Zur Geschichte der Rechtschreibung - Universität Duisburg

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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Überblick zur Sprachgeschichte des Deutschen
Ca. 1400 Jahre deutsche Sprache, ausgegliedert
aus dem Westgermanischen als
• Althochdeutsch (ca. 650-1050)
• Mittelhochdeutsch (ca. 1050-1350)
• Frühneuhochdeutsch (ca. 1350-1650)
• Neuhochdeutsch einschließlich der
Gegenwartssprache
Sprachgeschichte als
•
Gesprochene Sprache: vom Dialekt zur regionalen
Umgangssprache und über die Bühnensprache zur mündlichen
Hochsprache / Standardsprache / Gemeinsprache
•
Schriftsprache: vom Dialekt über regionale Druckernormen zur
Hochsprache / Standardsprache / Gemeinsprache
Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univ. Duisburg-Essen, Campus Essen)
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
ca. 800 bis
Mitte 15. Jh.:
nur handgeschriebene Texte in Dialekten
Schulen in Klöstern, Schreibstuben auch an Höfen
ca. 1450
Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern
Gutenberg-Bibel
bis ca. 1650:
Niederdeutsch wird nicht mehr gedruckt
bis ca. 1750:
1774-86
Entwicklung der Hochsprache als Schriftsprache
Wörterbuch von Johann Christoph Adelung (5 Bde.)
im 19. Jh.:
1876
Bemühungen um eine einheitliche Rechtschreibung
1. Orthographische Konferenz in Berlin
1901
1902/3
2. Orthographische Konferenz in Berlin: Normierung
Konrad Duden als Sekretär beauftragt,
der DUDEN-1 seitdem maßgeblich für Norm bis 1996
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
20. Jh.
Immer wieder Diskussiobn um Reform und Vorschläge
1983-1996
01.07.1996
01.08.1998
01.08.1999
Arbeit an einer Neuregelung, Wiener Gespräche
Internationales Abkommen in Wien unterzeichnet
Neuregelung tritt in Kraft mit Übergangszeit bis 2005
Die deutsche Presse übernimmt die Neuregelung nach
Kodifizierung unter Federführung von dpa
Frankfurter Allgemeine Zeitung kehrt zur alten Schreibung zurück
Sommer 2002
seit 1996
Eine Zwischenstaatliche Kommission mit der Geschäftsstelle beim
Institut für Deutsche Sprache Mannheim (IDS) ist zuständig für
Zweifelsfragen, nichtmehr die DUDEN-Redaktionen.
www.ids-mannnheim.de/reform
www.rechtschreibkommission.de
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Abrogans - das erste deutsche Wörterbuch; St. Gallen, 2. Hälfte 8. Jh.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Handschriften des Mittelalters
Abrogans: ein Wörterbuch (911)
Handschrift des 15. Jh.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
ca. 1400 Jahre deutsche Sprache, ausgegliedert aus dem Westgermanischen als
• Althochdeutsch (ca. 650-1050)
• Mittelhochdeutsch (ca. 1050-1350)
• Frühneuhochdeutsch (ca. 1350-1650)
• Neuhochdeutsch einschließlich der
Gegenwartssprache
Merseburger Zauberspruch
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Das Trutzlied der Mädchen (ca. 1050)
Swaz hie gât umbe,
daz sind alles megede,
die wellent ân man
allen disen sumer gân.
Was hier geht um,
das sind alles Mädchen,
die wollen ohne Mann
allen diesen Sommer gehen.
Von Carl Orff in die
“Carmina burana”
(“Ländlichen Lieder”)
aufgenommen.
Was hier im Kreis geht,
das sind alles junge Mädchen,
die wollen den ganzen Sommer
nicht mit einem Jungen gehen.
(Sie wollen noch nicht heiraten.)
http://www.tu-dresden.de/slub/proj/sachsenspiegel/sachs.html
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Manessische Handschrift
eine Handschrift
des 14. Jahrhunderts
Kurze Zeit einer
Literatursprache
»Ich saz ûf eime steine...«
Walther von der Vogelweide
(um 1170-um1230)
Ich saz ûf eime steine,
und dahte bein mit beine:
dar ûf sazt ich den ellenbogen:
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Johannes Gutenberg: Die Erfindung des Buchdrucks
• Buchdrucker wollen konsistente Texte
• Buchdrucker wollen verdienen, also
überregional verstanden werden
Standardnorm wie DIN
kommunikative Norm
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im 15. und 16. Jahrhundert
Bevölkerungszuwachs führt u.a. zu
• Siedlung im Osten, Sprachausgleich,
Rückwirkung auf Altreich
kommunikative Norm
• größere Städte, Arbeitsteilung, Zunftwesen
Standardnorm
Zeitalter der Entdeckungen und des Handels:
merkantile Interessen, Banken, Buchhaltung
 überregionale Verkehrssprache
kommunikative Norm
Einführung eines neuen Rechtssystems
• “Der ewige Landfriede” durch Kaiser Maximian (1459-1519)
• dazu neue Prozessordnung durch Karl V. (1500-1519)
• schriftliche Verhandung u. Zeugenaussagen
Standardnorm
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Zeitalter der Entdeckungen aus
eurozentrischer Sicht.
Columbus reiste nach Westen, um nach Indien im Osten
zu gelangen.
Am 10. Oktober 1492 ereichte er Land; er war überzeugt,
in Indien zu sein, daher die Namen
“Westindische Inseln” und die “Indianer”.
Die vier Reisen des Columbus
Bildquelle: Zeitalter der Entdeckungen, von John R. Hale. Time-Life International 1973, S50, 54, 88
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Den Namen »Amerika« erhielt der neue
Kontinent nach dem italienischen Geografen,
Astronomen und Seefahrer Amerigo Vespucci .
Den Namen ‘Amerika’ hatte 1507 ein Lothringer
Kartograph namens Martin Waldseemüller für
den neuen Kontinent vorgeschlagen.
Er hatte Aufzeichnungen und genaue Messungen
vom Amerigo Vespucci ausgewertet und danach
eine erste Karte des neuen Kontinent gezeichnet.
Amerigo Vespucci
1454 - 1512
Amerigo Vespucci hatte auf mindestens zwei
ausgedehnten Reisen im Auftrag der die Küste
Südamerikas erforscht.
Bildquelle: Encyclopedia Americana
vol. 28, 1973, S. 55
The Bettman Archive
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Die Aufteilung der Welt zwischen
den beiden großen Seefahrt-Ländern durch
Päpstliche Bullen
(lat. bulla ‘versiegelte Urkunde‘)
Vespucci war einmal im Auftrag Spaniens und
einmal im Auftrag Portugals gereist. Beide
Länder hatten großes Interesse an genauen
Messungen.
Der Papst hatte 1481 eine Demarkationslinie
festgelegt, nach der Portugal alle Länder südlich
der Kanarischen Inseln zusprach. Dem Papst
ging es um Missionsraum.
Nach der Rückkehr von Kolumbus wurde 1493
eine neue Linie festgelegt, jetzt eine Nord-SüdLinie Das Land westlich des 50. Längengrads
sollte Spanien und östlich Portugal zufallen.
Bildquelle: Time-Life, .a.O. S. 57
Portugal protestierte, es wurde zäh verhandelt
und 1494 wurde eine neue, nun geltende Linie
festgelegt. Brasilien ragt nach Osten heraus und
spricht heute deshalb Portugiesisch.
Die lange Küste war von Vespucci als neuer
Kontinent erkannt worden. Asien konnte es nicht
sein. Er hatte auch errechnet, dass da ein
weiterer Ozean sein müsse.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Ostkolonisation und Handel nahmen zu
Handels-Landweg:
Hellweg von Aachen
nach Nishnij Nowgorod
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Rennaissance und Humanismus
lösten die kirchliche Scholastik
im Wissenschaftsparadigma ab.
Phillip von Hessen
Universität Marburg 1521
Gaileo Galilei
Die Gründung von Schulen in Städten und von Universitäten durch
Landesfürsten führte zu einem Berufsstand von Lehrern und
Professoren, die sich sofort auch um die deutsche Sprache bemühten,
Grammatiken ind Orthographien schrieben - übrigens auch Briefsteller.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Einführung eines
neuen Rechtssystems
durch Kaiser Maximilian.
Der ewige
Landfriede
1459-1519
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Einführung eines neuen Prozessordnung durch Kaiser Karl V.
1530/32, genannt die “peinlich gerichts ordnung”
1500-1519
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Martin Luther: Die Luther- Bibel von 1545
• Martin Luther übersetzt (mit Mitarbeitern) die Bibel, richtet sich
in der Orthografie nach der sächsisch-meißnischen Kanzlei.
• Luthers Sprach- und Rechtschreibnormierungen beeinflussen die
Sprachentwicklung und Normierung.
• Er benutzt das Mitteldeutschend bezieht das Oberdeutsche ein.
überregionale Norm
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Deutsch im 16. Jahrhundert: Dialekte
Aus Luthers »Tischreden«
Deutschland hat so viele Dialekte, dass die Leute in einem Abstand
von 30 Meilen einander nicht verstehen.
Die Österreicher und Bayern behalten keine Diphthonge, denn sie
sagen e-ur, fe-ur, bro-edt für feuer, euer, brodt. Die Franken reden
so eintönig und dick, dass die Sachsen besonders die Sprache in
Antwerpen nicht verstehen ...
die Oberlendische sprache ist nicht die rechte teutzsche sprache,
denn sie hat sehr offene und starke Laute, aber die sächsische
Sprache ist sehr leicht, sie wird mit fast zusammengepressten
Lippen gesprochen.
(Original auf Lateinisch)
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Situation im 16. Jahrhundert
Christoph Walter: Von vnterscheid der Deudschen Biblien (Wittenberg 1563)
Das aller vornemist vnd notigst in allen Sprachen ist / das man man Orthographiam helt /
das ist / das man alle worter mit jren eigenen vnd geburlichen Buchstaben schreibe oder
drucke / das man keinen Buchstaben aussen lasse / keinen zu viel neme / keinen fur den
andern neme / Das einer die worter mit Buchstaben schreibe / gleich wie der ander / Item /
das man die gleichlautende worter / welche zwey ding bedeuten in jrem laut /
mit sonderlichen Buchstaben vnterscheide / wie die Ebreische / Griechische vnd Latinische
Sprache geordnet vnd gefasset ist.
Aber in der Deudsche sprache / schreibt ein jder die worter mit Buchstaben / wie es jm
einfellet vnd in sinn komet / das / wenn hundert Brieue / vnd gleich mehr / mit einerley
worter geschrieben worden / so worde doch keiner mit den Buchstaben vberein stimmen/
das einer mit buchstaben geschrieben worde wie der ander.
Derhalb ist die Sprache auch so vnuerstendlich / dunckel vnd verworren/
Ja gantz verdrieslich vnd vnlustig zu lesen. Vnd sonderlich komet sie den frembden
vndeudschen Leuten sehr schwehr vnd sawer an zuuerstehen / vnd vnmuglich recht zu
lernen.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Vô der Orthographia ein kleyne vnderweisung
Orthographia ist ein Ghriechisch wort / heißt recht buchstäbisch schreibê / da sich
die teütschê schwärlich reformieren werdê lassen / dañ das vnrecht schreibê der
wörter vñ buchstabê / ist in diser sprach so gemein / das der gemein brauch nû muß
kunst sein / darzu so ists den Teütschê nit wol müglich recht zuschreibê / diewil si /
wi gsagt / nicht wenigers ´vstehn / dañ jre teütsche sprach.
Man solt sich aber souil ymer müglich / d´ Orthographia befleissen / dañ auß keinr
ãdern vrsach / ist die teütsche sprach so gãtz vnkendtlich / vñ jr selbs vngleich
worden / als durch dz falsch schreibê / Aber es möchten die zwu nachuolgende
Regel etwas zu solcher Orthograpia thun.
Die erst / Wer den verstand eins worts / dasselb recht zuschreibê habê will / der
mercke auff die bedeütung vñ Composition des selbê worts / das ist / er sehe vñ
merck / was es sei vnd heisse.
Die ander / das er dasselb wort oder seine theyl / das ist / die buchstabê zuuor in
seinen mund neme / vnd frag seine oren / was vñ wie es laute.
(Valentin Ickelsamer: Eine Teütsche Grammatica, 1534)
Notieren Sie, was Ihnen an der Schreibung auffällt.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Der Buchdruck als Triebkraft zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache
sowohl in der Rechtschreibung als auch in Wortschatz und Grammatik
• Buchdrucker wollen konsistente Texte
Standardnorm
• Buchdrucker wollen verdienen, also überregional verkaufen
und verstanden werden.
kommunikative Norm
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Sprachentwicklung bis Mitte des 18. Jahrh. zum
Hochdeutschen als Schriftsprache
Niederdeutsche
Dialekte ca. 1650
nicht mehr
gedruckt
Mitteldeutsch
führend
Oberdeutsch
einbezogen
Hochdeutsch als überregionale Standardorm
und kommunikative Norm
Unter dem Einfluss des Bildungsbürgertums
Hochdeutsch als Wertenorm
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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• Im 17. Jahrhundert wurden Sprachgesellschaften gegründet,
nach Vorbildern in Italien
und in den Niederlanden .
• Sie wollten der deutschen Sprache gegenüber dem an den Höfen
dominierenden Französisch zu ihrem eigenen Recht verhelfen.
• Man leistete theoretische und praktische Spracharbeit:
- Grammatiktheorie und Grammatiken
- Theorie der Orthografie und Orthografielehren
- Theorie der Lexikographie führten zu
Wörterbüchern (sprachbezogen)
Lexika (sachbezogen)
- Mischtypen wie den Orbis pictus von Comenius
(einem zweisprachigen Bildwörterbuch Deutsch und Lateinisch
• Opitz erarbeitete eine auf die deutsche Sprache abgestimmte Poetik.
• Die Dichter des Barock schrieben dazu die Gedichte.
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Georg Schottel
(Schottelius)
1612-1676
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Martin Opitz
1597-1639
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Andreas Gryphius
1616-1664
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Im 18. Jahrhundert war die Entwicklung zu einer
gemeinsamen Sprache abgeschlossen.
Adelung spricht in seinem großen Wörterbuch
noch von den hochdeutschen Mundarten und
meint den Zusammenfall des Mittel- und
Oberdeutschen
• Johann Christoph Adelung :
Versuch eines grammatisch-kritischen
Wörterbuches
der Hochdeutschen Mundarten
(5 Teile, Leipzig 1774-1786)
Adelung (17...-
Schick mir den Adelung, den Hund! Ich habe einige Fragen an dieses Orakel zu tun.
(aus dem Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe)
Wir haben uns nden Adekung aufgesackt ...
(Heinrich Heine)
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Skizze von Entwicklungen im 19. Jahrhundert
• Im 19. Jahrh. wurden neue Disziplinen der Sprach- und auch der Literaturwissenschaft
entwickelt, die Indogermanistik als historisch orientierte Allgemeine und Vergleichende
Sprachwissenschaft und die Philologie als historisch orientierte Germanistik.
• Die Indogermanistik erforschte die historischen Zusammenhänge zwischen Sprachen
als Sprachfamilien, allen voran die indogermanischen Sprachen, zu denen als
große Gruppen die germanischen, romanischen, slawischen, arabischen, persischen
und altindischen Sprachen gehören.
• Die Germanistik wendete sich älteren deutschen Texten und damit Sprachstufen zu.
Wir kennen viele der Texte nur, weil die Handschriften ab dem 19.Jh. in den Bibliotheken
gesucht und sorgfältig entziffert und ediert wurden.
• Diese historische Sicht führte zu einer zugleich beschreibenden (deskriptiven) als auch
diachronischen (Entwicklungen über Zeitstufen hinweg verfogenden) Sprach- und
Textwissenschaft.
• Mit diesem Interesse an der Geschichte von Landes-Sprachen und Volks-Kulturen war
man Teil der romantischen Bewegung einer Hinwendung zum Volk, zu mündlichen
Überlieferungen, zum Sammeln mündlicher Texte wie Volkslieder und Märchen.
• Zwei bedeutsame Wissenschaftler, die als Mit-Begründer der Germanistik als Universitätsfach anzusehen sind, waren die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Sie beeinflussten
nicht nur die Sprach- und Textwissenschaft, sondern die Sprachentwicklung. Deshalb
wird ihr Wirken hier exemplarisch vorgestellt.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Jakob Grimm (1785-1863)
Wilhelm Grimm (1786-1859)
Geboren in Steinfurt bei Giessen, Studium in Marburg u.a. bei dem bedeutenden Juristen
Savigny (Jakob als Wiss. Hilfskraft), im Marburger Kreis um Achim und Bettina von Arnim, beteilgt an den
Volksliedsammlungen zu Des Knaben Wunderhorn, Bibliothekare in Kassel, Herausgeber alter Texte, u.a.
Hildebrandlied, Nibelungenlied, Rechtsaltertümer (s.u.).
Sammlung und Herausgabe von Märchen und Sagen. Schließlich Professoren in Göttingen.
Bildquelle: Kolorierte Originalfotografien Berlin 1857, entnommen dem Katalog der Ausstellung Kassel 1985
“200 Jahre Brüder Grimm. Dolumente ihres Lebens und Werkes.” Verlag Weber & Weidemeyer Kassel, S. 371
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Dorothea Viehmann
aus Oberzwehren bei Kassel,
die einige der Märchen erzählt hat längst nicht alle, es gab auch schriftliche Vorlagen und andere Quellen.
Grimms Märchen
wurden von beiden Brüdern gesammelt, zunächst als trockene wissenschaftliche Dokumente
herausgegeben - wirtschaftlich kein Erfolg - , dann mehrfach von Wilhelm überarbeitet und als
Kinder- und Hausmärchen zum Welterfolg. Wilhems romantisch-biedermeierliche Überarbeitung
und seine Stilelemente wie Es war einmal ... prägten die allgemeine Auffassung davon, was
Volksmärchen seien, wie sie zu seien hatten. Dabei enthält die Sammlung viel mehr: Sagen,
Legenden, Fabelgeschichten, ...
Bildquelle: Radierung Dorothea Viehman von Ludwig Eil Grimm (der 3. Bruder) aus:Gabriele Seitz: Die Brüder
Grimm. Leben – Werk – Zeit. Winkler Verlag München1984 S. 61; die anderen Titel Katalog a.a.O. S,398
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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1810
Urfassung
1812
Druckfahnen
1857
Ausgabe letzter Hand
Aus : Gabriele Seitz: a.a.O., S. 89
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
1. Schreiben Sie so viele Märchentitel aus Grimms Märchen auf,
wie Ihnen einfallen.
2. Können Sie den Spruch von Rumpelstilzchen aufschreiben?
3. Was sagen die Täubchen in Aschenputtel? Es gibt mehrere Sprüche.
4. Schneewittchen
a) Was sagt die Königin vor dem Spiegel?
b) Wovon fällt Schneewittchen in den tiefen Schlaf?
Und wie wacht sie wieder auf?
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Die Grimms waren ... - ...
Professoren in Göttingen.
... protestierten sie als zwei
der “Göttinger Sieben” gegen
eine verfassungswidrige Verfügung des Hannoverschen
Landesherrn und wurden des
Amtes, Jakob auch des Landes
verwiesen.
Sie gingen zurück nach Kassel,
hatten durchaus finanzielle
Probleme.
Die Weidmannsche Buchhandlung in Berlin bot Ihnen an, ein
Wörterbuch zu schreiben. So
hatten Sie regelmäßigesGeld.
Schließlich bekamen sie
Professuren in Berlin. Bettina von
Arnim hatte sich sehr eingesetzt.
Jakob Grimm heiratete ... und hatte Kinder.
Wilhelm lebte stets in seinem Haushalt.
Zur Geschichte der Rechtschreibung
Jakob Grimm als Professor in Göttingen
gezeichnet vom Bruder Ludwig Emil Grimm
Bild: Radierung von Ludwig Emil Grimm
datiert 28. Mai 1830;
aus : Gabriele Seitz: a.a.O., S. 111
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
• Jakob Grimm schrieb
eine historische Grammatik
der deutschen Sprache.
• Er gab - er war schließlich
Schüler von Savigny - historische Texte zur Rechtsgeschichte heraus, die viel
Aufsehen erregten.
• Auch als einer der führenden
Professoren aus dem Kreis
der “Göttinger Sieben” hatte
er hohes Ansehen in Deutschland als Mann, der eine Verfassung wollte.
• Er war zwar durchaus monarchistisch gesinnt, aber trat
auch
für neine Verfassung ein.
1848 wurde Jakob Grimm in die
Verfassungs-Versammlung
in der Paulskirche dewählt als
Abgeordneter des Wahlkreises
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Dinslaken-Essen-Mühlheim/R.
Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert
• Germanistik als Philologie entsteht, maßgeblich beeinflusst durch
Wilhelm und Jakob Grimm.
Historische Sicht auf Sprache führt zu historischer Norm.
• Zeitungen, ein Pressewesen, Jounalisten als Normträger bringen
Festigung der Standardnorm und der kommunikativen Norm.
• Allgemeine Schulpflicht führt zu Alphabetisierung und zur
Festigung der Standardnorm und Entwicklung der Wertenorm.
• Gründung des Deutschen Reiches 1871 in Versdailles (!)
führt zu Vereinheitlichungsbestrebungen.
• 1876 1. Orthographische Konferenz in Berlin “scheitert”.
• Konrad Duden gibt für seine Schule ein Wörterbuch heraus,
das nach 1876 für preußische Schulen bearbeitet wird und gilt.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
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Grimms Wörterbuch
Gemäßgte Kleinschreibung:
Ein Jahrhundertwerk
Vorwort von
Jakob Grimm
Schluss Band 1
>ß< als >zs<
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Näher ist uns, mir noch biografisch, die Zeit des Nazionalsozialismus, der
nicht nur wegen seiner und der in seinem Namen verübten Taten den
Namen Deutsch und Deutschland für lange Zeit mit Bedeutungen und
Erinnerungen belegt hat, denen niemand entgehen kann, der die Sprache
als Muttersprache spricht und das Land als Lebens- und Kulturraum
Heimat nennt.
Ein Propagandaministerium und die Nutzung des Massenmdediums
Volksempfänger (Radio) belasteten die Sprache als öffentliche Sprache
nachhaltig.
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Eintrag im Wörterbuch
DUDEN: Deutsches Universwalwörterbuch, 3. Auflage 1996
Konzentrationslager, das [wohl LÜ von engl,
concentration camp, Bez. Für die erstmals 1901 vom
brit. Feldmarschall H.H. Kitchener (1850-1916)
eingerichteten Internierungslager im Burenkrieg
(1899bis 1902)](bes. ns.): Lager, in das Menschan aus
politischen, relogiösen od. rassischen Gründen
verbracht u. in dem sie unter menschenunwürdigen
Bedingungen gefangen gehalten [bzw. einer
Massenvernichtung ausgeliefert] werden: ins K.
kommen; jmdn. in ein K. einweisen; jmdm mit K.
drohen
Mackensen: Großes deutsches Wörterbuch, 1977
Konzentrationslager s (-s;-) Internierungslager für
feindl. Bevölkerung; Straflager (Abk.: KZ)
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Konrad Duden
1829-1911
Geburthaus
Hof Bossigt
bei Wesel
am Niederrhein
Gymnasium
in Schleiz
(Thüringen)
Direktor
1869-1905,
danach
in Bad Hersfeld
1876-1905
Duden: Wörterbuch 1880, S. 1
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
• Zur Erinnerung: 1901 wurde die Rechtschreibung normiert. Mit dem Namen
Konrad Dudens verbindet sich seither die Vorstellung, was korrekter Sprachgebrauch sei, obwohl er und sein Wörterbuch, das von den DUDEN-Redaktionen
nach seinem Tod 1912 fortgeführt wurde, nur für die Rechtschreibung maßgebend
waren. Noch einmal zwei (Zitate in neuer Rechtschreibung):
Die Schrift ist nicht für die Gelehrten, sondern für das ganze
Volk da [...], und dies verlangt nichts, als dass sie genau und
dass sie leicht zu handhaben sei.
Das zunächst und vor allen Dingen zu erstrebende Ziel
war die E i n h e i t der Rechtschreibung ... Indem ich von
Fortschritt spreche, deute ich schon an, dass ... jetzt keineswegs
und für alle Zeiten ein Stillstand eintreten soll. Nur ein
Zwischenziel ist erreicht worden.
• Auch das ist Geschichte, mit der Reform von 1998 ist eine internationale
Kommission für die Rechtschreibung zuständig.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert bis 1901-3
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im 20. Jahrhundert
• 1901 2. Orthographische Konferenz in Berlin
• Konrad Duden als Sekretär der Konferenz:
Das zunächst und vor allen Dingen zu erstrebende Ziel
war die E i n h e i t der Rechtschreibung ... Indem ich von
Fortschritt spreche, deute ich schon an, daß ... jetzt keineswegs
und für alle Zeiten ein Stillstand eintreten soll. Nur ein
Zwischenziel ist erreicht worden.
• Bis 1914 parallel Schul-DUDEN und Buchdrucker-DUDEN
• DUDEN-Redaktionen führten ständig Änderungen durch.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im 20. Jahrhundert
• Im Jahr 1903 wird die Einheitsrechtschreibung in den deutschen
Schulen eingeführt.
• Auch damals gab es viele kritische Stimmen.
• Der DUDEN-1 (Rechtschreibduden) ist “in Zweifelsfällen”
maßgebend bis zur Neuregelung 1996.
• Die amtlichen Regeln von 1901 werden bald nicht mehr gedruckt.
Im DUDEN werden zunächst systematische didaktisierte Regeln,
zuletzt eine alphabetische Liste von Regeln veröffentlicht.
• Nach 1949 gab es einen DUDEN-West (Mannheim) und einen
DUDEN-Ost (Leipzig) auf der Grundlage der Regeln von 1901
mit Unterschieden nur im Wortschatz.
• Im Jahr 1990 erschien der erste gesamtdeutsche DUDEN.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Entwicklungen im 20. Jahrhundert
• Es hat im 20. Jahrhundert immer eine Reformdiskussion gegeben.
Bedeutende Reformversuche:
• 1944 Einführung der gemäßigten Kleinschreibung, mit dem Ende
des Krieges und des Nazi-Reiches untergegangen
• 1954 “Stuttgarter Empfehlungen”, Protest der Schriftsteller
• 1958 “Wiesbadener Empfehlungen” mit gemäßigter Kleinschreibung
auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht umgesetzt, weil die
DDR nicht mitmachen wollte
• 1983-1996 Arbeit an der jetzt eingeführten Neuregelung
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Die Schweiz hatte und hat bis heute eine Sonderregel:
Statt ß wird ss geschrieben:
Omnibusse
die Busse
=
Buße, Sühne
• Österreich hatte und hat ein Österereichisches Wörterbuch
• Österreichische Wörter werden in deutschen Wörterbüchern
als Austriazismen geführt.
• Beispiele, die in die EU-Verträge eingegangen sind:
Ribiseln = Johannisbeeren
Marillen = Aprikosen
Kukuruz = Mais
Fisolen = grüne Bohnen
Karfiol = Blumenkohl
Topfen = Quark
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Der Weg zur Neuregelung 1996
• Im Jahr 1983 Anfrage Österreichs auf diplomatischem Weg an die
deutschsprachigen Länder, ob Rechtschreibung zu überarbeiten sei
• Zuständig in der BRD:
- Außenminister, weil international
- Bundesinnenminister für die Amtssprache
- Kultusministerkonferenz für die Schulspache,
KMK war federführend
• Einsetzen von Fachkommissionen in BRD, DDR, Schweiz, Österreich
in der BRD u.a. beteiligt: Institut für deutsche Sprache (IdS) in
Mannheim, DUDEN-Redaktion, Gesellschaft für Deutsche Sprache
• Regelmäßige Treffen der Kommissionen der vier Länder,
die einen gemeinsamen Vorschlag erarbeiteten
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Der Weg zur Neuregelung 1996
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1986, 1992 und 1994 “Wiener Gespräche” auf politischer Ebene
1988 Teilvorschlag veröffentlicht; lebhafte, meist positive Reaktion
1990 DDR der Bundesrepublik beigetreten, Fachleute blieben
1992 “Deutsche Rechtschreibung - Vorschläge zu ihrer Neuregelung”
1993 Hearing in Bonn, 30 Verbände nahmen teil, brachten
Änderungswünsche vor, die eingearbeitet wurden
• November 1994 werden beim 3. Wiener Gespräch letzte Unklarheiten
beseitigt; eine Redaktionsgruppe wird eingesetzt
• August 1995 veröffentlicht der internationalen Arbeitskreis:
Deutsche Rechtschreibung - Regeln und Wörterverzeichnis.
Vorlage für die amtliche Regelung (Narr Verlag Tübingen)
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Der Weg zur Neuregelung 1996
• Geringfügige Änderungswünsche der Kultusminister und einiger
Ministerpräsidenten, von Österreich und der Schweiz akzeptiert
• Dezember 1995 redigierte Fassung von der KMK beschlossen,
von den Ministerpräsidenten, dem Bundeskabinett und dem
Bundesinnenminister zustimmend zur Kenntnis genommen
• 01. Juli 1996 in Wien eine Gemeinsame Absichtserklärung zur
Neuregelung der deutschen Rechtschreibung unterzeichnet von
Belgien, Deutschland, Italien, Liechtenstein, Österreich, Rumänien
der Schweiz und Ungarn
• Zum 01.08.1998 sollte die Neuregelung in Kraft treten mit einer
Übergangszeit bis 2005
• Presse, TV, Radio berichten, kommentieren weitgehend positiv
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Der Weg zur Neuregelung 1996
• Wichtige rechtliche Neuerung: DUDEN verliert sein Monopol als
Normsetzer in Zweifelsfragen.
• Eine internationale Kommission mit Geschäftsstelle beim IdS in
Mannheim begleitet die Einführung der Neuregelung.
• Die Kultusminister konnten im Vorgriff in Schulen die neuen Regeln
einführen.
• Ab Mitte 1996 erste Wörterbücher: Bertelsmann, DUDEN,
auch bei ALDI (von uns in Essen entwickelt) mit geringfügigen
Unterschieden bei der Umsetzung, insbesondere bei Getrennt- und
Zusammenschreibung und Trennung am Zeilenende, letzteres weil
DUDEN nicht alle Möglichkeiten angibt.
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Zur Geschichte der Rechtschreibung
Der Weg zur Neuregelung 1996
• Auf Betreiben eines fränkischen Lehrers, Friedrich Denk, eine
Protestaktion vieler Schriftsteller am Rande der Buchmesse 1996.
• Presse zunehmend kritisch, allen voran FAZ und SPIEGEL, BILD;
Untertsützung durch Dieter Zimmer in der ZEIT.
DIE WOCHE stellt schon 1996 um, Schweizer Printmedien ebenfalls
• Neue Schulbücher erscheinen nur noch in der neuen RS.
• Die Kultusminister konnten im Vorgriff in Schulen die neuen Regeln
einführen. Einzelne Eltern wollen die neue RS nicht, strengen
Prozesse vor Verwaltungsgerichten an.
• Die Presse berichtet von negativen Urteilen auf S. 1, von positiven
in kleinen Meldungen. Die positiven waren immer in Überzahl, aber
die Öffentlichkeit musste denken, die Gerichte stoppen die neue RS.
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Der Weg zur Neuregelung 1996
• Am 14. Juli 1998 entscheidet das Bundesverfassungsgericht in
Karlsruhe, dass die Einführung einer neuen RS als Verordnung
rechtens sei. Zugleich wird vorab entschieden, dass ein Ausscheren
einzelner Bundesländer (“Insellösung”) kein Grund sei, die
Neuregelung in anderen Bundesländern zurückzunehmen.
• Dadurch wird eine Volksbefragung mit negativem Ausgang in
Schleswig-Holstein uninteressant; dort hat inzwischen der Landtag
mit den Stimmen aller Parteien beschlossen, die Neuregelung doch
einzuführen.
• Die Presse, die ursprünglich 1998 umstellen wollte, stellt zum
01. August 1999 um, auch SPIEGEL und zunächst FAZ.
• Federführend für die Presseregelungen war dpa.
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