Informationsdienst Wissenschaft - idw – Pressemitteilung Netzwerk

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Informationsdienst Wissenschaft - idw – Pressemitteilung
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung, Sebastian Tilch,
Erste Berichte
Mitverfasser
des
Weltbiodiversitätsrats:
Deutsche
Biodiversitätsforschende
sind
Vom 22. bis 28. Februar treffen sich die Vertreter der 124 Mitgliedstaaten des
Weltbiodiversitätsrates IPBES in Kuala Lumpur. Vorderstes Ziel der 4. Vollversammlung ist
die Annahme der ersten wissenschaftlichen Berichte durch die Politikvertreter. Diese
beschreiben unter anderem die globale Bedeutung der Bestäuber für die Nahrungssicherung
und benennen die Ursachen des starken Schwundes sowie mögliche Maßnahmen. „Ein
Gelungener Bericht", meint Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
UFZ, koordinierender Leitautor des Bestäuberberichtes, im Interview. NeFo verfolgt die
Vollversammlung vor Ort und analysiert die wichtigsten Ereignisse und Beschlüsse im NeFoBlog.
Nachdem in den letzten Jahren die IPBES-Vollversammlungen (Intergovernmental SciencePolicy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) vor allem Beschlüsse zu den
Strukturen und Abläufen auf der Agenda hatten, werden beim diesjährigen 4. Plenum
(IPBES-4) in Malaysia nun erstmals konkrete Inhalte präsentiert. So sollen die ersten beiden
wissenschaftlichen Assessments zu Bestäubern, Bestäubung und deren Rolle zur Ernährung,
sowie Empfehlungen zur Nutzung von Zukunftsszenarien und Modellen für die politische
Entscheidungsfindung, von den Politikvertretern verabschiedet werden.
„Es ist ein guter Bericht geworden, der ein hohes Potenzial hat, politisch ernst genommen zu
werden", meint Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ in Halle.
Er ist koordinierender Leitautor des Kapitels „Triebkräften des weltweiten
Bestäuberrückgangs" und Mitautor der Zusammenfassung für Politikschaffende, die in Kuala
Lumpur vom Plenum Zeile für Zeile diskutiert werden wird. Die Voraussetzungen sind
deshalb so gut, da der Bericht unter Beteiligung sowohl von Regierungen als auch
Interessenvertretern wie Naturschutzverbänden und Industrie entstanden ist. „Dennoch
enthält er klare und direkte Aussagen, die politisch durchaus etwas bewirken können",
betont Settele im Interview mit NeFo.
IPBES wurde 2012 von der UN-Vollversammlung ins Leben gerufen. Das zwischenstaatliche
Politikberatungsgremium im Bereich Naturschutz und Nachhaltigkeit soll das Bewusstsein für
den Wert der biologischen Vielfalt und die Konsequenzen aus ihrem Verlust für das
menschliche Wohlergehen erhöhen. Inhaltlich soll IPBES die globalen Verhandlungen im
Bereich Naturschutzpolitik, speziell im Rahmen der UN-Konvention zur biologischen
Vielfalt (CBD), mit einer einheitlichen Wissensbasis zu den drängendsten Problembereichen
unterfüttern. Denn das schleppende Vorankommen bei der Erreichung der UNBiodiversitätsziele wurde u.a. auf die uneinheitliche und lückenhafte Wissensbasis der
Staatenvertreterinnen und -vertreter bei den globalen Verhandlungen zurückgeführt.
Um die 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Weltregionen arbeiten
derzeit an zwölf Berichten, die sukzessive bis 2019 vorliegen sollen. Ähnlich dem IPCC
erstellen sie dabei keine neuen Studien, sondern bewerten die bestehende Wissenslage. Das
Ergebnis soll ein konsolidierter, von allen Mitgliedstaaten und relevanten Interessengruppen
anerkannter, Überblick über das relevante Wissen verschiedener Bereiche der biologischen
Vielfalt sein. Über die Wissenschaft hinaus sind neben den Regierungen auch andere
Interessensvertreter wie Vertreter von Industrie- und Naturschutzverbänden, aber auch von
indigenen Gruppen am Erstellungsprozess beteiligt.
IPBES hat den Anspruch, als neutrales wissenschaftliches Beratungsgremium im Politikfeld
des Globalen Wandels wahrgenommen zu werden. Die notwendige Politikrelevanz,
Legitimierung und Glaubwürdigkeit soll durch aufwändige demokratische Abläufe beim
Aufbau des Gremiums selbst und der Assessments erreicht werden, etwa durch möglichst
ausgeglichene Beteiligungen von Geschlechtern, Weltregionen und Disziplinen. Besonders
die Einbindung der so genannten Stakeholder (Interessensgruppen- und Wissensträger)
soll die Relevanz der Ergebnisse für die Anwender sicherstellen und größtmögliche
Akzeptanz schaffen.
Dass im Autorenteam des Bestäuberassessments auch zwei Vertreter der
Pflanzenschutzmittelindustrie waren, stieß bereits kurz nach Start des Assessments auf Kritik
einiger nicht beteiligter Forscher. Settele sieht darin allerdings kein Problem. „Die
Diskussionen verliefen überwiegend konstruktiv." Settele, der auch schon am 5. Bericht des
IPCC beteiligt gewesen ist, unterstützt die breite Beteiligung von Stakeholdern zugunsten
erhöhter Politikrelevanz grundsätzlich. „Es geht ja hier auch um Aktionsbereiche der
Industrie, die von solchen Politikprozessen wirtschaftlich betroffen sind. Wenn deren
Sichtweisen gar nicht erst diskutiert werden, fände das Resultat auch nicht entsprechende
Anerkennung."
Stakeholderwissen wird aber auch überall dort interessant, wo die Wissenschaft mit ihrer
Datenlage an ihre Grenzen stößt. Ein flächendeckendes Monitoring zur biologischen Vielfalt
weltweit gibt es nicht, weder zu ihrem Zustand und Entwicklung noch zu den Ursachen des
Rückgangs. Praxiswissen und indigenes Wissen aus generationenlangen Erfahrungen können
hier Langzeitstudien ergänzen und die Berichte mit Vorschlägen zu Maßnahmen wie
alternativen bzw. traditionellen Nutzungsformen anreichern.
Allerdings stellt die systematische Einbindung indigenen und lokalen Wissens in dieser Form
ein Novum dar und stellt für die strenge Qualitätsstandards gewöhnten issenschaftlerinnen
und Wissenschaftler eine gewisse Herausforderung dar. Im Bestäuberbericht wurde
indigenes Wissen vorwiegend anekdotisch genutzt. Es werden Nutzungsbeispiele von Bienen
in verschiedenen Regionen beschrieben. „Damit hatte keiner der Wissenschaftler
Schwierigkeiten – auch wenn die gewohnten Qualitätskriterien fehlten", erzählt Settele.
Hinweis: Das Dokument steht bis zur Verabschiedung durch das IPBES-Plenum unter
Embargo. Josef Settele wird die Verabschiedung durch die Staatenvertreter vor Ort
verfolgen. Darüber hinaus begleiten unsere Mitarbeiter und weitere Expertinnen und
Experten die Verhandlungen z.T. vor Ort im NeFo-Blog und stehen als Ansprechpartner zur
Verfügung.
Zum Interview mit Dr. Josef Settele /www.biodiversity.de/fuerpresse-medien/experteninterviews/5919>
Kontakt:
Sebastian Tilch (NeFo-Pressereferent) am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ
Leipzig
Telefon: 0341-235-1062
E-Mail: [email protected]
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland Projekt zur inter- und
transdisziplinären Vernetzung und Sichtbarmachung der Biodiversitätsforschung in
Deutschland über Institutionsgrenzen hinweg. Es wird gefördert durch das
Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF und maßgeblich durchgeführt durch
das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig – UFZ sowie das Museum für
Naturkunde Berlin (Leibniz-Gemeinschaft).
Unsere tagesaktuelle Auswahl von Pressemitteilungen aus Biodiversitätsforschung und
-politik finden Sie auf /twitter.com/#!/Ne_Fo>
Arten der Pressemitteilung:
Forschungs- / Wissenstransfer Forschungsergebnisse
Sachgebiete:
Biologie
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Politik
Tier- / Agrar- / Forstwissenschaften
Umwelt / Ökologie
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.biodiversity.de/index.php/ipbes/ueber-ipbes/meetings/4-plenum/blog-ipbes-4
NeFo-Infoseite zu IPBES und NeFo-Blog
http://ipbes.net/images/documents/plenary/fourth/working/4_1/IPBES-4-1_EN.pdf
Offizielle IPBES-Webseite mit Agenda zur IPBES-Vollversammlung
http://biodiversity.de/images/stories/startseite/KurzKnapp_Best%C3%A4ubung.pdf
NeFo-Faktenblatt Bestäubung
Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news645926
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1521
-Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw WWW: http://idw-online.de
E-Mail: [email protected]
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