3. Habitable Zonen

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Astronomie und Astrophysik III
18.07.2007
Intelligentes
Leben
im
Universum
Von Dirk Baumann
1. Leben auf der Erde
2. Suche nach extraterrestrischem Leben
3. Habitable Zonen
4. Extraterrestrische Intelligenz
5. Literatur
1. Leben auf der Erde
Was ist Leben?
Kriterien für Leben?
Jedes Lebewesen bildet ein System
1. Fähigkeit zur Selbstreproduktion
2. Selbstregulierender Stoffwechsel
Bei allen Organismen
•
•
•
Informationsträger
Funktionsträger
Energieträger
Nukleinsäuren
Proteine
ATP
DNA
Basenpaare:
A – T (U)
G–C
Genetischer Code ist Triplett-Code
Voraussetzungen für Leben?
1.
Biogene Elemente:
C, H, O, N, S, P
Schlüsselrolle des Kohlenstoffs (organische Chemie)
2.
Vorkommen von flüssigem Wasser (aquatisches Umfeld)
3.
Vorhandensein einer externen Energiequelle
Für extraterrestrisches Leben ähnliche Voraussetzungen?
Evolution
Phylogenetischer Stammbaum des Lebens
Phylogenetischer Stammbaum der Primaten
Entwicklung der Atmosphäre
Entwicklung des Sauerstoffgehalts in der Erdatmosphäre
2.
Suche nach extraterrestrischem
Leben
Mars
Oberflächentemperaturen:
-113°C – 0°C
Atmosphäre:
95% CO2 , 3% N2 , 2% Ar bei 7 mbar
Masse:
etwa 1/10 ME
Frühe Suche:
Schiaparelli (1877)
„canali“
Viking-Experimente (1976)
Mars mit Polkappe (Hubble-Bild)
Oberlächenstrukturen
Topographie des Mars aufgenommen
mit MOLA (Mars Global Surveyor
1999, NASA):
Ozeanbecken? der N-Hemisphäre
Valles Marineris (Mars Express
2003, ESA): Canyon 100 km
breit und 7 km tief.
Wasser auf dem Mars
Krater mit Wassereis (ESA)
Spuren von geflossenem
Wasser (NASA)
Flüssiges Wasser unter
der Oberfläche?
Die frühe Mars-Atmosphäre
Oberflächentemperaturen in der frühen Atmosphäre
von Erde und Mars (nach Sagan 1977)
Falls Leben auf Mars entstanden, hätte es irreversible
Vergletscherung nicht überlebt.
Trotzdem nach frühen Lebensspuren suchen.
Mars-Meteorit ALH84001
ALH84001: kristallisiert vor 4-4,5 Ga
auf Mars, vor 15 Ma durch Einschlag
herausgeschleudert, vor 13 000 a auf
Erde gekommen, 1984 in Antarktis
gefunden
Elektronenmikroskop-Aufnahme 1996
mit fossilen Bakterien?
Europa
Die Galileischen Jupiter-Monde
Io
Europa
Ganymed
Galileo Spacecraft Mission (NASA)
1995 – 2003
35 Jupiter-Orbits
viele nahe Vorbeiflüge an Europa
Callisto
(Galileo)
Europas Eiskruste mit Rissen („gesprungene Eierschale“).
Kaum Einschlagskrater – ein Indiz für geologisch junge
Oberfläche.
(Galileo)
Parallele Eisbänder könnten Spreizungszentren ähneln.
Chaos-Regionen durch aufsteigende Wärme („Matsch“).
Globaler Ozean unter Europas Eiskruste? Wärmequelle Gezeitenerwärmung
350 km dicke Wasserhülle größtenteils flüssig
oder aus wärmerem Eis
Mond wird durch variierende
Gezeitenkräfte „geknetet“
Leben außerhalb des Sonnenssystems
Extrasolare Planeten
Wie Leben entdecken?
Indikatoren für biologische Prozesse?
Infrarotspektrum
Absorptionsbanden
H2O
8 µm
O2
0,76 µm im sichtbaren!
aus Photosynthese
O3
9,6 µm
photochemisch aus O2
(CH4 ) 7,6 µm
aus Bakterien, Kuhmägen, oxidiert schnell!
(N2 O)
aus Bakterien im Boden und im Ozean
Infrarotspektrum von Venus, Erde und Mars
3. Habitable Zonen
Welche Bedingungen sind günstig für Leben?
Existieren solche geeigneten erdähnlichen Planeten?
Habitable Zone (HZ):
Region um einen Stern, in der Leben
prinzipiell möglich ist.
Kontinuierliche habitable Zone (CHZ):
ununterbrochene Entwicklung von Leben
möglich über Milliarden von Jahren.
Habitabler Planet (erdähnlicher Planet):
Planet in CHZ mit der richtigen Masse.
Solare habitable Zone
Sonnensystem
Abschätzung der solaren HZ
Klimazonen der Erde mit Isothermen
Variation des solaren Energieflusses
mit der geographischen Breite
Solarer Energiefluss S (Energie pro cm² pro sec)
Lebenszone auf Erde:
S variiert höchstens um Faktor 2
Gegankenexperiment: Abstand Erde-Sonne so verändern, dass
S höchstens um Faktor 2 variert ( S  r 2 )
Habitable Regionen (grau), arktische Regionen (weiß) und Wüstenregionen
(schwarz) bei verschiedenen Abständen von der Sonne (Ulmschneider 2006)
Solare HZ
0,7 — 1,4 AU
Umlaufbahnen:
Venus (0,723 AU)
Mars (1,524 AU)
erste Abschätzung
Lebensdauer der Sterne
Entscheidend ist Zeit auf der Hauptreihe (tabelliert).
Leben auf Erde seit etwa 4 Ga,
intelligentes Leben seit etwa 2,5 Ma.
Stern muss etwa 5 Ga auf Hauptreihe bleiben,
damit intelligentes Leben entstehen kann.
Nur G, K, M kommen in Frage
G-Sterne (Sonne G2V): ca. 12 Ga auf Hauptreihe
Habitable Zonen um andere Sterne
Nur Hauptreihensterne (V) kommen in Frage.
HZ für verschiedene Hauptreihensterne berechnen:
Mittels Teff (Spektralklasse) den Energiefluss S
berechnen und vergleichen mit solarem S.
HZ von Hauptreihensternen (nach Landolt-Börnstein 1982)
Masse der Planeten
terrestrische:
jupiterartige
KBO
innere Region
1
10
 5M E
Jupiterartige sind lebensfeindlich.
Nur terrestrische Planeten kommen in Frage.
Gezeiteneffekte auf Planeten
Planeten mit gebundener Rotation ausschließen.
Habitable Zonen und Bereiche terrestrischer Planeten für verschiedene Sterne (nach
Kasting 1993)
K, M ausschließen (90 % aller Sterne).
Nur G-Sterne geeignet, weil lange genug auf Hauptreihe
und Planeten in HZ nicht in gebundener Rotation.
Anstieg der Leuchtkraft und
kontinuierliche habitable Zone (CHZ)
Entwicklung der Leuchtkraft sonnenähnlicher Sterne auf der Hauptreihe (nach Bressan 1993)
Leuchtkraft der Sonne in 4,6 Ga angestiegen
HZ wandert nach außen ( r  L )
Engerer Bereich für Planeten, um immer in HZ zu bleiben.
CHZ
0,7—1,13 AU
Instabilitäten
Weitere Einschränkungen der CHZ durch Gefahren für den Planeten:
• Irreversible Vergletscherung
• Achsenvariationen
senkt äußere Grenze
• Unkontrollierter Treibhauseffekt
hebt innere Grenze
CHZ
0,95—1,01 AU
0,06 AU
(nach Ulmschneider 2006)
Zusammenfassung
Habitabler Planet:
terrestrischer Planet mit richtiger Masse
Umlaufbahn in CHZ 0,95—1,01 AU
um einen G-Stern
Wie viele solcher Planeten gibt es in der Galaxis?
4. Extraterrestrische Intelligenz
Drake-Formel
F. Drake (1961)
Drake-Formel schätzt die Anzahl extraterrestrischer intelligenter
Zivilisationen in der Galaxis, die durch Radiowellen kommunizieren.
N  N S f P nE f L f I f C L LS
N
Anzahl intelligenter kommunizierender Zivilisationen in der Galaxis
NS
Anzahl geeigneter Sterne in der Galaxis
fP
Anteil Sterne, die Planeten haben
nE
Anzahl habitabler Planeten in CHZ pro Stern
fL
Wahrsch., dass sich Leben entwickelt auf habitablem Planet
fI
Wahrsch., dass sich aus Leben Intelligenz entwickelt
fC
Wahrsch., dass intelligente Zivilisation kommuniziert
L
Durchschn. Lebenszeit einer technologischen Zivilisation
LS
Zeitspanne, während der habitable Planeten existiert haben
N  N S f P nE f L f I f C L LS
f IC
N HP
astronomischer Teil
NHP
fIC
biologischer Teil
Anzahl habitabler Planeten in Galaxis
Anteil habitabler Planeten, die kommunizierende
Intelligenz entwickeln
N  N HP f IC
Anzahl der habitablen Planeten in der Galaxis
N HP  N S f P nE
N S  1,6 1011  0,1 0,6  0,3  0,5  1,4 109
f P  1,0
Sterne in Galaxis
G-Sterne
Population I
Einzelsterne
Gezeiten-Störungen
Akkretionsscheiben ähnlich
 0,06 AU 
nE  
  4  0,06  0,003
 5,2 AU 
4 terr. Planeten innerhalb 5,2 AU
in CHZ 0,06 AU
Migration
Existenz eines großen Mondes?
N HP  4106
4 Millionen habitable Planeten (nach Ulmschneider 2006)
Anzahl der intelligenten Zivilisationen in der Galaxis
N  N HP f L f I f C L LS
Angenommen
f L  f I  fC  1
LS  1,0 1010 a
L  107 a
N  4 10
Lebenszeit als log. Durchschnitt aus
ältesten (109 a) und jüngsten (104 a)?
3
4 000 intelligente Zivilisationen (nach Ulmschneider 2006)
Autorenvergleich
Werte in der Drake-Formel bei verschiedenen Autoren (Ulmschneider 2006)
Lebenszeit einer extraterrestrischen Zivilisation
Zahl der vergangenen und gegenwärtigen intelligenten Zivilisationen
(Ulmschneider 2006)
Entfernungen zwischen extraterrestrischen
Zivilisationen
Falls 4 Millionen erdähnliche Planeten statistisch verteilt in Galaxis
170 Lj
durchschn. Entfernung zwischen zwei
habitablen Planeten
1 700 Lj
durchschn. Entfernung zwischen den
überlebenden intelligenten Zivilisationen
Wichtig für zukünftige direkte Beobachtungen und Analyse der Atmosphäre.
SETI
(Search for Extraterrestrial Intelligence)
Suche nach intelligenten Signalen im Radiobereich.
Warum Radiowellen?
Vom Erdboden aus: Radio oder Licht
Cacconi, Morrison (1959)
Frequenzbereich?
Störendes Rauschen und Lufthülle begrenzen Frequenzbereich
1—15 GHz
Mikrowellenfenster der Radiostrahlung außerhalb der Erdatmosphäre
Zwei wichtige Linien der Radioastronomie
Intensive Suche im Wasserloch bei der
21-cm-Linie des neutralen Wassersfoffs
H
OH
21 cm — 18 cm
1,402 GHz — 1,662 GHz
242 MHz
442 Millionen Kanäle der
Bandbreite 1 Hz
Projekt Ozma
F. Drake (1960) am NRAO in Green Bank
25-m-Teleskop
über 4 Monate 6 Stunden pro Tag ausgerichtet auf
sonnennahe G-Sterne Tau Ceti und Epsilon Eridani.
Suche nach regelmäßig gemusterten Pulsen.
Entdeckung des ersten Pulsars 1967
sah zuerst nach intelligenten Signalen aus!
Weitere SETI-Projekte
META (jetzt BETA)
Harvard-University
sucht Wasserloch ab bei 1,4 – 1,7 GHz
SERENDIP
University of California, Berkely
nutzt 300-m-Teleskop Arecibo, Puerto Rico
SERENDIP IV (ab 1997)
Multimillionen-Kanal-Empfänger
prüft 168 Millionen Kanäle jede 1,7 sec
im 100 MHz-Band bei 1,42 GHz
Wasserfall-Aufnahmen
a. SERENDIP
b. Ältere Aufnahmen 1970 mit Pulsar
a. Aufnahme mit 2,5 MHz Bandbreite von 1,4180 – 1,4205 GHz
Horizontale Achse:
4,2 Millionen Kanäle geplottet
Vertikale Achse:
Beobachtungszeit
Laufende SETI-Programme:
3 kW detektieren in 100 Lj Entfernung,
wenn Signal auf Erde gerichtet
1700 Lj jenseits unserer Möglickeiten!
SETI@home
SETI-Bildschirmschoner seit 1999
SETI Institute
NASA-SETI-Programm 1984-1993
Kostenfrage!
OSETI
Suche im optischen nach extrem
kurzen und starken Lichtsignalen
Zukunftsprojekte:
Allen Telescope Array
Radioteleskope eigens für SETI
Rückseite des Mondes?
Keine störende Atmosphäre
Fermi-Paradoxon:
Wo sind die Außerirdischen?
Zoo-Hypothese
5. Literatur
HOERNER, Sebastian v. (2003): Sind wir allein. Seti und das Leben im All
KASTING, J.F. (1993): Earth‘s early atmosphere, Science 259, 920
Spektrum der Wissenschaft. Dossier 3/ 2002: Leben im Weltall
The Astrobiology Primer: An Outline of General Knowledge - Version 1, 2006
ULMSCHNEIDER, Peter (2006): Intelligent Life in the Universe
http://sci.esa.int/marsexpress/
http://sci.esa.int/science
http://mars.jpl.nasa.gov/
http://www.nasa.gov/missions/solarsystem/
http://www.seti.org/
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