Heike Gentner von Genfood: „Die Landwitschaft hat auch in Zeiten des Klimawandels die Aufgabe die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Dafür braucht es resistente Pflanzen. Wir stellen solche Pflanzen her. Mit Tests sorgen wir dafür, dass dies ohne Gefahren für Mensch und Umwelt passiert.“ 1. Vier Beispiele für gentechnisch veränderte Nutzpflanzen: Pestizid-resistenter Raps Pestizid-resistenter Raps enthält ein Gen, das es der Pflanze ermöglicht, einem bestimmten Unkrautvernichtungsmittel zu widerstehen. Dieses Gen stammt aus einem Bakterium, das von Natur aus in der Lage ist, bestimmten Pestiziden zu widerstehen. Der Landwirt kann nun solche Felder mit dem betreffenden Pestizid „spritzen" und so die meisten unerwünschten Pflanzen auf dem Feld vernichten, ohne den Raps zu schädigen. Vorteile: Der Landwirt kann größere Mengen anpflanzen, weil es nun leichter ist, Schädlinge zu bekämpfen. In einigen Fällen kann der Landwirt ein umweltfreundlicheres Spritzmittel einsetzen. Der Landwirt kann weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen, was ebenfalls der Umwelt zugute kommt. Nachteile: Die neuen Gene aus dem Raps könnten auf andere Pflanzen übertragen werden, die dann ebenfalls pestizid-resistent werden könnten. Der Einsatz des betreffenden Pflanzenschutzmittels würde sinnlos. Manche „Unkräuter" sind nahe mit Raps verwandt und der Raps-Pollen kann diese Pflanzen bestäuben. So könnten Resistenzgene aus dem Raps z.B. auf die Kohlrübe oder Wruke, ein in Rapsfeldern häufiges Unkraut, übertragen werden. Ein pestizidresistentes Unkraut wäre entstanden. Mais, Sojabohnen und Zuckerrohr sind weitere Beispiele für Pflanzen, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel resistent sind. Mais mit „eingebautem" Schutz gegen Schadinsekten So genannter Bt-Mais ist gentechnisch so modifiziert, dass er selber ein Gift herstellt, das schädliche Insekten vernichtet. Somit ist es für den Landwirt nicht nötig, diese Maisfelder mit Insektiziden zu „spritzen". Der genetisch modifizierte Mais heißt Bt-Mais, weil das neue Gen aus der Bakterienart Bacillus thuringiensis stammt. Vorteile: Der Landwirt muss keine Insektizide für die Vernichtung der Pflanzenschädlinge einsetzen. Die Umgebung wird somit nicht durch große Mengen schädlicher Chemikalien belastet. Der Landwirt selber wird nicht länger dem giftigen Insektizid ausgesetzt. Nachteile: Bei der Verwendung von Insektiziden besteht in jedem Fall das Risiko, dass die Schadinsekten über kurz oder lang gegen das eingesetzte Insektizid resistent, d.h. unempfindlich, werden. Dies passiert unabhängig davon, ob das Insektizid von außen „gespritzt" oder vom Mais selber produziert wird. Der gentechnisch modifizierte Mais vergiftet die Insekten jedoch über einen längeren Zeitraum als der Landwirt, der nur ein- oder zweimal während des Anbaus „spritzt". Die Gefahr, dass sich die Insekten an das Gift gewöhnen, ist größer. Wenn die Schadinsekten resistent werden, kann das entsprechende Gift auch als Spritzmittel nicht mehr eingesetzt werden. Auch andere Insekten als die Mais-Schädlinge könnten durch das vom Bt-Mais produzierte Gift getötet werden. Dies könnten z.B. Insekten sein, die die Schadinsekten fressen. Oder schöne Insekten wie beispielsweise Schmetterlinge. In den USA, wo große Mengen von Bt-Mais angebaut werden, gibt es viele Diskussionen über eventuelle schädliche Auswirkungen von Bt-Mais auf den Monarch-Schmetterling. Weitere Beispiele für Pflanzen, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie selber Insektizide herstellen, sind Baumwolle und Kartoffeln. „Golden Rice"(„Goldener Reis") „Golden Rice" ist eine Reisart, die gentechnisch so verändert wurde, dass die Reiskörner Vitamin A enthalten. Genauer gesagt enthält der Reis Beta-Karotin, das im Körper in Vitamin A umgewandelt wird. Der Verzehr von „Golden Rice" führt also dazu, dass der Körper mehr Vitamin A bekommt. Beta-Karotin ist ein Farbstoff. Es verleiht Karotten ihre orange-rote Farbe, und es macht diesen gentechnisch veränderten Reis goldfarben. Damit der Reis Beta-Karotin erzeugen kann, wurden ihm drei neue Gene übertragen: zwei aus Narzissen und eines aus einer Bakterienart. Vorteile: „Golden Rice" könnte für die arme Bevölkerung in einigen unterentwickelten Ländern einen besonderen Vorteil bringen. Viele Menschen auf dieser Welt sind gezwungen, sich extrem einseitig zu ernähren, was zu einem Mangel an essentiellen Vitaminen führt. Dies hat zur Folge, dass viele Menschen sterben oder, im Falle von Vitamin AMangel, erblinden. In Teilen Asiens, wo die Mehrheit der Bevölkerung von der sprichwörtlichen „Schale Reis am Tag" leben muss, könnte „Golden Rice" eine wesentliche Verbesserung bringen. Nachteile: Kritiker befürchten, dass die Bauern in den unterentwickelten Ländern durch den Anbau gentechnisch modifizierter Pflanzen zu stark vom reichen Westen abhängig werden. In der Regel sind es die großen Privatunternehmen im Westen, denen die Mittel zur Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen zur Verfügung stehen. Normalerweise werden diese Pflanzen so modifiziert, dass sie steril sind und die Bauern aus ihnen kein Saatgut für das nächste Jahr erzeugen können. Dadurch werden die Landwirte gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut von den Unternehmen zu kaufen. Einige Gentechnik-Gegner betrachten „Golden Rice" als den Versuch, Gentechnik in der Landwirtschaft gesellschaftlich akzeptabler zu machen. Sollte dies gelingen, so fürchten die Gentechnik-Gegner, werden die Unternehmen dazu übergehen, weitere Pflanzen gentechnisch zu verändern, die dann vor allem dem Profit der Unternehmen dienen. Dies könnte dann letztendlich zu einer Situation führen, in der alle „guten", profitablen Nutzpflanzen-Sorten einigen wenigen Großunternehmen gehören. Lange haltbare Tomaten Die lange haltbare „Flavr-Savr"-Tomate kam 1994 in den USA auf den Markt und war das erste gentechnisch modifizierte Lebensmittel, das die Verbraucher in den Läden kaufen konnten. Sie ist gentechnisch so verändert, dass sie für lange Zeit fest und frisch bleibt. Dies wurde dadurch möglich, dass durch ein zusätzliches Gen die Bildung der Substanz, die Tomaten „matschig" werden lässt, unterdrückt wird. Vorteile: Sonnengereifte, rote Tomaten sind zu empfindlich, um lange Transportwege zu überstehen. Daher werden Tomaten normalerweise grün gepflückt, gekühlt transportiert und „nachgereift". Darunter leidet leider der Geschmack. „Flavr-Savr"-Tomaten können dagegen rot und natürlich gereift geerntet und transportiert werden und schmecken deshalb besser. Die Erzeuger haben außerdem den Vorteil, dass alle Tomaten zum gleichen Zeitpunkt geerntet werden können. Nachteile: Aufgrund des Entwicklungsprozesses enthielten die ersten entwickelten gentechnisch veränderten Tomaten auch fremde Gene, die den Organismus, der sie besitzt, gegen bestimmte Antibiotika resistent, d.h. unempfindlich, machen. Antibiotika werden von Ärzten und Tierärzten benötigt, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Sollten nun Antibiotika-Resistenz-Gene aus gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf Tiere und Menschen übergehen, könnte das zu ernsten Schwierigkeiten bei der Behandlung von Infektionskrankheiten führen. Heute ist es möglich, sowohl Tomaten als auch andere Organismen gentechnisch modifizieren, ohne dabei AntibiotikaResistenz-Gene zu hinterlassen. Weitere Beispiele für Lebensmittel, die von Wissenschaftlern gentechnisch verändert wurden, um sie länger haltbar zu machen, sind Erdbeeren, Ananas, Paprika und Bananen. 2. Ist es ungefährlich gentechnisch veränderte Lebensmittel anzubauen? Es ist schwer, die Gesamtrisiken der Gentechnik in der Landwirtschaft abzuschätzen. Vor allem über die Langzeitfolgen können sich auch Wissenschaftler nicht sicher sein, da es den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen erst seit relativ kurzer Zeit gibt. Es kann keine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach den Folgen des Anbaus gentechnisch veränderter Nutzpflanzen für die Umwelt geben, da Pflanzen unterschiedlich sind und auch die Risiken von Pflanze zu Pflanze variieren. Folglich müssen gentechnisch veränderte Pflanzen individuell betrachtet werden. Damit eine gentechnisch veränderte Nutzpflanzensorte in Europa zugelassen werden kann, muss sie ein Verfahren zur Abschätzung der Umweltrisiken durchlaufen. Dabei werden unter anderem folgende Punkte berücksichtigt: Folgen für die Umwelt: Kann sich beispielsweise die betreffende gentechnisch veränderte Pflanze in der Umgebung ausbreiten und Gene an verwandte Arten übertragen? Konsequenzen für die Landwirtschaft: Besteht z.B. durch den Anbau der betreffenden gentechnisch veränderten Pflanze ein erhöhtes Risiko, dass sich Resistenzen gegen heute eingesetzte Pflanzenschutzmittel entwickeln und diese dadurch wirkungslos werden? Konsequenzen für die Gesundheit: Könnten z.B. Teile einer gentechnisch veränderten Pflanze durch die Modifikation giftig geworden sein? Wenn die zuständigen Behörden zu dem Schluss kommen, dass die betreffende gentechnisch veränderte Nutzpflanze ein Risiko für die Umwelt oder die Gesundheit des Menschen darstellen könnte, wird diese Nutzpflanze nicht für den Anbau zugelassen. 3. Ist es ungefährlich gentechnisch veränderte Lebensmittel zu essen? Die EU trägt dafür Sorge, dass es in Europa keine gentechnisch veränderten Lebensmittel auf den Markt kommen, die eine Gefahr für den Verbraucher darstellen. Bevor gentechnisch veränderte Lebensmittel in Europa verkauft werden dürfen, müssen sie von der EU genehmigt werden. Damit ein gentechnisch verändertes Lebensmittel in Europa zugelassen werden kann, muss es eine so genannte Lebensmittelrisiko-Bewertung passieren. Dabei werden unter anderem folgende Punkte berücksichtigt: Gibt es einen Unterschied zwischen dem gentechnisch veränderten Lebensmittel und seinem nicht-gentechnisch modifizierten Äquivalent? Unter anderem werden hierbei Fett-, Protein- und Vitamingehalt verglichen und der Gehalt an Giftstoffen überprüft. Könnten neue Substanzen oder veränderte Mengen von Bestandteilen in den gentechnisch veränderten Lebensmitteln den Verbraucher gefährden? Wurden die Nährwertparameter verändert? Könnten die veränderten Lebensmittel allergische Reaktionen hervorrufen oder sogar giftig sein? In einigen Fällen werden die gentechnisch veränderte Lebensmittel in Versuchsreihen an Versuchstieren verfüttert. Es ist allerdings schwer, genau wissen, was die Zukunft bringen wird, oder alle möglichen langfristigen Folgen des Verzehrs gentechnisch veränderter Lebensmittel vorherzusagen. Seit 1994 das erste gentechnisch veränderte landwirtschaftliche Erzeugnis, in den USA auf den Markt kam, sind viele Produkte dazugekommen und der Verzehr gentechnisch veränderter Lebensmittel ist in vielen Ländern zur Normalität geworden. Dennoch ist die Zeitspanne, in der Menschen gentechnisch veränderte Lebensmittel essen, bisher vergleichsweise kurz und es könnte sein, dass es Langzeitfolgen geben wird, von denen wir bisher schlicht nichts wissen. Am längsten sind gentechnisch modifizierte Lebensmittel in den USA auf dem Markt und mittlerweile essen die meisten US-Amerikaner täglich gentechnisch veränderte Lebensmittel. Es wird geschätzt, dass rund 65% der in amerikanischen Supermärkten erhältlichen Produkte gentechnisch veränderte Bestandteile in mehr oder weniger großem Umfang enthalten. Gutachten in den USA haben gezeigt, dass viele Amerikaner ein recht entspanntes Verhältnis zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln haben. Sie gehen davon aus, dass der Verzehr ungefährlich ist, da sie diese Produkte seit Jahren essen, ohne krank geworden zu sein. Quelle: http://www.bionetonline.org/deutsch/content/ff_cont3.htm