Umweltpsychologische Beiträge zur sozialen Dimension ökologischer Nachhaltigkeit: Fachbereichsübergreifende psychologische Ansätze am Beispiel Konsumverhalten Sabine Edlinger, Renate Cervinka (Projektleitung) Margrit Priesch, Ulrike Lanmüller, Katharina Treutner, Stephanie Broer Eva Maxa (Sekretariat). Universität Wien, Institut für Umwelthygiene Vorstand: Prof. Dr. Elisabeth Groll-Knapp AG Umwelt, Gesundheit & zukunftsfähige Entwicklung Kontaktadresse: [email protected] Fragebogen zur Mensch-Umweltbeziehung ÖSTAT-Befragung zu Umweltverhalten, (1994) 1998 “Ich bin bereit, für wirklich umweltfreundliche Produkte etwas mehr zu zahlen als für herkömmliche Artikel.” Frage, ob für umweltfreundliche Produkte (gekennzeichnet durch z.B. österr. Umweltzeichen) ein höherer Preis akzeptiert wird.* 100 STICHPROBE: (5.314.400) 6.558.200 - hochgerechnet 90 80 STICHPROBE: N = 214 (53,1 % weiblich, 46,9 % männlich) 70 60 *Abfrage vor Lebensmittelkrisen (BSE, MKS, Antibiotika) 61 59 50 54 40 Kaufentscheidung für umweltschonende Produkte, auch wenn sie teurer sind - Angaben in Prozent 43 20 27 nein 25 12 ja, bis zu 20% . rh ue Da 15 ein /R z- ja, mehr als 20% ig el . m gs un r e nk rä itt et G m ge te gü um ns Ko 0 18 t Pu 10 33 31 24 fle Prozent 30 d un Dauerhafte Konsumgüter 40,1 53,0 6,9 rp pe Putz-/Reinigungsmittel (23,8) 51,0 (54,5) 44,5 (8,6) 4,5 r Kö nein ja, bis zu 20% ja, mehr als 20% Körper pflegemittel (27,5) 53,1 (51,6) 42,2 (8,1) 4,7 g un hr Na Nahrungsmittel und Getränke (25,3) 46,0 (55,1) 48,9 (7,7) 5,1 Produktgruppen Die Mehrheit der Befragten ist bereit, für umweltfreundliche Produkte etwas mehr zu zahlen. Diese Erhebung bedarf einer feineren Differenzierung der Abfragekategorien, da die Kategorien bis 20 Prozent und mehr als 20 Prozent bezahlen zu grob skaliert sind, um genügend Information zu liefern und mehr als 20 Prozent zu hoch angesetzt erscheint. Quelle: Österreichisches Statistisches Zentralamt, jetzt Statistik Austria [www.statistik.at] Das Ich und Konsumentscheidungen Ängste und Sorgen der ÖsterreicherInnen “Eine aktuelle Studie von market zeigt, dass die Sorgen und Ängste der Österreicher/innen deutlich zugenommen haben und dass im Trendvergleich zu 1997 zum Teil ganz andere Ängste den Alltag der Österreicher/innen dominieren. Waren es 1997 vor allem materielle Sorgen wie die Arbeitslosigkeit oder der finanzielle Ruin, stehen jetzt unheilbare Krankheiten, Verkehrsunfälle und die Zukunft unserer Kinder im Vordergrund.” (market, 2001)*. sozial ICH ökonomisch ökologisch Es gibt eine Vielzahl an Gütesiegeln - wie soll sich die Person im Universum der Nachhaltigkeit verhalten? Zur Komplexitätsreduktion im Entscheidungsprozess finden im Lebensmittel- und im Umweltbereich verschiedene Gütesiegel Anwendung. Das Modell ökologischer Verantwortung *Abfrage vor dem Terroranschlag in den USA Conclusio Die Verknüpfung der Gesundheitsmotive mit den Umweltmotiven findet sich in der Literatur immer wieder (Kals, 1998 und Keul, 1995). Die Ergebnisse aus Umfragen zeigen, dass ein erheblicher Anteil der KonsumentInnen bereit wäre, für umweltfreundliche Produkte einen höheren Preis in Kauf zu nehmen. Ökologisches Gefahrenbewusstsein für Ausmaß und Folgen Bereitschaf- der Umweltprobleme Externale/internale Verantwortungszuschreibungen für den Schutz der Umwelt Externale und internale Kontrollüberzeugungen zur Verringerung ten und Verhalten zum Schutz der Umwelt Durch die Betonung der Verantwortungsperspektive wird Verhalten bezüglich dem zu schützenden Gut Umwelt mit dem jenem gegenüber dem zu schützenden Gut Gesundheit verbunden (Umweltschutz und Gesundheitsschutz als eng miteinander verknüpfte Ziele). der Umweltprobleme Für den Kauf umweltfreundlicher Produkte kommen neben Umwelt- auch Gesundheitsschutzmotive in Betracht. Umweltschutz ist letztendlich Gesundheitsschutz. Die Differenzierung des Anteils an Gesundheitsschutz- und Umweltschutzmotiven ist jedoch noch unbekannt. Selbst wenn sich der Konsument/die Konsumentin gesundheits- und/oder umweltfreundlich verhalten will, ist es nicht immer leicht, die entsprechenden Produkte zu finden. Gütesiegel helfen, die Wahl zu erleichtern. Aktuellen Umfragen zufolge sind die bedeutsamsten Sorgen der ÖsterreicherInnen “unheilbare Krankheiten” und “die Zukunft der Kinder”. Emotionale Verantwortungsindikatoren Quelle: Kals, 1998 Verschiedene Ansatzpunkte zur Förderung des Kaufs umweltfreundlicher Produkte sind: Bedürfnisse*, Sorgen und Ängste oder das Prinzip der Verantwortung. Nach Meinung der Autorinnen sollten Bedürfnisse mehr Beachtung finden und in die Überlegungen zur Förderung umweltschützenden Verhaltens einbezogen werden. *BEDÜRFNISSE Weiterentwicklung der Bedürfnispyramide von Maslow durch Alderfer (1969): Nach der ERG-Theorie erfolgt die Einteilung menschlicher Bedürfnisse in drei Kategorien: Grund-, soziale und Entfaltungsbedürfnisse (Existence, Relatedness and Growth). Literatur: Cervinka, R. (2001). Seminar Umweltpsychologie II. SS 2001. Universität Wien. Cervinka, R. & Lanmüller, U. (2001). Fragebogen zur Mensch-Umweltbeziehung. Unveröffentlichter Fragebogen. Institut für Umwelthygiene der Universität Wien. Haan, de G. & Kuckartz, U. (1996). Umweltbewusstsein. Denken und Handeln in Umweltkrisen. Göttingen: Westdeutscher Verlag. Kals, E. (1998). Umwelt und Gesundheit. Die Verbindung ökologischer und gesundheitlicher Ansätze. Weinheim: Beltz. Keul, A. (Hrsg.) (1995). Wohlbefinden in der Stadt. Umwelt- und Gesundheitspsychologische Perspektiven. Weinheim: Beltz. Kirchler, E. (1993). Angewandte Psychologie I. Arbeits- & Organisationspsychologie. Universität Wien. Market Institut. (2001). Die Österreicher - eine Angstgesellschaft? Ergebnisse einer „market“-Umfrage. Linz: market. Statistik Österreich. (1994). Umweltbedingungen und Umweltverhalten. Beiträge zur österreichischen Statistik. Wien. Statistik Österreich. (1998). Umweltbedingungen und Umweltverhalten. Beiträge zur österreichischen Statistik. Wien. © Cervinka & Mitarbeiter 2001 Fachgruppentagung "Umweltpsychologie" in Kassel, 20.-23. September 2001