Das Gleichnis vom Säen und Wachsen ist eine bekannte Erfahrung, die wir tagtäglich machen. Wir wissen, es braucht den Samen, es braucht auch eine gute Bodenbeschaffenheit, es braucht ein gutes Umfeld – Regen und Sonne zur rechten Zeit … Und es braucht auch eine gewisse Erfahrung. In einem Samen ist ein ganzes Leben grundgelegt, das wachsen, das reifen, das Frucht bringen will. Es kommt darauf an, wo dieser Samen die Lebensgrundlage bekommt. Auch in unserem Leben ist vieles grundgelegt – auch da kommt es darauf an, in welchem Umfeld wir aufwachsen, welche Einflüsse uns prägen, welchen Herausforderungen wir ausgesetzt sind, mit welchen Menschen wir es zu tun haben … Der Sämann weiß um die Verschiedenheit der „Bodenbeschaffenheit“, er weiß, wo ein Same aufgehen kann und wo nicht. Auch im menschlichen Leben gibt es diese unterschiedliche Beschaffenheit, es gibt unterschiedliche Zeiten und Zonen, Niemand weist nur gutes Erdreich auf. Es gibt auch Zustände, in denen der steinige Weg, der Fels und die Dornen die Vorherrschaft haben. Wo der Mensch mit dem Samen sorglos umgeht, wo er ihn nicht Wurzel fassen lässt, wo er erstickt oder zertreten wird, da gehen Begabungen und Fähigkeiten verloren. Der Sämann zeigt uns, dass wir Boden kultivieren können, dass jeder den Boden seines Lebens kultivieren kann, dass einer sich wandeln und das Erdreich verändern kann. Viele Samen werden über ein Jahr gesät – auch in der Kirche, in einer Pfarre ... Das Aufgehen, Wachsen und Frucht bringen dürfen wir Gott anvertrauen. Ich denke an … Familien, die ihr Kind zur Taufe bringen und darauf vertrauen, dass diese Taufe gut tut, dass der Segen Gottes etwas bewirkt, dass die Gemeinschaft der Kirche eine gute ist. Samen werden ausgesät – das wachsen ist nicht in unserer Hand. Ich denke auch an Kommunionvorbereitung. Die Kinder, die mit Begeisterung sich von Jesus anstecken lassen, die sich von seinen Werten, seiner Lebenseinstellung fesseln lassen … Samen werden ausgesät – das wachsen ist nicht in unserer Hand. Ich denke auch an die Firmlinge, Zeit und Energie wird eingesetzt, um die Vielfalt des Glaubens sichtbar zu machen. Ein gutes Miteinander, die soziale Verantwortung, Solidarität … und die Offenheit für den Geist Gottes … Samen werden ausgesät – das wachsen ist nicht in unserer Hand. Oder ich denke auch daran, wenn 2 Menschen die Hände ineinander legen und sich versprechen, gemeinsam durch das Leben zu gehen. Auch dieser Weg ist nicht voraussehbar, nicht immer planbar und wird über Höhen und Tiefen gehen Samen werden ausgesät – das wachsen ist nicht in unserer Hand. Oder auch von der anderen Seite her gesehen: Da sind Menschen, die ein großes Vertrauen in Gott haben, die regelmäßig im Gottesdienst ihre ganz persönlichen Anliegen vor Gott bringen … da sind solche, die ihrem Alltag durch kleine Gesten des Glaubens, durch kleine Rituale Orientierung und Richtung geben. Samen sind aufgegangen und bringen Frucht. da sind auch jene, die gerade nach Schicksal und Not Halt finden und sich an Gott, am Glauben festhalten, da sind auch jene, die sich von Schicksal, von Not herausfordern lassen und bereit sind, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und zu helfen. Samen sind aufgegangen und bringen Frucht. da sind jene, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl einsetzen in Politik und Kirche, in Vereinen und Organisationen, da sind jene, die mit bauen an einer gute, gesunden Lebensgemeinschaft. Da sind Samen aufgegangen, da ist Frucht herangereift. Samen sind in uns grundgelegt. Welches Kriterium legen wir an, um den „Erfolg“ zu messen? denn wir leben ja heute in einer Zeit in der wir alles zählen, messen, abwiegen wollen. Vielleicht daran, was für ein Bild von Kirche vermittelt wurde – aber das lässt sich nicht messen ... Vielleicht daran, mit wie viel Begeisterung Kinder, Jugendliche, Erwachsene bereit waren, mitzuhelfen – auch das lässt sich nicht messen ... Vielleicht daran, was nach Jahren bzw. Jahrzehnten noch erzählt wird, was so beeindruckt hat – auch da tun wir uns mit dem Messen schwer ... Vielleicht daran, wenn im Miteinander Solidarität spürbar war, ein „guter Geist“, eine gute Atmosphäre – auch da können wir nicht messen ... Vielleicht müssen wir auch gar nicht immer messen, abzählen, Tun und Wirken gegeneinander stellen. Wenn wir ein Samenkorn in der Hand haben, können wir uns fragen, was für ein Geheimnis des Lebens darin grundgelegt ist, wir können es sorgsam bewahren und unser Möglichstes dazu tun, dass dieses Samenkorn aufgeht, wachsen kann und Frucht bringt. Und dann können wir staunen und dankbar sein, was an Begabungen, an Fähigkeiten alles heranwachsen kann.