Bauinformatik II Softwareanwendungen 1 Relationale Datenbanken für Bauingenieurprobleme 5. Semester 9. Vorlesung Entwicklung des Datenschemas eines Informationssystemes Prof. Dr.-Ing. R. J. Scherer TU Dresden - Institut für Bauinformatik Nürnberger Str. 31a 2. OG, Raum 204 Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 1 Allgemeiner Prozess einer ingenieurmäßigen Systembetrachtung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Systembetrachtung Grobe Definition von Zweck, Funktion, Prozessen und Verhalten Formale Repräsentation des Systems (IDEF0) auf hoher Ebene Datenstruktur = {O,R} basierend auf einem spezifischen Metamodell (= O-O-Modell / E-R-Modell) Entwicklung eines Datenmodells als O-O-/E-R-Schema = Ideale Datenstruktur der Konzepte Implementierung des Schemas in einer Datenbanksoftware; heute zweckmäßig als Relationale Datenstruktur Instanziierung eines Ingenieurmodells = Konfiguration des domänenspezifischen Ingenieurmodells aus dem Datenmodell Numerisches Programm zur Berechnung des Systemverhaltens = Simulation = Prognose basierend auf einem Modell + Modellannahmen + quantitativen Werten (Statistik) (= {O-O + Impl} + {Instanziierung} ) Kommunikation • M2M: zwischen Datenbank (= Information) Und Berechnungsprogramm (= Numerik) = Datenaustausch (Datenkonversion durch importierendes Programm) • M2H: Berichte, d.h. grafische und alphanumerische Repräsentation der Ergebnisse (Ausgabe und Systemwechsel) aber auch Eingabe, Modell und Modellannahmen Monitoring, Evaluation und Bericht TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 2 Formalisierung Anwendungsbereiche von Modellierungstechniken: Entity Relationship Modell - Datenmanagement - kein Verhalten, meistens keine Information über Konsistenz - Strategie für Modellierung: Vermeidung redundanter Daten - Ziel: Persistente Datenspeicherung (Datenquelle für Anwendungen) Object-Orientierte Modellierung - fortgeschrittenes Programmierkonzept für die Entwicklung von Softwareanwendungen (z.B. JAVA, C++, …) - erlaubt Definition von Verhalten (reaktive Abhängigkeiten zwischen Daten) - Strategie für Modellierung: Wiederverwendbarkeit und Wartung - Ziel: Nutzung der Daten (z.B. Simulation von Tragwerksverhalten) Logik - Wissensrepräsentation für künstliche Intelligenz und automatische Schlußfolgerung (z.B. Konsistenzprüfung) - Ziel: “Interpretation” von Daten (Umgang mit Information anstatt mit Daten) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 3 Konzeptuelle Datenmodellierung für das Wasserversorgungssystem Basis für den Aufbau des Datenmodells: Anforderungsanalyse des Wasserversorgungssystems Beantwortung der Frage: Welche Art von Daten/Information soll gespeichert werden? Steuerung ? Input ? FUNKTION Output ? Mechanismus ? TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 4 Modellierung Anforderung: Beschreibung aller Informationen eines Wasserversorgungssystems, die notwendig sind für - Dimensionierung, - Monitoring and - Lebenszyklus-Management Wasserversorgungssystem auf einer funktionaler Ebene Wasser input Wasserversorungssystem (verteile Wasser) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Wasser output Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 5 Modellierung Anforderung: Beschreibung aller Informationen eines Wasserversorgungssystems, die notwendig sind für - Dimensionierung, - Monitoring and - Lebenszyklus-Management Wasserversorungssystem auf Knotenebene Knoten Knoten Knoten Wasserversorgungssystem zerlegt in eine Menge von Subsystemen, verbunden durch Rohre Knoten Knoten TU Dresden - Institut für Bauinformatik Knoten verbindet Leitungen und erlaubt Wasser Input/Output Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 6 Modellierung Anforderung: Beschreibung aller Informationen eines Wasserversorgungssystems, die notwendig sind für - Dimensionierung, - Monitoring and - Lebenszyklus-Management Wasserversorungssystem mit Wasserfluß für einen spezifischen Anwendungsfall input Qi-n1 Qd1, vd1, pd1 Qd2, vd2, pd2 ld1 „Geometrie“ des Rohrsystems erforderlich zur Ermittlung der Rohrlängen Qo-n6 output Qd5, vd5, pd5 Qd3, vd3, pd3 Qo-n4 TU Dresden - Institut für Bauinformatik Qd4, vd4, pd4 output Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 7 Grundlage der Modellierung sind Konzepte Das, bzw. Die Konzepte beschreiben die Grundelemente des Systems Konzept Entität 1 Konzept Beziehung Start, Ende Knoten Konzept Entität 2 Rohr Durch Nutzung von Instanzen dieser Konzepte (Klassen) des Modells können wir die Topologie eines Wasserversorgungssystem aufbauen: Knoten Rohr Knoten Anm.: oftmals werden alle Entitäten eines Modells als die Konzepte des Modells bezeichnet. TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 8 Modellierung Erste Skizze zur Modellierung: beschreibe die Topologie des Wasserversorgungssystems Identifikation der Elemente zur Beschreibung der Topologie Konzept Beziehung Konzept Start, Ende Knoten Rohr Attribute nr nr integer integer Beispiel: Tabelle Knoten Topologie: Knoten 2 Tabelle Rohr nr nr Rohr 1 1 2 Knoten 1 1 Start 1 Ende 2 ... .. TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 9 Modellierung Erste Skizze zur Modellierung: Hinzufügen der Geometrie Konzept Beziehung Konzept Start, Ende Knoten Rohr Attribute nr x, y, z integer Beispiel: nr real Tabelle Knoten nr x y z 1 0.5 0.5 2.5 2 1 1.5 1.5 integer Topologie + Geometrie : 2 y Tabelle Rohr nr 1 1 .. TU Dresden - Institut für Bauinformatik Start 1 Ende 2 ... x Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 10 Einführen der Modellierungssprache EXPRESS-G EXPRESS-G ist die grafische Notation der Sprache EXPRESS (ISO 10303-11) REAL REAL REAL x Knoten y Start_Knoten Rohr End_Knoten z nr INTEGER TU Dresden - Institut für Bauinformatik nr INTEGER Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 11 Beschreibung der Attribute Für ein Datenmodell müssen alle Attribute definiert und dokumentiert werden. REAL REAL REAL x Knoten y Start_Knoten Rohr End_Knoten z nr INTEGER nr INTEGER Knoten Position Anforderungen: Maßeinheit für x, y and z: 3D, Nutzung eines kartesischen Koordinatensystems Variablen sind fixiert auf Meter -> Nutzung eines festen Maßeinheit [m] Ursprung des genutzten Koordinatensystems: Beschreibung in Welt-Koordinaten z.B. unter Nutzung von GIS oder Nichtberücksichtigung des Weltkoordinatensystems (ausreichend für Dimensionierung) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 12 Beschreibung der Attribute REAL REAL REAL x Knoten y Start_Knoten Rohr End_Knoten z nr INTEGER nr INTEGER Identifikation von Knoten und Rohren Anforderungen: eindeutige Identifikation erforderlich (z.B. zum Ersatz defekter Rohre etc.) Mögliche Lösung: Menschen-lesbarer Name (string) Numerischer Wert zur Identifikation (integer) – einige Vorteile für Datenmanagement: weniger Speicher, Indexierung TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 13 Beschreibung der Attribute REAL REAL REAL x Knoten y Start_Knoten Rohr End_Knoten z nr nr INTEGER INTEGER Geometrie der Rohre Anforderungen: erforderliche zur Ermittlung der Rohrlänge Festlegung: nur Unterstützung von geraden Linien -> Startknoten und Endknoten reichen zur Beschreibung der Rohrgeometrie aus Gekrümmte Rohre sind mit dem diesem Modell nicht möglich. TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 14 Beschreibung der Attribute Rohr_typ_select Rohr_parameter Rohr nr Rohr_Typ (OPT) Parameter Rohr_Parameter INTEGER name STRING Durchmesser REAL k REAL pn REAL Zusätzliche Rohrparameter Anforderungen: Nutzung individueller Rohrtypen als auch Standard-Rohrtypen Parameter: Individuelle Rohrtypen -> Durchmesser, k (Rauhigkeit) pn (Nenndruck) Standard Rohrtypen -> name (Nutzung einer zusätzl. Bibliothek für Parameter oder Nutzung der optionalen Beziehung zu Rohr_Parameter) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 15 Modellierung weiterer Elemente (ABS) Knoten 1 Input_Knoten 1 Output_Knoten Inner_Knoten Spezialisierung (vollständige) von Knoten Anforderung: unterscheide zwischen Input, Output und Inneren Knoten durch Nutzung des Konzepts der Vererbung Spezialisierung definiert eine disjunkte Menge von Objekten -> Knoten ist eine abstrakte Superklasse für Input_Knoten, Output_Knoten und Inner_Knoten TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 16 Modellierung weiterer Elemente und Attribute (ABS) Knoten name Wasser_input Input_Knoten Druck STRING REAL REAL Wasserquelle für das Wasserversorungssystem Anforderungen: Menschenlesbarer Name der Wasserquelle (name) erbt Definition von Knoten (Position, nr) max. Wasser-Input in liter/sekunde (Wasser_input) Wasserdruck in [m Wassersäule] (Druck) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 17 Modellierung weiterer Elemente und Attribute (ABS) Knoten Output_Knoten name STRING Verbrauch REAL erforderlicher_druck REAL Wasserverbrauch für das Wasserversorgungssystem Anforderungen:: Menschenlesbarer Name der Wasserquelle, erbt Definition von Knoten (Position, nr) Durchschnitt Wasserverbrauch (Verbrauch) erforderlicher (min.) Wasserdruck TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 18 Modellierung weiterer Elemente und Attribute (ABS) Knoten Inner_Knoten Wasserverbrauch für das Wasserversorgungssystem Anforderungen: erbt Definition von Knoten (Position, nr) -> keine zusätzlichen Attribute TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 19 Erweiterung für Lebenszyklusmanagement Erforderliche Erweiterung für Dimensionierung und Lebenszyklus-Management 1. Dimensionierung für unterschiedliche Wasserentnahmen (z.B. bei Brandlösuchung) -> Dimensionierung für unterschiedliche Lastfälle 2. Dokumentation des Wasserflusses im Zeitverlauf (Alterung des Rohrsystems) -> Änderung der Rohrparameter / Durchfluß (Menge, Geschwindigkeit) 3. Monitoring des Wasserflusses -> Hinzufügen eines Fließsensors TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 20 Erweiterungen für Monitoring Erweiterung an Knoten nr INTEGER REAL REAL Knoten Druck Position Zeit Knoten_Sensor Definition eines Knotensensors Anforderungen: Wasserdruck und Zeit aus Messung (Druck, Zeit) Position des Knotensensors (implizit durch Relation zum Knoten) Identifikation der Messung mit eindeutiger Nummer (nr) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 21 Erweiterungen für Monitoring Erweiterung am Rohr INTEGER REAL REAL nr Rohr Geschwindigkeit Position Zeit Rohr_Sensor Definition von Rohrsensoren Anforderungen: Fließgeschwindigkeit und Zeit der Messung (Geschwindigkeit) Position des Rohrsensors (implizit durch Relation zum Rohr) Identifikation der Messung mit eindeutiger Nummer (nr) TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 22 Erweiterungen für Monitoring name Erweiterung des Systems: Viskosität STRING REAL Dichte REAL Fluid Definition von Flüssigkeiten Anforderungen: Name, Viskosität, Dichte TU Dresden - Institut für Bauinformatik Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 23 Wasserversorgungssystem als komplettes Modell nr INTEGER druck REAL REAL nr name INTEGER ZEICHENFOLGE STRING viskosität geschwindigkeit REAL REAL dichte zeit REAL zeit Knoten_Sensor INTEGER Rohr_Sensor REAL nr Flüssigkeit position name flüssigkeits_parameter position ZEICHENFOLGE STRING x_coord REAL y_coord Start_Knoten (ABS)Knoten nr Rohr INTEGER Start_Knoten REAL rohr_parameter Q z_coord REAL rohr_typ_select REAL druck REAL Input_Knoten 1 Output_Knoten Inner_Knoten (OPT) parameter Rohr_Typ name verbrauch erforderl_druck wasser_input REAL STRING ZEICHENFOLGE REAL REAL Rohr_Parameter durchmesser PN k REAL TU Dresden - Institut für Bauinformatik REAL REAL nr STRING ZEICHENFOLGE Bauinformatik II, Softwareanwendungen 1; 9. Vorlesung Folie-Nr.: 24