Grundkurs III

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Grundkurs III
Strukturen I: Das internationale
Staatensystem als
nullsummenspielhafte
Konkurrenz oder rechtlich
geordnete Gesellschaft seiner
Akteure ?
Veranstaltungsevaluationen
Hilfs- und Infoseite:
http://egora.uni-muenster.de/pol/
evaluationen/evaluationen.shtml
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Gliederungselemente
 Der Systembegriff
 Das Westfälische Staatensystem
 Staatenzentrische und globalistische Sicht
internationaler Beziehungen
 Staatenzentrische und postinternationale
Weltpolitik
Allgemeiner Systembegriff
Ein System ist das Modell einer Ganzheit, die Beziehungen
zwischen Attributen aufweist, die aus miteinander verknüpften
Teilen besteht, und die von ihrer Umgebung abgegrenzt wird
Ein System besteht aus einer angebbaren Menge von
Akteuren, zwischen denen Prozess- und/oder
Strukturbeziehungen bestehen, und die durch eine
Systemgrenze von ihrer Umwelt oder anderen
Systemen abgegrenzt werden.
Definition vereint drei Systemkonzepte
> Strukturales Systemkonzept
» Beziehungen der Elemente zueinander
> Funktionales Systemkonzept
» Verhalten eines Systems, seine Außensicht
> Hierarchisches Systemkonzept
» Teil-Ganzes-Beziehungen
Strukturales Systemkonzept
Abteilungsleiter
Rechnungswesen
Beziehungen der Elemente zueinander
System
erteilt
Systemkomponente Anweisungen
Beziehung
Sachbearbeiter
Rechnungswesen
nutzt
Finanzbuchhaltungssoftware
Funktionales Systemkonzept
Verhalten eines Systems, seine Außensicht
Reaktion auf Umwelteingabe
Ausgabe
System
Eingabe
Erfüllung der Systemfunktion
Produktionsplan
Menge von
Kundenaufträgen
Hierarchisches Systemkonzept
Teil-Ganzes-Beziehungen
Betriebssystem
System
(Teil-) System
Ist Teil von
(Teil-) System
Ist Teil von
Festplatte
Computer
Literaturtip
• Helmut Willke: Systemtheorie I: Grundlagen.
6.Aufl. Stuttgart 2000. UTB
• David J. Krieger: Einführung in die
allgemeine Systemtheorie. 2.Aufl. Stuttgart
1996 UTB
• Dirk Baecker: Schlüsselwerke der
Systemtheorie. Wiesbaden 2005 VS Verlag
• David Easton: A Systems Analysis of
Political Life. Chicago 1979, Pb. U.of Chicago
Press
Das Westfälische System
Ausgangspunkt: das nullsummenspielartig
organisierte Staatensystem
• Das Staatensystem besteht aus unabhängigen,
souveränen Staaten. Über ihnen gibt es keine andere
Autorität oder Macht. Die Staaten bestimmen selbst
über ihr Zusammenwirken oder ihre Konflikte,
freiwillig oder unter dem Druck äusserer oder
innerer Umstände.
• Jeder Staat setzt sich seine Ziele selbst. Die
Beziehungen der Staaten untereinander beruhen auf
dem Prinzip der Selbsthilfe. Selbsthilfe bedeutet den
Einsatz von Macht. Von ihr hängen das Bestehen des
Staates und die Erreichung seiner Ziele ab. Die
Staatengesellschaft ist folglich an-archisch. Daraus
folgt die Unsicherheit des einzelnen Staates als
dauerndes Merkmal seiner Existenz
(Sicherheitsdilemma)
Kennlinien des klassischen Realismus
Historischer Hintergrund:
 Radizierung von Herrschaft
 Genese der friedens- und
sicherheitsstiftenden Funktion des
Territorialstaats
 Trennung von Innen und Aussen
 Entstehung des europäischen
Staatensystems seit 1648/1713
Ideengeschichtliche Quellen:
Machiavelli
Entwicklung des
Staatsräsongedankes als
legitimatorischer Bezugspunkt für
die Selbstbehauptung des
modernen Territorialstaats.
Hobbes
Überwindung des
innergesellschaftlichen
Naturzustands durch die
gesellschaftsvertragliche
Begründung des Leviathan;
Legitimation von Herrschaft als
Garant einer territorial abgegrenzten
sicherheitsgemeinschaftlichen Schutzzone: Basis
der Souveränitätsanspruchs; Freisetzung des
Naturzustands-Konzepts zur Charakterisierung der
Beziehung zwischen solchen Schutzzonen (d.h.
souveränen Staaten)
Idealtypisch-metaphorische Charakteristika
der internationalen Politik
Idealtypisch-metaphorische
Charakteristika der internationalen Politik
Systemebene
 anarchische Struktur
 Sicherheitsdilemma: Erhöhung der
eigenen Sicherheit durch Stärkung
militärischer Fähigkeiten verringert die
Sicherheit anderer; Folge:
spiralenförmiger Rüstungswettlauf
 Gleichgewicht der Mächte durch
Abschreckung
 Internationale Politik als
Nullsummenspiel staatlicher Akteure
um Macht, Ressourcen, Einfluss
Akteursebene
 exklusiver Handlungsanspruch der
Akteure im Bereich der „high politics“
 Territorialität: Schutzfunktion der harten
Schale
 zweckrationales, nutzenmaximierendes
/nutzen-optimierendes Handeln
 Prinzip der (notfalls militärischen)
Selbsthilfe bei der Durchsetzung von
Interessen
Grundsätze des klassischen
Staatensystems
• Rex est imperator in regno suo – Souveräne
sind keiner höheren Gewalt unterworfen, sondern
unabhängig und anderen Souveränen gleich
• Cuius regio, eius religio – Der Herrscher
bestimmt die Religion der Untertanen, Fremde haben
kein Recht, aus religiösen Gründen in eine
souveräne Jurisdiktion zu intervenieren
• Balance of Power – Gleichgewichtspolitik soll
durch Bildung von Koalitionen und den jederzeit
möglichen Wechsel der Partner verhindern, dass
sich ein Staat zur Vormacht über alle anderen
aufschwingt
Konsequenz I:
• Ausbildung einer durch rechtsförmige Verfahren
regulierten, labilen, als Ganzes aber dennoch
dauerhaften Staatengesellschaft, die durch die Idee
des Gleichgewichts überwölbt wird und
Selbstbehauptung und Überleben der Staaten
dadurch sichern, dass die grossen Mächte sich
gegenseitig in der Balance halten.
• Beziehungen der Staaten zueinander gebunden
durch einen gemeinsamen Wertekanon: gemeinsame
Intereressen, gemeinsame Rechtsordnung,
gemeinsame philosophische & politische Werte,
gemeinsamer Zivilisationsstandard
Konsequenz II
• Vergesellschaftung zwischenstaatlicher Beziehungen
im Rahmen gemeinschaftlich anerkannter
Verhaltensregeln und über Zeit ausgebildeter
formeller wie informeller Institutionen
• Motivation durch das aufgeklärte, rationale SelbstInteresse der Staaten an der durch Eigenbindung
garantierten Erwartungsverlässlichkeit künftigen
Akteurshandelns
• „a civil order even in the context of anarchy“
(Linklater)
• Literaturtip: Meyers 1997, 381 ff (auf der GK III – CD !!)
Konsequenz III
• Ausbildung eines Minimalkonsenses der Staaten
über individuell wie gemeinschaftlich zu verfolgende
Ziele:
• 1) Erhaltung und Schutz der Staatengesellschaft
selber # universalistische und transnationalrevolutionäre Akteure
• 2) Erhaltung der Unabhängigkeit und Souveränität
ihrer Mitglieder
• 3) Erhaltung des negativen Friedens als
Normalzustand zwischenstaatlicher Beziehungen
• 4) Einhegung tödlicher Gewalt, Einhaltung von
Verpflichtungen [pacta sunt servanda], Garantie der
Verfügungsgewalt über das Eigentum durch
wechselseitig anerkannte Rechtsnormen
Eckwerte des Rationalismus im Vergleich zum Realismus
Realismus
Rationalismus
Akteure
Nationalstaaten
Nationalstaaten
Prozesse
Nullsummenspielartige
Konkurrenz um Macht,
Einfluss und Ressourcen
Konflikt und Kooperation im
Rahmen gemeinschaftlich
anerkannter Verhaltensregeln und
(informeller wie formeller)
Institutionen
Strukturprinzip
Sicherheitsdilemma
Regulierte Anarchie
Milieu
Staatenwelt als internationaler
an-archischer Naturzustand
Staatenwelt als rechtlich verfaßte
internationale Staatengesellschaft
Handlungsziel
Sicherheit des Akteurs (als
Voraussetzung seines
Überlebens)
Kontrolle des Machtstrebens und
der Machtausübung der Akteure in
der internationalen Anarchie;
Garantie der
Erwartungsverlässlichkeit des
Akteurshandelns in der
internationalen (Rechts-) Ordnung
(„pacta sunt servanda“)
(Erklärungs-)
Ansatzebene
(außengerichtetes) Aktions/Interaktionsverhalten der
Akteure („unit-levelexplanation“)
Vergesellschaftung/
Systembildung der Akteure;
Phänomen der „governance
without government“
Mittel
Machtakkumulation,
(gewaltsame) Selbsthilfe zur
Durchsetzung von
Eigeninteressen,
Abschreckung,
Gleichgewichtspolitik
Ausbildung eines Konsenses der
Akteure über gemeinschaftliche
Interessen, (selbstbindende
Verhaltens-) Regeln und
Institutionen; insbes.
Anerkennung/ Befolgung von
Verhaltensregeln, die die
Gewaltausübung in der
Staatengesellschaft einhegen,
beschränken, reduzieren
Konsequenz IV
• Regulierung der Anarchie im Binnenverhältnis der
(zunächst europäischen, dann europäischatlantischen) Staatengesellschaft verknüpft sich mit
der Expansion nach aussen, vorangetrieben vom
Prozess der technologischen, sozioökonomischen
und politischen Modernisierung
 Kreuzzüge des Mittelalters
 Streben nach überseeischen Kolonialreichen des 16.
– 18. Jhs. bei gleichzeitigem Ausbau der BofP
 Ausweitung des europazentrischen Staatensystems
auf einen europazentrischen Weltzusammenhang
(Imperialismus, 19.Jh.)
 Ausweitung des Gleichgewichtsrahmens auf die
Flügelmächte USA und UdSSR nach 1917; Übergang
zur bipolaren Systemstruktur nach 1945
Literaturtip
• Edward L. Morse: Modernization and the
Transformation of International Relations.
New York 1976.
• Adam Watson: The Evolution of International
Society. A comparative historical analysis.
London 1992.
• William Brown/Simon Bromley/Suma Athreye
(Hrsg.): Ordering the International. History,
Change, and Transformation. London 2004.
Das Westfälische System – ein
zerklüftetes System ?
• Die Welt politisch anno 2001
Zerklüftung: Einkommensverteilung im
Weltmasstab
• These maps, original to the Atlas of Global Inequality, show the
ratio of income in one country to the world mean. Countries
colored red have less than one quarter of the world mean
income. Countries colored dark blue have more than three
times mean world income. The remaining colors indicate
incomes between these extremes: dark pink (0.25 — 0.75), light
pink (0.25-1.25) and light blue (1.25-4).
• Income is here measured as GDP/capita (purchasing power
parity). This is a measure of average national output of goods
and services per person. Purchasing power parity means that
outputs are compared across countries using the cost of a
common set of commodities for each country. The global mean
is the total global GDP (measured at purchasing power parity)
divided by total world population
Zerklüftung: 1980
Zerklüftung: 1990
Zerklüftung: 2000
Das Westfälische System – ein
Konfliktsystem ?
Prämissen der staatenzentrischen und globalistischen Sicht
internationaler Beziehungen
Staatenzentrische Prämissen
Globalistische Gegenpositionen
Die Staaten sind die einzigen bedeutenden Akteure der
internationalen Beziehungen. Zu erforschen sind daher
ihre Motive und Verhaltensweisen - oder genauer: die
Motive und Verhaltensweisen der sie nach außen
vertretenden politischen Entscheidungsträger. Anderen
internationalen Akteuren kommt allein in ihrer Funktion
als Mittel, Agenten oder Auftragnehmern der Staaten
Bedeutung zu.
Staaten sind nicht die einzigen bedeutenden Akteure
der internationalen Beziehungen. Manche
internationalen Transaktionen und deren Resultate
können nur im Hinblick auf die Motive und
Verhaltensweisen internationaler gouvernementaler
bzw. nicht gouvernementaler Organisationen oder
Bürokratien, längerfristig be-stehender oder ad hoc
gebildeter transnationaler Koalitionen von
Entscheidungsträgern und Beamten, multinationalen
Konzernen, transnationalen gesellschaftlichen
Gruppierungen oder anderen in der staatenzentrischen
Sicht für bedeutungslos gehaltenen Akteuren erklärt
werden
Internationale Beziehungen sind das Ergebnis
einzelstaatlicher außenpolitischer (Inter-) Aktionen, die
das Ziel der Erhaltung der in Kategorien militärischer
Macht sowie territorialer und/ oder weltanschaulicher
Herrschaft definierten nationalen Sicherheit (sog. „high
politics“) verfolgen. Andere Ziele werden als „low
politics“ definiert und belegen im Ziel- und Wertinventar der Staaten einen nachrangigen Stellenwert.
Internationale Beziehungen sind das Ergebnis von
grenzüberschreitenden Aktionen internationaler
Akteure, die das Ziel der Wahrung und Verbesserung
ihres eigenen, in den Kategorien Pro-Kopf-Einkommen,
Beschäftigungsniveau und Lebensqualität definierten
Wohlstandes verfolgen. Die Bedeutung, die nationale
Regierungen derartigen Zielen zumessen, und die
innenpolitischen Vorteile oder Nachteile, die mit der
Verwirklichung oder Nichtverwirklichung dieser Ziele
verknüpft sind, lassen ihre Verfolgung als „high
politics“ erscheinen.
Die internationalen Beziehungen sind ein
Nullsummenspiel; der (Macht- und Status) Gewinn
eines Akteurs im internationalen System geht zu
Lasten eines/mehrerer/aller anderen Mitspieler. Der
Austragungsmodus des Spiels ist der Konflikt;
(militärische) Gewalt dient latent oder offen als
Konfliktentscheidungsmittel
Die internationalen Beziehungen sind ein NichtNullsummenspiel; Gewinne der Akteure resultieren aus
einer kontinuierlich durch technischen Fortschritt und
Verbesserung der internationalen Arbeitsteilung
vermehrten Gesamtmenge gesellschaftlicher
Ressourcen. Austragungsmodus des Spiels ist der der
Kooperation. Alle wesentlichen Spielergebnisse
nehmen die Form der Verteilung von Belohnungen
unter den kooperierenden Akteuren an.
Internationaler Einfluss resultiert aus dem Einsatz von
oder der Drohung mit dem Einsatz von Macht, definiert
als aktuelle oder potentielle militärische und/oder
wirtschaftliche Handlungsbefähigung.
Internationaler Einfluss resultiert aus dem gekonnten
Umgang mit den Banden der internationalen
Interdependenz, die die Akteure des internationalen
Systems miteinander verknüpfen. Die Überzeugung
anderer dient als Hilfsmittel bei der Erringung von
Einfluss.
Strukturen und Prozesse staatenzentrischer und postinternationaler Weltpolitik
Staatenzentrische
Weltpolitik
Postinternationale
Weltpolitik
Anzahl der Hauptakteure
kleiner als 200
mehrere Tausend
Hauptdilemma der Akteure
(militärische) Sicherheit
Hauptziel der Akteure
Erhaltung territorialer Integrität und
physischer Sicherheit
(Entscheidungs- und Handlungs-)
Autonomie
Erhaltung/ Vergrößerung des Anteils am
Weltsozialprodukt und Wahrung des
Zusammenhalts der Subsysteme
Letztendliches Mittel der
Zielverwirklichung
militärische Gewalt
Entzug von Kooperation
Wertprioritäten
Prozesse der Souveränitätswahrung und des
Schutzes der Rechtsordnung
Resultate, insbesondere solche, die die
Verwirklichung der Menschen-rechte, der
(Verteilungs-) Gerechtigkeit und der
Wohlfahrt fördern
Kooperationsmodus
Formale Allianzen
zeitweilige (Interessen-) Koalitionen
Zuständigkeitsanspruch
Beschränkt auf „High Politics“
Unbeschränkt
Regeln für das
Interaktionsverhalten der Akteure
Diplomatische Gepflogenheiten, Völkerrecht
Machtverteilung
Hierarchisches Machtgefälle
Ad hoc formuliert, funktional und
situationsbezogen
Relative Gleichrangigkeit der Initiierung von
Handlungen
Akteursinteraktionsmuster
Symmetrisch
Asymmetrisch
Systemführerschaft
Großmächte
Innovative Akteure mit umfangreichen
Ressourcen
Institutionalisierung
Verfestigt
verhältnismäßig niedrig
Im Entstehen begriffen
verhältnismäßig hoch
Konzentriert
Diffus
Formale Autorität, Recht
Funktionale Autorität, erfolgreiche
Bedürfnisbefriedigung, effektive politische
Führung
Veränderungsanfälligkeit
Kontrolle über Handlungsresultate
Legitimation von Entscheidungen
Konsequenzen unterschiedlicher Perspektiven für die inhaltliche Füllung von
Grundbegriffen
A)
Strukturen und Prozesse des internationalen Systems
Staatenzentrische Perspektive
Akteursorientierte Perspektive
Akteure
Staaten und internationale gouvernementale
Organisationen; andere Akteure deutlich nachgeordnet
Staatliche und nichtstaatliche (vor allem transnationale
Akteure und nicht-gouvernementale internationale
Organisationen)
Handlungslegitimation
Souveränität, Status als Völkerrechtssubjekt; Macht und
Herrschaft als de facto-Legitimation
Autonomie; politischer, ökonomischer,
gesellschaftlicher Einfluss bei anderen Akteuren
Schichtung
und Struktur
des internationalen
Systems
Staatenhierarchie; Struktur resultiert aus der Machtverteilung zwischen den Großmächten und Bündnissystemen; Systemdominanz des Gleichgewichtsprinzips; deutlich ausgeprägte Abhängigkeits- und Über/ Unterordnungsverhältnisse
Keine festgelegte Hierarchie; komplexe Interdependenz
unterschiedlicher Akteure und Problemfelder/
Sachbereiche; internationale Regime als
strukturbildende Momente; grenzübergreifende, überwölbende oder -unterlaufende Vernetzung der
Akteure
Interaktionsmuster
Intergouvernemental; vornehmlich diplomatische und
militärisch-sicherheitspolitische
Starke Vermehrung der Kommunikationskanäle
zwischen den Akteuren; neue (insbesondere
ökonomische) Formen der Diplomatie,
grass-root diplomacy
Verhaltensregeln und
Normen
Völkerrecht; Durchsetzung letztlich abhängig von der
Machtverteilung zwischen den Staaten
Veränderlich je nach Umständen, Randbedingungen
und Sachbereichen; Durchsetzung abhängig vom
(Selbst-) Interesse der Akteure an ihrer Geltung
Ziel
Erhaltung des Staatensystems
Erhaltung des internationalen Systems und dessen
Anpassung an wechselnde Gegebenheiten bzw.
Randbedingungen
Mittel
militärische Selbsthilfe
Verhandlungs- und Austauschprozesse zwischen
staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren;
peaceful change
B)
Verschiedene Gestaltqualitäten der internationalen Politik
Staatenzentrische Perspektive
Akteursorientierte Perspektive
Politische
Rahmenbedingungen
Durch Hierarchie und Wettbewerb der Akteure sowie
Dominanz nationaler (Sicherheits-) Interessen
geprägtes, vertikal (d.h. territorial) segmentiertes
Staatensystem; Trennung von Innen- und
Gesellschafts- („low“) Politik von Außen- und
internationaler („high“) Politik; Konzentration der Macht
auf der nationalen, Dezentralisierung der Macht auf der
internationalen Ebene
Systemare Mischverfassung staatlicher und nichtstaatlicher Akteure in je nach Sachgebieten unterschiedlicher horizontaler Schichtung bei
dezentralisierter Verteilung von (nicht überwiegend
militärisch definiertem) Einfluss bzw. Macht; Verknüpfung innergesellschaftlicher und internationaler
Angelegenheiten in einem Entscheidungs- und
Handlungskontinuum
Politische
Prozesse
Politische Beziehungen zwischen Staaten (oder
genauer: den Regierungen); Interessendurchsetzung im
Wege der Selbsthilfe oder mittels diplomatischer
Verhandlungen; systemstabilisierende
Ordnungsfunktion des Mächtegleichgewichts schließt
periodische Zusammenbrüche nicht aus; nullsummenspielartige konkurrenzhafte Prozessabläufe
Überwiegen von Beziehungen zwischen (Koalitionen
unterschiedlicher gesellschaftlicher und bürokratischer
Interessen repräsentierenden) Regierungen,
teils auch anderen Akteuren, im Rahmen
transnationaler, transgouvernementaler und supranationaler Beziehungsgeflechte; Verknüpfung subnationaler und transnationaler Interessenartikulation
und -Durchsetzung; Ausdifferenzierung staatlicher
Handlungsbereiche bei gleichzeitiger Beschränkung
der Kontrolle und Beherrschung von (nicht in der
eigenen Gesellschaft entstehenden) Ereignissen und
Prozessen; zweckgerichtete Kooperation und
Koalitionsbildung unterschiedlicher Akteure;
Politisierung gesellschaftlicher Handlungsbereiche;
Vernachlässigung formaler Statuskriterien
(Souveränität) zugunsten funktionaler
Handlungskompetenzkriterien (Autonomie); nichtnullsummenspielartige kooperative Prozessabläufe
C)
Verschiedene Gestaltqualitäten der Außenpolitik
Staatenzentrische Perspektive
Rahmenbedingungen
Inhalt
Entscheidungsprozeß
Umsetzung
Akteursorientierte Perspektive
Dominanz des Staatensystems und der zwischenstaatlichen Beziehungen; Hierarchie und Interessenwettbewerb der Staaten; Vernachlässigung
signifikanter innergesellschaftlicher Einflüsse
Neue Beziehungsnetze und Handlungssysteme
zwischen staatlichen und nichtstaatlichen, transnationalen und internationalen Akteuren sowie gouvernementalen und nichtgouvernementalen internationalen Organisationen; enge Verbindung zwischen
innergesellschaftlichen und internationalen
Handlungsparametern und –Spielräumen
Gegenstands-, Problemkomplex- und Zielhierarchie
dominiert von nationalen und/oder Sicherheitsinteressen, die die internationale Machtverteilung
widerspiegeln. Vernachlässigung wirtschaftlicher,
gesellschaftlicher und sozialer Problemkomplexe;
Trennung von „high politics“ (Sicherung der Existenz
eines Staates im internationalen System) und „low
politics“ (Erhaltung und Mehrung von Reichtum und
Wohlfahrt der Bevölkerung eines Staates)
Je nach Sach- und Gegenstandsbereich veränderliche
Gegenstands-, Problemkomplex- und Zielhierarchie;
gesteigerte Bedeutung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, sozialer, ökologischer und humanitärer Problemkomplexe; Verknüpfung von „high
politics“ (Diplomatie, Sicherheitspolitik) und „low
politics“ (Wirtschafts- Finanz-,
Sozial-, Umweltpolitik)
Dominiert durch politische und administrative Eliten,
die für einen als einheitlichen Akteur begriffenen Staat
handeln; basiert auf Machtkalkül und rationaler ZielMittel wie Kosten-Nutzen-Kalkulation
Pluralistisch, beeinflusst von einem weiten Spektrum
von Interessen und organisierten Interessenvertretungen, die die innergesellschaftliche und
internationale Durchsetzung ihrer Interessen miteinander verknüpfen; basiert auf Kompromiß- und
Konsensbildung durch Verhandlungen und gleichzeitig oder Zug um Zug erfolgender tauschweiser
Befriedigung unterschiedlicher Interessen (Paketlösungen)
Außenministerien und diplomatische Kanäle; Drohung
mit und Einsatz von nationaler Macht einschließlich
militärischer Gewaltanwendung
Außenministerien und andere Regierungsbehörden,
parastaatliche und privat(rechtlich organisiert)e
Akteure, funktional orientierte Organisationen;
wachsende Bedeutung sachgebietsbezogener
internationaler Kooperation bei gleichzeitiger
Reduzierung des Nutzens militärischer
Gewaltanwendung
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