3. Die christlichen Gemeinde als der Tempel.

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Mein Haus soll ein Bethaus sein.
Texte: Psalm 84; Epheser 2:18-22; Johannes 2:13-22.
In unserem Text geht es um den Tempel, um das Haus Gottes. Mit dem Wort Tempel
können drei unterschiedliche Dinge gemeint sein:
1. Der Tempel in Jerusalem.
2. Der Leibe Jesu als der Tempel.
3. Die christlichen Gemeinde als der Tempel.
1. Der Tempel in Jerusalem.
1.1 Historischer Überblick.
Nachdem die Israeliten das Land durch König David erobert hatten, wurden sie
sesshaft, also hörten auf ein nomadisches Volk zu sein. Die Bundeslade wurde nach
Jerusalem gebracht und David wollte für Gott einen Tempel bauen. Es wurde erst unter
König Salomo gebaut und im Jahre 930 vor Christus eingeweiht. Salomo trat vor den
Altar des HERRN und breitete seine Hände aus gen Himmel und sprach: „HERR, Gott
Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der
du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln
von ganzem Herzen… Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel
und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun,
das ich gebaut habe? Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem
Flehen, HERR, mein Gott, damit du hörst das Flehen und Gebet deines Knechts heute
vor dir: Lass deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der
Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein. Du wollest hören das Gebet,
das dein Knecht an dieser Stätte betet, und wollest erhören das Flehen deines Knechts
und deines Volkes Israel, wenn sie hier bitten werden an dieser Stätte; und wenn du es
hörst in deiner Wohnung, im Himmel, wollest du gnädig sein (1 Könige 8:22-23+2730). Der Tempel konnte nie Gott selber behausen, aber nur seinen Namen. Das meint,
dass man Gott hier durch Gebet und Anbetung begegnen konnte. Dieses war von
Anfang an nicht exklusiv nur für die Israeliten gemeint denn etwas später lesen wir (1
Könige 8:41-43): „Auch wenn ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, aus
fernem Lande kommt um deines Namens willen – denn sie werden hören von deinem
großen Namen und von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgereckten Arm –,
wenn er kommt, um zu diesem Hause hin zu beten, so wollest du hören im Himmel, an
dem Ort, wo du wohnst, und alles tun, worum der Fremde dich anruft, auf dass alle
Völker auf Erden deinen Namen erkennen, damit auch sie dich fürchten wie dein Volk
Israel, und dass sie innewerden, dass dein Name über diesem Hause genannt ist, das
ich gebaut habe.“
Dieser Tempel wurde im Jahre 586 vor Christus durch Nebukadnezar aus Babylon
vollständig zerstört und die Menschen ins Exil verschleppt. Das war ein erschütterndes
Erlebnis für die Israeliten und führte zu einer großen religiösen und Identitätskrise.
Im Jahre 538 vor Christus wird durch ein Edikt des persischen Königs Kyros den Juden
zugelassen nach Jerusalem zurückzukehren und wieder mit dem Aufbau des Tempels
zu beginnen. Er wird 515 vor Christus wieder eingeweiht. Im Jahre 168 vor Christus
wird unter dem Antiochus Epiphanes der Tempel kurzzeitig dem olympischen Zeus
gewidmet, was zum, Makkabäer-Aufstand führte.
Schließlich wird der Tempel unter König Herodes vollendet. Er wird zum Heiligtum
des jüdischen Volkes in aller Welt, allerdings auch zum kulturellen und vor allem auch
finanziellen Zentrum ganz Palästinas. Diesen Tempel hat Jesus betreten, dort gelehrt
und später die Händler und Geldwechsler ausgetrieben. Josephus, ein jüdischer
Historiker berichtete das in AD 66 etwa 256 500 Lämmer zum Passafest geschlachtet
wurden.
Dieser Tempel wurde 70 nach Christus durch die Römer völlig zerstört.
Übriggeblieben ist bis heute die Klagemauer. Inzwischen gibt es durchaus
ernstzunehmende Bestrebungen, den alten herodianischen Tempel in seinem alten
Glanz wiedererstehen zu lassen; entsprechende Modelle können sogar in Jerusalem
besichtigt werden.
1.2 Warum hat Jesus die Wechsler aus dem Tempel vertrieben?
Menschen die nach Jerusalem pilgerten, brachten ein Opfer im Tempel dar. Wer sich
nicht ein Schaf oder Ochsen leisten konnte, durfte zwei Tauben fangen und darbringen.
Das konnte jeder. Aber in der Zeit Jesus waren die Reinheitsgesetze sehr strickt. Nur
Tiere die durch die Tempelobrigkeit als rein und ohne Gebrechen als brauchbar erklärt
wurden, durften geopfert werden. Dadurch entstand ein Tauschhandel. Diese “reinen”
Tiere wurden dort im Vorhof des Tempels gehalten und gegen ein Profit verkauft. Das
war ein guter Handel für die Händler, die Priester und die Tempelkasse. Obendrein
konnte man nicht das römische Geld benutzen, da das Bild des Kaisers darauf erschien
und es als Götzendienst verachtet wurde. Somit mußten die Menschen vom Lande ihr
römisches Geld vorher umtauschen. Natürlich wieder gegen ein Gewinn für die
Geldwechsler. Der Tempel der dazu dienen sollte, daß Menschen Gott anbeten
sollten, hat sich in ein Warenhaus entwickelt. Hier plärrten die Tiere die in kleinen
Ställen gehalten wurden, vor allem in dem Vorhof der für die konvertierten Heiden
gedacht war, und dort priesen Verkäufer ihre Ware an. Jesus kommt, schaut sich das
an und eine Heilige Wut ergreift ihn und er räumt im Heiligtum auf. Dieses Heiligtum
hatte die Aufgabe, Menschen in Beziehung mit Gott zu bringen. Aber da waren
inzwischen zu viele Hindernisse und Barrieren auf dem Weg zu Gott aufgebaut. Die
Geschäftemacher hatten sich aufgebaut, denen der Verdienst am Geld wichtiger war
als der Gottesdienst für und mit Gott. “Heilige Ordnungen” von Menschen eingesetzt,
verbauten den Weg zu Gott und führen dazu, daß Jesus ganz radikal aufräumt indem
er eine Geißel aus Stricken macht und Tiere und Händler aus den Tempel vertreibt. Er
wurde von einer heiligen Wut ergriffen und sprach: “Macht nicht meines Vaters Haus
zum Kaufhaus!”. In Markus 11:17 wird berichtet, daß er gesagt hat: “Mein Haus soll
ein Bethaus für alle Völker heißen; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus”. Das
Haus Gottes dient dazu wo wir Gott die Ehre bringen, seine Großtaten verkündigen,
unsere Schuld bekennen, Gnade empfangen und unser Leben ihn erneut widmen;
diesen Gott zu lieben und zu dienen.
Fragen an uns: “Haben wir Menschen “Heilige Ordnungen” errichtet die Menschen
verhindern Gott in dieser Kirche anzubeten? Dinge wie unausgesprochene Regeln wie
man sich bekleiden sollte; welchen sozialen Stand man haben muß um dazuzugehören;
bestimmte Lehren und Verhalten die eher trennen als vereinigen? Ordnungen müßen
sein, aber sie müßen dazu dienen, daß Menschen in eine Beziehung der Anbetung zu,
der Hingabe an, der Buße zu, der Neuorientierung von, und der Gemeinschaft mit Gott
kommen können.
Luther hat gesagt die Kirche muß sich ständig reformieren damit Gottes Wort in der
jeweiligen veränderten Geschichtslage ankommt. Jaroslav Pelikan errinnert uns daran,
daß ein großer Unterschied zwischen Tradition und Traditionalismus ist: “Tradition ist
der lebendige Glaube derer, die jetzt tot sind. Traditionalismus ist der tote Glaube
derer, die noch leben”. Wo sind bei uns Äußerlichkeiten wichtiger geworden als die
wahre Anbetung Gottes?
Es gibt noch einen zweiten Grund warum Jesus sich die Tempelreinigung
vorgenommen hat. Die Juden wußten, daß wenn der Messias kommt würde er den
Tempel reinigen. Indem Jesus das tat, stellt er den Anspruch, daß er messianische
Vollmacht hat. Darum fragten die Juden ihn: Was zeigst du uns für ein Zeichen, daß
du dies tun darfst? Die Antwort Jesus scheint rätselhaft zu sein: “Brecht diesen Tempel
ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten”. Somit kommen wir zum zweiten Punkt:
2. Der Leibe Jesu als der Tempel.
Jesus sieht sich selber als der Tempel Gottes. Er spricht von seiner Kreuzigung und
Auferstehung, aber die Juden missverstehen ihn und dachten er meint den Tempel in
Jerusalem. Durch die Aussage Jesu wird klar, daß er sich selbst als das wahre Haus
Gottes sieht, und somit der alleinige Ort rechter Anbetung. Er selbst tritt an die Stelle
des Tempels. Warum bezeichnet Jesus seinen Körper als Tempel? Das wird deutlich,
wenn wir uns anschauen, was für eine Aufgabe der Tempel hatte. Die zentrale Funktion
des Tempels war der Opferdienst. Und bei aller Vielfalt der Opfer waren die Opfer für
die menschliche Schuld am wichtigsten. Damit war der Tempel der Ort an dem die
Frage “Wohin mit meiner Schuld?” gelöst wurde. Jesus hat das gemacht, was Tag für
Tag im Tempel geschah: er wurde zur Vergebung unserer Schuld ans Kreuz genagelt.
Im Tempel geschah der Opferdienst Tag täglich. Jesus Kreuzigung geschah einmalig
und hat so ein für alle Mal die Möglichkeit zur Sündenvergebung eröffnet, weil er das
Lamm Gottes ist, daß der Welt Sünde trägt. Durch ihn finden wir Zugang zu Gott,
dem Vater.
Der Tempel des Leibes Jesu wurde durch die Kreuzigung zwar auch zerstört, aber
durch seine Auferstehung nach drei Tagen wieder auferbaut. Er wurde zu einem
Tempel der nicht durch menschliche Händen gebaut ist, sondern durch Gott den Vater
zu dem Ort der Versöhnung und Anbetung. Darum lesen wir in der Offenbarung 5:12
“Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und
Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob”.
Soll das jetzt heißen daß unsere Gotteshäuser von Menschenhänden erbaut unnötig
sind? Nein, aber sie sollen dazu dienen auf Christus hinzuweisen als den wahren
Tempel der Anbetung; Jesus Christus. Viele alte Kirchen, wie der Kölner Dom, so wie
auch unsere Christuskirche, wurden in der Form eines Kreuzes gebaut um damit zum
Ausdruck zu bringen daß wir bei Gott durch das Kreuz Jesu Raum haben und ihn
anbeten können. Christus als der Tempel Gottes ist aber nicht nur in der Kirche zu
finden sondern ist auch in uns als Christen gegenwärtig. Somit kommen wir zum dritten
Punkt:
3. Die christlichen Gemeinde als der Tempel.
Die ersten Christen versammelten sich zunächst weiter im Tempel in Jerusalem. Im
Jahre 70 nach Christus wurde der Tempel zerstört. Das war für die Christen weniger
schlimm als für die Juden, da sie ja seit Pfingsten mit dem Heiligen Geist erfüllt
wurden. Gott hat uns Menschen erwählt als Ort wo er durch seinen Heiligen Geist
gegenwärtig ist. Wir wurden zum Tempel Gottes erwählt durch Gott selbst.
Paulus berichtet daß die christliche Gemeinde sich zu einem Tempel erbauen und
formen lassen. „Auf Christus ist der ganze Bau ineinander gefügt und wächst zu einem
heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung
Gottes im Geist“ Epheser 2:21-22. Das heißt, daß durch uns einzelne Christen und
durch unsere Gemeinden, Orte entstehen sollen wo Menschen in Beziehung zu Gott
gebracht werden. Wir brauchen keine Opfer mehr zu bringen, denn Jesus hat das am
Kreuz vollbracht. Wir sollen aber die Vergebung und dem Lob und der Anbetung
Gottes durch unser Dasein in der Welt Raum geben. Wir sollen darauf achten, daß
unser Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist und ihn als ein Heiligtum Gottes
achten. Wir sollen darauf achten was wir in uns Raum geben an süchtig machende
Getränke und Drogen, destruktive Gedankengängen, Verhaltensweisen und
Lebensstilen die das Haus Gottes besetzen. Vielleicht muß Jesus auch mal mit
Vollmacht in uns den Tempel reinigen, damit wir ihn wieder in Geist und in Wahrheit
anbeten können.
In dem Film Jesus von Montreal wird die Geschichte Jesu in der modernen Stadt
Montreal in den achtziger Jahren dargestellt. Die Szene der Tempelreinigung Jesus
verläuft folgendermaßen: Ein Model bewirbt sich für eine Modeschau. Im Publikum
sitzen die reichen Männer die Geld für die Schau geben sollen und beurteilen die
verschiedenen Vorführungen. Da das Model keine Badehose mitgebracht hatte, sollte
sie sich oben dennoch entkleiden. Erst weigerte sie sich aber gibt doch schließlich unter
dem Druck nach. Als sie im Griff war sich oben zu entblößen, tritt Jesus auf und
schmeißt die Tische der Beurteiler um. Mein Haus soll nicht ein Kaufhaus sein,
sondern ein Bethaus. Der Körper der Menschen, sei es ein Model oder ein Arbeiter,
soll nicht durch Geld als ein käufliches Objekt degradiert werden.
Zusammenfassung.
Jesus hat den Tempel gereinigt weil er vom heiligen Eifer um Gottes Haus ergriffen
wurde. Mit Macht und Vollmacht hat er alles ausgeräumt womit Menschen seinen
Tempel entweiht hatten durch Handel, Ausbeutung und leere Rituale. Auch heute will
er uns dort als Gemeinde oder als Person reinigen wo sein Tempel den eigentlichen
Zweck der Anbetung verfehlt. Lassen wir es zu, daß er bei uns ausräumt und in uns
Raum gewinnt, oder räumen wir ihn und seine Ansprüche aus dem Weg?
Amen.
Pastor R.G. Focke 04/08/2013
EG: 166; 252:1-4; 255:1-5; 414
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