Kapitel 6
Dr. Brigitte Mathiak
Anbindung an Anwendungen
WeST – Web Science & Technologies
Lernziele
• Das grundsätzlichen Problem bei der Kopplung von
objektorientierten Programmiersprachen mit relationalen
Datenbanken kennenzulernen
• Konzepte zur Anbindung von Datenbanken an Applikationen
• Selbst einfache Datenbankanbindungen programmieren zu
können
• Die grundlegende Funktionsweise von Persistenz
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Impedance Mismatch zwischen OO und RM
Ein Objekt wird definiert durch:
• Identität
• Zustand
• Verhalten
• Kapselung
Eine Relation enthält Aussagen mit dem Wahrheitswert TRUE.
Beispielsweise: Es gibt einen PROFESSOR namens Sokrates,
dieser hat den RANG C4 und arbeitet im RAUM 226.
Beides ist nicht trivial kompatibel. Warum?
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Impedance Mismatch zwischen OO und RM (2)
Struktur:
• Dieses Problem haben wir bereits in Kapitel 3 kennengelernt,
um von UML ins Relationenmodell zu kommen
• RM hat keine Vererbung, kein Verhalten, keine 1-zu-n oder gar
n-zu-n Beziehungen
Identität:
• Tupel haben von sich aus keine eindeutige Identität.
Datenkapselung:
• Objekte können selbst bestimmen wie sie verändert werden
Arbeitsweise:
• Relationen arbeiten global transaktionsbasiert
• Objekte sind untereinander vernetzt
Ergebnismenge:
• SQL-Anfragen liefern (Multi-)Mengen, keine Objekte
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Die gute Nachricht
Alle diese Probleme sind im Einzelfall lösbar.
Die schlechte Nachricht
Entweder man muss Einschränkungen bei den Objekten
hinnehmen, die persistent sein sollen, oder es wird sehr
kompliziert und/oder unperformant.
(Oder man nimmt eine nicht-relationale Datenbank.)
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Die einfache Lösung: Datenbanktreiber
http://www.jeckle.de/images/ebe/JDBCdrivers.gif
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Aus Programmierersicht
Software zur Verbindung mit
einem speziellen RDBMS (z.B. Oracle)
Driver
registriert sich
DriverManager
Verwaltet die geladenen Treiber
erstellt
Connection
Die Verbindung zur Datenbank
überträgt
Statement
Ein SQL-Statement
liefert
ResultSet
Das Ergebnis des Statements
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Aus Programmierersicht
Driver
registriert sich
DriverManager
erstellt
Connection
überträgt
Class.forName (Drivername);
Connection con =
DriverManager.getConnection(
DBurl, user, password);
Statement st =
con.createStatement();
Statement
liefert
ResultSet
ResultSet results =
st.executeQuery(query);
st.close();
con.close();
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Auslesen von Resultaten
String query = “SELECT PersNr, Name
FROM Professoren WHERE Rang= 'C4';”;
ResultSet results = st.executeQuery(query);
while (results.next()) {
int persNr = results.getInt(1);
String name = results.getString(2);
workWith(persNr,name);
}
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Nachteile von Treibern
• Kein Syntax-Check des SQL-Statements
• Es kann nicht über Statement-Grenzen hinweg optimiert
werden. (Tatsächlich gibt es die Möglichkeit per PreparedStatement ein
Statement wiederzuverwenden, was sehr äußerst positiv auf die
Performance auswirkt. )
• Es werden keine Objekte abgespeichert, sondern nur
simple Types
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Spracheinbettung (z.B. SQLJ)
• Beispiel:
#sql [ctx] { SELECT MAX(SALARY), AVG(SALARY) INTO
:maxSalary, :avgSalary FROM DSN8710.EMP };
• Spracheinbettungen und 4GL-Sprachen bieten eine bessere
Integration, weil das SQL direkt im Quellcode steht
• Ein Präprozessor übersetzt die eingebettete Befehle und fängt
damit auch Syntax-Fehler ab
• Weiterer Vorteil: Variablen können besser eingesetzt werden
Hauptnachteil:
• Sehr geringe Unterstützung von anderen Produkten, da
Spracheinbettungen als altmodisch gelten
• Die Sprache selbst wird verändert, dies kann
• zu Inkompatibilitäten mit anderen Präprozessoren führen
• Debugging deutlich schwieriger machen
Fazit: Nicht mehr state-of-the-art
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Persistenzframeworks
• Grundidee: Transparente Persistenz von Objekten durch
Mapping zwischen Objekten und Relationen
• Vorgehen: Der Zustand einfacher Java Objekte (POJOs) wird
vom Framework in der Datenbank festgehalten
• Vorteil: Der Programmierer kann mit den Objekten normal
arbeiten
• Weiterer Vorteil: Das Mapping ist nicht mehr implizit in der
Geschäftslogik „versteckt“, sondern wird explizit angegeben
• Netter Nebeneffekt: Die Aufteilung in Domänenklassen, die
persistiert werden, und in andere Klassen entspricht dem MVCProgrammierparadigma
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Persistenzframeworks (Beispiel Hibernate)
• Das Modell wird in Domänenklassen
festgehalten (EJBs)
• Der Zugriff auf die EJBs erfolgt von
Applikationsseite aus über DAOs
(Data Access Objects) zur Entkopplung
• Hibernate selbst greift auf die
Domänenklassen per Reflection zu
• Das Mapping zwischen Objekten und
Datenbank wird durch XML-Dateien
festgelegt (oder Annotations)
• Der Zugriff auf die Datenbank geschieht per JDBC
• Die Konfiguration sowohl des Datenbankzugriffs als auch des
Verhaltens von Hibernate wird zentral verwaltet
http://www.hibernate.org/hib_docs/v3/reference/en/html/architecture.html
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Persistenzframeworks (Beispiel Hibernate; Domänenklasse)
Professoren
• Beispiel einer Domänenklasse:
PersNr
Name
Rang
Raum
2125
Sokrates
C4
226
2126
Russel
C4
232
// Markiert die Klasse als persistierbar
@Entity
// Der Default Tabellenname wäre PROFESSOR
@Table ( name = “Professoren“)
public class Professor {
@Id @GeneratedValue
Long PersNr; // Jede Klasse sollte eine ID haben
String Name;
String Rang;
Long Raum;
// leerer public Konstruktur ist notwendig für Entities
public Professoren(){};
/* getter und setter … */
}
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Persistenzframeworks (Beispiel Hibernate; DAO)
Professoren
• Beispiel eines DAOs:
•
Hinweis:
getHibernateTemplate() kommt aus DAO
PersNr
Name
Rang
Raum
2125
Sokrates
C4
226
2126
Russel
C4
232
public class ProfessorDAOHibernate extends DAO
implements ProfessorDAO{
public void saveProfessor(Professor toSave){
getHibernateTemplate().saveOrUpdate(toSave);
}
public Professor getProfessorByPersNr(int PersNr){
return (Professor) getHibernateTemplate().
get(Professor.class, PersNr);
}
public void deleteProfessor(Professor toDelete){
getHibernateTemplate().delete(toDelete);
}
}
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Persistenzframeworks (Beispiel Hibernate; weiterführend)
• Komplexe Anfragen können sowohl über die Hibernate eigene
Anfragesprache HQL als auch SQL gemacht werden
• Es werden mehrere Methoden angeboten 1-zu-n und n-zu-n
Beziehungen in der Datenbank darzustellen
• Sowohl andere Objekte als auch Collections werden als Attribute
akzeptiert
• Allerdings muss ein Mapping explizit angegeben werden
• Es gibt viele Tools, die den Einstieg in Hibernate erleichtern
und viele der benötigten Dateien automatisch generieren
• Domänenklassen können aus der Datenbank erzeugt werden
• Standard DAOs können generiert werden
• Das Datenbankschema kann aus den Domänenklassen generiert
werden
• Etc.
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Nachteile Persistenzframeworks
• Relativ großer Overhead für kleine Projekte
• Kein direkter Zugriff auf die Datenbank
• Alles muss in Objekten gespeichert werden
Vorteile Persistenzframeworks
• Weniger Quellcode in der Persistenzschicht (-> weniger Fehler)
• Viele Konfigurationsoptionen um z.B. die Performanz zu
optimieren
• Hervorragende Umsetzung von loser Kopplung zwischen den
Komponenten Modell und Persistenz
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Fazit
• Es gibt verschiedene Möglichkeiten Anwendungen an eine
relationale Datenbank anzubinden
• Das Hauptproblem ist dabei der Impedance Mismatch zwischen
objektorientierter und relationaler Welt
• Der einfachste Weg ist es direkt per Treiber mit der Datenbank
zu kommunizieren
• Eine etwas bessere Integration bieten Spracheinbettungen
• Persistenzframeworks erlauben es das Mapping zwischen den
Objekten und der Datenbank festzulegen. So kann der
Programmierer direkt mit den Objekten arbeiten.
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