Humanistische Psychotherapie © Peter F. Schmid Von der Anthropologie zur Therapie ► ► ► ► ► Philosophische Anthropologie: wie und was ist der Mensch? Motivationstheorie: warum handeln Menschen so und nicht anders? Persönlichkeitstheorie (inkl. Entwicklungstheorie): wie entwickeln und verändern sich Menschen? Krankheits-/Störungstheorie: wie kommt es zu psych. Störungen u. Leiden? Therapietheorie wie kann man sie beeinflussen / wie geschieht Hilfe? Menschenbilder sind ... Glaubensannahmen (basic beliefs) und daher unbeweisbar, empirietranszendent ► Modellannahmen sie dienen der Vermittlung von Theorie und Praxis ► Grundprinzipien der Humanistischen Psychotherapie ► Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Bestandteile. ► Der Mensch steht grundsätzlich in humanen Bezügen. ► Der Mensch lebt bewusst. ► Der Mensch hat Wahlfreiheit. ► Der Mensch lebt auf Ziele hin. Personzentrierte Therapie Carl R. Rogers 1902-1987 Personzentrierte Therapie ► ► ► »Person«: Selbstständigkeit & Beziehungsangewiesenheit Aktualisierungstendenz (konstruktive Verwirklichung der Möglichkeiten), gefördert durch personale Begegnung (Präsenz) Die notwendigen & hinreichenden Bedingungen für Persönlichkeitsentwicklung durch Psychotherapie Zwischen dem/der TherapeutIn und dem/der KlientIn besteht sich eine Beziehung. Der/Die KlientIn befindet sich in einem Zustand der Inkongruenz. Der/Die TherapeutIn ist präsent – das heißt: … ist authentisch in der Beziehung. … empfindet nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung dem/der KlientIn gegenüber. … empfindet empathisches Verstehen des inneren Bezugsrahmens des/der KlientIn und bringt dies zum Ausdruck. Das empathische Verstehen und die Wertschätzung dem/der KlientIn gegenüber wird von diesem wenigstens in einem minimalen Ausmaß wahrgenommen. Personzentrierte Therapie »Person«: Selbstständigkeit & Beziehungsangewiesenheit ► Aktualisierungstendenz (konstruktive Verwirklichung der Möglichkeiten), ► gefördert durch personale Begegnung (Präsenz) ► Person: Leib – Seele – Geist (ganzheitliche Sicht) ► Mensch hat Wahlfreiheit, lebt bewusst, selbstbestimmt ► prospektive Sicht (der Mensch ist, was er werden kann) ► Leid = Konflikt zw. Selbstbild u. organismischer Erfahrung ► Therapie = Persönlichkeitsentwicklung durch Begegnung ► Kernbedingungen: Authentizität, nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung der Person, Empathie ► Deutungsmacht bei KlientIn („nicht-direktiv“ = nicht-dirigierend) ► kulturphilosophischer und emanzipatorischer Anspruch ► Gestalttherapie Fritz Perls 1893-1970 Gestalttherapie ► ► ► ► ► ► ► ► ► ► Entwickelt aus Psychoanalyse, Phänomenologie, Psychodrama, Feldtheorie, Zen & Sozialphilosophie (Paul Goodman) Gestaltpsychologie als Grundlage (Max Wertheimer, Kurt Goldstein) Gestalt: ganzheitliches Verständnis (Übersummativität) Kritischer Realismus als Erkenntnistheorie awareness Hier- und Jetzt-Prinzip Therapeut = Experte für die Methode (Gestalttechniken) korrigierende emotionale Erfahrung (organismische Selbstregulierung) Integrative Gestalttherapie (Hilarion Petzold) Gestalttheoretische Psychotherapie (Hans-Jürgen Walter) Psychodrama Jacob Levi Moreno 1889-1974 Psychodrama Der Mensch als Inter-Actor ► „Tele[prozess]“ (Begegnungskonzept) Gruppe ► Soziometrie ► Psychodrama als szenisches Spiel ► Augenblickskunst („Moment“): Stegreif ► Rolle, Rollenspiel, Rollenauslegung ► Gesteuert vom Psychodramaleiter ► Psychodramatechniken (doppeln, spiegeln, Alter Ego u.a.) ► Logotherapie & Existenzanalyse Viktor Frankl 1905-1997 Logotherapie / Existenzanalyse ► ► ► ► ► ► ► ► „Höhenpsychologie“ („Rehumanisierung der Psychotherapie“) Existenz = ganzes Leben: Freiheit & Verantwortung „ganz“: sich einer Sache (Person) hingeben Störung = partielle Isolierung (Partikularisierung, Verabsolutierung) Existenzanalyse: „Aufhellung“ der Existenz „Wille zum Sinn“ („logos“): Sinnfindung, Sinngebung Verantwortlichkeit, Selbstwertung, Weltgestaltung (Existenzphilosophie, Phänomenologie, Wertelehre) Existenzielle Psychotherapie: „In-der-Welt-Sein“, „ultimate concerns“, Doppelanspruch: Selbstwerdung & Weltgestaltung Daseinsanalyse (Weizsäcker, Gebsattel, Binswanger, Boss, Condrau): „Dasein“ (Heidegger); Phänomenologie Gruppenpsychotherapien ► ► ► Gruppe =/= Ansammlung von Individuen; =/= Kollektiv; = eigenständige Größe als Schnittstelle von Individuum und Gesellschaft, in der die Person ihre sozialen und individuellen Qualitäten entfaltet • mehrere Personen in direktem Kontakt mit gemeinsamen Wertvorstellungen und Normen, Interessen und Zielsetzungen • spezifische , strukturierte und flexible Form von: Interaktion, Rollen, Kommunikationsmustern & Traditionen Gruppendynamik a. Phänomen der Dynamik einer Gruppe b. Wissenschaft von der Dynamik einer Gruppe c. Methode der Gruppenarbeit als Praxis lt. a. & b Gruppenpsychotherapie - des Einzelnen in [vor] der Gruppe - der Gruppe als ganzer - durch die Gruppe Selbsterfahrung & Begegnung (indiv. & relationaler Personbegriff) Körperpsychotherapien ► Leib + Seele? (Menschenbild) Körper versus Leib „Leib-Seele-Geist-Einheit“ (= „Person“) „Inkarnation“ und „leibhaftige Begegnung“ Körpersprache ► Verfahren - Reichianische und neoreichianische Therapien („mit dem Körper die Seele heilen“ G.Boyesen) - Bewegungsorientierte Verfahren (Tanztherapie, G.Rick) - Emotionsstimulierende Therapien (Perls, Janov) - Experiencing-fokussierende Verfahren (Gendlin) - Personale Verfahren (Person-, nicht Körper-zentriert)