Zusammenfassung Hogg 1 Danke allen Menschen für die Mitarbeit: (1) Einführung in die Sozialpsychologie – Seite 03 Rike Weber (2) Soziale Kognition und Soziales Denken – Seite 07 Lucy Willmann (3) Attribution und soziales Wissen – Seite 22 Lena Riepl (4) Self and Identity – Seite 29 Gloria-Mona Knospe (5) Einstellungen – Seite 37 Antonia Colell, Felicitas Hohenhaus (6) Änderung von Überzeugung und Einstellung – Seite 41 Sarah Lucke, Charlotte Salmen (7) Soziale Einflüsse – Seite 47 Lisa Stöckner, Charlotte Markert (8) People in groups – Seite 58 Nora Schlickewei, Anja Mosbrugger (9) Leadership and decision making – Seite 69 Katharina Keusch (10) Vorurteile und Diskriminierung – Seite 76 Lara Petri (11) Intergroup behaviour (fehlt noch!) – Seite 91 Lena Brinkmann (12) Aggression – Seite 90 Jennifer Berking (13) Affiliation, attraction and love – Seite 104 Alexander Winkler (14) Prosoziales Verhalten – Seite 116 Beate Dörsing (15) Kommunikation – Seite 124 Julia Matz (16) Kultur, Normen und Identität – Seite 133 Jennifer Jablonski, Filine Seele Bei Fragen bitte an die jeweilige Person wenden, größere Änderungen/Fehler bitte im studiVZ posten... Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. (-.-) Viel Spaß beim Lernen und denkt ans Feiern zum Ausgleich... Jo 2 Kapitel 1 – Einführung in die Sozialpsychologie 1. Was ist Sozialpsychologie? • • • • Definition: Es ist eine wissenschaftliche Untersuchung, die sich mit der Frage beschäftigt, in wie weit das Denken, Fühlen und Handeln eines Individuums von der Gegenwart, der gedachten oder implizierten Gegenwart anderer beeinflusst wird. Interessiert sich für Verhalten; Prozesse, die zu Verhalten führen (Motivation, Einstellungen, Überzeugungen etc.); Gruppenprozesse Sozialpsychologie ist eine Wissenschaft, da wissenschaftliche Methoden genutzt werden um Theorien zu prüfen. Unterscheidet sich von benachbarten Disziplinen durch die Kombination, was untersucht wird, welche Methoden genutzt werden und welcher Grad an Erklärung angestrebt wird. 2.Wissenschaftliche Methoden • • • • Hypothese – machen Aussagen darüber, welcher Faktor/Faktoren zu einem bestimmten Ereignis führen. In einer Weise formuliert, dass sie empirisch geprüft werden können. Hypothesen können nu falsifiziert werden, sollte der Test die Hypothese unterstützen so führt dies nur zu einem erhöhten Vertrauen in die Hypothese. Wichtig: Hypothesen sollten von unterschiedlichen Forschern und mit unterschiedlichen Methoden wiederholt geprüft werden. Generell zwei empirische Methoden: experimentell und nicht-experimentell Experimente • Unabhängige(n) Variable(n) (UV) wird manipuliert, der Effekt auf die abhängige(n) Variable(n) (AV) wird gemessen. • Randomisierung: Vpn müssen per Zufall auf Experimental- und Kontrollgruppe aufgeteilt werden. • Ohne Randomisierung kann es zu Konfundierung kommen. • Konfundierung – andere Fanktoren (Alter, Geschlecht, Beruf etc.) können mit der unabhängigen Variable systematisch variieren. • Problematik der Operationalisierung der Variablen und der Messung der AV • die UV kann verschiedene Stufen haben, es kann auch mehrere UV in einem Experiment geben o 2X2-Design 2 UV mit jeweils 2 Stufen o 3X3-Design 2 UV mit jeweils 3 Stufen • man darf kausale Schlüsse ziehen Laborexperimente • finden in einem Labor statt • erlaubt einem so viele möglicherweise konfundierende Variablen wie möglich zu kontrollieren. (wäre außerhalb des Labors in dem Maße nicht mögliche). • Ergebnisse eines Laborexperiments können nicht direkt auf das „echte“ Leben bezogen werden, da die Situationen im Labor künstlich sind. Aber sie können Theorien bestätigen, die wiederum auf das „echte“ Leben generalisierbar sind. • Es herrscht beabsichtigt eine geringe Vergleichbarkeit zwischen Laborsituationen und Lebenssituationen außerhalb des Labors. (Mundane realism oder External validity) 3 • • • Die im Labor angewendete Manipulation soll einen Einfluss auf die Versuchsperson haben (internal validity oder experimental realism). Demand characteristics können zu subject effects führen. D.h. gibt es im Experiment Hinweise darauf, was die Hypothese ist und somit Hinweise darauf, wie die Vpn sich im besten Fall verhalten sollte, so kann dies dazu führen, dass Versuchspersonen sich nicht authentisch verhalten, da sie dem Versuchsleiter gefallen möchten. Experimenter effect – der VL gibt unwissentlich Hinweise darauf, wie sich die Vpn am besten verhalten sollte, da er die Hypothese kennt. o Lösung: Doppelblindversuche – Versuchsleiter weiß nicht in welcher Gruppe sich die Vpn befindet. Feldexperimente • Alle Experimente außerhalb des Labors • Vpn wissen nicht immer, dass sie am Experiment teilnehmen • Hohe external validity (s.o.) • keine Demand characteristics vorhanden • Randomisierung ist nahezu unmöglich ebenso wie Messung von Emotionen etc. • Eventuelle Störvariablen können schlechter kontrolliert werden Nicht-experimentelle Methoden • Da die unabhängige Variable nicht manipuliert werden kann und auch Randomisierung nicht möglich ist ( z.B. Geschlecht, Vergewaltigungsoper sein etc.), kann man keine kausalen Schlüsse ziehen. • Man macht Korrelationsstudien Archivuntersuchungen • Daten werden aus dem Archiv genommen, meist von anderen gesammelt für einen völlig anderen Zweck. • Z.B. nützlich wenn man eine menge an Daten braucht (z.B. Polizei Akten über Gewalt in der Familie etc.) oder das Kriterium von Interesse schon weit in der Vergangenheit liegt oder sich über einen langen Zeitraum erstreckt. • Problematik: man hat kaum einen Einfluss auf die Güte der Information Einzelfallstudien • Detaillierte Analyse eines einzelnen Falles, einzelnen Ereignisses • gut um außergewöhnliche Phänomene zu untersuchen, die nicht im Labor zu erstellen sind (Massenmord etc.) • Problematik: können schlecht bis nicht auf andere Fälle übertragen werden. Umfragen • Interviews entweder mit offenen oder mit geschlossenen Fragen • Fragebögen • Nützlich um viele Daten von vielen Vpn zu bekommen – gute Generalisierbarkeit • Problematik: VL deutet an was er gern hören würde, Vpn antworten nicht authentisch um zu gefallen oder tendieren in die eine oder andere Richtung • Fragebögen können schlicht schlecht gestellt sein. Feldstudien • Verhalten wird in natürlicher Umwelt beobachtet, festgehalten und analysiert 4 • • Es handelt sich fraglos um natürliches Verhalten in natürlichen Umgebung Problmatik: mangelnde Objektivität des VL, mangelnde Generalisierbarkeit Daten und Analyse • Untersuchungen führen zu Daten, statistische Analyse muss zeigen in wie weit die Daten die Hypothese unterstützen oder nicht. • Statistische Signifikanz o ob der Unterschied zwischen zwei Gruppen signifikant ist - z.B. über t test o ob das gemeinsame Auftreten von zwei Faktoren signifikant ist – Berechnung von Korrelation • dicourse analysis andere Möglichkeit o jeder Datensatz wird als Text gewertet, auch Fragebögen, man versucht in dem gesamt Kontext zu lesen. 3. Forschungs-Ethik • • • • • Physisches Wohlergehen der Teilnehmer Privatsphäre respektieren o Erhobene Daten werden vertraulich behandelt Verwendung von Verschleierungen o Vpn dürfen die wahre Absicht des VL nicht kennen damit sie sich authentisch verhalten (sehr kontroverses Thema), somit notwendig Informierte Einwilligung o Teilnehmer sollen nach Möglichkeit schriftlich darüber unterrichtet werden woran sie teilnehmen werden. Abschlussbesprechung o Teilnehmer werden über den genauen Zweck des Experiments, theoretischen Hintergrund und Anwendungsmöglichkeiten aufgeklärt. o Jegliche Verschleierung wird gelöst o Jegliche Manipulation muss rückgängig gemacht werden 4. Allgemeines zu Theorien Sozialpsychologie stellt Theorien über menschliches Verhalten auf, wobei sich aus den Theorien Hypothesen entwickeln, die empirisch getestet werden können. Theorien bestehen aus unterschiedlichen Konzepten, die zusammen wirken um Verhalten zu erklären, wobei meist einzelne soziale Prozesse pro Konzept erklärt werden. Die Theorien der Sozialpsychologie lassen sich für gewöhnlich in verschiedene Typen Theorien klassifizieren. Jede dieser Klassen weist eine andere Metatheorie ( eine Ansammlung von Prinzipien und Konzepten darüber, welche Theorie oder Klasse von Theorien angebracht ist) auf. • Behaviorismus o Radikale Behavioristen – Verhalten kann durch erlerntes Verhalten/ Erziehung erklärt und vorhergesagt werden, sprich wenn ein Verhalten gefördert wird durch Belohnung tritt es danach häufiger auf. o Neo-Behavioristen – Erziehung bzw. Umwelteinflüsse spielen eine wichtige Rolle bei der Erklärung von Verhalten, man muss aber auch nicht beobachtbare Einflüsse 5 • • • • • • mit einbeziehen, wie Überzeugungen, Gefühle und Motivation Cognitive Psychology o Verhalten soll erklärt werden indem mit einbezogen wird wie Menschen ihre Umwelt aktiv interpretieren und erklären o Kritik an Behaviorismus – Mensch wird zu passiv dargestellt, die die Einflüsse der Umwelt schlicht aufnehmen o 1950ger und 1960ger – Theorien, die besagen, dass wir und unwohl fühlen, wenn unsere Kognitionen über uns selbst oder unsere Umwelt nicht zu einander passen. Dies wiederum motiviert uns diesen kognitiven Konflikt zu lösen. o 1970ger – Attributions Theorien sind dominant o Ab 1970ger – Sozial Kognition ist dominant, beschäftigt sich damit wie kognitive Prozesse (z.B. Kategorisierung) und Kognitive Erklärungen (Schemas) konstruiert werden und Verhalten beeinflussen Evolutionäre Psychologie o Biologische Theorie, die besagt, dass soziales Verhalten adaptiv ist und dazu beiträgt, dass das Individuum, die Verwandtschaft und die Spezies überleben. Persönlichkeit o Sozialpsychologie hat versucht Sozialverhalten, in Bezug auf eine bestehende Persönlichkeit zu erklären, die sich nicht verändert. Heute sieht man diesen Erklärungsansatz als unpassend an. • Wenig Beweise für stabile Persönlichkeitsmerkmale • Wenn Persönlichkeit als immer konstantes Verhalten über verschiedene Situationen hinweg verstanden wird, dann ist es weniger eine Erklärung für Verhalten, als viel mehr etwas, das erklärt werden muss. Kollektiv Theorien o „top-down“ Ansatz – individuelles soziales Verhalten kann nur mit Rücksicht auf Verbindungen zu Gruppen, Beziehungen innerhalb der Gruppe und sozialen Zwängen verstanden werden. Individualistische Theorien o „bottom-up“ Ansatz – das individuelle soziale Verhalten entsteht durch individuelle Kognitionen und Persönlichkeit. Die Krise der Sozialpsychologie o Sozialpsychologie war zu reduktionistisch Reduktionismus – man bemüht sich ein Phänomen zu erklären in dem man, das „große“ Phänomen in seine Bestandteile aufdröselt und diese erklärt, somit auf ein immer kleineres Level der Analyse eingeht. Problematik: in dem man auf das immer kleinere Teil eingeht und nicht auf dem Level der Frage antwortet sondern auf einem niedrigeren, kann die ursprüngliche Frage unbeantwortet bleiben. Mögliche Lösung: man akzeptiert, dass es verschiedene Erklärungsniveaus gibt, aber man bemüht sich Theorien zu finden, die die Konzepte verschiedener Erklärungsniveaus integrieren. o Sozialpsychologie war zu Positivistisch Man akzeptiert kritiklos, dass Wissenschaft, der einzige und wahre Weg zu Wissen ist. Wissenschaft als Religion. 6 Kapitel 2 Soziale Kognition und Soziales Denken Was ist Soziale Kognition? Soziale Kognition ist die Art und Weise, wie wir Informationen über die soziale Realität interpretieren, analysieren, erinnern und verwenden“ (Baron & Byrne, 1997) Soziale Kognition ist ein Ansatz in der Sozialpsychologie welches sich damit beschäftigt, in wie weit Kognition durch soziale Kontexte betroffen ist und wie unser Sozialverhalten durch Kognition beeinflusst wird. • Stufen der Informationsverarbeitung Gedächtnis, organisiertes Wissen Wahrnehmung Anfangskodierung Kategorisierung Schlussfolgerungen Entscheidungen Urteile Reizereignisse Verhaltensreaktion Während den 1980ern fand eine Explosion in Sachen Forschung im Bereich der Sozialen Kognition statt. Die Geschichte der Kognition in der Sozialpsychologie Wundt (1987) war einer der Begründer der modernen empirischen Psychologie. Durch Beobachtung und Selbstprüfung gelang es ihm ein Verständnis der Kognition zu gewinnen. Kognition bezieht sich hier auf das subjektive Empfinden. Es folgte eine Änderung in der Forschung: Theorien sollten auf öffentlich beobachtbare Daten gegründet werden. Der Behaviorismus unterstrich diese Veränderung; der Schwerpunkt lag nicht mehr in der Untersuchung interner (kognitiver) Prozesse sondern lag nun auf externen, öffentlichen Beobachtungen. Zu berühmten Amerikanischen Behavioristen zählen: Skinner(1963), Thorndike(1940), Watson(1930). Behaviorismus bezieht sich auf die Erklärung beobachtbaren Verhaltens in Bezug auf verstärkende Systeme (Belohnung/Strafe). Im Laufe der Jahre fand die Kognition in der Sozialpsychologie wieder ihre bedeutende Rolle. Die Gestalt-Psychologie, Lewin (1951), bezieht sich auf folgende Ansicht: soziales Verhalten wird als eine Funktion verstanden, welches von den Wahrnehmungen der Menschen von ihrer Umwelt aber auch ihr eigenes Eingreifen in ihre Umwelt entsteht. 7 Die Kognition in der Sozialpsychologie wird von vier Elementen beeinflusst: • Soziale Gleichheit • Naive Scientist • Cognitive miser • Motivated tactitian Soziale Gleichheit: Ein Modell der Sozialen Kognition, bei dem die Menschen versuchen die Ungleichheit ihrer Kognitionen zu mindern, weil sie dieses Ungleichgewicht als unangenehm empfinden. Naive Scientist: Ein Modell der Sozialen Kognition welches Menschen so charakterisiert, dass sie rationale, wissenschaftlich-ähnliche, „Ursache-Effekt“- Analysen verwenden um ihre Umwelt zu verstehen und zu begreifen. Dieses Modell unterstreicht die Attributionstheorien des menschlichen Verhaltens, welche vor allem in den 1970ern verstärkt untersucht wurden. Cognitive Miser: Ein Modell der Sozialen Kognition welches den Menschen so darstellt, dass er sich auf die einfachsten und am wenigsten fordernden Kognitionen beruft, um so generell adaptive Verhaltensweisen herzustellen. Motivated tactitian: Ein Modell der Sozialen Kognition, welches den Menschen so einstuft, dass er viele verfügbare verschiedene kognitive Strategien besitzt. Aus diesen sucht sich der Mensch eine passende aus- je nachdem welche persönliche Ziele, Motivationen und Bedürfnisse er hat. Eindrücke von anderen Menschen bilden Um einen Eindruck von einem anderen Menschen zu bilden, sind wichtige Aspekte aus der sozialen Kognition nötig. Das Konfigurations Modell von Asch (1946) Wenn wir unsere ersten Eindrücke von einem Menschen machen, so hängen wir uns an bestimmte Informationsinhalte an, welche central traits (zentrale Merkmale) genannt werden. Diese Merkmale haben einen unausgeglichenen Einfluss auf unser letztlich gebildeten Eindruck. Andere Informationsinhalte, welche peripheral traits (periphere Merkmale) genannt werden, haben viel weniger Einfluss. Asch’s Modell ist auf der Gestalt-Psychologie aufgebaut. Experiment von Kelley (1950) unterstützte dieses Modell: Gastdozent und Studenten ein Gastdozent wird vorgestellt; die Vorstellung endete mit dem Satz: „Der Gastdozent wird von Freunden und Bekannten als etwas kühl/warm-herzig beschrieben“. Nach einer Vorlesung sollten ihn die Studenten bewerten. Die Dozenten, die vorher als kühl bezeichnet wurden, erhielten Bewertungen wie: reserviert, ich-bezogen, unbeliebt, sachlich, leicht irritierbar, humorlos und rücksichtslos. Die Studenten neigten bei diesen Gastdozenten auch eher davon ab, ihre Fragen zu beantworten oder sich aktiv am Geschehen zu beteiligen! 8 Tendenzen/Neigungen bei der Eindrucksbildung Primacy und Recency: die Abfolge in der Information über eine Person präsentiert wird kann erheblichen Einfluss auf die darauf folgende Urteilsbildung haben. Diese Anordnungen können unverhältnismäßigen Einfluss auf die Soziale Kognition ausüben. Experiment von Asch (1946): eine hypothetische Person wird beschrieben; für Hälfte der Versuchspersonen wird diese als intelligent, fleißig, impulsiv, kritisch, stur, neidisch beschrieben. positive Eigenschaften zuerst, dann negative! Bei der anderen Hälfte der Versuchspersonen wurde die Anordnung der Adjektive vertauscht. Primacy Effekt: diese Person wurde letztendlich positiver Bewertet; möglicherweise wird zuerst genannte Information eher beachtet oder als zentrale Anhaltspunkte gesehen. Dieser Effekt kommt häufiger vor Erste Eindrücke entscheidend! Recency Effekt: dieser Effekt kann dann auftreten, wenn die später genannte Information einen größeren Einfluss hat als die zuerst erwähnte Informationspunkte. Dies mag dann eintreten, wenn man abgelenkt wurde, müde ist, oder bei mangelnder Motivation. Positivität/Negativität Forschungen deuten an, dass wenn Information fehlt, neigen Menschen dazu das Beste von dem Anderen zu erwarten und daher eher eine positive Einstellung formen. (Sears, 1983) Wenn es jedoch negative Information gibt, dann wird unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Diese Information wird unverhältnismäßig schwer gewichtet und wird daher auch verstärkt in die letztendlich geformte Einstellung miteinbezogen. Wir verhalten uns voreingenommen gegenüber negativer Information! (Fiske, 1980) Haben wir erst einmal unseren Eindruck gemacht, geprägt durch negative Information, so ist es schwieriger unsere Einstellung zu ändern, als wenn sie zuerst durch positive Information gebildet wurde. Warum sind wir so empfänglich für negative Information? • Information ist ausgefallen, unüblich, auffällig, oder gar extrem • Information spiegelt indirekte Gefahr wieder Erkennen fördert Überlebenschancen! Persönliche Konstrukte und implizierte Theorien Kelley (1955): Auch innerhalb von Kulturen neigen Individuen dazu, eigene spezifische Systeme zu entwickeln, mit denen sie Andere charakterisieren personal constructs Für manche Menschen ist Humor das wichtigste Element bei der Urteilsbildung, für andere Intelligenz. Unterschiedliche personal constructs ergeben unterschiedliche Eindrücke für dieselbe Person! Wir entwickeln auch unsere eigenen implicit personality theories. Dies sind allgemeine Richtlinien darüber, welche Typen von Eigenschaften zusammengehören, um eine bestimmten Charakter auszuzeichnen. 9 Rosenberg & Sedlack (1972) fanden heraus: Menschen die von Anderen als intelligent eingestuft werden, werden gleichzeitig auch als freundlich aber nicht egozentrisch bezeichnet. Implicit personality theories ähneln sich innerhalb einer Kultur, unterscheiden sich aber weitläufig in verschiedenen Kulturen. Wie die personal constructs sind sie gegen Änderung resistent; stark geprägt von persönlichen Erfahrungen! Physisches Erscheinungsbild Oftmals erste Informationsquelle, daher einflussreich auf ersten Eindruck. Physische Attraktivität abhängig von unserem Erscheinungsbild Physisch attraktive Menschen als „gut“ bezeichnet; auch: warm-herzig, offen Grundlage für Zugehörigkeit/Anschluss, Anziehungskraft, Liebe (Kapitel 13) Stereotypen Urteile werden stark beeinflusst durch geteilte Annahmen über Persönlichkeiten, Gesinnungen und Verhalten- welche von Gruppenzugehörigkeiten abhängig gemacht werden. Beispiele: Ethnische Gruppe, Nationalität, Geschlecht, Bevölkerungsschichten Stereotypen Soziale Urteilsfähigkeit Menschen bilden Eindrücke über Andere um über sie Aussagen treffen zu können. Sind sie böse, freundlich, intelligent oder hilfsbereit? Soziale Urteilsfähigkeit bezieht sich auf die Auffassung, ob es denn sozial tragbar/annehmbar ist, ein bestimmtes Ziel zu bewerten / darüber zu richten. Gibt es soziale Regeln (Normen/Sitten/Gesetze) die es verbieten, sich ein Urteil zu machen, werden weniger Eindrücke geformt und Urteile gefällt. Kognititive Algebra Ansatz in der Forschung der Eindrucksbildung. Dabei bezieht sich dieser Ansatz darauf, wie wir Menschen positive und negative Wertigkeiten zuordnen und wie wir schließlich diese Plus und Minus zu einer allgemeinen Auswertung kombinieren. Summation Prozess bei dem der allumfassende Eindruck die gesamte Summe der einzelnen Informationsteile sind. Einteilung: -3(sehr negativ) bis +3(sehr positiv) dabei sollen bestimmte Eigenschaften an diese Einteilung geordnet werden z.B. Intelligent +2 / Ehrlich +3 /Langweilig -1 Gesamteindruck: (2+3-1)= +4 Jeder Informationsteil zählt und beeinflusst unseren Gesamteindruck der Person! Durchschnittsberechung Hierbei nehmen wir wieder die einzelnen Informationsteile und deren Bewertung an der Skala. Nun aber teilen wir zusätzlich durch die Anzahl der gegebenen Informationsteile! Gesamteindruck: (2+3-1)/3= +1,33 Käme humorvoll noch dazu (+1) (2+3-1+1)/4 = +1,25 10 Dieses Ergebnis ist schlechter: Um einen positiven Eindruck zu machen, sollte man seine einzige, beste Eigenschaft präsentieren! Ergebnisse in Tabelle 2,1 nachzuschauen! Gewichteter Durchschnitt Die Wertigkeit der einzelnen Informationsteile hängt auch vom Kontext ab! Beim gewichteten Durchschnitt werden die positiven/negativen Eigenschaften nach einem bestimmten Kontext gewichtet und dann berechnet. Gewichtung bei einem potentiellen Freund: Eigenschaften: intelligent +2/ ehrlich +3 /langweilig -1 Gewichtung mit 2, 3, 3 ((+2∙2)+(+3∙3)+(-1∙3))/3 = +3,33 Gewichtung bei einem potentiellen Politiker: Gewichtung mit 3,2,0 ((+2∙3)+(+3∙2)+(-1∙0))/3 =+4,00 • Zusätzliche Information die dann unterschiedlich gewichtet wird beeinflusst den Gesamteindruck! Soziale Schema und Kategorien Was ist ein Schema? Ein Schema ist eine „kognitive“ Struktur, die das Wissen über ein Konzept oder einen Typ von Stimulus darlegt. Dazu gehören sowohl die Kennzeichen des Stimulus, als auch die Verbindungen zwischen diesen einzelnen Kennzeichen. Es ist eine Gruppe von vernetzten Kognitionen (Gedanken,Hoffnungen,Einstellungen) mit der es uns möglich gemacht wird, möglichst schnell eine bestimmte Vorstellung von einer Person, einer Situation, Ereignis oder Ortes zu haben- auch wenn wir nur wenig Informationen haben! Bestimmte Signale aktivieren ein Schema. Schematypen Personenschema: Individuelles Wissen über eine bestimmte Person: Freund/Politiker/Nachbar Freund ist nett/einfühlsam; verhält sich in Gesellschaft zurückhaltend; Interessen Rollenschema: Auch: Wissen über eine bestimmte soziale Gruppe; wenn dieses Schema auf die ganze Gruppe bezogen wird, dann sind diese soziale Stereotypen. Beispiel: Ärzte: oftmals Fremde; dürfen dennoch persönliche Fragen stellen und bitten dich auch, sich vor ihnen auszuziehen Skripte: Ereignisschema: Vorlesungen/Parties/Kino/Restaurants Das Fehlen von Skripten kann sich in ein Gefühl von Desorientierung, Frustration, Unsicherheit äußern Inhaltslose Schema: Keine Information; vielmehr eine Reihe von Regeln bezogen auf das Verarbeiten von Information. Beispiel: Du magst John und John mag Tom. Balance aufrecht erhalten: du solltest also auch Tom mögen Balance Theorie Selbstschema: 11 Gespeicherte Information über einen Selbst. Wer bin ich? Siehe Kapitel 4 (Selbst & Identität) Kategorien und Prototypen Kategorien sind Sammlungen von Umständen die eine familiäre Ähnlichkeit haben (family resemblance). Die Beziehung zwischen Kategorien verhält sich hierarchisch. Unterscheidung: inklusive/ exklusive Kategorien inklusiv: beinhalten weniger Mitglieder/Merkmale exklusive: mehr Mitglieder/Merkmale Folge: zu extreme Ausrichtung der Kategorie führt dazu, dass wir das Objekt als solches identifizieren können Erkennen eines Auto (Fahrzeug zu inklusiv/Volvo Estate zu exklusiv) Prototypen sind kognitive Repräsentationen der jeweiligen Kategorie. Je nach Umstände, repräsentiert der Prototyp ein durchschnittliches Mittglied der Kategorie, oder ein typisches (typischer Umweltschützer) oder gar ein extremes Mitglied. Kategorien können als „fuzzy sets“ bewertet werden, d.h. sie bilden eine Organisation von Merkmalen um einen gewissen Prototyp. Exemplars sind spezifische Merkmale eines Mitglieds, der zu einer bestimmten Kategorie gehört; z.B. für Europäer repräsentiert die Kategorie „Amerikanisch“ wohl in erster Linie George W. Bush. Eine dritte Weise mit der wir Kategorien darstellen können, ist durch assoziative networks. Dies bezieht sich auf ein Gedächtnismodell- hierbei sind Ideen, Eigenschaften und Eindrücke miteinander verbunden. Kategorisierung (Einstufung) und Stereotypieren • • • • • • Menschen zeigen eine große Bereitschaft dazu, eine weitläufige Gruppe zu charakterisieren, anhand von wenigen, etwas groben und einfachen Eigenschaften. Stereotypen lassen sich nur langsam und schwer ändern. Änderung eines Stereotyps ist meist auf weitläufige soziale, politische oder wirtschaftliche Veränderungen zurückzuführen. Stereotypenbildung geschieht in einem frühen Alter- bevor ein Kind über Informationen einer bestimmten Gruppe verfügt. Dennoch: Rutland (1999) manche Stereotypen verfestigen sich erst später, ab 10. Lebensjahr Bei Spannungen zwischen Gruppen werden Stereotypen ausgeprägter und feindseliger. Änderung noch schwieriger möglich! Stereotypen sind nicht ungenau oder falsch- sie dienen dazu bestimmte Verhältnisse zwischen Gruppen zu verstehen Accentuation principle: Experimente zur Bildung von Sozialen Stereotypenbildung zeigten, dass anhand von Kategorisierung Stereotypen entstehen! Darauf folgende Experimente mit physischen und sozialen Stimuli (Reize) bestätigten Tajfel’s 12 Anhebungsprinzip Die Kategorisierung von Reizen führt dazu, dass wir Ähnlichkeiten innerhalb der Kategorie und Unterschiede zwischen verschiedenen Kategorien als gewichtiger empfinden. Diese Ähnlichkeiten und Differenzen beziehen sich auf die vorhergehende Kategorisierung. Das Anhebungsprinzip wird verstärkt ausgeführt, wenn die Kategorisierung für den Teilnehmer (Experiment) eine besondere Wichtigkeit, Wertigkeit hat. Tajfel’s Prinzip bezieht sich auf Beziehungen zwischen Gruppen und Gruppenzugehörigkeit. Turner u. A. entwickelten darauf die Soziale Identitätstheorie und die SelbstKategorisierungstheorie. Soziale Identitätstheorie: Theorie der Gruppenzugehörigkeit basierend auf Selbst-Kategorisierung, soziale Vergleiche und das Teilen von Selbst-Definitionsprinzipien innerhalb einer Gruppe. Selbst-Kategorisierungstheorie: Wenn man sich selbst zu einer Gruppe zählt, und sich so als Gruppenmitglied kategorisiert, so entstehen dadurch Soziale Identität; Gruppenverhaltensweisen und auch Verhaltensweisen zwischen einzelnen Gruppen. Anwenden von Schema und Schemaentwicklung Manche Schema werden öfter angewandt als andere- dies wird davon beeinflusst, welche persönlichen Einflüsse eine Rolle spielen, und wie diese zueinander im Verhältnis stehen. Häufig verwendete Schema: Subtypen, Prototypen, Rollen, mit der jeweiligen Stimmung übereinstimmende Schema Welche Faktoren spielen bei der Anwendung eines Schemas eine Rolle? Was hängt davon ab wenn ich…. • Falsch liege? Erfolg und Zuverlässigkeit meines Schemas • Mich nicht entscheiden kann? Gefühle wie Angst und Stress / Leistungsdruck / Kommunikationswünsche/-ziele • Individuelle Unterschiede beeinflussen auch meine Wahl eines Schemas Kommunikationsziele, Selbst-Schema attributional complexity: Komplexität und Anzahl der Erklärungen die Menschen für Andere suchen/brauchen variiert uncertainty orientation: Menschen unterscheiden sich auch darin, wie viel Information sie über andere suchen/brauchen; manche Menschen wollen uninformiert bleiben! need for cognition: Unterschiede darin, wie tiefgründig sich einzelne Menschen über eine andere Person/Umstände/Situation Gedanken machen cognitive complexity: Menschen unterscheiden sich in der Komplexität (Ausprägung) ihrer kognitiven Strukturen und Repräsentationen Menschen wenden eher Schema an, wenn sie durch bestimmte Anhaltspunkte leicht zu definieren sind Hautfarbe, Aussehen, Kleidung 13 Zugänglichkeit eines Schemas: Schema die wir öfters anwenden, sind eher im Gedächtnis verhaftet. Diese wirken sich auf unser alltägliches soziales Verhalten aus! Aneignung, Entwicklung und Veränderung Es ist auch möglich, Schema aus „zweiter Hand“ zu entwickeln. So kann man aus Erzählungen über einen Dozenten sich daraus ein Schema bilden. Meistens jedoch geschieht dies direkt, also durch besuchte Vorlesungen, Medien oder Begegnungen. Schemaaneignung und –entwicklung beinhalten verschiedene Prozesse: • Je mehr Anhaltspunkte ich bekommen, desto abstrakter werden meine Schema Mehr Erfahrungen mit einer bestimmten Person prägen mein Schema; Gewinn an Komplexität • Höhere Komplexität = stärkere und komplexere Verbindungen zwischen den einzelnen Schemainhalten • Die komplexere Verknüpfung innerhalb eines Schemas bewirkt, dass sich das Schema besser abrufen lässt • Die Schema werden nachgiebiger und halten Ausnahmen besser aus So werden Schema genauer und helfen die soziale Realität und soziale Gegebenheiten besser zu erfassen Schemaveränderung Auch wenn unsere Schema stabil erscheinen, kann neue, drastische Information für eine Veränderung des Schemas sorgen. Beispiel: Schema welches frei lebende Löwen charakterisiert: verschmust, gutartig, verspielt. Die Begegung mit solch einem Tier in der Wildnis kann Informationen liefern, die dieses Schema ändern (gegeben man überlebt diese Begegnung) Rothbart (1981): Drei Prozesse der Schemaänderung • Buchhaltung (bookkeeping): ein langsamer Prozess der allmählichen Veränderung, als Antwort auf neue Information • Umwandlung (conversion): plötzliche Schemaänderung als Folge einer schrittweise erlangten Ansammlung von Information die aber mit dem vorigen Schema nicht vereinbar ist • Subtypenbildung (subtyping): die Zusammensetzung der Schema ändert sich als Folge von Informationen, die nicht vereinbar mit den vorherigen Schema ist- so werden Unterkategorien gebildet. Soziale Verschlüsselung Soziale Verschlüsselung: Prozess bei dem äußere soziale Reize sich ins Gedächtnis eines Individuums festsetzen. Hierbei gibt es verschiedene Stadien (Bargh, 1984) • präattentive Analyse: generelle, automatisch und unbewusste Aufnahme der Umwelt • focal attention: Brennpunkt- sobald diese Stimuli bemerkt werden, werden sie bewusst identifiziert und kategorisiert • Begreifen/Verstehen: den Stimuli wird eine Bedeutung zugewiesen • elaborative reasoning: Ausarbeiten einer Schlussfolgerung; nachdem dem Stimuli eine 14 Bedeutung zugewiesen wurde, wird nun dieser Stimulus in Verbindung mit dem vorherigen Wissen gebracht- so werden komplexe Rückschlüsse möglich! Soziale Verschlüsselung hängt stark davon ab, was unsere Aufmerksamkeit erregt! Salience (Herausragen) Stimuli die unsere Aufmerksamkeit erregen sind hervorstechende Stimuli salient stimuli Wann können Personen herausragend sein? wenn sie einzigartig (schwangere Frau) oder bildlich/symbolisch (buntes Shirt) im Vergleich zu der übrigen Umgebung stehen wenn sie sich anders verhalten; sprich gegen die Erwartungen die man an sie hat (als Individuen/Gruppenmitglieder/Menschen im Allgemeinen) wenn sie besonders wichtig in Bezug auf meine persönlichen Ziele sind; wenn sie mein Blickfeld dominieren, oder wenn dir gesagt wurde, dass du deine Aufmerksamkeit auf diese Person lenken musst Herausragende Personen werden eher so eingeschätzt, dass sie mehr Einfluss innerhalb der Gruppe besitzen/ Bewertungen dieser Personen sind generell extremer ausgerichtet Vividness (Klarheit) Salience bezieht sich auf das Verhältnis bestimmter Stimuli zueinander, im Rahmen eines Kontext. Vividness ist ein spezifisches Merkmal des Reizes. Was sind klare Stimuli? • Emotional interessante Stimuli (z.B. gewalttätiges Verbrechen) • Konkrete und bilderreiche Stimuli (z.B. detaillierte und blutrünstige Beschreibung eines Verbrechens) • Dir selbst nahe stehend in Bezug auf Raum und Zeit ( das Verbrechen geschah gestern bei dir in der selben Straße) Siehe: Abbildung 2.4 Seite 62 Zugänglichkeit Higgins (1996): Unsere Aufmerksamkeit wird nicht so sehr auf Stimuli gerichtet die „rumschweben“ sondern viel mehr auf solche, die verfügbar sind. Verfügbarkeit bezieht sich auch darauf, wie leicht die Kategorien und Schema wieder abrufbar sind, nachdem wir sie gespeichert haben. Priming: Prozess bei dem wir zugängliche Kategorien oder Schema wieder abrufen können. Nachdem eine Kategorie dem Priming-Prozess unterlaufen ist, so tendiert die Kategorie dazu weitere Stimuli an diese abgerufene Kategorie anzugleichen. Das heisst, die Stimuli werden so interpretiert, dass sie mit der Kategorie übereinstimmen (category-consistent) vor allem bei uneindeutigen Stimuli! Dennoch: wenn Menschen sich darüber bewusst werden, dass Kategorien „geprimt“ wurden, dann neigen sie dazu weitere Stimuli der Kategorie entgegenzusetzen (category-inconsistent) Personeneinprägung Soziales Verhalten hängt vor allem davon ab, welche Informationen wir über andere Personen 15 speichern: An was erinnern wir uns, wenn wir an Andere denken? Unser Gedächtnis läuft nach einem propositional model (Aussagenmodell) (Anderson; 1990) Das heißt, wir speichern Aussagen (z.B. die Studentin liest ein Buch; das Buch ist ein sozialpsychologischer Text; die Studentin hat einen Pferdeschwanz) die jeweils aus einzelnen Ideen bestehen (z.B. Studentin, lesen, Buch, Pferdeschwanz). Diese Ideen sind durch die jeweiligen Beziehung zwischen den Ideen verbunden. Die Verbindungen sind inhaltsorientiert (z.B. Studentin / Pferdeschwanz) und manche dieser Links sind stärker als andere. Die Verbindungen werden dadurch gestärkt, je nachdem wie oft sie aktiviert werden (erinnern, Nachdenken über die Aussagen) und auch, je mehr verschiedene Verbindungen es zwischen bestimmten Aussagen gibt (unterschiedliche Abfragealternativen). Unser Personengedächtnis: Informationen, die unseren eigentlichen Eindrücken/Einstellungen von einer Person widersprechen werden eher eingeprägt und behalten, als solche Information die mit unseren Einstellung übereinstimmt. Information die unseren Erwartungen widerspricht erregt unsere Aufmerksamkeit und leitet somit auch eine höhere Kognition ein; dies wiederum fördert das die Verbindungen zwischen den Aussagen gestärkt und ausgebaut werden und auch dass unterschiedliche Abfragewege entstehen. Information die mit unseren Erwartungen nicht übereinstimmt wird unter folgenden Bedingungen nicht besser behalten/eingeprägt: • Wir haben schon eine gut ausgebildeten Eindruck der Person • Wenn die Unstimmigkeit nur beschreibend formuliert ist und nicht bewertend • Wenn wir eine komplexe Bewertung erheben müssen • Wenn wir Zeit nach der Begegnung haben über unseren Eindruck nachzudenken Inhalte der Personeneinprägung Unser Personengedächtnis speichert vor allem Eigenschaften (traits). Diese werden meist in Aussageform gespeichert (Maria ist gemein und böse) und basieren auf ausführliche Rückschlüsse auf Verhalten und Situationen. Das Speichern von Informationen über Eigenschaften ist wohl auf zwei Punkten aufgebaut: Soziale Erwünschtheit (warm-herzig, angenehm, freundlich) und Kompetenz (intelligent, effizient, fleißig). Erinnerungen von Eigenschaften können sehr abstrakt sein; auch in Bezug auf Verhalten und Auftreten. Verhalten: unser Gedächtnis richtet sich nach den Absichten/Zielen der Person Erscheinungsbild: hier richtet sich unser Gedächtnis nach direkt beobachtbaren Informationen ( Mark hat blondes Haar und eine Adlernase) Erscheinungsbild wird direkt gespeichert • • Wir können schlechter Gesichter von Menschen erkennen, die nicht zu unserer ethnischen Gruppe gehören. Wir sind keine zuverlässigen Zeugen, wenn es um konkrete Wiedergaben geht: Zeugenaussagen unzuverlässig beim Beschreiben des Täters Täter fremde Person 16 Organisation unseres Personengedächtnis Wir erinnern uns an Menschen in dem wir uns eine Anhäufung von Informationen über Eigenschaften, Verhalten und Erscheinungsbild einprägen. Unser Personengedächtnis kann auch so Information organisieren und ordnen, dass bestimmte Merkmale einzelnen Personen zugeordnet werden, aber auch ganzen Gruppen. Organisation die nach Personen ausgerichtet ist, ist häufiger: es entstehen detaillierte, informationsreiche Personenerinnerungen. Sie lassen sich leichter abrufen. Vor allem dann, wenn die Personen für uns wichtig und bekannt sind und wir häufige Interaktion mit ihnen erwarten, erfolg die Organisation nach Personen. Siehe Abbildung 2.5 Seite 66 Anwendung des Personengedächtnis Anwendung wenn wir soziale Urteile bilden: manchmal ja/manchmal nein Hastie & Park (1986): Menschen bilden ihre Eindrücke on-line : sie berufen sich unverhältnismäßig stark auf ankommende Information, welches dann in die vorhandenen Schema integriert wird um so einen Eindruck zu bilden wenig Übereinstimmung mit Erinnerungen und Urteil Urteile sind beeinflusst durch Ziele/Absichten während der Urteilsbildung Unüblicher: Menschen bilden sich Eindrücke memory-based (auf Erinnerungen basierend). Starke Korrelation zwischen Erinnerungen und Urteilen • Je stärker wir uns mit der Person psychologisch befassen d.h. die Beziehung wird stärker, weniger oberflächlich, so können wir besser Informationen über diese Person abrufen Soziale Folgerungen/Rückschlüsse Bezieht sich auf schlussfolgernde Prozesse, die wir dazu gebrauchen bestimmte Information zu identifizieren, auszuwählen und zu kombinieren um letztendlich sich einen Eindruck zu machen und um Urteile zu bilden. Petty & Cacioppo (1986b): elaboration-likelihood model Unterscheidung zwischen • central route processing: vorsichtige und bedachte Auswertung von Informationen • peripheral route processing: schnelle, aus dem Bauch heraus Entscheidungen, welche auf Stereotypen, Schemas und andere kognitive Schnellpässe beruhen. Chaiken (1989): heuristisches-systematisches Modell: Menschen verarbeiten Information auf vorsichtige und systematische Weise; oder sie verlassen sich automatisch auf kognitive Heuristiken. Als Heuristik bezeichnet man allgemein wiederholbare Vorgehensweisen in Lern-, Erkenntnis-, und Problemlösungsprozessen (Wikipedia) Heuristik ist die Lehre von der Auffindung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf methodischem Weg. (LEO) Forschungen der Sozialen Kognition haben folgernde Prozesse mit idealen (?) Prozessen vergleichen Normative Modelle Normative Modelle: Ideale Prozesse um genaue soziale Rückschlüsse zu ziehen Zusammenfassend sind diese normativen Modelle als behavioural decision theories bekannt. 17 Behavioural decision theories: Reihe von normativen Modellen (idealen Prozessen) die gebraucht werden um genaue soziale Rückschlüsse zu ziehen. Verlassen der Normalität Sammeln und Auswählen von sozialer Information erster Schritt bei dem Prozess, soziale Rückschlüsse zu ziehen Menschen neigen dazu, sich zu sehr auf Schemas zu verlassen Gefahr: Übersehen von wichtiger Information! / Überbewertung von Information! Regression: Tendenz, dass anfängliche Bewertungen extremer ausfallen als Nachfolgende. Beispiel: Restaurantbesuch: erstes Mal: du bist begeistert! Zweites Mal: mittelmäßig, das nächste Mal: überhaupt nicht gut! das Restaurant ist wahrscheinlich ganz gut, doch dies ist nicht ersichtlich nach einem Besuch. Wie kontrolliere ich die Effekte der Regression? konservative und vorsichtige Rückschlüsse ziehen wenn nur wenige Informationen vorhanden sind Basisinformationen: Generelle, sachliche, statistische Information über eine Gesamtheit von Fällen. Beispiel: wir wissen, nur 5 % der Professoren an der Uni halten wirklich schlechte Vorlesungen/ 7 % der Personen, die Sozialhilfe empfangen, bevorzugen dies im Vergleich zu arbeiten. Forschungen zeigen, dass Basisinformationen dieser Art kaum Beachtung finden bei der Bildung von sozialen Rückschlüssen. Gründe: uninteressant und trocken im Gegensatz zu lebhaften, individuellen Umständen. Menschen erhöhen den Gebrauch von Basisinformation wenn ihnen klar gemacht wird, dass diese Information relevanter ist, in Bezug zur schlussfolgernden Aufgabe. Kovariation und trügerische Korrelation Urteile der Kovariation sind Urteile darüber, in wie weit zwei Dinge miteinander in Verbindung stehen wichtig für soziale Rückschlüsse und die Basis von Schemas Kovariation: Verbindung zwischen der Haarfarbe und Spaß haben statistisch untersuchen, d.h. wie viele Blonde haben Spaß/keinen Spaß – wie viel Brunette haben Spaß/keinen Spaß • bei der Urteilsbildung in Bezug auf Kovariation lassen sich Menschen zu sehr von vorherigen Annahmen beeinflussen (Schemas) und suchen nach Information die mit ihrem Schema übereinspricht; Grund: sie wollen nicht von ihren alten Schema loslassen/widerrufen/nicht bestätigt bekommen/ ummodellieren Trügerische Korrelation: Wenn Menschen eine Verbindung zwischen zwei Variablen vermuten, dann wird der Grad der Verbindung überschätzt oder es wird eine Verbindung hergestellt wo gar keine ist. Zwei Gründe: • associative meaning (assoziative Bedeutung): Dinge werden als zusammengehörig 18 betrachtet weil sie „zusammen sein sollten“basierend auf vorige Erwartungen • paired distinctiveness: (geteilte Besonderheit): Dinge werden als zusammengehörig empfunden weil sie beide eine außergewöhnliche Eigenschaft haben könnte die Erklärung für die Bildung von Stereotypen, vor allem negative Stereotypen von Minderheiten liefern (Hamilton, 1979) Kapitel 11 Heuristics: Tversky & Kahnemann (1974): kognitive Abkürzung, Heuristiken genannt, die von Menschen benutzt werden um komplexe Problemlösungsvorgänge zu vereinfachen. Daraus werden einfachere, wertende Vorgänge. Drei wesentliche Heuristiken wurden untersucht: • Repräsentative Heuristiken • Verfügbarkeit Heuristiken • Verankerung und Anpassung Repräsentative Heuristiken: Entscheidung treffen, ob eine Person oder ein Ereignis zu einer bestimmten Kategorie gehört oder nicht. Menschen neigen dazu, dies eher abzuwägen und dann Personen/Ereignisse einer bestimmten Kategorie dann zuzurechen, auf der Basis von Ähnlichkeit mit der Kategorie. Es handelt sich um ein Urteil, welches Basisinformation, Stichprobengröße, Qualität der Information und andere normative Prinzipien außer Acht lässt. Generell ist dieses Urteil aber schnell und effizient, und es werden Rückschlüsse gezogen, die meistens richtig sind. Verfügbarkeit Heuristiken: Diese Kognitive Abkürzung beschreibt die Häufigkeit oder die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, welches davon abhängt, wie schnell die Merkmale oder Assoziierungen wieder abgerufen werden können. Verankerung und Anpassung: Wenn wir Rückschlüsse ziehen, brauchen wir oft einen Anhaltspunkt (starting point)- oder Anker. Von diesem Punkt aus können wir nachfolgende Rückschlüsse abstimmen. Verankerung und Anpassung ist eine Heuristik die Rückschlüsse an anfängliche Standards oder Schemas bindet. Verbesserung von Sozialen Schlussfolgerungen Unser System, soziale Rückschlüsse zu ziehen, ist nicht optimal ausgebildet. Wir sind parteiisch- wir stellen Personen und Ereignisse falsch dar und wir machen Fehler. Experimente in der Sozialen Kognition mögen vielleicht unnatürliche Kontexte und Rahmen bilden für die unsere „Rückschlusssysteme“ nicht geeignet sind. Intuitive Schlussfolgerungen ist für das alltägliche Leben durchaus verlässlich! Begegnung mit Bullterrier auf der Strasse (Rückschlüsse auf Fernsehbericht über Opfer von Bullterrier Angriffen) Fliehen Fehler bei Schlussfolgerungen kann ernste Folgen haben: Negative Stereotypenbildung vor allem bei Minderheiten und weniger optimale Gruppenentscheidungen 19 Wie können wir Soziale Schlussfolgerungen verbessern? weniger von intuitiven Strategien abhängen Bildung im Bereich von wissenschaftlichem und rationalem Denken Ausbildung von strategischen Techniken Affekt und Emotion „Affektive Revolution“ der letzten Jahre Forgas & Smith (2003) / Haddock & Zanna (1999) Forschungen im Bereich der Gefühle ( Affekt, Emotionen, Launen) • Wie beeinflussen Emotionen die soziale Kognition und wie wirkt sich die soziale Kognition auf Emotionen aus? Unterschiedliche Situationen (Beerdigung/Party) provozieren verschiedene Emotionen (Traurigkeit/Freude). Dennoch kann die selbe Situation unterschiedliche Emotionen(Angst/Herausforderung) bei verschiedenen Menschen (schlechter Schüler/guter Schüler) hervorrufen. Vorgänger von Affekt Studien zeigen, dass Menschen Informationen über eine Situation unterschiedlich verarbeiten und sie nach eigenen Wünschen, Hoffnungen und Bedürfnissen, und Fähigkeiten bewerten. Auf Grund dieser unterschiedlichen kognitiven Auswertungen (appraisals) resultieren verschiedene affektive und physiologische Reaktionen. (Blascovich & Mendes, 2003) Folgen des Affekts Emotionen und Stimmungen beeinflussen Gedanken und Handlungen. Affekte prägen Denkprozesse, Urteilsbildung und Verhalten. Affect-infusion-model: Kognition wird von Affekten geprägt soziale Urteile spiegeln die momentane Stimmung wieder (Forgas, 2002) Kernaussage: affekt-infusion kommt nur dann vor, wenn Menschen Information in einer offenen und kontruktiven Art und Weise verarbeiten. Dies beinhaltet aktives Ausarbeiten von Stimulusdetails und Erinnerungen Nach Forgas gibt es vier Wege, wie Menschen Information über Andere verarbeiten können: • • • Direkter Zugang: sie können direkt auf Schemas oder gespeicherten Urteilen im Gedächtnis zugreifen Motivierter Prozess: Urteilsbildung findet auf der Grundlage von bestimmten Motivationen statt- so wird ein Ziel erreicht/ oder eine Stimmung wieder geregelt Heuristische Verarbeitung: sie verlassen sich auf verschiedene kognitive Abkürzungen oder Heuristiken 20 • Substantive Verarbeitung: sie können willentlich und vorsichtiger Weise ein Urteil bilden, anhand von einer Reihe von Informationsquellen Wo ist das „sozial“ in Sozialer Kognition? Befürchtung, dass es kein „sozial“ in der Sozialen Kognition gibt… Kritiker haben reductionism (Reduktionismus) der Sozialen Kognition zugeschrieben und bemühen sich nun dieses Prinzip auf den sozialen Kontext der menschlichen Interaktion zu beziehen. Zwei Versäumnisse der Sozialen Kognition: • • Sich mit der Bedeutung der Sprache und Kommunikation in Bezug auf soziale Kontexte auseinander zu setzen Der Sozialen Kognition ist es nicht gelungen, einen kognitiven Prozess bezogen auf weitläufige zwischenmenschliche, Gruppen und Gesellschaftlichen Prozessen zu formulieren. 21 Kapitel 3 Attribution und soziales Wissen Attribution = Alltägliche Ursachenerklärung Attributionstheorien beruhen auf der Annahme, dass Menschen ein Bedürfnis haben, kausale Erklärungen für das zu finden, was um sie herum und mit ihnen selbst passiert. Er will sich Situationen erklären können, um Kontrolle (über die Umwelt) zu erlangen und um somit eine gewisse Sicherheit zu haben. Denn wer ein kausales Verständnis von Vorgängen und Vorfällen besitzt, kann künftige Entwicklungen besser antizipieren und kontrollieren. Attributionstheorien haben für die Sozialpsychologie eine zentrale Bedeutung, da sie die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Verhalten und Erleben im sozialen Kontext behandelt. Naive Handlungsanalyse von Fritz Heider (1958) Heider sah den Alltagsmenschen als naiven Wissenschaftler, der beobachtbares Verhalten mit nicht beobachtbaren Ursachen verbindet. Prinzipien seiner Idee 1) Der Mensch will sich seine Umwelt erklären, um Kontrolle über seine Umwelt zu erlangen und Vorhersagen zu machen. 2) Der Mensch sucht nach stabilen und anhaltenden Eigenschaften seiner Umwelt, d.h. nach Charakterzügen und stabilen Situationsmustern, die Verhalten verursachen. 3) Der Mensch unterscheidet zwischen zwei Faktoren, von denen Handlungsergebnisse abhängig sind: -> Interne/ dispositionale Attribution: Persönliche Faktoren wie Persönlichkeit und Fähigkeiten (effektive Kraft der Person) Motivation und Fähigkeit spielen eine Rolle -> Externe/ situationale Attribution: Umweltbedingte Faktoren wie Situation oder sozialer Druck (effektive Kraft Umgebung) Schwierigkeit und Zufall spielen eine Rolle Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen von Jones & Davis (1965) Die Theorie klärt, unter welchen Umständen aus der Beobachtung der Handlung einer Person und deren Konsequenzen auf die Absicht und die zugrunde liegende Eigenschaft (Disposition) der handelnden Person geschlossen wird. Das zentrale Konzept der Theorie ist die korrespondierende Schlussfolgerung aus der Sicht des Beobachters, dass die Handlung einer Person durch eine bestimmte Eigenschaft verursacht wurde oder zumindest mit ihr korrespondiert. Einer Handlung wird dabei immer zugesprochen, dass der Handelnde um die Effekte, die die Handlung auslöst, wusste - die Kenntnis (Wissen) um den Effekt besitzt - und/oder die Fähigkeit besitzt, die Handlung auszuführen. Nun vermutet der Beobachter dass dies aus einer Intention heraus geschah, die Ausdruck einer im Handelnden manifestierten Disposition war. 22 Wissen Effekte ------> Handlung -------> --------> Intention ----- > Fähigkeit Disposition/ Eigenschaften Dabei unterliegt die Attribuierung auf eine konkrete Ursache einem Prozess, der in zwei Schritte zerfällt: • Zunächst wird abgeschätzt, welche möglichen Alternativen es für eine Handlung gab und welche Effekte diese Alternativen hatten, diese werden quasi in einer Art mentalen Liste zusammengetragen. • Nun werden gemeinsame Effekte mit den Alternativhandlungen aus dieser Liste gestrichen, da sie nicht ausschließlich ursächlich waren. Wenn verschiedene Ursachen gemeinsame Effekte haben, dann ist die Wahl einer bestimmten Ursache nicht auf diesen gemeinsamen Effekt zurückzuführen; sondern vielmehr muss etwas anderes den Ausschlag für die Entscheidung gegeben haben. o Nur die Effekte, die ausschließlich bei der spezifischen Handlung auftreten und nicht in den Alternativhandlungen sind signifikant! Kriterien der Informationen, die wir einholen, um vom Verhalten auf die Disposition zu schließen: • Das Verhalten war freiwillig und nicht auferzwungen • Das Verhalten erzeugt einen unerwarteten Effekt und keinen gewöhnlichen. • Das Verhalten ist sozial unerwünscht. • Das Verhalten hat einen direkten Einfluss auf den Beobachter. • Das Verhalten betrifft den Beobachter persönlich. Hohe korrespondierende Inferenz liegt vor, wenn vom Handlungsergebnis auf Dispositionen/ Eigenschaften der handelnden Person attribuiert werden kann. Nur wenn die ausgeführte Handlung im Vergleich zu den Alternativhandlungen möglichst wenige Effekte aufweist, und diese spezifisch (d.h. nicht bei den Alternativhandlungen auftreten) und sozial unerwünscht sind, kann von der Handlung auf die Intention und von ihr auf die Disposition geschlossen werden. Kovariations-Konzept von Kelley (1967,1973) – Attribution aufgrund von mehrfacher Beobachtungen Ein Verhalten wird auf die Ursache attribuiert, mit der es gemeinsam auftritt / kovariiert. Mögliche Ursachenfaktoren: • Bsp: Judith hat eine Klausur nicht bestanden Entitäten: Umweltgegebenheiten, wie Aufgaben, Personen etc auf die das Verhalten gerichtet ist -> Distinktheit: Beschreibt, wie sich die Person gegenüber anderen Entitäten verhält (hoch, wenn das Verhalten nur bei einer Entität auftritt) Judith hat nur diese eine Klausur nicht bestanden, alle anderen schon 23 • Personen: Handelnde Personen, die mit den Entitäten interagieren -> Konsensus: Beschreibt, wie andere Personen auf die gleiche Entität reagieren (hoch, wenn die handelnde Person reagiert wie die anderen Personen) Alle in Judiths Semster haben die Klausur nicht bestanden • Kontexte: Besondere Umstände, Zeitpunkte -> Konsistenz: Beschreibt, ob das Verhalten über verschiedene Zeitpunkte hinweg auftritt (hoch, wenn das Verhalten immer wieder auftritt) Judith hat die Klausur schon in der letzten Prüfungsperiode nicht bestanden Die drei Variablen Entität, Person und Kontext konstruieren einen dreidimensionalen Datenwürfel. Ein einzelner Datenpunkt reicht nicht aus, um zu einer Erklärung zu gelangen, liegen jedoch aus allen drei Dimensionen Beobachtungen vor, konstituieren diese eindeutige Kausalattributionen auf die Ursache der Handlung (Entität, Person, Kontext). Konsens und Konsistenz implizieren keinen Unterschied, Distinktheit impliziert einen Unterschied! Idealtypisches Datenmuster für eine eindeutige Attribution Konsensusinformation Distinktheitsinformation Konsistenzinformation Person niedrig niedrig hoch Entität hoch hoch hoch Umstände niedrig niedrig niedrig Konfigurationsprinzip von Kelley (1967) – Attribution aufgrund von einmaliger Beobachtung Oft fehlt dem Individuum die Zeit in alltäglichen Situationen hinreichend Informationen über Distinktheit, Konsensus und Konsistenz einzuholen. Die beobachtende Person bringt deshalb Vorannahmen über das Zusammenwirken möglicher Ursachen in die Situation ein. Denn sie hat durch Erfahrung schon eine gewisse vorgefertigte Vorstellung über mögliche relevante Ursachen erworben. Kelley nennt solche Vorstellungen Kausalschemata (= Konzeptionen über die Art des Zusammenwirkens von mehreren Ursachenfaktoren im Hinblick auf eine bestimmte Art von Effekt) Kausalschemata 1 Multiple hinreichende Ursachen Ein Effekt tritt ein, wenn wenigstens eine von zweien möglichen Ursachen gegeben ist. Bsp: Entweder ich lese Zeitung oder ich schaue Fern, um Informationen über das Weltgeschehen zu erlangen. 24 Kausalschemata 2 Multiple notwendige Ursachen Ein Effekt tritt ein, wenn beide von zwei möglichen Ursachen gegeben sind. Bsp: Ich muss den Pc sowohl mit Strom über das Kabel versorgen, als auch den „OnKnopf“ drücken, um ihn zu benutzen. (An dieser Stelle folgt im Hogg&Vaughan die Fehlattribution physiologischer Erregung, Wagner hat dies aber erst jetzt im Semester unter einem anderen Thema behandelt, deswegen habe ich das hier recht kurz gehalten, weils ja noch mal jemand andres macht) Fehlattribution physiologischer Erregung von Schachter und Singer (1962) Schachter und Singer halten die physiologischen Reaktionen für einen wesentlichen Bestandteil jeder Emotion. Allerdings sind sie der Auffassung, dass die physiologische Rückmeldung zu unspezifisch ist, um spezifische Emotionen auszulösen; es bedarf daher zunächst der kognitiven Deutung der Rückmeldung. -> Der unspezifische Erregungszustand gibt lediglich an, dass ein emotionaler Zustand vorliegt – und wie stark dieser ist. Um welche Emotion es sich konkret handelt, wird aus der jeweiligen Situation geschlossen, in der die Erregung auftritt. -> Kognitive Attribution = Die Erregung wird auf eine emotionale Ursache zurückgeführt. Schematische Abfolge: Reiz Unspezifische Erregung bzw. physiologische Rückmeldung Kognition (Attribution) Emotion Fazit: Die physiologische Erregung bestimmt die Intensität der Emotion, die Kognition deren Qualität! Attributionstheorie von Weiner (1979) Wie Schachter und Singer geht Weiner davon aus, dass Attributionsprozesse bei der Entstehung von Emotionen eine wichtige Rolle spielen. Allerdings misst er dabei der physiologischen Erregung (Arrousal) keine Bedeutung bei. Nach Weiner handelt es sich bei emotionalen Episoden um sequentielle Prozesse (daher auch „2-Stufen-Modell“): • Valenz: In einem ersten Schritt wird jedes emotional relevante Ereignis hinsichtlich seiner Konsequenzen als positiv oder negativ bewertet. Es geht also ganz allgemein darum, ob ein Ereignis positiv oder negativ zu bewerten ist. • Ursachenattribution: In einem zweiten Schritt wird nach der Ursache des Ereignisses gefragt. Man versucht sozusagen, sich die eigene Emotion zu erklären. Dabei wird die Ursache nach folgenden Kriterien (Dimensionen) beurteilt: • Lokus der Verursachung (internale oder externale Ursachen) • Stabilität (stabil oder variabel?! / Konsequenzen gewiss oder ungewiss?!) • Kontrollierbarkeit (Inwiefern hat man selbst/ der andere Einfluss auf das Ereignis?!) 25 Diese drei Faktoren fügt Weiner den schon bestehenden von Heider (external, internal) hinzu. Bei seiner Theorie geht es besonders um die Ursachen und Konsequenzen von Attribution betreffend den Erfolg oder Misserfolg in einer Aufgabe, z.B. einem Schultest. Weiners Model ist sehr dynamisch und durch viele Experimente belegt. Attributionsfehler und Attributionsverzerrungen Fundamentaler Attributionsfehler (Ross et al 1977) Allgemeine Tendenz, den Einfluss dispositionaler Faktoren, wie Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen und Meinungen, auf das Verhalten einer Person zu überschätzen und externale Faktoren wie situative Einflüsse zu unterschätzen. Dieser Effekt ist nicht allgemeingültig, tritt aber häufig auf, deshalb sollte man besser vom „correspondence bias“ sprechen: Neigung von Beobachtern, aus dem Verhalten einer anderen Person auf deren Persönlichkeitsmerkmale zu schließen, auch wenn die Schlussfolgerung nicht gerechtfertigt ist, da andere mögliche Ursachen für das Verhalten vorhanden sind • Menschen sind für Informationen, die für eine Person-Attribution sprechen, sensibler als für Informationen, die für eine Attribution auf die Entität bzw. auf spezielle situative Umstände sprechen. Gründe: - Besondere (selektive) Aufmerksamkeit auf die (situativen) Bedingungen (nützliche/hinderliche) eigenen Handelns. - Mangelnde Informationen zur Distinktion und Konsistenz der Handlungen anderer Fehleinschätzung der „Normalität“ des eigenen und der „Anormalität“ fremden Verhaltens (Verfügbarkeitsheuristik) - Kulturelle und Enwcklungsfaktoren Actor-Observer-Bias (Jones & Nisbett 1972) Handelende (Aktuere) tendieren dazu, ihre Handlungen auf die Situation zu attribuieren, während Beobachter eher auf die Person oder deren Eigenschaften attribuieren. Die Differenz zwischen Akteur und Beobachtendem bezeichnet den Fehler. Erklärungsansätze: • Informationsunterschiede zwischen Handelndem und Beobachter -> Unterschiedliche Informationsinhalte -> Unterschiedliche Bedeutung von Informationen - Motivationseinflüsse -> Kontrollbedürfnis der beobachtenden Person -> Selbstwertdienlichkeit der Attribution der handelnden Person False-Consensus-Effekt Menschen neigen dazu ihr eigenes Verhalten als typisch einzuschätzen, d. h. sie neigen dazu Verhaltensweisen und und Einstellungen, die sie selbst befürworten, als relativ verbreitet zu halten. Oder sie glauben, dass sich andere in der selben Situation genauso verhalten hätten wie sie selbst. 26 Erklärungen: 1) der Wunsch der Mehrheit anzugehören 2) selektiver Kontakt – Menschen suchen den Kontakt zu anderen, die ihnen ähnlich sind bzw. die selben Einstellungen haben Selbstwertdienliche Verzerrung Die selbstwertdienliche Verzerrung (engl.: self-serving bias) bezeichnet in der Sozialpsychologie die Tendenz, eigene Erfolge eher auf internale Ursachen (wie eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten) und eigene Misserfolge eher auf externale Ursachen (die Situation, den Zufall etc.) zu attribuieren. Illusion der Kontrolle : Der Glaube, dass wir mehr Kontrolle über unsere Umwelt haben, als wir wirklich haben. Glaube an eine gerechte Welt: Glaube, dass Gutes nur guten Menschen passiert und Schlechtes nur schlechten Menschen (Opfer sind selbst Schuld). Attributionsstile • Rotter führte diesen Begriff ein, als unterscheidender Faktor in seiner Anschauung, dass Menschen sich in der Beurteilung unterscheiden, wie groß ihre Kontrolle über Bestrafungen ist, die sie erhalten haben • internale haben das Gefühl großer Kontrolle • externale haben das Gefühl geringer Kontrolle • zur Erforschung des Attributionsstiles wurden Fragebögen entwickelt • der berühmteste: ASQ – attributional style questionary (von Peterson, Semmel, Bayer,Abramson…) Dieser beinhaltet 12 hypothetische Situationen, die Hauptursache bezüglich Internalität, Globalität, Stabilität und Bedeutung soll auf einer 7 stufigen Skala geschätzt werden. • Es gibt eine Verbindung (Korrelation) von Attributionsstil, dem paradigma der erlernten Hilflosigkeit und klinischer Depression Attributionsmuster und Partnerschaftskonflikte • die Analyse und Veränderung von Attributionen spielt auch in engen Beziehungen eine Rolle, besonders in Ehen • Attributionen nehmen hier eine Reihe von Funktionen ein: Das Erklären, Rechtfertigen oder Entschuldigen für Verhalten aber auch Schuldzuweisungen • wenn negatives Partnerverhalten als absichtlich oder böswillig attribuiert wird oder wenn positives Partnerverhalten als egoistisch attribuiert wird, verschlechtert sich die Beziehungsqualität • Glückliche Paare attribuieren negatives Verhalten des Partners als extern, unstabil und unkontrolliert, und positives Verhalten als intern, stabil und kontrolliert (unglückliche Paare genau gegensätzlich) • Drei Phasen von interpersonellen Beziehungen von Harvey • Bildung : Attributionen vereinfachen Kommunikation • Erhaltung : Attributionen werden weniger, da eine stabile Bindung hergestellt wurde • Auflösung : Anstieg an Attributionen, um ein Verständnis der Beziehung wiederherzustellen Intergruppen-Attribution 27 Ultimativer Attributionfehler: • negatives Verhalten der eigenen Gruppe wird aus situativen Gründen erklärt, negatives Verhalten der anderen Gruppe ihren Charakterzügen zugeschrieben • positives Verhalten der eigenen Gruppe wird aus Charaktereigenschaften erklärt, positives Verhalten der anderen Gruppe dem Zufall zugeschrieben (Ausnahme) • Schluss von dem einzelnen auf die Gruppe Attribution auf der Intergruppenebene führt zu Stereotypenbildung! Soziale Repräsentation von Moscovici Soziale Repräsentation beinhaltet eine Reihe von Konzepten (Aussagen und Erklärungen -> soziale Vorstellungen), die Mitglieder eines sozialen Systems im Alltag benutzen. Im Gegensatz zu dem von der Kognitionspsychologie benutzten Konzept der "individuellen" Vorstellungen, werden soziale Repräsentationen von den Mitgliedern eines sozialen Systems geteilt und sie werden über soziale Interaktionen vermittelt und tradiert. Gerüchte Entstehung: bei der Übermittlung einer Information geschieht folgendes: • Vereinfachung und Verkürzung • Strukturierung: selektive Akzentuierung • Assimilation: Anpassung an schon bestehende Informationen des Erzählers Verschwörungstheorien Als Verschwörungstheorie bezeichnet man den Versuch Ereignisse, Zustände oder Entwicklungen durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken von einer Gruppe zu einem illegalen oder illegitimen Zweck (der Beherrschung der Welt). Bsp. Theorie der Judenverschwörung -> Antisemitismus Soziale Attribution Erklärungen für Armut, Reichtum und Arbeitslosigkeit hängen stark von der sozialpolitischen Perspektive des Befragten ab. Kultureller Beitrag Auch der kulturelle Faktor ist bei der Attribuierung besonders wichtig. Menschen aus verschiedenen Kulturen machen unterschiedliche Attributionen (abhängig von ihrem Wertsystem und Weltanschauungen), und dies auch auf andere Art und Weise -> Potenzial für kulturelle Konflikte Kapitel 4: Self and Identity 28 A. Geschichte 1. Baumeister(1987): - das Bild vom „Selbst“ war noch im Mittelalter nicht ausgeprägt, Lebensablauf war durch den Status festgelegt=> kein Spielraum für das Selbst Vom 16. Jhdt. an: Entwicklung und Veränderung des Selbstbildes mit 4 Pfeilern 1. Säkularisierung/Verweltlichung Einstellungswandel von „Anstrengendes Leben auf dieser Welt führt zur Erlösung nach dem Tod“ zu „Auch in diesem Leben sollte Glück und Erfüllung angestrebt werden“ 2. Industrialisierung Menschen wechselten ihren Wohnort für Arbeit, Identität nicht an Ort/soziale Strukturen gebunden 3. Aufklärung Verwerfung orthodoxer Wertesysteme, Revolutionen, Glaube an die Fähigkeiten des Menschen 4. Psychoanalyse Sigmund Freud: „Selbst“ befindet sich im Unbewusstsein und ist daher unergründlich 2. Psychodynamisches Selbst - von Freud geprägter Begriff: Aufgrund der Unterdrückung des „Es“(Triebe) durch das „Über-Ich“(Gewissen, Gesellschaft) entsteht ein falscher Eindruck vom Selbst • nur mithilfe von Hypnose oder Psychotherapie Entfaltung des wirklichen Selbst möglich 3. Individuelles und Kollektives Selbst Beschreibungen einzelner Eigenschaften von sich selbst (z.B. über 1,70m sein) treffen meist auch auf viele andere Menschen zu • Diskussion: Gibt es ein individuelles Selbst überhaupt oder nur ein kollektives? • Heutiger Stand: „individuelles Selbst“ angenommen, da man Gruppen als Ansammlung von Individuen versteht und ein Individuum nicht nur als Teil einer Gruppe betrachtet wird • Floyd Allport: „There is no psychology of groups which is not essentially and entirely a psychology of individuals“ 4. Kollektives Selbst 29 - Begründer der Sozialpsychologie Wundt (1916): Beschreibt die Untersuchungsgegenstände der Sozialpsychologie als „those mental products which are created by a community of human life and are, therefore, inexplicable in terms merely of individual consciousness since they presuppose the reciprocal action of many“ • Menschen als Teil verschiedener Gruppen (= Vorstellung der frühen Sozialpsychologie) • Es wird angenommen, dass soziale Interaktion sich auf die Normen und das soziale Auftreten des einzelnen auswirkt 5. Symbolisches Interaktionistisches Selbst Theorie des Symbolischen Interaktionismus: • Das Selbst wird durch soziale Interaktion geformt => Teilung des Selbstes in „I“ als Bewusstseinsstrom und Subjekt und „me“ als Wahrnehmungsobjekt - die effektivste Form der sozialen Interaktion beinhaltet Symbolik, Empathie und die Fähigkeit sich selbst als Objekt zu sehen(=“me“) • Orientierung an der Gesellschaft => „looking-glass self“ Diese Theorie besagt, dass das Selbst durch das Betrachten von sich selbst wie andere einen sehen, entsteht ABER dies ist widerlegt: Man betrachtet sich selbst, wie man denkt dass andere einen sehen • Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit bei Betrachtung seiner Selbst wurde auch von Sedikides & Gregg(2003) untersucht: „Self-enhancing triad“ 1. Überschätzung seiner Fähigkeiten 2. Überschätzung seiner Kontrolle über versch. Situationen 3. Übertriebener Optimismus B. Selbstbewusstsein 1. Selbstbewusstsein(allg.): sich seiner selbst bewusst sein, wie man sich eines Baumes bewusst ist 2.objektives Selbstbewusstsein: Bewusstsein von sich selbst als Objekt - führt zum Vergleich zwischen der Realität und den eigenen Wünschen – zu hohe Diskrepanz hierbei führt zu negativen Emotionen • Carver, Schleier(1981) : Einteilung in privates und öffentliches Selbst: 30 Das private Selbst beschreibt die eigenen Gedanken, Gefühle und Einstellungen, während unter dem öffentlichen Selbst die eigene Präsentation gegenüber anderen verstanden wird • Die Auswirkungen des Selbstbewusstseins sind abhängig von den Standards, mit denen man sich vergleicht und der eigenen Leistung • Reduziertes objektives Selbstbewusstsein (wird z.B. durch Alkoholkonsum ausgelöst) führt zu Deindividuation: Man nimmt sich selbst nicht richtig wahr und verhält sich deshalb ungehemmt, impulsiv und nicht an Normen gebunden. (siehe auch Kapitel 11 zu „crowd behavior“ und „deindividuation“) C. Self-knowledge, Selbstwissen 1. Selbstschemata: =Informationen über uns selbst, unsere Attribute und deren Verbindungen • • • selbstschematisch/aschematisch: Selbstschematisch sind solche Dimensionen, die einem wichtig sind, in denen man sich für extrem (gut/schlecht) hält und sich sicher ist, dass nicht das Gegenteil der Fall ist (also wenn man sich für sehr gut in einer Sache hält und sich sicher ist, dass man nicht schlecht darin ist). Aschematisch ist das genaue Gegenteil dazu. Extreme Selbstschemata führen zu extremen Reaktionen und sind daher riskanter als weniger abgegrenzte Selbstschemata Higgins(1987): Selbst-Diskrepanz-Theorie 1. Wirkliches Selbst – wie wir jetzt sind 2. Ideales Selbst – wie wir gerne wären 3. „ought“ Selbst – wie wir denken, dass wir sein sollten Diskrepanz zwischen 1. und 2. => Niedergeschlagenheit Diskrepanz zwischen 1. und 3. => Aufregung, Agitation 2. Schlüsse aus unserem Verhalten Bems Selbsterkenntnistheorie: o Erkennen der eigenen Attribute durch Beobachten des eigenen Verhaltens (kann auch nur in Vorstellung geschehen) o Kein Unterschied zwischen Attribution von anderen und Selbst Overjustification effect: Deci & Ryan (1985) o Verhalten wird, wenn es keine offensichtlichen äußeren Determinanten wie Bedeutung oder Bedrohung gibt, als freiwillig angesehen und daher auf bestimmte Attribute zurückgeführt o Äußere Belohnung führen oft zu Verringerung des inneren Interesses! 3. Sozialer Vergleich und Selbst-Wissen a. Sozialer Vergleich: Festinger (1954) Wir vergleichen unsere Einstellungen und unser Verhalten mit anderen um es zu bewerten und zu verändern/bestärken o bei Einstellungen: Vergleich mit uns ähnlichen Menschen 31 o bei Verhalten: Vergleich mit etwas „schlechteren“ Personen => „Selbstbewusstseinspush“ b. Tesser(1988): Selbst-Evaluations-Aufrechterhaltungs-Modell: Bei zwingenden Vergleichen mit besseren Personen und damit verbunden Schäden des Selbstbewusstseins versucht man, die Ähnlichkeit mit diesen Personen zu reduzieren und die Beziehung zu ihnen einzuschränken. c. Selbst-Kategorisierungs-Theorie (Turner, Hogg, Oakes, Reicher& Wetherell, 1987) = Identifikation von sich selbst als Mitglied einer Gruppe führt zur Übernahme der Einstellungen und des Verhaltens der Gruppe (= soziale Identität) d. BIRGing: Basking in Reflected Glory (Cialdini, Borden, Thorne, Walker, Freeman& Sloan, 1976) = Herstellung einer Verbindung zu erfolgreichen und begehrten Personen um einen besseren Eindruck von sich selbst zu machen (z.B. Identifikation mit seinem Land und Fußball wegen des Erfolgs der Nationalmannschaft des eigenen Landes) D. Selbst und Identität 1. Selbstkonzept: besteht aus mehreren verschiedenen Identitäten Selbst Soziale Identität Gruppenzugehörigkeit Kollektives Selbst Kollektives Beziehungsselbst Persönliche Identität einzigartige Beziehungen/ Eigenschaften Individuelles Beziehungsselbst Individuelles Selbst 2. Sensibilität des Zusammenhangs von Selbst und Identität • Existenz von multiplen Selbsten in der Forschung nachgewiesen • Minimal Group Paradigma (Tajfel, 1970, Diehl, 1990): große Unterschiede in Einstellungen und Verhalten, je nachdem ob die Vps im einzelnen betrachtet wurden oder kategorisiert(nach Gruppen eingeteilt) wurde • Diskussion über „Festigkeit“ des Selbstes: Selbst situationsabhängig? • Abrams&Hogg(2003): verschiedene Selbste welche je nach Situation ihren Ausdruck finden 32 3. Selbst-konzeptueller Zusammenhang • • • Trotz der vielen Selbste müssen diese eng verstrickt sein, um eine komplette Person zu bilden Abgrenzung der einzelnen Selbste voneinander => psychischen Störungen: Schizophrenie, Amnesie, Alzheimer Wie vermeidet man dies? 1. sich selbst nicht in zu viele unterschiedliche Lebenszusammenhänge bringen 2. Anpassung der eigenen Biographie an neue Identitäten und dabei Löschung der alten 3. Handelnder-Beobachter-Attributions-Effekt: Veränderungen des Selbstes mit Veränderungen der Umwelt begründen 4. Selbstschema mit Einzigartigkeiten der eigenen Person, die in allen Selbsten repräsentiert sind E. Soziale Identität 1. Soziale-Identitäts-Theorie • besagt, dass man sich selbst kategorisiert, mit anderen vergleicht, und dass es in Gruppen geteilte Selbstdefinitionen gibt 2. Soziale-Identitäts-Ansatz • Theorie des Verhältnisses zwischen kollektiver Selbstkonzeption und Gruppenprozessen (innerhalb einer/zwischen verschiedenen Gruppen) 3. Soziale und persönliche Identität => siehe schematische Darstellung oberhalb • Soziale Identität wichtiger Teil des Selbstkonzepts: z.B. Studie von Citrin, Wong& Duff(2001): 46% der Amerikaner sehen es als das Wichtigste in ihrem Leben an, Amerikaner zu sein (=soziale Identität) • Hervorhebung der sozialen Identität o Wird genutzt um Selbstsicherheit zu fördern(um sein Bild von sich selbst zu profilieren) o Andere Menschen werden meist durch ihre Gruppenzugehörigkeit kategorisiert und im ersten Eindruck als Prototypen dieser Gruppen betrachet o Metakontrast-Prinzip: Prototyp: jmd. Mit den Eigenschaften die das kleinste Ergebnis liefern bei der Rechnung: (Unterschiede zu Gruppenmitgliedern) / (Unterschiede zu Nicht-Gruppenmitgliedern) o Folgen der Hervorhebung: Depersonalisation(Wahrnehmung von allen Gruppenmitgliedern als Prototyp der Gruppe) Ausschluss von nicht-freiwilligen Mitgliedern von gesellschaftlich nicht geschätzten Gruppen, z.B. Ausländer Die Selbstmotive 33 Drei Klassen von Motiven, die die Selbst-Konstruktion und die Suche nach dem Wissen über das eigene Selbst beeinflussen: • Selbsteinschätzung (die Motivation möglichst viele Informationen über sich selbst herauszufinden, um die eigene Person besser kennen zu lernen) (Trope, 1986) • Selbstbestätigung ( die Motivation, das bereits vorhandene Wissen über sich selbst zu verfestigen und bestätigen) ( Swann, 1987) • Steigerung des Selbst (die Motivation ein begünstigtes Selbstbild zu entwickeln und bekräftigen) ( Kunda, 1990) Eine Äußerung des letzten Motivs ist durch die Selbstversicherungstheorie von Steele (1988) beschrieben: Individuen, die in einer Dimension des Selbst beeinträchtigt sind, werden einen/mehre positive Aspekte des Selbst bekräftigen. (Bsp.: Jemand bemerkt, dass du ein schlechter Künstler bist, dann wirst du erwiedern, dass du aber ein guter Tänzer bist) GRUND: Bedürfnis ein globales Image von sich Selbst als kompetent, stabil, fähig zur freien Wahl etc. zu signalisieren Menschen benutzen Strategien & Techniken um die positiven Aspekte des Selbst zu schützen Hier 2 Bsp.: • Lob für Erfolg wird angenommen, Vorwürfe für Fehler abgelehnt • Feedback zu Fehlern wird schneller vergessen als das zu Erfolg Selbstachtung Taylor & Brown (1988): Individuen - überschätzen ihre positiven Eigenschaften • überschätzen ihre Kontrolle über Situationen • sind unrealistisch optimistisch ( wird auch die „Dreizahl der Steigerung des Selbst“ genannt) (Bsp.: 94% der Dozenten betrachten ihre Lehrfähigkeit als überdurchschnittlich gut) - wenn sie diese Richtung nicht einschlagen, neigen Menschen zu Depressionen und anderen mentalen Krankheiten Die drei wichtigsten Bedrohungen für unser Selbstkonzept • Fehler (z.B. Test nicht bestanden) • Unbeständigkeit ( Situationen, bei denen wir von uns selbst irritiert sind) • Stressfaktoren (z.B.: Überforderung) kann zu Selbstmord, aber auch zu physischen Krankheiten führen verschiedene Wege damit umzugehen: • Flucht • Ablehnung/Verweigerung • Bagatellisierung • Ausdruck der eigenen Persönlichkeit (z.B.: mit jemanden darüber reden) • Bedrohung selbst attackieren 34 Selbstachtung und soziale Identität Bsp.: Jesse Owens, Star Athlet bei den Berliner Olympics 1936, gewann vier Goldmedaillen Triumph durch Demonstration der athletischen Überlegenheit der USA über Deutschland kommt nach hause, fühlt sich weniger glücklich, weil er nur ein gewöhnliches Mitglied der unterprivilegierten schwarzen Minderheit war. Ethnische & rassische Identität beeinflusst Selbstachtung Ethnische Minderheiten haben eine geringere Selbstachtung bei inter- ethnischen Vergleichen. Studie: Afrikanisch- amerikanische Kinder zeigten klare Bevorzugung der Fremdgruppe als weiße amerikanische Kinder und wünschten sich selbst weiß zu sein. dieser Effekt senkt sich bei zunehmendem Alter! Als Kind / Teenager: Konflikt aktuelles Selbst vs. Ideales Selbst Später drei Lösungen: • Intergruppen-Vergleiche vermeiden • Zusammentun mit anderen Mitgliedern der Minderheit um mehr gleichen Status zu erringen • Gruppenspezifische Charakteristika entwickeln, die ein Gefühl der Einzigartigkeit hervorrufen (wie Sprache und Kultur) Individuelle Unterschiede Falsche Annahme: niedrige Selbstachtung führt eher zu Gewalt Baumeister et al. (1996): Gewaltassoziiert mit hoher Selbstachtung; wenn „rosige Selbstbilder“ der Individuen mit hoher Selbstachtung bedroht werden (nicht verallgemeinern) Zwei Unterschiede in Bezug auf die Merkmale von Selbstachtung: 1) Verwirrung des Selbstkonzepts (hohe Selbstachtung- stabiles Wissen über sich selbst geringe Selbstachtung- instabiles Wissen ) 2) motivierende Orientierung (hohe Selbstachtung- steigernde Orientierung: positive Eigenschaften kapitalisieren geringe Selbstachtung- beschützende Orientierung: Fehler beheben und vermeiden Warum überhaupt Erarbeitung von Selbstachtung? 1. gutes Gefühl 2. Theorie des Terrormanagements: (Greenberg et al., 1997) Die wesentlichste Motivation der Menschen ist es, den Terror der Unvermeidlichkeit des Todes zu reduzieren! Durch hohe Selbstachtung: - Menschen entfliehen dadurch der Angst vor dem Tod und fühlen positiv über sich selbst, fühlen sich unsterblich und sind erfreut über das Leben 3. Soziale Akzeptanz und Dazugehörigkeit: (Leary, 1995) 35 durch hohe Selbstachtung wird die Bedrohung von Einsamkeit und sozialer Ausgeschlossenheit besiegt. Selbst- Präsentation (wie man „sich gibt“ - auf andere wirkt) Strategische Selbstdarstellung ( Fokus auf der Manipulation von Anderen) Ausdrucksvolle Selbstdarstellung (Fokus auf sich selbst) Strategische Selbstdarstellung: Fünf Strategien: • Selbst- Befürwortung • Einschmeichelung • Erschütterung • Seriosität • Demütige Bitte Ausdrucksvolle Selbstdarstellung: These: das Selbstkonzept wird „nach außen“ hin dargestellt, um andere Individuen anzusprechen und zu involvieren (Bsp.: was nützt jemandem zu wissen, dass er ein Genie ist, wenn es kein anderer bemerkt) Emler & Reicher (1995): Delinquentes Verhalten wird unter Jungs meist in Gemeinschaft ausgeübt Zweck: Besitz eines delinquenten Rufs Kulturelle Unterschiede im Selbst und in der Identität (Oyserman et al., 2002): - westliche Kulturen ( Europa, Nord-Amerika, Australien): streben nach individueller Identität, damit nach einem unabhängigen Selbst, Vorstellung von Selbst: autonom, abgegrenzt, selbstständig - andere Kulturen ( Asien, Süd-Amerika, Afrika): streben nach kollektiver Identität, damit nach einem von einander abhängigen Selbst Vorstellung von Selbst: Basis in Beziehung zu Anderen GRUND: Ökonomische Aktivität Westlich: ökonomisches System basierend auf Arbeitsmobilität Menschen= Teile der Produktion, es wird erwartet mobil zu wechseln zwischen Anforderungen von kleinen und großen Arbeiten. müssen ihr Leben selbst organisieren, Beziehungen und Selbst-Konzepte um die Mobilität herum gruppieren. Kapitel 5 Einstellungen 36 Struktur Ein-Komponenten-Modell • Mag ich das Objekt oder nicht? Zwei-Komponenten-Modell • Einstellungen bestehen aus der geistigen Bereitschaft zu handeln • Urteile basieren auf Einstellungen Drei-Komponenten-Modell …bestehend aus Kognitiven (Gedanken) Affektiven (Gefühlen) Verhaltensbezogenen (Handeln) …Bestandteilen Funktion • Wissen/ Informationen über Einstellungsobjekt • Ziele erreichen • Aufrechterhaltung des Selbstbewusstseins • Menschen können durch Einstellungen ihre Wertvorstellungen ausdrücken • Energie sparen (man weiß schneller, wie man mit Situationen/ Objekten umgehen soll) Kognitive Konsistenz (Theorie: Menschen versuchen widersprüchliche Ansichten zu ändern, sodass Harmonie entsteht; das Resultat heißt Konsistenz [Gegenteil von Dissonanz]) Balance Theorie (Heider [1946], Cartwright & Haray [1956]) • Menschen bevorzugen Einstellungen, die widerspruchsfrei/ harmonisch sind: Eine Person (P) strebt nach harmonischen Einstellungen zu/ Beziehungen mit anderen Menschen (O) und Elementen der Umwelt (X) • Triaden veranschaulichen Beziehungen von 3 Elementen, z.B. P mag X [+], O hasst X [-], P hasst O [-] • Es gibt 8 mögliche Kombinationen von Beziehungen zwischen 2 Personen und einem EInstellungsobjekt 4 balancierte & 4 unbalancierte; Bez. sind balanciert, wenn das Produkt der Vorzeichen positiv ist (s.o.). Unbalancierte Beziehungen sind unangenehm, erzeugen einen Spannungszustand, der zur Ausbalancierung drängt. Dies geschieht auf die möglichst einfachste Weise. Kognition & Bewertung Soziokognitives Model (Pratkanis & Greenwald) • Einstellungen als die Bewertung eines Objektes, im Gedächtnis repräsentiert als: Objekt-Label und Regeln nach welchen das Objekt benannt wurde Bewertendes Gesamtbild des benannten Objektes Wissen auf welchem Bewertung basiert Entscheidungsfindung & Einstellungen Begriffe: • „Informationsverarbeitung“: Auswertung der Inf. woraufhin Einstellungen entstehen • „Informations-Integrations-Theorie“ (Anderson 1971, 1980): Einstellungen können geschätzt werden, indem die positiven und negativen Beurteilungen gemittelt werden „kognitive Algebra“ • „Construal“ (Devine 1989): Automatisches Urteil auf welchem Einstellungen basieren Kann durch Einstellungen Verhalten vorausgesagt werden? Inkonsistenz zwischen dem, was Menschen sagen und dem, was sie tun 37 LaPiere (1934): Versuch mit Chinesischem Pärchen (im Skript!) Einstellungen und gezeigtes Verhalten stehen nicht in einem Eins-zu-Eins Verhältnis; es gibt begünstigende und hemmende Bedingungen: • Ist eine Einstellung leicht zugänglich? • Wird sie öffentlich (Gruppe) oder privat (Fragebogen) geäußert? • Identifiziert sich die Person mit der Gruppe? Überzeugungen, Absichten & Verhalten Interaktion zwischen Einstellungen, Überzeugungen, und Verhaltensabsichten Handeln Wie stark und wie bedeutend sind Überzeugungen bezogen auf das folgende Handeln? Fishbein 1967, 1971: • Erwartung (Stärke der Überzeugung von 0 - 1) x Bewertung des Objekts (Wichtigkeit -2 bis 2) z.B.: Attitüdenobjekt: Pille P glaubt, dass Pille sehr verlässlich ist (0.9) x P findet, dass Verlässlichkeit wichtig ist (2) letztendliche Bewertung: 0.9 x 2 = 1.8 („Kognitive Algebra“) P hat positive Einstellung zur Pille! hohe Wahrscheinlichkeit, dass vorhergesagtes Verhalten richtig ist (P nimmt die Pille) Spezifische & generelle Einstellungen • Durch spezifische Einstellungen lässt sich spezifisches Verhalten voraussagen: Die Einst. zu einer Psycho-Klausur sagt voraus, wie viel man dafür lernt Je spezifischer die Fragestellung betreffend ein bestimmtes Verhalten, umso genauer lässt sich Verhalten voraussagen! • Durch generelle Einstellungen lässt sich generelles Verhalten voraussagen: Die Einst. zu/ das Interesse an Psychologie sagt voraus, wie sehr man sich damit beschäftigt Generelle Einst. sagen „Multiple-act criterions“ (Index für Verhalten; basiert auf Durchschnitt oder Kombination von Verhalten) besser vorher als einzelne Handlungen (welche von vielen Faktoren beeinflusst werden können) • Theorie des überlegten Handelns (Ajzen & Fishbein 1974, 1980) Komponenten: • Subjektive Norm: Meinung der Person, dass best. Personen oder Gruppen erwarten, sie sollte bzw. sollte nicht das Verhalten ausführen x ihrer Motivation diesen Erwartungen Folge zu leisten • Einstellung zum Verhalten: Meinung der Person, dass das Verhalten zu best. Ergebnissen führt x die Bewertung dieser Ergebnisse Eine Handlung wird ausgeführt, wenn (1) die Einstellung der Person günstig ist, (2) die soziale Norm auch günstig ist und (3) die Person das Gefühl hat, das Verhalten unter Kontrolle zu haben Geplantes Verhalten & die Rolle des Willens • Theorie des geplanten Verhaltens „Wahrgenommene Verhaltenskontrolle“: Einschätzung der Person ob Ausführung des Verhaltens schwer oder leicht ist Abänderung der Theorie des überlegten Handelns durch Ajzen 1989: • Voraussage von Verhaltensabsichten und Verhalten wird durch wahrgenommene 38 • Verhaltenskontrolle deutlich verbessert! Durch Gewohnheiten lässt sich Verhalten leichter voraussagen • Theorie der Schutzmotivation • Voraussetzung für „gesundes“ Verhalten: Balance zwischen wahrgenommener Bedrohung einer Krankheit und eigener Fähigkeit etwas dagegen unternehmen zu können (Bsp. der Raucher) • Alle 3 Theorien beinhalten: Motivation zum Schutz ist das Resultat aus wahrgenommener Bedrohung und dem Verlangen potentiellen negativen Ereignissen vorzubeugen Einstellungszugänglichkeit Zugängliche Einstellungen sind: • Leichter aus dem Gedächtnis abrufbar • Schneller auszudrücken • Können starken Einfluss auf das Verhalten ausüben • Verlässlicher bei Verhaltensvorhersagen • Stabiler/ Resistenter Affektive Bewertungen sind schneller als kognitive leichtere Zugänglichkeit Erleichtert Entscheidungsfindung! • Hilfreich beim Kategorisieren Fazio, Ledbetter & Towles-Schwen (2000): Wenn sich Einstellungsobjekt verändert, können zugängliche Einst. eventuell ihre Funktion verlieren: Zugänglichkeit kann zur Unempfindlichkeit bzgl. Veränderung führen (Wenn P X hasst und diese Einst. leicht zugänglich ist, kann P nicht sagen, ob sich X positiv oder negativ verändert hat) Einstellungsstärke • Starke Einst. sind im Gedächtnis leichter greifbar und üben mehr Einfluss auf das Verhalten aus als schwache • Fazio: Einst. sind bewertende Verbindungen mit Objekten (no link, weak link, strong link) Nur strong link-Einstellungen können automatisch ins Gedächtnis gerufen werden („Automatic Activation“) • Direkte Erfahrungen mit/ Interesse an dem Objekt machen die Einst. leichter zugänglich & verstärken die Wirkung auf das Verhalten • Je öfter man über eine Einst. nachdenkt, umso mehr beeinflusst sie das Verhalten (Fazio & Powell 1984: Einstellungszugänglichkeit wurde durch mehrfaches Befragen in versch. Situationen erhöht) • Zugänglichkeit zu generellen Einst. kann Verhalten in best. Situationen beeinflussen Wenn die generelle Einst. niemals erreicht wird, hat sie keinen Einfluss auf das Verhalten Direkte Erfahrung • Auch die direkte Erfahrung mit dem Objekt nimmt Einfluss auf die Zugänglichkeit (je näher die Beziehung zu O, umso leichter lässt sich das Verhalten mit Hilfe der Einst. voraussagen) Moderator Variablen • Erleichtern Vorhersage (z.B. von einzelnen Handlungen durch generelle Einst.) • Legen best. Bedingungen fest, unter welchen die Einst.-Verhaltens-Beziehung stärker/ schwächer ist: A führt zu B, aber nur, wenn C (der Moderator) vorhanden ist • Moderator Variablen beinhalten: Situation, Persönlichkeit, Gewohnheit, Grad der Kontrolle und direkte Erfahrung 39 • Moderator V. sind stärkere Vorhersageindikatoren einer Handlung als die eigentlich zu Grunde liegende Einst.! Situative Variablen • Besondere Situationen können dazu führen, dass Personen ihren Einstellungen widersprechend Handeln (besonders bei schwachen Einst.) • Sit. Variable: Soziale Norm Anpassung an Gruppe Persönlichkeitsvariablen • Berücksichtigung von Gewohnheiten • Gewohnheiten können die Einstellungs-Verhaltens-Beziehung konfundieren! • Stimmungslage ist situative & Persönlichkeitsvariable • Andere Moderator Variablen: Kognitive Neigungen Selbstdiskrepanz (Unterschiede machen zw. Einem selbst und anderen betreffend die gleiche Sache) 40 Kapitel 6 – Änderung von Überzeugung und Einstellung Einstellungen, Argumente und Verhalten • • Einstellungsänderung: Jede signifikante Modifikation von individuellen Einstellungen. Im Überzeugungsprozess involviert das den Mitteilenden, die Kommunikation, das benutzte Mittel und die Charakteristiken des Publikums. Einstellungsänderungen können also geschehen, indem man jemanden veranlasst etwas zu tun, was einer existierenden Einstellung zuwiderläuft. Kognitive Dissonanz: Status psychologischer Spannung, produziert durch das gleichzeitige Besitzen von zwei gegensätzlichen Kognitionen. Menschen sind motiviert, diese Spannung zu reduzieren – oft durch Wechseln oder Ablehnen einer der Kognitionen. Festinger schlug vor, dass Menschen in ihren Einstellungen, im Glauben und Verhalten nach Harmonie streben und versuchen die Spannung aus der Widersprüchlichkeit der Elemente untereinander herauszunehmen. Überzeugende Kommunikation Nachricht mit der Intention eine Einstellung zu ändern und das zugehörige Verhalten eines Publikums Model der Yale Untersuchungen ist immer noch die Basis heutiger Kommunikationstheorien in Marketing und Werbung. Die grundlegende Frage von Hovland, Janis und Kelley war hierbei: „ Wer sagt was zu wem und mit welchem Effekt?“ Dabei untersuchten sie drei Variable, die in Überzeugung involviert sind: • der Mitteilende oder der Sender (wer) • die Kommunikation oder die Nachricht, das Signal (was) • das Publikum, der Empfänger (zu wem) Des Weiteren identifizierten sie vier eindeutige Schritte im Überzeugungsprozess: Aufmerksamkeit, Einbezug, Akzeptanz und Zurückhalten. Weitere Erkenntnisse: Baumeiste und Covington fanden heraus, dass Leute mit hohem Selbstwertgefühl genauso leicht zu überzeugen sind wie Leute mit niedrigerem. Allerdings nehmen sie die Überzeugung nicht für sich an. Wenn Überzeugung auftritt, können Leute sie auch ablehnen. Bem und McConnell kamen zu dem Entschluss, dass Leute, die Überzeugung unterliegen, dabei fehlschlagen wieder zu ihrer ursprünglichen Meinung zurückzukehren. Heute sind die meisten Sozialpsychologen sich darüber einig, dass Überzeugung eine Serie von Schritten ist – lediglich in der Wichtigkeit der einzelnen Schritte sind sie sich nicht einig. Wiederum einig sind sie sich in der Tatsache, dass zuletzt das Publikum Aufmerksamkeit der Nachricht des Mitteilenden schenken muss, den Inhalt verstehen und darüber nachdenken sollte, was gesagt wurde. Die Gedanken des Publikums sind entscheidend in diesem Prozess: die Nachricht wird akzeptiert, wenn positive Gedanken geweckt werden; wobei sie abgelehnt wird, wenn der Empfänger strenge Einwände dagegen hegt. Leute sind sich Überzeugungsversuchen bewusst - wir können kommerzielle Werbung, öffentliche Erziehungsprogramme und politische Propaganda umgehen. Third-person-effect: Die meisten Leute denken, dass sie weniger beeinflussbar sind als andere Leute. Nähere Betrachtung der drei Komponenten: Der Mitteilende: Yale Kommunikationsprogramm fand heraus, dass eine Gruppe von Variablen (bezogen auf den Charakter des Mitteilenden) signifikante Effekte auf die Akzeptanz einer Nachricht haben können. Effektiver machen einen Mitteilenden zum Beispiel einen hohen Anteil an Expertentum, gutes physikalisches Aussehen und erhebliche zwischenmenschliche und verbale Fähigkeiten. Glaubwürdigkeit des Sender: • Variablen des Mitteilenden beeinflussen die Akzeptanz der zu überzeugenden Nachricht 41 • • • • • Andere Eigenschaften des Mitteilenden spielen eine Rolle in Dingen, ob der Empfänger eine Nachricht akzeptiert oder ablehnt (Attraktivität, Beliebtheit und Gleichartigkeit) Attraktivität des Mitteilenden wird ausgenutzt von der Werbeindustrie Gleichartigkeit erhöht die Chance einer Akzeptanz, weil wir zu ähnlichen Menschen tendieren Keine Variable kann isoliert betrachtet werden, sondern ist eine Interaktion der drei Kategorien von Variablen Sender, Signal, Empfänger Bochner und Insko (1966): Glaubwürdigkeit des Senders in Kombination mit der Diskrepanz zwischen Meinung des Empfängers und des Senders hohe Diskrepanz ist keine gute Taktik, denn der Empfänger lehnt diese Meinung dann einfach ab; die höchste Diskrepanz zwischen den Meinungen darf sich ein Experte (besonders glaubwürdig) erlauben Die Nachricht: Verschiedene „Nachricht-Variablen“ wurden untersucht hinsichtlich ihrer Kraft in Bezug auf Veranlassung einer Einstellungsänderung. (Bsp.: Benutzung von beiden Seiten eines Argumentes hängt eng zusammen mit der Intelligenz des Publikums) Effekte der Wiederholung • In Werbeindustrie ist es ein Maxim, dass eine Nachricht oft wiederholt werden muss, um verstanden und wieder abrufbar zu sein • Ray (1988) Hauptziel: Minimierung der Wiederholungen Maximalen Einfluss mit minimaler Beanspruchung und deswegen kosteneffizientesten Aufwand • Arkes, Boehm und Xu (1991): einfache Wiederholung eines Statements lässt es mehr wahr erscheinen • Jacoby, Kelly, Brown und Jasechko (1989): Wiederholung eines Namens lässt einen Namen berühmt wirken Wirkt Beängstigung? • Angst-Erweckung kann Überzeugung erhöhen • Wie beängstigend kann eine Nachricht sein, um immer noch effektiv zu sein? (Bsp.: Man soll nicht Rauchen Zeigen von zerstörten Lungen) • Janis und Feshbach (1953): betrifft Zahngesundheit Gruppe Leichte Beängstigung Moderate Beängstigung Hohe Beängstigung • Hohe Beängstigung • • • • Ergebnis nach einer Woche Beste Pflege ihrer Zähne Zweitbeste Pflege Schlechteste Pflege Leventhal, Watts und Pagano (1967): betrifft Raucher, die Rauchen aufgeben wollen Gruppe Moderate Beängstigung • • Form der Beängstigung Schmerzvolle Ergebnisse von erkrankten Zähnen und Zahnfleisch erzählt Warnungen expliziter Erkrankungen könnten auf Rest des Körpers überspringen; visuelle Unterstützung Form der Beängstigung Gespräch mit Studien untermauert (Tod wg. Lungenkrebs und Zigarettenkonsum) Zusätzlich Film über Lungen-OP gesehen Ergebnis Nicht so großen Willen, Rauchen aufzuhören Größeren Willen Rauchen aufzugeben Erklärungsansätze für diese Diskrepanz: umgekehrte U-Kurven Hypothese McGuire sieht zwei Parameter, die kontrollieren wie wir auf eine überzeugende Nachricht reagieren: 1. Einsicht und 2. Grad des Ertrages, den eine Änderung erzielt Leichte Beängstigung Publikum wenig motiviert, die Nachricht zu beachten Moderate Beängstigung steigt Interesse und Aufmerksamkeit Hohe Beängstigung kann so große Angst erweckt werden oder sogar Panik, dass wir abgelenkt sind und uns wesentliche Fakten des Inhalts der Nachricht fehlen Witte, Berkowitz, Cameron und McKeon (1998): ob eine Nachricht ihr Ziel erreicht, ist bestimmt 42 von einem Ausgleich zwischen dem Empfänger von Gefahr und ob Menschen glauben, dass sie das korrekte Verhalten ausführen können Fakten vs. Gefühle • Unterschied zwischen bewertender (Nachricht wird so verpackt, dass Konsument „gutes Gefühl“ über Produkt hat) und faktischer (viele Informationen; Betonung auf Preis, Qualität, Garantie etc. einfache Wiederholung der Werbung ändert hier nicht das Kaufverhalten) Werbung in der Werbeindustrie • Moderne Werbung kombiniert beide Strategien Medium und Nachricht • Welches Medium hat den meisten Einfluss auf den Konsument? o Hängt von der Schwierigkeit des Verstehens ab: Nachricht einfach Videopräsentation bringt die meisten Einstellungsänderungen; Nachricht schwer Meinungsänderungen am stärksten bei geschriebenem Material Gestaltung einer Nachricht • Gestaltung einer Nachricht kann wichtige Rolle spielen • Z.B.: Gesundheit: Verhalten bezieht sich auf Erkennen einer Krankheit - selber Brust abtasten Nachricht sollte durch Begriffen von verhinderbaren Verlusten gekennzeichnet sein; bezieht sich das Verhalten auf ein positives Ergebnis, z.B. regelmäßigen Bewegungsübungen Nachricht sollte gestaltet sein mit Begriffen von Gewinn Das Publikum Selbstachtung • Abgelenktes Publikum einfacher zu überzeugen als eins, das voll aufmerksam ist – vorausgesetzt, die Nachricht ist einfach • Leute mit niedrigerer Selbstachtung sind leichter zu beeinflussen als diejenigen mit hoher • McGuire (1968): Selbstachtung und Beeinflussbarkeit verlaufen gekrümmt – umgekehrte UFunktion: Menschen mit hoher und niedriger Selbstachtung sind nicht so beeinflussbar wie Menschen mit moderater Selbstachtung o Menschen mit niedriger Selbstachtung: nicht so aufmerksam und ängstlicher in Bezug auf den Prozess der Verarbeitung einer Nachricht o Menschen mit hoher Selbstachtung: weniger anfällig für Beeinflussung, weil selbstbewusster • Ebenso einen Verlauf vorausgesagt für Intelligenz und Beeinflussbarkeit Männer und Frauen • Frauen sind leichter als Männer zu beeinflussen • McDavid und Sistrunk (1955): Frauen sind nur leichter zu beeinflussen, wenn das Produkt mannorientiert ist • Geschlechtsspezifische Überzeugung: Komplex aus Interaktion von Sender (Frau/Mann), Empfänger (Frau/Mann) und das Stereotyp der Nachricht Individuelle Differenzen: • Abhängig von Bedürfnis zur Kognition und zur Bewertung, der Präferenz zur Beständigkeit und in Wichtigkeit von Einstellungen Alter: • 5 verschiedene Hypothesen behandeln dieses Thema – Bsp.: „Lifelong openness“: das Alter ist irrelevant für die Beeinflussbarkeit hinsichtlich der Einstellungsänderung Andere Variablen: • Es gibt noch andere Variablen: o Z.B.: Vorausgegangene Einstellungen/Disconfirmation bias: Die Tendenz Argumente, die unseren ursprünglichen Einstellungen widersprechen, als haltlos anzusehen und anzufechten 43 Kognitive Antwort: Zwei doppelprozessige Modelle von Überzeugung • • Elaboration-likelihood model: Pettys und Cacioppos Model von Einstellungsänderung bedeutet: Wenn Leute eine Nachricht sorgfältig beachten, benutzen sie eine zentrale Route zur Verarbeitung; ansonsten eine periphere Route. Dieses Modell konkurriert mit dem nachfolgenden. Heuristic-systematic model: Chaikens Model von Einstellungsänderung: Wenn Leute eine Nachricht sorgfältig beachten, benutzen sie eine systematische Verarbeitung; ansonsten verarbeiten sie die Informationen mit Hilfe der Benutzung von mentalen Abkürzungen. (Wenn wir eine Nachricht beurteilen, benutzen wir Binsenweisheiten wie „Statistiken lügen nicht“.) Compliance (Befolgung): Zwischenmenschliche Beeinflussung Compliance bedeutet die oberflächliche, öffentliche und vorübergehende Änderung in Verhalten und ausgedrückten Einstellungen in Antwort auf Bitte, Zwang oder Gruppendruck. Taktiken für verbesserte Compliance • • • • Taktik der Liebenswürdigkeit: Strategie, die versucht zu erreichen, dass Konsumente einen „mögen“, damit diese wiederum Folge leisten. Wenn dieser Zustand erreicht ist, werden Aufforderungen/Wünsche/Bitten gestellt. Taktik des Prinzips der Gegenseitigkeit: Dieses Prinzip folgt dem Gesetz: „Sei so zu anderen, wie sie zu dir sind.“ Das bezieht sich auf einen Versuch Befolgung zu gewinnen, indem man zuerst jemanden eine Gefälligkeit beschert. Taktik der mehrfachen Bitte: Hier benutzt man einen zweischrittigen Prozess, um Befolgung zu gewinnen. Die erste Bitte fungiert als eine Einrichtung für die zweite, wirkliche Bitte. Dazu gibt es drei verschiedene Techniken: o Foot-in-the-door-Technik: Zuerst fragt man wegen eines kleinen Gefallens, die Person stimmt zu; dann fragt man wegen des großen Gefallens. o Door-in-the-face-Technik: Zuerst fragt man wegen eines großen Gefallens, die Person lehnt diesen ab; dann fragt man wegen eines kleinen Gefallens. o Low-ball-Technik: Man verpflichtet eine Person für Wahl 1. Dann erzählt man der Person, dass Wahl 1 doch nicht möglich ist und fragt nach mehr: Wahl 2. Die Person fühlt sich dann immer noch verpflichtet, obwohl versteckte Kosten auftreten. Im Alltag kommt das der Frage gleich: „Tust du mir einen Gefallen?“ Man bejaht, obwohl man den Inhalt noch nicht kennt. Einen entscheidenden Faktor bei all diesen Taktiken ist das Prinzip der Unbekümmertheit: Man stimmt einer Bitte zu, bevor man über sie nachgedacht hat. Untersuchungen in Bezug auf Handeln • Personen ändern eher ihre Einstellungen, wenn sie in dem Prozess aktiv handeln, als wenn sie nur passive Empfänger sind Die Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten und kognitive Dissonanz Die Theorie der kognitiven Dissonanz wurde 1957 von Festinger entwickelt. Kognitionen sind Gedanken, Kenntnisse, Einstellungen, Glauben. Dissonanz bedeutet, dass die kognitiven Elemente nicht miteinander vereinbar sind („ich rauche“ >-< „Rauchen erzeugt Krebs“). Wenn sie miteinander vereinbar sind („ich rauche“ <-> „rauchen beruhigt“) haben die Elemente eine konsonante Beziehung zueinander. Nach Festinger streben wir mit unseren Einstellungen, 44 Glauben und Verhalten nach Harmonie. Wir versuchen die Spannung, die sich in uns aufbaut, wenn unserere Kognitionen dissonant zueinander stehen zu reduzieren, und zwar indem wir konsonante Elemente addieren (“Ich treibe Sport“) oder dissonante Elemente subtrahieren („mein Opa hat geraucht und ist 90 geworden“). Desto größer die Dissonanz ist, umso mehr bemühen wir uns, sie zu reduzieren. Die „selective exposure hypothesis“ sagt aus, dass wir Kognitionen, die sich zu unseren dissonant verhalten, selektiv vermeiden, es sei denn sie sind zu stark (dann können wir unsere Kognitionen nicht mehr aufrecht erhalten) oder sie sind zu schwach (also sowieso nicht glaubwürdig). Potenziell dissonante Informationen werden vor allem umgangen, wenn wir wissen, dass wir unsere Meinung nicht mehr ändern können. Frey und Rosch (1984) gaben den Teilnehmern ihrer Studie Profile von „Managern“ und sie sollten entscheiden, ob sie diese feuern würden oder nicht. Die Versuchsgruppe bekam gesagt, sie könnten ihre Meinung nicht mehr ändern während der Kontrollgruppe gesagt wurde, sie könne ihre Meinung noch ändern. Danach wurde ihnen freigestellt, sich aus einem Pool von Informationen, die in konsonante und dissonante Informationen unterteilt waren, noch welche anzuschauen. Die Versuchsgruppe (durfte Meinung sowieso nicht mehr ändern) vermied die dissonanten Kognitionen und wählte mehr konsonate. Die Theorie der kognitiven Dissonanz hilft einem, folgendes zu verstehen: • Zweifel und Meinungsänderung nach Entscheidungen • Suche nach neuen Informationen • Warum wir soziale Unterstützung für unsere Meinungen brauchen • Meinungsäußerung , wenn wir uns in einer Gruppe befinden, die einheitlich anderer Meinung ist • Meinungsäußerung, wenn wir etwas entgegen unserer eigenen Vorstellungen gesagt haben • Meinungsäußerung, um heuchlerisches Verhalten zu mindern (Stone et al., 1997) Die Theorie der kognitiven Dissonanz wird oft mit der Balance Theory zusammengebracht, da es in beiden darum geht, Übereinstimmung so weit wie möglich herzustellen. Die Theorie der kognitiven Dissonanz macht es allerdings möglich Vorhersagen zu treffen, die nicht sofort auf der Hand liegen. Dies hat seinen Ursprung in der Herangehensweise, wie wir Entscheidungen treffen. Drei Paradigmen können unterschieden werden : • Rechtferigung der eigenen Leistung/Anstrengung Auch wenn einem eine Beschäftigung keinen Spaß gemacht hat oder sogar beschämend für einen war (genannt wird hier ein Gruppengespräch zu dem Thema Sexualität, Vpn sind junge Studentinnen), wird sie danach aufgewertet. Damit erhält man, dass Bild, dass man von sich gibt, aufrecht. In einer Studie von Cooper und Axom (1982) wurden Vpn gesucht, die abnehmen möchten. Sie sollten, um dies zu erreichen, Übungen machen, die körperlich aber nicht weiter anstrengend sind (z.B. Zungenbrecher). Die VG musste mehr Arbeit investieren als die KG, die VG nahm tatsächlich nehr ab. Da die Übungen nicht sonderlich sportlich waren, kann das Abnehmen als eine eine echtfertigung dafür gesehen werden, dass man so viel Zeit in diese Übungen investiert hat. • Induced Compliance Die Vpn wird dazu gebracht, zu einer Überzeugung zu kommen oder etwas zu tun, was ihren Einstellungen widerspricht, ohne dass sie das wahrnimmt (Manipulation!). Festinger und Carlsmith (1959): VPn mussten eine langweilige Aufgabe machen. Als sie fertig waren, wurde ihnen erzählt, 45 sie müssten für den VI einspringen, ihre einzige Aufgabe bestände darin, den nachfolgenden Vpn zu erzählen, die Aufgabe, die ihnen bevorstehe, sei wirklich interessant. Sie bekamen dafür einen Lohn. Die eine Gruppe bekam 1$, die andere 20$. Nachdem sie die Aufgabe den anderen Vpn schmackhaft gemacht hatten, wurden sie nach ihrer eigenen Einstellung zu der Aufgabe gefragt. In 20$-Gruppe trat keine Dissonanz auf, denn sie hatte zwar gelogen als sie erzählt haben, die Aufgabe sei interessant, aber dafür haben sie ja auch 20$ bekommen. Die 1$-Gruppe hingegen braucht nun eine Rechtfertigung vor sich selbst, weswegen sie für 1$ erzählt hat, die Aufgabe habe Spaß gemacht, also redet sie sich ein, sie sei auch wirklich interessant gewesen. 46 Kapitel 7 Soziale Einflüsse Übersicht: • Compliance & Konformität • Macht • Gehorsam gegenüber einer Autorität: Die Milgram-Studien • Konformität: Anpassung innerhalb einer Gruppe (Asch, Sherif) Definition: Prozess, bei dem die Einstellungen und das Verhalten eines Menschen durch die reale oder implizierte Anwesenheit von Menschen beeinflusst werden. Compliance & Konformität Compliance = Oberflächliche, öffentliche u. nicht dauerhafte Änderung des Verhaltens und/oder der geäußerten Meinung als Reaktion auf Druck oder Gruppenzwang. Compliance geht nicht immer mit der innersten Zustimmung einer Person einher. Es bleibt normalerweise nur bestehen, wenn das Verhalten unter Beobachtung steht. Z.B. gehorchen Kinder nur den Anweisungen ihrer Eltern, wenn diese sich von den Eltern beobachtet fühlen. Eine wichtige Voraussetzung für compliance ist, dass die Quelle des sozialen Einflusses aus der Sicht des zu Beeinflussenden über Macht verfügt. Macht ist die Basis von compliance. Konformität basiert dagegen nicht auf Macht, dafür aber auf die subjektive Gültigkeit sozialer Normen, d.h. auf die Überzeugung, dass das Verhalten, dass der Norm entspricht, korrekt, angemessen, gültig u. sozial wünschenswert ist. Somit wird die Norm für eine Person zu einem verinnerlichten Standard für das Verhalten u. macht Beobachtung durch eine machtvolle Person nicht notwendig. Die Person ist also innerlich von etwas überzeugt. Macht = die Fähigkeit, Einfluss auszuüben. Es gibt verschiedene Arten von Macht, auf die Menschen zurückgreifen können, um andere Menschen von etwas zu überzeugen oder um sie zu beeinflussen: • Reward power: Das Vermögen, Belohnungen zu versprechen, falls der andere compliance/ Einwilligung zeigt. • Coercive power: Das Vermögen, Strafe anzudrohen, falls der andere non-compliance zeigt. • Informational power: Der Glauben der zu beeinflussenden Person, dass der Beeinflussende mehr Informationen über eine bestimmte Sachlage hat als sie selber. Dies hängt allerdings von der Art der Info ab: Wenn jemand einer anderen Person ernsthaft davon überzeugen möchte, dass Schweine fliegen können, wird dieser nicht überzeugt sein. Die Info muss vor allem mit den normativen Erwartungen übereinstimmen. • Expert Power: Der Glauben der zu beeinflussenden Person, dass der Beeinflussende im Allgemeinen mehr Sachkenntnis u. Wissen hat. • Legitimate power: Der Glauben der zu beeinflussenden Person, dass der Beeinflussende durch einen anerkannten Machtapprat autorisiert ist, Entscheidungen zu fällen und zu befehligen. • Referent power: Identifikation oder Attraktion gegenüber der Quelle des Einflusses. 47 Gehorsam gegenüber einer Autorität: Die Milgram-Studien 1951 publizierte Asch die Ergebnisse eines Experimentes, in dem die Vpn sich den offensichtlich fehlerhaften Linien-Längen-Schätzungen der Mehrheit anpassten (ausführlichere Beschreibung des Experimentes: s. S. 4 meiner Zusammenfassung). Die Kritiker dieses Experimentes – darunter auch Milgram – kritisierten aber, dass die Vpn weder durch ihre Anpassung noch durch ihren Widerstand Konsequenzen zu erwarten hatten. Milgram (1974, 1992) versuchte also das Experiment vom Asch aufzugreifen und zu modifizieren, indem er eine Aufgabe an die Vpn stellte, bei der den Vpn glauben gemacht werden sollte, dass sie - je nachdem wie sie sich verhalten - weit reichende Konsequenzen zu erwarten haben sollten. Aufbau des Experiments: Die Teilnehmer wurden durch eine Anzeige in der Zeitung geworben. Die vierzig 20-50jährigen Männer unterschiedlicher Berufungen wurden in ein Labor in der Yale Universität beordert. Der Zweck des Experimentes war angeblich, den Effekt von Bestrafung auf die Lernfähigkeit eines Menschen zu untersuchen. Die Teilnehmer wurden – angeblich zufällig – in die Kategorie „Lehrer“ oder „Schüler“ per Losverfahren aufgeteilt. In Wirklichkeit war der Schüler immer ein Verbündeter des Vls u. der Lehrer immer die echte Vp. Der Schüler erhielt die Aufgabe eine Liste von Wortpaaren auswendig zu lernen u. die Aufgabe des Lehrers sollte darin bestehen, dem Schüler einen E-Schock zu verabreichen, sobald der Schüler ein nicht passendes Wort zu einem vorgegebenen Begriff angab. Der Lehrer konnte zusehen, wie der Schüler an einen Stuhl gebunden wurde u. wie die Elektroden an seinem Arm befestigt wurden. Außerdem hörte er den Schüler sagen, dass er ein leichtes Herz-Leiden habe. Der Vl gab an, dass die E-Schocks zwar schmerzhaft seien, aber keinen bleibenden Schaden verursachen würden. Der Lehrer wurde nun in einen separaten Raum geführt, in dem ein Schock-Generator aufgebaut war. Ihm wurde aufgetragen, dem Schüler fortschreitend größere Schocks zu verabreichen, wenn der Schüler Fehler begehen sollte. Auf dem Schock-Generator war deutlich zu erkennen, dass die Differenz von einer Stufe zur nächsten 15V beträgt u. dass es insgesamt 30 Stufen gibt. Die kleinste Stufe beträgt also 15V u. die größte 450V. Außerdem sind auf der Volt-Skala Etiketten mit der Aufschrift „slight shock“ über „Intense shock“ bis zu „XXX“ befestigt (s. Figur 7.2, S. 249). Bevor das Experiment beginnt, erhält der Lehrer einen Test-Schock von 45V. Ablauf: Sobald der Lehrer 75V erreicht hat, gibt der Schüler Schmerzenlaute von sich, ab 150V verlangt er, das Experiment abzubrechen, ab 180V gibt er zu verstehen, dass er es nicht mehr länger aushält u. ab 300V gibt er keinerlei Worte oder Lösungen mehr von sich, was vom Lehrer als „falsche Antwort“ gewertet werden muss. Während des Experiments ist der Lehrer nervös u. angespannt u fragte mehrmals, ob er das Experiment abbrechen könne. Darauf reagierte der Vl mit Aussagen wie „bitte machen Sie weiter“, „das Experiment erfordert es, dass sie weitermachen“ oder „Sie haben keine andere Wahl, Sie müssen weitermachen“. Ergebnis: 110 Experten menschlichen Verhaltens wurden gefragt vorherzusagen, wie weit ein normaler Mensch bei diesem Experiment gehen würde. Die Experten gaben an, dass nur 10% 180V überschreiten würden u. dass niemand bis zum Ende – also bis 450V - gehen würde. Tatsächlich aber gehorchten 100% sogar bis zu 210V u. ca. 65% bis zum Ende des Experiments (s. Figur 7.3, S. 250). Weitere Experimente von Milgram ergaben, dass Frauen im Allgemeinen auch denselben Grad an Gehorsam zeigten. Des Weiteren ergaben Experimente in anderen Ländern, dass die Vpn in Spanien u. in den Niederlanden zu über 90% vollkommen gehorchten, in Italien, Österreich u. Deutschland zu über 80%, australische Männer zu 40% u. australische Frauen zu 16%. 48 Erklärungsversuche: Eine Erklärung, warum es Menschen schwer fällt das Experiment abzubrechen, könnte darin begründet sein, dass das Experiment zunächst mit harmlosen E-Schocks beginnt. Sobald Menschen sich auf einen Handlungsverlauf eingestellt haben, wie z.B. E-Schocks zu verabreichen, kann es schwierig für sie werden, nachträglich ihren Willen zu ändern. Eine weitere Erklärung für den Gehorsam ist die mangelnde Nähe des Schülers zum Lehrer. In einer weniger unmittelbaren Bedingung, in der der Schüler vom Lehrer weder gesehen noch gehört werden konnte, gingen sogar 100% der Vpn bis zum Ende der Volt-Skala. Wenn der Schüler dagegen im selben Raum zugegen war, gehorchten 40% bis zum Ende, u. wenn der Lehrer sogar die Hand des Schülers regelmäßig auf eine Elektrode legen musste, gehorchten immer noch 30% bis zum Ende. Mit ansteigender Unmittelbarkeit oder Nähe zw. Schülers u. Lehrer sinkt also der Gehorsam gegenüber dem Vl. Unmittelbarkeit mag es einem Menschen einfacher machen, das Opfer als eine lebende u. fühlende Person wie man selber zu sehen. So kann sich der Lehrer einfacher in die Gedanken u. Gefühle des Mitmenschen hineinversetzen. Ein weiterer wichtiger beeinflussender Faktor ist die Nähe einer Autoritäts-Person. Nur noch 20% der Vpn gehorchten vollkommen, wenn der Vl sich nicht im selben Raum befand u. die Anweisungen telefonisch durchgab. Wenn der Vl keinerlei Anweisungen gab u. die Vp vollkommen frei in ihren Entscheidungen war, hielten „nur“ noch 2,5% bis zum Ende durch. Die Anwesenheit von zwei ungehorsamen Kollegen des Vls reduzierte den Gehorsam der Vp auf 10%, während zwei gehorsame Kollegen den Gehorsam der Vp auf 92,5% anstiegen ließen. Auch hat die Legitimität Einfluss auf das Verhalten der Vp, denn diese erlaubt es einem Menschen, auf die persönliche Verantwortung des eigenen Verhaltens zu verzichten. Aus diesem Grund ist vermutlich auch der Gruppenzwang (s. o.) so effektiv, denn das Verhalten der Kollegen hilft der Vp bei der Einschätzung, ob das Verabreichen von E-Schocks legitim oder nicht legitim ist. Sobald das Experiment an Seriosität zu verlieren u. nicht mehr im Namen der Wissenschaft zu stehen schien (wenn das Experiment also z.B. nicht mehr in einem Labor, sondern in einem heruntergekommenen Büro stattfand), sank der Gehorsam auf 48%. Die Folgen Milgram war bemüht, die insgesamt über 1000 Vpn nach dem Experiment in psychologischer Behandlung zu wissen. 83,7% der ehemaligen Vpn gaben an, froh darüber zu sein, an dem Experiment teilgenommen zu haben. 1,3% haben diese Entscheidung jedoch bereut. Die Milgram-Studien wurden stark kritisiert, da sie von vielen als ethisch fragwürdig angesehen wurden. Das Ergebnis der Debatte um Milgrams Experimente war eine Reihe von ethischen Regeln, an die sich die Vl in Zukunft zu halten haben. Die Hauptaussagen sind folgende: • Die Teilnahme muss sich auf vollste Zustimmung auf Seiten der Vpn gründen. Hierfür müssen die Vpn ausreichend informiert werden (In Milgrams Experimenten wurden die Vpn nicht ausreichend informiert. Sie waren zwar einverstanden, an dem Experiment teilzunehmen, aber die wahre Beschaffenheit des Experiments blieb ihnen verschwiegen). • Die Vpn müssen explizit darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie das Experiment jederzeit beenden können ohne irgendeine Art von Strafe erwarten zu müssen (in Milgram Experimenten wurden die Vpn nicht darauf hingewiesen, dass sie das Experiment jederzeit beenden können. Tatsächlich war es sogar der Sinn u. Zweck der Studie die Vpn zum Bleiben zu überzeugen). • Die Vpn müssen am Ende des Experimentes in vollem Umfang aufgeklärt werden. Der Gebrauch von kleineren u. harmlosen Täuschungen in Form von Cover-Stories wurde jedoch weiterhin als essentiell betrachtet. 49 Konformität: Anpassung innerhalb einer Gruppe Allport (1924) beobachtete, dass Menschen in Gruppen weniger extreme u. mehr konservative Urteile abgeben, als wenn sie alleine ein Urteil abgeben müssen. Es scheint so, als wenn die Gruppe ihre Mitglieder dazu bringen kann, sich gegenseitig anzupassen u. eine ähnliche Meinung zu haben. Sherif (1936) verband diesen Konvergenz-Effekt mit einer Erklärung der Entwicklung von GruppenNormen. Er ging davon aus, dass Menschen davon überzeugt u. sicher sein müssen oder wollen, dass das, was sie tun, denken u. fühlen richtig u. angemessen sein muss. Zu diesem Zweck richten sich Menschen nach dem Verhalten anderer Menschen. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn Menschen sich ihrer Meinung sehr unsicher sind. Durchschnittliche oder mittlere Urteile werden zudem im Allgemeinen als mehr korrekt erachtet, als überoder unterdurchschnittliche Urteile, also neigen Menschen eher dazu durchschnittliche Meinungen anzunehmen. Sherif glaubte, dass dies sowohl die Entstehung von sozialen Normen als auch die Konvergenz innerhalb von Gruppen erklärt. Um seine Idee zu überprüfen, bediente Sherif sich in seinen Experimenten der Autokinese (= optische Illusion, in der sich ein Lichtpunkt in kompletter Dunkelheit zu bewegen scheint). Menschen, die die Bewegung des Lichtpunktes schätzen sollten, empfanden die Aufgabe als sehr schwierig u. fühlten sich in ihrer Einschätzung eher unsicher. Die Vpn waren sich nicht dessen bewusst, dass sie einer optischen Täuschung unterlagen u. dass der Lichtpunkt in Wirklichkeit immer an derselben Stelle blieb. In der ersten Bedingung u. in der ersten Session (eine Session wurde pro Tag durchgeführt, wobei jede Session aus 100 Durchgängen besteht) sollten die Vpn zunächst alleine ein Urteil über die Bewegung des Lichtpunktes abgeben. Die drei Individuen legten sich jeweils auf eine persönliche Norm fest. In den nächsten drei Sessions sollten sie dieselbe Aufgabe lösen, jedoch in Gruppen von je zwei oder drei Personen. Die Schätzungen näherten sich schnell gegenseitig an u. waren in der vierten Session sogar identisch. In der zweiten Bedingung des Experiments sollten die Vpn den Versuch als Gruppe starten u. bis zur dritten Session auch in dieser Gruppe verbleiben. Die Gruppenmitglieder passten ihre Urteile schnell gegenseitig an. In der vierten Session sollte jeder für sich alleine ein Urteil abgeben. Es war zu beobachten, dass sich jeder trotzdem an die Gruppennorm hielt (s. Figur 7.4, S. 254). • Aus diesem Experiment lässt sich also schließen, dass normativer Druck einer der effektivsten Wege ist, um das Verhalten von Menschen zu verändern. Asch (1952) war aber der Meinung, dass wenn man sich seiner Meinung absolut sicher ist u. überzeugt davon ist, was angemessen u. korrekt ist, dann ist das Verhalten anderer Menschen irrelevant u. somit nicht einflussreich. Um seine Idee zu überprüfen, führte Asch folgenden Versuch durch: Männliche Studenten nahmen an einem Versuch teil, der angeblich zur Untersuchung der Fähigkeit der visuellen Diskriminierung (Unterscheidung) dienen sollte. Die Vpn setzten sich in Gruppen von je sieben bis neun Personen an einen Tisch, wobei alle Teilnehmer - bis auf eine echte Vp - aber Verbündete des Vls darstellten. Die Teilnehmer sollten ihr Urteil offen angeben, welche Linie von den drei präsentierten Linien von der Länge her der Standard- bzw. der Ausgangslinie entspreche (s. Figur 7.5, S. 256). Es gab insgesamt 18 Durchgänge, wobei 12-mal von den Verbündeten des Vls ein offensichtlich falsches Urteil abgegeben wurde. Außerdem gab es eine Kontrollgruppe, bei der die Vp die Aufgabe allein u. ohne Gruppen-Einfluss lösen sollte. Weniger als 1% der Antworten dieser Kontrollgruppe begingen Fehler. Dies lässt den Schluss zu, dass die Aufgabe leicht zu lösen ist u. i.d.R. keine Unsicherheiten bei den Vpn auslösen. Ergebnis: 25% der Vpn gaben in dem Experiment durchgängig die richtige Lösung an, ca. 50% passte sich den fehlerhaften Aussagen der Mehrheit bei sechs oder mehr Durchgängen an u. 5% passten sich an alle 12 Durchgängen an, bei denen von der Mehrheit eine falsche Aussage gemacht wurde. Zum Ende des Experimentes fragte Asch die Vpn, warum sie sich der Meinung der Mehrheit angepasst hatten. Sie gaben alle an, dass sie zunächst Unsicherheiten u. Selbstzweifel empfanden, was aus der Diskrepanz zw. ihrer Meinung u. die der Rest der Gruppe resultierte. Außerdem gaben sie an, dass sie sich 50 gehemmt fühlten, Beklemmungsgefühle hatten, Einsamkeit verspürten u. Angst vor Missbilligung durch die anderen empfanden. Die Mehrheit der Vpn berichteten, dass sie zwar etwas anderes wahrnahmen als die Mehrheit der Gruppe angab, aber dann vermuteten, dass ihre Wahrnehmung wohl ungenau sei u. dass das Urteil der Gruppe korrekt sei. Andere glaubten nicht, dass der Rest der Gruppe Recht habe, aber sie stimmten der Gruppe trotzdem zu, um sich nicht von ihnen abzuheben. • Ein Grund, warum sich Menschen anpassen, ist also, Spott u. soziale Missbilligung zu vermeiden (selbst wenn der Stimulus eindeutig ist). Wenn die Vpn keiner Angst mehr vor sozialer Missbilligung haben müssen, ist folglich zu erwarten, dass die Anpassungsrate sinkt. In einer anderen Version des Experiments wurden die echten Vpn also dazu aufgefordert, ihr Urteil für sich alleine aufzuschreiben u. nicht öffentlich kund zu tun. Tatsächlich sank die Konformität auf 12.5%. Asch führte noch eine andere Version seines Experimentes durch: In einer Gruppe waren in diesem Fall 16 echte Vpn u. ein Verbündeter des Vls, der bewusst falsche Urteile abgab. Die Vpn empfanden das Verhalten der Vpn als lachhaft u. verspotteten ihn offen. Es wurden noch weitere Modifikationen u. a. durch Deutsch u. Gerard (1955) durchgeführt. Dabei wurden das Ausmaß des Gruppendrucks sowie das Ausmaß der Unsicherheit der Vp in Bezug zur Lösung der Aufgabe variiert. • Je geringer die Unsicherheit u. der Gruppendruck, desto weniger Konformität war zu beobachten (s. Figur 7.6, S 257). Trotzdem konnte weder das höchste Maß an Eindeutigkeit in Bezug zur Lösung der Aufgabe noch das höchste Maß an Anonymität der Vp die Konformität vollkommen abbauen. Anpassung: Wer passt sich an? Bei der Anpassung an andere treten große individuelle Unterschiede auf. Daher suchen Sozialpsychologen nach Persönlichkeitsfaktoren, die einige Menschen anfälliger für anpassendes Verhalten machen. Menschen, die sich an andere anpassen tendieren zu: • Wenig Selbstbewusstsein • Hohen Bedarf an sozialer Unterstützung oder Anerkennung • Hohen Bedarf an Selbstkontrolle • Geringem IQ • Ängstlichkeit • Selbstbeschuldigung • Gefühl, einen geringen Status in der Gruppe zu haben Menschen passen sich in manchen Situationen an, in anderen nicht. Dies lässt erwarten, dass die Faktoren der spezifischen Situation wichtiger sind, als die Persönlichkeitsfaktoren. Passen sich Frauen eher an als Männer? Die Art der Anpassungsstudie spielt hier eine wichtiger Rolle. Haben Frauen weniger Gewohnheit und Übung mit einer Aufgabe als Männer, zeigen sie eine größere Ungewissheit und sind leichter zu beeinflussen. Sistrunk & Mc David (1971) Studie mit männlichen und weiblichen Teilnehmern Drei verschiedene Versuchsbedingungen: 51 1) Aufgabe mit traditionell männlichen Items ( spezielle Kombischlüssel identifizieren) 2) Aufgabe mit traditionell weiblichen Items ( Handarbeit identifizieren) 3) Aufgabe mit geschlechtsneutralen Items ( Popstar identifizieren) Bei der ersten Bedingung zeigen die Frauen mehr anpassendes Verhalten als die Männer. In der zweiten Bedingung zeigen die Männer mehr anpassendes Verhalten als die Frauen. Bei den neutralen Items zeigen beide Geschlechter gleich viel Anpassung. Kulturelle Normen Bei der Studie von Smith und Bond (1998), die das Asch Paradigma nutzten um Anpassungsstudien in verschiedenen Ländern durchzuführen, zeigte sich signifikante interkulturelle Variation. Der Anpassungslevel variierte von 14% (Belgien) bis hin zu 58% (Fiji). Der allgemeine Durchschnitt lag bei 31,2%. Individualistische Kulturen in Nordamerika bzw. Nordwesteuropa (25,3%) erreichten einen allgemein niedrigeren Wert als die kollektivistischen Kulturen ,z.B. in Afrika, Asien, Ozeanien, Südamerika, etc (37,1%). Eine Meta Analyse von 133 Replikationen des Asch Paradigma in 17 Ländern erzielte das Ergebnis, dass Personen, die in Hofstede’s collektivism scale (1980) hohe Werte bekamen, sich mehr anpassten als die Personen, die aus Hofstede’s collectivism scale mit niedrigen Werten hervorgingen. (Verweis auf Kapitel 16, Figur 16.1) Anpassung ist in kollektivistischen Staaten erwünscht und wird als Form von sozialen Zusammenhang angesehen. Interessanter: Obwohl der Anpassungslevel in individualistischen Staaten niedriger ist, liegt der Wert immer noch relativ hoch: Selbst, wenn Anpassung negative Seiten hat, finden es Menschen schwierig, der Anpassung an Gruppen zu widerstehen. Situationsabhängige Faktoren der Anpassung Sozialpsychologen erforschten hier vor allem die Gruppengröße in Zusammenhang mit der Gruppenübereinstimmung. Obwohl manche Studien einen linearen Zusammenhang zwischen Gruppengröße und Gruppenübereinstimmung sehen, zeigt sich der stabilste Fund bei einer Gruppenmehrheit von 3-5 Personen. Hier ist die Anpassung am stärksten – zusätzliche Gruppenmitglieder bewirken lediglich kleine Effekte. Campbell & Fairey (1989) Anpassung hängt vom Diskussionsthema und von der Motivation des Individuums ab. 1) keine objektiv richtige Lösung (bevorzugter Musikstil etc): linearer Effekt mit wachsender Gruppengröße: Das Individuum möchte zu der Gruppe dazugehören. Je größer die Mehrheit, desto größer ist auch der Einfluss auf das Individuum. 2) objektiv korrekte Antwort möglich: Individuum möchte korrekt antworten, daher sind die Sichtweisen von 1-2 anderen Personen ausreichend als Bestätigung oder zum Überdenken der eigenen Sichtweise. Zusätzliche Meinungen von weiteren Gruppenmitgliedern sind größtenteils überflüssig. Wilder (1977) Nicht die Anzahl von physisch anwesenden Personen, sondern die Anzahl der unabhängig erscheinenden Informationsquellen einer Gruppe ist entscheidend. Eine Mehrheit von 3 unabhängig erscheinenden Personen hat mehr Einfluss als eine Mehrheit von 5 Personen, die sich scheinbar 52 abgesprochen haben. Es ist eine schwierige Aufgabe für Menschen in Gruppen, mehr als 4-5 verschiedene Meinungen zu vertreten. Daher gibt es eine Tendenz zur Anpassung an vorherige Meinungen. Somit zeigt sich der stabilste Mehrheitsfund bei 3-5 Personen (s.o.). Aschs Original Experiment • Stimmt die Mehrheit falsch überein, so wird eine Anpassungsrate von 33% erzielt. • Anpassung wird stark reduziert, wenn die Mehrheit nicht übereinstimmt • Ein korrekter Unterstützer, der immer richtig antwortet und mit dem Teilnehmer übereinstimmt reduziert die Anpassung von 33% auf 5%. • Jede Art von Nichtübereinstimmung scheint bei diesem Experiment effektiv zu sein. Ein Andersdenkender ist sogar dann effektiv, wenn er mehr Fehler macht als die Mehrheit. Allen und Levine (1971) Abweichende und Unterstützer sind effektiv bezüglich Anpassung, weil sie die Übereinstimmung der Gesamtheit erschüttern. Es wird überhaupt über Alternativen nachgedacht. Normativer Einfluss und Informationseinfluss Informationseinfluss Einfluss auf Anpassung, um voneinander Informationen zu akzeptieren als Beweis für Realität. Menschen brauchen das Gefühl, ihren Wahrnehmungen, Überzeugungen und Emotionen trauen zu können. Informationseinfluss spielt immer dann eine Rolle, wenn Personen unsicher sind (z.B. wenn ein Stimulus zweideutig ist). Effektiver Informationseinfluss verursacht kognitive Veränderung. Sherif (1936) In den autokinetischen Experimenten von Sherif spielt Informationseinfluss sehr wahrscheinlich eine Rolle. Die Personen waren verunsichert über die gesehenen Bewegungen und passten sich daraufhin der Mehrheit an. Wenn ihnen erzählt wurde, dass die scheinbaren Bewegungen nur eine Illusion waren, wurden sie resistent für Anpassung. Normativer Einfluss Einfluss auf Anpassung, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Menschen haben das Bedürfnis nach sozialem Ansehen und Akzeptanz. Normativer Einfluss spielt eine Rolle, wenn die Gruppe machtvoll genug ist, um die Mitglieder zu belohnen oder zu bestrafen. Hierbei ist die Überwachung durch die Gruppe von großer Bedeutung. Normativer Einfluss war sicher die Hauptursache für Anpassung im Asch Paradigma. Die Stimuli waren eindeutig, daher scheidet Informationseinfluss aus. Privatsphäre, Anonymität und weniger Überwachung durch die Gruppe reduzierten die Anpassung an die Mehrheit, wahrscheinlich weil der normative Einfluss geschwächt war. Deutsch und Gerard (1955) Sie versuchten den normativen Einfluss völlig auszuschalten, trotzdem zeigte sich eine Anpassungsrate von 23%. • Informationseinfluss und/oder normativer Einfluss war trotzdem vorhanden. • Es gibt einen dritten, noch nicht entdeckten sozialen Einflussprozess. • Sozialer Einfluss in Gruppen muss auf andere Weise erklärt werden. Normativer Einfluss und Informationseinfluss erklären Beeinflussung durch einen dualen Prozess (entweder Anpassung auf Grund von Informationsbedarf oder Anpassung auf Grund von sozialer 53 Akzeptanz). Die Zugehörigkeit zu Gruppen ist ebenfalls von großer Bedeutung.(social identity approach) Fühlen wir uns zu einer Gruppe zugehörig, werden die Normen der Gruppe Standards für unser Verhalten (referent informational influence). Turner (1985): Der Prozess sich selber als Gruppenmitglied zu kategorisieren, produziert soziale Identität, Gruppenverhalten und Gruppenübergreifendes Verhalten. Metakontrastprinzip Das Metakontrastprinzip beschreibt, wie Mitglieder einer Gruppe die Differenzen zwischen Gruppenmitgliedern minimieren und sich gleichzeitig nach außen von anderen Leuten abgrenzen. Die Gruppennorm ist internalisiert als kognitive Repräsentation für angebrachtes Verhalten als Gruppenmitglied. Somit passen wir unser eigenes Verhalten an diese Gruppennorm an. Verhalten sich alle Mitglieder konvergent, verstärkt dies das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe. Überwachung durch andere Gruppenmitglieder ist hier nicht mehr nötig. Minderheiteneinfluss Minderheiten können die Sichtweisen der Mehrheit ändern. Oftmals hat dieser Einfluss mit Leadership zu tun. Asch (1952) fand heraus, dass über einen einzelnen Deviate gelacht wird und dieser mit seinen Ansichten nicht ernst genommen wird. In einer Variante fand Asch heraus, dass eine größere Minderheit (9 Personen, die einer Mehrheit von 11 Personen gegenüber standen), ernster genommen wurden, auch wenn die Mehrheit konstant bei ihrer Sichtweise blieb. Minderheiten, vor allem die, die aktiv und organisiert sind, leiten neue Ideen ein und stellen so sozialen Wandel her. Ohne Minderheiteneinfluss wäre sozialer Wandel nur schwer zu erklären. Kritik zur Anpassungsforschung Vorurteil der Anpassung: Anpassung verläuft immer nur in eine Richtung, nämlich in dem sich Minderheiten an Mehrheiten anpassen. Somit wird Sicherheit erzeugt und Stabilität aufrecht erhalten. Moscovici & Faucheux (1972) sahen in Aschs Paradigma in Wirklichkeit eine Minderheitenbeeinflussung. Passt sich wirklich eine richhtige Versuchsperson an die scheinbare Mehrheit an, was die eindeutigen visuellen Reize betrifft? Aschs Experimente waren laut Moscovici und Faucheux nicht eindeutig, da Versuchsperson und Mehrheit nicht in Übereinstimmung standen. Somit kann man das Experiment umdeuten, sodass sich die Vp an eine Minderheit anpasst, die konsequent erscheint, während die große Mehrheit, die anders antworten würde (nämlich korrekt), gar nicht am Experiment teilnimmt. Entgegengesetzt zur traditionellen Anpassungsforschung glaubte Moscovici, dass es Nichtübereinstimmung und Konflikte in Gruppen gibt und dass daraus die folgenden 3 Handlungsmöglichkeiten entstehen: • Anpassung: Die Sichtweise der Mehrheit setzt sich durch, sodass sich die Minderheit an diese Sichtweise anpasst. • Normalisation: es wird ein gegenseitiger Kompromiss gefunden • Innovation: Die Minderheit produziert einen Konflikt um die Mehrheit zu dem Punkt zu bekommen, indem sie sich der Minderheit anpasst. Einfluss des Verhaltens Menschen meiden den sozialen Konflikt. Funktioniert dies nicht, kapitulieren sie oft, um den Konflikt zu verhindern. Aktive Minderheiten schaffen Konflikte und betonen diese. Moscovici glaubte, dass dies eine effektive Möglichkeit sein kann, über eine Mehrheit zu gewinnen. Eine 54 wichtige Rolle hierbei spielt das Verhalten der Minderheit. • Die Minderheit unterbricht die Mehrheitsnorm und stellt somit Unsicherheit und Zweifel her. • Die Minderheit präsentiert sich selbst als Einheit. • Sie stellt dar, dass es Alternativen zu der Überzeugung der Mehrheit gibt. • Sie demonstriert Sicherheit in ihrer Sichtweise. Studie von Maass & Clark (1984) 4 Vpn und 2 Komplizen nahmen an einer Farbwahrnehmungsaufgabe teil, in welcher es darum ging, die Farbe von blauen Balken in verschiedener Intensität zu benennen. Die Komplizen nannten die blauen Balken entweder konstant „grün“ oder inkonsequent zu zwei Dritteln „grün“ und zu einem Drittel „blau“. Zudem gab es eine Kontrollgruppe mit 6 richtigen Versuchspersonen. Die konsequente Minderheit hatte signifikant mehr Einfluss auf die Vpn als die inkonsequente Minderheit. Auch wenn die Anpassungsrate bei einer konsequenten Minderheit wesentlich geringer ist als bei einer konsequenten Mehrheit, so ist es trotzdem bemerkenswert, dass 4 Personen von 2 Personen beeinflusst werden. Nach diesem Test wurde die Farbwahrnehmung der einzelnen Person geprüft. Dabei konnte man feststellen, dass die Schwelle „grün“ bei zweideutigen Reizen zu sagen, bei den Experimentalgruppen deutlich geringer war. Dieser Effekt war stärker ausgeprägt bei den Teilnehmern, die in der Gruppe der Mehrheit widerstanden haben und die Balken nie öffentlich „grün“ genannt haben. Moscovici und Lage (1976) nutzen die gleiche Farbwahrnehmungsaufgabe, um konsistente und nichtkonsistente Minderheiten mit konsistenten und nichtkonsistenten Mehrheiten zu vergleichen. Die nichtkonsistente Minderheit hatte keinen Effekt, aber die konsistente Minderheit ergab eine Anpassungsrate von 10 %. Dies lässt sich nicht vergleichen mit der Anpassungsrate der konsistenten Mehrheit von 40%, aber sehr wohl mit der inkonsistenten Mehrheit von 12%. Am wichtigsten allerdings ist, dass die einzigen Teilnehmer, bei denen sich die blau-grün-Schwelle änderte, diejenigen waren, die sich in der Gruppe mit der konsistenten Minderheit befanden. Zwei wichtige Merkmale von Konsistenz • Es handelt sich um wirkliche Konsistenz, nicht nur um das Wiederholen der Aussage • Die Präsenz von Konsistenz innerhalb der Minderheitengruppe ist von großer Bedeutung Verhaltensfaktoren, die Minderheiten einflussreich machen können: • Investment: Minderheiten sind effektiver, weil sie für ihre Überzeugung größere persönliche oder materielle Opfer erbringen müssen • Autonomie: Minderheiten sind effektiver, wenn sie aus ihrer Überzeugung handeln und nicht aus niederen Motiven • Stabilität vs. Flexibilität: eine Minderheit muss absolut konsistent in ihrer Position bleiben und trotzdem offen und flexibel erscheinen Gruppenmitgliedschaft und soziale Identität Gruppen, die in der Gesellschaft die Sichtweise von Minderheiten vertreten, werden oftmals als soziale Außenseitergruppen bezeichnet oder für Deviants gehalten. Die Sichtweise von Homosexuellen, Umweltschützern und Intellektuellen wird oft als irrelevant dargestellt, trivialisiert oder belächelt. Somit ist es für Minderheiten eine schwierige Aufgabe, effektiven Einfluss zu erlangen. Der Trick hierbei ist, dass sich Minderheiten als feste Gruppe darstellen müssen, aber trotzdem eine offene konsistente Sichtweise nach außen hin vertreten müssen. 55 Wenn die Gruppenmitgliedschaft auf Grund einer nach außen vertretenen Perspektive sehr wichtig ist, dann gibt es eine Art von Neudefinition in den Gruppeneigenschaften der Minderheit und sie wird somit effektiv. Konversion 1980 definierte Moscovici sozialen Einfluss mit Hilfe eines dualen Modells neu. Er erklärte, dass Minderheiten und Mehrheiten sozialen Einfluss auf verschiedene Art und Weise gewinnen. Die Perspektive der Mehrheit wird auf Grund von normativer Abhängigkeit oder Informationsabhängigkeit passiv ohne viel Nachdenken übernommen. Im Gegensatz dazu erfolgt der Einfluss von Minderheiten oftmals über einen oft verborgenen indirekten Wandel der privaten Überzeugung (Konversionseffekt). Dabei ist es, wie in der Studie von Moscovici und Lage erklärt möglich, dass Personen innerlich ihr Überzeugung geändert haben, auch wenn sie öffentlich die Meinung der Mehrheit vertreten. Clark und Maass (1983) fanden in einer Studie über die Rechte von Homosexuellen heraus, dass die öffentlich verkündeten Meinungen der Mehrheit folgen, während die privat ausgesprochenen Einstellungen in die Richtung gingen, die durch die Minderheit präsentiert wurde. Moscivici & Personnaz (1980) führten eine Studie durch, in der einzelne Vpn mit Komplizen konfrontiert wurden, die entweder eine Mehrheit oder eine Minderheit darstellten. Die Aufgabe bestand darin, eindeutige Farbwahrnehmungsaufgaben zu beurteilen . Die Komplizen nannten dabei die blauen Balken konsequent „grün“. Die Teilnehmer nannten öffentlich die Farbe, die sie sahen und schrieben dann privat den gesehenen Nacheffekt auf (bei blau=gelb; bei grün=violett). Die Phase mit den Komplizen ist Phase 2 des Experiments. In Phase 1 und 3 beurteilten die Vpn genau das gleiche, allerdings ohne Einfluss durch andere Personen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Vp bei Einfluss durch eine Mehrheit gleichbleibend ein gelbes Nachbild sahen. Bei Einfluss durch die Minderheit allerdings gaben die Teilnehmer ein violettes Nachbild an. Der Effekt, dass die Teilnehmer wirklich einen grünen Balken sahen, blieb auch dann bestehen, wenn sie unbeeinflusst waren. Andere Forscher, die diese Studien wiederholten, konnten diesen Effekt nicht bestätigen. Das heißt nicht, dass die Konversationstheorie fasch ist, aber es bewirkt, dass der Status dieser Studie als Beweis für die Theorie fragwürdig ist. Attribution und Minderheiteneinfluss Es gibt viele Aspekte, die den Einfluss von Minderheiten als Attributionsprozess erscheinen lassen. Effektive Minderheiten sind konsistent, unabhängig von der Mehrheit, unbeeinflusst von externem Druck und flexibel. Diese Kombination lässt uns denken, dass Minderheiten ihre Position frei ausgewählt haben. Dies führt dazu, dass Personen Minderheiten ernst nehmen und ihre eigenen Einstellungen überdenken. Soziale Auswirkung und Minderheiteneinfluss Soziale Auswirkungen beschreiben den Effekt, den andere Personen auf unsere Einstellungen oder unser Verhalten haben, normalerweise als Konsequenz von Faktoren wie Gruppengröße und zeitlicher Unmittelbarkeit. Latané und Wolf (1981) zeigten, dass eine Einflussquelle mit der Anzahl der Personen steigt. Doch wenn die Einflussquelle in der Anzahl größer wird, wird die Auswirkung jeder einzelnen Quelle kleiner. Anscheinend muss die Anzahl der einflussnehmenden Personen ein bestimmtes Plateau erreichen. Eine bestimmte Anzahl von Personen muss erreicht sein, damit eine Minderheit Einfluss ausüben kann und nicht belächelt wird. Zusätzliche Mitglieder haben dann allerdings wenig Auswirkungen. Somit haben die einzelnen Personen einer Minderheit mehr Einfluss als die einzelnen Personen einer Mehrheit. 56 Kritik Latané und Wolf können somit einige quantitative Unterschiede zwischen Minderheiten- und Mehrheiteneinfluss erklären. Sie selber gaben allerdings schon zu, dass ihr Modell für die Erklärung qualitativer Unterschiede nicht geeignet ist. Auch die Erklärung durch normative Einflüsse bzw. Infromationseinflüsse reicht allein nicht aus, um sozialen Einfluss zu erläutern. Ob Minderheiten oder Mehrheiten einflussreich sind, kann einfach davon abhängen, ob es Menschen gibt, die sich selber als Mitglieder einer Minderheit zuordnen können oder nicht. Eine spätere Meta-Analyse von Wood und Co ergab, dass Menschen, die real mit einer sozialen Minderheit konfrontiert werden, sich eher ausweichend verhalten und die Anpassung an die Minderheit vermeiden. Dies widerspricht Moscovicis Modell. 57 Kapitel 8 People in groups Teil 1: Was ist eine Gruppe Gruppen als Kategorien: • kategorische/ auf Ähnlichkeit beruhende Gruppen • dynamische/ auf Interaktion beruhende Gruppen Kategorien unterscheiden sich in „entitativity“ = Eigenschaft/ Merkmal einer Gruppe, die sie als eine zusammenhängende Einheit erscheinen lässt Gruppe ≠ Aggregat Aggregat = Anhäufung/Ansammlung von Individuen ohne Beziehung zueinander Definition von „Gruppe“ → Haupteigenschaften einer Gruppe • gegenseitige Interaktion • Wahrnehmung der Individuen zu Gruppe zu gehören • Voneinander abhängig (interdependent) • Gemeinsame Ziele • Regeln, Normen • Zwei oder mehr Mitglieder Individualistische Sichtweise der Forscher: → Gleiches Verhalten der Individuen allein und in Gruppen → Gruppenprozesse = zwischenmenschliche Prozesse zwischen mehreren Leuten Kollektivistische Sichtweise der Forscher: → Verhalten von Individuen in Gruppe beeinflusst von: 1. einmaligen sozialen Prozessen 2. kognitiven Darstellungen die so nur in einer Gruppe auftreten können Teil 2: Die Auswirkungen einer Gruppe auf die individuelle Leistung „Social facilitation“: → bloße körperliche Anwesenheit anderer Personen hat Einfluss auf Verhalten einer Person: • gut gelernte/ einfach Aufgabe→ Verbesserung • schlecht gelernte/ schwierige Aufgabe→ Verschlechterung Erklärungen der „social facilitation“ mit „drive“ als Ursache: 1.)„Drive theory“: Reaktion des Publikums nicht vorhersagbar→ Person wachsam, aufmerksam→ verstärkte Motivation/ Antrieb (drive)→ Antrieb des gewöhnlichen Verhaltens in dieser Situation 1.) gewöhnliches Verhalten liegt mir/ einfach →Verbesserung 2.) gewöhnliches Verhalten liegt mir nicht/ fällt mir schwer→ Verschlechterung „drive“ = angeborene Reaktion auf physische Anwesenheit von Personen 58 2.)„Evaluation apprehension“ (gehört irgendwie zu „drive theory“) wir wissen, dass Belohnung und Bestrafung unseres Verhaltens (Lob, Applaus etc.) davon abhängt, wie andere uns bewerten → Angst vor Bewertung (evaluation apprehension) → Antrieb/ Motivation Vorraussetzung: Publikum anwesend und aufmerksam „drive“ = gelernte Antwort→ Angst vor Bewertung Ergebnis: „drive“(Motivation/Antrieb) versus „apprehension(Erwartung/ Angst)“: → bloße Anwesenheit des Publikums, also Motivation/Antrieb (drive), notwendig für „social facilitation“ → Angst vor Bewertung („evaluation apprehension“) nicht nötig für social facilitation 3.)„Distraction-conflict-theory“ (gehört irgendwie zu „drive theory“) Publikum = Ablenkung (distraction) → Konflikt: Aufmerksamkeit Publikum oder Aufgabe widmen? Aufmerksamkeitskonflikt→ Antrieb→ Förderung des üblichen/gewöhnlichen Verhaltens in dieser Situation → Verschlechterung der schwierigen Aufgaben → Verbesserung der einfachen/ leichten Aufgaben /weil die Motivation die Ablenkung überwindet) Voraussetzung: körperliche Anwesenheit des Publikums „drive“ = Produkt von Aufmerksamkeitskonflikt Erklärungen der „social facilitation“ ohne „drive“ als Ursache: 1.) „self-awareness-theory“ Aufmerksamkeit auf sich selbst gerichtet (Selbst = Objekt) (self-awareness) → Vergleich zwischen „aktuellem Selbst“(wie man Aufgabe bewältigt) und „idealem Selbst“(wie man Aufgabe gerne bewältigen würden) → Diskrepanz zwischen aktuellem und idealem Selbst → verstärkte Motivation und Bemühung die beiden anzugleichen, also Diskrepanz aufzuheben → 1.)einfache Aufgaben → Verbesserung → 2.)schwierige Aufgaben → Diskrepanz zu groß → aufgeben → Verschlechterung Auslöser für „self-awareness“: • Spiegel schauen • Anwesenheit von anderen, die auch eine Aufgabe lösen • Anwesenheit von Publikum 2.) Bestreben der Menschen, sich gegenüber anderen möglichst gut darzustellen/möglichst guten Eindruck zu hinterlassen 59 bei einfachen Aufgaben möglich → Verbesserung bei schwierigen Aufgaben: Fehler → Peinlichkeit/ Verlegenheit → Verschlechterung 3.) Anwesenheit von Personen hat Konsequenzen für Aufmerksamkeit begrenzte Aufmerksamkeitskapazität → Anwesenheit von Publikum führt zu Überlastung → Eingrenzung des Blickfeldes der Aufmerksamkeit = Konzentration auf eine kleine Gruppe von Hinweisen schwierige Aufgaben erfordern Aufmerksamkeit für viele Dinge gleichzeitig → Aufmerksamkeitsbegrenzung durch Publikum → Aufmerksamkeit auf wichtige Hinweise verloren → Verschlechterung einfache Aufgaben erfordern nur Aufmerksamkeit für einige wenige Dinge → Aufmerksamkeitsbegrenzung durch Publikum schaltet Ablenkung aus, die durch belanglose Hinweise entstanden ist → Konzentration auf wesentliche Dinge → Verbesserung 4.) automatische versus kontrollierte Aufgabenausführung schwierige Aufgaben = hoch kontrolliert → große Aufmerksamkeit nötig → Publikum lenkt Aufmerksamkeit von Aufgabe weg → Verschlechterung einfache Aufgaben = automatisch → wenig Aufmerksamkeit nötig → Publikum bewirkt verstärkte Aufmerksamkeit auf Aufgabe → kontrolliertere Aufgabe → Verbesserung Auswirkung der Anwesenheit anderer Menschen auf Verhalten einer Person abhängig von: 1. Art der Anwesenheit (passiver Zuhörer, ein anderer, der Aufgabe löst etc.) 2. Art der Aufgabe ↓ Klassifizierung von Gruppenaufgaben: • Arbeitsteilung möglich/ nicht möglich → divisible-task versus unitary-task • vorgegebenes Niveau/ Anforderung vorhanden/ nicht vorhanden → maximising-task: so viel wie möglich → optimising-task: best. Niveau erreichen; nicht mehr und nicht weniger • individueller Einsatz im Verhältnis zum Gruppenergebnis Gruppen besser als Individuen? 1.) „process loss“ (Herr Steiner) → Gruppenarbeitsleistung lässt im Vergleich zu Einzelleistung nach Gründe: • gegenseitige Behinderung („coordination loss) • Motivationsverlust 60 → Gruppenleistung < Gruppenpotenzial/-leistungsvermögen „Social loafing (=Soziales Faulenzen) and social impact“ A) „social loafing“ 1.) Ringelmann- Effekt → je größer die Gruppe, desto geringer der Einsatz jedes Einzelnen Erklärungen: • „coordination loss“ → Einzelne können nicht ihr gesamtes Potenzial entfalten wegen gegenseitiger Behinderung (Drängeln, Ablenkung..) • „motivation loss“ → weniger motiviert → strengen sich nicht so an 2.) eigentliches „social loafing“ (Latané, Williams, Harkins) → Unformung des “motivation-loss” zu “social loafing” „social loafng“ = reduzierte individuelle Anstrengung in gemeinsamer Aufgabe (wenn Ergebnisse von allen Personen zusammengefasst werden und nicht klar ist wer was gemacht hat) → im Vergleich zu alleine arbeiten oder zusammenarbeiten, aber erkennbar wer was gemacht hat je mehr Mitglieder desto geringer die Einzelleistungen → bis Gruppengröße von ca. 8 Personen (bei ohnehin schon großen Gruppen führt weiteres Mitglied nicht zu weiterer Einzelleistungsreduktion) 3.) Zusammenhang „social loafing“ und „free-rider effect“ free-rider-effect = Vorteil aus Gruppenmitgliedschaft ziehen ohne etwas beizutragen → Gruppenergebnis nutzen ohne etwas beizutragen Gründe für „social loafing“ (Green 1991) 1.) „output-equity“ → Menschen gehen davon aus, dass andere in Gruppe sich weniger anstrengen → strengen sich selbst auch weniger an damit gerecht 2.) „evaluation apprehension“ Mensch unmotiviert und in Gruppe → fällt nicht auf wenn er nichts tut Mensch unmotiviert und allein → ganz klar, was man genau geleistet hat → Angst vor Bewertung → Motivationsverlust überwinden 3.) „matching to standard“ → keine Vorgabe/ Vorschrift über Leistung, die man bringen muss 61 B) „social impact“ = Einfluss z.B. des Experimentators auf Vp 1 Vp → maximaler Einfluss: Vp trägt die Verantwortung allein viele Vpn → alle angesprochen → Verantwortung verteilt sich auf viele → je größer die Gruppe desto geringer der Einfluss auf den Einzelnen Faktoren, die „social loafing“ reduzieren: • Abgrenzbarkeit vom VL • persönliche Verwicklung in Aufgabe/ persönliches Interesse • „partner effort“ (Anm.: war nicht näher erklärt) • Intergruppenvergleich • bedeutsame/wichtige/sinnvolle Aufgabe und Erwartung, dass die anderen der Gruppe schlechte Leistung zeigen → selbst anstrengen um zu kompensieren Gründe für „umgekehrten loafing-Effekt“: = in Gruppe größere individuelle Produktivität als wenn allein gearbeitet • „social compensation effect“ → härter arbeiten um voraussichtliches „loafing“ der anderen Mitarbeiter auszugleichen (bei wichtigen Aufgaben) → Gruppe bringt Individuum dazu sein persönliches Potenzial zu überschreiten → je größer Gruppe desto größer individuelle Leistung • kollektivistische Weltanschauung der Menschen (statt individualistische) → legen mehr Wert auf Gruppe als auf Individuum • Glaube daran als Gruppe wichtige Ziele erreichen zu können → 2 Hauptgründe für erhöhte Einzelleistung in Gruppe: o Bedeutung/ Wichtigkeit der Aufgabe o Bedeutung der Gruppe fürs Individuum → Individuen arbeiten härter in auffälligen, hervorragenden Gruppen als allein (Uniform, starker Zusammenhalt wegen gegenseitiger Sympathie, Intergruppenwettbewerb…) Teil 3: Gruppenkohäsion/ Gruppenzusammenhalt grundlegendste Eigenschaft einer Gruppe = Zusammenhalt (→ Solidarität, esprit de corps, Teamgeist, Moral etc.) Kennzeichen des Zusammenhalts: • Gleichartigkeit in Bezug aufs Verhalten • gegenseitige Unterstützung zwischen den Mitgliedern 62 Zusammenhalt = unbeständig → Unterschiede • je nach Gruppe • je nach Situation/ Kontext • über Zeit hinweg Bedeutung des Zusammenhalts → macht Gruppe aus → unterscheidet Gruppe von Aggregat 1)“theory of group cohesiveness“ (=Theorie der Gruppenkohäsion) → Festinger, Schachter, Back (1950) verschiedene Kräfte → Kohäsion a)Reiz/ Attraktivität der Gruppe und Gruppenmitglieder b)Ausmaß der erfüllten individuellen Ziele durch Gruppe(-nmitgliedschaft) → Verhalten a) Fortbestand der Gruppen mitgliedschaft b)Befolgung von Gruppen standards 2) Vereinfachung der Theorie: Kohäsion = • Attraktion / Anziehung zur Gruppe • interpersonelle Attraktion/ Anziehung Messung der Kohäsion der gesamten Gruppe/ Gruppenkohäsion → Aufsummierung der einzelnen Kohäsionen Faktoren, die interpersonelle Attraktion erhöhen → erhöhte Kohäsion (Ähnlichkeit, Kooperation, gemeinsame Bedrohung etc.) erhöhte Kohäsion → Anpassung an Gruppenstandards, Betonung der Ähnlichkeit, verbesserte Kommunikation innerhalb der Gruppe, erhöhte Sympathie/ Mögen 3.) viel weiteres Modell der sozialen Kohäsion und wechselseitigen interpersonellen Abhängigkeit der sozialen Gruppe → es gibt Rahmenbedingungen dieses Modells → durch unterschiedliche Betonung der einzelnen Aspekte entstehen aus diesem Modell mehrere unterschiedliche Modell (das obige Modell ist ein Beispiel hierfür → ist aus diesem Modell entstanden, gehört zu diesem Modell dazu) Rahmenbedingungen: individuelle Ziele, die nicht allein erreicht werden können ↓ Zusammenschluss von sich fremden Individuen ↓ gegenseitige Abhängigkeit und kooperative Interaktion ↓ gegenseitige Zielbefriedigung ↓ 63 Wahrnehmung der anderen als Quelle/ Grund der Belohnung → positive Bewertung ↓ interpersonelle Attraktion ↓ Kohäsion Kritik: Berechnungsverfahren der Gruppenkohäsion angemessen? ↓ Summierung der interpersonellen Attraktion reicht nicht aus um Gruppenprozess zu erfassen ↓ 4.) Hogg (1993) → Unterscheidung: persönliche Attraktion – soziale Attraktion persönliche Attraktion → wirklich interpersonelle Attraktion → jdn. mögen aufgrund von • enger Beziehung • spezifischen/ eigenen Vorlieben → hat nichts mit Gruppe zu tun!!! soziale Attraktion → gegenseitiges Mögen aufgrund von a) gemeinsamer Gruppenmitgliedschaft b) Übereinstimmung der Person mit Muster der Gruppe → „Mögen“-Komponente der Gruppenmitgliedschaft Selbstkategorisierung → Konstellation Stereotypisierung) → soziale Attraktion von Effekten(z.B. Intergruppenunterscheidung, 2 Vorteile dieses Berechnungsverfahrens: 1.) keine Reduzierung der Gruppenkohäsion und –solidarität auf interpersonelle Attraktion = gut, denn: interpersonelle Attraktion führt nicht automatisch zu höherer Gruppensolidarität (→ Experiment Hogg und Turner (1985) ) 2.) geeignet für kleine und große Gruppen (nicht nur für große Gruppen wie ursprünglich) Group socialisation Gruppen haben dynamische Strukturen, alte Mitglieder gehen, - neue kommen dazu u.s.w. Deshalb sind viele Statistiken, die nicht den Faktor „Zeit“ einer Gruppe beachten. Viele Sozialpsychologen sehen hier eine Schwäche der Gruppenforschung. In der Organisationspsychologie werden Zeiteffekte ernster genommen. Tuckmann (1965)hat fünf Stadien festgelegt, welche eine Gruppe normalerweise durchlebt. 64 1.)forming – Orientierung und Gewöhnung aneinander 2.)storming – ein konflikt kann beginnen, weil die Mitglieder sich besser kennen und ernsthaft über Ziele oder Praxisumsetzung diskutieren können 3.)norming – nach diese „storming“ – Phase beginnt die Phase der gemeinsamen Identität, ein Konsens besteht und Abhängigkeiten beginnen 4.)performing – Periode in der die Gruppe ausgeglichen gleichen Zielen nachgeht und gleiche Normen teilt 5.)adjourning – die Gruppe lässt in ihrer Effektivität nach, weil das Interesse nachlässt oder die Konformität der Ziele Es gibt 5 bezeichnende Phasen der Gruppensozialisation(Levin,Moreland &Choi 2001): 1.)The Prospective member will be in a process of Investigation 2.)The new member will be in a Socialisation – process 3.)The full member will be totally accepted in a process of “Maintenance” 4.)The marginal member will find a way out of the group and has to resocialisate 5.)The ex-member and the group engage in reminiscense Es gibt spezielle Riten (Initiation rites), die oft den Übergang eines Gruppenmitglieds in eine andere Rolle markieren. Es können sowohl öffentliche Feste( loyalty eliciation) mit positiven Symbolen (symbolics)sein, als auch öffentliche Demütigungen oder schmerzhafte Prozeduren.(apprenticeship) Je schmerzhafter der Prozess einer Gruppenaufnahme, desto stärker ist unsere Dissonanz dies durch Positives in Bzg auf dies Gruppe wieder auszugleichen. “Cognitive dissonance“ – Festinger sagte bereits, dass wir stets nach Harmonie und Ausgleich streben.(Kpt 6)Allerdings gilt dies in Bzg auf die Gruppe nur wenn es eine Initiation dazu gab. Normen Normen definieren gewisse Eigenschaften und gemeinsame Überzeugungen, die eine Gruppe von der anderen unterscheiden. Stereotypen und Normen liegen eng beieinander, wobei Stereotypen meist in anderen Gruppen jedoch nicht in der eigenen gesehen werden. Garfinkel(1967) versuchte über ein bestimmtes System, called „Ethnomethodology“ versteckte Normen herauszufiltern. Normen innerhalb einer Gruppe können extrem starken Druck auf die Mitglieder ausüben. Sigel und Siegel (1957) machten hierzu ein Experiment an amerikanischen Schulen der Mittelklasse in Bzg auf die politische Einstellung. Hierbei wurde die gesamte Bandbreite der politischen einstellungen gemessen (Frame of reference) und man fand heraus, das Schüler der „Dormitory – group“ die nicht unter dem starken Einfluß einer „Sorority“ stehen, deutlich liberaler werden und weniger konservativ. Gruppenmitglieder lassen sich also in Bezug auf ihre Einstellungen stark von den Normen einer Gruppe leiten. Normen koodinieren ebenfalls die Taten der Gruppenmitglieder oder rechtfertigen bzw. legitimieren sie innerhalb der Gruppe. Übernimmt ein neues Gruppenmitglied diese Normen nicht, so wird es sabotiert oder ausgeschlossen. Klare gemeinsame Normen steigern also die Effektivität und Produktivität einer Gruppe. Allerdings dürfen höhergestellte Gruppenmitglieder diese Normen eher brechen oder verändern als weniger einflussreiche Mitglieder. Gruppenstruktur Die Gruppenstruktur weist oft verschiedene Rollen der Mitglieder auf, bezogen auf den Status in der Gruppe. Ebenfalls kann es Untergruppen oder einen gewissen Kern der Gruppe geben. Allerdings kann es ebenfalls-seltener sein – das die Gruppenmitglieder equal sind. Rollen zeigen eine gewisse Verhaltensweise auf, welche Gruppenmitglieder vorweisen. Diese können unformal und implizit sein(Freunde) oder aber formal und explizit(Crew eines Flugzeuges).Generelle Rollenunterschiede können zwischen Spezialisten mit einem gewissen Talent 65 sein, welche wichtige Gruppenanliegen erledigen – oder sozial – emotionale Mitglieder welche für Zusammenhalt sorgen. Rollen sorgen für einen klaren Gruppenablauf und eine definierte Position der Personen einer Gruppe. Oft gibt es allerdings die Tendenz das Verhalten eines anderen weniger der Situation angemessen zu beurteilen, sondern zu verallgemeinern. Das heißt, eine Rolle kann schnell zur Identität werden und wird weniger differenziert beurteilt. Das beste Beispiel von der Macht der spezifischen Rollen die Personen annehmen können ist das Experiment von Zimbardo(1971) –< vgl. Film „Das Experiment“> Zwei Gruppen von Studenten wurden zufällig in die Rolle der Gefängnisaufseher und in die Rolle der Gefangenen eingeteilt. Dann sollte beurteilt werden wie gut sich die jeweiligen Personen ihrer Rolle anpassen können. Das Experiment musste nach 6 Tagen abgebrochen werden, da die Aufseher mit Demütigungen und Machtspielen begannen und die Gefangenen aufgrund dessen sehr passiv wurden und den Kontakt zur Realität verloren, teilweise schwere psychische Störungen zeigten. Status In einer Gruppe gibt es oft Personen mit einem höheren Status als andere. Dazu gehört oft das manche ein höheres Ansehen besitzen und die Fähigkeit Dinge die die Gruppe betreffen aktiv in die Hand zu nehmen. Solche Personen können dann zu „Anführern“ einer Gruppe werden. Allerdings ist das Ansehen einer Person nicht unbedingt stabil sondern kann durchaus über Zeiträume hinweg variieren oder auch situationsbedingt eine Änderung hervorrufen. Die Theorie „expectation status“(Berger, Fisek, Norman & Zeldich 1977et al.) besagt, das ein Leiter der Gruppe oft dadurch entsteht ,dass er den allgemeinen Erwartungen der Gruppe durch sein Verhalten sehr gut entspricht. Dazu gehören zwei wichtige Aspekte: 1.)Specific status characeristics: Eigenschaften, welche die Interessen einer Gruppe direkt positiv beeinflussen (gute Leistungen in einem Sportteam) 2.)Diffuse status characteristics: Eigenschaften, welche nicht direkt das Interesse der Gruppe beeinflussen können, jedoch in der Gesellschaft entweder positiv oder negativ bewertet werden.( Mann oder Frau zu sein, älter zu sein, eine dunkle hautfarbe zu haben...) Diese diffusen Statuseigenschaften werden ebenfalls von der Gruppe bewertet(z.B ein Arzt), auch wenn es nicht direkt etwas mit der Zielerreichung zu der Gruppe zu tun hat. Trotzdem werden Personen welche einen hohen diffuse status haben, eher als fähig angesehen die Ziele der Gruppe positiv zu beeinflussen. Communication network Innerhalb einer Gruppe gibt es ein Kommunikationsnetzwerk ,welches festlegt wer wann mit wem kommuniziert. Damit werden gewisse Aktionen besser koordiniert. Bavelas(1968) vermutete, dass ein wichtiger Faktor der Kommunikation darin bestand, auf wie viele Personen man trifft bevor man sein Anliegen der eigentlichen Person mitteilen kann. Weniger komplex organisierte Gruppen können sehr zentralisiert ausgerichtet sein bzgl. Der Kommunikation. Das heißt, der Leiter gibt konkret Anweisungen, empfängt die meisten Informationen und ist in direktem Kontakt mit allen .Jedoch würde es bei komplexeren Gruppenstrukturen den Leiter der Gruppe überlasten, wenn ihn jegliche Information erreichen würden. Daher gibt es hier ein weniger zentralisiertes Netzwerk der Informationenweitergabe. Ein weiterer Faktor ist, das die Mitglieder einer Gruppe sich autonomer und verantwortlicher fühlen können wenn sie ebenfalls Mitentscheidungsrecht haben bei weniger zentralisierten Netzwerken. Die Leistung ist dadurch oft effizienter und die Motivation höher. Wogegen Gruppen, in denen nur einer das Sagen hat, sich oft zu abhängig und ineffektiv gegenüber der leitenden Person fühlen. Dies wiederum kann die Gruppenleistung negativ beeinträchtigen. 66 Subgroups and crosscutting categories So gut wie alle Gruppen haben gewisse Untergruppen, welche ebenfalls den Kern der Gruppe repräsentieren.(Bsp: Sozialpsychologen in einem psychologischen Institut sind ebenfalls Mitglieder der großen Gruppe von Sozialpsychologen – crosscutting categories). Gruppen sind in gewissem Grade abhängig von ihren Untergruppen. Entsteht ein Wettbewerb zwischen Gruppe und Untergruppen kann dies die Struktur der Gruppe gefährden. Verschieben sich die gemeinsamen Vorstellungen bezüglich der Ideale der Gruppe, so kann es soweit zum Konflikt kommen, dass die Untergruppe sich aus der Gruppe ausschließt und andere Ziele verfolgt. Dies geschieht oft in politischem oder religiösem Kontext.(e.g. Sani&Reicher 1998, 2000) Deviants and marginal members Es gibt viele Gruppen die in zwei Kategorien einzuteilen sind: 1.)Solche, welche die Gruppe sehr gut repräsentieren, oft Prototypen der Gruppe sind 2.)Solche, die es nicht sind – keine Prototypen Prototypen haben oft eine hohen Einfluß auf die Gruppe und befinden sich in leitenden Rollen, wogegen die anderen Mitglieder eher wenig Aktives dazu beitragen können. Oft werden solche Personen als „schwarze Schafe“ bezeichnet und Schwanken zwischen Gruppenzugehörigkeit und Nicht – Zugehörigkeit. Sie werden weniger gemocht und sogar als Außenseiter bezeichnet. Ei Grund dafür kann sein das sie sich nicht genügend an die Normen der Gruppe halten. Allerdings haben genau diese Personen oft eine wichitge Role in der Gruppe. Der Leiter der Gruppe achtet genau aufgrund solcher Personen mehr auf den Zusammenhalt und die gemeinsame Identität der Gruppe. Eine andere wichitge Rolle können marginal members spielen, wenn es darum geht die Gruppe zu verändern oder Kritik zu üben. Hornsey & Imani,2004 fanden heraus das Gruppenmitglieder unter günstige Bedingungen viel eher Kritik von Mitgliedern der Gruppe als von Außenstehenden annehmen können. Allerdings kann dies nur effektiv sein, wenn sich eine Minderheit ausgebildet hat („Schism“), welche sich zu den Ideologien der Gruppe kritisch äußert. Ein einzelner Außenseiter hat oft wenig Chancen etwas zu verändern. Reason for joining groups Wir bilden Gruppen mit Personen aus unserem Umfeld. Gemeinsame Interessen, Eigenschaften und Ziele sind starke Motivationen Gruppen zu bilden.(Sherif 1966) Menschen begeben sich oft in Gruppen um Dinge verwirklichen zu können, die sie alleine nicht schaffen würden(Umweltschutz). Ebenfalls um positive Unterstützung zu erfahren oder keine Einsamkeit zu fühlen(Peplau & Perlamn, 1982). Ebenfalls kann man Gruppen zum Selbstschutz oder persönlichen Schutz beitreten. Oder zur emotionalen Unterstützung in stressigen Zeiten(Aidsgruppen). Jedoch kann bei extremen Stress auch das Gegenteil eintreten, wenn feste menschliche Kontakte die Situation eventuell noch verschlechtern können.(Bsp.Film “Schindlers Liste“) Motivations for affiliation and group formation Menschen haben einen natürlichen drang der Zugehörigkeit ( Baumeister and Leary,1995) und suchen sich deshalb auch Gruppen. Der Sinn der Zugehörigkeit liegt darin, das der Mensch ein Bedürfnis nach Selbstwertschätzung und Selbstwirksamkeit hat. Dazu gibt es die „Terror management theory“, welche besagt das der Mensch eine schreckliche Angst vor der eigenen Sterblichkeit haben. Die Angst vor dem Tod ist der mächtigste motivationale Faktor der menschlichen Existenz. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe reduziert diese Angst und lässt uns unsterblich, positiv und lebenslustig erscheinen. 67 Ein Motiv zur Gruppenzugehörigkeit ist auch das Entwickeln einer sozialen Identität. Gruppen geben uns eine Definition wie wir uns verhalten sollen und wie wir von anderen behandelt werden. Hogg et al. Fanden heraus, das Gruppenmitglieder vor allem dann einer gruppe besonders zugehörig werden, wenn 1.)Sie sich in einem Zustand der Unsicherheit befinden 2.)Die Gruppe es schafft, diese Unsicherheit zu beseitigen. Wir fühlen uns vor allem zu gruppen hingezogen, die uns eine positive soziale Identität schaffen. Keiner Gruppe anzugehören bedeutet oft Einsamkeit, schließt sozialen und physikalischen Schutz aus, den klaren Sinn wer wir wirklich sind, und das Selbstvertrauen wie wir uns verhalten sollen. „Social ostracism“ bedeutet, dass man von einer Gruppe gemeinschaftlich ausgeschlossen wurde. 68 Kapitel 9 Leadership and decision making Einführung: • • Leadership spielt eine sehr wichtige Rolle in Gruppen Es gibt hierbei sehr viele versch. Formen (demokratisch, diktatorisch, formell, informell …) Leadership: • • • • • • Frage: Was macht die Leader aus? Antwort: Die Fähigkeit, Gruppenmitglieder dazu zu motivieren, die Gruppenziele zu erreichen : Gute Ideen, denen die meisten zustimmen Leute, die etwas bewegen können/wollen die andere Gruppenmitglieder zu Höchstleistungen bringen können die die Gruppe organisieren und koordinieren v.a. in den 80er Jahren großes Interesse der Sozialpsychologie an Leadership, heute eher Gebiet der Organisationspsychologie Rolle der persönliche Charakterzüge: 3. „Great person theory“ erklärt die Tatsache, wie Personen zu ihrer Rolle als Leader kommen mit dem Vorhandensein von speziellen angeborenen oder erworbenen Eigenschaften 4. Zitat von Francis Galton: Ein Leader wir geboren, nicht gemacht 5. Heutige Theorien gehen nicht mehr von festen angeborenen Eigenschaften aus, aber schon von gewissen Prädispositionen, die Personen besonders charismatisch machen: z.B.: Intelligenz, Gesundheit, Körpergröße, Selbstbewusstsein, Kommunikativität, Erscheinungsbild … • Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit sind die zuverlässigsten Indikatoren für eine führende Position • Dennoch recht schwache Ergebnisse beim rein eigenschaftstheoretischen Ansatz, da z.B. Vernachlässigung situativer Einflüsse Rolle situativer Einflüsse: Bsp. Erfolg in Kriegsführung: • Situative Einflüsse (z.B. Größe der Truppe), als auch Eigenschaften des Leaders (Erfahrungen des Kommandeurs) beeinflussen Erfolg der Gruppe • Leader muss flexibel auf Situationsveränderungen reagieren können, um Erfolg zu haben • Falls das nicht möglich ist- Leadershipwechsel um max. Erfolg für die Gruppe zu erreichen! FAZIT: Effektiver Leadership ist die richtige Kombination von Charakterzügen und Situationsanforderungen Das Verhalten von Leadern: 1.) Klass. Experiment von Lewin-Schülern Lipitt und White (1943) untersuchte drei Führungsstile 69 in drei Gruppen von Jugendlichen, in die jeweils Konföderierte des VI eingeschleust wurden. Diese verkörperten einen der folgenden drei Führungsstile: ● Autokratisch: basiert darauf, Anweisungen zu geben • Demokratisch: Verhalten als „einfaches Gruppenmitglied“, auf Zustimmung und Vorschläge anderer bedacht • Laissez-faire: Desinteresse in Gruppenmitgliedern, keine Interaktionen Jeder Konföderierte war Leader für sieben Wochen in einer Gruppe und wechselte dann in eine der beiden Gruppen. Dieses vollzog sich noch zweimal, so dass am Ende jeder Leader alle drei Stile verkörpert hatte; jede Gruppe aber immer nur einen Führungstyp kennengelernt hat- allerdings dafür von drei unterschiedlichen Personen. So wurden persönliche Eigenschaften des Leaders als Störvariable ausgeschlossen. Die Ergebnisse der Studie waren: • Demokratische Leader waren am beliebtesten • Diese schafften eine freundliche, aufgabenorientierte Gruppenatmosphäre und mit einer relativ hohen Produktivität, auch bei körperlicher Abwesenheit des Leaders • Autokratische Leader hingegen entwickelten eine agressive, abhängige und selbstorientierte Gruppenatmosphäre mit ausschließlich hoher Produktivität, wenn der Leader anwesend ist • Laissez-faire Leaders: freundliche Atmosphäre, aber sehr niedrige Produktivität, die nur steigt, wenn Leader abwesend ist FAZIT: Effektivster Führungsstil ist der demokratische 2.) „Ohio State leadership studies“: • Entwicklung eines faktorenanalytisches Konzept mit Hilfe Fragebögen zur Beschreibung des Führungsverhaltens • Dieses unterschied zwei voneinander unabhängige Führungsfunktionen: a) Consideration: Führungsverhalten, dass sehr stark auf die verschiedenen Belange des Untergebenen eingeht b) Initiating structure: Betonung liegt auf den Aufgaben des Untergebenen Führungskräfte können beide Versionen verkörpern 3.) Bales (1958) • Gleiche Aufteilung wie im Ohio-Modell • Sozial-emotional vs. aufgabenorientiert ABER: Das Modell von Bales geht davon aus, dass eine Führungskraft nur in einer von beiden Führungsstilen gut sein kann! Dennoch wurde der Ohio-Ansatz empirisch bestätigt! Die effektivste Führungskrafr ist in beiden Ansätzen überdurchschnittlich gut! Allerdings gibt es hierbei kulturelle Unterschiede: • In GB und USA ist es üblich direkt mit den Arbeitern über ihre Aufgaben zu sprechen • In Asien unterhält man sich eher mit den jeweiligen Kollegen des Arbeiters 70 Kontingenzmodell der Führung (Fiedler): • • • • • Geht von der Annahme aus, dass verschiedene Gruppen auch verschiedene Führungsstile benötigen „Grundbaustein“ des Modells = LPC-Maß Führungsperson soll mit Hilfe semantischen Differentials (angenehm-unangenehm, kooperativ- unkooperativ) die Person beschreiben, mit der sie bisher am schlechtesten zusammengearbeitet hat LPC-Maß gibt dann als Summenwert dieser Einschätzung an, ob die Führungsperson den am wenigsten bevorzugten Mitarbeiter doch eher positiv oder negativ beschreibt Hoher LPC-Wert ist ein Indikator für einen mitarbeiter-orientierte Führungsstil, ein niedriger LPC-Wert steht für einen aufgabenorientierten Stil 3 situative Faktoren beeinflussen die Effektivität des Führungsstils: 1.) Beziehung zw. Leader und Gruppe 2.) Aufgabenstruktur 3.) Positionsmacht des Leaders in der Gruppe Empirische Untersuchungen zeigen: • • Hohe LPC_Werte korrelieren in mäßig günstigen Situationen positiv mit der Leistungsfähigkeit des Untergebenen gute Mitarbeiter Beziehung Dagegen erreichen aufgaben-orientierte Führungskräfte in extrem guten oder extrem ungünstigen Situationen bessere Leistungsfähigkeit der Untergebenen man verliert keine Zeit mit Mitarbeiterorientierung, sondern kann 100 % seiner Zeit in die Aufgaben investieren Trotz empirischer Belege muss man beachten: • Fiedler geht bzgl. dem Führungsstil von einer unflexiblen Persönlichkeitseigenschaft aus, dagegen spricht: • aktuelle Persönlichkeitskonzepte zeigen situations- und zeitspezifische Variationen • relativ geringe Test-Retest- Reliabilität für LPC-Werte • Lipitt und White konnten ihre Konföderierten sogar auf Führungsstile trainieren • • • LPC Kurve an den drei Dimensionen Beziehung Leader und Untergebene, Aufgabenstruktur und Positionsmacht orientiert keine Modifikation möglich, ohne das die Kurve „verschwinden“ würde Hoher LPC-Wert ab 64 und geringer LPC-Wert geringer als 57 was ist mit den Leuten die zwischen 64 und 57 liegen (das sind 20% aller Personen!) Vernachlässigung der Gruppenprozesse, die zum Höhe-oder Tiefpunkt einer Führungsperson führen können Leadership als ein Gruppenprozess: • • • Ohne Anhängerschaft kein Leader Dynamische Bewegung zwischen Leadern und Anhängern Einige Gruppenmitglieder fallen durch ihre Fähigkeit auf, Gruppenziele aktiver als andere zu verfolgen 71 • Um diese wieder einen Zustand der „Equity“ zu erreichen, belohnen die weniger aktiven Mitglieder die Aktiven mit Leadership-Positionen „leader-member-exchange theory“ = der Vertical-Dyad-Linkage-Ansatz • • • • geht davon aus, dass sich Leader gegenüber Subgruppen oder Einzelpersonen nicht gleich verhalten und dass sich auch die Einstellungen der einzelnen Untergebenen gegenüber dem Leader unterscheiden deshalb ist eine Untersuchung einzelner vertikaler Dyaden zw. Führungspersonen und einem Untergebenen sinnvoller, als Untersuchungen des Gesamtsystems out-group-members = Gruppenmitglieder, die vom Führer beausichtigt, aber sonst nicht weiter beachtet werden) in-group-members = Gruppenmitglieder, die von den Führungspersonen unterstützt und gefördert werden sind leistungsmotivierter und bewerten den Leader positiver, sind in ihren Einstellungen ähnlicher zum Leader „Group value model“ • Gruppenmitglieder können eine gewisse Ungerechigkeit bei Verteilungen z.B Verdienst) zwischen Ingroup-Migliedern verstehen, prozedurale Ungerechtigkeit hingegen führt zu einer sinkenden Indentifikation mit der Gruppe und dem Leader „Leader categoristation theory“ • • Menschen besitzen gewisse unterschiedliche Schematas für das zu erwartende Verhalten eine bestimmten Leadertyps Wenn man einen Leader als bestimmten Typ kategorisiert hat, tritt das spezielle zugehörige Schema in Kraft „Soziale Identität und Leader Prototypen“ • Wenn zwischen den Gruppenmitgliedern einer Gruppe starke Kohäsion herrscht, dann ist ein Leader, der selbst ein typisches Gruppenmitglied darstellt, effektiver, als jemand der sich von der Gruppe stark abhebt, DENN: o prototypische Leader identifizieren sich mit der Gruppe und werden von den Mitgliedern voll akzeptiert o sie können auch „neue Wege“ gehen und sich nicht typisch prototypisch verhalten, da ihnen ja vertraut wird o sie fallen besonders auf durch ihren Einfluss und dieser wird Charaktereigenschaften wie Charisma „Idiosyncrasy und Transformation“ Idiosyncrasiy credit = Anhänger belohnen Leader, wenn sie Gruppenziele erreichen, indem sie ihnen persönliche Eigenheiten „verzeihen“ oder Abweichungen von existierenden Normen 72 tolerieren • hierzu müssen neue Leader gerade am Anfang positive „credits“ bei der Anhängerschaft aufbauen, wie z.B. durch Kompetenz „transformational leadership“: Leader bewertet Neuerungen positiv und treibt auch selbst Innovationen voran Intergruppaler Kontext: • • • Leader führen nicht nur ihre Gruppen, sondern führen sich auch GEGEN andere Gruppen Der intergruppale Kontext beeinflusst Position des Leaders besonders in Wettbewerbssituationen Relativ unsichere Leader können z.B. an Selbstbewusstsein gewinnen, wenn sie eine in einer Wettbewerbssituation überlegene Gruppe führen; andererseits kann es in Wettbewerbssituationen auch zu Leaderwechseln kommen Modell der sozialen Entscheidungsschemata (Davis) Durch die anfänglichen Meinungen der individuellen Gruppenmitglieder und die implizite oder explizite Entscheidungsregel, unter der die Gruppe operiert, lässt sich die endgültige Gruppenmeinung hervorsagen. Diese Regeln können sein: • Einstimmigkeitsregel (Diskussion dient Druck auf Abweichler, konform zu gehen) • Mehrheitsregel (Diskussion bestätigt Mehrheitsmeinung, die zur Gruppenmeinung wird; wird meist angewandt bei subjektiven Meinungen wie Geschmack) • Wahrheitsregel (Diskussion enthüllt nachweislich richtige Meinung; wird meist angewandt bei Fragen mit objektiv bestimmbarer korrekter Lösung) • Zweidrittel-Mehrheitsregel (Ohne Zweidrittelmehrheit kann keine Meinung als Gruppenmeinung akzeptiert werden) • Verschiebungsregel (diejenige Meinung wird angenommen, zu der das erste Gruppenmitglied bereit ist, seine Meinung hin zu verändern) und unterscheiden sich somit im Maß in dem sie allgemeine Zustimmung erfordern, und der Verteilung von Macht auf einzelne Gruppenmitglieder, ergo je mehr Zustimmung erforderlich ist desto verteilter ist die Macht. Beides beeinflusst die Zufriedenheit der Mitglieder und die Schwierigkeit der Diskussion. Brainstorming (ungehemmte Produktion von so vielen Ideen wie möglich, um Kreativität zu fördern) es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass Menschen Gruppen wirklich kreativer sind als allein im Gegenteil: nominelle Gruppen, in denen die Mitglieder nicht interagieren, sind doppelt so kreativ aus 4 Gründen: bei Interaktion kommt es zu • Besorgnis, einen guten Eindruck machen zu müssen • Faulenzen, da andere ja auch an der Aufgabe mitarbeiten müssen • Regression zur Mitte: man orientiert sich eher am Mittel, wie viel man leisten soll/muss • blockierte Produktion dadurch, dass man zuhören muss bzw. in den eigenen Gedanken 73 durch Äußerungen anderer gestört wird und noch über Ideen disputieren muss Abhilfe kann geschafft werden durch elektronisches Brainstorming (um Interaktion zu minimieren) ohne besagte Blockade; sowie heterogene Gruppen, die anregend wirken, da die Mitglieder so verschiedenes Wissen einbringen. Trotz gegenläufiger Beweise glauben wir ob einer illusion of group effectivity, in Gruppen mehr/besser Ideen zu kreiren, dies ist der Fall aufgrund dreierlei Sachverhalte: • obwohl auch mehr unsinnige Ideen eingeworfen werden, ist die absolute Summe an sinnvollen Ideen einer Gruppe höher als die eines Individuums • es fällt schwer, den Überblick zu behalten, wie viel man selbst beigesteuert hat, i.Allg. wird dieser Anteil überschätzt • Brainstorming macht Spaß, vor allem weil man sich selbst als sehr produktiv erlebt, da man eigene Äußerungen aber auch Ideen in der Summe wahrnimmt, von anderen aber nur Äußerungen hört und sich somit als relativ besser abschneidend einschätzt Gruppengedächtnis auch die Gruppengedächtnis-Leistung weicht von der Einzelleistung ab: speziell bei simplen Aufgaben (z.B. sich an bedeutungslose „Wörter“ erinnern) ist die Gruppenleistung besser, bei komplexen Aufgaben fällt es der Gruppe jedoch schwer, alle Ressourcen der Gruppenmitglieder auszuschöpfen. Trotzdem erschafft die Gruppe eine „Version der Wahrheit“, die ihre Richtigkeit aus dem Maß an Konsens bezieht/bemisst und beeinflusst, was Gruppenmitglieder sich als richtige und als falsche Erinnerungen merken. Gruppen produzieren mehr richtige Erinnerungen und weniger Ableitungen/Annahmen, die über faktische Erinnerungen hinausgehen. Transactive memory bei diesem Modell von Wegner sind die Individuen der Gruppe jeweils für verschiedene Teile der zu erinnernden Fakten zuständig, wobei jedes Mitglied weiß, wofür es zuständig ist und wofür andere zuständig sind. Somit ist es auch nur auf Gruppenebene anwendbar. Am Anfang der Gruppenbildung werden die verschiedenen Bereiche an Informationen meist stereotyp auf die Mitglieder verteilt. In einer heterosexuellen Paarbeziehung etwa „sie ist für Erinnerungen bezüglich Einkäufen und Haushalt zuständig, während er Wissen über das Auto und die Haustechnik behält“. Später werden aber die Arbeitsgebiete auf höherem Niveau verteilt: Mittels Diskussion und gemeinsamem Entscheiden werden sie verteilt oder auf Basis von Expertise bzw. Zugang zu Informationen zugewiesen. Das transactive memory passt zu McDougalls Idee, dass man in der Gruppe ein ganz anderes Denken anwendet als allein. Das gemeinsame Wissen umschließt auch solches über gemeinsame Normen, Feinde/Freunde, Gruppenroutine, Rollen und die besonderen Fähigkeiten der Individuen, kurz: die Gruppenkultur. Problematisch kann das vor allem werden, wenn ein Gruppenmitglied plötzlich ausscheidet. Kann die Person nicht gleich ersetzt werden, fehlt (vor allem in Partnerbeziehungen) ein ganzer Teil unsere Selbstverständnisses. Depressionen nach einem Trauerfall werden teilweise so erklärt. Meinungspolarisation: Tendenz von Gruppendiskussionen, dass die Gruppenmeinung extremer ausfällt als die mittlere Meinung der Individuen und zwar in die Richtung, in die das gros tendiert risky shift: vorherige Annahme, dass Gruppen risikoreichere Entscheidungen treffen als Individuen, dies trifft aber nur bei ohnehin zu Risiko tendierenden Gruppen zu 74 Erklärungen: • persuasive arguments in Diskussion hört man neue Argumente für die eigene Meinung zusätzlich zu den bekannten • soziale Vergleichsprozesse Diskussion offenbart (scheinbar) was sozial richtige, anerkannte Meinungen sind. Die werden angenommen, um Anerkennung zu erlangen/Missfallen zu vermeiden. Außerdem primus inter pares (erster unter gleichen): Streben, in Bezug auf diese Meinung auch besser, sprich stärker, zu sein, als andere Gruppenmitglieder • Selbstkategorisierungstheorie erklärt Polarisation als normalen Anpassungsphänomen: Ingroup soll intern mglst. gleich und extern mglst. verschieden von der Outgroup sein, daher kann es zur Polarisation, in jedem Fall aber zu Anpassung (entweder an extreme oder mittlere Meinung) kommen. Beweis: Überzeugen lässt man sich eher durch Ingroupmember, zu Polarisation kommt nur, wenn die Tendenz zu einer Seite eine GruppenNORM ist und nicht zufällig ein Aggregat der Einzelmeinungen • Verantwortungsdiffusion Tendenz der Einzelpersonen, anzunehmen, dass andere Gruppenmitglieder die Verantwortung übernehmen werden 75 Kapitel 10 : Vorurteile und Diskriminierung • Natur und Dimensionen von Vorurteilen Vorurteile und Diskriminierung gehören zu den größten Problemen Obwohl wir soviel auf der Welt schon erreicht haben, scheinen wir nicht in der Lage zu sein, zum Beispiel Kriege, die auf Vorurteile beruhen, zu verhindern Vorurteile waren und sind verantwortlich für viel Schmerz und Leid in dieser Welt, zum Beispiel für den Völkermord Vorurteile sind oft nicht allein ein Thema der Forschung, sind aber ein Gebiet, das wiederum über viele andere Themenbereiche Auskunft gibt Definition Vorurteil: Nachteilige Einstellung gegen eine soziale Gruppe und ihre Mitglieder 2.Vorurteilsbehaftete Einstellungen und diskriminierendes Verhalten Ein traditioneller Blick auf Vorurteile hat oft 3 Komponenten: Kognitive: Glauben über Einstellungen Affektive: Starke Gefühle (meistens negative) über Einstellungen zu gewissem Objekt Conative (antriebhafte): Absichten zu haben, sich gegenüber dem Objekt in einer bestimmten Weise zu benehmen jedoch stimmen nicht alle Modelle mit diesem überein Kontrolliertes Experiment von Gaertner und Dovidio (1977) In dem Experiment fielen auf eine weibliche Komplizin vom Versuchsleiter, die entweder eine weiße oder eine schwarze Hautfarbe hatte, Stühle herunter. Die Versuchspersonen, die mit im Raum waren, dachten, dass sie allein mit den Komplizen sind, bei anderem Durchgang waren noch zwei weitere potentielle Helfer dabei. Erwarteter Effekt: Normalerweise würden wir den üblichen Zuschauereffekt erwarten (andere Personen sind nicht so sehr bereit zu halfen, wenn andere potentielle Helfer dabei sind). Der Zuschauereffekt war jedoch schwach, wenn das Opfer weiß war und verstärkt, wenn das Opfer schwarz war! Dies war jedoch nur der Fall, wenn andere potentielle Helfer dabei waren. 3.Ziele von Vorurteilen und Diskriminierung Vorurteile kennen keine kulturellen und historischen Grenzen. Jede soziale Gruppe kann Ziel von Vorurteilen werden. Manche Gruppen sind jedoch ständig Opfer von Vorurteilen, 76 weil sie verschiedene soziale Kategorisierungen erfüllen, zum Beispiel „Rasse“, Geschlecht… Sexismus Vorurteile und Diskriminierung gegen Menschen beruhend auf ihrem Geschlecht Die meisten Forschungen beschäftigen sich mehr mit Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber Frauen. Frauen waren historisch gesehen und wegen ihrer oft niedrigeren Position dem Mann gegenüber im Job, in der Politik, und auf der Arbeit oft Opfer von Vorurteilen! Geschlechtsspezifische Stereotypen: Beispiel: Männer und Frauen glauben zum Beispiel, dass Männer eher kompetent und unabhängiger und Frauen eher warmherzig sind. Diese Stereotypen bestehen nicht nur bei Gruppen, sondern sind auch auf einzelne Personen gerichtet zu beobachten Frauen und Männer sehen außerdem Geschlechter in Subtypen weibliche Subtypen: Karrierefrau, Hausfrau, sexy Frau, die typische Frau wird entweder in die Kategorie Hausfrau oder in die „sexy Frau“ gesteckt. Bei Männern existieren eher Subtypen wie „sexy Mann“ oder „Macho Mann“. Verhalten und Rollen Frauen und Männer haben außerdem verschiedene Geschlechterrollen in der Gesellschaft: Männer sind mehr handlungs-orientiert, während Frauen eher kommunikativ orientiert sind Sozialpsychologischer Forscher wissen, dass es schon Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, aber dass diese Unterschiede auch oft übertrieben dargestellt werden. Männer und Frauen wählen zum Beispiel oftmals andere Berufe. Verschiedene Arbeiten werden dadurch als Frauenarbeit oder Männerarbeit beschrieben. Eagly und Steffen (1984): Männliche und weibliche Studenten sollten verschiedene erfundene Männer und Frauen bewerten. Eine von ihnen war zum Beispiel Hausmann. Diesem wurden mehr weibliche Attribute zugesprochen als einem Mann, der einer Vollzeitarbeit nachgeht! 77 Männer haben außerdem noch immer mehr soziokulturellen Einfluss. Für Frauen ist es schwieriger, den Männern gegenüber Erfolg zu haben. Viele Dinge haben sich jedoch auch schon in den letzten dreißig Jahren geändert! Für Frauen ist es generell aber immer noch schwieriger, in Top-Positionen aufzusteigen. Dieses Phänomen wird auch glass-ceiling (Deutsch: „Glasdecke“) genannt: Frauen sind eher im mittleren Management repräsentiert und nicht auf den höheren Positionen. Aufrechtung von Stereotypen und Rollen Die Medien tragen zur Aufrechterhaltung bei Geschlechtern bei! Außerdem haben Frauen oft eine „dekorative Rolle“ in Game- Shows, in einem Drama werden Frauen manchmal nur als sexuelle, romantische Unterhaltung dargestellt Dieses Phänomen haben auch Archer et al (1983) in Faceism -Studie gefunden: These: Männer treten eher durch Gesichter hervor, Frauen durch Körper: 1750 Fotos und Zeitungen und Magazinen wurden daraufhin untersucht Theorie erwies sich als wahr! Frauen werden auch generell mehr nach dem Aussehen beurteilt und Männer mehr nach intellektuellen Fähigkeiten. Außerdem : Ng (1990): Maskuline Wörter wie „mankind“ tragen auch zur Aufrechterhaltung von Stereotypen bei. Attribution Oft wird auch das Verhalten von Erfolg und Misserfolg in verschiedenen Wegen erklärt (Siehe Kapitel 3): Wenn ein Mann eine Aufgabe gut bearbeitet hat, wird das oft auf seine Fähigkeiten zurückgeführt. Wenn die Frau allerdings etwas gut erledigt, wird das oft auf Glück oder darauf zurückgeführt, dass die Aufgabe besonders einfach war (siehe Abbildung 10.3)männlicher Erfolg wurde mehr besonderen Fähigkeiten zugeordnet als weiblicher Erfolg dort keine besondere Zuordnung. Es kommt aber auch zu einer Veränderung im Sexismus: Weil Sexismus verboten, nicht mehr akzeptabel ist, haben Forscher versucht, auf komplizierten Wegen etwas über geschlechtstypische Vorurteile herauszufinden Rassismus Durch Rassismus gab es schon sehr viele negative, schlimme Folgen für Menschen in allen Ländern. 78 Die meisten Studien über Rassismus sind Antiblack- Einstellungs- Studien in den USA. Generell hatten die Bürger früher die negative Auffassung, Schwarze seien Bauern, Taglöhner. Das Weiße Menschen mit einer schwarzen Hautfarbe für faul, ignorant und abergläubig halten, ging seit 1933 immer mehr zurück (Abbildung 10.5 im Buch). Neuer Rassismus: Stirbt der Rassismus in den neuen westlichen Ländern aus? Antwort: Nein, denn es entstehen immer mehr neue Formen von Rassismus, zum Beispiel kam bei einer Studie von Devine und Ellit (1995) heraus, dass 45% der Leute immer noch denken, dass Schwarze faul sind und 25% der Teilnehmer sich dafür aussprachen, dass sie athletisch, rhythmisch, aber auch weniger intelligent, kriminell, feindselig und laut sind. Expliziter und krasser Rassismus ist in der heutigen Zeit illegal, und deshalb ist es viel schwieriger geworden, etwas über rassistische Einstellungen der Bevölkerung herauszufinden. Man kann aber sagen, dass Rassismus heutzutage nicht nur im Untergrund zu finden ist, sondern dass er auch seine Form verändert hat. Bei den neuen Formen wird unterschieden zwischen aversivem Rassismus, modernem Rassismus, regressivem Rassismus, ambivalentem Rassismus und symbolischem Rassismus (wird im Buch jedoch nicht näher darauf eingegangen). Rassismus erkennen Die Herausforderung in der Sozialpsychologie besteht nun darin, die neuen Formen von Rassismus zu erkennen (siehe auch Kapitel fünf) Vorurteile müssen auch nicht immer wie Vorurteile aussehen, sondern können auch getarnt sein Rogers und Prentice-Dunn (1981): Weiße und schwarze Versuchspersonen sollten weiße Personen auf der Straße von Alabama beschimpfen. Diese hatten dann die Gelegenheit, den Versuchspersonen einen Schock zu verpassen. Verärgerte Weiße gaben den schwarzen Versuchspersonen größere Schocks als den weißen Versuchspersonen. Wenn sie jedoch keinen Passanten beschimpften, bekamen die weißen Personen den größeren Schock. (Kontrollversuch??) Ein weiterer Versuch von Duncan (1976): Duncan ließ weiße Studenten in Kalifornien Fernseher schauen. Diese dachten, es handele sich in der Sendung um ein live Gespräch zwischen einem weißen Mann und schwarzen Mann. In der Konversation kam es zu einem Argument, und bei diesem schubste der Eine den Anderen. Wenn der weiße Mann derjenige war, der den Schubs verursachte, interpretierte dies 13% Prozent der Studenten als kleinen, spielerhaften Schubser. Wenn der schwarze Mann den Schubs machte, interpretierten dies jedoch 73 Prozent als gewaltsamen Schubser. 79 Gaertner und Mc Laughlin: Kategorisierung und Bildung von Stereotypen hängt auch häufig damit zusammen, wie gut sich die Menschen an etwas erinnern konnten. Siehe Kapitel fünf. Stereotypenbildung kann auch von der Sprache kommen, hängt von der Abstraktheit der Wortwahl ab, dies nennt man den Linguistic Interbias Effekt. (Franco und Maas 1996) Maas und Kollegen entdeckten, dass Personen dazu neigen, konkrete/kompliziertere Sprache/Wortwahl zu bevorzugen, wenn sie positiv von der Outgroup und negativ von der Ingroup redeten. Andererseits benutzten sie mehr normale Begriffe und abstrakte Begriffe, die dauerhafte Bezüge herstellen, wenn sie negativ die Outgroup sprachen und aber positiv die Ingroup beschrieben. Zusammengefasst lässt sich sagen, Rassismus und ethnische Vorurteile sind moralisch verwerflich und illegal! Obwohl wir schon auf dem Weg zur Besserung sind, werden sich die sozialen Konsequenzen für die Minderheiten nicht so schnell ändern lassen können. Die Einstellungen zu schwarzen Personen haben sich zum Beispiel schon verbessert, jedoch haben diese immer noch mit den Folgen alter Vorurteile zu kämpfen. Ageismus Eigentlich werden ältere Menschen in vielen Kulturkreisen als weise angesehen, als kenntnisreiche kluge Menschen, die den jüngeren Personen viel beibringen können. Man konnte jedoch beobachten, dass sich dies in den westlichen Ländern (zum Beispiel Kanada, Niederlande, vereinigte Staaten) im Laufe der Jahrzehnte verschoben hat. Heutzutage gibt es eine Reihe von Subtypen zum Beispiel der John-Wayne-Konservative (Patriotischer, religiöser, nostalgischer alter Mann), der Kleinstadtnachbar (einfach, still konservativ) oder auch der perfekte Großvater (klug, freundlich, glücklich) oder der Zänkische (bitter, vorurteilsbehaftet). Junge Leute sehen ältere Menschen oft als verschroben, zerbrechlich, egozentrisch und inkompetent an Die jüngere Generation hat auch nicht mehr viel mit der älteren Generation zu tun. Ein generationsübergreifender Kontakt geht insgesamt verloren. Die extrem alten Menschen bekommen langsam aber auch wieder mehr Respekt, dies ist zum Beispiel auch die Folge von Medien (Queen- Mum´s Geburtstag wurde zum Beispiel ganz groß zelebriert!) Diskriminierung von Homosexuellen Vor 2 Millionen Jahren waren die Römer toleranter gegenüber Homosexuellen und alle 80 Formen von sexuellen Präferenzen wurden akzeptiert. Doch mit dem Christentum verschwand diese Toleranz und das sexuelle Verhalten wurde extrem eingeschränkt Die Verfolgung von Homosexuellen wurde sogar legitimiert und akzeptiert. In den 1960iger Jahren gab es eine Liberalisierung, diese hielt aber jedoch nicht lange an, da in den achtziger Jahren die Einstellung gegenüber wieder sehr viel negativer wurde aufgrund einer Aids Epidemie. Diskriminierung von physisch und geistig behinderten Menschen Physisch und geistig behinderte Menschen wurden in der Geschichte oft als „Missgeburten“ angesehen (zum Beispiel der Glöckner von Notre Dame) Dies ist heutzutage in der westlichen Kultur illegal und nicht und nicht akzeptabel! Manche Länder haben sich schon auf physisch behinderte Menschen sensibilisiert, zum Beispiel Rampen für die Rollstühle gebaut, Sound-Signale an den Ampeln für Blinde installiert, die Paralympics veranstaltet. In anderen Ländern wurde jedoch noch gar nicht darauf eingegangen. Aber bei geistig behinderten Menschen ist immer noch nicht viel getan worden. Westliche Kulturen sehen noch immer gerne über psychische Krankheiten hinweg. Obwohl viele Krankenhausbetten bereits stets mit geistig kranken Menschen belegt sind, wird wenig Geld und wenige Mittel für gute Behandlungen zur Verfügung gestellt. Viele chronisch psychisch kranke Menschen werden zum Beispiel gerne einfach in eine geschlossene Anstalt gebracht. Außerdem gibt es in der Gesellschaft oft, dass Menschen zum Beispiel fragen: „Bist du geisteskrank?“ oder Aussagen machen wie „Du musst gestört sein“ dies trägt natürlich auch zur Diskriminierung herbei! Vorurteile hatten in der Geschichte oft auch brutale Lebensbedingungen für die Menschen zur Folge. 4.Formen der Diskriminierung Abneigung zur Hilfe Menschen helfen oft nicht, um sich oder ihrer Gruppe Vorteile in der Gesellschaft zu verschaffen. Diese Strategie wurde zum Beispiel angewandt bei früherem Landadel, ist aber auch in Organisationen und auch in der Gesellschaft zu finden. 81 Tokenismus Man macht einer Minderheit gegenüber öffentliche Zugeständnisse, um den Vorwurf von Diskriminierung und persönlichen Vorurteilen von sich zu weisen. Dutton und Lake Rosenthal und Kollegen: Studien zeigen, dass weiße Teilnehmer der Studie, die einem schwarzen Teilnehmer schon einen Gefallen getan haben, weniger bereit waren, ihm/ihr danach noch einen größeren Gefallen zu tun. Dies war vor allem der Fall, wenn der kleine Gefallen einen negativen Stereotyp gegen Schwarze aktivierte; zum Beispiel, wenn der Schwarze ein Bettler war. „Reverse discrimination“ Eine Minderheit, gegen die man ein Vorurteil hat, wird favorisiert, um den Vorwurf von Diskriminierung gegen diese Gruppe von sich zu weisen. - ist eine extremere Form von Tokenismus. Weiße Studenten haben Schwarze Studenten besser eingeschätzt, um von ihren eigenen Vorurteilen und Diskriminierungen gegen Schwarze abzulenken.Es gibt keine Anhaltspunkte, dies ist ein Weg, um Vorurteile zu kaschieren oder zu verbergen. Für die Forscher ist es sehr interessant, herauszufinden, wie es dazu kommt. 5.Stigma und andere Effekte von Vorurteilen Man kann sagen, dass Vorurteile viele verschiedene Folgen für die Opfer haben und dass diese vor allem nachträglich geschädigt, gebrandmarkt sind. Social Stigma Die subjektive Erfahrung hängt von Sichtbarkeit und Kontrollierbarkeit ab. Sichtbar: Aussehen, Geschlecht Sexuelle Präferenz und Religion kann jedoch von der jeweiligen Person versteckt werden. Kontrollierbarkeit: Fettleibigkeit, Rauchen Unkontrollierbarkeit: Rasse, Geschlecht Crandall (1994) zeigte in Studien, dass Leute in westlichen Kulturen nicht nur Vorurteile gegen fettleibige Menschen haben wegen Stigmatisierung, sondern auch, weil Fettleibigkeit ihrer Meinung nach kontrollierbar ist und die Leute sich sozusagen selbst ihr Schicksal ausgesucht haben! Selbstwert, Selbstachtungsgefühl, Selbstwertgefühl und psychologisches Wohlbefinden 82 Stigmatisierte Gruppen werden oft abgewertet von der Gesellschaft und können deshalb ein negatives Image nicht vermeiden. Ihnen ist das schlechte Image auch bewusst und deshalb haben sie oft ein geringeres, niedrigeres Selbstwertgefühl. Obwohl einige durch Diskriminierung unter Depressionen leiden, schaffen es viele dennoch, ein positives Image gegenüber sich selbst zu behalten. Diskriminierung kann schon sehr früh zum Verlust des Selbstwertgefühls führen, siehe auch Kapitel 11 und Kapitel 12. Stereotypenbedrohung Outgroups werden ängstlich, weil sie den bestehenden Stereotyp nicht bestätigen wollen. Steele und Aronson (1995): Haben weiße und schwarze Studenten einen „sehr schwierigen Test“ ausführen lassen, der ihre intellektuellen Fähigkeiten testen sollte. Sie sollten Lücken in Wörtern ausfüllen. Schwarze Studenten füllten erstens lieber die Wörter aus, die zum Beispiel mit „Rasse“ zusammenhingen und schnitten im Test dazu auch noch schlechter ab Ähnliche Phänomene wurden auch noch bei Frauen und Mathematik, niedrigem Status und Intelligenz, alten Menschen und Erinnerung, usw. festgestellt Fehlschlag und Nachteile Diskriminierung kann dazu führen, dass hohe Standards erwartet werden und die Leute dann apathisch und demotivierend reagieren: sie geben leichter auf, weil sie die Möglichkeit, Erfolg zu haben, als geradezu unmöglich ansehen. Dies führt zum Beispiel auch dazu, dass Frauen unter bestimmten Umständen manchmal eher die Motivation verlieren als Männer. Diskriminierte Gruppen sind oft im Nachteil, weil sie jede persönliche Erfahrung mit Diskriminierung verschweigen oder abstreiten. Crosby (1984): Angestellte Frauen, die oft diskriminiert werden, vermieden dies oft, zuzugeben. Dieses Phänomen wurde auch bei anderen stigmatisierten Gruppen gefunden. Attributionelle Mehrdeutigkeit Stigmatisierte Individuen gehen oft sehr sensibel um, wie andere sie behandeln und fragen sich zum Beispiel schneller: „Hat jemand etwa dies oder das getan, weil ich zum Beispiel soundso bin?“Personen deuten zum Beispiel negative Reaktionen von Anderen gleich so, dass sie denken, diese hätten ein Vorurteil Attributionale Doppeldeutigkeit/ 83 Mehrdeutigkeit, kann zu Verdächtigungen und zu Misstrauen in Beziehungen führen. Self- Fulfilling Prophecy: Eine Voraussage, die sich nur dann erfüllt, weil sie vorhergesagt wurde (siehe auch Vorlesung von Ule Franzen) Experiment dazu von Rosenthal und Jacobson (1984): Bei Schülern einer Grundschule sollte ein IQ Test gemacht werden und Rosenthal und co. sagten den Lehrern, der Test solle voraussagen, welche Kinder später „blühen“ , das heißt, welche Kinder schnelle intellektuelle Entwicklung in naher Zukunft zeigen . Den Lehrern wurde der Name von zwanzig Schülern gegeben, die später „blühen“ würden. Die Kinder wurden jedoch zufällig ausgewählt, es waren „Blüher“ und „Nichtblüher“ dabei. Die Lehrer schätzten die Kinder, von denen sie dachten, sie wären „Nichtblüher“ wesentlich schlechter ein als die Kinder, von denen sie dachten, dass sie „Blüher“ sind und bildeten zwei stereotypische Gruppen und behandelten beide auf eine unterschiedliche Art und Weise. Rosenthal und Jacobson haben den IQ der Kinder jedes Jahr gemessen und konnten feststellen, dass die Kinder, die als „Blüher“ ausgewählt wurden, dann später wirklich einen höheren IQ hatten! Skeptiker konnten dies jedoch nicht glauben, und so führten Rosenthal und co eine Metaanalyse durch, das heißt, sie machten 345 Folgestudien um zu beweisen, dass es dieses Phänomen wirklich gibt. Es gab auch noch ähnliche Experimente, siehe zum Beispiel Franzen Skript der Versuch mit den „dummen“ und den „intelligenten“ Ratten. Versuch von Snyder (1981) Man sagte einer Versuchsperson, dass ein Mann, mit dem sie sich treffen sollte, sehr extrovertiert sei. Dieser war jedoch ein Schauspieler. Siehe Abbildung 10.10 Buch. • Der Zuschauer denkt, Person sei extrovertiert • Die Wahrnehmung und die Interpretation des Verhaltens des Schauspielers wird so interpretiert, dass es den Erwartungen entspricht • Der Schauspieler oder auch Darsteller wurde extrovertiert behandelt. • Der Schauspieler ist so weit gezwungen, ein bestimmtes extrovertiertes Verhalten zu zeigen, es ist für ihn fast unmöglich, nicht extrovertiert zu reagieren • Sein Verhalten wird immer mehr extrovertiert • Der Schauspieler sieht sich dann irgendwann selbst extrovertiert! Stereotyp Bedrohung kann auch schnell zu einer self- fulfilling prophecy werden. Gewalt und Völkermord 84 Durch ein extremes Vorurteilsverhalten kann es zu Hass und Intoleranz kommen, dies kann wiederum zu „dehumanisation“ führen. Beispiele in der Geschichte gibt es viele zu finden, zum Beispiel der Kukluxklan, Hitlers drittes Reich, Kindesmord in Indien. Wenn Vorurteile in der Gesellschaft toleriert werden, kann es zu Massendiskriminierung kommen- Beispiel hierfür sind die Segregation in Südafrika und die Reservate für die native People in den Vereinigten Staaten. Die extremste Form von legitimen Vorurteilen ist aber der Völkermord! Beispiele sind die Massenvernichtung im zweiten Weltkrieg, Saddam Husseins Ausrottung der Kurden im nördlichen Irak und Schiiten im südlichen Irak, der Völkermord praktiziert von den Hutus und Tutsis in Ruanda 1994 oder etwa auch Bosnien Serbien Schlacht um „ ethnisches Reinigen“ 4. Erklärungen von Vorurteilen und Diskriminierung Zu Beginn des 20 Jahrhunderts dachte man, dass Vorurteile angeboren wären Tajfel behauptet zum Beispiel, dass Verdächtigungen und Hass von einzelnen Gruppen schon früh im Leben gelernt werden, bevor das Kind überhaupt schon etwas über Zielgruppen wissen kann. Barett und Short (1992) fanden heraus, dass fünf bis zehn jährige Kinder nur wenig Wissen über europäische Länder besaßen, dennoch mochten sie Franzosen und Spanier am liebsten, gefolgt von den Italienern, die Deutschen wurden am wenigsten gemocht. Ethnische Neigungen bauen die Kinder eigentlich erst mit vier oder fünf Jahren auf (Aboud, 1988) Die Überlieferung von elterlichen Vorurteilen kann eintreten durch elterliche Modelle, instrumentale Konditionierung und klassische Konditionierung. Frustration- Aggression Im Jahre 1939 veröffentlichte Dullard seine Frustration- Aggression- Hypothese. „Das Auftreten von aggressivem Verhalten bedingt immer die Existenz von Frustration und andersherum, die Existenz von Frustration führt immer zu einer Form von Aggression“. Damit wird vor allem Intergroup Aggression erklärt. Wenn man frustriert ist, wird psychische Energie aktiviert und das somit gestörte Gleichgewicht im Gehirn kann nur durch Aggression korrigiert werden. Manchmal kann die Frustration nicht in Aggression an der eigentlichen Quelle umgewandelt werden oder Umwandlung ist unterdrückt, dann kann sich die von Frustration hervorgerufene Aggression auf ein Alternativziel Verlagern dies ist dann der „Sündenbock“! wird auch „Sündenbocktheorie“ genannt. Viele Forschungen von Intergruppen-Aggression beschäftigten sich mit Displacement 85 Psychodynamisches Konzept, beruft sich auf die Übertragung von negativen Gefühlen auf eine einzelne Person oder auf eine Gruppe, aber nicht auf die Gruppe, die ursprünglich die negativen Gefühle verursachte. Experiment dazu: Miller Bugelski (1948): Junge Männer in einem Sommercamp warteten voller Vorfreude darauf, einen Tag in der Stadt zu verbringen, dies wurde jedoch von den Campleitern verhindert! Somit mussten die jungen Männer im Camp bleiben und sehr langweilige und schwierige Aufgaben lösen.Relativ zu einer Kontrollgruppe, die nicht frustriert war, verschlimmerten sich die Einstellungen der jungen Männer gegen zwei Minderheitsgruppen, eine Konsequenz der Frustration. Andere Forschungen waren jedoch ergebnislos. In manchen Forschungen bestand auch das Problem, dass es schwer zu unterscheiden war, ob Aggression verdrängt oder verallgemeinert war. Ist Frustration wirklich nötig für die Aggression? Aggression kann auch ohne Frustration auftreten und Frustration führt nicht immer zu Aggression (Bandura 1973, Berkowitz 1962) Deshalb kann die Frustrations-Aggressions Hypothese auch nur einen Teil der Intergroup Aggression erklären! Um die Hypothese zu retten, hat Berkowitz drei Punkte an ihr verändert: 1. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aggression, der eine Frustration vorausging, zum Ausdruck kommt, ist erhöht bei Anwesenheit von verschiedenen situationsbedingten Hinweisen zur Aggression. 2. Es ist nicht objektive Frustrierung, die Aggression anregt, aber das subjektive Gefühl, frustriert zu sein! 3. Frustration ist nur ein kleiner Punkt von aversiven Geschehen (zum Beispiel auch Schmerz, erhöhte Temperaturen und andere Stimuli), die eine Aggression anregen können. Diese umgestaltete Frustrations- Aggressions-Theorie hat viele wissenschaftliche Unterstützung auf sich gezogen. Die Hauptanwendung liegt bei Collective Behaviour und der relativen Deprivation (siehe beides Kapitel 11) „The authoritarian Personaliy“ Theorie Adorno und Co (1950) und Burkeley Gruppe: 86 These: nur Leute, die eine ausgeprägte „Vorurteilspersönlichkeit“ haben, können auch Vorurteile bilden! • Sie haben eine autoritäre Persönlichkeit, die sich durch verschiedene Charakterzüge auszeichnet: sie haben Respekt für autoritäre Figuren, Leidenschaft für Ränge und Status, eine Tendenz, Ärger zu verdrängen und eine Abneigung gegen Schwächere! Bei Eltern, die ihre Kinder gleichzeitig exzessiv rau und disziplinär großziehen, entwickelt sich eine emotionale Abhängigkeit und Obrigkeitsgehorsam, sie entwickeln eine Zweideutigkeit und hassen und lieben ihre Eltern zugleich! Dies ist stressig und fordert eine Auflösung. Da diese Kinder aber Schuld und Angst vorm Hass nicht ausdrücken können, verlagern sie diese Merkmale auf andere Personen, schwächere. Die Macht und Autorität, die die Eltern repräsentieren, werden idealisiert. Adorno und Kollegen teilten einen Fragebogen an 2000 Mitarbeiter von kalifornischen Organisationen aus, der Antisemitismus, generellen Ethnozentrismus, politischen und Ökonomischen Konservatismus und das Potential für Faschismus bei den jeweiligen Personen herausfinden sollte. Brown hatte (1965) verschiedene Kritikpunkte zur Methodik : -Die Skalen waren so gemacht, dass die Leute eher mit den Items positiv übereinstimmten - Frage der Validität! (gab auch noch andere Kritikpnkte) Gegenbeispiel zu dieser Theorie: - Studie Minard (1952) fand zum Beispiel heraus, dass die Mehrheit von weißen Kohlearbeitern in West Virginia von rassistischem zu nicht rassistischem Verhalten wechselte und Verhalten somit eher auf situationsbedingte Werte zurückgeht, die Vorurteile unterdrücken oder anregen. -Stephan und Rosenfield (1978) fanden heraus, dass „interracial contact“ wichtiger ist als der elterliche Hintergrund für die Einstellungen von Kindern Dogmatismus Andere personelle Theorie, wurde von Rokeach entwickelt (1948,1960) Kognitionspsychologisches Modell Dogmatismus: Rokeach spricht sich für eine Existenz von mehr generalisierten Syndromen der Intoleranz aus. Es ist charakterisiert durch Isolation von widersprüchlichen Glaubenssystemen. Das Konzept des Dogmatismus als eine Erklärung von Vorurteilen hat dieselben 87 Einschränkungen wie die „authoritarian pesonality theory.“ Es ist ein Konzept, dass die Gruppenphänomene reduziert auf eine Anhäufung einzelner individuellen Persönlichkeitsveranlagerungen. und sieht über den soziokulturellen Zusammenhang von Vorurteilen und über die Rolle von Gruppenwerten hinweg. Rechtsstehender Autoritarismus Diese Theorie wurde wieder neu belebt, jedoch ohne psychodynamische- und Persönlichkeitsaspekte. Altemeyer näherte sich der Theorie an mit einer Ansammlung von Eigenschaften mit drei Komponenten. • Konventionalismus: Anhänglichkeit an soziale Konventionen, die von autoritären Personen befürwortet sind • Autoritäre Aggression: Aggression unterstützen gegen sozial Außenstehende • Autoritäre Unterwürfigkeit: Unterwürfigkeit gegenüber sozial gängigen Autoritären! Altemeyer dachte sich außerdem die Right-Wing Authoritarianism aus, eine Skala, um die Konstellationen von Einstellungen zu messen. Von dieser Perspektive ist Autoritarismus eine Ideologie, die von Person zu Person variiert! Social Dominace Theory Sidanius und Pratto (1999): Überlegenheit der eigenen Ingroup, vor allem, wenn Leute meinen, dass der Status ihrer Gruppe gefährdet ist Menschen, die den Wunsch haben, ihre eigene Gruppe dominant zu sehen und den Outgroups überlegen zu sein, haben eine hohe soziale dominante Orientierung, was sie wiederum dazu ermutigen kann, egalitären Ideologien nachzugehen und Hierarchie und Diskriminierung zu legitimieren. Sie sind mehr dazu geneigt, vorurteilsbehaftet zu sein als Menschen mit einer niedrigen sozialen Orientierung. Belief Congruence Theory: Auch entwickelt von Rokeach (1960) Theorie, dass alle, die an etwas Gleiches glauben und die gleichen Werte haben, auch sozial harmonisch miteinander klarkommen, während Leute, die sich nicht besonders ähnlich sind, Vorurteile und Abneigungen produzieren. 88 Meinungssysteme sind wichtige verankerte Punkte für Individuen, und durch Ähnlichkeit wird die Gültigkeit des eigenen Systems befestigt oder gestärkt. Kongruenz ist hierbei das Honorieren und Produzieren von Attraktion und positiven Eigenschaften. Forscher verwenden ein Paradigma, in welchem Teilnehmer ihre Eigenschaften gegenüber anderen berichten, zum Beispiel gegenüber gleicher und anderer „Rasse“ oder gleicher oder anderer Religion. Zwei Probleme der Belief Congruence Theory: Unter bestimmten Umständen ist belief congruence nicht wichtig, nämlich dann nicht, wenn Vorurteile institutionalisiert sind oder sozial bestraft werden Vorurteile werden doch nicht gut genug erklärt!! Erklärung sagt nur, dass Kongruenzglauben Vorurteile beeinflusst Erklärung des minimalen Gruppen Paradigmas von Billig und Tajfel (1973): Personen neigen schon unter minimalsten Bedingungen dazu, Gruppen zu bilden und sich dann mit ihrer eigenen Gruppe stärker zu favorisieren! (siehe auch Erklärung im elften Kapitel) Henri Tajfel (1970): Versuchspersonen bekamen im Dunkeln eine Anzahl von Punkten gezeigt und sollten schätzen, um wie viel Punkte es sich jeweils handelte. Einige überschätzten die Zahl der Punkte, einige unterschätzten die Anzahl. Dies ergab zwei Gruppen und es stellte sich heraus, dass die Personen die eigenen Gruppenmitglieder jeweils bevorzugten, obwohl alle Variablen, die dazu hätten beitragen können (zum Beispiel Gesicht zu Gesicht gegenübersitzen, Interessenkonflikte, vorhegende Feindschaften) eliminiert wurden. Der Versuch zeigte, dass auch unter minimalen Verhältnissen Ingroups und Outgroups entstehen können! Dies wird auch als minimal group paradigm bezeichnet, da unter minimalsten Bedingungen schon Ingroups und Outgroups gebildet werden können!! (vom Seminar entnommen) Dies unterstützt, dass Gruppen nicht nur durch ähnliche Meinungen gebildet werden! 89 Kapitel 11 fehlt noch 90 Kapitel 12: Aggression Aggression in unserer Gemeinschaft • • • • • • • • • • in den meisten Fällen sind die Opfer von Aggression Menschen, die schwach sind oder in irgendeiner Art und Weise benachteiligt sind (z.B. Kinder, ältere Menschen, Kranke, Ausländer) viele von uns sind von Zeit zu Zeit aggressiv unser Verhalten ist in verschiedenen Wegen auf Aggression beschränkt (z.B. haben wir Angst uns zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten aufzuhalten) Aggression ist Teil der menschlichen Beschaffenheit viele Menschen haben das Gefühl, dass die Welt zu einem immer aggressiverem Ort wird, dies kann damit begründet werden, dass wir mit einer immer größer werdenden Anzahl an Gewaltberichten der Medien konfrontiert werden Statistiken von verschiedenen Ländern bestätigen, dass Gewaltverbrechen in den letzten Jahren zugenommen haben wir verändern zunehmend unsere Lebensführung indem wir z.B. vermehrt Waffen bei uns tragen oder uns anders gegen Gewalt schützen wollen Aggression ist allgegenwärtig und ein Bestandteil der menschlichen Natur Einige Theoretiker behaupten, Aggression sei ein menschlicher Instinkt, dadurch können wir die Aggression nicht vermeiden Andere Theoretiker sind optimistischer was die Fähigkeit der Gewaltprävention betrifft Definitionen und Bewertung Einige sozialpsychologische Definitionen von Aggression • • • • • Verhalten, welches infolge von Verletzung oder Zerstörung von Eigentum entsteht (Bandura, 1973) Verhalten, bei dem absichtlich jemand anderem Schaden zugefügt wird (Scherer, Abeles, Fischer, 1975) Verhalten, welches das Ziel hat, einer Person zu schaden oder zu verletzen, die bereit ist, diese Verhaltensweise zu vermeiden (Baron, 1977) absichtliches Zufügen von Schaden an einer Person (Baron & Byrne, 2000) gegen eine andere Person gerichtetes Verhalten ausgetragen mit der Absicht Schaden zu verursachen (Anderson & Huesmann, 2003) Messen von Aggression • • unterschiedliche Wissenschaftler haben Aggression unterschiedlich operationalisiert z.B. Schlagen einer aufblasbaren Puppe (Bandura, Ross & Ross, 1963) oder das Erteilen von E-Schocks (Buss, 1961) der Grund für das Operationalisieren ist, dass es aus ethischen Gründen schwierig ist, einen Angriff auf eine Person in einem Experiment durchzuführen 91 Wichtige Theorien • Erklärungsmodelle von Aggression werden unterteilt in biologische und soziale Erklärungsmodelle Biologische Erklärungsmodelle • Aggression ist ein angeborener Drang oder Impuls der genetisch übertragen wird (Instinkt) • • • • • • • nach Riopelle (1987) ist ein Instinkt: zielgerichtet und begrenzt in einer spezifischen Auswirkung (z.B. einem Überfall) nützlich für den Einzelnen und für die gesamte Art angepasst an eine normale Umwelt vorhanden bei den meisten Individuen einer Art eindeutig entwickelt wie die individuelle Reife verlernbar auf der Basis von individueller Erfahrung Psychodynamische Theorie von Freud (1930) • • • menschliche Aggression ist zurückzuführen auf einen angeborenen „Todesinstinkt“ (Thanatos), welcher im Gegensatz zu einem „Lebensinstinkt“ (Eros) steht anfänglich ist Thanatos auf Selbstzerstörung gerichtet, aber in der späteren Entwicklung richtet er sich auf andere ein aggressiver Trieb vom Thanatos baut körperliche Spannungen auf welchem Ausdruck verliehen werden muss Ethologische Theorie von Lorenz (19966), Ardrey (1966) und Morris (1967) • • • • • • • Tierverhaltensforscher haben erkannt, dass das Potential für Aggression angeboren sein mag, allerdings sind spezielle Stimuli aus der Umwelt in diesem Moment als Auslöser beteiligt sind ein Tier ist deutlich aggressiver gegenüber der eigenen Artgenossen, dies dient z.B. der Nahrungserhaltung oder Paarungsverhalten bricht zwischen zwei Tieren ein Kampf aus, ist es unwahrscheinlich, dass der Verlierer dabei getötet wird, der Verlierer wendet Beschwichtigungsgesten an um den Sieger davon abzuhalten es zu töten Beschwichtigungsgesten können auch dazu beitragen Hierarchien oder Hackordnungen auszubilden Lorenz stellte die Theorie auf, dass Menschen einen Kampfinstinkt haben, der auch bei Tieren vorhanden ist da Menschen keine scharfen Zähne oder Krallen haben, müssen sie auf Waffen zurückgreifen um jemanden zu töten die heutzutage gut entwickelte Technologie ermöglicht es Menschen anderen ohne großen Aufwand zu Schaden Evolutionäre Sozialpsychologie • evolutionäre Sozialpsychologie nimmt nicht nur an, dass die Basis für Aggression angeboren ist, sondern behauptet auch, dass jedes soziale Verhalten eine biologische Basis hat 92 • komplexes soziales Verhalten wie Aggression dient dazu das Individuum, das Rudel sowie die ganze Art vom aussterben zu bewahren Soziale und biosoziale Erklärungsmodelle Frustration - Aggression Hypothese • • • • die Hypothese besagt, dass jede Frustration zu Aggression führt und jede Aggression ein Resultat aus vorhergehender Frustration ist die Hypothese wurde in den 1930er Jahren von einer Gruppe Psychologen an der Yale Universität hergeleitet und wurde zur Erklärung von Vorurteilen benutzt Dollard ging davon aus, dass Aggression stets von einer Art Frustration, einem frustrierendem Ereignis oder Situation ausging, Frustration würde ausnahmslos zu Aggression führen spätere Studien haben ergeben, dass die Hypothese weit entfernt ist von der kompletten Erklärung für aggressives Verhalten, es gibt noch viele andere Faktoren, die zu Aggression führen können Erregungs-Transfer-Modell (Zillmann, 1979, 1988) • • • der Ausdruck von Aggression ist eine Funktion von gelerntem Verhalten, Erregung durch einen anderen Ursprung und der Interpretation des eigenen Erregungszustandes erhöhte Erregung einer Person kann dazu führen, dass sie aggressiver in einer Situation reagiert als sie normalerweise würde (Beispiel: ein Gymnasiast kommt gerade aus der Schule und ist immer noch physikalisch erregt, als er vor dem Supermarkt rückwärts in eine Parklücke einparken will, nimmt ihm ein anderer Kunde den Parkplatz weg. Der Schüler beschimpft den Autofahrer. Die restliche Erregung der Schulstunde hat hier zu verbaler Aggression des Schülers geführt.) Zillmanns Theorie kann ebenfalls angewendet werden auf sexuelle Erregung oder zu anderen Arten früherer Erregung Hass-Verbrechen • nennt man Verbrechen an Mitgliedern einer Minderheitengruppe z.B. Homosexuelle Soziale Lerntheorie • • menschliches soziales Verhalten kann anhand geeigneter Modelle gelernt werden (Bandura, 1977) Kinder können lernen sich aggressiv zu verhalten, indem sie Videospiele spielen, bei denen heldenhafte Charaktere für Aggression belohnt werden die Idee des Lernens durch direkte Erfahrung basiert auf Skinner´s Prinzip des operanten Konditionierens (best. Verhalten erzeugen/unterdrücken durch Belohnung/Strafe) Verhalten kann auch durch Beobachtung von anderen bzw. Imitation gelernt werden • laut Bandura hängt die Tatsache, dass eine Person in einer bestimmten Situation • • 93 aggressiv ist von folgenden Faktoren ab: den Erfahrungen von aggressivem Verhalten, die eine Person bisher gemacht hat (Erfahrungen bei sich selbst und bei anderen) • dem bisherigem Erfolg von aggressivem Verhalten • der momentanen Wahrscheinlichkeit für Belohnung oder Bestrafung von Aggression • der komplexen Anordnung von kognitiven, sozialen und Umweltfaktoren in der Situation Studie von Bandura, Ross & Ross zum Modelllernen • • in dem Experiment von Bandura, Ross & Ross (1963) wurden 4- und 5-jährige Kinder untersucht, die einen Erwachsenen (männlich oder weiblich) zunächst beobachten sollten während sie mit einer aufblasbaren Puppe spielten • • bei dem Versuch gab es vier Gruppen: Der Erwachsene kam in dem Raum während das Kind spielte. Anschließend begann der Erwachsene Gewalt auf die Puppe auszuüben wie z.B. sie zu schlagen oder treten. Im Anschluss wurde das Kind mit der Puppe allein gelassen und aufgefordert mit der Puppe zu spielen. Der Versuchsplan war derselbe mit dem Unterschied, dass das Kind ein Videoband zu sehen bekam auf welchem die gleiche Szene dargestellt war. In dieser Gruppe hatte der Erwachsene ein Katzenkostüm an als er sich in dem Raum befand. Der Raum war außerdem gestaltet als ob man sich in einem Cartoon befinden würde. In der Kontrollgruppe sollte das Kind gleich mit der Puppe spielen ohne vorher ein Modell gesehen zu haben. • • • • das Ergebnis hat gezeigt, dass Kinder sich aggressiver Verhalten wenn sie vorher ein Modell gesehen haben. Besonders effektvoll war die Gruppe, bei der der Erwachsene direkt im Raum anwesend war. Persönlichkeits- und situationsbezogene Faktoren • soziales Verhalten hängt ab von Persönlichkeitsfaktoren und von der Situation Individuelle Unterschiede Persönlichkeit • • • • die Tendenz zu aggressivem Verhalten bildet sich schon früh im Leben Huesmann und Guerra haben herausgefunden, dass aggressive Kinder im Alter von 8 Jahren auch später mehr zu aggressivem Verhalten neigen als andere Kinder Aggressivität hängt nicht von einer „aggressiven Persönlichkeit“ ab, sondern von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Kultur und die persönlichen Erfahrungen es gibt einige Menschen die tendenziell mehr zu aggressivem Verhalten neigen als andere, z.B. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, geringer Frustrationstoleranz oder Narzissmus Typ A Persönlichkeit und ADHD 94 • • • • • es handelt sich bei der Typ A Persönlichkeit um ein Verhaltensmuster, bei welchem die Personen anfällig für Herzinfarkte sind, Menschen mit Typ A Persönlichkeit haben außerdem den Drang nach Zeitdruck, Konkurrenzkampf und Feindseligkeit eine Studie von Carver und Glass (1978) hat gezeigt, dass diese Menschen sich aggressiver gegen Menschen Verhalten, wenn sie mit ihnen in einem wichtigen Konkurrenzkampf stehen diese Persönlichkeitsstruktur kann fatale Auswirkungen haben auf die Menschen selbst und auf die Menschen in ihrer Umgebung z.B. hat eine Studie ergeben, dass Menschen mit Typ A Persönlichkeit mehr zu Kindesmisshandlung neigen als andere ADHD = Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ist eine Krankheit bei dem die Betroffenen wenig Aufmerksamkeit aufbringen können, hyperaktiv sind und eine geringe Impulskontrolle haben ADHD in der Kindheit ist stark verknüpft mit aggressivem Verhalten welches auch Aggressivität in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter auftritt Hormone • • • in einer Studie von Gladue (1993) wurden mittels Speicheltest männliche Versuchspersonen getestet ob sie eine Typ A oder Typ B Persönlichkeit aufwiesen, die Vpn sollten E-Schocks an eine andere Vpn erteilen das Experiment ergab, dass unabhängig vom Persönlichkeitstyp die E-Schock-Rate höher war, desto höher ihr Testosteron-Wert war insgesamt lag allerdings nur eine Korrelation von 0.14 vor, sodass man nicht sagen kann, dass Aggression vom Testosteron-Wert abhäng, lediglich 2% der Fälle von aggressivem Verhalten gehen auf vermehrtes Testosteron zurück Geschlecht und Sozialisation • • • unterschiedliches Verhalten zwischen Männern und Frauen geht auf die unterschiedliche Sozialisation der beiden Geschlechter zurück von der frühen Kindheit an werden Jungs mehr ermutigt sich aggressiv zu verhalten als Mädchen eine Fülle von Untersuchungen hat diese Tatsache in vielen Gesellschaften bestätigt Frustration • • es kann schwierig sein Frustration objektiv zu messen zwei Faktoren helfen dabei, festzustellen ob Frustration zu Aggression führen wird: die Intensität des Frustrations-Ereignisses und wie legitim, angemessen oder unvermeidbar das Ereignis ist Katharsis Hypothese • • sieht Aggression als eine Befreiung von unterdrückten Gefühlen, indem wir aggressiv handeln, werden wir negative Gefühle los es wird dabei so argumentiert, dass wir einen Drang haben Gefühle wie Frustration abzulassen um dadurch wieder zu einem stabilen Level der Gefühle zu gelangen 95 • • • • aggressives Verhalten hilft dabei die negativen Gefühle loszuwerden in einigen Studien des Zusammenhangs zwischen Katharsis und Frustration wurde gezeigt, dass Katharsis Gefühle der Aggression verringert hat, in anderen Studien, dass sie noch mehr verstärkt wurden neuere Studien haben ergeben, dass die Katharsis Hypothese abgelehnt wurde auch die Behauptung Aggression könnte durch das zuschauen von gewaltsamen Sportarten verringert werden ist falsch, im Gegenteil: Aggression wird erhöht Wissenschaftliche Studien zur Katharsis-Hypothese • • • • • • • • • • • • • • • • in der Studie von Wann et al. Wurde festgestellt, dass viele Teilnehmer glaubten, dass Katharsis durch Zuschauen von gewaltsamen Sportarten aggressives Verhalten verringern würde Wissenschaftler vermuten dagegen eher, dass Katharsis genau das Gegenteil bewirken würde, nämlich eine Erhöhung von Aggression der Glaube daran, dass Katharsis ein Mittel gegen angestaute Aggression und Ärger ist, ist ein gefährliches Missverständnis in der Studie von Bushman, Baumeister und Stack (1999) wurden Studenten gebeten drei gefakte Zeitungsartikel zu lesen: der erste Artikel war ein Pro-Katharsis Artikel eines Wissenschaftlers, der behauptete dass die Katharsis Hypothese wahr ist der zweite Artikel war ein Anti-Katharsis Artikel, der besagte, dass die Hypothese falsch sei der dritte Artikel war ein Kontrollartikel, der nichts mit Katharsis oder Aggression zu tun hatte die Versuchspersonen sollten einen Aufsatz schreiben, mit dem Hinweis, dass eine andere Versuchsperson diesen korrigieren würde, in Wirklichkeit tat dies der Versuchsleiter, der Aufsatz wurde mit sehr negativen Kommentaren versehen und zurückgegeben, damit sollte Ärger bei den Versuchspersonen induziert werden anschließend konnten sich die Versuchspersonen entscheiden zwischen dem Schlagen eines Boxsackes oder einer anderen Tätigkeit die Vpn mit dem Pro-Katharsis Artikel tendierten mehr zum Boxsack als die beiden anderen Gruppen, die Vpn die aufgrund ihrer negativen Bewertung ärgerlicher waren, entschieden sich ebenfalls öfter für den Boxsack die Studie zeigt wie sich Menschen von Medien beeinflussen lassen und wie diese Beeinflussung von der Menge an Ärger abhängt in einer anfänglichen Studie wurde der gleiche Versuch durchgeführt, mit dem Unterschied, dass der Schreiber des Aufsatzes anschließend mit der Person, die ihn korrigierte, interagieren konnte nachdem die Vpn ihren Aufsatz zurückbekamen, sollten sie 2 min auf einen Boxsack einschlagen danach bekamen sie eine Reaktionszeitaufgabe, bei der sie in Konkurrenz mit einer anderen Person standen, diese sollten sie bestrafen wenn sie langsamer reagiert hatte einigen Vpn wurde vorher mitgeteilt, dass der Konkurrent dieser Aufgabe, die Person sei, die ihren Aufsatz negativ bewertet hatte die Vpn, denen dies mitgeteilt wurde, waren mehr gewillt auf den Boxsack 96 • • einzuschlagen auch diejenigen, die vorher den Pro-Katharsis Artikel gelesen hatten, waren in der Reaktionszeitaufgabe aggressiver, obwohl nach der Katharsis Hypothese eigentlich die Aggression verringert werden sollte die Studie zeigt, dass die Katharsis-Hypothese falsch ist Direkte Provokation • Studien haben gezeigt, dass verbale und körperliche Provokation zu Aggression führen kann, auch wenn die Provokation völlig schwach ist (Geen, 1968) • Wir tendieren dazu, zurückzuschlagen anstatt auch noch die andere Wange hinzuhalten (Reziprozitäts-Prinzip) (= Wie du mir, so ich dir!) • Dabei spielen Faktoren wie das Vorhandensein von alternativen Reaktionen, die Konsequenzen von aggressivem Verhalten, sowie Alter und Geschlecht eine Rolle Alkohol • • • • • • • • • • die Enthemmungshypothese besagt, dass Alkohol zu einer erhöhten Aktivierung von Gehirnregionen führen kann, die für Impulshandlungen zuständig sind und dagegen die soziale Kontrolle hemmen Menschen die mehr trinken, sind auch aggressiver ( Bailey and Taylor, 1991) Auch Menschen, die selten Alkohol konsumieren können aggressiveres Verhalten aufweisen (LaPlace, Chermack & Taylor, 1994) in einer Studie von Taylor & Sears (1988) bekamen männliche Versuchspersonen entweder Alkohol zugeführt oder ein Placebo jeweils zwei Personen sollten eine Reaktionszeitaufgabe durchführen, bei der der Verlierer einen Elektroschock vom Gewinner erteilt bekam, der Schock konnte in verschiedenen Stärken ausgewählt werden (in Wirklichkeit führte der Versuchsleiter schwache E-Schocks zu, die Reaktionszeiten waren ebenfalls manipuliert, sodass jeder eine Gewinner/Verlierer Rate von 50% hatte) es gab vier Stufen sozialen Drucks (kein Druck, wenig Druck, starker Druck, kein Druck), bei dem ein Verbündeter des VL die Vpn ermutigte einen starken E-Schock zu erteilen das Ergebnis der Untersuchung ergab, dass Vpn unter Alkohol beeinflussbarer waren und stärkere Schocks erteilten, als die Placebo-Vpn, auch nachdem der soziale Druck eingestellt wurde nach Bradbury (1984) besteht zwischen aggressivem Verhalten und Alkoholkonsum ein Zusammenhang, weil Stress und Lebensführung zu hohem Alkoholkonsum und Aggressivität führen kann aggressive Menschen genauso dazu tendieren Alkohol zu trinken, wie Alkohol zu aggressivem Verhalten führen kann Enthemmung • • Enthemmung ist eine weitere Ursache für Aggression, der Drang sich sozial, gesetzmäßig oder moralisch zu verhalten wird hier gehemmt Deindividuation ist ein Prozess bei dem die Person ihren Sinn für sozialisierte individuelle Identität verliert und sich unsozial verhält 97 • • Dehumanisation bedeutet, dass das Opfer vom Täter nicht als Mensch gesehen wird kollektive Aggression bedeutet aggressives Verhalten einer Gruppe von Individuen, welche sich untereinander nicht kennen, welches sich gegen ein Individuum oder eine andere Gruppe richtet Die Effekte der Deindividuation und Dehumanisierung • Deindividuation bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten bestraft zu werden gering ist, z.B. werden Soldaten im Krieg nicht als Individuen für das Töten bestraft, es herrscht eine Anonymität • Wenn das Opfer anonym ist oder dehumanisiert, werden Schuld- und Schamgefühle des Täters abgeschwächt (z.B. wenn Gefangene entkleidet werden oder identisch gekleidet werden, damit sie sich als Individuen nicht mehr unterscheiden) Andere Faktoren • es gibt einige andere Faktoren, die mit Aggression zusammenhängen wie z.B. die Größe des Wohnraumes, die persönliche Einstellung über die Akzeptierbarkeit von Aggressivität u.ä. Situationsbezogene Variablen Physikalische Umwelt • • • • Faktoren, die Aggressivität beeinflussen können, sind z.B. Temperatur und Menschenmengen Harries and Stadler (1983) haben herausgefunden, dass Angriffe häufiger bei heißeren Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit vorkommen, aber nur bis zu einer bestimmten Hitze und Luftfeuchtigkeit (bei extremer Hitze geht die Aggressivität zurück) Anderson, Bushman und Groom (1997) unterscheiden zwischen affektiver Aggression (Ziel ist es, einer Person zu Schaden) und instrumenteller Aggression (Ziel ist es nicht einer Person zu Schaden, sondern die Beute zu erlangen, z.B. ein Raubüberfall) Laut ihrer Studie korrelieren nur affektive Aggression mit einem Anstieg der Temperatur Benachteiligte Gruppen • • • soziale Benachteiligung kann manchmal Aggression erzeugen dabei kommt es auf das Ausmaß an relativer Deprivation (das Gefühl weniger zu haben, als einem zusteht) der benachteiligten Gruppe an kann eine Verbesserung der Benachteiligung nicht auf einem rechtmäßigem Wege erreicht werde, kommt es zu Aggressivität (z.B. Vandalismus oder Diebstahl) Frauen und Kriminalität 98 • • es wird vermutet, dass die Emanzipation der Frauen in den letzten dreißig Jahren dazu führen kann, dass Frauen ihre Hemmungen bezüglich aggressivem Verhaltens verlieren (bisher gab es das Bild vom aggressivem Mann und von der eher angepassten Frau) die Zahl der Verurteilungen ist bei Frauen mehr gestiegen als bei den Männern, trotzdem kommt Kriminalität bei Männern häufiger vor Kulturelle Unterschiede • • • Einstellungen zu Aggression können mit der Zeit und innerhalb Kulturen variieren In unterschiedlichen Kulturen gibt es unterschiedliche Werte und kulturelle Normen Historische, geografische und bio-evolutionäre Faktoren spielen dabei ebenfalls eine Rolle • Aggressives Verhalten wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich gesehen, was zu Missverständnissen in multikulturellen Gesellschaften führen kann (z.B. gibt es Kulturen, die einen Angriff gegen eine Person als Angriff auf die ganze Familie sehen) Subkultur der Gewalt • • innerhalb von Gesellschaften bilden sich oft kleinere Gruppen (Subkulturen), in denen Gewalt als eine Norm akzeptiert wird (z.B. Mafia) Gewalt wird dort als Lebensstil gesehen und verbessert das Ansehen der Gruppe und die Macht innerhalb der größeren Gesellschaft Interaktionismus • • Aggression ist nie das Ergebnis einer einzigen Ursache Persönlichkeits-, soziale-, situationsbezogene- und kulturelle Faktoren müssen miteinbezogen werden Massenmedien • • • • • der Effekt Desensibilisierung bedeutet, dass Personen auf bestimmte Ereignisse nicht mehr so stark emotional reagieren, wie sie es eigentlich tun würden (z.B. durch die ständige Darstellung von Gewaltszenen in den Medien) Bandura (1973, 1986) hat gezeigt, dass den Zuschauern von Filmen oft der Eindruck vermittelt wird, dass Aggression nicht nachteilig ist bzw. am Opfer keinen allzu hohen Schaden angerichtet hat, außerdem wird der Täter oft als der „Gute“ dargestellt Sheehan (1983) hat bewiesen, dass Fernsehkonsum bei Kindern mit dem Ausmaß ihres aggressivem Verhaltens korreliert, er testete verschiedene Alterskohorten mehrmals im weiteren Verlauf ihres Lebens auf ihr aggressives Verhalten und aggressive Phantasien Einige andere Studien belegen, dass das Sehen und Lesen von Gewalt im Allgemeinen zu einer erhöhten Aggression im Menschen führen kann in der Studie von Black und Bevan (1992) wurden zwei Gruppen untersucht: eine Gruppe, die einen Gewalt-Film sah und die andere Gruppe, die einen Film ohne Gewalt sah, vor und nach dem Schauen des Filmes sollten die Vpn einen 99 Aggressions-Fragebogen ausfüllen, die Studie ergab, dass Vpn, die einen GewaltFilm sahen, danach einen höhere Agrressions-Rate hatten, als Vpn, die einen Film ohne Gewalt schauten Machen mörderische Videospiele Kinder aggressiver? • • • • • • • Dietz fand 1998 heraus, dass 80% von bekannten Videospielen Aggression als Spielinhalt enthielten Griffiths fand 1997 heraus, dass beim Spielen von Gewalt-Spielen jüngere Kinder eher zu aggressivem Verhalten neigen, Jugendlichen jedoch nicht In der Studie von Van Schie und Wiegman (1997) wurde das Spielverhalten von 346 Kindern untersucht, die Studie ergab dass es keinen Zusammenhang zwischen der Menge an mit Gewalt-Spielen verbrachter Zeit und Aggression gab dass Videospiele nicht die anderen Freizeitaktivitäten der Kinder ersetzten die Menge an Zeit, die mit Videospielen verbracht wurde, korrelierte positiv mit der Höhe der Intelligenz dass Kinder, die mehr Zeit mit Videospielen verbrachten, weniger dazu tendierten sich sozial zu verhalten Eine kognitive Interpretation • • • • • • die Idee, dass Medien Gewalt auslösen kann, wirft die Frage auf, wie Menschen Informationen verarbeiten und auf aggressive Szenen reagieren (Berkowitz, 19984; Eron, 1994; Huesmann, 1988) Neo-Assoziationsanalyse: Gewaltbilder, die einem Publikum präsentiert werden, können in die Realität umgesetzt werden, umgekehrt können Bilder, bei denen anderen Menschen geholfen wird, andere dazu bringen sich sozial zu verhalten wenn wir einen Gedanken haben, kann es zum sog. Priming (das Abrufen von Kategorien oder Schemata, die wir schon im Gedächtnis gespeichert haben) kommen sehen wir z.B. eine pöbelnde Gruppe, werden gleichzeitig auch andere Gedanken wie schlagen, treten oder schießen abgerufen, ebenso werden mit dem Gedanken verbundene Gefühle abgerufen wie z.B. Ärger; das Ergebnis ist die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass eine aggressive Handlung folgen wird der Waffen-Effekt besagt, dass das Vorhandensein einer Waffe die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie auch benutzt wird in einem Experiment von Anderson, Anderson und Deuser (1996) sollten Vpn sich zuerst Bilder von Waffen bzw. von Naturlandschaften anschauen; danach wurden ihnen Wörter präsentiert, die in verschiedenen Farben dargestellt waren und entweder eine aggressive oder neutrale Bedeutung hatten; ihre Aufgabe war es, die Farbe der Wörter zu behalten; die Antwortreaktionszeit war in der Bedingung am langsamsten, in der vorher Bilder von Waffen präsentiert wurden; das Experiment zeigt, dass Waffen gewaltsame Assoziationen hervorrufen können Erotik und Aggression • das Anschauen von Aktbildern, kann Aggression reduzieren, da ein Ablenkungseffekt eintritt (Baron, 1979; Ramirez, Bryant & Zillmann, 1983) 100 • • • • • • • auf der anderen Seite kann das Anschauen von hochgradig erotischem Material wie z.B. das Anschauen von Sexszenen Aggression erhöhen ( Baron & Bell, 1977; Zillmann, 1984, 1996) aufgrund des Erregungs-Transfer-Effektes kann sexuelle Erregung zu Aggression führen in einem Experiment von Zillmann und Bryant (1984) mussten Vpn sich eine Menge an gewaltsamer Pornografie ansehen, das Ergebnis war, dass sie immer abgestumpfter und gefühlloser gegenüber dieser Gewalttaten waren, dies zeigte sich darin, dass die Versuchpersonen toleranter und nachsichtiger in Bezug auf Gewalttaten wie Vergewaltigung waren wenn Gewalt mit Sex in Filmen vermischt werden, gibt es einen Beleg für männliche Desensibilierung in Bezug auf Aggression gegen Frauen (Donnerstein & Linz, 1994; Mullin & Linz, 1995) in einer Meta-Analyse von Paik und Comstock (1994) wurde herausgefunden, dass zwischen TV Programmen die Sex in Verbindung mit Gewalt zeigen einen Zusammenhang zu späterer Aggression besteht wird in den Medien der Eindruck vermittelt, dass Frauen Spaß an sexueller Gewalt haben, tendieren Männer später mehr dazu sich aggressiv gegenüber Frauen zu verhalten (Linz, Donnerstein und Penrod, 1988) nach Ansicht von Linz, Wilson und Donnerstein (1992) kann die Darstellung von Gewalt in den Medien Aggression erzeugen, ebenso können menschenverachtenden Darstellungen von Frauen dazu führen, dass ein eindimensionales Bild von Frauen entsteht Innerfamiliäre Gewalt Hinter geschlossenen Türen • • • • • • über die Prävalenz von Gewalt in der Familie oder in Beziehungen kann man wenig sagen, da viele Menschen die Tat nicht melden eine Studie von 2000 Familien hat ergeben, dass in 28% der verheirateten Paare zu einem körperlichen Angriff gekommen ist, 70% der Eltern gaben an ihren Kindern einen Klaps zu geben es macht keinen Unterschied ob Paare verheiratet sind oder nicht, ebenfalls unerheblich ist, ob Frauen oder Männer gewalttätig werden; ein Unterschied existiert hier nur im Schweregrad der Gewalttat, nicht in der Häufigkeit Frauen neigen eher dazu in heterosexuellen Beziehungen physische Gewalt anzuwenden es wurde belegt, dass es einen Zusammenhang gibt, zwischen der eigenen Erfahrung des Missbrauchs im Kindesalter und dem Mangel an sozialem Verhalten (Zahn-Waxler, Radke-Yarrow & Kind, 1979) Menschen verschweigen innerfamiliäre Gewalt häufig, weil sie ihren persönlichen Stolz bewahren wollen, Angst haben vor Erpressung, Angst vor Verspottung oder der eigenen Schuldzuweisung oder sie denken die Polizei ist nicht imstande ihnen zu helfen. Die Mehrheit der Fälle bleibt deshalb unentdeckt Geschlechter • Lesben, Bisexuelle und Schwule sind genauso häufig Opfer von innerfamilärer 101 • Gewalt wie Heterosexuelle ebenso sind Frauen und Männer gleichermaßen Täter, mit dem Unterschied, dass Männer ihr Opfer in stärkerem Maße körperlichen Schaden zufügen Warum tun Menschen den Personen weh, die sie lieben? • • • • • ein Grund dafür, dass wir Aggression an Menschen auslassen, die uns am nächsten sind, sind gelernte Aggressionsmuster, die von den Eltern oder anderen imitiert werden (den Teufelskreis der Kindesmisshandlung, der auf diese Weise zustande kommt nennt man Misshandlungssyndrom ), dazu kommt die Unfähigkeit Probleme auf eine andere Art und Weise zu lösen die Nähe von Familienmitgliedern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu Quellen von Ärger oder Frustration werden, sie werden zur Zielscheibe dieser Gefühle Stress und finanzielle Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit und Krankheit erhöhen die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten in intimen Beziehungen Die Machtteilung in traditionellen Familien, in denen der Mann höhergestellt ist, wird diesem erleichtert in der Familie zu herrschen ein hohes Maß an Alkoholkonsum korreliert mit dem Missbrauch der Ehepartnerin von Männern Institutionalisierte Aggression Die Rolle der Gesellschaft • • • • wie eine Gesellschaft Aggression sieht, kommt auf eine Kombination von Politik, Religion, Philosophie und geschichtliche Ereignisse der letzten Jahre an menschliche Gesellschaften stützen sich auf soziale Normen; solche Normen die sich gut bei den Menschen festgesetzt haben, werden zu Werten, die von vielen Menschen geteilt werden (Soziale Ordnung) institutionalisierte Aggression bedeutet, dass Aggression sozial geduldet wird, indem sie in Regeln und Normen integriert wird (z.B. Polizei, Bundeswehr, Karate) institutionalisierte Aggression hat immer wünschenswerte Effekte und nicht wünschenswerte (Vorteil von Selbstverteidigung: eigener Schutz, Nachteil: legaler Besitz von Waffen) Die Rolle des Staates • Völkermord wie es in vielen Kriegen der Fall war, kann als eine Art legitimisierte Form von Gewalt gesehen werden • einige politische Regimes haben Unterdrückung und Metzelei mit genetischen Unterschieden zwischen den Gruppen gerechtfertigt (z.B. die Nazis) • die Rolle des Staates kann es sein, den Menschen zu suggerieren, dass Gewalt in diesem Falle nötig sei Die Rolle der einzelnen Person 102 • • • Milgram (1963) hat mit einem Experiment (Vpn sollten ihren „Schülern“ E-Schocks erteilen, siehe Kapitel 7) belegt, dass nicht nur psychopathische Menschen zu Gewalttaten fähig sind, sondern viele andere auch Milgram behauptet, dass Menschen von ihrer Kindheit dazu erzogen werden den Gesetzen des Staates und Autoritäten zu gehorchen beim sog. Agentenmodus distanziert man sich von der persönlichen Verantwortung für seine Taten, indem man sie auf die Person überträgt, die einem Anweisungen erteilt Erklärungsebenen zur Entstehung von Krieg • siehe Kapitel 11 Reduktion von Aggression • • auf der zwischenmenschlichen Ebene gibt es zahlreiche Techniken für Verhaltensänderung wie z.B. soziales Kompetenz-Training, nicht-aggressives Modelllernen, Ärger-Bewältigung und Selbstverteidigungstraining Massengewalt ist nicht mit diesen einfachen Dingen zu bekämpfen, Friedensstudien beschäftigen sich mit diesem Thema 103 Kapitel 13: Affiliation, attraction and love (Zugehörigkeit, Anziehung und Liebe) Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit Obwohl wohl jeder von Zeit zu Zeit gerne mal alleine ist, gibt es in uns den Drang mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Dieser Drang bringt uns dazu uns so zu Verhalten, dass wir mit anderen zusammen sind. Nach Altman’s privacy regulation theory (PRT) kontrollieren wir selber wie viel Kontakt wir zu anderen haben um unseren Drang zu befriedigen. Dies funktioniert nach 2 Prinzipien: • Das dialektische Prinzip: Die Sehnsucht nach Abgrenzung ändert sich ständig und bewegt sich zwischen Offenheit und Verschlossenheit gegenüber anderen. • Das optimierungs- Prinzip: Man versucht sein Verlangen und den aktuellen Kontakt aneinander anzupassen. Bei zu wenig Kontakt fühlt man sich sozial isoliert, bei zu viel fühlt man sich eingeengt. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist also kein Streben nach konstanter Interaktion mit anderen sondern ein dynamischer Prozess in dem wir uns Verhalten und die Distanz zwischen uns und anderen regulieren. Ein alternatives Model ist O’Connor and Rosenblood’s social affiliation model (SAM). Es behält das optimierungs- Prinzip bei und ersetzt das dialektische Prinzip durch das Prinzip der Homöostase (Gleichgewicht der Körperfunktionen). Dieses besagt, dass das Bedürfnis nach Zugehörigkeit relativ konstant ist und sich der Kontakt zu anderen wie z.B. die Kalorienaufnahme reguliert. Effekte sozialer Isolation Was passiert mit Menschen, die daran gehindert werden mit anderen zusammen zu sein? Diverse Studien zeigen, dass lange soziale Isolation intellektuelle und soziale Entwicklung stört und gerade bei Kindern irreparable psychologische Schäden hinterlässt. Feldstudie in der Admiral Byrd von 6 Monaten Isolation berichtet: • • • nach 24 Tagen: Verwirrtheit, Gefühl verloren zu sein nach 63 Tagen: Mit den Gedanken bei religiösen Fragen und dem Sinn des Lebens nach 3 Monten: starke Depressionen und Teilnahmslosigkeit (apathisch), Halluzinationen, bizarre Ideen Kinder die für einen Zeitraum von 2 Jahren nicht genügend Umsorgt werden (z.B. in einer überfüllten Institution, von Müttern die nicht in der Lage sind nach ihnen zu schauen) weisen eine extrem hohe Sterbewahrscheinlichkeit auf. Ihre psychologisches Befinden (apathisch, depressiv) bezeichnet man als hospitalism. Als attachment behaviour bezeichnet man die Tendenz von Kindern die Nähe zu ihren Müttern beizubehalten oder wiederherzustellen, wenn sie unterbrochen wurde. Dies erreichen sie durch Verhalten wie schreien, lächeln, nachlaufen usw.. Für viele Sozialpsychologen beschränkt sich das attachment behaviour nicht nur auf die Mutter104 Kind Erfahrung sondern auf das ganze Leben. Bindungsstile Bindungsstile (ängstlich, sicher, unsicher- vermeidend) entwickeln sich bereits in der Kindheit und beschreiben die Beschaffenheit von engen Beziehungen. Bindungen sollten als lebenslanger aktiver Prozess betrachtet werden, der durch den in der Kindheit entstandenen Bindungsstil dominiert wird. sicherer Bindungsstil: Erwachsene empfinden es als relativ einfach anderen nahe zu kommen und liebevolle und lang anhaltende Beziehungen zu genießen. vermeidender Bindungsstil: Unbehagen wenn man anderen nahe kommt, Beziehungen werden behindert durch Mangel an Offenheit und Eifersucht. ängstlicher Bindungsstil: Verlieben sich leicht, allerdings sind die folgenden Beziehungen voll von emotionalen Höhen und Tiefen und werden eher als unglücklich bewertet. Ängstlichkeit reduzieren Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit kann vorübergehend und situationsabhängig sein. In einer Situation in der man Angst hat, kann die Anwesenheit eines anderen die eigene Angst reduzieren. Dies zeigt eine klassische Studie von Schachter, in der weiblichen Psychologiestudentinnen gesagt wurde, dass sie gleich einen schmerzhaften bzw. nicht schmerzhaften Stromshock bekommen. Während die Gerätschaften aufgebaut wurden erhielten die Vpn’s die Option alleine zu warten oder mit einer anderen Vpn. Nachdem die Entscheidung getroffen wurde war der Versuch beendet. Die Ergebnisse untermauern Schachter’s shared stress Hypothese (Ängstlichkeit wird reduziert durch das Teilen des Erlebten mit anderen) Warum bevorzugen ängstliche Menschen Gesellschaft? Entweder lenkt eine andere Person von dem Angsteinflößenden Stimulus ab, oder die Versuchsperson möchte in Gesellschaft sein um einen sozialen Vergleich anzustellen. (social comparison Theorie – unser Verhalten und unsere Meinungen mit denen der anderen zu vergleichen um festzustellen was der richtige oder sozial anerkannte Weg ist) Faktoren die Anziehung bewirken Was macht bestimmte Menschen attraktiver als andere? Was ist dafür verantwortlich, dass eine Person die andere als positiv empfindet? Körperliche Schönheit ( Evolution oder Kultur? ) 105 Ist das was wir als schön Empfinden eine Frage der Kultur oder Evolutionär bedingt? Es gibt sowohl Hinweise dafür, dass Schönheit auf persönlichen Vorlieben basiert (Kultur) als auch darauf das sich Menschen auf der ganzen Welt darüber einig sind wer schön ist und wer nicht. (Evolution) Evolutionäre Perspektive: Menschen mit symmetrischen Gesichtern tendieren dazu auch symmetrische Körper und damit bessere mentale und körperliche Gesundheit zu haben. Das macht sie zu besseren Partnern. Hormone beeinflussen das Bauch-Hüft-Verhältnis. Frauen mit einem attraktiven Bauch-HüftVerhältnis von 0,7 werden leichter Schwanger und scheinen eine bessere körperliche Gesundheit zu genießen. Jüngere Frauen haben öfter als ältere Frauen lange Haare und Haarqualität korreliert mit körperlicher Gesundheit. Vorlieben von Frauen ändern sich durch ihren Menstruationszyklus. Diese Punkte veranlassen einige Theoretiker zu der Annahme, dass die Standards der körperlichen Attraktivität eine evolutionäre Basis haben. Auf der anderen Seite gibt es keinen Zweifel daran, dass die Standards der Attraktivität von den ökonomischen und kulturellen Bedingungen abhängen. Kulturelle Perspektive: Wenn es im Verhältnis zu wenige Männer gibt, dann tragen Frauen kürzere Röcke. Wenn es im Verhältnis zu wenige Frauen gibt, tragen Männer mehr Bärte. Während Zeiten in denen die Nahrungsmittelversorgung nicht sichergestellt ist, sind schlanke Frauen weniger begehrenswert als schwere Frauen. Schwarze Männer mögen schwerere Frauen als weiße Männer. Diese Forschungsergebnisse deuten an, dass die menschliche Natur und die Umstände des Umfelds zusammen unsere kollektive Bewertung von Schönheit hervorrufen. Zusammenhänge mit Attraktivität Wenn wir andere Menschen beurteilen achten wir darauf wie sie aussehen, je schöner man aussieht desto positiver wird man also beurteilt. Ein paar Beispiele dafür: Babies lächeln länger in attraktivere Gesichter. Attraktivere Menschen bekommen mehr Verabredungen. Größere Menschen bekommen mehr Respekt und ein höheres Einkommen. Schöne Menschen werden als glücklicher und erfolgreicher bewertet. 106 In einer Studie von Landy and Sigall werden Studenten gute und schlechte Aufsätze vorgelegt und jeweils ein Foto von einer attraktiven/unattraktiven Person beigelegt die als Autor des Aufsatzes ausgegeben wird. Die Aufsätze mit unattraktivem Foto werden immer schlechter bewertet als diejenigen mit attraktivem Foto. Ganz besonders stark tritt dieser Effekt bei den schlechten Aufsätzen auf. Nähe Der Faktor Nähe spielt eine wichtige Rolle im frühen Stadium von Freundschaften. Meistens sind Beziehungen lohnender wenn sich die beteiligten Personen nah sind. Unsere Freundschaften und Beziehungen entstehen oft aus Interaktionen mit den Menschen die uns nah sind. • Um Leute zu treffen muss man sie nicht lieben, aber um sie zu lieben muss man sie treffen. • Studenten sind eher befreundet mit Leuten die ihnen nahe sind als mit Leuten die weiter weg von ihnen Sitzen. • Es ist einfacher Belohnung zu genießen, wenn die andere Person einem nah ist • Vertrautheit entsteht durch wiederholten Kontakt. Vertrautheit erhöht unsere Vorliebe. Gegenseitigkeit Wir mögen diejenigen die uns mögen. In einer Studie von Dittes and Kelley wurden Studenten in kleine Diskussionsgruppen eingeteilt und erhielten eine anonym geschriebene Beurteilung aus der hervorgeht ob die anderen Gruppenmitglieder einen mögen oder nicht. Studenten die glaubten das sie gemocht werden fühlten sich mehr zu der Gruppe hingezogen. Allerdings gibt es individuelle Unterschiede. Beeinflusst wird das Ergebnis durch den individuellen Bindungsstil, das Geschlecht, und die Ausprägung des Selbstbewusstseins. Sehr Interessant ist auch die gain-loss Hypothese, nach der es auf die Reihenfolge des Feedback ankommt ob man jemanden mag oder nicht. Bekommt man zunächst ein negatives Feedback und später ein positives (z.B. vor und nach einem mehrtägigen Seminar) mag man die Person die einem das Feedback gegeben hat viel mehr als wenn man erst ein positives und später ein weiteres positives Feedback bekommt. Gleichheit Gemeint ist die Gleichheit von Werten und Einstellungen. Gleichen unsere Interessen, Geschmack usw. denen anderer, fühlen wir uns bestätigt, angenommen und verstanden. Studenten im Wohnheim verstehen sich am besten mit Mitbewohnern mit meisten Gemeinsamkeiten. (in den ersten paar Wochen ist jedoch der Faktor Nähe stärker) 107 Wenn man mit jemandem ausgeht und feststellt, dass man den gleichen Musikgeschmack hat, wird dadurch die Anziehung zu dieser Person erhöht. Natürlich führen Unterschiede in Einstellungen und Interessen eher zu weniger Anziehung. matching (Anpassung): Partner in bestehenden Beziehungen tendieren dazu ein gleiches Maß an körperlicher Attraktivität zu haben. Menschen die sich gleichen in körperlicher Attraktivität, sozialem Hintergrund, Persönlichkeit, Geselligkeit, Interessen und ihren Aktivitäten ziehen sich gegenseitig an. Bedürfnis Ergänzung Im Kontrast zur Gleichheitstheorie steht die need complementarity Theorie. Sie besagt dass wir Gegenteile von uns ausfindig machen, die unsere Bedürfnisse am besten befriedigen können. z.B. sucht sich eine dominante Person eher einen devoten Partner. Selbstenthüllung Man teilt intime Informationen und Gefühle mit einer anderen Person eher, wenn man diese mag und ihr Vertraut. Die Umkehrung dieser Aussage ist auch wahr! Man bevorzugt diejenigen, die sich mehr enthüllen und mehr über ihre Gefühle und Gedanken reden. • • • Wir offenbaren uns demjenigen den wir mögen Wir mögen denjenigen der sich uns offenbart Wir mögen denjenigen dem wir uns offenbart haben Diverse Studien zeigen, dass Frauen mehr von sich preisgeben als Männer. Wie viel man von sich enthüllt ist außerdem Kulturabhängig. Ein weiterer Punkt, der Selbstenthüllung so wichtig für Beziehungen macht, ist Vertrauen. Menschen versuchen für gewöhnlich kein Risiko einzugehen. Sie brauchen aber Beziehungen. Daraus ergibt sich ein Problem, da Beziehungen eine sehr risikoreiche Angelegenheit ist. In Beziehungen mach sich Menschen angreif- und verletzbar. Da hilft nur Vertrauen. Je mehr sich ein Freund oder Partner für einen öffnet, desto sicherer fühlt man sich in der Beziehung und desto mehr Vertraut man ihm. Somit gehen Vertrauen und gute Beziehungen Hand in Hand. The dating game Was ist die richtige Taktik bei einem Date? Die Hypothese, dass es sinnvoll sein könnte so zu tun als sei man schwer zu bekommen konnte in diversen Experimenten nicht bestätigt werden. Allerdings konnte durch ein Experiment nachgewiesen werden, dass das beste Date jenes ist, welches für einen selber leicht aber für alle anderen schwer zu bekommen ist. Anziehungstheorien Balance Theorie 108 Wir streben im Alltag nach Balance, nach Ordnung in unserem kognitiven System, und wir wollen, dass unsere Überzeugungen und Meinungen mit unserem Handeln übereinstimmen. Ebenso wollen wir, dass sie mit der Überzeugung und den Meinungen der anderen übereinstimmen. Wenn zwei Menschen eine Unstimmigkeit feststellen entsteht eine Spannung durch Verlust der kognitiven Balance. Beide Parteien werden dadurch hart daran arbeiten ihre Einstellung zu ändern um die Balance wieder herzustellen. Wenn es sich um einen Fremden handelt wird alles was man macht um die Balance wieder herzustellen sein, dass man sich hütet den anderen zu mögen. Diese Theorie trifft nicht auf alle unsere Interaktionen zu! z.B. kann man Unstimmigkeiten auch mögen, wenn man z.B. individuell sein möchte. ( Punk usw.) Reinforcement Theorie Wir mögen Menschen die gerade dann anwesend sind, wenn wir eine Belohnung empfangen, selbst wenn diese nichts mit der Belohnung zu tun haben. Eine weitere Variation dieser Theorie ist das reinforcement- affect model. Diese Theorie beruht auf klassischer Konditionierung. Wie ein Hund lernt einen Glockenton mit fressen zu assoziieren, kann ein Mensch eine andere Person mit anderen positiven Eigenschaften seiner unmittelbaren Umgebung assoziieren. Social exchange theory Diese Theorie beschäftigt sich damit, wie zwei Menschen in einer Beziehung Belohnung austauschen. Ob wir jemanden mögen wird ermittelt durch das cost-reward ratio. (Was wird es mich kosten eine positive Gegenleistung bzw. Belohnung zu bekommen) Unser tägliches Verhalten ist also eine Gegenüberstellung von dem was wir bereit sind zu geben und dem was wir im Austausch dafür bekommen. Unser Ergebnis ist von dem Verhalten der anderen abhängig. Man versucht eine gewinnbringende Interaktion zu anderen zu entwickeln. Foa and Foa beschreiben sechs verschiedene Arten von interpersoneller Beziehung, jede bringt ein Austausch von Ressourcen mit sich: • • • • • • goods ( sämtliche Produkte oder Objekte) information ( Rat, Meinung, Anweisung) love ( liebevolle Aufmerksamkeit, Wärme, Annehmlichkeit) money (Geld) services ( körperliche Aktivitäten, Zugehörigkeit zum Individuum) status (Prestige) Wir tauschen diese Ressourcen in einer Beziehung und versuchen unsere Kosten zu minimieren und unseren Gewinn zu maximieren. (minimax strategy) Eine Beziehung ist für uns unbefriedigend wenn die Kosten den Gewinn übersteigen. Eine Beziehung ist befriedigend wenn der Gewinn die Kosten übersteigt. (profit) Ein wichtiges Konzept der social exchange theory ist das comparison level (CL) jeder Person. Mit diesem Vergleichslevel werden alle Beziehungen die man hat verglichen und bewertet. Es ist das Produkt aller Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit anderen Parteien beim 109 Austausch von Ressourcen gemacht hat. (natürlich variiert es zwischen verschiedenen Arten von Beziehungen) Ist das Ergebnis des Vergleiches mit dem CL bei einem aktuellen Austausch positiv (der aktuelle Profit übersteigt das CL), wird die Beziehung als befriedigend wahrgenommen und die andere Person erscheint attraktiv. Glücklicherweise ist es für beide Personen in einer Beziehung möglich gleichzeitig Profit zu machen und somit die Befriedigung zu verstärken. Zusammengefasst funktioniert ein Verhalten also folgendermaßen: Gewinn – Kosten = Ergebnis ; Ergebnis > CL = Befriedigung Equitiytheorie in Beziehungen Westliche Gesellschaften sind ausgerichtet auf ein System des sozialen Austauschs in dem sie Gerechtigkeit oder Balance anstreben. Gleichheit (equality): Gerechtigkeit (equity): jeder wird gleich bezahlt derjenige der mehr arbeitet wird höher bezahlt Die Frage ist, wie entscheiden Menschen ob ein Austausch fair ist und was machen sie wenn sie feststellen, dass er es nicht ist. Gerechtigkeit zwischen 2 Menschen A und B besteht wenn: A’s Ergebnis / A’s Einsatz = B’s Ergebnis / B’s Einsatz Ist das Verhältnis nicht gleich (egal in welche Richtung), dann fühlen sich Menschen unfair behandelt oder ungerecht. Sowohl Leute die glauben, dass sie zu wenig bekommen als auch Leute die glauben, dass sie zu viel bekommen können darunter leiden. Wenn wir Ungerechtigkeit empfinden haben wir zwei Möglichkeiten zu handeln: • Unseren Einsatz oder unser Ergebnis verändern • Unsere Wahrnehmung von Einsatz und Ergebnis so umstrukturieren, dass das Verhältnis nicht länger ungerecht erscheint. Wenn keine der beiden Methoden hilft, und das Verhältnis unter dem individuellen CL liegt, wird die Beziehung voraussichtlich beendet. Beziehungen und Wohlbefinden Das wichtigste an einer Beziehung ist, dass sie gut für uns ist. Ein Gewinn ist psychische und 110 physische Gesundheit. Physische und psychische Gesundheit steht in Verbindung mit positiven Beziehungen. Intime Beziehungen bewirken ein geringeres Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Lungenkrebs und Tuberkulose. Verheiratete zeigen ein besseres Gesundheitsverhalten und bessere Ernährung. Verheiratete Frauen haben weniger Depressionen und reduzierten Stress durch soziale Unterstützung. Heiraten beeinflusst, wie auch Liebe, die Glücklichkeit und das Wohlbefinden. Liebesbeziehungen Liebe: Eine Kombination aus Gefühlen, Kognitionen, und Verhalten, die in intimen Beziehungen involviert sein kann. Unterschiedliche Formen der Liebe Man unterscheidet zunächst zwei Arten von Liebe: • passionate (romantic) love – leidenschaftliche Liebe Intensive und emotionale Art, Verwirrtheit der Gefühle, Zärtlichkeit, Sexualität, Hochgefühle und Schmerz, Angst und Erleichterung, Selbstlosigkeit und Eifersucht • companionate love – kameradschaftliche Liebe Weniger intensive Gefühle, freundliche Zuneigung, Freundschaft, Verständnis, Sorge um das Wohlbefinden des anderen Es gibt noch eine differenziertere Einteilung von Liebe in folgende sechs Kategorien: • • • • • • passionate love companionate love game-playing love possessive love logical love selfless love - siehe oben - siehe oben - die liebe wie ein Spiel betrachten und gewinnen wollen - besitz ergreifend, eifersüchtig, Angst vor Zurückweisung - pragmatisch, befriedigt nur die Basisbedürfnisse - selbstloses, bedingungsloses, liebevolles Geben und Vergeben Liebe und Heirat Wie stark hängen Liebe und Heirat zusammen? In einer Studie von Berscheid wird deutlich, dass sich über die Jahre (1960s-1980s) die Antwort auf folgende Frage verschiebt. „Wenn ein Mann (eine Frau) alle Qualitäten hat die du dir wünscht, würdest du ihn (sie) dann heiraten, auch wenn du ihn (sie) nicht liebst?“ 111 Speziell bei Frauen verschiebt sich die Antwort von „ja“ zu „nein“. Heiraten für Status oder Sicherheit ist für junge Menschen 1980 weniger erforderlich als 1960. Obwohl es in westlichen Kulturen viel mehr Langzeitbeziehungen ohne Ehe gibt, ist Liebe ein Indikator dafür ob ein Paar Heiraten wird oder nicht. Es ist jedoch keine Garantie für eine glückliche und stabile Beziehung. Leidenschaftliche Liebe Um zu erklären, was Liebe ist, nutzen Sozialpsychologen Beschreibungen des Verhaltens, und der kognitiven Tendenzen: z.B. ständig an den Geliebten denken, so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen wollen, unrealistische Beurteilung des Geliebten. Dies führt gewöhnlich dazu, dass der Geliebte in den Lebensmittelpunkt rückt und andere Freunde verdrängt. Dennoch berichten verliebte Studenten gewöhnlich von positiven Erfahrungen. Es ist wohl so, dass wir uns verlieben, weil wir es in unserer Kultur so beigebracht bekommen. Allerdings gibt es auch Kulturen, wo dies nicht der fall ist. Nicht Menschen aus allen Kulturen verlieben sich! Einige Sozialpsychologen sind der Auffassung, dass Liebe nur ein Etikett für ein Produkt aus Interaktionsvariablen ist. Laut der three-factor theory of love von Hatfield und Walster gibt es drei Variablen die der Erfahrung von Liebe zu Grunde liegen: 6. Ein kultureller Faktor, der Liebe anerkennt 7. Die Anwesenheit eines Liebesobjektes – in den meisten Kulturen ein Anhänger des anderen Geschlechtes im selben Alter. 8. Emotionale Erregung, selbst bezeichnet als „Liebe“, die man fühlt wenn man mit jemandem interagiert oder an jemanden denkt Laut Schachter und Singer funktionieren Emotionen folgendermaßen: Wenn eine Gegebenheit innere physiologisch Erregung auslöst, schauen wir uns nach Hinweisen in unserer Umgebung um, die den Grund für die Erregung erklären können. Dann beschriften wir die Erregung als Emotion die mit dem möglichen Hinweis übereinstimmt. (z.B. Erregung + Gefahrensituation = Angst) Wenn wir diese Erregung erfahren, während wir mit einem attraktiven Anhänger des anderen Geschlechtes interagieren, beschriften wir die Erregung gerne als sexuelle Anziehung, mögen oder lieben. Obwohl die drei Variablen Bestandteil von Liebe sind, scheinen sie nicht auszureichen um die Liebe vollständig zu erklären. Denn es kann auch in unserer „die Liebe anerkennender“ Kultur eine Situation geben, in der ein Anhänger des anderen Geschlechtes im selben Alter anwesend ist, während man emotional erregt ist, ohne dass man sich verliebt. 112 Liebe und Illusionen Menschen bringen eine Menge Ideale und Bilder mit in eine Liebesbeziehung, was dazu führen kann, dass die Liebe ganz schnell vorbei sein kann, wenn man feststellt, dass der Partner doch nicht so ist wie man zunächst angenommen hat. Die Liebe bezog sich nicht auf den Partner sondern auf ein idealisiertes Bild von ihm. Gerade diese Bilder sind aber sehr gut zu gebrauchen um lieben von mögen zu unterscheiden. Liebe scheint untrennbar mit Phantasien, positiven Illusionen und einer verzerrten Wahrnehmung des Partners verbunden zu sein. Allerdings kann man dadurch nicht Liebe von sexueller Erregung unterscheiden, da sexuell erregte Menschen für gewöhnlich sexuelle Phantasien haben. Sternbergs vollendete Liebe Sternberg Theorie betrachtet die Liebe als Dreieck aus Leidenschaft, Bindung, und Intimität. Sind in einer Beziehung alle dieser drei Faktoren enthalten spricht er von vollendeter Liebe. Gefühle in engen Beziehungen Laut Bernscheid drehen sich Beziehungen um starke, etablierte Erwartungen, wie sich der Partner verhalten wird (sollte). Wenn sein Verhalten die Erwartungen bricht, spürt man starke Gefühle. In engen Beziehungen sind die Möglichkeiten für dieses brechen von Erwartungen viel größer. Arrangierte Hochzeiten In anderen Kulturen gibt es einen kalkulierenden Umgang mit der Eheschließung als bei uns. Dort suchen die Eltern nach „angemessenen“ Partnern für ihre Kinder. Dieses System kommt Menschen in westlichen Kulturen bizarr vor, aber es kann sehr erfolgreich sein, wenn man den Erfolg einer Ehe in Dauer oder sozialer Funktion (Kinder haben, für Eltern sorgen, eine starke Gemeinschaft aufbauen) sieht. In drei Studien über arrangierte Hochzeiten wurde festgestellt, dass in der Anfangszeit „arrangierte Paare“ ihre Liebe füreinander schlechter bewerteten als „nicht arrangierte Paare“. Über die Zeit drehte sich dieser Trend um. Dies ist ein Hinweis dafür dass: • • Liebe gelernt werden kann (besonders wenn man das Gefühl hat, dass es sein muss) Es möglich ist, dass andere erfolgreich Paare zusammenführen Aufrechterhaltung und Beenden von Beziehungen Beziehungen Aufrechterhalten Ehe ist eine vertragliche Absprache, finanzielle Partnerschaft, und beinhaltet oft das Eltern werden. Die Natur der anfänglichen Anziehung ändert sich mit der Zeit. 113 Eine Beziehung in der die Partner sich anpassen und sich mit Rücksicht auf den Partner verändern ist in der Lage die Zeit zu überstehen. Was beim Aufrechterhalten einer Beziehung zählt ist die kameradschaftliche Liebe. Aber auch diese kann keine Dauerhafte Beziehung garantieren. Sicherheit ist eine sehr kritische Variable. Wenn sich ein Partner unsicher fühlt, kann das Eifersucht hervorrufen. Auf der anderen Seite kann Sicherheit zu Langeweile führen. Beides gefährdet die Beziehung. Eine weitere Schlüsselvariable ist das Verlangen bzw. der Vorsatz eine enge Beziehung weiter zu führen. (commitment) Wie groß dieses Verlangen ist hängt unter anderem damit zusammen, wie wir uns selbst sehen, von ehelicher Befriedigung, Verhaltensweisen, und Vertrauen. Ob wir eine Beziehung aufrechterhalten ist davon abhängig ob wir • • • sie weiterführen wollen (personal dedication) – z.B. positive Anziehung des Partners sie weiterführen sollten (moral commitment) – z.B. religiöse, soziale, moralische Prinzipien sie weiterführen müssen (constraint commitment) – z.B. Faktoren die es kostspielig machen die Beziehung zu beenden, fehlende Alternativen, Investitionen in die Beziehung. Ein weiterer Faktor ist die Rollengleichheit. (role complementarity). Es sollte ein geben und nehmen zwischen den Partnern herrschen. Und man sollte flexibel auf Veränderung der Rollen reagieren können. Beziehungen Beenden Eine Beziehung wir dann beendet wenn einer oder beide Partner das Gefühl haben, dass die Beziehung nicht mehr so erstrebendwert ist wie sie einmal war. Levinger beschreibt vier Punkte die das Ende einer Beziehung vorhersagen: • • • • Ein neues Leben scheint die Einzige Lösung zu sein Alternative Partner sind verfügbar Es gibt die Erwartung, dass die Beziehung misslingen wird Es gibt ein Mangel an Engagement die Beziehung weiter zu führen Wenn ein Partner feststellt, dass seine Beziehung am zerbrechen ist hat er vier Möglichkeiten: passive Haltung: • • Loyalität: Warten auf Besserung Gleichgültigkeit: Warten auf das Zerbrechen aktive Haltung: • • Verbales Verhalten: Daran arbeiten die Beziehung zu verbessern Ausstiegs Verhalten: Sich dazu entschließen die Beziehung zu beenden Es ist schwer möglich zu sagen welche der Möglichkeiten am wenigsten Schmerz verursacht, da viele Faktoren beteiligt sind. Oft ist es die Einsamkeit die den Schmerz verursacht, wenn man sie 114 minimiert verläuft die Rettung aus dem Leidzustand schneller. Es gibt ein Beziehungs- Zerfall- Model von Duck (relationship dissolution model), in vier Stufen: • intrapsychische Phase (man beschäftigt sich selbst mit dem Thema) • dyadische Phase (man sieht ein dass etwas nicht in Ordnung ist und diskutiert darüber) • soziale Phase (Man redet mit Freunden um Unterstützung für eine unsichere Zukunft zu bekommen) • Grab- dekorations- Phase (kann mehr beinhalten als nur den Partner zu verlassen. Vermögensteilung usw.) Effekt der Einsamkeit Eine Möglichkeit Einsamkeit zu definieren ist „Mit unseren Beziehungen unbefriedigt sein“. So z.B. wenn die Interaktionsrate mit anderen kleiner ist als wir erwarten. Einsamkeit ist eine normale Erfahrung. Man unterscheidet zwischen loneliness (Gefühl in einer Person) und aloneness (eine Person ist definitiv physikalisch von anderen entfernt). Williams and Solano nahmen an, dass ein Mangel an Nähe in Beziehungen zu Einsamkeit führt. Maxwell and Coebergh isolierten vier Einflüsse auf Einsamkeit: • • • • Wie nah ist man der nahesten Person in seinem Leben Wie viele enge Freunde hat man Wie befriedigt ist man mit seinen Beziehungen Hat man täglich Kontakt zu anderen Berscheid and Reis identifizierten drei Variablen die mit Einsamkeit verknüpft sind: • Neigungs- Faktoren (Schüchternheit, Depression, Introvertiertheit, wenig Selbstbewusstsein usw.) • Soziale Umstände (Weniger Zeit mit Frauen verbracht, einhergehend mit weniger Intimität und Offenheit) • sozial kognitive Tendenzen (Härte im beurteilen anderer, selbstzerstörerisch) Einsamkeit ist am weitesten verbreitet unter Teenagern und jungen Menschen, was wohl damit zusammenhängt, dass sie noch nicht so eine stabile Lebenssituation haben wie ältere Menschen. 115 Kapitel 14: Prosoziales Verhalten Prosoziales Verhalten (PV) Altruismus: PV = Von der Gesellschaft positiv bewertete Tat bzw. Verhalten mit positiven sozialen Konsequenzen, soll zu physischem, psychischem Wohlbefinden führen; freiwillig Determinierender Faktor: Perspektive der Gesellschaft Hilfsbereites Verhalten (HV): Handlung mit der Intention, jemandem (Gruppe, Lebewesen…) etwas Gutes zu tun. Achtung: 10 Euro verlieren =/= Hilfsbereitschaft, da nicht bewusst Zuviel Hilfe =/= Hilfsbereitschaft, da inkompetent aussehen lassen Altruismus: Handlung, der die Motivation zugrunde liegt, anderen eher etwas Gutes zu tun, als sich selbst (Betson und Coke, 1981) (Macaulay und Berkewitz, 1970). Altruismus ist schwer nachzuweisen, da z. B. Hilfsbereitschaft gute Gefühle auslöst und deshalb nicht selbstlos sein muss. Forschungsbeginn: 1964 wird Kitty Genovese mit einem Messer angegriffen, versucht zu fliehen, entkommt aber nicht. Der Lebenskampf mit dem Angreifer dauert über eine halbe Stunde, bis sie letztendlich stirbt. Es gibt 38 Zeugen (Nachbarn), aber keiner hat eingegriffen und nur einer hat nach 40 min die Polizei gerufen. Prosoziales Verhalten ist evolutionär schwer zu erklären, da der Mensch von Natur aus Egoist ist (alles, was wir tun, tun wir letztendlich für uns!). PV ist unnatürlich. Warum helfen Leute? Zwei Ansätze: 1. biologischer Zweig, 2. sozialer Zweig 1. Natürliches Grundbedürfnis, anderen zu helfen (ähnlich wie Essen). Dies könnte ein Grund für unseren evolutionären Erfolg sein. Altruismus = evolutionär überlebenswichtig? Sind wir genetisch dazu bestimmt, anderen zu helfen? Argument dafür: Andere Tiere haben auch Altruismus (Bsp. Hund rettet Kind aus brennendem Auto); Kritik: Keine Studie konnte Altruismus oder biologisch verankerte Hilfsbereitschaft nachweisen; Theorie vernachlässigt soziales Lernen, Sozialisation Buck und Ginsburg (1991) haben die Theorie abgeschwächt: „Kommunikationsgen“ bei Mensch und Tier. Kommunikation emotionale Signale soziale Bindungen PV 116 Hilfsbereitschaft lernen Bessere Erklärung: PV ist im Sozialisationsprozess verankert und wird gelernt, nicht angeboren. Klassische Konditionierung, instrumentelle Konditionierung und Beobachtungslernen spielen eine Rolle. Kinder lernen schon zwischen 1 und 2, hilfsbereit zu sein und zu teilen • über Anweisungen: Anweisungen (sei hilfsbereit!) machen Kinder hilfsbereiter • Einem Kind sagen, was erwünscht und erwartet wird, fördert PV nachhaltig, wenn der Erwachsene sich auch so verhält und das Erwartete einer fairen Grundlage entspricht • Über Bestärkung: Kinder, die für PV und Teilen gelobt werden, zeigen es öfter • Über Modelllernen: Kinder sind hilfsbereiter, wenn sie PV bei ihren Eltern oder im Fernsehen gesehen haben PV bei Kindern sorgt für mehr Beliebtheit, Kommunikation und Freunde. Modelllernen funktioniert auch noch bei Erwachsenen: Sehen sie andere helfen, helfen auch sie eher. Sehen sie, dass andere für Hilfe belohnt werden, helfen sie auch mehr (und Umkehrschluss) Attributionsprozess: Hilfsbereitschaft wird vom Selbstbild beeinflusst: Wenn ein Kind sich für einen hilfsbereiten Menschen hält, wird es langfristig hilfsbereiter sein. So ein Selbstbild hat stärkere Effekte als Belohnung oder Bestärkung. Es entstehen schlechte Gefühle und Selbstkritik, wenn Kinder ihrem Selbstbild nicht gerecht werden. Eigenschaften der hilfesuchenden Person sind auch ausschlaggebend. In manchen Situationen helfen Menschen nicht und geben dem Opfer sogar die Schuld an seinem Schicksal: „Just-worldHypothese“ von Lerner und Miller: Jeder bekommt, was er verdient bzw. jeder ist seines „Unglückes“ Schmied. Wenn dieser Eindruck entsteht, wird weniger Hilfe offeriert. (Kitty war selbst schuld, da zu spät allein draußen!). Just-World-Denken wird in der Kindheit gelernt. Beweise für unverdiente Not/Schaden minimieren diesen Gedanken und Hilfe ist der Weg zurück zur Gerechtigkeit. Nötige Vorbedingung: Hilfe muss effektiv und erkennbar sein, Umfang und Länge der Hilfe sollte möglichst gering sein. Normative Einflüsse: Wichtiger Einfluss auf die Entwicklung von PV ist die kulturelle Norm. PV wird kulturell gelernt: Hilfsbereitschaft = normal, wird erwartet =/= abnormal. In fast allen Kulturen ungeschriebene Regel: Wenn es nicht zuviel kostet, sollten wir jemandem in Not immer helfen. Standard hat funktionellen Wert (Überleben gesichert). Es gibt soziale Anerkennung für PV und Sanktionen für 117 abnormes Verhalten. Zwei spezifische Normen als Basis für Altruismus: 1. Gegenseitigkeisnorm/prinzip: Wir helfen denen, die uns helfen (Goudner, 1960) 2. Soziale Verantwortlichkeitsnorm/prinzip: Wir sollen denen helfen, die in Not und abhängig sind, ohne vorhergegangene und zukünftige Gegenleistung oder Belohnung. (Beispiel: freiwillige, anonyme Spenden) Teger stellte die wichtige Frage: Warum verhalten Leute sich nicht nach der Norm??? Situelle Einflüsse (kommt später). Warum agieren wir prosozial? Was motiviert uns dazu zu helfen? • instrumentelles Ziel: Hilfsbereitschaft, um selbst etwas anderes zu erreichen • ultimatives Ziel: Hilfsbereitschaft um ihrer selbst Willen • unbeabsichtigte Konsequenz: Hilfsbereitscharft war gar nicht Ziel (z. B. Geld verlieren, jemand findet es, wenn er es dringend braucht) Batsons (1994) Motivationen: 1. Egoismus (anderen helfen, um selbst Belohnung oder Vorteil zu kriegen oder Strafe zu vermeiden 2. Altruismus 3. Kollektivismus (Hilfe für die eigene Gruppe, Familie, Landsleute usw.= 4. Prinzipalismus (PV aufgrund von moralischen Prinzipien, eigenen Wertevorstellungen) Empathie und Aufregung [Empathy kann folgendermaßen übersetzt werden: Empathie, die Bereitschaft, sich einzufühlen, Identifikation, Einfühlungsvermögen. Ich werde im folgenden immer Empathie schreiben, meist ist jedoch das Einfühlungsvermögen bzw. Mitleid gemeint.] Kompromiss zwischen Soziobiologen und Verfechtern der Soziales Lernen Theorie: PV hat sich durch Selektion entwickelt (sozialbiologisch) und wird weiter durch die Umwelt gelernt und ausgebaut (soziales Lernen) (Vine, 1983, Hoffmann, 1981). Vor PV müssen wir körperlich erregt sein [Arousal, keine passende Übersetzung gefunden] und wir müssen außerdem empathisch, mitfühlend sein. Wir fühlen uns unwohl (körperliche Erregung, wird als Unwohlsein interpretiert), wenn wir jemanden in unser Nähe beobachten, der leidet oder in Not gerät. Wir versuchen unsere Gefühle zu verbessern, indem wir helfen (oder wegschauen oder verdrängen). Auch Säuglinge sind bereits hoch empathisch. Empathie bedeutet die Fähigkeit, sich mit jemandem zu identifizieren und seine Gefühle nachzuempfinden. Altruismus ist nach dieser Theorie also auch egoistisch, weil er dazu dient, unsere Gefühle zu verbessern. Wirklichen Altruismus findet man nur, wenn eine Situation keine negativen Gefühle auslöst und Menschen 118 trotzdem wieder dorthin zurückkehren, um zu helfen. Die Ähnlichkeit (Kultur, Kleidung, Alter, usw.) zwischen Opfer und Helfer beeinflusst den Grad der Empathie mehr Ahnlichkeit mehr Mitleid mehr Hilfe. Es ist außerdem mehr Empathie zu erwarten, wenn der Helfer dieselben kognitiven und emotionalen Erfahrungen gemacht hat. Frauen gelten generell als empathischer als Männer. Situelle Hilfsmodelle: Wann helfen Menschen ohne akuten Notfall (Beispiel Blutspende)? Menschen helfen viel eher, wenn sie allein sind. Zuschauer-Effekt [habe keine passendere Übersetzung für bystander = Umstehender, Zuschauer gefunden]. Je größer die Anzahl Umstehender, desto weniger hilfsbereit ist jeder einzelne. Darley & Latané, 1968, Notfallsituation: Was kennzeichnet eine Notsituation? Gefahr, ungewohnte, seltene Situation, kann sehr viele verschiedene Dinge bezeichnen, unvorhergesehen, Optionen abwägen unmöglich, da schnell gehandelt werden muss Leute orientieren sich in dieser fremden, ungewohnten Situation an anderen keiner hilft, weil keiner hilft. Entscheidungsmodell nach Darley und Latané: „Kognitives Modell“ Aufmerksamkeit auf das richten, was passiert Situation als Notfall einschätzen Verantwortung übernehmen Entscheiden, was zu tun ist 1. Bemerke Situation, 2. Ist die Lage des Opfers ernst? Verbale Stressoren (Schreie) sind sehr hilfreich (75% mehr Hilfe, wenn Opfer schreit), 3. Bin ich verantwortlich? Andere mehr oder weniger verantwortlich als ich? 4. Was tun die anderen Umstehenden? Sehen sie die Situation auch als Notfall? 5. Helfen die anderen? Experimente: Leute helfen, wenn sie allein sind zu 70%, mit fremden Umstehenden zu 40% und mit passiven, nicht helfenden Bekannten nur zu 10%, aber zusammen mit einem Freund (wenn dieser hilft) auch wieder zu 70%. Je größer die Zahl der Zuschauer (müssen nicht physisch anwesend sein, es recht, wenn man sie im nächsten Raum weiß), desto geringer die Hilfsbereitschaft. Prozesse, die zur Zuschauer-Apathie beitragen (wie in Kittys Fall): Diffusion von Verantwortung: Bei mehreren Umstehenden fühlt sich keiner verantwortlich. „Die 119 anderen haben ja auch nicht geholfen.“ Zuschauer-Unterdrückung: Keiner will sich blamieren, weil er falsch oder überreagiert. (Versteckte Kamera? Will ich mich lächerlich machen? Sozialer Einfluss: Andere Umstehende sind Aktionsmodell. Sind sie ruhig, passiv, kann die Notsituation ja gar nicht so schlimm sein. Angebotene Hilfe, hierarchisches Modell, Experimente von Darley und Latané: Allein (niemand sieht mich, ich orientiere mich nicht an anderen) > Diffusion (andere sind da, können mich aber weder sehen noch gesehen werden ) > Diffusion + Unterdrückung oder Sozialen Einfluss (ich sehe die anderen oder aber sie sehen mich, nicht beides) > Diffusion + Unterdrückung + Sozialer Einfluss (andere sind da, ich sehe sie uns sie sehen mich). Limits, Einschränkungen dieser Effekte: Bekannte Umstehende unterdrücken die Hilfsbereitschaft gegenseitig weniger, als Fremde. Allerdings erhöht sich die Hilfevon Fremden, wenn sie wissen, dass sie später interagieren und in Kontakt zu den Leuten treten müssen und sich eventuell sogar erklären müssen. Der ZuschauerEffekt ist am Größten bei anonymen Leuten, die sich danach nicht wieder sehen (Kitty Govenese!). Der Effekt reduziert sich, wenn es sich bei dem Opfer um Verwandten oder Bekanten oder aber um ein Kind, welches sexuell belästigt wird handelt. Piliavins Zuschauer-Kalkulationsmodell: Nach Pilavian und Kollegen arbeitet man sich durch drei Statusse (Staten? Stati? Mehrzahl von Status…), bevor man reagiert. 1. Stufe: Physiologische Aufregung (Arousal). Herz schlägt schneller, Verteidigungsreaktionen (auf Angriff vorbereiten), empathisches Mitfühlen. Je näher der Grund für die physiologische Aufregung, desto wahrscheinlicher ist es, zu helfen. 2. Stufe: Die Aufregung wird einem konkreten Gefühl zugeordnet. Gefühle sind nicht per sé vorhanden, sondern werden aufgrund von Erfahrungen und Kognition und Gedanken interpretiert. 3. Stufe: Konsequenzen bewerten: Abwägen von Kosten für „direkt helfen“, „indirekt helfen“ und „gar nicht helfen“. Der Weg „geringste Kosten“ wird zur Reduktion des eigenen Arousals gewählt. Die Hauptkosten für Helfen sind meistens Zeit und Mühe. Je größer die Kosten sind, desto weniger hilfsbereit sind Menschen. Nicht helfen kann auch kosten (Verfahren wegen Fahrerflucht oder unterlassener Hilfeleistung z. B.) Pilavians Emapthie-Kosten (schlechtes Gewissen, mitleiden) und persönliche Kosten (Ansehen). Die Höhe der Kosten für „nicht helfen“ richten sich nach dem Bezug zum Opfer, nach der Klarheit, ob es sich um einen Notfall handelt, der Nähe anderer Umstehenden, der Ähnlichkeit zwischen Opfer und potenziellem Helfer usw. Bei Gruppen reduzieren sich die Kosten für „nicht 120 helfen“ durch Diffusion (Latané). Pilavians Kostenberechnungsmodell: Kosten für „Helfen“ Niedrig Kosten für „Nicht Helfen“ Hoch 3. Indirekt Helfen Hoch 1. Direkt helfen 2. Hängt von Niedrig Weniger Kosten für Nicht Helfen - Ignorieren 4. • persönlichen Normen ab • Szene verlassen Problem bestreiten Beispiele: 1. Kind nach einem Unfall untersuchen, 1. Hilfe leisten. Kosten für Helfen niedrig, Kosten für nicht Helfen hoch (schlechtes Gewissen) 2. Wenn Kosten für Helfen und nicht Helfen niedrig sind, entscheidet das Selbstbild, ob geholfen wird (bin ich ein hilfsbereiter Mensch?) 3. Entweder Polizei rufen (indirekt helfen), oder, wenn nicht möglich, Szene so uminterpretieren, dass die Kosten für Nicht helfen sinken (ist bestimmt gar nicht so schlimm!). 4. Zwei Betrunkene bekämpfen sich mit Messern (selbst schuld, Kosten für Helfen hoch, da gefährlich) Die Person in der Gleichung Spielt der Charakter auch eine Rolle? Gute Stimmung: Gute Laune, positiver Feedback über bestandenen Test, sonniges Wetter usw. erhöht die Hilfsbereitschaft sehr stark (im Experiment z. T. bis zu 7x höhere Spenden, wenn Menschen gutgelaunt sind), da man, wenn man gut gelaunt ist, nach außen gerichtet und empfänglich für empathische Signale und sensibel ist. Schlechte Laune: Man ist nach innen gerichtet, besorgt, denkt über Probleme nach, ärgert sich usw. 121 Dies alles lässt einen weniger hilfsbereit sein. Aber: Nicht alle schlechten Gefühle machen weniger hilfsbereit. Gegenteiliger Effekt wird bei Schuldgefühlen erreicht. Der potenzielle Helfer will sich wieder gut fühlen und sich selbst wieder besser bewerten und deshalb ist er hilfsbereiter, auch wenn seine Schuldgefühle gar nichts mit der hilfesuchenden Person zutun haben. Im Experiment waren Leute, die aus Versehen etwas kaputt gemacht haben, danach wesentlich hilfsbereiter. ImageReparing-These: Leute wollen sich und das Bild von sich verbessern und helfen deshalb mehr. Demographische Variable: Kleinstädter sind im Mittel hilfsbereiter als Großstädter. Persönlichen Variable: Es konnten keine Korrelationen zwischen Persönlichkeitstests und Hilfsbereitschaft gefunden werden. Der situelle Charakter und der Charakter der Umstehenden müssen einfach passen. Kompetenz: Fühlt man sich kompetent, hilft man eher. Hat man z. B. grade ein Video über 1. Hilfe gesehen, wird man eher 1. Hilfe leisten. Kompetenz reduziert den Zuschauer-Effekt, denn kompetente Menschen fühlen sich verantwortlich und verpflichtet zu helfen. Die Kompetenz muss aber nicht unbedingt mit dem Notfall zusammenhängen. Leiter einer Gruppe fühlen sich generell eher verantwortlich (Beispiel Lehrer auf Studienfahrt). Männlich-Weiblich-Interaktion: Frauen zeigen generell mehr Empathie, aber Männer helfen jungen Frauen (wenn sie allein sind!) eher als anderen Menschen. Je attraktiver die Frau, desto eher bekommt sie Hilfe. Sind Männer sexuell erregt (z. B. durch das Anschauen eines pornographischen Films), helfen sie Frauen deutlich länger, wenn diese Hilfe braucht. (Im Experiment: Männer helfen Männern 30 Sekunden und Frauen 6 Minuten im Schnitt). Anwendungsbezogene Kontexte Hilfsbereitschaft um zu helfen, Verbrechen zu verhindern oder aufzuklären Leute klären gern nicht gewalttätige Verbrechen auf, wenn die Kosten gering und der Lohn hoch sind (Steuerbetrug, Ladendiebstahl). Wenn Menschen sich verantwortlich fühlen (übergeordnete Haftung, Überantwortung), sind sie im besonderen Maße daran interessiert, zu helfen. Bsp.: Jemand kommt an den Strand, legt sein Portemonnaie auf die Matte und fragt seinen Nachbarn, ob er kurz danach gucken kann. Dieser bejaht (fast) immer. Wenn jemand das Portemonnaie stehlen will, greifen 95 Prozent ein. Ohne vorherige Überantwortung nur 20 Prozent! Ladendiebstahl wird von den allermeisten Menschen gemeldet. Werbung/Schilder gegen Ladendiebstahl senken diesen im Allgemeinen nicht, erhöhen jedoch die Melde- und Hilfsbereitschaft anderer Einkäufer. „Spicken in Tests“ Das Betrügen in Tests ist gut untersucht worden (MacKinnon, 1933): 122 • Spicker äußern ihren Ärger über die Aufgaben eher als Nichtspicker • Nichtspicker tadeln sich mehr für das Nichtlösen einer Aufgabe als Spicker • Nichtspicker verbalisieren das Problem eher und suchen anderen Strategien zum Lösen • Spicker sind eher destruktiv und aggressiv • Nichtspicker verhielten sich nervöser Nichtspicker würden sich beim Spicken eher schuldig fühlen als Spicker. Weitere Spickereigenschaften: höhere soziopathische Tendenzen, weniger Vertrauen in Menschen, höhere selbstzerstörerische Tendenzen, harte Arbeit nicht gewöhnt, glauben, dass sie mit Regelbrüchen gut davon kommen. Situelle Einflüsse scheinen allerdings eher zu entscheiden, ob man spickt. Lueger hat 1980 nachgewiesen, dass Menschen eher spicken, wenn sie angespannt (Arousal) sind. Andere „Nichtspicker“ lassen Spicken oft zu. Hierzu müssen die Schuldgefühle nach außen gegen die Schuldgefühle gegenüber des Spickers abgewogen werden. Hilfe bekommen Anderer Standpunkt als bisher: Der Hilfesuchende. Hilfesuchende empfinden die meisten Sympathien für Menschen, die freiwillig helfen, aber auch noch mehr Sympathien für Menschen, die instruiert worden sind zu helfen, als für Leute, die gar nicht helfen. „Opfer“ von Krankheiten (Krebspatienten, Dakof und Taylor, 1990) erwarten von Bekannten und Verwandten Hilfe im Sinne von emotionaler Unterstützung und von Krankenschwestern und Ärzten Hilfe im Sinne von medizinischen Prognosen und Behandlungen. Wenn eine Gruppe aus seiner Rolle herausschlüpft, wirkt die Hilfe misgeleitet und nicht hilfreich. Zusammenfassung: • Prosoziales Verhalten ist ein weites Feld, welches alle von der Gesellschaft positiv bewerteten Aktionen umfasst. Altruismus ist schwer zu identifizieren, da altruistisches Handeln oft durch schlechte Gefühle motiviert wird • Kitty Govenese stimulierte die Forschung über prosoziales Verhalten • Zwei Wege der Interpretation: psychobiologischer Ansatz und soziales Lernen Ansatz; ein dritter Weg integriert und kombiniert beide Ansätze • Zuschauereffekt: je mehr Leute bei einem Hilfesuchenden sind, desto weniger bereit sind sie, zu helfen (Latané und Darley; Piliavin) • Individuelle Eigenschaften beeinflussen PV nicht so stark, wie gedacht; dafür situelle Einflüsse (Stimmung, Schuldgefühle, …) 123 Kapitel 15 Kommunikation Kommunikation ist der Inbegriff Sozialer Interaktionen. Ohne Kommunikation wären soziale Interaktionen überhaupt nicht möglich. Nur durch Kommunikation können wir Informationen, Gedanken, Gefühle und Intentionen austauschen und zwar entweder über direkten Kontakt mit Wörtern und Sätzen, über elektronische Nachrichten, Briefe, oder über Gesten und Zeichen. Aber was ist an Kommunikation „sozial“? Kommunikation fördert und erfordert Beziehungen zwischen Menschen, es erfordert, dass Menschen die Bedeutung von Wörtern und Zeichen verstehen. Und nicht zuletzt beeinflussen Menschen sich durch Kommunikation gegenseitig. Kommunikation erfordert immer einen Sender, eine Nachricht, einen Empfänger und einen Kanal. Wobei sich dies oft als komplizierter darstellt als es jetzt wirkt, da der Empfänger auch gleichzeitig der Sender sein kann, u.s.w. Einige Sozialpsychologen sind der Ansicht, dass Kommunikation das fehlende Element der sozialen Kognitionen ist. Man unterscheidet Studien der Sprache und der Non-verbalen-Kommunikation. Um jedoch ein volles Verständnis für die Kommunikation zu bekommen muss man beides beachten. Verbale Kommunikation Sprache Gesprochene Sprache basiert auf „Geräuschen“ ( phonemes) und „Bedeutungen“ (morphemes) , die durch morphologische Regeln zu Wörtern werden und durch syntaktische Regeln zu Sätzen. Diese Regeln nennt man Grammatik. Das Gemeinte kann in verschiedenen Levels über die Sprache vermittelt werden. Von einfachen Geräuschen zu Wörtern in einem Satz, zu einer Sinngebung durch z.B. die Betonung. Um eine Sprache wirklich verstehen zu können, müssen wir Kenntnisse über kulturelle Regeln u.s.w. haben. Wofür wird Sprache verwendet? um zu sagen, wie etwas ist um jemanden dazu zu bringen, etwas zu tun um unsere Gefühle zu äußern um Verbindungen aufzubauen um etwas abzuschließen Sprache ist eine ausschließlich menschliche Form der Kommunikation. Das hat viele Wissenschaftler dazu motiviert zu denken, dass Sprache eine angeborene Komponente haben muss. Andere sind aber der Ansicht, dass dies nicht der Fall sein muss, da Sprache durch die Eltern gelernt wird. Sprache, Gedanken und Kognitionen Sprache ist in jeder Hinsicht etwas „soziales“. Man könnte sogar sagen, dass die Sprache unsere Gedanken 124 bestimmt, denn Denken beinhaltet oft eine Kommunikation mit uns selbst. Kann man daraus schließen, dass Menschen mit unterschiedlichen Sprachen die Welt auch unterschiedlich sehen und wahrnehmen? Eine sehr extreme Version dieser Theorie kam von Whorf 1956. In seiner „Theory of linguistic relativity“ ging er davon aus, das die Sprache unsere Gedanken bestimmt und dass Menschen mit unterschiedlichen Sprachen die Welt komplett unterschiedlich wahrnehmen. Diese Theorie ist aber etwas zu extrem gehalten. Man geht davon aus, dass es leichter und auch wichtiger ist, sich über das zu unterhalten und unterhalten zu können, was einen selbst betrifft. So ist es nicht verwunderlich, dass z.B. die Inuits mehr Wörter für die Beschreibung von Schnee haben, als Menschen anderer Kulturen und Ländern. Außerdem werden heutzutage viele Wörter aus anderen Sprachen übernommen, um das was man sagen möchte besser ausdrücken zu können. Paralinguistik und Sprachstil Sprache ist nicht nur darüber was sie sagt ein Mittel zur Kommunikation, sondern auch darüber wie sie es sagt. Paralinguistik ist also der nonverbale Teil der Sprache, wie z.B. Tempo, Lautstärke, Tonhöhe, Pausen und Betonung. Diese Faktoren können den Sinn des Gesprochenen dramatisch verändern. (Tabelle 15.1. auf Seite 579 zeigt wie verschiedene Betonungen u.s.w. interpretiert werden. Z.B. schnelles Tempo Aktivität, Ärger, Freude, Überraschung und langsames Tempo Traurigkeit…) Neben den verschiedenen Arten der Betonung gibt es auch noch verschiedene Sprachstile und Akzente. Sozialpsychologen beschäftigen sich also mehr damit wie etwas gesagt wird, als damit, was gesagt wird. Soziale Marker in der Sprache Jeder Mensch hat ein gewisses Repertoire an Sprachstilen und man benutzt diese meistens automatisch der Situation entsprechend. Z.B. spricht man eher langsam und einfach, wenn man mit Kindern redet u.s.w. Brown und Fraser fassten 1979 zusammen, dass es im groben zwei Bestimmungsfaktoren für den Sprachstil gibt. • Scene ( Tageszeit…) • participants ( gemocht, nicht gemocht..) Die Einschätzung einer Situation und der daraus resultierende Sprachstil sind aber sehr individuell. Furnhorm (1986) ging davon aus, dass wir uns die Situationen, in denen wir interagieren, entsprechend unserem Sprachstil gestalten. Man kann sagen, dass Sprache gewisse „Marker“ enthält, die uns schon etwas über den Inhalt und über die sprechende Person sagt. Z.B. sind oft schon am Sprachstil Gruppenzugehörigkeit, Soziale Klasse, Geschlecht oder Sprache erkennbar. Aus dieser Tatsache resultierte die „matched- guise“ Technik. Diese Technik geht davon aus, dass man alleine am Sprachstil die Eigenschaften, oder den Charakter der sprechenden Person erkennen kann. Um dies zu untersuchen ließ man eine Person einen Text in unterschiedlichen Sprachen und Stilen vorlesen. Danach wurde getestet, wie die angesprochenen Personen, die sprechende Person einschätzen. Meistens unterschied man dabei zwei Klassen: Status variables ( intelligent, kompetent) 125 solidarity variables ( freundlich, warm) Diese Technik wurde oft in verschiedene Kulturen verwendet, um festzustellen wie der Stellenwert von „Standard“ und „nicht-Standard“ Sprache ist. Standard-Sprache ( zu vergleichen mit z.B. Hochdeutsch) wird oft mit einem hohen sozialen Status assoziiert, wohingegen nicht-Standerd-Sprache ( zu vergleichen mit z.B. Plattdeutsch) mit einem niedrigeren sozialen Status in Verbindung gebracht wird. Sprache und „Rasse“ Unser Sprachstil sagt uns etwas über unsere Gruppenzugehörigkeit. Und da Gruppen in der Gesellschaft mehr oder weniger sozial anerkannt sind, sagt er auch etwas über unseren sozialen Status aus. Diese Theorie beinhaltet aber auch , dass unsere Gruppenzugehörigkeit Auswirkungen auf unsere Sprache und unseren Sprachstil hat. Daraus folgte die „ ethnolinguistic identity theory“. Sie geht davon aus, dass sich z.B. Völker sowohl in ihrem Aussehen und ihren religiösen Überzeugungen unterscheiden, als auch in ihrer Sprache und ihrem Sprachstil. Der Sprachstil ist wichtig auch um zu zeigen zu welcher Gruppe man gehört. Benutzt man den Sprachstil, so zeigt man, dass man zu dieser oder jener Gruppe gehört und das wiederum beeinflusst den Status der Gruppe. Giles u.a. benutzten 1977 den Begriff „ethnolinguistc vitality“ um dies zu beschrieben. Ein hoher Status fordert eine hohe Vitalität, was wiederum eine Gebrauch der Sprache zur Voraussetzung hat und das wiederum führt zum Überleben einer Gruppe. Es kommt aber trotzdem vor, dass Sprachen aussterben. Es ist also wichtig, dass die sozialen Netzwerke aktiv sind, d.h., dass man Kontakt zu anderen hat, denn eine Sprache, die noch gesprochen wird stirbt nicht aus. Sprachanpassung Wie man weiß passt sich der Sprachstil an die jeweilige Situation an. Dies ist die Basis der „speech accomodation theory“, die beschriebt, wie Menschen ihre Sprache bzw. ihren Sprachstil an andere Menschen anpassen. Es gibt verschiedene Motivationsgründe um seine Sprache an jemand andern anzupassen. Z.B. um jemandem zu helfen besser zu verstehen, was gemeint ist. Oder um einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Das alles ist abhängig von der sozialen Stellung, die man zueinander hat. Spricht man z.B. nur mit Freunden, so findet eine beidseitige Sprachanpassung statt. Dafür muss aber ein „gegenseitiges Mögen“ vorhanden sein. Unterhalten sich jedoch Personen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und hat die Person mit dem niedrigeren Status die Einstellung, dass sie sich durch eine sprachlich Anpassung auf eine höhere Ebene bewegen kann, dann findet von ihrer Seite aus eine Anpassung an die Sprache der Person aus der höheren Klasse statt, während diese Person ihre Sprache nicht anpasst. Hat die Person mit dem niedrigen Status die Einstellung, dass sie durch eine Sprachanpassung nichts erreichen kann, so findet auf beiden Seiten keine Anpassung statt Generell können diese Anpassungen verbal oder nonverbal sein. 126 Zweisprachigkeit und Aneignung einer Zweitsprache • In den meisten Ländern existieren mehr als eine Sprache, die wichtigste davon ist die „Lingua franca“ (Amtssprache). Der Erwerb dieser Sprache stellt einen besonders wichtiges Aspekt des täglichen Lebens dar (→ Bildung, soziale Kontakte, Arbeit etc.) und steht meist in größerem Zusammenhang zur Motivation des Lernenden als zu den pädagogischen Einrichtungen die die Fertigkeiten vermitteln wollen. Werden die sprachlichen Fähigkeiten nur unzureichend erlernt, so kann dies sowohl physische, als auch psychische Konsequenzen für die betroffene Person haben (z.B. verringertes Selbstwertgefühl → Noels, Pon, Clément, 1996). • „Intergroup model“ nach Giles und Byrne, 1982: Fünf sozialpsychologische Dimensionen die die Motivation der „untergeordneten Gruppe“ zum Erlernen der Sprache der übergeordneten Gruppe (Lingua franca) beeinflussen: • ethische Identifikation Niedrig • • Anzahl der verfügbaren Identitätsalternativen Anzahl der hoch statuierten verfügbaren Hoch Hoch Niedrig Niedrig Niedrig Hoch Möglich Unmöglich Hoch Identitätsalternativen • subjektive Vitalität • soziales Glaubenssystem → Ist es möglich durch Erlernen der Sprache Gruppenmitglied zu werden?? Motivationsziel: „native- Motivationsziel: like mastery“ „Klassenraumkenntnisse“ (Zweitsprache (Zweitsprache wird subtraktiv als und angesehen) nützlich zur als Identität ökonomisch angesehen; additiv zur Identität) Beeinflussende Beeinflussende Faktoren: Faktoren: Intelligenz, situationsspezifische pädagogische Technik Neigung, Angst Sprache zu nutzen → Das erlernen einer Zweitsprache ist beeinflusst von Motivationszielen, die aus dem weiteren sozialen Kontext von soziales Identität und Intergruppenbeziehungen geformt werden • Multikulturalismus- Hypothese nach Lambert, Mermigis und Taylos, 1986: Das erlernen der Lingua franca muss von Minoritäten nicht immer als subtraktiv angesehen werden → Gruppen erlernen Zweitsprache ähnlich ihrer Muttersprache, erhalten ihr eigenes kulturelles und ethnolinguistisches Erbe aber • Erlernen der Zweitsprache ist im kulturellen Kontext zu sehen (Theorie nach Berry, Trimble & Olmedo, 1986) o Integration → erhalt der eigenen Kultur und Aufbau einer Beziehung zur dominierenden Kultur 127 o Assimilation → vollständige Annahme der dominierdenden Kultur o Seperation → Isolation von der dominierenden Kultur o Marginalisierung → Aufgabe der eigenen Kultur, aber es nicht schaffen sich an die dominierende Kultur anzupassen (→ Kapitel 16 ) • Menschen, deren Muttersprache eine Weltsprache ist haben generell weniger Motivation andere Sprachen zu erlernen (z.B. Amerikaner) Geschlecht, Alter und Sprache Geschlecht Wahre Geschlechterdifferenzen entsprechen viel weniger den bekannten Stereotypen und sind sehr kontextabhängig (Kritik an Stereotypen: kontextuelle Faktoren zu wenig einbezogen). Man konnte zeigen, dass die Benutzung der „typischen“ Sprachstile von Männern und Frauen abhängig ist von der persönlichen Orientierung an traditionellen Geschlechterrollen (Smith, 1985). Macht drückt sich im sprachlichen Kontext oft durch Unterbrechungen aus (→ 98% aller negativen Unterbrechungen kommen von Männern; positive Unterbrechungen sind z.B. ein zustimmendes „Ja“ o.Ä.). Allerdings ist „machtlose“ Sprache kein „weibliches Phänomen“, sondern reflektiert generell Statusunterschiede zwischen den Sprechern. Trotzdem konnte gezeigt werden, dass Frauen sich eher passiv und zurückhaltend verhalten, wenn sie mit Männern kommunizieren → Benutzung von Verniedlichungen, Umschreibungen, Fragen statt Aussagen (…, oder?) Einige Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es allerdings schon: Frauen betonen eher Kooperation und Gleichberechtigung während Männer eher im „Wettkampf“ zueinander stehen und hierarchische Beziehungen betonen. Männer und Frauen kommunizieren also, ähnlich wie Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, mit unterschiedlichen Zielen miteinander, sodass Missverständnisse nahezu unvermeidlich sind. Alter Verschiedenen Altersgruppen werden verschiedene Eigenschaften und auch eine „eigene“ Sprache zugesprochen → sprachliche Generationsunterschiede „Speech accomodation strategy“: Sprachanpassung an Kommunikationspartner (Bsp.: Junge Menschen sprechen oft in einer Art „Babysprache“ auch zu Älteren, die dies allerdings als beleidigend empfinden). Nonverbale Kommunikation Einleitung • Ohne nonverbale Kommunikation Unterhaltungen oft sehr irritierend → Einführung von Emoticos um Verständnis bei reinen Textnachrichten zu verbessern. • Insgesamt 700.000 Formen nonverbaler Kommunikation (Gesten, Gesichtsausdrücke, Paralinguistik…) • Verschiedene Funktionen nonverbaler Kommunikation → Informationen über Gefühle und Gedanken, Regulation von Interaktion, Intimität ausdrücken, Dominanz und Kontrolle etablieren, Zielgerichtete Kommunikation erleichtern 128 • Wir internalisieren nonverbales Repertoire schon sehr früh, sodass wir uns dieser Kommunikationsform weniger bewusste sind als der verbalen Kommunikation. • Beeinflussung durch soziale Normen • Sensibilität für nonverbale Kommunikation individuell verschieden (unabhängig von Beruf (→ Richer…), Frauen sind allerdings generell etwas besser, evtl. weil Mädchen im Kindesalter eher dazu ermutigt werden Gefühle zu zeigen) Starren und Augenkontakt • „Fenster der Seele“ • Augenkontakt ist informationsreichste und wichtigste nonverbale Kommunikationsform • Um unangenehme Situationen (→ peinlich, aufdringlich etc.) zu vermeiden tragen Menschen z.T. dunkle Sonnenbrillen, um durch den fehlenden Augenkontakt „Distanz“ aufzubauen bzw. die Aufmerksamkeit von sich zu lenken. Trotzdem ist es oft irritierend wenn unser Gesprächspartner den Augenkontakt meidet. • Was wird durch den Augenkontakt vermittelt? Gefühle, sozialer Status (s. unten), Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Kompetenz, Aufmerksamkeit, Intimität (→ „heimliche“ Kommunikation), Regulation von Interaktion • Statusunterschiede & Augenkontakt: Menschen aus höheren Schichten halten weniger Augenkontakt zu anderen Menschen (→ Frauen halten evtl. aus diesem Grund auch weniger Augenkontakt zu Männern) • Regulation von Interaktion: wir vermeiden Augenkontakt wenn wir nicht in Konversation einbezogen werden wollen; außerdem gucken wir unserem Gesprächspartner 41% der Zeit in der wir sprechen in die Augen, und 75% der Zeit in der wir zuhören → hier existieren allerdings kulturelle Unterschiede, die zu Missverständnissen führen können • Ausübung von Kontrolle: Ellsworth, Carlsmith, Henson (1972) fanden heraus, dass Fahrer schneller an roter Ampel losfuhren wenn sie während des Wartens angestarrt wurden • Visual dominance behaviour: Menschen mit höherem sozialen Status starren öfter Menschen mit niedrigerem sozialen Status an als umgekehrt Gesichtsausdrücke • Darwin (1872): Glaube an wenige universelle Gesichtsausdrücke → heutige Forschung nach Ekman (1982): 6 Basis-Gesichtsausdrücke (verbunden mit speziellen Muskelkontraktionen): Freude, Überraschung, Traurigkeit, Angst, Ekel und Wut (Bild s. S. 594, Hogg) • Kulturell übergreifendes Verständnis dieser Basisausdrücke → Begründung: Phylogenese (→ Stammesentwicklung), durch Untersuchungen mit Blinden etc. wurde These unterstützt, da diese ohne Vergleich die gleichen Basisgesichtsausdrücke zeigen - insbesondere Freude wird generell erkannt • „Display rules“: kulturelle und situative Regeln, die uns sagen, ob und wie angemessen es ist 129 Emotionen im gegebenen Kontext auszudrücken (Bsp.: In Japan werden negative Gesichtsausdrücke stark kontrolliert → Menschen zeigen äußerlich fast nur positive Emotionen) • Menschen lächeln wesentlich öfter in der Gesellschaft anderer als allein, wobei die Tatsache, ob sie in diesem Moment wirklich fröhlich sind weniger bedeutsam ist → Lächeln eher Kommunikationsmittel als ein wahres Zeichen von Freude Körperhaltung und Gestik • Birdwhistell (1970): Kinesiologie (=Bewegungslehre) → Unterscheidung von 60 – 70 Basiskörperbewegungen und Beschreibung von Kombinationsregeln, die bedeutungsvolle Einheiten ergaben (z.B. Schultern und Augenbrauen hochziehen als Zeichen für Erstaunen) • Unterscheidung in Illustratoren (verdeutlichen die gesprochenen Sprache → Bsp.: mit dem Finger auf etwas zeigen) und Embleme (vollkommenes Ersetzen der gesprochene Sprache → Bsp:: Winken) • Embleme z.T. kulturübergreifend, z.T. allerdings auch sehr verschieden → evtl. Missverständnisse • Laut evolutionärer Psychologie: Handgesten als Vorläufer der menschlichen Sprache • Körperhaltung ist außerdem vom sozialen Status abhängig: höher statuierte Personen haben eher eine offene, asymmetrische Körperhaltung, während Personen mit niedrigerem Status eher angespannte, geschlossene und symmetrische Körperhaltung haben (Henley, 1977) • Körperhaltung übermittelt Informationen über Attraktion → Menschen die einander mögen lehnen sich z.B. eher nach vorne Berührung Berührung ist die früheste Kommunikationsform die wir lernen. Je nachdem wer uns wo in welchem Kontext berührt, variiert dessen Funktion. Jones und Yarbrough definierten 1985 fünf unterschiedliche Arten von Berührung: • Positiver Affekt (z.B. um sexuelle Anziehung zu vermitteln) • Spielerische Berührung • Kontrolle • Ritualisierte Berührung • Aufgabenbezogene Berührung (z.B. Arzt beim Blutdruck messen) Hinzu kommen negative Berührungen (Schlagen, Schubsen...) sowie aggressive Berührungen. Crusco und Wetzel fanden 1984 bei einer Studie heraus, dass sich das Trinkgeld erhöht, wenn die Kellner die Kunden „aus Versehen“ berührten. Whitcher und Fisher beobachteten 1979, dass weibliche Patientinnen im Krankenhaus weniger angespannt waren, wenn eine Krankenschwester sie vor der OP berührte (z.B. an der Hand). Männliche Patienten hingegen wurden unruhiger und hatten einen höheren Blutdruck! Im Allgemeinen gilt, dass Männer öfter Frauen berühren als andersherum und Frauen lieber berührt werden. Frauen war es in einer Studie unangenehm von fremden Männern berührt zu werden, vice versa fand man jedoch heraus, dass Männer es als angenehm beurteilen! Menschen mit höherem Status berühren andere öfter. Eine Berührung wird öfter als positiv empfunden, 130 wenn sie von einer Person mit einem höheren Status als man selbst innehat berührt wird. Es gibt auch kulturelle Unterschiede: In arabischen Ländern, Lateinamerika und Frankreich spielt Berührung eine wichtigere Rolle. Interpersonelle Distanz Die Proxemik untersucht, inwieweit Individuen dadurch, dass sie bestimmte Distanzen zueinander einnehmen, Signale vermitteln. Hall definierte 1966 vier verschiedene Zonen: • Intime Zone 0-45cm • Persönliche Zone 45-120cm • Soziale Zone 120-360cm (z.B. Geschäftspartner) • Öffentliche Zone >360cm (Freunde,, Bekannte) Der Abstand zwischen zwei Menschen verrät etwas darüber wie intim ihre Beziehung zueinander ist. Je nachdem ob es zwischen den beiden Personen einen Statusunterschied gibt, wird eine entsprechende Position ausgewählt. Argyle und Dean entwickelten 1965 die „Intimacy-equilibrium theory“. Diese besagt, dass wenn sich eine Person in einem bestimmten Bereich eingeschränkt fühlt (z.B. in der Distanz, wenn sie sich mit vielen Fremden im Fahrstuhl befindet), dann gleicht sie dieses negative Gefühl dadurch aus, dass sie sich in einem anderen Bereich einschränkt (z.B. Vermeidung von Augenkontakt). Unangebrachte interpersonelle Distanz (zu geringer Abstand zu einer anderen Person) kann zudem Stress hervorrufen. Unterschiede gibt es sowohl im Alter als auch im Geschlecht: Kinder und Frauen (vor allem mit anderen Frauen) tolerieren geringere Abstände. „Impression Management“ (Kontrolle des Eindrucks) Obwohl uns die nonverbale Kommunikation nur selten bewusst ist, benutzen wir sie doch manchmal um bei unseren Mitmenschen einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Wir versuchen unsere Gefühle zu verstecken oder andere Gefühle vorzuspielen. Allerdings werden diese falschen Informationen oder Gefühle besonders oft durch unsere Körpersprache verraten: Menschen haben die verbale Kommunikation wesentlich besser unter Kontrolle als die Nonverbale (bspw. berühren Lügner sich öfter im Gesicht, haben unruhige Hände, oder spielen mit irgendetwas herum). Allerdings fällt es vielen Menschen schwer Betrug aufzudecken, da sie sich oftmals zu sehr auf die verbale Kommunikation konzentrieren. Es gibt hierbei keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen! Um eventuellen „Unwahrheiten“ in experimentellen Studien entgegenzuwirken, entwickelten Jones und Sigall 1971 die „Bogus Pipeline technique“. Während des Experiments wird eine komplizierte Versuchsapparatur aufgebaut, die angeblich subjektive physikalische Reaktionen auf Items messen kann (vgl. Lügendetektor). Die Vpn sollen dann den Ausschlag des Gerätes vorhersagen. Die so erzielten Antworten sind mit großer Wahrscheinlichkeit ehrlicher als normale Antworten. Konversation (Zusammenspiel von verbaler und nonverbaler Kommunikation) Die Konversation ist vor allem durch ritualisierte Bräuche strukturiert, wie z.B. die Begrüßung, die 131 Verabschiedung oder das „turn-taking“ (Frage/Antwort-Verhalten, Wechsel des Sprechers innerhalb einer Unterhaltung). Je nach kulturellem Hintergrund benutzen wir bestimmte Signale um zu zeigen, dass wir mit unserer Aussage abschließen und dann auf eine Antwort unseres Gegenübers warten: Beendigung des Satzes, Heben oder Senken der Stimme, Körperbewegungen, „Langziehen“ der letzten Silbe usw. Mithilfe der so genannten „Back-channel communication“ zeigt der Zuhörer dem Sprecher, dass er ihm immer noch folgt, bspw. durch Nicken. Wie gut dieser Wechsel zwischen Hörer und Zuhörer funktioniert, hängt davon ab, wie gut sich beide kennen. Effektive, gut funktionierende Kommunikation korreliert hoch mit der Zufriedenheit in einer Ehe. Frauen enkodieren laut einer Studie die Nachrichten ihrer männlichen Partner besser als vice versa. Diskurs In der Sozialpsychologie tendiert man dazu eine Aussage oder ein Gespräch immer in seine Einzelkomponenten aufzusplitten, um sie dann getrennt voneinander zu analysieren. Dieses Vorgehen bezeichnet man auch als „matched-guise technique“. Die verbale Aussage allein ist nahezu neutral, da erst durch den Sprachstil ihre wahre Bedeutung verständlich wird. Gerade das Zusammenspiel von verbaler und nonverbaler Kommunikation aber macht deutlich, was ausgedrückt werden soll. In diesem Zusammenhang sollte man sich den gesamten Diskurs ansehen, das heißt, man sollte sich mit folgender Frage beschäftigen: „Wann wurde was von wem und zu welchem Zweck gesagt?“. Dieser Ansatz wurde in vielen sozialpsychologischen Studien aufgegriffen. Die Analyse des Diskurses ermöglicht es zum Beispiel versteckte Vorurteile oder Vorstellungen zu entlarven. Rapley tat dies beispielsweise erfolgreich bei einer Rede von Pauline Hanson, einer Angehörigen des Australischen Parlaments im Jahr 1996. Computer-Vermittelte Kommunikation (CMC) In der CMC gibt es keine nonverbale Kommunikation! Dieses Manko wird durch so genannte Emoticons (Smileys ), Sound- und Aktionswörter (*lach*) ersetzt. Der Ausfall von Parasprache hat interessanterweise kaum Einfluss bei Gesprächen mit Fremden, produziert allerdings bei Freunden öfter Missverständnisse. CMC kann die Informationsmenge innerhalb eines Gespräches reduzieren. Dies wird vor allem beim Vergleich von face-to-face und computer-vermittelten Gruppengesprächen deutlich. Weiterhin verringert CMC Statusunterschiede zwischen den Gesprächspartnern (zumindest solange sie sich computervermittelt unterhalten). Dieses Phänomen hängt vermutlich mit der Deindividualisierung der Gesprächspartner bei dieser Kommunikationsart zusammen. Auch in der CMC gibt es Geschlechterunterschiede: Frauen benutzen häufiger stärkere Adverbien („it was REALLY good“), Absicherungen („..SORT OF..“) und sprechen öfter über Emotionen. Weiterhin geben sie mehr persönliche Informationen frei als Männer und sind weniger beleidigend. 132 Kapitel 16 Kultur, Normen und Identität 1)Kultureller Kontext und Kultur in der Sozialpsychologie -Kultur ist in jeder Gesellschaft immer und überall vorhanden, aber auch ständig im Wandel -Europa sehr vielseitig -> schnelles und billiges Reisen -> kultureller Austausch... • auffällig: Sprache, Aussehen/Erscheinung, Kleidung • weniger auffällig: Werte, Einstellung, Selbstdarstellungssysteme, .. ->Kultur beinhaltet Verhalten und ist „Lebenselixier“ ethnischer und länderspezifischer Gruppen Was ist Kultur?und welche Einflüsse hat sie? -Franz Boas (Soziologe) • Kultur als zentrales Thema in den Sozialwissenschaften • Sozialpsychologie= Lehre des Einflusses von Kultur auf Menschen -Wundt/Durkheim • Sozialpsychologie= handelt von gemeinschaftlichen Phänomenen (so wie zB Kultur) -Es gibt Anzeichen für beachtliche kulturelle Variationen/Unterschiede in einer Reihe von grundlegenden Verhaltensweisen der Menschen und ihren sozialpsychologischen Prozessen -Zentrale Frage:Wie weit gehen diese Unterschiede,sind es standardisierte Anwendungen oder gehen sie tiefer ein in Lern- und Wahnehmungsprozesse(zB Sprache) -Problem: psycholog. Theorien und Forschung beziehen sich meist auf die weiße Mittelklasse Amerikas(da viele Psychologen Amerikaner der Mittelklasse...)->die meisten Bücher auf englisch->aber kultureller Perspektive ausschlaggebend -> culture-bound und culture blind(man ist an seine Kultur gebunden deshalb versteht man ander Kulturen nicht ohne sich damit zu beschäftigen) -Problem: Psychologen arbeiten häufig mit Laborexperimenten->bei Kultur nur sehr wenige oder keine Möglichkeiten Definitionen: -Boas(1930): soziale Gewohnheiten einer Gemeinschaft -Smith & Bond(1998): System gemeinsamer Bedeutungen(„Verhaltensmuster übertragen von symbolischen ,unterschiedlichen Leistungen...einer menschl. Gruppe ...und Ideen und ihre festen Werte...“) -->obwohl Definitionen variieren, Kultur immer Endprodukt und auch Einfluss von/auf menschliche Interaktionen =>Kultur als ein Zusammenspiel von Lernen und Anwendung, das eine spezifische Gruppe idendifiziert und diese von anderen unterscheidet ->Ausdruck von Gruppen Normen /Regeln/Maßstäbe...auf der nationalen, rassischen, ethnischen...Ebene. 2)Kultur, Geschichte, und Sozialpsychologie Ausgangspunkte in kultureller Anthropologie -Westl.Europa im 16. Jhd: -Zusammentreffen von Faktoren die dazu beitrugen Individuen und Soziale Gruppen zu verstehen/deuten. • Säkularisation -> Fokusierung auf das Hier und Jetz statt auf das Jenseits • Industrialisierung -> Urbanisierung, mobil sein statt an soziale Gruppen gebunden zu sein • Aufklärung -> Philosopie die Menschen mit Rationalität ausstattet und anerkennt dass sie die Fähigkeit haben ihr leben selbst zu verwalten und ein komplexes System aus normativemn und sozialem Verhalten zu konstruieren... -spätes19 Jhd/Anfang 20.Jhd: -Folk Psychologists ->Völkerpsychologie (Vorbote von Sozial Psychologie als Lehre von gemeinschaftlichem Verstand) 133 -Kultur wurde erst zum Thema in der Psychologie als man davon wegging Verhalten auf biolog. Weise zu erklären -Kulturvergleichende Forschung -Boas hat meisten Einfluss...-> „Persönlichkeit wird durch Kultur geformt...“ -Ethnographische Forschung (beschreibende Studie über eine bestimmte Gesellschaft, basierend auf Feldarbeit und dem Eintauchen des Versuchsleiters, in den Alltag der Menschen) Aufstieg der Kulturvergleichenden Psychologie -1966 Journal of Cross-cultural Psychology (erste Gedanken darüber was Kultur in und auslöst) -Kulturvergleichende Psychologen untersuchen: • Sind westliche psychologische Theorien auch für andere Kulturen gültig? • Gibt es Konstrukte die kultur-spezifisch sind? • Wie können wir eine Psychologie entwerfen die für alle Kulturen relevant ist? -etic-emic-distinction (Unterscheidung von psycholog. Konstrukten die universell gültig sind(etic) und denen die Kulturspezifisch sind(emic)) -Kulturvergleichende Psychologen (Psychologen die kulturelle Unterschiede zwischen ausgewählten ethnischen und nationale Gruppen untersuchen-->statistische Methoden) -Kulturpsychologen (untersuchen Kulturelle Veränderungen und Übertragung bezogen auf eine Kultur -> quantitative Methoden) -Interkulturelle Psychologen (untersuchen wie Mitglieder unterschiedlicher Kulturen miteinander kommunizieren und aufeinander reagieren...) 3)Kultur und Verhalten -Einziges Merkmal das in allen Kulturen auftritt: Gehorsam zu einer Autorität Merkmale/Zuordnung -Verhalten beeinflusst durch kausale Merkmale(kap.3) wie Motivation, soziale Orientierung, kulturelle Perspektiven.... -Merkmale erlauben uns Menschen zuzuordnen.... Unterschiede in Konformität Meta-Analyse (Statistische Methode die Daten von mehreren Studien kombiniert um eine Gesamtreliabilität und Stärke von Spezifischen Effekten zu ermitteln) -->man fand heraus dass Konformität in einer Kultur mit dem Gruppenzwang zusammenhängt. Im Experiment wurden falsche Antworten auch als Konformität betrachtet weil sie zB als Schutz vor Blamage oder Kapitulation vor dem Druck dienen können. Konformität in Subsistenz – Kulturen (subsistenz bedeutet soviel wie selbstwirtschaft) -Wie Meschen funktionieren kann stark beeinflusst werden durch Land,Wohnort,Familie, ..... Anpassung(Konformität) kann überlebenswichtig sein in Subsidtenz- Kulturen -> Kollektivismus -z.B:Ein Volksstamm aus Sierra Lione hat eine gemeinsame mühevolle Ernte im Jahr.Übereinstimmung und Hilfsbereitschaft sind in ihrer Kultur stark ausgeprägt.... -zum Vergleich: Eskimos müssen regelmäßig jagen gehen, sie sind relativ selbständig und man schaut nach sich und seiner Familie-->das geht auch in die Eskimo-Kultur mit ein. 4)Kultur und Gesellschaft -Kultur auschlaggebend auf die Kindesentwicklung -Gewalt in Südamerika stärker vertreten als in US -Culture of honour (Kultur der Ehre--> Eine Kultur die männliche Gewalt zur steigerung der sozialen Anerkennung und ökonomischen Position billigt) -Machismo (Lateinamerika, Verhaltenskodex in dem Herausforderungen, Missbrauch und Meinungsverschiedenheiten mit Fäusten und Waffen ausgetragen werden) 134 5) 2 Psychen: Ost trifft West Unterscheidung 2er Kultureller Systeme: 1)Europäisch-Amerikanisch (Unabhängiges Selbstkonzept) 2)Ost-Asiatisch (Abhängiges Selbstkonzept) Unabhängige Person Abhängige Person Individualistische Kulturen(Westen) Kollektive Kulturen (Osten) Kann sich klar von anderen abgrenzen, solide, selbstständig Keine klare Abgrenzung, Andere werden in das selbst miteinbezogen,es gibt kein Selbst ohne Gemeinschaft Persönliche Eigeschaften die Handeln beeinflussen Beteiligt sich an sozielen Beziehungen, die auch das Handeln beeinflussen Erfolgsorientiert Gemeinschaftlich orientiert Formuliert eigene und persönliche Ziele Erfüllt Pflichten und gemeinsame Ziele Definiert sein Leben durch erfolgreiches erreichen der Ziele Definiert sein Leben durch Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft Verantwortlich für eigenes Verhalten Gemeinsame Verantwortlichkeit Konkurrenzfähig Kooperativ Bestrebt ich mit sich selbst gut zu fühlen Bestrebt nach „gemeinschaftlichem Gutfühlen“ 6)Möglichkeiten um Kulturen zu Vergleichen 1.Charakterisierung von Kulturen nach Werten -Studium von Werten, schon lange Bestandteil der Soziologie -Psychologie -->Werte des einzelnen, Auswirkungen dieser Werte und der von außen -Soziologie-->Werte in der Gesellschaft Studien zur Unterscheidung Hofstede(1980) -->Studie und Faktoren -Analyse (40 Länder, 177,000 Firmenleiter,4 untersuchte Faktoren) 1)Machtdistanz :(Grad in dem ungleiche Machtverteilung am Arbeitsplatz oder Gleichberechtigung in der Gesellschaft gebilligt ist) 2)Meiden von Unsicherheiten :(Planen für Stabilität im Umgang mit den Ungewissheiten im Leben) 3)Geschlecht :(Werte die entweder typisch männlich (erfolg,materieller besitz... oder typisch weiblich (Harmonie, Vorsicht... sind) 4)Individualismus – Kollektivismus (Auswertung in Tabelle s.Hogg/Vaughan S.625) ==>interessanterweise befolgen die einzelnen Länder nicht immer die Ost-West Gegensätzlichkeiten. Schwartz (ging von einem Wertesystem mit 65 kulturellen Werten aus die seiner Meinung nach in einer Gesellschaft eine Rolle spielen, 40 schüler und Studenten mussten diese nach persönlicher Wichtigkeit einordnen...fand 2 feste „Eigenschaften“) 1)Offenheit gegenüber Veränderung vs. Konservatismus 2)Betonung des Selbst vs. Überlegenheit des Selbst Später Einteilung in 3 Gruppen: 1)West-europ. Nationen sind individualistisch und egalitär(~gleichgestellt) 2)Ost-europäische Nationen sind individualistsich und hierarchisch 135 3)Asiatische Nationen sind kollektivistisch und hierarchisch Individualismus - Kollektivismus Kulturelle Werte -->Wertesysteme um Gesellschaften gegeneinander abzugrenzen... ->Kulturelle Werte werden von Individuen aufgenommen in ein persönliches Wertesystem -Triandis und Kollegen führten die Begriffe Allozentrismus und Idiozentrismus um Individualismus und Kollektivismus auf einer individuellen Ebene zu beschreiben. -Allozentrische Menschen tendieren zu Kooperation, Sozialer Unterstützung, Gleichheit und Ehrlichkeit -Idiozentrische Menschen tendieren zu Erfolgsdruck, Anomie (Zustand, in dem die Stabilität der sozialen Beziehungen gestört ist ),Distanzierung, Entfremdung, Einsamkeit..... -Triandis u.A. Fanden heraus dass Menschen mehr oder weniger entweder allozentrisch oder idiozentrisch sein können, je nach Sitiation. -Kulturelle Unterschiede entstehen durch Überfluss an situationen die entweder die allozentr. oder die idiozentristische ausprägung hervorrufen... -->Kollektivistische Kulturen -> Allozentrismus -->Individualistische Kulturen -> Idiozentrismus Kooperation, Wettbewerb und Soziale Identität Hinkle & Brown(1990) -Theorie der Sozialen Identität ( Theorie von Gruppenzugehörigkeit und Beziehungen innerhalb Gruppen basierend auf Selbst-Kategoriesierung, sozialen Vergleichen und Selbstdefinierung auf Grundlage der Gruppeneigenschaften) -Gruppen können in ihrer sozialen Orientierung zwischen collektivistisch und individualisisch variieren. -Gruppen können zwischen einer vergleichenden und einer nicht-vergleichenden idiologie variieren (zB:Sportteams-->vergleichend..... Familie-->nichtvergleichend) sSchaubild S.627 : -In dem Schaubild hat man 2 Komponenten: Gruppenideologie(Vergleichende und Nicht-vergleichende) und Werteorientierung(Kollektivistisch und individualistisch) -Kollektivistische Individuen identifizieren sich stärker mit der Gruppe als individualistische. -Wenn also eine Gruppe kollektivistisch ist UND sich mit anderen Gruppen vergleicht komt es am ehesten zu Vorurteilen und Diskriminierung anderer Gruppen. -Bei allen anderen Verbindungen (Vergleichend-individualistisch, Nicht.vergleichend-individualistisch, Nicht-vergleichend und kollektivistisch) ist dieses Phänomen nicht so stark ausgeprägt ..... mehrere Studien: 1)Individuen sind individualistischer eingestellt je mehr sie sich mit ihrer individualistischen Kultur identifizieren und anders herum....Idividuum desto kollektivistischer je mehr sie sich mit iher kollektivist Kultur identifizierten... 2&3)Kollektivistische Individuen tendieren dazu Kollektivismus als besser zu bewerten ,als Individualisten das bei Individualismus tun. 4&5)Nicht-übereinstimmende Gruppenmitglieder wurden eher toleriert und weniger abgelehnt in individualistischen Gruppen die sich stark mit ihrer Kultur identifizierten... ==>Je mehr sich Menschen mit einer Kultur identifizieren desto mehr werden sie die Normen dieser Kultur aufnehmen und sich anpassen die diese Kultur definieren. Prosoziales Verhalten(s.Kap.14) -eher in ländlichen Regionen anzufinden Welche kulturelle Richtung ist bereiter zu Helfen oder Hilfe anzunehmen? Nadler(1986,1991): 136 -Westliche kulturen->Selbstvertrauen und Individuelle Leistung vorangehend.. -ärmere, ländliche Regionen eher kooperativ, gemeinschaftlich, egalitär,....(kollektivistisch) -städtische Regionen, haben individualistische Werte inklusive Unabhängigkeit und persönl. Leistugen 2.Charakterisierung von Kulturen nach Beziehungen Fiske u.A. entwickelten eine Relational Theorie (Analyse basierend auf Strukturen wichtiger sozialer Beziehungen die in/zwischen allen Kulturen wiederkehren/auftreten.): 4 elemtare Modelle: 1)Gemeinsames teilen(Communal sharing=CS):Die Gruppe steht für das Individuum,Solidarität, gemeinschaftl.Identität(Liebespaare, Teams, Familien) 2)Autoritäts Ranking(Authority ranking=AR):Beziehungen sind gekennzeichnet durch Vorrang und lkineare Hierarchie(Offizier und Soldat,,,in China Respekt gegenüber älteren Menschen) 3)Gleichheitsanpassung(Equalty matching=EM):Balance in sozialem Austausch(wie du mir so ich dir...Rache...) 4)Marktpreisbildung(Market Pricing=MP):Der Sinn ist Gewinn...zB Miete,Steuern...Partner kalkulieren ihre relativen Kosten und Einnahmen....s.Kap.14 -Die Modelle werden zur Bewertung innerhalb und Unterscheidung zwischen Kulturen benutzt. -Relational Theorie ist eine innovative und vielversprechende Annäherung um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Kulturen in grundlegenden Dingen zu verstehen. -Die Modelle müssen nicht im Einklang miteinander stehen -Es gibt keine Rangordnung -Die Modelle gelten nicht nur für Kultur sondern auch für Individuen: zB sehr schwer für eine Person von CS zu Ar zu wechseln wenn man von Geburt an mit CS aufgewachsen ist.... ==>Verbindung zwischen den Relational Modellen und Kulturellen Variationen in UnabhöngigkeitAbhängigkeit: MP-> öfter in individuellen Kulturen CS-> ofter in kollektivistischen Kulturen AR-> Ost-Asien, früher auch Europa EM-> Abhängigen Kulturen, einige asiatische Kulturen... Die Kultur beeinflusst nicht nur sozialpsychologische Prozesse, sondern ist auch ein Produkt derer. Die Kultur gibt uns eine Identität und liefert eine Reihe von Merkmalen, die unsere Persönlichkeit ausmachen. Kultur beeinflusst, was wir denken, wie wir fühlen, wie wir uns anziehen, was und wie wir essen, wie wir sprechen, welche Werte und moralischen Prinzipien wir haben, wie wir miteinander interagieren und wie wir die Welt um uns herum verstehen. Die Kultur durchzieht fast alle Aspekte unserer Existenz. Meist werden kulturelle Besonderheiten erst offensichtlich, wenn wir mit anderen Kulturen in Kontakt kommen, oder unsere eigene Kultur durch andere bedroht wird. Schlüsselrollen/-merkmale von Kultur: 1. Eine Schlüsselrolle von kulturellen Merkmalen ist, dass sie in ein logisches System integriert sind, welches unserem Leben und der Welt in der wir leben einen Sinn gibt. Weil Kultur das Leben sinnvoll macht, müsste sie bei längerdauernder gesellschaftlicher Unsicherheit (beispielsweise einer Wirtschaftskrise) an Bedeutung gewinnen. Weil Kultur unsere Identität bestimmt, müsste sie auch an Bedeutung gewinnen, wenn ihr Ansehen oder ihre charakteristischen Merkmale durch andere kulturelle Gruppen bedroht werden. 2. Kulturelle Merkmale sind normativ. Mitglieder einer Kultur teilen die gleichen Eigenschaften, die sich von denen anderer Kulturen unterscheiden. Kulturelle Führer haben mehr Freiheiten als andere Mitglieder. 137 Kulturelle Normen werden durch zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation erhalten oder verändert. Die Dynamik großer Kulturen ist gleich derer von kleinen Kulturen in Organisationen und kleinen Gruppen. Kultur ist ein wesentlicher Teil der Sozialpychologie. Kontakt zwischen Kulturen Interkultureller Kontakt kann bereichernd sein, aber wahrgenommene Gefahren und alte Feindseligkeiten können auch zu Konflikten führen. Kontakthypothese: Auffassung, dass das Zusammenbringen von gegnerischen sozialen Gruppen die intergruppalen Beziehungen verbessert und Diskriminerung und Vorurteile reduziert. Aber: eine kurze Begegnung zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kulturen, fördert eher Stereotypen und Vorurteile. Faktoren dafür: Sprachbarrieren, vorher existierende Vorurteile, Ethnozentrismus, intergruppale Angst oder eine Vorgeschichte von intergruppalen Konflikten. Kommunikation, Sprache und Sprachstil In multilingualen und damit auch multikulturellen Gesellschaften gibt es in der Regel eine dominante Gruppe und Sprache (siehe Kapitel 15). Auch geringe Sprachunterschiede wie Akzente oder der Sprachstil können die Kommunikation beeinflussen: Gallois und Callan (1986) fanden heraus, dass australische Muttersprachler dazu geneigt waren Personen mit italienischem Akzent weniger engagiert zuzuhören. Ursache waren vermutlich die negativen Stereotypen südeuropäischen Einwanderern gegenüber. Gallois u.a. (1992) stellten fest, dass der Kommunikationsstil von chinesischen Studenten die negativen Stereotypen über diese Gruppe noch verstärkt: Australische Studie mit Videoaufnahmen von anglo-australischen und chinesischen Studenten, die sich gegenüber anglo-australischen Dozenten entweder unterwürfig, bestimmt oder aggressiv verhielten. Der jeweilige Kommunikationsstil und seine Effektivität wurde von australischen und chinesischen Studenten sowie anglo-australischen Dozenten bewertet. Aggressives Verhalten wurde von allen Vpn bei beiden ethnischen Gruppen als unangebracht, untypisch und uneffektiv bewertet. Submissives Verhalten wurde den Stereotypen entsprechend eher bei den chinesischen Studenten und Bestimmtheit eher bei den australischen Studenten als typisch empfunden. Chinesische Studenten empfanden den submissiven Stil als effektiver, wobei die australischen Studenten und Dozenten das unterwürfige Verhalten eher als uneffektiv und als Indikator für weniger benötigte Hilfe ansahen. Je größer der wahrgenommene Unterschied zu einer anderen Kultur, desto eher wollen sich die Angehörigen der einen Gruppe von denen der anderen distanzieren(Vaughan 1962), was die Wahrscheinlichkeit von interkulturellen Kontakten verringert . Der Schauplatz von interkultureller Begegnung ist genauso wichtig: Smith&Bond(1998) unterscheiden zwischen Kontakten innerhalb derselben Gesellschaft und bei internationalen Begegnungen. Kochmann(1987) zeigte, dass afrikanische Amerikaner ihre Sprache so gestalten, dass sie sich eindeutig von der weißen Mehrheit unterscheiden, dies könnte ein intentionaler soziolinguistischer Marker sein, der eine intergruppale Linie zieht, um die ethnische Identität zu schützen. Im Rest des Kapitels geht es nur noch um interkulturelle Kommunikation, also internationale Vergleiche. Display rules: Kulturelle und situationsbezogene Regeln, die vorschreiben, wie angebracht es ist in einem gegebenen Zusammenhang Gefühle zu zeigen. Display rules sind ein Indiz für die Wichtigkeit des kulturellen Einflusses auf die Kommunizierung von Gefühlslagen über die Mimik. Kinesiche Displays/Kinesik: Körpersprache, nonverbale Kommunikation Kinesische Displays geben einen Hinweis auf die kulturelle Herkunft. Wenn interkultureller Kontakt Angst und Unsicherheit nach sich zieht, führt dies zu einer Einschränkung des 138 Kontaktes. Sprache und Verständnis Sprache an sich stellt auch ein Problem dar. – Bei wörtlicher Übersetzung bleibt der Sinn nicht unbedingt erhalten. – Ein weiteres Übersetzungsproblem entsteht, wenn Wörter bzw. die Wortverwendung mit kulturspezifischen Konzepten verflochten sind. Bsp: Im Japanischen fällt das erste Personalpronom weg, während es im Englischen erhalten bleibt (Kashima&Kashima, 1998), dies könnte eine Wiederspiegelung des jeweiligen kulturellen Systems sein: der Englisch sprechende drückt damit sein Getrenntsein von den anderen aus, der Japanisch sprechende lässt das “ich” fallen, um die wichtigen Anderen mit einzubeziehen. – Bsp: japanisches Wort “amae” für einen emotionalen Zustand, der das abhängige und Liebe vorraussetzende Verhältnis beispielsweies zu den Eltern beschreibt. Hierfür gibt es kein Wort im Englischen. Zusätzlich wird dieser Zustand auch durch Schweigen, nachdenkliche Blicke und unnatürliches Lächeln nonverbal kommuniziert. Diese Anzeichen werden falsch interpretiert, wenn das Gegenüber mit Sprache und Kultur nicht vertraut ist(Doi, 1976). Akkulturation und kulturelle Veränderung Akkulturation ist der Prozess des internalisierens der charakteristischen Verhaltensregeln einer anderen Kultur. – Betrifft nicht nur Immigranten sondern auch indigene Gruppen – Kann zu akkulturativem Stress führen (Bsp. Depressionen als Folge der Untergrabung der eigenen Kultur durch eine enthnische Mehrheit, siehe Kapitel 4) – währenddessen kann es zu einer dualen Identität kommen (Das gefühl z.B. Grieche und Australier zu sein, Rosenthal, 1987) vergleichbar mit der bikulturellen Identität bei der ethnischen Sozialisation von Kindern(Phinney&Rotherdam, 1987) – Dilemma: soll die Identität durch die Heimat-oder die Gastgeberkultur bestimmt werden? – 4 Wege der Akkulturation durch Abwägung von Heimatkultur(HC) und dominanter Kultur(DC): – Integration (HC wird beibehalten, aber DC wird auch mit einbezogen) – Assimilation (HC wird aufgegeben und DC angenommen) – Separation (HC wird beibehalten, Isolierung von DC) – Marginalisierung (HC wird aufgegeben, annehmen der DC scheitert) Integration ist der populärste Weg und wird mit dem geringsten Stress verbunden. Schlüsselfaktor bei der Stressreduktion ist das Vorhandensein eines “Netzwerks sozialer Unterstützung”, Also Menschen, die uns kennen und unterstützen, auch in Stresszeiten. Kulturelle Herausforderungen an die Sozialpsychologie Die kulturvergleichende(crossing-cultural) /interkulturelle Herausforderung Interkulturelle Beziehungen sind ein spezieller Fall des Intergruppenverhaltens. Indigene Sozialpsychologie Indigene Psychologie: Eine von und für spezifische kulturelle Gruppen gestaltete Psychologie, basierend auf der Annahme, dass eine Kultur nur aus ihrer eigenen Perspektive verstanden werden kann. – Theorien werden nur für die spezifische Kultur entwickelt und betreffen auch nur diese. – Beispiel: Europäische Sozialpsychologie (siehe Kapitel 1) – besonders wichtig für Entwicklungsländer mit großen sozialen Problemen, weil hier die europäischen und amerikanischen Theorien nicht greifen – Bsp. Moghaddam(1998): Westliche Idee, das Modernisierung erreicht wird, wenn die Menschen motiviert sind sich wie Unternhemer zu verhalten schlug fehl. Es führte zu einem Zusammenbruch von traditionellen Gemeinschaften und zu Umweltproblemen. Metatheorie: Eine Menge von zusammenhängenden Konzepten und Prinzipien, betreffend welche Theorien oder Typen von Theorien passend sind. 139 Zum Vergleich mit nicht-industriellen, kollektivistischen Kulturen können die amerikanische und europäische Sozialpsychologie zusammengefasst werden, weil die europäischen und nordamerikanischen Kulturen sehr ähnlich sind. Aber selbst die Trennung in amerikanische und europäische Sozialpsychologie geht wahrscheinlich nicht weit genug. Die Sozialpsychologie hat westliche Wurzeln. Meist sind Angehörige der westlichen Kulturen Objekte der Studien. Die dynamische Prozesse beschreibende Theorie der sozialen Identität(Tajfel&Turner) und des Minderheiteneinflusses(Muscovici) bilden eine Ausnahme in der sonst eher statische Beziehungen betrachtenden Sozialpsychologie. Anwendungsbezogene Forschung: Versucht, spezifische Fragen, die aus der Praxis kommen, zu beantworten. Generative Psychologie: Psychologie, die beabsichtigt, durch direkte Intervention eine positive Veränderung herbeizuführen. Die Suche nach kulturübergreifenden Eigenschaften Die meisten Sozialpsychologen stehen immer noch hinter der Suche nach universellen Regeln des sozialen Verhaltens. Smith&Bond vermuten, dass nationale Kulturen klassifiziert werden können, indem die Grenzen des kulturspezifischen Wissens getestet werden. Realistischeres Ziel: Sozialpsychologie erweitern um fundamentale soziokognitive und soziale Wahrnehmungsprozesse zu formulieren. → Einblick in die generelle Form von menschlichem Verhalten und ihre kontextspezifische kulturelle und historische Erscheinungsform. Fast alle Hauptthemen des Buches sind über Kulturgrenzen hinweg relevant. universelle Eigenschaften: – Angst vor Ausgrenzung – Verhalten gelenkt von Werten – Hilfsbereitschft – ... Aber auch große Variationen durch kulturelle Unterschiede. →Einige sozialpsychologische Prinzipien sind über kulturelle Grenzen hinweg übertragbar, andere nicht. Wirkliche Schwierigkeit: – Die eigene kulturelle Perspektive und ihren Einfluss auf die Forschung zu überwinden.→Interpretation des Verhaltens von Angehörigen anderer Kulturen auf Grundlage der eigenen Kultur vermeiden. – Die dominante Wissenschaftskultur kann alle anderen Psychologien verdrängen und verhindert damit die Entwicklung von wirklichem Universalismus. Können mehrere Kulturen nebeneinander existieren? Umgang mit kultureller Vielfältigkeit Gruppen leben harmonischer zusammen, wenn sie ihre Identitäten untereinander schätzen und Praktiken respektieren. Gruppen sind innerhalb einer übergeordneten Kultur erfolgreich, in der Beziehungen eher cooperativ als kokurrenzbetont sind(Hornsy&Hogg, 2000a) Auf kultureller Ebene wird über die Vorzüge von Assimilation oder Multikulturalismus diskutiert. Moghaddam hat politische Systeme, die eine multikulturelle Gesellschft begünstigen mit solchen verglichen, in denen Assimilation angestrebt wird: Assimilation Kultureller Pluralismus Totale Assimilation: Laissez faire: Minderheiten geben ihre Kultur auf und übernehmen Kulturelle Diversität bleibt ohne Eingriff bestehen. die Kultur der Mehrheit (Auslöschung) (Bsp. Chinatowns) Melting pot (Schmelztiegel): Aktiver Multikulturalismus: Minderheiten assimilieren sich und modifizieren die Kulturelle Diversität wird unterstützt. 140 Kultur der Mehrheit. Eine neue Form der dominanten Kultur entsteht. → kulturelle Einheiten, ob individualistisch oder kollektivistisch bleiben erhalten. Belanger&Pinard (1991) vermuten einen weltweiten Trend zu kollektivistischen Kulturen. 141