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Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
SS 2009
z
3. Bankenliquidität und Mengentender
zˆ  2.4
Fn
F  115
F
• Im Rahmen eines Zinstenders kann die Zentralbank die
Höhe der zugeteilten Kredite genau kontrollieren.
• Der Zentralbankzins ist dann von der Nachfrage nach
Zentralbankkrediten abhängig.
• U.U. möchte die Zentralbank aber einen bestimmen
Zinssatz fixieren.
• Im Falle einer verstärkten Kreditnachfrage der Banken
könnte die Zentralbank im Rahmen eines Zinstenders das
Zuteilungsvolumen erhöhen, um hiermit den Zinssatz
konstant zu halten.
• Eine alternative Methode besteht in der Verwendung
eines Mengentenders.
• Beim Mengentender legt die Zentralbank im voraus
einen Zinssatz fest und die teilnehmenden
Geschäftsbanken teilen die gewünschten
Zuteilungsvolumina mit, die sie in voller Höhe erhalten.
• Dies lässt sich graphisch folgendermaßen
veranschaulichen:
z
zˆ  2.4
Fn
135
F
• Hätte die Zentralbank den Zinssatz bei z=2.4 festgelegt,
so wären Gebote i.H.v. insgesamt F=135 eingegangen.
• Die Graphik ist hierbei analog zu derjenigen mit
Zinstender.
• Wir müssen uns aber der Frage stellen, ob dies
realistisch ist, oder ob die Nachfrage der
Geschäftsbanken nach Zentralbankkrediten nun anders
ausfällt.
• Eine solche Möglichkeit der unbegrenzten
Verschuldung bewirkt nämlich Änderungen des
Bankenverhaltens.
• Aufgrund der unbeschränkten Möglichkeit,
Zentralbankkredit auf eigene Initiative aufzunehmen,
werden Banken im Allgemeinen keine oder nur sehr
geringe eigene Reserven halten, E=0.
• Die Zentralbank wird in diesem Fall keine vollständige
Kontrolle über die monetäre Basis mehr haben.
• Die Zentralbank kann die Konditionen dieser Kredite
kontrollieren, insbesondere das Zinsniveau, aber die
Höhe der Inanspruchnahme wird von den
Geschäftsbanken bestimmt.
• In der praktischen Zentralbankpolitik spielt der
Mengentender eine große Rolle.
• Die EZB begab bis Juni 2000 Kredite im Rahmen der
Hauptrefinanzierungsfazilität in Form eines
Mengentenders.
• Im Rahmen der Finanzkrise ist die EZB im Oktober
2008 wieder zu dieser Zuteilungsform übergegangen, um
die Auswirkungen der stark schwankenden Nachfrage
auf den Zentralbankzins zu vermeiden.
• Im Rahmen der Bilanzrestriktion der Zentralbank gilt
aufgrund von E=0: W+F=C+MR=B.
• Erhöhen die Geschäftsbanken ihre Verschuldung bei
der Zentralbank, F, so steigt die monetäre Basis ohne
aktive Beteiligung der Zentralbank.
• Volle Kontrolle hat die Zentralbank nur noch über
einen Teil der monetären Basis, Gold und
Nettoauslandsforderungen, W.
• Daneben kontrolliert sie den Zentralbankzins, z, der
Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der
Zentralbank Kredite verschaffen.
• Für die Nachfrage der Geschäftsbanken nach
Basisgeld, B, gilt nun vereinfacht:
B=C+MR.
• Damit folgt:
B=bD+fD  B=(b+f)  D ,
• und mit M=(1+b)D, folgt für die Höhe der
Geldschöpfung:
1 b
M B
.
b f
• Für die Nachfrage nach Zentralbankkrediten gilt
somit:
b f
F  B  W  L  i, Y 
W .
1 b
• Die Nachfragekurve hat somit im z/F-Diagramm
einen vertikalen Verlauf, entgegen der Darstellung in
obigem Diagramm.
z
Fn
zˆ  2.4
135
F
• Die Nachfrage nach Zentralbankkrediten steigt somit
nicht mit einer Verringerung des Zentralbankzinses
(zumindest nicht für alle Banken gemeinsam).
• Eine Erhöhung der Nachfrage nach
Zentralbankkrediten ergibt sich aber dann, wenn mit
sinkendem z auch der Zinssatz i sinkt. In diesem Fall
steigt die Geldnachfrage der Nichtbanken, und die
Banken müssen für die erhöhte Bargeldhaltung und
Mindestreserve ihre Nachfrage nach Zentralbankkredite
ausweiten. Diese Anpassung kann aber einige Monate
dauern (wie der folgenden Graphik für den Zinssatz
EONIA zu entnehmen ist, dem offiziell berechneten
Tagesgeldzinssatz für den Euro).
• Im Zuge der Finanzkrise hat sich gezeigt, dass
Geschäftsbanken teilweise einander misstrauen und
keine Kredite am Interbankenmarkt einräumen. Manche
Banken halten dann lieber Überschussreserven bei der
.08
EZB, während
.07
andere verstärkt
.06
Zentralbankkredite
.05
.04
nachfragen müssen. 6
.03
5
.02
• Dieser Effekt ist
4
hier berücksichtigt
3
worden.
2
1
99
00
01
02
03
04
05
06
07
08
(HAUPTREFI+LANG_REFI-EINLAGEN)/(4*BIP_NOM)
EONIA
Zwischen Zins- und Mengentender
• Der Mengentender hat in der Praxis klare Vorteile
gegenüber dem Zinstender.
• Mit der Höhe des angekündigten Zinsniveaus wird
unmittelbar das kurzfristige Zinsniveau bestimmt.
• Der Zinssatz ist die für Investoren (und die Konjunktur)
entscheidende Größe; die Übertragung monetärer
Impulse auf die reale Wirtschaft vollzieht sich
weitgehend durch Änderungen des Zinssatzes.
• Auch für die Tätigkeit der Banken bei der
Fristentransformation ist eine Beobachtung der
zukünftigen Zinsen entscheidend.
• Signalen der Zentralbank bezüglich zukünftiger Zinsen
werden daher eine hohe Bedeutung beigemessen.
• Signale der Zentralbank bezüglich der zukünftigen
Versorgung mit Zentralbankgeld sind demgegenüber
schwerer zu interpretieren.
• In der Praxis werden oftmals die beiden Tenderarten
miteinander vermischt: Zinssignale sollen gesendet
werden, aber die Liquiditätsversorgung soll trotzdem
quantitativ kontrolliert werden.
• Beim Mengentender könnte eine Beschränkung des
Zuteilungsvolumens vorgenommen werden.
• Würde die Zentralbank eine Beschränkung auf F=115
vornehmen, so würden alle Gebote, unabhängig von der
dahinter stehenden Zahlungsbereitschaft, gleichermaßen
nur anteilig bedient werden (Repartierung).
z
zˆ  2.4
Fn
115 135
F
• Die Zuteilungsquote beträgt im angegebenen Beispiel
115/135.
• Ein Nachteil einer solchen Mengenbeschränkung
ergäbe sich, wenn die Banken sich strategisch verhalten:
In Antizipation der Repartierung werden übertriebene
Mengengebote abgegeben.
• Tatsächlich war ein solches Verhalten bis zum Juni
2000 verstärkt in der Eurozone zu beobachten. Dies
veranlasste die EZB im Jahre 2000, zum Zinstender
überzugehen.
• Neben einem Mengentender mit begrenztem
Zuteilungsvolumen, F , kann auch ein Zinstender mit
Mindestbietungssatz die Vorteile der beiden Tenderarten
miteinander verbinden.
z
Fn
zˆ  2.4
Mindestbietungssatz = 2,0
F  115
F
• Dieses Zuteilungsverfahren wird von der EZB von Juni
2000 bis Oktober 2008 im Rahmen der
Hauprefinanzierungsfazilität verwendet.
• Hierbei ergibt sich evtl. das Problem, dass der
Mindestbietungssatz letztlich nicht bindend ist. Inwiefern
er dann noch tatsächlich als Signal wahrgenommen wird,
bleibt weiter zu beobachten.
• Eine weitere Mischform ergibt sich, wenn sich bei
einem Zinstender die Höhe des Volumens an
Zentralbankkrediten nicht allein nach der Ausrichtung der
Geldpolitik, sondern auch nach dem Liquiditätsbedarf des
Bankensystems richtet.
• In diesem Fall versucht die EZB, Schwankungen in der
Nachfrage nach Zentralbankkrediten zu antizipieren und
Auswirkungen auf das Zinsniveau abzudämpfen.
• In einer Pressemitteilung vom Juni 2000 schreibt die
EZB:
„Ferner ist hervorzuheben, dass die EZB bei ihren
Zuteilungsentscheidungen eine Reihe von Faktoren
berücksichtigt, zu denen auch – wenngleich nicht
ausschließlich – der erwartete Liquiditätsbedarf des
Bankensystems zählt.“
• Die Banken können bei Liquiditätsengpässen auf
zusätzliche Zentralbankkredite hoffen.
• Der Vorteil eines solchen Verfahrens besteht darin, dass
nicht ausschließlich Banken die (Zins-)Risiken von
Liquiditätsschwankungen zu tragen hätten.
• Stärkere Zinsschwankungen werden vermieden, so dass
das resultierende Marktgleichgewicht demjenigen eines
Mengentenders nahe kommt.
• Allerdings wird dadurch intransparent, inwieweit die
Banken für Liquiditätsengpässe selbst durch Haltung von
Reserven Vorsorge leisten sollten.
• Ein Mengentender ist die im Vergleich hierzu
transparentere Zuteilungsmethode.
• Für Geschäftsbanken ist zu beurteilen, ob die
Zentralbank immer die gewünschte Liquidität zur
Verfügung stellen wird, wie beim Mengentender, oder
ob die Geschäftsbanken selber freiwillige Reserven
halten sollten.
• Die Zentralbank muss sich fragen, ob sie eine
Reservehaltung der Geschäftsbanken wünscht (z.B.
weil dies die Stabilität des Finanzsystems fördert oder
die Zentralbank Zinsseinnahmen hiermit erzielt) und
hierzu mit einer strikten Kontrolle der monetären
Basis auffordern möchte.
• Dies lässt sich spieltheoretisch darstellen.
Zentralbank
Geschäftsbank
Hält Reserven
Hält keine
Reserven
Fixiert
monetäre
Basis
2
-3/3
3
1/2
Verteilt Liquidität
nach Bedarf
2
3
3
2
• Möchte die Zentralbank die Geschäftsbanken zum
Halten von Reserven zwingen, so müsste sie sich zur
Fixierung der monetären Basis verpflichten.
• Ohne Reserven würden die Banken nämlich nur im
Normalfall die Auszahlung „3“ erzielen. Die
Auszahlung von „-3“ ergibt sich aber nur in der
Liquiditätskrise.
• Damit wäre die Auszahlung im Durchschnitt kleiner
als „2“ und daher eine Reservehaltung lohnend.
• Sollten die Banken aber keine Reserven halten und
es tritt die Krise ein, so ist ein Strategiewechsel für
Geschäftsbanken zu spät.
• Aber die Zentralbank kann noch einen
Strategiewechsel vollziehen und Liquidität zur
Verfügung stellen. Das ist auch lohnend, da die
Zentralbank (oder ihre Reputation) unter einer
Liquiditätskrise leidet und nur einer geringere
Auszahlung von „1“ erzielt.
• Daher ist insgesamt das Bekenntnis der Zentralbank
zur Fixierung der monetären Basis nicht glaubwürdig.
• Dies antizipierend, werden die Banken keine
Reservehaltung betreiben.
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