Expertise in sozialen Netzwerken

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Information Flows
Policy Network Analysis
Michael Schlichenmaier
Stefan Benzing
Gliederung
1.
2.
3.
4.
5.
Einleitung
Opinion leaders, Massenmedien und die „TwoStep-Flow“ – Hypothese: Expertise in sozialen
Netzwerken
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
Schlussbetrachtung
Literatur
1.
Einleitung
Annahmen:
•
Politische Information wird nicht nur durch Medien
transportiert, sondern auch in sozialen Netzwerken
•
Das soziale Umfeld spielt somit eine große Rolle bei
der Verteilung politischer Informationen
•
Es gibt daher zwei Mechanismen der Kontrolle über
politische Information:
•
•
Individuelle Kontrolle
Soziale Kontrolle
1.
Einleitung
Individuelle Kontrolle
Individuen haben grundsätzlich drei Möglichkeiten,
Kontrolle über den Informationsfluss auszuüben:
 Sie entscheiden, mit wem sie diskutieren
 Sie interpretieren das Diskutierte
 Sie können die Darstellung ihrer Ansichten frei
wählen
1.
Einleitung
Soziale Kontrolle
…entsteht durch zwei Mechanismen:
 Politische Präferenzen hängen von
Informationen ab, welche wiederum durch das
soziale Umfeld strukturiert werden
 Die Wahl des sozialen Umfelds erfolgt nicht in
erster Linie nach politischen Kriterien
Wichtig ist hierbei die Unterscheidung zwischen
•
•
Network: vom Individuum beeinflussbares Umfeld
Context: vom Individuum nicht beeinflussbares Umfeld
2.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Gliederung
1.
Klassischer „Two-Step-Flow“ Ansatz
2.
Erweiterter „Two-Step-Flow“ Ansatz
3.
Soziale Netzwerke: Homogenität vs. Heterogenität
4.
Soziale Netzwerke: Auswirkungen von Expertise
5.
Schlussfolgerungen
2.
1.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Klassischer „Two-Step-Flow“ Ansatz
Nach Lazarsfeld
et al. (1948)
2.
2.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Erweiterter „Two-Step-Flow“ Ansatz
Nach Robinson
(1976)
2.
2.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Erweiterter „Two-Step-Flow“ Ansatz
Nach Robinson
(1976)
2.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Erweiterter „Two-Step-Flow“ Ansatz
2.
•
Einfluss der Massenmedien wurde im klassischen
Ansatz überschätzt.
•
Interpersoneller Einfluss – sofern vorhanden – übersteigt deutlich den Einfluss der Massenmedien.
•
Zweiteilung (in Opinion-Leaders und Less-Interested)
konnte empirisch kaum bestätigt werden. LessInterested die jedoch einem interpersonellen Einfluss
ausgesetzt waren unterscheideten sich deutlich von den
Non-Discussants. Deshalb die neue Dreiteilung.
2.
3.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Soziale Netzwerke: Homogenität vs. Heterogenität
Soziale
Netzwerke
2.
3.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Soziale Netzwerke: Homogenität vs. Heterogenität
Bisherige Forschung:
Homogene soziale Netzwerke:
•
regelmäßige politische Diskussionen führen zu einer
höheren politischen Partizipation.
•
Bsp: Kenny 1992:
Ein politisch aktiver Diskutant in einem Netzwerk
erhöht die Wahlbeteiligung der Personen im Netzwerk
um 20%, wenn der Diskutant bei einer Kampagne
mitarbeitet sogar um bis zu 80%.
2.
3.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Soziale Netzwerke: Homogenität vs. Heterogenität
Bisherige Forschung:
Heterogene soziale Netzwerke:
•
regelmäßige politische Diskussionen führen zu mehr
Toleranz gegenüber und Verständnis für andere
Ansichten.
•
Sie steigern allerdings auch die Unsicherheit
gegenüber den eigenen Ansichten und senken die
politische Partizipation (siehe z.B. Mutz 2002).
2.
4.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Soziale Netzwerke: Auswirkungen von Expertise
McClurg (2006) untersucht in seinem Aufsatz anhand
von Survey-Daten, erhoben im Rahmen der US
Präsidentschaftswahlen im Jahr 1996, die
Auswirkungen der Versorgung dieser sozialen
Netzwerke mit politischer Expertise.
Schwerpunkte:

Auswirkungen der Expertise auf die politische
Partizipation der Netzwerkmitglieder

Lassen sich durch Expertise die negativen
Effekte heterogener Netzwerke kompensieren?
2.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
4.1
Methodik:

Je zwei Erhebungswellen vor und nach den Wahlen.

1562 Befragte.
Abhängige Variable: ‚Politische Partizipation‘

‚working on a campaign?‘

‚attending meetings or other campaign?‘

‚putting up a yard sign?‘

‚donating money to a candidate / a campaign?‘
Index: von 0 bis 4
 ca. 30% aller Befragten haben sich in irgendeiner Form beteiligt
2.
4.1
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Methodik:
Unabhängige Variable: ‚Größe der polit. Netzwerke‘

name up to five people with whom you discussed
„government, elections and politics“ or „important matters“
 durchschnittliches Netzwerk bestand aus 2,5 Diskutanten
 18% aller Befragten hatten keinen einzigen Diskutanten
Individueller Indikator: von 0 bis 3
(wobei 0 = never talk politics und 3 = often talk politics)
Netzwerk-Level: von 0 bis 15
(für bis zu 5 Personen)
 Mittelwert über alle Befragten liegt bei 4,7
2.
4.1
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Methodik:
Unabhängige Variable: ‚Homogenität im Netzwerk‘

Who would you cast a ballot for?

Options: Will or can not vote / Bill Clinton / Robert Dole /
Some other candidate / Don‘t know
Index: zwischen 0 und 1 (anhand von Dyaden)
Unabhängige Variable: ‚Expertise‘

What amount of knowledge does discussant X have?
Indikator: von 0 bis 2 („not much“ – „a great deal“)
Daraus: Mittelwerte für jedes einzelne Netzwerk
 Mittelwert über alle Netzwerke liegt bei 1,22
2.
4.2
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Ergebnisse
Die Auswirkungen
von Homo- bzw.
Heterogenität in
Netzwerken auf
die Partizipation
(neg. bin. Reg.)
2.
4.2
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Ergebnisse
Die Auswirkungen von
politischer Expertise in
Netzwerken auf die
Partizipation.
OLS-Reg.
2.
4.2
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
Ergebnisse
Wenig Expertise:
von Heterogen
zu Homogen
 steigt um .08 / .09
Viel Expertise:
von Heterogen
zu Homogen
 steigt um .16 / .17
Heterogen:
von wenig Expertise
zu viel Expertise
 steigt um .14 / .17
Homogen:
von wenig Expertise
zu viel Expertise
 steigt um .16 / .19
2.
Opinion leaders, Massenmedien und die
„Two-Step-Flow“ – Hypothese:
Expertise in sozialen Netzwerken
5.
Schlussfolgerungen

Der Einfluss der Massenmedien ist geringer als der Einfluss
von sozialen Netzwerken.

Politisch homogene soziale Netzwerke führen zu einer
stärkeren politischen Partizipation bei den Mitgliedern.

Politisch heterogene soziale Netzwerke führen zu mehr
Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen politischen
Ansichten, senken jedoch die politische Partizipation bei den
Mitgliedern.

Politische Expertise wirkt sich signifikant auf die politische
Partizipation von sozialen Netzwerken aus. Sie kann zudem
die negativen Effekte von heterogenen Netzwerken
vollständig kompensieren.
3.
Politischer Informationsfluss in
sozialen Netzwerken
Gliederung
1.
Übersicht
2.
Methodik
3.
Ergebnisse
4.
Interpretation
5.
Schlussfolgerung
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
1. Übersicht
Huckfeldt/Sprague (1987) untersuchen in ihrem Aufsatz
anhand von Erhebungen in South Bend, Indiana, den
Fluss politischer Informationen in sozialen Netzwerken
während der Präsidentschaftswahlen 1984
(Kandidaten: Ronald Reagan und Walter Mondale).
Schwerpunkte:

Einfluss sozialer Netzwerke auf Wahlverhalten

Einfluss des Wohnumfelds (Kontext) auf
Wahlverhalten
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
2. Methodik

Panelstudie in drei Erhebungswellen: vor, während
und nach der Präsidentschaftswahl im Sommer und
Herbst 1984

1500 Befragte

16 verschiedene Bezirke in South Bend als
Hauptuntersuchungseinheiten, Auswahlkriterium:
Homogenität innerhalb der Bezirke,
Heterogenität zwischen den Bezirken

Telefoninterviews mit jeweils ungefähr gleich vielen
und zufällig ausgewählten Personen aus den Bezirken
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
2. Methodik

Kontext eingegrenzt als geografisch und sozial
strukturiertes Gebiet (‚neighbourhood‘) und gemessen
durch die erhobenen politischen Präferenzen



‚Reagan neighbourhoods‘
‚Mondale neighbourhoods‘
Netzwerk gemessen durch zwei Gruppen
1.
2.
Befragte Personen
Personen, die die Befragten als politische
Diskussionspartner angaben
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
1.
Übereinstimmung und Wahrnehmung
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
Untersuchungsfelder:



Einfluss ihrer Präferenzen und denen ihres Umfelds
auf die Wahrnehmung der Befragten
Haben die Befragten mit größerer Wahrscheinlichkeit
Diskussionspartner mit gleichen bzw. denen des
Umfelds gleichenden Präferenzen?
Interpretieren die Befragten die Präferenzen ihrer
Diskussionspartner systematisch falsch in
Abhängigkeit ihrer Präferenzen und denen ihres
Umfelds?
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
Methodischer Exkurs:
Berechnung: Logit-Modell mit binären abhängigen Variablen:
Reagan-Diskussionspartner oder nicht, wahrgenommener
Reagan-Diskussionspartner oder nicht

Problem der Zirkularität:
Präferenzen beeinflussen die Wahl des Diskussionspartners,
diese Wahl hat jedoch wiederum Auswirkungen auf die
Präferenzen
Lösung: statt Dummy-Variablen für die Wahlentscheidung
des Befragten werden Instrumente konstruiert, die die
Wahrscheinlichkeit der Wahlentscheidung messen, jedoch
weitgehend unabhängig von der Wahlentscheidung des
Diskussionspartners sind
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
2. Ausgeschlossene, möglicherweise relevante Faktoren:
Lösung: statistische Prozedur der Mittelwertszentrierung der
individuellen Werte der Befragten mit den Reagan-WahlWahrscheinlichkeiten des Bezirks und diese wiederum mit
denen des gesamten Samples.
Kontrolle: zweites Modell berechnet ohne Instrumente,
Mittelwertszentrierung etc. ►Ergebnisse nahezu gleich.
3. Response bias:
Panelteilnehmer sind eher aus der Oberschicht und Wähler.
Lösung: Ziel der Studie nicht tangiert: Messung der Varianz
der Reagan-Unterstützung über die Bezirke, nicht präzise
Schätzung des Anteils der Reagan-Wähler an der
Grundgesamtheit.
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
Untersuchungsfelder:



Einfluss ihrer Präferenzen und denen ihres Umfelds
auf die Wahrnehmung der Befragten
Haben die Befragten mit größerer Wahrscheinlichkeit
Diskussionspartner mit gleichen bzw. denen des
Umfelds gleichenden Präferenzen?
Interpretieren die Befragten die Präferenzen ihrer
Diskussionspartner systematisch falsch in
Abhängigkeit ihrer Präferenzen und denen ihres
Umfelds?
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
1. Einfluss ihrer Präferenzen und denen ihres Umfelds auf die
Wahrnehmung der Befragten
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
2. Haben die Befragten mit größerer Wahrscheinlichkeit
Diskussionspartner mit gleichen bzw. denen des Umfelds gleichenden
Präferenzen?
+33%
+15%
+22%
+26%
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
3. Ergebnisse
3. Interpretieren die Befragten die Präferenzen ihrer
Diskussionspartner systematisch falsch in Abhängigkeit ihrer
Präferenzen und denen ihres Umfelds?
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
4. Interpretation


Ein Umfeld, das den Präferenzen des Befragten
entspricht, stärkt seine Fehlinterpretation von
Unstimmigkeiten bei der sozialen Übermittlung
politischer Informationen
Angehörige der politischen Minderheit erkennen
Angehörige der politischen Mehrheit meist:
Reagan-Mondale in Mondale-Umfeld: .88
Mondale-Reagan in Reagan-Umfeld: .84

Angehörige der politischen Mehrheit erkennen
Angehörige der politischen Minderheit hingegen häufig
nicht:
Reagan-Mondale in Reagan-Umfeld: .47
Mondale-Reagan in Mondale-Umfeld: .54
3.
Politischer Informationsfluss in sozialen
Netzwerken
5. Schlussfolgerung

Die Analyse stützt die Annahme, dass politische Präferenzen
und die Verteilung politischer Präferenzen im Umfeld
zusammenhängen

Die bewusste Konstruktion sozialer Netzwerke auf der Basis
der eigenen politischen Präferenz ist nicht unabhängig von
den „verfügbaren Angeboten“ im sozialen Umfeld

Politische Mehrheiten sind in der Lage, informationelle
Unstimmigkeiten zu ignorieren

Politische Minderheiten können dies nicht
4.
Schlussbetrachtung

Politische Informationen werden sowohl über
soziale Netzwerke wie über den sozialen Kontext
transportiert.

Das Ausmaß des politischen Einflusses von
sozialen Netzwerk hängt stark von deren
Zusammensetzung (Homogenität vs.
Heterogenität bzw. Expertise) ab.

Der soziale Kontext strukturiert sowohl die
eigenen Präferenzen als auch die Wahrnehmung
der Präferenzen Anderer.
5.






Literatur
Huckfeld, Robert / Sprague, John, 1987: The Social Flow of Political
Information, in: The American Political Science Review, Vol. 81, No.
4 (Dec. 1987), pp. 1197-1216
Kenny, C. B., 1992: Political Participation and Effects from the
Social Environment, in: American Journal of Political Science 36
Vol. 1, pp. 259–267.
Lazarsfeld, Paul / Berelsen, Bernard / Gaudet, Hazel, 1948: The
People‘s Choice. New York: Columbia University Press
McClurg, Scott D., 2006: The Electoral Relevance of Political Talk:
Examining Disagreement and Expertise Effects in Social Networks
on Political Participation, in: American Journal of Political Science,
Vol. 50, No. 3, pp. 737-754
Mutz,D., 2002: TheConsequences of Cross-Cutting Networks for
Political Participation, in: American Journal of Political Science, 46
Vol. 4, pp. 838–55
Robinson, John P., 1976: Interpersonal Influence in Election
Campaings: Two-Step-Flow Hypothesis, in: The Public Opinion
Quarterly, Vol. 40, No. 3 (Autumn 1976), pp. 304-319
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