise oder vollständig ihre private Existenz damit begründen können..) oder von Akteuren, die quasi „idealistisch“ in ihrer „Freizeit“ z.B. eine Energiegenossenschaft führen und versuchen, Erneuerbare-Energien-Projekte zu realisieren? (.. dazu auch in der Sonderbeilage „Energie“ der Süddeutschen Zeitung v. 05.12.2012 im Beitrag „Direkt beteiligt“ ..) Meine Erfahrungen resultieren zum einen aus der Gruppe der „Idealisten“ um die gerade erst gegründeten Energiegenossenschaften sowie einiger „Einzelkämpfer“ im Bereich der Bürger-Windkraft-Anlagen (Windparks) / Solarprojekte, die damit teilweise oder auch ganz ihre private Existenzgrundlage bestreiten. THESEN: 1. Die Energiegenossenschaften können in aller Regel nur in der „Freizeit“ entwickelt werden – und der aktive Kern besteht häufig nur aus 1,2 oder 3 Leuten. 2. Die erfolgreiche Entwicklung neuer Projekte (Akquise von Dachflächen für Photovoltaikanlagen, Akquise von Konversionsflächen für große PV-Anlagen, Vorverträge für geeignete Flächen zur Errichtung von Windkraftanlagen, …) ist sehr zeitaufwändig und setzt in aller Regel eine sehr gute regionale Vernetzung mit Politik u. Verwaltung voraus. 3. Mit dem „Erfolg“ der Erneuerbaren Energien in Deutschland und dem Staatsziel „Energiewende“ gerät die bisher von vielen Bürgern durch deren Investit-ionen initiierte Energiewende in die Interessensphäre der großen nationalen Energiekonzerne sowie der kommunalen Stadtwerke, die nach ihrem Selbstverständnis quasi schon die „Bürgerbeteiligung“ sind. Die Folge: Es wird immer schwieriger für die „Idealisten“, attraktive Projekte zu realisieren, weil die „Profis“ schon da sind (z.B. Vorverträge für Windvorranggebiete in der Tasche haben..oder mit der Stadt-/Gemeindeverwaltung bestens vernetzt sind...) und allenfalls dann bereit sind, den Bürgern Feigenblatt mäßige „Brosamen“ anzubieten. Problem: Wie kann es gelingen, dass sich noch viel mehr Bürger und Bürgerinnen aktiv in diese Entwicklung einmischen und „echte Bürgerbeteiligung“ nicht nur einfordern, sondern auch durchsetzen (können)? 1 4. Wenn Energiegenossenschaften sich auf das Feld „Windenergie“ begeben, ergibt sich ein noch größer Aufwand an Zeit, Vernetzung und Beratungs-bedarf. Es macht Sinn, mit „Einzelkämpfer-Profis“, die selbst „Bürger-Wind-Anlagen“ (z.B. als GmbH & CoKG) betreiben, zu kooperieren, um ein überzeu-gendes Konzept – Stichwort: regionale Wertschöpfung - entwickeln und in der Öffentlichkeit vertreten zu können – vgl. www.rothaarwind.de, www.windinvestor.de. 5. Abseits der Öffentlichkeit, aber durchaus im Blickwinkel der Landespolitik (NRW), plant der hoch subventionierte Konzern RAG Deutsche Steinkohle sein großes Flächenpotential (z.B. Bergehalden im Ruhrgebiet) in Kooperation mit RWE zur Entwicklung Erneuerbarer-Energien-Projekte (Windkraft, PV-Anlagen, und wenn es sich lohnt Pumpspeicherkraftwerke..) zu nutzen und sich nach 2018 in eine „grüne RAG“ zu verwandeln. Ohne Bürgerbeteiligung in Form von zu gründenden regionalen Energiegenos-senschaften an den ehemaligen Zechenstandorten an diesen Projekten wäre nichts gewonnen. Hier ist die NRWLandespolitik – und zwar partei-übergreifend – gefordert. Die einzelnen Bürger vor Ort werden es in diesem Fall nicht „richten“ können. 6. Die Energiegenossenschaften suchen nach Lösungen, wie sie mit ihren PVAnlagen ihre Mitglieder zu attraktiven Konditionen mit Strom beliefern können. Dieses wird in großem Stil nur gelingen können, wenn der Gesetz-geber dafür die Rahmenbedingungen schafft und insbesondere die steuer-lichen Belastungen im Energiebereich mit der Klimaschädlichkeit koppelt. Also: Klimaschädliche Energieproduktion und -verbrauch belastet – Öko-stromproduktion und -verbrauch entlastet. 7. Wenn die „Energiewende“ mehrheitlich politisch auch als „Bürger-Energiewende“ gewollt wird, müssen die Landeshaushalte sowie möglicher Weise ESFFördertöpfe Mittel zur Verfügung stellen, um Personal einzustellen, das sich um die vielen neu entstandenen Energiegenossenschaften professionell kümmert, d.h. deren Projektwicklung berät und begleitet und darüber hinaus die Neugründung von Energiegenossenschaften initiiert. 2