Entwicklungslinien der Sozialgeographie I

Werbung
Sozialgeographie: Räumliche
Strukturen der Gesellschaft
290118 VO
© Peter Weichhart
3 Std., 4 ECTS-Punkte
Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Hs. 5A,
Kapitel 29.01; 29.02; 29.05; (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, L2-b3, L2-b-zLV)
Modul 02/01
Sozialgeographie – Eine Neuerfindung der Soziologie durch
die Geographen?
WS 2013/14
Sozgg02/01/01
Sozialgeographie
oder
Wie man die
Neuerfindung
der Soziologie
durch die Geographie
vermeidet.
SozggI/02/01/02
E. KONAU, 1977,
Raum und soziales Handeln.
Studien zu einer vernachlässigten Dimension soziologischer
Theoriebildung. – Stuttgart, (=
Göttinger Abhandlungen zur
Soziologie, 25).
Sozgg02/01/03
Die vernachlässigte Dimension
„Dass Gesellschaften ein räumliches
Substrat haben und dass soziales Handeln sich immer auch im Raum und
,raumbezogen’ ereignet scheint für die
Perspektive der soziologischen Theorie
ein Tatbestand zu sein, den man vernachlässigen kann.“
E. KONAU, 1977, S. 4
SozggI/02/01/04
„Die Ausblendung des Raums
aus der soziologischen Theorie“
„Die soziologische Forschung beschäftigt sich der Regel mit Formen manifest
raumbezogenen Handelns, ohne die
Raumbezogenheit des sozialen Handelns überhaupt als solche zum Thema
zu machen ... (die) räumliche Bezogenheit des sozialen Handelns und der sozialen Ordnung bleiben unanalysiert“. (S. 5).
Sozgg02/01/05
Räumliche Aspekte der
„sozialen Frage“
„Desto erstaunlicher mag auf den ersten Blick
die Feststellung erscheinen, dass Theoretiker
sozialer Probleme ... den Raumbezug weitgehend außer Acht lassen. Es ist uns keine
neue Theorie sozialer Probleme bekannt, die
den Faktor „Raum“ ... gebührend ... berücksichtigen würde.“
L. A. VASCOVICS, 1982, S. 2/3
Sozgg02/01/06
Umweltpsychologie
„What is most striking by its conspicuous
absence ... is the utter disregard for the
influence of physical settings generally,
and in particular for the places and
spaces ...“
H. M. PROSHANSKY, 1978, S. 155 (Hervorhebung P. W.)
A. LANG, 1988, „kopernikanische Wende“ in der Psychologie („concrete mind“).
Sozgg02/01/07
Der aktuelle Diskurs in den
Sozialwissenschaften
D. LÄPPLE, 1991, „Essay über den Raum“;
P. NOLLER, 2000, „Elemente einer modernen Soziologie des Raumes“:
„In den vergangenen Jahren sind verstärkt Anstrengungen unternommen worden, die sprichwörtlich
gewordene Raumblindheit der Sozialwissenschaften zu überwinden. Gleichwohl ist eine soziologische Theorie des Raumes allenfalls in Ansätzen
verwirklicht“ (S. 21).
Sozgg02/01/08
Der aktuelle Diskurs in den
Sozialwissenschaften
M. LÖW, 2001, Raumsoziologie
„Im folgenden soll deutlich werden,
dass die Soziologie nicht auf den
Begriff des Raumes verzichten kann“
(S. 12).
Sozgg02/01/09
Raumtheorie
2006
„Mit dem ,spatial turn‘ seit den
1980er-Jahren ist die Räumlichkeit zu einem Schlüsselthema
der Geistes- und Kulturwissenschaften avanciert… Der vorliegende Band versammelt erstmals
einen repräsentativen Querschnitt
raumtheoretischer Grundlagentexte …, die sich nicht nur mit der
Phänomenologie des Raumes
auseinandersetzen, sondern auch
über mediale, soziale, politische
und ästhetische Räume reflektieren.“
(Aus dem Verlagsprospekt)
Sozgg02/01/09b
Divergente Entwicklungslinien
Sozialwissenschaften:
(Wieder)Entdeckung des „Raumes“
Geographie:
„Raumexorzismus“ (Wider das „Räumeln“)
Axiom: Soziale Phänomene sind grundsätzlich vom „Raum“ unabhängig. Denn:
Soziale Systeme bestehen aus Kommunikation, und Kommunikation ist a-räumlich.
Sozgg02/01/10
Die „Räumlichkeit“ sozialer
Phänomene
These:
Räumliche Strukturen („Räumlichkeit“) sind
eine spezifische Ausdrucksform und ein Medium sozialer Phänomene und Systemzusammenhänge.
Sind die Soziologen gerade dabei, die
Sozialgeographie neu zu erfinden?
Sozgg02/01/11
Das Beispiel Hörsaal
Ausstattung mit Einrichtungsgegenständen, die zueinander und zur baulichen Struktur in einer bestimmten Lagerelation stehen.
Diese physisch-materielle Struktur korrespondiert
mit einer spezifischen sozialen Zwecksetzung.
Die räumliche Anordnung der „Dinge“
spielt dabei eine wichtige Rolle!
Sozgg02/01/12
Ein klarer Zusammenhang
Zwischen der Art der sozialen Interaktion, die im Hörsaal stattfinden
soll, und der räumlichen Anordnung
der Einrichtungsgegenstände besteht ein klar erkennbarer Zusammenhang.
Sozgg02/01/13
Dimensionen des Zusammenhangs zwischen
sozialen Phänomenen und „Raumstruktur“ I
• Dimension der Funktionalität
Die räumliche Anordnung physischmaterieller Dinge ist eine wichtige
funktionale Voraussetzung für das
Ablaufen sozialer (technischer, ökonomischer) Prozesse.
Sozgg02/01/14
Dimensionen des Zusammenhangs zwischen
sozialen Phänomenen und „Raumstruktur“ II
• Status und sozialer Rang
• Macht und Herrschaft
• „Verhaltensnormierung“: Orte als Gültigkeitsbereiche von Normen
Orte und die Relationalität ihrer physischmateriellen Ausstattung können Ausdruck
und Medium von Statuspositionen, Machtausübung und Verhaltensnormierung sein.
Sozgg02/01/15
„Kontrolle“
Quelle: P. WEICHHART; 1993, Abb. 2, S. 240
Sozgg02/01/16
„Status und Macht“
Symbolfunktion
Quelle: P. WEICHHART; 1993, Abb. 3, S. 241
Sozgg02/01/17
„Identität“
Orte sind Projektionsflächen personaler
und sozialer Identität und Medien zur
sozialen Kommunikation und Präsentation solcher Identitäten.
Sozgg02/01/18
Räumliche und soziale Position
Sozgg02/01/19
Hintergründe der „Raumabstinenz“ in
den Sozialwissenschaften?
Erklärungsansätze:
• Raumkonzepte
• ontologische Konzepte
• die Körperlichkeit des Menschen
Sozgg02/01/20
Herunterladen