Das II. Vaticanum – Bedeutung und Perspektiven Jahrestagung der Religionslehrerinnen und Religionslehrer im Bistum Aachen Univ.-Prof. Dr. Gregor Maria Hoff Programm 1. Einheit: Programm des Konzils – Gaudium et spes als hermeneutischer Schlüssel Einheit des Konzils / Tradition und Traditionsbruch / „Entweltlichung“ Gaudium es spes / Heterotopologie 2. Einheit: Die ekklesiologische Programmatik des Konzils – im Horizont neuer kirchlicher Identitätsdiskurse Codierung des Identitätsproblems / Ekklesiologische Bestimmungsform Unitatis redintegratio / Metaphorologie 3. Einheit: Nostra aetate und die Bedeutung der anderen Religionen – im Spiegel der religionstheologischen Regie des laufenden Pontifikats Nostra aetate / Differenzhermeneutik Bedeutung des Judentums 2 1. Einheit: Das Programm des Konzils Methode: Heterotopologie 1. Das Programm des Konzils Der hermeneutische Kampf um das Konzil: Tradition oder Traditionsbruch? Der Ausgangspunkt zur Bearbeitung des Problems: Die Frage nach dem Plan und der Einheit des Konzils - Suenens: Innen – Außen (Rahner, Klinger) - Hünermann: Mysterium – Existenz 4 1. Das Programm des Konzils 1. Der Textkörper: Konzilstexte als „Skript“ Aggiornamento (formal: Haltung) Keine Verurteilungen (formal) Ökumenisch (formal) Weltoffen (formal) Geschichtlich (formal und material) Zeichen der Zeit (material) Volk Gottes (material) 5 1. Das Programm des Konzils 2. Arbeitsform mit und in Spannungen - Universal-/Teilkirchen - Papst/Bischöfe communial 3. Grammatik (christologische) Differenzgrammatik 6 1. Das Programm des Konzils Benedikt XVI: hermeneutische Schlüssel seines Pontifikats - Kontinuität der Tradition – Problem: Radikalität der Umstellungen (DH) Tradition versus Traditionalismus: Tradition vom anderen Ort her (Heterotopologie) - Skepsis gegenüber Gaudium es spes - „Entweltlichung“ 7 2. Gaudium et spes als Schlüssel zum Konzil „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden.“ (GS 1) 8 2. Gaudium et spes als Schlüssel zum Konzil Methode: Heterotopologie (Foucault, Sander) „Was der Kirche gegenübersteht, ist ein entscheidender und nicht nur ein akzidenteller Faktor für ihre Präsentation des Glaubens. Die räumliche Angabe ‚Weltkirche’ enthält in diesem Sinn eine topologische Qualität: Sie wird im Verlauf des Konzils zu dem Bezugspunkt, von dem her der Glaube zur Sprache kommt, und zu dem Ort, an dem sich Kirche pastoral konstituiert… Das unterzieht die Weltkirche einer diskursiven Veränderung. Sie besteht auf einer Erweiterung der Orte und einer Konfrontation mit den Differenzen…“ H.-J. SANDER, Einführung: Von der kontextlosen Kirche im Singular zur pastoralen Weltkirche im Plural – ein Ortswechsel durch NichtAusschließung prekärer Fragen, in: HThKVatII, Bd. 5, 383-394; 391. 9 2. Gaudium et spes als Schlüssel zum Konzil „Utopien sind Orte ohne realen Ort. Es sind Orte, die in einem allgemeinen, direkten oder entgegengesetzten Analogieverhältnis zum realen Raum der Gesellschaft stehen. Sie sind entweder das vervollkommnete Bild oder das Gegenbild der Gesellschaft“. M. Foucault, Von anderen Räumen, 935. 10 2. Gaudium et spes als Schlüssel zum Konzil „Durch den Spiegel entdecke ich, dass ich nicht an dem Ort bin, an dem ich bin, da ich mich dort drüben sehe. Durch diesen Blick, der gleichsam tief aus dem virtuellen Raum hinter dem Spiegel zu mir dringt, kehre ich zu mir selbst zurück, richte meinen Blick wieder auf mich selbst und sehe mich nun wieder dort, wo ich bin. Der Spiegel funktioniert als Heterotopie, weil er den Ort, an dem ich bin, während ich mich im Spiegel betrachte, absolut real in Verbindung mit dem gesamten umgebenden Raum und zugleich absolut irreal wiedergibt, weil dieser Ort nur über den virtuellen Punkt jenseits des Spiegels wahrgenommen wird.“ (Ebd., 935f.) 11 Heterotopien „Eine Heterotopie beginnt erst dann voll zu funktionieren, wenn die Menschen einen absoluten Bruch mit der traditionellen Zeit vollzogen haben. So wird auch deutlich, dass der Friedhof tatsächlich ein hochgradig heterotoper Ort ist, denn er beginnt mit jener seltsamen Heterotopie, die der Verlust des Lebens für den Einzelnen darstellt, und mit jener Scheinewigkeit, in der er sich unablässig auflöst und verschwindet.“[1] [1] M. Foucault, Von anderen Räumen, 939. 12 Heterotopien 13 Die ekklesiologische Bedeutung des Konzils „Es geht… nicht um eine andere Idee von Kirche, sondern um eine andere Tätigkeit von Kirche, die für diese Erfahrung tauglich ist… Es geht also nicht darum, daß etwas Altes falsch war, weil es etwas Neues gibt. Es geht vielmehr darum, daß die Kirche sich von dem her erneuert, was ihr von alters her an Tätigkeit vor Gott und den Menschen zugemutet ist. Entsprechend ist es wegweisend, daß das jüngste Konzil auch nicht mit Verwerfungen arbeitet und die eigene Religionsgemeinschaft nicht einfach beiseite schiebt. Das würde das Problem der ohnmächtigen Tätigkeit, welches die Kirche in dieser pastoralen Form ist, auch gar nicht lösen. Es gilt vielmehr durch die Machtgehalte der Religionsgemeinschaft hindurch zu dem zu gelangen, was die Lebensform präsentieren kann, die der Kirche vom auferstandenen Gekreuzigten und den ohnmächtig gemachten Menschen von heute zugemutet ist. Darin liegt ihre Identität. Das, was die Kirche ist, wird sie von dem her, was ihr von denen zugemutet wird, mit denen sie es zu tun hat: Gott und den Menschen.“ (Sander) 14 2. Einheit: Die ekklesiologische Programmatik des Konzils – im Horizont neuer Identitätsdiskurse Methode: Metaphorologie 1. Die Codierung des Identitätsproblems der Kirche durch das Konzil „Das gegenreformatorische Kirchenbild, das fast ausschließlich die sichtbare Seite der Kirche im Blick hat und Kirche als durch Christus von Gott her legitimierten Herrschaftsverbund charakterisiert, ist damit zurückgewiesen. Diesen Wechsel haben die Väter – das zeigt die Entstehungsgeschichte des Vorworts und des ersten Kapitels – in voller Klarheit vollzogen.“ P. HÜNERMANN, Theologischer Kommentar zur dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, in: DERS. / B. J. HILBERATH (Hgg.), Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Freiburg u.a. 2004, 263-582, 354. 16 2. Ekklesiologische Bestimmungsform – Identität in Differenzen „Der einzige Mittler Christus hat seine heilige Kirche, die Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, hier auf Erden als sichtbares Gefüge verfaßt und trägt sie als solches unablässig; so gießt er durch sie Wahrheit und Gnade auf alle aus. Die mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft und der geheimnisvolle Leib Christi, die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft, die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst. Deshalb ist sie in einer nicht unbedeutenden Analogie dem Mysterium des fleischgewordenen Wortes ähnlich. Wie nämlich die angenommene Natur dem göttlichen Wort als lebendiges, ihm unlöslich geeintes Heilsorgan dient, so dient auf eine ganz ähnliche Weise das gesellschaftliche Gefüge der Kirche dem Geist Christi, der es belebt, zum Wachstum seines Leibes (vgl. Eph 4,16). Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen. Sie zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen (Joh 21,17), ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut (vgl. Mt 28,18 ff), für immer hat er sie als ‚Säule und Feste der Wahrheit’ errichtet (1 Tim 3,15). Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt nicht aus, daß außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen.“ (LG 8) 17 2. Ekklesiologische Bestimmungsform – Identität in Differenzen „Es wird… nicht mehr ein absolutes, exklusives Identitätsurteil ausgesprochen, etwa in dem Sinne: Die Kirche Christi ‚ist’ die katholische Kirche. Damit wird nicht eine Unklarheit über die Erkennbarkeit der Kirche Christi geschaffen. Es wird nur einer konkreten Wirklichkeit Rechnung getragen, nämlich der Tatsache, ‚daß außerhalb ihres (= der katholischen Kirche) Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind’. Es ist zu beachten, daß ‚Wahrheit’ erst im Laufe der Diskussion hinzugefügt worden ist. Die eine wahre Kirche Christi existiert also. Sie ist erkennbar und in ihrer Weise auch sichtbar… Aber ‚Kirchlichkeit’ fällt nicht einfachhin mit der der katholischen Kirche zusammen, weil auch kirchliche Elemente der Heiligung und der Wahrheit außerhalb zu finden sind.“ A. GRILLMEIER, Kommentar zu Lumen Gentium I, in: 175. 18 2. Ekklesiologische Bestimmungsform – Identität in Differenzen „Es ist also in Christus und in der Kirche keine Ungleichheit aufgrund von Rasse und Volkszugehörigkeit, sozialer Stellung oder Geschlecht; denn ‚es gilt nicht mehr Jude und Grieche, nicht Sklave und Freier, nicht Mann und Frau; denn alle seid ihr einer in Christus Jesus’ (Gal 3,28 griech.; vgl. Kol 3,11).“ (LG 32) 19 Methodologische Reflexion: Metapherntheorie und ekklesiologische Architektur des Konzils Metaphorologie „In der konzeptuellen Metapherntheorie radikalisieren sich zentrale Momente des gegenwärtigen Metapherndiskurses: Das produktive Potential der Metapher wird nicht nur als ein Artikulationsmodus der menschlichen Kreativität begriffen, sondern vielmehr als deren konstitutives Prinzip: „Metaphor is […] imaginative rationality.“ Lakoff, Johnson 2003 – Metaphors we live by, 192f. 21 Metaphorologie „Konzepte sind (1) verwurzelt in der physischen und sozio-kulturellen Erfahrung des Menschen, (2) in Erfahrungsgestalten strukturiert, stehen (3) durch metaphorische Transferprozesse in Relation zueinander und werden (4) mit Hilfe dieser Transferprozesse definiert, wobei darin zugleich ihre erfahrungsmodellierende und orientierende Funktion deutlich wird. Kurz: Konzepte werden aus der Perspektive der kognitiven Metaphorologie nicht durch erfahrungsvorgängige Eigenschaften, sondern durch inter-aktionale Eigenschaften (interactional properties) definiert und gewinnen ihre Identität somit durch ihre Funktion in menschlichen Erfahrungszusammenhängen“ Benedikt Gilich 22 Metaphorologie und Ekklesiologie „Als Realisation der Behältermetaphorik ist die Gebäudemetapher visuell ein attraktives Symbol, das sich nicht nur hervorragend allegorisieren lässt, sondern in den christlichen Sakralbauten zudem eine manifeste Erfahrungsverwurzelung findet. Das Gebäude wird hier in der Tat als Behälter erlebt, in dem sich kirchliches Leben (Gottesdienst, Schriftlesung, Sakramentenspendung) ereignet und dessen Mauern eine klare Grenze zwischen sakralem und profanem Erfahrungsraum zu ziehen scheinen.“ GILICH, Verkörperung der Theologie, 386. 23 „Das ‚Außen’ bleibt konturlos und im Grunde nur negativ, d.h. als Nicht-Innen bestimmbar… Von der verdrängten Komplexität des ‚Außen’ zu reden bedeutet allerdings, sich immer noch in der Bildlogik der Behältermetapher zu bewegen. Ihre theologische Problematik stellt sich aber noch weitaus grundlegender dar. Sie verdeckt die wechselseitige Durchdringung von Kirche und Welt. Sie lässt sich aus zwei Perspektiven verfolgen: Weder lässt sich die Wirklichkeit der Kirche aus der Welt heraushalten, noch die Wirklichkeit der Welt aus der Kirche. Das, was wir als ‚Innen’ der Kirche und der Theologie auffassen, die Texte, Symbole, Gebäude, Riten, Personen und Institutionen sind keine ‚außerirdischen’ Größen. Die pilgernde Kirche trägt ‚in ihren Sakramenten und Einrichtungen, die noch zu dieser Weltzeit gehören, die Gestalt dieser Welt, die vergeht, und zählt selbst so zu der Schöpfung, die bis jetzt noch seufzt und in Wehen liegt und die Offenbarung der Kinder Gottes erwartet’ (LG 48). Der ‚Innenraum’ der Kirche ist, wenn er konkretisiert werden soll, vom ‚Außenraum’ der Kirche nicht einfach abzugrenzen. Dieses partielle Identitätsmoment ist ein keineswegs marginaler Aspekt der Beziehung zwischen Kirche und Welt, der sich durch räumliche Metaphorik nicht denken und artikulieren lässt.“ (Ebd., 389f.) 24 Vaticanum II: Ekklesiologie Volk Gottes „differenzierte Zugehörigkeit zur Kirche“, „Kontinuität zwischen Kirche und Israel“, „geschichtlicher und eschatologischer Charakter der Kirche“ „grundlegende Gemeinsamkeit aller Gläubigen.“ M. KEHL, Art. Volk Gottes III: Systematisch-theologisch, in: LTHK3 Bd. 10, 848f. 25 Ökumenische Stellprobe: Unitatis redintegratio als Modell ekklesiologischer Differenzhermeneutik Der „schwarze Donnerstag“ des 19.11.64: Eingriffe in das Ökumenismus-Schema „Von größerer Bedeutung schienen nur drei: Die Aussage, daß das Volk Gottes der Sünde ausgesetzt bleibe (Nr. 3,5), wurde präzisiert durch ‚in seinen Gliedern’; die Behauptung, die theologischen Formeln in Ost- und Westkirche seien eher komplementär als kontradiktorisch (17,1), wurde mit ‚nicht selten’ eingeschränkt; schließlich wurde die Aussage, daß die getrennten Brüder Gott in der Heiligen Schrift ‚finden’ (21,2), durch ein ‚suchen’ ersetzt. Verständlicherweise erregte diese letztere Korrektur am meisten Anstoß.“ K. Schatz, Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte, Paderborn u.a. 1997, 320. 27 Das ökumenische Problem des Konzils „Das Problem des Ökumenismus ist völlig neu. Niemals hat ein früheres Konzil darüber gehandelt, und auch in der Theologie wird es erst in neuerer Zeit erwähnt. Seine Dringlichkeit entspringt einer Situation, die sich erst in jüngster Zeit herausgebildet hat.“ Zitiert nach der Einführung von W. Becker zu Unitatis Redintegratio, in: LThK2 Bd. 13, 11-39; hier: 26. 28 Unitatis redintegratio „Eine solche Spaltung widerspricht… ganz offenbar dem Willen Christi, sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen.“ (UR 1) 29 Unitatis redintegratio „Aus dem Neuwerden des Geistes, aus der Selbstverleugnung und aus dem freien Strömen der Liebe erwächst und reift das Verlangen nach der Einheit.“ (UR 7) 30 Unitatis redintegratio „Daher ist die Taufe hingeordnet auf das vollständige Bekenntnis des Glaubens, auf die völlige Eingliederung in die Heilsveranstaltung, wie Christus sie gewollt hat, schließlich auf die vollständige Einfügung in die eucharistische Gemeinschaft.“ (UR 22) 31 Unitatis redintegratio „Dennoch erfreuen sich die von uns getrennten Brüder, sowohl als einzelne wie auch als Gemeinschaften und Kirchen betrachtet, nicht jener Einheit, die Jesus Christus all denen schenken wollte, die er zu einem Leibe und zur Neuheit des Lebens wiedergeboren und lebendig gemacht hat, jener Einheit, die die Heilige Schrift und die verehrungswürdige Tradition der Kirche bekennt. Denn nur durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu konstituieren, welchem alle völlig eingegliedert werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören. Dieses Volk Gottes bleibt zwar während seiner irdischen Pilgerschaft in seinen Gliedern der Sünde ausgesetzt, aber es wächst in Christus und wird von Gott nach seinem geheimnisvollen Ratschluß sanft geleitet, bis es zur ganzen Fülle der ewigen Herrlichkeit im himmlischen Jerusalem freudig gelangt.“ (UR 3, Hervorhebungen GMH) 32 3. Einheit Nostra aetate und die Bedeutung der anderen Religionen – im Spiegel der religionstheologischen Regie des laufenden Pontifikats Methode: Differenzhermeneutik Nostra aetate: Relative Heilsnotwendigkeit relativ im Blick auf das, was sie selbst am Christusereignis nie ganz erfassen kann; relativ im eschatologischen Vorbehalt; relativ in der Differenz von Reich Gottes und Kirche; relativ angesichts der je größeren Wirklichkeit Gottes und der Souveränität seines Heilshandelns. 34 Nostra aetate Nr. 2 Die anthropologische Umstellung lenkt den Blick auf den „Strahl jener Wahrheit…, die alle Menschen erleuchtet.“ „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“ 35