Vertiefungsabend zum Islam 12. November 2015 Weiterführende Unterlagen und Quellen Ausgearbeitet von: Markus Wüthrich & Robert Gautschi 1 1. Was ist Islam? ..................................................................................................................... 3 1.1. Entstehung ................................................................................................................. 3 1.1.1. Islam: der Name ................................................................................................. 3 1.1.2. Islam: die Entstehung ......................................................................................... 3 1.1.3. Der Koran: Eckdaten ........................................................................................... 3 1.1.4. Der Koran: Inhalt ................................................................................................ 4 1.1.5. Der Koran: Entstehung ....................................................................................... 4 1.2. Unterschiedliche Gruppierungen ............................................................................... 5 1.2.1. Sunniten ............................................................................................................. 5 1.2.2. Schiiten ............................................................................................................... 5 1.2.3. Sufismus ............................................................................................................. 6 1.2.4. Ahmadiya Bewegung .......................................................................................... 6 1.2.5. Muslimbrüder ..................................................................................................... 6 1.2.6. Salafisten ............................................................................................................ 7 1.3. Die Scharia .................................................................................................................. 7 1.3.1. Koran .................................................................................................................. 7 1.3.2. Überlieferung ..................................................................................................... 8 1.3.3. Anerkannten Auslegungen ................................................................................. 8 1.4. Was ist der Islamische Staat (IS)? ............................................................................... 8 2. Was tut Gott in der islamischen Welt? .............................................................................. 9 2.1. Die grösste Hinwendung von Moslems zu Christus ................................................... 9 2.2. Wie spricht Gott zu den Muslimen?......................................................................... 10 2.3. Missionare und Muslime .......................................................................................... 11 3. Die Christliche Antwort? .................................................................................................. 12 3.1. Unsere Grundhaltung ............................................................................................... 12 3.2. Argumente zu den zwei häufigsten Anfragen von Muslims an den christlichen Glauben ................................................................................................................................ 12 3.3. Wie können wir handeln? ........................................................................................ 13 3.3.1. Gebet ................................................................................................................ 13 3.3.2. Begegnungen wagen ........................................................................................ 13 4. Vertiefungsmaterial: ........................................................................................................ 13 5. Anhang.............................................................................................................................. 14 5.1. Geschichte des Islams .............................................................................................. 14 6. Notizen ............................................................................................................................. 15 2 1. Was ist Islam? 1.1. Entstehung1 1.1.1. Islam: der Name Die in neuerer Zeit immer wieder behauptete Ableitung des Wortes Islam vom Begriff Salam (= Frieden) ist philologisch falsch: Der Begriff meint vielmehr die dem Menschen gebotene „Unterwerfung“ unter Allah.2 1.1.2. Islam: die Entstehung Mohammed ist ca. im Jahr 570 n.Chr. auf der arabischen Halbinsel in Mekka geboren (heute liegt Mekka in Saudi-Arabien). Er gehörte einem arabischen Stamm an und wuchs in dieser arabischen Religion auf, welche in Mekka die sogenannte Kaaba als Tempel hatte. Allah war damals einfach einer von vielen Göttern. Als junger Mann lernte er dann auch Juden und Christen kennen, die ihm einiges von ihrem Glauben weitergaben. Mohammeds Anliegen wurde es nun, den Glauben an den einzigen Gott für die arabischen Stämme zu finden. Als etwa 40-jähriger bekam er regelmässig Visionen. Er sah dabei den Engel Gabriel. In diesen Visionen bekam er viele Offenbarungen und Informationen, die er zuerst seiner Familie und später seiner ständig wachsenden Islam-Gemeinde predigte. Er predigte von dem einzigen Gott, von dem nahen Gericht – und dass man sich diesem Gott unterwerfen soll (= Islam). Mohammed wurde so zum Prophet. In dieser Zeit lebte Mohammed in Medina, in einer Stadt, die er diktatorisch regierte. Von hier aus startete er die Eroberung Mekkas, um es zum Zentrum des Islams zu machen. Die Kaaba reinigte er von den Götterbildern – nur ein schwarzer Stein blieb übrig, den die Muslims auf der Pilgerfahrt küssen oder berühren. Mekka darf kein Ungläubiger mehr betreten. Mohammed starb im Jahr 632 n.Chr. Nach Mohammeds Tod breitete sich der Islam aus. Der Koran wurde erst jetzt schriftlich verfasst. Die Muslime teilten sich in die Sunniten und Schiiten auf (um 680 n.Chr.) Die Sunniten halten sich an die alten Überlieferungen. Die Schiiten sind überzeugt, dass der rechtmässige Führer des Islam ein Nachkomme von Mohammed sein soll. (Schiiten gibt’s vor allem im Iran). Die drei heiligen Städte des Islam sind Mekka (mit der Kaaba), Medina (das Grab von Mohammed) und Jerusalem (der Felsendom auf dem Felsen, wo Abraham seinen Sohn fast geopfert hat – hier stand früher allerdings auch der jüdische Tempel). 1.1.3. Der Koran: Eckdaten Der Koran ist die heilige Schrift des Islams. Er ist die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed. Die Grösse vom Koran (Qur’an) entspricht etwa dem Umfang vom Neuen Testament. Er beinhaltet 114 Suren. 28 Suren sind aus der Zeit in Medina und 86 Suren aus Mekka. Die Suren setzten sich aus Versen, sogenannte Aya zusammen. Bevor er zum ersten Mal angefasst wird, muss eine Waschung vorgenommen werden. Der Muslim ist der festen Überzeugung, dass alles darin zu 100% stimmt und wahr ist. Auf keinen 1 2 Vgl. Werner Neuer, Islam und Gewalt, 2011. Vgl. ISLAM - EIN KOMPLEXER GLAUBE 1f. [Übersetzung aus: The Barnabas Fund, 14.9.2001]. 3 Fall darf er kritisiert oder in Frage gestellt werden. Der Muslim glaubt, dass es sich um eine „Verbalinspiration“ des Engels Gabriel handelt (1:1 das Wort vom Engel Gabriel). 1.1.4. Der Koran: Inhalt Der Koran enthält zweifellos Verse, die eine friedliche Ausbreitung der Botschaft Mohammeds propagieren. So heisst es beispielsweise in einem oft angeführten Vers aus der gewaltfreien mekkanischen Frühphase von Mohammeds Wirksamkeit (Sure 16,116):3 „Lade ein zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung; und streite mit ihnen in bester Weise.“ An einer anderen, heute besonders häufig zitierten Stelle steht der für den Koran allerdings singuläre Satz „In der Religion gibt es keinen Zwang“ (2,256). Dieser Vers beinhaltet in seinem ursprünglichen Sinn – entgegen einer heute beliebten Interpretation – freilich keine allgemeine Proklamation der Freiheit in religiösen Fragen, sondern ist nach dem berühmten Korankommentar des Koranauslegers al Tabari nur auf jene Juden und Christen zu beziehen, die sich der muslimischen Herrschaft bereits unterworfen haben und nun als „Schutzbefohlene“ (Dhimmi) ihren Glauben praktizieren dürfen.4 Den zitierten Versen stehen allerdings über 200 Stellen entgegen, in denen die Ungläubigen und Schriftbesitzer [d.h. Juden und Christen] u.a. durch Enthaupten zu bekämpfen sind und ansonsten in ihrem Unglauben die härtesten Strafen wie das Übergießen mit siedendem Wasser, Kettenstrangulierung ... zu erwarten haben... Nur eine dieser Aufforderungen, der berühmte nicht nur gegen Polytheisten, sondern auch gegen Juden und Christen gerichtete „Schwertvers“ (Sure 9,29), sei hier angeführt: „Kämpfet wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht glauben an Allah und an den Jüngsten Tag und nicht verwehren, was Allah und sein Gesandter verwehrt haben, und nicht bekennen das Bekenntnis der Wahrheit, bis sie den Tribut aus der Hand gedemütigt entrichten.“ Dieser Vers hat nach dem Verständnis islamischer Theologen „eine Menge von Koranversen ungültig gemacht, welche vom friedlichen und guten Umgang mit Nichtmuslimen sprechen!“5 1.1.5. Der Koran: Entstehung Der Koran wurde zurzeit Mohameds auswendig gelernt und später niedergeschrieben. 634 wurde die erste schriftliche Fassung erstellt. Damals gab es bereits das Problem der vielen Abweichungen. Utman hat eine Version niederschreiben lassen und alle anderen verbrennen lassen (mit Gewalt). Man hat 5 Exemplare von der definitiven Koran-Version abfertigen lassen. Die 5 waren die Grundbücher. Die Kriterien der Kanonisierung sind völlig unklar. Es gab keine Kontroll-Instanz. Niemand hat über das alles gewacht. Warum die 114 Suren den Weg in den Koran gefunden haben und 3 Die Übersetzung erfolgt nach Max Henning, Der Koran, Wiesbaden o.J. Vgl. IBN GARIR AT-TABARI: Gami àl-Bayan ‘an Ta’wil Ay al-Qur’an, Bd.3, Kairo 1968, 17. Nach at Tabari wird von muslimischen Interpreten der frühesten Zeit (Zeitgenossen Mohammeds!) auch noch die Auffassung vertreten, daß diese Stelle durch jene Verse aufgehoben sei, die zum Hl. Krieg aufrufen. Ich verdanke diesen Beleg einem mündlichen Hinweis des zum Christentum konvertierten, früher muslimischen Theologen Moussa Afschar, den Autor des in Anm. 5 genannten Buches. Der Orientalist Raddatz vertritt die Auffassung, daß die Stelle nur die Tatsache zum Ausdruck bringen will, daß der Moslem den Glauben an Allah dem Unglauben nicht durch Zwang, sondern auf eine natürliche Weise vorziehe (H.-P. RADDATZ, Von Gott zu Allah? Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft, München 2001, 345). Erst in der späteren islamischen Tradition scheint der Vers im Sinne der Vermeidung von Zwangsbekehrungen verstanden worden zu sein (vgl. dazu: A. KHOURY, Islam kurz gefaßt, Frankfurt 1998, 98). 5 M. AFSCHAR, Der heilige Krieg. Martin-Blaich-Verlag 22004, 26. 4 4 warum andere nicht, ist unklar. Das alles regt zu kritischem Hinterfragen an. Die SelbstAussagen über den Koran sind aber: Jeder Satz, jedes Koma, jeder Punkt ist perfekt und fehlerfrei. Im 20. Jahrhundert haben deutsche Wissenschaftler und Archäologen bewiesen, dass der Koran längst nicht so zuverlässig überliefert ist, wie es die Muslime behaupten. Mindestens 20% sollte überarbeitet werden. 1.2. Unterschiedliche Gruppierungen6 Im Islam wird das Christentum oft dafür kritisiert, dass es eine grosse Aufspaltung in Konfessionen und Denominationen gibt. Nun, auch im Islam gibt es grosse Aufteilungen. Der Unterschied zum Christentum ist aber, dass nur wenige Gruppierungen offiziell aus der islamischen Gemeinschaft ausgeschlossen wurden. Und doch kommt es vor, dass sich islamische Gruppen gegenseitig bekämpfen. Im Folgenden wollen wir einen Überblick über die unterschiedlichen Gruppierungen im Islam gewinnen. 1.2.1. Sunniten Die Sunniten machen etwa 90% aller Moslems aus und stellen in den meisten islamischen Ländern der Erde die Mehrheit dar. Sie stützen sich auf die Sunna, also auf alle Überlieferungen (Traditionen) von Mohammed, dem Propheten des Islam. Nach dem Verständnis der Sunniten ist der Herrscher ein Kalif. Der Kalif hat richterliche und militärische Gewalt, aber ist weniger eine hohe geistliche Autorität. Das (osmanische) Kalifat wurde 1924 von der türkischen Regierung abgeschafft und existiert seither nur in Sondergruppen. Der IS hat 2014 ein Kalifat über dem von ihnen beherrschten Gebiet ausgerufen. 1.2.2. Schiiten Die Schiiten bilden die Mehrheit der Moslems im Iran (Staatsreligion), Irak, Libanon und einigen Golfstaaten. Auch in Syrien, Afghanistan und Pakistan bilden sie eine grosse Gruppe. Schia bedeutet eigentlich nur „Gruppe“, „Gruppierung“. Die Schiiten gehen zurück auf einen innerislamischen Streit über die Prophetennachfolge. Sie waren überzeugt, dass ein leiblicher Nachkomme von Mohammed die politische und geistliche Führung haben soll. Das war zu dieser Zeit Ali, Mohammeds Cousin, der mit Mohammeds Tochter Fatima verheiratet war. Ihr gemeinsamer Sohn, Hussein, kam im Kampf um die Prophetennachfolge um. In der Überzeugung der Schiiten war dieser Märtyrertod Husseins ein Blutopfer, das eine erlösende Wirkung hat. Darum wird der Todestag von Hussein bei den Schiiten auch besonders gefeiert. Der rechtmässige Nachfolger von Mohammed ist für die Schiiten der Imam (= Lehrer, Vorbild), von dem es aber nur einen einzigen zu Lebzeiten geben könne. Dem Imam steht eine besondere Autorität zu, zeitweise durfte er sogar den Koran ergänzen oder abändern. Auch wird vom Imam kurz vor seinem Tod an seinen Nachfolger das schiitische Geheimwissen weitergegeben. Der 12. Imam nach Mohammed sei in den Himmel entrückt worden. Seither ist der Führer der Schiiten einfach ein Vertreter des 12. Imams auf Erden. Im Iran hat Khomeinî 1979 diese Rolle als Ayatollah angetreten. 6 Quellen: Heinrich A. Mertens „Religionen in Ost und West“; Christine Schirrmacher: Der Islam - Band 1 & 2: Geschichte - Lehre - Unterschiede zum Christentum; https://de.wikipedia.org/wiki/Sunniten (12.11.2015); https://de.wikipedia.org/wiki/Kalifat (12.11.2015) 5 Aus dem schiitischen Islam haben sich weitere Gruppen entwickelt, wie die Alawiten oder die Drusen, welche eine Geheimreligion haben. 1.2.3. Sufismus Sufismus nennt man die islamische Mystik. Diese entstand schon sehr früh, im 8. und 9. Jahrhundert. Durch einen asketischen Lebensstil (Mönche, Bettler = Derwische) wollen die Sufis erleben, wie sich ihre Seele zu Gott hin erhebt. Reinigung des Herzens, Liebe zum Absoluten, das sind die Ziele des Sufismus. Dies steht für sie nicht im Widerspruch damit, das islamische Gesetz zu erfüllen. 1.2.4. Ahmadiya Bewegung Ahmad entwickelte in Indien um 1900 eine islamisch-missionarische Bewegung. Geprägt war er vom Sufismus und nahm auch Elemente des Hinduismus und der westlichen Kultur auf. Die Ahmadiya Bewegung hatte grosse missionarische Erfolge in Afrika, wo sie ihre Form des Islam gegen die weissen „christlichen“ Kolonialherren einsetzte und viele Konvertiten machte. Auch in Europa konnte sie Fuss fassen. In Zürich wurde die erste Moschee in den 1960er Jahren von der Ahmadiya Bewegung gebaut. Die Ahmadiya-Gruppierung vertritt einen Islam, der von der islamischen Gemeinschaft als falsche Lehre angesehen wird. 1974 wurde sie offiziell als Sekte ausgeschlossen. Trotzdem sind die Ahmadiya-Leute missionarisch sehr aktiv und vertreten nicht selten im interreligiösen Dialog mit Christen, Juden, Hindus usw. die islamische Seite. Das gibt in diesem Dialog ein einseitiges, humanes und pro-westliches Bild des Islam, können sie doch nicht den Islam in seiner ganzen Breite abbilden. 1.2.5. Muslimbrüder Eine andere Richtung schlugen in den 1920er Jahren die Muslimbrüder ein: zurück zum Geist des alten Islam. Von einem Dorflehrer in der Suezkanalzone unter englischer Kolonialherrschaft gegründet, breiteten sich die Muslimbrüder u.a. in Ägypten und Syrien aus. Selber bezeichnen sie sich als „Salafia-Bewegung“, das heisst, eine Bewegung, die sich auf die frommen Altvorderen besinnt. Sie wollen die Scharia umgesetzt sehen und betrachteten es auch als legitim, einen Herrscher zu entthronen, wenn er dieses Ziel nicht zu unterstützen gedachte. 1939 definierten die Muslimbrüder diese drei Überzeugungen: 1. Der Islam ist ein allumfassendes System 2. Die Grundlagen des Glaubens und Lebens sind der Koran und die Sunna (Überlieferungen Mohammeds) 3. Der Islam ist für alle Zeiten und für alle Orte umsetzbar Auch fokussierten die Muslimbrüder folgende Feindbilder des Islam: das Judentum, die Kreuzzüge (inklusive Imperialismus), der Kommunismus (weil er atheistisch ist) und der Säkularismus (also die Verdrängung von Glaube und Religion aus dem öffentlichen Leben, wie es z.Bsp. in der postmodernen westlichen Welt heute gelebt wird). Nach dem Arabischen Frühling ab 2011 erlebten die Muslimbrüder in Ägypten einen politischen Höhepunkt durch die Wahl von Mohammed Mursi. Seit 2013 sind die Muslimbrüder dort erneut verboten und als Terrororganisation eingestuft.7 7 https://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder#Revolution_in_.C3.84gypten_.28ab_2010.29 (12.11.2015) 6 1.2.6. Salafisten In Deutschland macht der salafistische Prediger Pierre Vogel durch öffentliche Kundgebungen, Fernsehinterviews und YouTube-Videos von sich reden. Salafismus8 bedeutet Rückbesinnung zum Islam der Altvorderen und ist eine sunnitische Bewegung. Verwandt ist damit auch der saudi-arabische Islam, der sogenannte Wahabismus. Pierre Vogel grenzt sich aber ab zum Wahabismus und zum Islamismus des IS. Er vertrete schlicht und ergreifend einfach den Islam, wie er gedacht ist.9 In der Schweiz vertritt der Islamische Zentralrat der Schweiz (IZRS, gegründet 2009) mit Nicolas Blancho und Naim Cherni einen salafistischen Islam. Der IZRS setzt sich z.Bsp. gegen ein Burkaverbot oder andere – wie sie es nennen – islamophobische Diskriminierung von Moslems in der Schweiz ein. Auf Krienser Boden hat der IZRS 2014/2015 einen Propagandafilm gedreht und im Internet veröffentlicht. Er beteiligt sich zurzeit auch aktiv an der Flüchtlingshilfe.10 1.3. Die Scharia Die Scharia, abgeleitet aus dem Verb „šaraʿa“, bedeutet „den Weg weisen, vorschreiben (auch Gesetz)“. Sie kann mit „islamisches Recht“ oder „islamisches Gesetz“ übersetzt werden. Dies ist aber nur teilweise korrekt, denn eindeutig und klar ist dieses Gesetz nicht. Die Scharia kann nicht eindeutig definiert werden und beinhaltet nicht Gesetze, wie wir sie in unserer Verfassung kennen. Man kann die Scharia aus diesem Grund auch nicht als Buch kaufen. Die Scharia umfasst sämtliche rechtlichen, mit dem Islam begründeten Regelungen für alle Lebensbereiche. Sie meint die Gesamtheit der Gebote Allahs, so wie sie im Koran und der islamischen Überlieferung niedergelegt und von massgeblichen Theologen interpretiert wurden.11 Die Scharia ist „ein Regelwerk für alles, was sich im Leben eines Menschen ereignen kann, für all sein Verhalten und seine gesamte Lebensweise. Sie beschäftigt sich gleichermassen mit dem richtigen Verhalten im Badezimmer wie auf dem Schlachtfeld, auf dem Markt wie in der Moschee.“12 Das Forschen nach der Bedeutung und inneren Logik der göttlichen Gesetze ist nur zulässig, soweit Gott selbst den Weg dazu weist. Somit ist die religiöse Wertung aller Lebensverhältnisse die Grundtendenz der Scharia.13 Die Scharia basiert auf drei Quellen: 1.3.1. Koran Nur 10% der Texte aus dem Koran befassen sich mit Rechtsfragen. Dazu kommt, dass viele Themen nur bruchstückhaft abgehandelt sind. Oft handelt es sich nur um erzählte Fälle. Darum kann der Koran nicht als einzige Quelle für die Scharia verwendet werden. 8 https://de.wikipedia.org/wiki/Salafismus (12.11.2015) https://www.youtube.com/watch?v=oAj91BSs_Jw (12.11.2015) 10 http://www.izrs.ch (12.11.2015) 11 Christine Schirrmacher, Die Scharia, 14. 12 Maurits S. Berger: The Shari’a and Lega Pluralism. The Example of Syria. In: Baudouin Dupret, Maurits Berger, Laila al-Zwaini. Legal Pluralism in the Arab World. Ara band Islamic Laws Series, vol. 18. Kluwer Law International: The Hague, 1999, S. 113-124. 13 https://de.wikipedia.org/wiki/Scharia (12.11.2015) 9 7 1.3.2. Überlieferung Die zweite Quelle der Scharia ist die sogenannte „Hadith“, was mit „Überlieferung, Tradition oder Bericht“ übersetzt werden kann. Sie ist eine Art Kommentar und eine Ergänzung zum Koran. Sie beinhaltet Berichte von und über Muhammad, seine Familie und seine Prophetengefährten. Der Muslim ist verpflichtet, die Rechte unbedingt einzuhalten. Er ist hingegen nur aufgefordert, da wo es keine Gesetze gibt, Muhammads Gewohnheiten (sunna) so weit wie möglich einzuhalten. Wenn daher die Überlieferung berichtet, Muhammad habe einen Bart getragen, dann gilt dies als „sunna“ für Männer, um Muhammads Vorbild nachzueifern, denn der Gläubige zeigt damit seine „Liebe zum Propheten“.14 1.3.3. Anerkannten Auslegungen Die dritte Quelle sind die Erzählungen über Muhammad und seine Gefährten, sowie den weitgehend als normativ (als Gesetz) anerkannten Auslegungen frühislamischer Juristen und Theologen (insbesondere bis zum 10. Jahrhundert n. Chr). Der Koran und die Überlieferung werden erst durch die Auslegung muslimischer Theologen konkret fass- und anwendbar. Als Muhammad im Jahr 632 starb, lagen nach übereinstimmender muslimischer Sichtweise weder der Korantext noch die Überlieferungstexte vollständig vor. Sie wurden zuerst hauptsächlich mündlich bewahrt und rezitiert. 1.4. Was ist der Islamische Staat (IS)? Der IS (ad-daula al-islāmiyya) ist seit 2003 eine aktive kriminelle und terroristische Vereinigung mit zehntausenden Mitgliedern. Sie beherrscht grosse Gebiete im Irak und Syrien, sowie kleine Gebiete in Libyen. Der IS rief am 29. Juni 2014 einen als Kalifat bezeichneten Staat aus, welcher Teile von Syrien und Irak umfasst. Als Kalifat bezeichnet man die Herrschaft, das Amt oder das Reich eines Kalifen. Dieser ist ein Nachfolger oder Stellvertreter des Gesandten Gottes. Er vereint die geistliche und die weltliche Führerschaft in derselben Person.15 Die Herrschaft basiert auf einem theokratischen Modell. Von 2003 bis Juni 2014 nannte sich die Bewegung ISIS. Das bedeutet „Islamischer Staat im Irak und Syrien“. Als der Staat gegründet wurde, nannte man ihn noch IS. Ihren Ursprung hat der IS im irakischen Widerstand und bekannte sich anfangs zu al-Qaida. Mitte 2013 lösten sich der IS von dessen Führung und seitdem besteht eine Konkurrenzbeziehung. Der IS wird heute als terroristische Vereinigung eingestuft.16 14 Christine Schirrmacher, Die Scharia, 21. Vgl. Andreas Maurer, Basiswissen Islam, 59. 16 https://de.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Staat_(Organisation) (12.11.2015) 15 8 Der „Islamische Staat“ macht nichts, was Mohammed in seiner Zeit nicht auch getan hat. Er zieht aus den historischen Texten für jede seiner Taten eine religiöse Legitimation. Ob Enthauptungen, Versklavung, Vergewaltigung, Ehe mit Minderjährigen, die Vertreibung von Juden und Christen – für alles lassen sich entweder im Koran oder in den Hadithen (Überlieferungen der Taten und Aussagen Mohammeds) Belege finden.“17 Der aus Ägypten stammende (muslimische) Historiker Hamed Abdel-Samad in der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin, 28.9.) zum Terror der Islamisten, der Hunderttausende in die Flucht treibt. 2. Was tut Gott in der islamischen Welt? 2.1. Die grösste Hinwendung von Moslems zu Christus „Seit beinahe 14 Jahrhunderten liefern sich der Islam und das Christentum ein geistliches Tauziehen um die Seelen von Millionen von Menschen. Über 12 Jahrhunderte lang war der Islam dabei der klare Sieger. Seit Mohammed den Islam im Jahr 622 n. Chr. gründete, wurden Millionen von Christen in das „Haus des Islam“ hineingezogen – so nennen die Moslems ihr weltweites religiöses Imperium. Doch wie sieht es in der anderen Richtung aus? Gab es Bewegungen, in denen sich mindestens 1‘000 Menschen vom Islam abwandten und sich taufen ließen? Erst vor kurzem. In den ersten 350 Jahren der Geschichte des Islams, als christliche Völker vom Mittleren Osten bis hinein nach Spanien von den muslimischen Armeen erobert und bekehrt wurden, gab es nur eine einzige Bewegung in die andere Richtung. Es gibt historische Aufzeichnungen aus dem Jahr 982, dass sich 12‘000 arabische Moslems taufen ließen. Zwei weitere Bewegungen fanden im 12. und 13. Jahrhundert statt, eine im Gebiet des heutigen Libanons und eine in Libyen. In den darauf folgenden sechs Jahrhunderten wurde nicht eine einzige Bewegung zu Christus unter Moslems verzeichnet. Dann im Jahr 1870 ereignete sich auf der fernen Insel Java die erste Hinwendung von Moslems zu Christus in der Moderne. Ihr folgte eine zweite Bewegung in Äthiopien zwischen 1890-1920. Danach war erst wieder im Jahr 1967 eine weitere Bewegung zu erkennen, erneut in Indonesien. Dieses Mal wurden mehr als zwei Millionen Moslems in hunderten von christlichen Kirchen getauft. In den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begann sich das Blatt jedoch zu wenden. Bewegungen brachen in Algerien, in den sowjetischen Ländern von Zentralasien, in Bangladesch und im Iran aus. In den ersten 14 Jahren des 21. Jahrhunderts sind überall in der muslimischen Welt neue Bewegungen von Moslems zu Christus ausgebrochen, von Westafrika bis nach Indonesien und überall dazwischen. Allein im 21. Jahrhundert sind 69 neue muslimische Bewegungen zu Christus hinzugekommen. Wir erleben aktuell die größte und weitreichendste Hinwendung von Moslems zu Christus in der Geschichte. Diese aktuelle Welle von Moslems, die sich auf Christus zubewegen, steht in deutlichem Zusammenhang zu dem Anstieg an Gebeten für die muslimische Welt, insbesondere die 30Tage-Gebetsinitiative während des Ramadans.“18 17 Der aus Ägypten stammende (muslimische) Historiker Hamed Abdel-Samad in der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin, 28.9.) zum Terror der Islamisten, der Hunderttausende in die Flucht treibt. 18 Text aus dem Gebetsheft „30 Tage Gebet“ für die islamische Welt vom 19.06.15. 9 Beispiel Iran: 1979, als die Islamische Republik ausgerufen wurde, gab es im Land etwa 500 Konvertiten (= ehemalige Muslims, die sich Jesus Christus zugewandt haben). Heute gibt es etwa eine halbe Million Christen im Iran. Beispiel Afghanistan, ein gefährliches Pflaster für Konvertiten: Vor wenigen Jahrzehnten gab es eine Zeit mit 8 bekannten Christen, heute sind es mehrere tausend Afghanen, die Jesus nachfolgen. 19 In diesem Zusammenhang habe ich (Markus) folgende Gedanken aufgeschnappt – ich kann die Quellen nicht mehr wiedergeben, aber sie spiegeln eine enorme Dynamik unter der Oberfläche der islamischen Welt. Zum einen: die extremistischen, islamistischen Gruppen, wie Boko Haram in Nordnigeria, seien eine verzweifelte Gegenbewegung gegen den Trend, sich vom Islam ab - und Christus zuzuwenden. Zum andern: „Der Islam steht kurz vor dem Kollaps“20. Und dann: Im Iran haben sich an einem bestimmten Tag, der über christliche TVSender oder Internet bekannt gegeben wurde, viele (heimlichen) Christen in den Strassen der Stadt mit einem „Halleluja“ geoutet. Es muss ein eindrückliches Ereignis gewesen sein. 2.2. Wie spricht Gott zu den Muslimen? Im Buch „Träume und Visionen“ beschreiben Tom Doyle und Greg Webster eindrückliche Geschichten darüber, wie Gott Moslems in Träumen und Visionen von Jesus Christus begegnet.21 Sie schreiben: „Von Anbeginn war es Gottes Wunsch, dass niemand ohne ihn sterben muss. Aber ein Grossteil der Menschen hat praktisch keinen Zugang zu ihm; sie haben keine Bibeln, keine Missionare, niemand, der ihnen sagt, dass Gott sie retten möchte. Und so hat er die Sache selbst in die Hand genommen, wie die Geschichten in diesem Buch zeigen.“ (S.121) Etwa einer von drei Konvertiten hatte vor seiner Bekehrung zu Jesus einen Traum oder eine Vision von Jesus. Diese dienen meistens als Türöffner, um sich überhaupt mit Jesus zu beschäftigen und einen oft langwierigen Prozess hin zum Glauben an Jesus zu beginnen. In solchen übernatürlichen Begegnungen werden die Menschen ermutigt, sich an einen Christen in der Umgebung zu wenden, dort Fragen zu stellen und / oder von ihm ein Neues Testament oder eine Bibel zu bekommen. Auch erzählen die betreffenden Menschen, dass sie diese Erscheinungen sehr berührt haben: „Ich fühlte mich geliebt wie nie zuvor.“ – „Ich habe noch nie solche eine Freude und Frieden erlebt.“ Träume und Visionen sind so alltäglich, dass dies zu einer Einstiegsfrage für Gespräche geworden ist: „Hast du in einem Traum eine weisse Gestalt gesehen…“ Auch Inserate werden in arabischen Ländern geschaltet, etwa in diesem Stil: „Von Isa (= Jesus) geträumt? Ruf an unter…“ Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung spielen auch christliche TV-Sendungen und das Internet. 19 Quelle: „Träume und Visionen“ Brunnen-Verlag, S.192. In der gleichen Richtung ist dieses Zitat aus einem Artikel über Syrien zu verstehen: ‚„Wir werden durch unsere eigene Religion zerstört“, bricht es aus unserem Übersetzer heraus. Ein Ausdruck der Identitätskrise, die das zwangsislamisierte kurdische Volk erfasst. Und eine Erklärung für ein wachsendes Phänomen im islamischen Raum: „Offenheit für die Hoffnung durch den christlichen Glauben. Ich bin noch von keinem Kurden abgelehnt worden, dem ich davon erzählt habe“, sagt unser Partner vor Ort. Und tatsächlich erleben wir besonders in Staaten, in denen der islamische Terror besonders stark wütet, erstaunliche geistliche Aufbrüche.‘ (AVCReport Spezial: Christenverfolgung, 2015). 21 Siehe auch Video-Dokumentation solcher Erfahrungsberichte auf DVD oder online: http://morethandreams.org/ 20 10 2.3. Missionare und Muslime Wie konfrontieren Missionare Muslime mit dem glauben? Der Koran ermutigt Muslime, weitere heilige Bücher zu lesen. Die vier wichtigsten weiterführenden Bücher befinden sich in der Bibel. Sie wird im Koran „Al-Kitabul Muqaddas“ ( )ال م قدس ال ك تابgenannt und bedeutet auf Arabisch das „Heilige Buch. Es handelt sich um folgende vier Bücher22: 1. Tawrah (Hebräisch: תורה, Arabisch: )ال توراةoder die Thora vom Propheten Mose (Sure 53, 36, 5,44) 2. Zabur (Hebräisch: תהילים, Arabisch: )ال زب ورoder Psalmen vom Propheten David 3. Die Prophetischen Schriften (Hebräisch: נביאים, Arabisch: )األن ب ياءoder Imbiya't der verschiedenen anderen Propheten 4. Injīl (Griechisch: Καινὴ Διαθήκη, Arabisch: )اإلن ج يلoder die Evangelien. Weil der Gebrauch der „Bibel“ durch den Koran legitimiert ist, haben Missionare die Möglichkeit, sie zu gebrauchen. Meistens ermutigen Missionare Muslime, den Koran zu lesen. Kevin Greeson vertieft beispielsweise Sure 3,42-55 mit Muslime und schaut mit ihnen die spezielle Rolle von Isa (Jesus) an. Mit Koranversen erklärt er Muslimen, dass Isa zentral und wichtig ist, wenn man ein vollkommener („Pakka“-) Muslim werden will. Greeson’s Weg ist der „Camel Track“. Ein weiteres Werkzeug, um Muslimen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus zu führen ist das Arbeitsheft „The Testimony oft the Quran“. Das 90-Seitige Dokument ist ein Arbeitsbuch, das den Muslimen mit Hilfe vom Koran zum lebendigen Glauben an Jesus Christus führen will. Der Muslim ist aufgefordert, einige Aya zu lesen und seine Gedanken dazu zu schreiben. Im Gegensatz zum „Camel Track“ wird der Fokus viel stärker auf die gesamte Bibel gerichtet. Das sieht man z. B. daran, dass Jesus nicht mit dem muslimischen Namen Isa betitelt wird, sondern mit dem biblischen Name „Jesus“. Leider ist das Büchlein nur auf Englisch verfügbar. 22 Vgl. http://www.unchangingword.com/kitabulmuqaddas.php. 11 3. Die Christliche Antwort? 3.1. Unsere Grundhaltung Mit welcher Haltung begegnet Jesus selbst Menschen? Mit Wertschätzung und Liebe. Jeder Mensch ist als Ebenbild Gottes geschaffen, unabhängig von seinem Glauben oder seinem Verhalten. Darum ist es die christliche Grundhaltung, jedem Menschen mit diesem Respekt und dieser Liebe zu begegnen. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.“ (Johannes 3,16) Genauso, wie Jesus jedem Menschen mit Liebe begegnet, entlarvt er auch Verhalten und Grundhaltungen in Menschen, welche eine intakte Beziehung zu Gott verunmöglichen. „1 Hört zu! Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um euch zu helfen und er ist nicht taub, dass er euch nicht hören würde. 2 Nein, eure Sünden sind eine Schranke, die euch von Gott trennt. Wegen eurer Sünden verbirgt er sein Antlitz vor euch und will euch nicht mehr hören. 3 An euren Händen klebt Blut, an euren Fingern Sünde. Eure Lippen lügen, mit eurer Zunge zischt ihr boshafte Dinge.“ (Jesaja 59,1-3 nlb) Auf die kurze Formel gebracht, bedeutet das: Gott liebt die Menschen, aber hasst die Sünde. Und das ist unsere Grundhaltung in Bezug auf eine christliche Antwort auf den Islam: dem Moslem mit Wertschätzung und Liebe begegnen, nicht streiten, seine Fragen ernst nehmen. Aber gleichzeitig auch die falschen Überzeugungen des Islam kennen und bezeichnen (siehe 3.2.). Und die sind zum Beispiel: der Islam ist eine auf Leistung zielende Religion. Und in seiner radikalen Umsetzung ist er menschenverachtend. Dies sind grosse Kontraste zu der Wahrheit, die uns die Bibel über den Glauben an Jesus offenbart (z.Bsp. Johannes 8,31ff). 3.2. Argumente zu den zwei häufigsten Anfragen von Muslims an den christlichen Glauben Zwei Stolpersteine für Moslems tauchen in Gesprächen über den Glauben oft auf: erstens, ihr Christen betet drei Götter an. Und zweitens: eure Bibel ist verfälscht. Die Autoren von „Träume und Visionen“ antworten auf den zweiten Einwand: „Die Bibel ist ein so dickes Buch, da müssen Sie ja jahrelang studiert haben, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Was sind denn die Fehler?“ Die Erfahrung sei häufig, dass der Fragende darauf zugibt, nicht selbst die Bibel gelesen zu haben, sondern dies von seinem Imam gehört zu haben. Hier kann dann der Hinweis angebracht werden, dass der Koran selber einige Aussagen darüber enthält, dass die Bibel ein ernstzunehmendes Buch sei. Es wird im Koran empfohlen, die Bibel zu lesen! Die Überzeugung, dass die Bibel verfälscht sei, entstammt nicht dem Koran selbst, sondern den späteren Überlieferungen.23 Als Antwort zum ersten erwähnen sie: eine Liste von biblischen Versen mit Selbstbezeichnungen von Jesus vorlegen und die Frage stellen: „Was meinen Sie, was Jesus hier sagt? Wie verstehen Sie das?“ Das kann ein interessantes Gespräch über die Person von Isa (= Jesus) auslösen. 23 Siehe Ausführungen zu Punkt 2.3. 12 3.3. Wie können wir handeln? 3.3.1. Gebet Das Gebet ist unsere grösste Waffe. Wir bitten Gott und seinen Geist, dass er Muslimen begegnet und Menschen verändert. Er begegnet Muslimen im Traum, er schenkt den Missionaren am Ort die richtigen Antworten und Wege, den Muslim für den wahren Gott zu gewinnen. Und er gibt uns die Weisheit, den Muslimen in unserer Nachbarschaft gegenüber in Liebe und wertschätzender Wahrheit zu begegnen. 3.3.2. Begegnungen wagen Einerseits ist es mit einigen Herausforderungen verbunden, das Evangelium den Muslimen zu verkünden. Man sollte den Koran und zentrale Suren kennen, das Denken des Muslims ein wenig verstehen und viel Respekt und auch Weisheit und Schärfe haben. Anderseits können wir Christen Muslimen mit unserem Verhalten für Christus gewinnen. Unsere respektvolle Art, unsere Hilfsbereitschaft und die Liebe zum Wort Gottes – das wir auch ihnen weitergeben wollen – können Meilensteine in ihrem Leben werden. Uns Christen sind durch den Tod Jesu alle Sünden vergeben. Dadurch haben wir Christen die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein! Wir werden aufgerufen – auch im „Vater Unser“ – unseren Mitmenschen zu vergeben. Das sollen wir auch gegenüber Muslimen leben. Sie haben die Gewissheit nie, dass sie von Allah angenommen werden. Sie können ihre Chance höchstens durch Treue und Taten erhöhen, aber können keinesfalls zu einer „Heilsgewissheit“ gelangen. Wenn wir Vergebung leben, zeugen wir von Jesus, der uns selbst vergeben hat. Mit „Begegnungen wagen“ schwingt auch Respekt für den Glauben der Muslime mit. Wir sollen ihr Nein zu unserem Glauben auch respektieren und unsere Kräfte für „offene“ Muslime investieren. 4. Vertiefungsmaterial: DVD „More than Dreams“ Buch: „Träume und Visionen“ von Tom Doyle und Gerg Webster (BRUNNEN/Open Doors) „Camel-Track“-Brochüre „The Testimony oft the Quran“-Brochüre 13 5. Anhang 5.1. 14 Geschichte des Islams 6. Notizen 15