Die Entwicklung des globalen Klimas und Auswirkungen in Österreich

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Die Entwicklung des globalen Klimas
und Auswirkungen in Österreich
Univ-Lektor Mag. Dr. Christoph Matulla
Christoph Matulla
Klimaforscher
Besonderer Fokus auf:
Klimavariabilität, Stürme,
regionalen Klimawandel,
Kooperationen mit
Impactforschern (Auswirkung
des Klimawandels auf
österreichs Wälder,
Fischvergesellschaftungen in
Flüssen, Flora)
Der Fahrplan:
die Entwicklung der Temperatur im
Alpenraum über die vergangenen
1300 Jahre
das Klimasystem Erde
Klimamodelle
der Nachweis der menschlichen
Einflussnahme auf das Klima
globale Projektionen
regionale Aussagen über den zu
erwartenden Klimawandel
Stürme
1851: foundation of the Austrian weather service by Franz
Joseph von Habsburg, Emperor of Austria, Apostolic King of
Hungary-Croatia and King of Bohemia
since 1872: ZAMG located at Hohe Warte 38
architect: Johann Heinrich Freiherr von Ferstel
Hann (1839-1921)
Exner (1876-1930)
Franz Joseph
(1830-1916)
Margules (1856-1920)
1873 foundation of the International Meteorological Organization (IMO) in Vienna -precurser organization of the WMO
Die Temperaturentwicklung in der Alpenregion
Ein Resultat eines von R. Böhm (ZAMG) geleiteten EU Projektes
In der zweiten Hälfte des 20 Jh. greift der Mensch signifikant in die Entwicklung des
Klimas ein (z.B. durch die Emission von Aerosolen, Ruß, … und die Freisetzung von
Treibhausgasen z.B. Kohlendioxid CO2, Methan CH4, Lachgas N2O …)
Davor: wird das Klima der Erde vor allem durch natürliche Faktoren (Änderung der
Erdbahnparameter, Vulkanismus, Sonnenaktivität und Treibhausgaskonzentrationen
gesteuert)
1250 Jahre Sommertemperatur in den Hochalpen 755 bis 2005
°C
direkt gemessen an den hochalpinen Observatorien und rekonstruiert aus hunderten Bäumen an der alpinen Baumgrenze
Abweichungen zum Mittel des 20.Jahrhunderts
5
4
grün: rekonstruiert aus der Holzdichte von Jahrringen
schwarz: direkt gemessen
(Büntgen et al., 2006, Journal of Climate)
(Auer et al., 2006, Int.Journal of Climatology)
1859
Gletschervorstöße
3
2003
1994
1950
vor 1600 keine gesicherten Informationen über Gletschervorstöße oder Rückzugszeiten im Sonnblickgebiet
2
970
1139
1
0
-1
-2
-3
1813
Blütezeit des Rauriser
Goldbergbaus
-4
1046, 1047
-5
750
800
850
900
1686
1816
Gletscherrückzug
950 1000 1050 1100 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450 1500 1550 1600 1650 1700 1750 1800 1850 1900 1950 2000
MITTELALTERLICHE
WARMZEITEN
KLEINE EISZEIT
Temperaturentwicklung über das letzte Millennium
(Nordhemisphäre) the so-called ‚hockey stick‘
Klimasystem
Das
besteht aus
verschiedenen Komponenten; innerhalb
und zwischen diesen laufen Prozesse auf
sehr unterschiedlichen raum-zeit-Skalen
ab (Aufsteigen von Heißluftblasen – min.
Kontinentalverschiebungen Mio. Jahre,
Tropische Gewitter rund eine Stunde)
Vulkanismus
Treibhausgase
CO2, CH4, N2O
Externe Antriebe
atmosphere
ocean
Interaktion Atmosphäre Ozean + mögliche
Konsequenzen
Computer-Programme, die die Prozesse im
Klimasystem, abhängig von den externen
Antrieben beschreiben nennt man Klimamodelle
Diese Modelle werden an den größten Rechenzentren
Betrieben.
Klima ist die Statistik des Wetters. Wenn ein Klimamodell etwas
taugt dann sollte es das beobachtete Klima wiedergeben können
Beobachtungen
ECHAM5 Kontrolllauf
Detection and attribution
The IPCC’s (TAR)
attribution
argument
Szenarien der Klimaentwicklung für
dieses Jahrhundert
Zuerst mal – warum denn das?
Antwort: ‚es ist g‘scheit wenn man
rechtzeitig drauf schaut dass man‘s hat
wenn man‘s braucht‘
Was ist ein Szenario?
• Ein Szenario ist eine konsistene Beschreibung
einer möglichen
• Ein Szenario muss durchaus nicht
wahrscheinlich
• Wenn man nur eine geringe Vorstellung von dem
hat was in der Zukunft passieren könnte ist ein
vernünftiger Ansatz sehr unterschiedliche
Szenarien (die sich auch wiedersprechen
können) heranzuziehen um einen Korridor zu
erhalten in dem die tatsächliche Entwicklung zu
liegen kommen könnte
Der IPCC Szenarienbaum
SRES scenarios
4CO2
3CO2
2CO2
Globale, mit GCMs erzeugte Projektionen
fuer die Temperaturverteilung (beruhend auf den
Emissionsszenarien A2 und B2) Gueltigkeit: kontinentale Skala!
Klimawandel
• Findet statt, und wird ich in der Zukunft
deutlicher (und schneller) entfalten als bisher
• Ist vor allem in thermischen Größen sichtbar
(Temperaturzunahme, Rückgang vpn
Gletschern, Abnahme von Seeeis, Anstieg des
Meeresspiegels, Abnahme der kalten Nächte,
Zunahme der heißen Tage, …)
• Ist in anderen Größen (etwa Sturmklima) noch
nicht sichtbar.
Um zu räumlich
hoch aufgelösten
Szenarien zu
kommen muss
man die global
gültigen
Szenarien
‘regionalisieren’ -derartige
Verfahren nennt
man
‘downscaling’
(von Storch 1993)
Regionaler Klimawandel und mögliche Auswirkungen
Regional zeigt sich: eine Zunahme der
Temperatur in allen Höhenlagen,
Rückgang der Gletscher, Zunahme
der Gewässertemperaturen
Damit Veränderungen der
Fischvergesellschaftungen,
eine Veränderung im hydrologischen
Zyklus von Fließgewässern (Hydropower); längere und heißere Dürreperioden, damit
Höhere Anfälligkeit von Wäldern für Schädlinge
-- problematisch vor allem für Fichtenwälder
(Flachwurzler); Auswirkungen auf den
Tourismus –längere Badesaison, kürzerer WinterSporturlaub in höher gelegenen Skiregionen,
eventuell Verlagerung des Tourismus
Winter in den Sommer – u.a. da der
Mittelmeerraum im Sommer eventuell
zu heiß und trocken wird.
Verlängerung der Vegetationsperiode,
damit auch sinkende Heizkosten
Matulla et al. 2004
Beispiele für Auswirkungen der Klimaänderung
in Österreich
Zwei Beispiele: links eine Bewertung wie der
Österreichische Wald auf Klimaänderungen reagieren
könnte. Rechts: wie sich der angenommene KlimaWandel auf die Phänophasen auswirkt.
Lexer et al. 2002
Scheifinger et al. 2007
Stürme – deep impact
Auch im Europäischen Alpenraum gehören Sturmereignisse
zu den häufigsten Naturkatastrophen (MunichRe)
Stürmigkeit in Europa
1960-1990
Matulla, C., W. Schöner, H. Alexandersson, H. von Storch, and X.L. Wang, 2008: European
Storminess: Late 19th Century to Present, Climate Dynamics 31(2-3) 125-130
Stürmigkeit in Europa
1960-1990
Matulla, C., W. Schöner, H. Alexandersson, H. von Storch, and X.L. Wang, 2008: European
Storminess: Late 19th Century to Present, Climate Dynamics 31(2-3) 125-130
Stürmigkeit in Europa
Matulla, C., W. Schöner, H. Alexandersson, H. von Storch, and X.L. Wang, 2008: European
Storminess: Late 19th Century to Present, Climate Dynamics 31(2-3) 125-130
Extremwindentwicklung
in Zentral-Europa
Nochmal -- wird das Wetter
stürmischer bzw. extremer?
• Rezente Veränderungen von Extremen sieht man am ehesten in
Größen, die mit der Temperatur zusammenhängen. z.B.: wärmere
und weniger kalte Tage und Nächte. Diese Entwicklung kann
wahrscheinlich (>2/3) auf menschlichen Einfluss zurückgeführt
werden
• Bei anderen Extremen z.B.: Starkregenereignisse oder Orkane
sind Aussagen über Veränderungen i.a. (noch) nicht möglich
• Jedenfalls ist es jetzt schon vernünftig die Verletzlichkeit
gegenüber extremen Wetterereignissen zu vermindern (z.B.
Hochwässer)
• Diesbezüglich sollte die Adaption stärker als bisher
Berücksichtigung finden – bisher wurde vor allem die
Verminderung (weil moralisch höherwertig) beachtet.
• Klimamodelle helfen uns zu entscheiden ob wir sofort den Spaten
in die Hand nehmen müssen oder ob noch Zeit ist vernünftige
Anpassungsmaßnahmen zu treffen
Was tun?
Ich denke es ist sinnvoll einen Mix aus
Verminderung (Reduktion der Treibhausgasemissionen, Effizienzsteigerung, etc.) mit
angebrachten Anpassungsmaßnahmen (z.B. keine
Besiedelung bereits jetzt gefährdeter Regionen)
zu koppeln. Wobei ich der Ansicht bin, dass der
Schwerpunkt auf der zweiten Maßnahme liegen
sollte.
Das Klimasystem brachte immer schon Gefahren
mit sich. Das wird auch in Zukunft so bleiben und
vielleicht noch deutlicher.
Was ist nicht notwendig – was schon?
Hysterische Weltretter, die sich im Schutzmantel
der Wissenschaft zu beachtlichen Äußerungen
hinreißen lassen (manchmal auch zu Themen die
nichts mit dem eigenen Kompetenzbereich zu tun
haben) – es gab schon Gottesopfer, Hexenverbrennungen um die nächste Ernte zu retten.
Also – keine Erlöser, sondern wissenschaftlich
korrekt arbeitende Menschen (das läßt sich
übrigens nachvollziehen: Publikationen in
renommierten, peer-reviewten Journalen)
Kurz: ich berate Sie ja auch nicht wie Sie die
Wirtschaft pushen.
Ein paar Impulse zur Problematik:
Klimaforschung – Medien – Politik
Siehe auch die Publikationmen von von Storch
http://coast.gkss.de/staff/storch/
Mainstream, gatekeeper, cash, political horizons
(not the event horizon ) …
Zwei verschiedene, wirkmächtige Konstrukte des Klimawandels –
das mediale Konstrukt und das wissenschaftliche Konstrukt
Medial: Klimakatastrophe
Typen in den weissen Kiteln
Wissensschaftlich:
Wandel, der
einerseits
verminderbar ist,
andererseits
Anpassung
erfordert
Lund und Stockholm
Stürme
Hans von Storch
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit
Der Vortrag findet sich unter: http://www.climod.eu/
Kontakt: [email protected]
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