Zusammenfassung Hogg

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Zusammenfassung Hogg
1
Danke allen Menschen für die Mitarbeit:
(1)
Einführung in die Sozialpsychologie
– Seite 03
Rike Weber
(2)
Soziale Kognition und Soziales Denken
– Seite 07
Lucy Willmann
(3)
Attribution und soziales Wissen
– Seite 22
Lena Riepl
(4)
Self and Identity
– Seite 29
Gloria-Mona Knospe
(5)
Einstellungen
– Seite 37
Antonia Colell, Felicitas Hohenhaus
(6)
Änderung von Überzeugung und Einstellung – Seite 41
Sarah Lucke, Charlotte Salmen
(7)
Soziale Einflüsse
– Seite 47
Lisa Stöckner, Charlotte Markert
(8)
People in groups
– Seite 58
Nora Schlickewei, Anja Mosbrugger
(9)
Leadership and decision making
– Seite 69
Katharina Keusch
(10)
Vorurteile und Diskriminierung
– Seite 76
Lara Petri
(11)
Intergroup behaviour
(fehlt noch!)
– Seite 91
Lena Brinkmann
(12)
Aggression
– Seite 90
Jennifer Berking
(13)
Affiliation, attraction and love
– Seite 104
Alexander Winkler
(14)
Prosoziales Verhalten
– Seite 116
Beate Dörsing
(15)
Kommunikation
– Seite 124
Julia Matz
(16)
Kultur, Normen und Identität
– Seite 133
Jennifer Jablonski, Filine Seele
Bei Fragen bitte an die jeweilige Person wenden, größere Änderungen/Fehler bitte im
studiVZ posten...
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. (-.-)
Viel Spaß beim Lernen und denkt ans Feiern zum Ausgleich...
Jo
2
Kapitel 1 – Einführung in die Sozialpsychologie
1. Was ist Sozialpsychologie?
•
•
•
•
Definition: Es ist eine wissenschaftliche Untersuchung, die sich mit der Frage beschäftigt, in
wie weit das Denken, Fühlen und Handeln eines Individuums von der Gegenwart, der
gedachten oder implizierten Gegenwart anderer beeinflusst wird.
Interessiert sich für Verhalten; Prozesse, die zu Verhalten führen (Motivation, Einstellungen,
Überzeugungen etc.); Gruppenprozesse
Sozialpsychologie ist eine Wissenschaft, da wissenschaftliche Methoden genutzt werden um
Theorien zu prüfen.
Unterscheidet sich von benachbarten Disziplinen durch die Kombination, was untersucht
wird, welche Methoden genutzt werden und welcher Grad an Erklärung angestrebt wird.
2.Wissenschaftliche Methoden
•
•
•
•
Hypothese – machen Aussagen darüber, welcher Faktor/Faktoren zu einem bestimmten
Ereignis führen. In einer Weise formuliert, dass sie empirisch geprüft werden können.
Hypothesen können nu falsifiziert werden, sollte der Test die Hypothese unterstützen so
führt dies nur zu einem erhöhten Vertrauen in die Hypothese.
Wichtig: Hypothesen sollten von unterschiedlichen Forschern und mit unterschiedlichen
Methoden wiederholt geprüft werden.
Generell zwei empirische Methoden: experimentell und nicht-experimentell
Experimente
• Unabhängige(n) Variable(n) (UV) wird manipuliert, der Effekt auf die abhängige(n)
Variable(n) (AV) wird gemessen.
• Randomisierung: Vpn müssen per Zufall auf Experimental- und Kontrollgruppe aufgeteilt
werden.
• Ohne Randomisierung kann es zu Konfundierung kommen.
• Konfundierung – andere Fanktoren (Alter, Geschlecht, Beruf etc.) können mit der
unabhängigen Variable systematisch variieren.
• Problematik der Operationalisierung der Variablen und der Messung der AV
• die UV kann verschiedene Stufen haben, es kann auch mehrere UV in einem Experiment
geben
o 2X2-Design
2 UV mit jeweils 2 Stufen
o 3X3-Design
2 UV mit jeweils 3 Stufen
• man darf kausale Schlüsse ziehen
Laborexperimente
• finden in einem Labor statt
• erlaubt einem so viele möglicherweise konfundierende Variablen wie möglich zu
kontrollieren. (wäre außerhalb des Labors in dem Maße nicht mögliche).
• Ergebnisse eines Laborexperiments können nicht direkt auf das „echte“ Leben bezogen
werden, da die Situationen im Labor künstlich sind. Aber sie können Theorien bestätigen,
die wiederum auf das „echte“ Leben generalisierbar sind.
• Es herrscht beabsichtigt eine geringe Vergleichbarkeit zwischen Laborsituationen und
Lebenssituationen außerhalb des Labors. (Mundane realism oder External validity)
3
•
•
•
Die im Labor angewendete Manipulation soll einen Einfluss auf die Versuchsperson haben
(internal validity oder experimental realism).
Demand characteristics können zu subject effects führen. D.h. gibt es im Experiment
Hinweise darauf, was die Hypothese ist und somit Hinweise darauf, wie die Vpn sich im
besten Fall verhalten sollte, so kann dies dazu führen, dass Versuchspersonen sich nicht
authentisch verhalten, da sie dem Versuchsleiter gefallen möchten.
Experimenter effect – der VL gibt unwissentlich Hinweise darauf, wie sich die Vpn am
besten verhalten sollte, da er die Hypothese kennt.
o Lösung: Doppelblindversuche – Versuchsleiter weiß nicht in welcher Gruppe sich
die Vpn befindet.
Feldexperimente
• Alle Experimente außerhalb des Labors
• Vpn wissen nicht immer, dass sie am Experiment teilnehmen
• Hohe external validity (s.o.)
• keine Demand characteristics vorhanden
• Randomisierung ist nahezu unmöglich ebenso wie Messung von Emotionen etc.
• Eventuelle Störvariablen können schlechter kontrolliert werden
Nicht-experimentelle Methoden
• Da die unabhängige Variable nicht manipuliert werden kann und auch Randomisierung nicht
möglich ist ( z.B. Geschlecht, Vergewaltigungsoper sein etc.), kann man keine kausalen
Schlüsse ziehen.
• Man macht Korrelationsstudien
Archivuntersuchungen
• Daten werden aus dem Archiv genommen, meist von anderen gesammelt für einen völlig
anderen Zweck.
• Z.B. nützlich wenn man eine menge an Daten braucht (z.B. Polizei Akten über Gewalt in der
Familie etc.) oder das Kriterium von Interesse schon weit in der Vergangenheit liegt oder
sich über einen langen Zeitraum erstreckt.
• Problematik: man hat kaum einen Einfluss auf die Güte der Information
Einzelfallstudien
• Detaillierte Analyse eines einzelnen Falles, einzelnen Ereignisses
• gut um außergewöhnliche Phänomene zu untersuchen, die nicht im Labor zu erstellen sind
(Massenmord etc.)
• Problematik: können schlecht bis nicht auf andere Fälle übertragen werden.
Umfragen
• Interviews entweder mit offenen oder mit geschlossenen Fragen
• Fragebögen
• Nützlich um viele Daten von vielen Vpn zu bekommen – gute Generalisierbarkeit
• Problematik: VL deutet an was er gern hören würde, Vpn antworten nicht authentisch um zu
gefallen oder tendieren in die eine oder andere Richtung
• Fragebögen können schlicht schlecht gestellt sein.
Feldstudien
• Verhalten wird in natürlicher Umwelt beobachtet, festgehalten und analysiert
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•
•
Es handelt sich fraglos um natürliches Verhalten in natürlichen Umgebung
Problmatik: mangelnde Objektivität des VL, mangelnde Generalisierbarkeit
Daten und Analyse
• Untersuchungen führen zu Daten, statistische Analyse muss zeigen in wie weit die Daten die
Hypothese unterstützen oder nicht.
• Statistische Signifikanz
o ob der Unterschied zwischen zwei Gruppen signifikant ist - z.B. über t test
o ob das gemeinsame Auftreten von zwei Faktoren signifikant ist – Berechnung von
Korrelation
•
dicourse analysis andere Möglichkeit
o jeder Datensatz wird als Text gewertet, auch Fragebögen, man versucht in dem
gesamt Kontext zu lesen.
3. Forschungs-Ethik
•
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•
Physisches Wohlergehen der Teilnehmer
Privatsphäre respektieren
o Erhobene Daten werden vertraulich behandelt
Verwendung von Verschleierungen
o Vpn dürfen die wahre Absicht des VL nicht kennen damit sie sich authentisch
verhalten (sehr kontroverses Thema), somit notwendig
Informierte Einwilligung
o Teilnehmer sollen nach Möglichkeit schriftlich darüber unterrichtet werden woran
sie teilnehmen werden.
Abschlussbesprechung
o Teilnehmer werden über den genauen Zweck des Experiments, theoretischen
Hintergrund und Anwendungsmöglichkeiten aufgeklärt.
o Jegliche Verschleierung wird gelöst
o Jegliche Manipulation muss rückgängig gemacht werden
4. Allgemeines zu Theorien
Sozialpsychologie stellt Theorien über menschliches Verhalten auf, wobei sich aus den Theorien
Hypothesen entwickeln, die empirisch getestet werden können. Theorien bestehen aus
unterschiedlichen Konzepten, die zusammen wirken um Verhalten zu erklären, wobei meist
einzelne soziale Prozesse pro Konzept erklärt werden.
Die Theorien der Sozialpsychologie lassen sich für gewöhnlich in verschiedene Typen Theorien
klassifizieren. Jede dieser Klassen weist eine andere Metatheorie ( eine Ansammlung von Prinzipien
und Konzepten darüber, welche Theorie oder Klasse von Theorien angebracht ist) auf.
• Behaviorismus
o Radikale Behavioristen – Verhalten kann durch erlerntes Verhalten/ Erziehung erklärt
und vorhergesagt werden, sprich wenn ein Verhalten gefördert wird durch Belohnung
tritt es danach häufiger auf.
o Neo-Behavioristen – Erziehung bzw. Umwelteinflüsse spielen eine wichtige Rolle
bei der Erklärung von Verhalten, man muss aber auch nicht beobachtbare Einflüsse
5
•
•
•
•
•
•
mit einbeziehen, wie Überzeugungen, Gefühle und Motivation
Cognitive Psychology
o Verhalten soll erklärt werden indem mit einbezogen wird wie Menschen ihre Umwelt
aktiv interpretieren und erklären
o Kritik an Behaviorismus – Mensch wird zu passiv dargestellt, die die Einflüsse der
Umwelt schlicht aufnehmen
o 1950ger und 1960ger – Theorien, die besagen, dass wir und unwohl fühlen, wenn
unsere Kognitionen über uns selbst oder unsere Umwelt nicht zu einander passen.
Dies wiederum motiviert uns diesen kognitiven Konflikt zu lösen.
o 1970ger – Attributions Theorien sind dominant
o Ab 1970ger – Sozial Kognition ist dominant, beschäftigt sich damit wie kognitive
Prozesse (z.B. Kategorisierung) und Kognitive Erklärungen (Schemas) konstruiert
werden und Verhalten beeinflussen
Evolutionäre Psychologie
o Biologische Theorie, die besagt, dass soziales Verhalten adaptiv ist und dazu
beiträgt, dass das Individuum, die Verwandtschaft und die Spezies überleben.
Persönlichkeit
o Sozialpsychologie hat versucht Sozialverhalten, in Bezug auf eine bestehende
Persönlichkeit zu erklären, die sich nicht verändert. Heute sieht man diesen
Erklärungsansatz als unpassend an.
• Wenig Beweise für stabile Persönlichkeitsmerkmale
• Wenn Persönlichkeit als immer konstantes Verhalten über verschiedene
Situationen hinweg verstanden wird, dann ist es weniger eine Erklärung für
Verhalten, als viel mehr etwas, das erklärt werden muss.
Kollektiv Theorien
o „top-down“ Ansatz – individuelles soziales Verhalten kann nur mit Rücksicht auf
Verbindungen zu Gruppen, Beziehungen innerhalb der Gruppe und sozialen
Zwängen verstanden werden.
Individualistische Theorien
o „bottom-up“ Ansatz – das individuelle soziale Verhalten entsteht durch individuelle
Kognitionen und Persönlichkeit.
Die Krise der Sozialpsychologie
o Sozialpsychologie war zu reduktionistisch
 Reduktionismus – man bemüht sich ein Phänomen zu erklären in dem man,
das „große“ Phänomen in seine Bestandteile aufdröselt und diese erklärt,
somit auf ein immer kleineres Level der Analyse eingeht.
 Problematik: in dem man auf das immer kleinere Teil eingeht und nicht auf
dem Level der Frage antwortet sondern auf einem niedrigeren, kann die
ursprüngliche Frage unbeantwortet bleiben.
 Mögliche Lösung: man akzeptiert, dass es verschiedene Erklärungsniveaus
gibt, aber man bemüht sich Theorien zu finden, die die Konzepte
verschiedener Erklärungsniveaus integrieren.
o Sozialpsychologie war zu Positivistisch
 Man akzeptiert kritiklos, dass Wissenschaft, der einzige und wahre Weg zu
Wissen ist. Wissenschaft als Religion.
6
Kapitel 2 Soziale Kognition und Soziales Denken
Was ist Soziale Kognition?
Soziale Kognition ist die Art und Weise, wie wir Informationen über die soziale Realität
interpretieren, analysieren, erinnern und verwenden“ (Baron & Byrne, 1997)
Soziale Kognition ist ein Ansatz in der Sozialpsychologie welches sich damit beschäftigt, in wie
weit Kognition durch soziale Kontexte betroffen ist und wie unser Sozialverhalten durch Kognition
beeinflusst wird.
•
Stufen der Informationsverarbeitung
Gedächtnis, organisiertes Wissen
Wahrnehmung
Anfangskodierung
Kategorisierung
Schlussfolgerungen
Entscheidungen
Urteile
Reizereignisse
Verhaltensreaktion
Während den 1980ern fand eine Explosion in Sachen Forschung im Bereich der Sozialen Kognition
statt.
Die Geschichte der Kognition in der Sozialpsychologie
Wundt (1987) war einer der Begründer der modernen empirischen Psychologie. Durch
Beobachtung und Selbstprüfung gelang es ihm ein Verständnis der Kognition zu gewinnen.
Kognition bezieht sich hier auf das subjektive Empfinden.
Es folgte eine Änderung in der Forschung: Theorien sollten auf öffentlich beobachtbare Daten
gegründet werden.
Der Behaviorismus unterstrich diese Veränderung; der Schwerpunkt lag nicht mehr in der
Untersuchung interner (kognitiver) Prozesse sondern lag nun auf externen, öffentlichen
Beobachtungen.
Zu berühmten Amerikanischen Behavioristen zählen: Skinner(1963), Thorndike(1940),
Watson(1930).
Behaviorismus bezieht sich auf die Erklärung beobachtbaren Verhaltens in Bezug auf verstärkende
Systeme (Belohnung/Strafe).
Im Laufe der Jahre fand die Kognition in der Sozialpsychologie wieder ihre bedeutende Rolle.
Die Gestalt-Psychologie, Lewin (1951), bezieht sich auf folgende Ansicht: soziales Verhalten wird
als eine Funktion verstanden, welches von den Wahrnehmungen der Menschen von ihrer Umwelt
aber auch ihr eigenes Eingreifen in ihre Umwelt entsteht.
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Die Kognition in der Sozialpsychologie wird von vier Elementen beeinflusst:
• Soziale Gleichheit
• Naive Scientist
• Cognitive miser
• Motivated tactitian
Soziale Gleichheit: Ein Modell der Sozialen Kognition, bei dem die Menschen versuchen die
Ungleichheit ihrer Kognitionen zu mindern, weil sie dieses Ungleichgewicht als unangenehm
empfinden.
Naive Scientist: Ein Modell der Sozialen Kognition welches Menschen so charakterisiert, dass sie
rationale, wissenschaftlich-ähnliche, „Ursache-Effekt“- Analysen verwenden um ihre Umwelt zu
verstehen und zu begreifen.
Dieses Modell unterstreicht die Attributionstheorien des menschlichen Verhaltens, welche vor allem
in den 1970ern verstärkt untersucht wurden.
Cognitive Miser: Ein Modell der Sozialen Kognition welches den Menschen so darstellt, dass er
sich auf die einfachsten und am wenigsten fordernden Kognitionen beruft, um so generell adaptive
Verhaltensweisen herzustellen.
Motivated tactitian: Ein Modell der Sozialen Kognition, welches den Menschen so einstuft, dass er
viele verfügbare verschiedene kognitive Strategien besitzt. Aus diesen sucht sich der Mensch eine
passende aus- je nachdem welche persönliche Ziele, Motivationen und Bedürfnisse er hat.
Eindrücke von anderen Menschen bilden
Um einen Eindruck von einem anderen Menschen zu bilden, sind wichtige Aspekte aus der sozialen
Kognition nötig.
Das Konfigurations Modell von Asch (1946)
Wenn wir unsere ersten Eindrücke von einem Menschen machen, so hängen wir uns an bestimmte
Informationsinhalte an, welche central traits (zentrale Merkmale) genannt werden.
Diese Merkmale haben einen unausgeglichenen Einfluss auf unser letztlich gebildeten Eindruck.
Andere Informationsinhalte, welche peripheral traits (periphere Merkmale) genannt werden, haben
viel weniger Einfluss.
Asch’s Modell ist auf der Gestalt-Psychologie aufgebaut.
Experiment von Kelley (1950) unterstützte dieses Modell: Gastdozent und Studenten
 ein Gastdozent wird vorgestellt; die Vorstellung endete mit dem Satz: „Der Gastdozent wird von
Freunden und Bekannten als etwas kühl/warm-herzig beschrieben“.
Nach einer Vorlesung sollten ihn die Studenten bewerten. Die Dozenten, die vorher als kühl
bezeichnet wurden, erhielten Bewertungen wie: reserviert, ich-bezogen, unbeliebt, sachlich, leicht
irritierbar, humorlos und rücksichtslos. Die Studenten neigten bei diesen Gastdozenten auch eher
davon ab, ihre Fragen zu beantworten oder sich aktiv am Geschehen zu beteiligen!
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Tendenzen/Neigungen bei der Eindrucksbildung
Primacy und Recency: die Abfolge in der Information über eine Person präsentiert wird kann
erheblichen Einfluss auf die darauf folgende Urteilsbildung haben.
Diese Anordnungen können unverhältnismäßigen Einfluss auf die Soziale Kognition ausüben.
Experiment von Asch (1946): eine hypothetische Person wird beschrieben; für Hälfte der
Versuchspersonen wird diese als intelligent, fleißig, impulsiv, kritisch, stur, neidisch beschrieben. 
positive Eigenschaften zuerst, dann negative!
Bei der anderen Hälfte der Versuchspersonen wurde die Anordnung der Adjektive vertauscht.
Primacy Effekt: diese Person wurde letztendlich positiver Bewertet; möglicherweise wird zuerst
genannte Information eher beachtet oder als zentrale Anhaltspunkte gesehen.
Dieser Effekt kommt häufiger vor  Erste Eindrücke entscheidend!
Recency Effekt: dieser Effekt kann dann auftreten, wenn die später genannte Information einen
größeren Einfluss hat als die zuerst erwähnte Informationspunkte.
Dies mag dann eintreten, wenn man abgelenkt wurde, müde ist, oder bei mangelnder Motivation.
Positivität/Negativität
Forschungen deuten an, dass wenn Information fehlt, neigen Menschen dazu das Beste von dem
Anderen zu erwarten und daher eher eine positive Einstellung formen. (Sears, 1983)
Wenn es jedoch negative Information gibt, dann wird unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Diese
Information wird unverhältnismäßig schwer gewichtet und wird daher auch verstärkt in die
letztendlich geformte Einstellung miteinbezogen.
Wir verhalten uns voreingenommen gegenüber negativer Information! (Fiske, 1980)
Haben wir erst einmal unseren Eindruck gemacht, geprägt durch negative Information, so ist es
schwieriger unsere Einstellung zu ändern, als wenn sie zuerst durch positive Information gebildet
wurde.
Warum sind wir so empfänglich für negative Information?
• Information ist ausgefallen, unüblich, auffällig, oder gar extrem
• Information spiegelt indirekte Gefahr wieder Erkennen fördert Überlebenschancen!
Persönliche Konstrukte und implizierte Theorien
Kelley (1955): Auch innerhalb von Kulturen neigen Individuen dazu, eigene spezifische Systeme zu
entwickeln, mit denen sie Andere charakterisieren  personal constructs
Für manche Menschen ist Humor das wichtigste Element bei der Urteilsbildung, für andere
Intelligenz.
Unterschiedliche personal constructs ergeben unterschiedliche Eindrücke für dieselbe Person!
Wir entwickeln auch unsere eigenen implicit personality theories. Dies sind allgemeine Richtlinien
darüber, welche Typen von Eigenschaften zusammengehören, um eine bestimmten Charakter
auszuzeichnen.
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Rosenberg & Sedlack (1972) fanden heraus: Menschen die von Anderen als intelligent eingestuft
werden, werden gleichzeitig auch als freundlich aber nicht egozentrisch bezeichnet.
Implicit personality theories ähneln sich innerhalb einer Kultur, unterscheiden sich aber weitläufig
in verschiedenen Kulturen.
Wie die personal constructs sind sie gegen Änderung resistent; stark geprägt von persönlichen
Erfahrungen!
Physisches Erscheinungsbild
Oftmals erste Informationsquelle, daher einflussreich auf ersten Eindruck.
Physische Attraktivität  abhängig von unserem Erscheinungsbild
Physisch attraktive Menschen als „gut“ bezeichnet; auch: warm-herzig, offen
Grundlage für Zugehörigkeit/Anschluss, Anziehungskraft, Liebe (Kapitel 13)
Stereotypen
Urteile werden stark beeinflusst durch geteilte Annahmen über Persönlichkeiten, Gesinnungen und
Verhalten- welche von Gruppenzugehörigkeiten abhängig gemacht werden.
Beispiele: Ethnische Gruppe, Nationalität, Geschlecht, Bevölkerungsschichten  Stereotypen
Soziale Urteilsfähigkeit
Menschen bilden Eindrücke über Andere um über sie Aussagen treffen zu können. Sind sie böse,
freundlich, intelligent oder hilfsbereit?
Soziale Urteilsfähigkeit bezieht sich auf die Auffassung, ob es denn sozial tragbar/annehmbar ist,
ein bestimmtes Ziel zu bewerten / darüber zu richten.
Gibt es soziale Regeln (Normen/Sitten/Gesetze) die es verbieten, sich ein Urteil zu machen, werden
weniger Eindrücke geformt und Urteile gefällt.
Kognititive Algebra
Ansatz in der Forschung der Eindrucksbildung. Dabei bezieht sich dieser Ansatz darauf, wie wir
Menschen positive und negative Wertigkeiten zuordnen und wie wir schließlich diese Plus und
Minus zu einer allgemeinen Auswertung kombinieren.
Summation
Prozess bei dem der allumfassende Eindruck die gesamte Summe der einzelnen Informationsteile
sind.
Einteilung: -3(sehr negativ) bis +3(sehr positiv)  dabei sollen bestimmte Eigenschaften an diese
Einteilung geordnet werden z.B. Intelligent +2 / Ehrlich +3 /Langweilig -1
Gesamteindruck: (2+3-1)= +4
Jeder Informationsteil zählt und beeinflusst unseren Gesamteindruck der Person!
Durchschnittsberechung
Hierbei nehmen wir wieder die einzelnen Informationsteile und deren Bewertung an der Skala.
Nun aber teilen wir zusätzlich durch die Anzahl der gegebenen Informationsteile!
Gesamteindruck: (2+3-1)/3= +1,33
Käme humorvoll noch dazu (+1)  (2+3-1+1)/4 = +1,25
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Dieses Ergebnis ist schlechter: Um einen positiven Eindruck zu machen, sollte man seine einzige,
beste Eigenschaft präsentieren!
Ergebnisse in Tabelle 2,1 nachzuschauen!
Gewichteter Durchschnitt
Die Wertigkeit der einzelnen Informationsteile hängt auch vom Kontext ab!
Beim gewichteten Durchschnitt werden die positiven/negativen Eigenschaften nach einem
bestimmten Kontext gewichtet und dann berechnet.
Gewichtung bei einem potentiellen Freund:
Eigenschaften: intelligent +2/ ehrlich +3 /langweilig -1  Gewichtung mit 2, 3, 3
((+2∙2)+(+3∙3)+(-1∙3))/3 = +3,33
Gewichtung bei einem potentiellen Politiker:  Gewichtung mit 3,2,0
((+2∙3)+(+3∙2)+(-1∙0))/3 =+4,00
•
Zusätzliche Information die dann unterschiedlich gewichtet wird beeinflusst den
Gesamteindruck!
Soziale Schema und Kategorien
Was ist ein Schema? Ein Schema ist eine „kognitive“ Struktur, die das Wissen über ein Konzept
oder einen Typ von Stimulus darlegt. Dazu gehören sowohl die Kennzeichen des Stimulus, als auch
die Verbindungen zwischen diesen einzelnen Kennzeichen.
Es ist eine Gruppe von vernetzten Kognitionen (Gedanken,Hoffnungen,Einstellungen) mit der es
uns möglich gemacht wird, möglichst schnell eine bestimmte Vorstellung von einer Person, einer
Situation, Ereignis oder Ortes zu haben- auch wenn wir nur wenig Informationen haben!
Bestimmte Signale aktivieren ein Schema.
Schematypen
Personenschema:
Individuelles Wissen über eine bestimmte Person: Freund/Politiker/Nachbar
Freund ist nett/einfühlsam; verhält sich in Gesellschaft zurückhaltend; Interessen
Rollenschema:
Auch: Wissen über eine bestimmte soziale Gruppe; wenn dieses Schema auf die ganze Gruppe
bezogen wird, dann sind diese soziale Stereotypen.
Beispiel: Ärzte: oftmals Fremde; dürfen dennoch persönliche Fragen stellen und bitten dich auch,
sich vor ihnen auszuziehen
Skripte:
Ereignisschema: Vorlesungen/Parties/Kino/Restaurants
Das Fehlen von Skripten kann sich in ein Gefühl von Desorientierung, Frustration, Unsicherheit
äußern
Inhaltslose Schema:
Keine Information; vielmehr eine Reihe von Regeln bezogen auf das Verarbeiten von Information.
Beispiel: Du magst John und John mag Tom. Balance aufrecht erhalten: du solltest also auch Tom
mögen  Balance Theorie
Selbstschema:
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Gespeicherte Information über einen Selbst. Wer bin ich? Siehe Kapitel 4 (Selbst & Identität)
Kategorien und Prototypen
Kategorien sind Sammlungen von Umständen die eine familiäre Ähnlichkeit haben (family
resemblance).
Die Beziehung zwischen Kategorien verhält sich hierarchisch.
Unterscheidung: inklusive/ exklusive Kategorien
 inklusiv: beinhalten weniger Mitglieder/Merkmale
 exklusive: mehr Mitglieder/Merkmale
Folge: zu extreme Ausrichtung der Kategorie führt dazu, dass wir das Objekt als solches
identifizieren können
Erkennen eines Auto (Fahrzeug zu inklusiv/Volvo Estate zu exklusiv)
Prototypen sind kognitive Repräsentationen der jeweiligen Kategorie. Je nach Umstände,
repräsentiert der Prototyp ein durchschnittliches Mittglied der Kategorie, oder ein typisches
(typischer Umweltschützer) oder gar ein extremes Mitglied.
Kategorien können als „fuzzy sets“ bewertet werden, d.h. sie bilden eine Organisation von
Merkmalen um einen gewissen Prototyp.
Exemplars sind spezifische Merkmale eines Mitglieds, der zu einer bestimmten Kategorie gehört;
z.B. für Europäer repräsentiert die Kategorie „Amerikanisch“ wohl in erster Linie George W. Bush.
Eine dritte Weise mit der wir Kategorien darstellen können, ist durch assoziative networks.
Dies bezieht sich auf ein Gedächtnismodell- hierbei sind Ideen, Eigenschaften und Eindrücke
miteinander verbunden.
Kategorisierung (Einstufung) und Stereotypieren
•
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•
•
•
•
Menschen zeigen eine große Bereitschaft dazu, eine weitläufige Gruppe zu charakterisieren,
anhand von wenigen, etwas groben und einfachen Eigenschaften.
Stereotypen lassen sich nur langsam und schwer ändern.
Änderung eines Stereotyps ist meist auf weitläufige soziale, politische oder wirtschaftliche
Veränderungen zurückzuführen.
Stereotypenbildung geschieht in einem frühen Alter- bevor ein Kind über Informationen
einer bestimmten Gruppe verfügt. Dennoch: Rutland (1999) manche Stereotypen verfestigen
sich erst später, ab 10. Lebensjahr
Bei Spannungen zwischen Gruppen werden Stereotypen ausgeprägter und feindseliger.
Änderung noch schwieriger möglich!
Stereotypen sind nicht ungenau oder falsch- sie dienen dazu bestimmte Verhältnisse
zwischen Gruppen zu verstehen
Accentuation principle:
Experimente zur Bildung von Sozialen Stereotypenbildung zeigten, dass anhand von
Kategorisierung Stereotypen entstehen!
Darauf folgende Experimente mit physischen und sozialen Stimuli (Reize) bestätigten Tajfel’s
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Anhebungsprinzip
 Die Kategorisierung von Reizen führt dazu, dass wir Ähnlichkeiten innerhalb der Kategorie und
Unterschiede zwischen verschiedenen Kategorien als gewichtiger empfinden. Diese Ähnlichkeiten
und Differenzen beziehen sich auf die vorhergehende Kategorisierung.
Das Anhebungsprinzip wird verstärkt ausgeführt, wenn die Kategorisierung für den Teilnehmer
(Experiment) eine besondere Wichtigkeit, Wertigkeit hat.
Tajfel’s Prinzip bezieht sich auf Beziehungen zwischen Gruppen und Gruppenzugehörigkeit.
Turner u. A. entwickelten darauf die Soziale Identitätstheorie und die SelbstKategorisierungstheorie.
Soziale Identitätstheorie:
Theorie der Gruppenzugehörigkeit basierend auf Selbst-Kategorisierung, soziale Vergleiche und das
Teilen von Selbst-Definitionsprinzipien innerhalb einer Gruppe.
Selbst-Kategorisierungstheorie:
Wenn man sich selbst zu einer Gruppe zählt, und sich so als Gruppenmitglied kategorisiert, so
entstehen dadurch Soziale Identität; Gruppenverhaltensweisen und auch Verhaltensweisen zwischen
einzelnen Gruppen.
Anwenden von Schema und Schemaentwicklung
Manche Schema werden öfter angewandt als andere- dies wird davon beeinflusst, welche
persönlichen Einflüsse eine Rolle spielen, und wie diese zueinander im Verhältnis stehen.
Häufig verwendete Schema: Subtypen, Prototypen, Rollen, mit der jeweiligen Stimmung
übereinstimmende Schema
Welche Faktoren spielen bei der Anwendung eines Schemas eine Rolle?
Was hängt davon ab wenn ich….
• Falsch liege?
 Erfolg und Zuverlässigkeit meines Schemas
• Mich nicht entscheiden kann?
 Gefühle wie Angst und Stress / Leistungsdruck / Kommunikationswünsche/-ziele
• Individuelle Unterschiede beeinflussen auch meine Wahl eines Schemas
 Kommunikationsziele, Selbst-Schema
 attributional complexity: Komplexität und Anzahl der Erklärungen die Menschen für Andere
suchen/brauchen variiert
 uncertainty orientation: Menschen unterscheiden sich auch darin, wie viel Information sie über
andere suchen/brauchen; manche Menschen wollen uninformiert bleiben!
 need for cognition: Unterschiede darin, wie tiefgründig sich einzelne Menschen über eine andere
Person/Umstände/Situation Gedanken machen
 cognitive complexity: Menschen unterscheiden sich in der Komplexität (Ausprägung) ihrer
kognitiven Strukturen und Repräsentationen
Menschen wenden eher Schema an, wenn sie durch bestimmte Anhaltspunkte leicht zu definieren
sind  Hautfarbe, Aussehen, Kleidung
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Zugänglichkeit eines Schemas:
Schema die wir öfters anwenden, sind eher im Gedächtnis verhaftet. Diese wirken sich auf unser
alltägliches soziales Verhalten aus!
Aneignung, Entwicklung und Veränderung
Es ist auch möglich, Schema aus „zweiter Hand“ zu entwickeln. So kann man aus Erzählungen über
einen Dozenten sich daraus ein Schema bilden.
Meistens jedoch geschieht dies direkt, also durch besuchte Vorlesungen, Medien oder
Begegnungen.
Schemaaneignung und –entwicklung beinhalten verschiedene Prozesse:
• Je mehr Anhaltspunkte ich bekommen, desto abstrakter werden meine Schema
 Mehr Erfahrungen mit einer bestimmten Person prägen mein Schema; Gewinn an
Komplexität
• Höhere Komplexität = stärkere und komplexere Verbindungen zwischen den einzelnen
Schemainhalten
• Die komplexere Verknüpfung innerhalb eines Schemas bewirkt, dass sich das Schema
besser abrufen lässt
• Die Schema werden nachgiebiger und halten Ausnahmen besser aus
 So werden Schema genauer und helfen die soziale Realität und soziale Gegebenheiten besser zu
erfassen
Schemaveränderung
Auch wenn unsere Schema stabil erscheinen, kann neue, drastische Information für eine
Veränderung des Schemas sorgen.
Beispiel: Schema welches frei lebende Löwen charakterisiert: verschmust, gutartig, verspielt. Die
Begegung mit solch einem Tier in der Wildnis kann Informationen liefern, die dieses Schema
ändern (gegeben man überlebt diese Begegnung) 
Rothbart (1981): Drei Prozesse der Schemaänderung
• Buchhaltung (bookkeeping): ein langsamer Prozess der allmählichen Veränderung, als
Antwort auf neue Information
• Umwandlung (conversion): plötzliche Schemaänderung als Folge einer schrittweise
erlangten Ansammlung von Information die aber mit dem vorigen Schema nicht vereinbar
ist
• Subtypenbildung (subtyping): die Zusammensetzung der Schema ändert sich als Folge von
Informationen, die nicht vereinbar mit den vorherigen Schema ist- so werden
Unterkategorien gebildet.
Soziale Verschlüsselung
Soziale Verschlüsselung: Prozess bei dem äußere soziale Reize sich ins Gedächtnis eines
Individuums festsetzen. Hierbei gibt es verschiedene Stadien (Bargh, 1984)
• präattentive Analyse: generelle, automatisch und unbewusste Aufnahme der Umwelt
• focal attention: Brennpunkt- sobald diese Stimuli bemerkt werden, werden sie bewusst
identifiziert und kategorisiert
• Begreifen/Verstehen: den Stimuli wird eine Bedeutung zugewiesen
• elaborative reasoning: Ausarbeiten einer Schlussfolgerung; nachdem dem Stimuli eine
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Bedeutung zugewiesen wurde, wird nun dieser Stimulus in Verbindung mit dem vorherigen
Wissen gebracht- so werden komplexe Rückschlüsse möglich!
 Soziale Verschlüsselung hängt stark davon ab, was unsere Aufmerksamkeit erregt!
Salience (Herausragen)
Stimuli die unsere Aufmerksamkeit erregen sind hervorstechende Stimuli  salient stimuli
Wann können Personen herausragend sein?
 wenn sie einzigartig (schwangere Frau) oder bildlich/symbolisch (buntes Shirt) im Vergleich zu
der übrigen Umgebung stehen
 wenn sie sich anders verhalten; sprich gegen die Erwartungen die man an sie hat (als
Individuen/Gruppenmitglieder/Menschen im Allgemeinen)
 wenn sie besonders wichtig in Bezug auf meine persönlichen Ziele sind; wenn sie mein
Blickfeld dominieren, oder wenn dir gesagt wurde, dass du deine Aufmerksamkeit auf diese Person
lenken musst
Herausragende Personen werden eher so eingeschätzt, dass sie mehr Einfluss innerhalb der Gruppe
besitzen/ Bewertungen dieser Personen sind generell extremer ausgerichtet
Vividness (Klarheit)
Salience bezieht sich auf das Verhältnis bestimmter Stimuli zueinander, im Rahmen eines Kontext.
Vividness ist ein spezifisches Merkmal des Reizes.
Was sind klare Stimuli?
• Emotional interessante Stimuli (z.B. gewalttätiges Verbrechen)
• Konkrete und bilderreiche Stimuli (z.B. detaillierte und blutrünstige Beschreibung eines
Verbrechens)
• Dir selbst nahe stehend in Bezug auf Raum und Zeit ( das Verbrechen geschah gestern bei
dir in der selben Straße)
Siehe: Abbildung 2.4 Seite 62
Zugänglichkeit
Higgins (1996): Unsere Aufmerksamkeit wird nicht so sehr auf Stimuli gerichtet die
„rumschweben“ sondern viel mehr auf solche, die verfügbar sind. Verfügbarkeit bezieht sich auch
darauf, wie leicht die Kategorien und Schema wieder abrufbar sind, nachdem wir sie gespeichert
haben.
Priming: Prozess bei dem wir zugängliche Kategorien oder Schema wieder abrufen können.
Nachdem eine Kategorie dem Priming-Prozess unterlaufen ist, so tendiert die Kategorie dazu
weitere Stimuli an diese abgerufene Kategorie anzugleichen. Das heisst, die Stimuli werden so
interpretiert, dass sie mit der Kategorie übereinstimmen (category-consistent)
 vor allem bei uneindeutigen Stimuli!
Dennoch: wenn Menschen sich darüber bewusst werden, dass Kategorien „geprimt“ wurden, dann
neigen sie dazu weitere Stimuli der Kategorie entgegenzusetzen (category-inconsistent)
Personeneinprägung
Soziales Verhalten hängt vor allem davon ab, welche Informationen wir über andere Personen
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speichern: An was erinnern wir uns, wenn wir an Andere denken?
Unser Gedächtnis läuft nach einem propositional model (Aussagenmodell) (Anderson; 1990)
Das heißt, wir speichern Aussagen (z.B. die Studentin liest ein Buch; das Buch ist ein
sozialpsychologischer Text; die Studentin hat einen Pferdeschwanz) die jeweils aus einzelnen Ideen
bestehen (z.B. Studentin, lesen, Buch, Pferdeschwanz).
Diese Ideen sind durch die jeweiligen Beziehung zwischen den Ideen verbunden. Die Verbindungen
sind inhaltsorientiert (z.B. Studentin / Pferdeschwanz) und manche dieser Links sind stärker als
andere.
Die Verbindungen werden dadurch gestärkt, je nachdem wie oft sie aktiviert werden (erinnern,
Nachdenken über die Aussagen) und auch, je mehr verschiedene Verbindungen es zwischen
bestimmten Aussagen gibt (unterschiedliche Abfragealternativen).
Unser Personengedächtnis: Informationen, die unseren eigentlichen Eindrücken/Einstellungen von
einer Person widersprechen werden eher eingeprägt und behalten, als solche Information die mit
unseren Einstellung übereinstimmt.
 Information die unseren Erwartungen widerspricht erregt unsere Aufmerksamkeit und leitet somit
auch eine höhere Kognition ein; dies wiederum fördert das die Verbindungen zwischen den
Aussagen gestärkt und ausgebaut werden und auch dass unterschiedliche Abfragewege entstehen.
Information die mit unseren Erwartungen nicht übereinstimmt wird unter folgenden Bedingungen
nicht besser behalten/eingeprägt:
• Wir haben schon eine gut ausgebildeten Eindruck der Person
• Wenn die Unstimmigkeit nur beschreibend formuliert ist und nicht bewertend
• Wenn wir eine komplexe Bewertung erheben müssen
• Wenn wir Zeit nach der Begegnung haben über unseren Eindruck nachzudenken
Inhalte der Personeneinprägung
Unser Personengedächtnis speichert vor allem Eigenschaften (traits).
Diese werden meist in Aussageform gespeichert (Maria ist gemein und böse) und basieren auf
ausführliche Rückschlüsse auf Verhalten und Situationen.
Das Speichern von Informationen über Eigenschaften ist wohl auf zwei Punkten aufgebaut: Soziale
Erwünschtheit (warm-herzig, angenehm, freundlich) und Kompetenz (intelligent, effizient, fleißig).
Erinnerungen von Eigenschaften können sehr abstrakt sein; auch in Bezug auf Verhalten und
Auftreten.
Verhalten: unser Gedächtnis richtet sich nach den Absichten/Zielen der Person
Erscheinungsbild: hier richtet sich unser Gedächtnis nach direkt beobachtbaren Informationen
( Mark hat blondes Haar und eine Adlernase)  Erscheinungsbild wird direkt gespeichert
•
•
Wir können schlechter Gesichter von Menschen erkennen, die nicht zu unserer ethnischen
Gruppe gehören.
Wir sind keine zuverlässigen Zeugen, wenn es um konkrete Wiedergaben geht:
Zeugenaussagen unzuverlässig beim Beschreiben des Täters  Täter fremde Person
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Organisation unseres Personengedächtnis
 Wir erinnern uns an Menschen in dem wir uns eine Anhäufung von Informationen über
Eigenschaften, Verhalten und Erscheinungsbild einprägen.
Unser Personengedächtnis kann auch so Information organisieren und ordnen, dass bestimmte
Merkmale einzelnen Personen zugeordnet werden, aber auch ganzen Gruppen.
Organisation die nach Personen ausgerichtet ist, ist häufiger: es entstehen detaillierte,
informationsreiche Personenerinnerungen. Sie lassen sich leichter abrufen.
Vor allem dann, wenn die Personen für uns wichtig und bekannt sind und wir häufige Interaktion
mit ihnen erwarten, erfolg die Organisation nach Personen.
Siehe Abbildung 2.5 Seite 66
Anwendung des Personengedächtnis
Anwendung wenn wir soziale Urteile bilden: manchmal ja/manchmal nein
Hastie & Park (1986): Menschen bilden ihre Eindrücke on-line : sie berufen sich unverhältnismäßig
stark auf ankommende Information, welches dann in die vorhandenen Schema integriert wird um so
einen Eindruck zu bilden
 wenig Übereinstimmung mit Erinnerungen und Urteil
 Urteile sind beeinflusst durch Ziele/Absichten während der Urteilsbildung
Unüblicher: Menschen bilden sich Eindrücke memory-based (auf Erinnerungen basierend).
 Starke Korrelation zwischen Erinnerungen und Urteilen
•
Je stärker wir uns mit der Person psychologisch befassen d.h. die Beziehung wird stärker,
weniger oberflächlich, so können wir besser Informationen über diese Person abrufen
Soziale Folgerungen/Rückschlüsse
Bezieht sich auf schlussfolgernde Prozesse, die wir dazu gebrauchen bestimmte Information zu
identifizieren, auszuwählen und zu kombinieren um letztendlich sich einen Eindruck zu machen
und um Urteile zu bilden.
Petty & Cacioppo (1986b): elaboration-likelihood model  Unterscheidung zwischen
• central route processing: vorsichtige und bedachte Auswertung von Informationen
• peripheral route processing: schnelle, aus dem Bauch heraus Entscheidungen, welche auf
Stereotypen, Schemas und andere kognitive Schnellpässe beruhen.
Chaiken (1989): heuristisches-systematisches Modell: Menschen verarbeiten Information auf
vorsichtige und systematische Weise; oder sie verlassen sich automatisch auf kognitive Heuristiken.
Als Heuristik bezeichnet man allgemein wiederholbare Vorgehensweisen in Lern-, Erkenntnis-,
und Problemlösungsprozessen (Wikipedia)
Heuristik ist die Lehre von der Auffindung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf methodischem Weg.
(LEO)
Forschungen der Sozialen Kognition haben folgernde Prozesse mit idealen (?) Prozessen
vergleichen  Normative Modelle
Normative Modelle: Ideale Prozesse um genaue soziale Rückschlüsse zu ziehen
Zusammenfassend sind diese normativen Modelle als behavioural decision theories bekannt.
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Behavioural decision theories: Reihe von normativen Modellen (idealen Prozessen) die gebraucht
werden um genaue soziale Rückschlüsse zu ziehen.
Verlassen der Normalität
Sammeln und Auswählen von sozialer Information  erster Schritt bei dem Prozess, soziale
Rückschlüsse zu ziehen
 Menschen neigen dazu, sich zu sehr auf Schemas zu verlassen
 Gefahr: Übersehen von wichtiger Information! / Überbewertung von Information!
Regression:
Tendenz, dass anfängliche Bewertungen extremer ausfallen als Nachfolgende.
Beispiel: Restaurantbesuch: erstes Mal: du bist begeistert! Zweites Mal: mittelmäßig, das nächste
Mal: überhaupt nicht gut!
 das Restaurant ist wahrscheinlich ganz gut, doch dies ist nicht ersichtlich nach einem Besuch.
Wie kontrolliere ich die Effekte der Regression?
 konservative und vorsichtige Rückschlüsse ziehen wenn nur wenige Informationen vorhanden
sind
Basisinformationen:
Generelle, sachliche, statistische Information über eine Gesamtheit von Fällen.
Beispiel: wir wissen, nur 5 % der Professoren an der Uni halten wirklich schlechte Vorlesungen/ 7
% der Personen, die Sozialhilfe empfangen, bevorzugen dies im Vergleich zu arbeiten.
Forschungen zeigen, dass Basisinformationen dieser Art kaum Beachtung finden bei der Bildung
von sozialen Rückschlüssen.
Gründe: uninteressant und trocken im Gegensatz zu lebhaften, individuellen Umständen.
Menschen erhöhen den Gebrauch von Basisinformation wenn ihnen klar gemacht wird, dass diese
Information relevanter ist, in Bezug zur schlussfolgernden Aufgabe.
Kovariation und trügerische Korrelation
Urteile der Kovariation sind Urteile darüber, in wie weit zwei Dinge miteinander in Verbindung
stehen  wichtig für soziale Rückschlüsse und die Basis von Schemas
Kovariation: Verbindung zwischen der Haarfarbe und Spaß haben  statistisch untersuchen, d.h.
wie viele Blonde haben Spaß/keinen Spaß – wie viel Brunette haben Spaß/keinen Spaß
• bei der Urteilsbildung in Bezug auf Kovariation lassen sich Menschen zu sehr von
vorherigen Annahmen beeinflussen (Schemas) und suchen nach Information die mit ihrem
Schema übereinspricht; Grund: sie wollen nicht von ihren alten Schema
loslassen/widerrufen/nicht bestätigt bekommen/ ummodellieren
Trügerische Korrelation: Wenn Menschen eine Verbindung zwischen zwei Variablen vermuten,
dann wird der Grad der Verbindung überschätzt oder es wird eine Verbindung hergestellt wo gar
keine ist.
Zwei Gründe:
• associative meaning (assoziative Bedeutung): Dinge werden als zusammengehörig
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betrachtet weil sie „zusammen sein sollten“basierend auf vorige Erwartungen
• paired distinctiveness: (geteilte Besonderheit): Dinge werden als zusammengehörig
empfunden weil sie beide eine außergewöhnliche Eigenschaft haben
 könnte die Erklärung für die Bildung von Stereotypen, vor allem negative Stereotypen von
Minderheiten liefern (Hamilton, 1979) Kapitel 11
Heuristics:
Tversky & Kahnemann (1974): kognitive Abkürzung, Heuristiken genannt, die von Menschen
benutzt werden um komplexe Problemlösungsvorgänge zu vereinfachen. Daraus werden einfachere,
wertende Vorgänge.
Drei wesentliche Heuristiken wurden untersucht:
• Repräsentative Heuristiken
• Verfügbarkeit Heuristiken
• Verankerung und Anpassung
Repräsentative Heuristiken: Entscheidung treffen, ob eine Person oder ein Ereignis zu einer
bestimmten Kategorie gehört oder nicht. Menschen neigen dazu, dies eher abzuwägen und dann
Personen/Ereignisse einer bestimmten Kategorie dann zuzurechen, auf der Basis von Ähnlichkeit
mit der Kategorie.
Es handelt sich um ein Urteil, welches Basisinformation, Stichprobengröße, Qualität der
Information und andere normative Prinzipien außer Acht lässt.
Generell ist dieses Urteil aber schnell und effizient, und es werden Rückschlüsse gezogen, die
meistens richtig sind.
Verfügbarkeit Heuristiken: Diese Kognitive Abkürzung beschreibt die Häufigkeit oder die
Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, welches davon abhängt, wie schnell die Merkmale oder
Assoziierungen wieder abgerufen werden können.
Verankerung und Anpassung: Wenn wir Rückschlüsse ziehen, brauchen wir oft einen Anhaltspunkt
(starting point)- oder Anker. Von diesem Punkt aus können wir nachfolgende Rückschlüsse
abstimmen.
Verankerung und Anpassung ist eine Heuristik die Rückschlüsse an anfängliche Standards oder
Schemas bindet.
Verbesserung von Sozialen Schlussfolgerungen
Unser System, soziale Rückschlüsse zu ziehen, ist nicht optimal ausgebildet.
Wir sind parteiisch- wir stellen Personen und Ereignisse falsch dar und wir machen Fehler.
Experimente in der Sozialen Kognition mögen vielleicht unnatürliche Kontexte und Rahmen bilden
für die unsere „Rückschlusssysteme“ nicht geeignet sind. Intuitive Schlussfolgerungen ist für das
alltägliche Leben durchaus verlässlich!
 Begegnung mit Bullterrier auf der Strasse (Rückschlüsse auf Fernsehbericht über Opfer von
Bullterrier Angriffen)  Fliehen
Fehler bei Schlussfolgerungen kann ernste Folgen haben: Negative Stereotypenbildung vor allem
bei Minderheiten und weniger optimale Gruppenentscheidungen
19
Wie können wir Soziale Schlussfolgerungen verbessern?
 weniger von intuitiven Strategien abhängen
 Bildung im Bereich von wissenschaftlichem und rationalem Denken
 Ausbildung von strategischen Techniken
Affekt und Emotion
„Affektive Revolution“ der letzten Jahre  Forgas & Smith (2003) / Haddock & Zanna (1999)
Forschungen im Bereich der Gefühle ( Affekt, Emotionen, Launen)
• Wie beeinflussen Emotionen die soziale Kognition und wie wirkt sich die soziale Kognition
auf Emotionen aus?
 Unterschiedliche Situationen (Beerdigung/Party) provozieren verschiedene Emotionen
(Traurigkeit/Freude).
Dennoch kann die selbe Situation unterschiedliche Emotionen(Angst/Herausforderung) bei
verschiedenen Menschen (schlechter Schüler/guter Schüler) hervorrufen.
Vorgänger von Affekt
Studien zeigen, dass Menschen Informationen über eine Situation unterschiedlich verarbeiten und
sie nach eigenen Wünschen, Hoffnungen und Bedürfnissen, und Fähigkeiten bewerten. Auf Grund
dieser unterschiedlichen kognitiven Auswertungen (appraisals) resultieren verschiedene affektive
und physiologische Reaktionen. (Blascovich & Mendes, 2003)
Folgen des Affekts
Emotionen und Stimmungen beeinflussen Gedanken und Handlungen.
Affekte prägen Denkprozesse, Urteilsbildung und Verhalten.
Affect-infusion-model: Kognition wird von Affekten geprägt  soziale Urteile spiegeln die
momentane Stimmung wieder (Forgas, 2002)
Kernaussage: affekt-infusion kommt nur dann vor, wenn Menschen Information in einer offenen
und kontruktiven Art und Weise verarbeiten. Dies beinhaltet aktives Ausarbeiten von
Stimulusdetails und Erinnerungen
Nach Forgas gibt es vier Wege, wie Menschen Information über Andere verarbeiten können:
•
•
•
Direkter Zugang: sie können direkt auf Schemas oder gespeicherten Urteilen im Gedächtnis
zugreifen
Motivierter Prozess: Urteilsbildung findet auf der Grundlage von bestimmten Motivationen
statt- so wird ein Ziel erreicht/ oder eine Stimmung wieder geregelt
Heuristische Verarbeitung: sie verlassen sich auf verschiedene kognitive Abkürzungen oder
Heuristiken
20
•
Substantive Verarbeitung: sie können willentlich und vorsichtiger Weise ein Urteil bilden,
anhand von einer Reihe von Informationsquellen
Wo ist das „sozial“ in Sozialer Kognition?
Befürchtung, dass es kein „sozial“ in der Sozialen Kognition gibt…
Kritiker haben reductionism (Reduktionismus) der Sozialen Kognition zugeschrieben und bemühen
sich nun dieses Prinzip auf den sozialen Kontext der menschlichen Interaktion zu beziehen.
Zwei Versäumnisse der Sozialen Kognition:
•
•
Sich mit der Bedeutung der Sprache und Kommunikation in Bezug auf soziale Kontexte
auseinander zu setzen
Der Sozialen Kognition ist es nicht gelungen, einen kognitiven Prozess bezogen auf
weitläufige zwischenmenschliche, Gruppen und Gesellschaftlichen Prozessen zu
formulieren.
21
Kapitel 3 Attribution und soziales Wissen
Attribution = Alltägliche Ursachenerklärung
Attributionstheorien beruhen auf der Annahme, dass Menschen ein Bedürfnis haben,
kausale Erklärungen für das zu finden, was um sie herum und mit ihnen selbst passiert. Er
will sich Situationen erklären können, um Kontrolle (über die Umwelt) zu erlangen und um
somit eine gewisse Sicherheit zu haben. Denn wer ein kausales Verständnis von
Vorgängen und Vorfällen besitzt, kann künftige Entwicklungen besser antizipieren und
kontrollieren.
Attributionstheorien haben für die Sozialpsychologie eine zentrale Bedeutung, da sie die
Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Verhalten und Erleben im sozialen Kontext
behandelt.
Naive Handlungsanalyse von Fritz Heider (1958)
Heider sah den Alltagsmenschen als naiven Wissenschaftler, der beobachtbares Verhalten
mit nicht beobachtbaren Ursachen verbindet.
Prinzipien seiner Idee
1) Der Mensch will sich seine Umwelt erklären, um Kontrolle über seine Umwelt zu
erlangen und Vorhersagen zu machen.
2) Der Mensch sucht nach stabilen und anhaltenden Eigenschaften seiner Umwelt, d.h.
nach Charakterzügen und stabilen Situationsmustern, die Verhalten verursachen.
3) Der Mensch unterscheidet zwischen zwei Faktoren, von denen Handlungsergebnisse
abhängig sind:
-> Interne/ dispositionale Attribution: Persönliche Faktoren wie Persönlichkeit
und Fähigkeiten (effektive Kraft der Person)
Motivation und Fähigkeit spielen eine Rolle
-> Externe/ situationale Attribution: Umweltbedingte Faktoren wie Situation oder
sozialer Druck (effektive Kraft Umgebung)
Schwierigkeit und Zufall spielen eine Rolle
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen von Jones & Davis
(1965)
Die Theorie klärt, unter welchen Umständen aus der Beobachtung der Handlung einer
Person und deren Konsequenzen auf die Absicht und die zugrunde liegende Eigenschaft
(Disposition) der handelnden Person geschlossen wird.
Das zentrale Konzept der Theorie ist die korrespondierende Schlussfolgerung aus der
Sicht des Beobachters, dass die Handlung einer Person durch eine bestimmte Eigenschaft
verursacht wurde oder zumindest mit ihr korrespondiert.
Einer Handlung wird dabei immer zugesprochen, dass der Handelnde um die Effekte, die
die Handlung auslöst, wusste - die Kenntnis (Wissen) um den Effekt besitzt - und/oder die
Fähigkeit besitzt, die Handlung auszuführen. Nun vermutet der Beobachter dass dies aus
einer Intention heraus geschah, die Ausdruck einer im Handelnden manifestierten
Disposition war.
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Wissen
Effekte ------> Handlung ------->
--------> Intention ----- >
Fähigkeit
Disposition/
Eigenschaften
Dabei unterliegt die Attribuierung auf eine konkrete Ursache einem Prozess, der in zwei
Schritte zerfällt:
• Zunächst wird abgeschätzt, welche möglichen Alternativen es für eine Handlung
gab und welche Effekte diese Alternativen hatten, diese werden quasi in einer Art
mentalen Liste zusammengetragen.
• Nun werden gemeinsame Effekte mit den Alternativhandlungen aus dieser Liste
gestrichen, da sie nicht ausschließlich ursächlich waren. Wenn verschiedene
Ursachen gemeinsame Effekte haben, dann ist die Wahl einer bestimmten Ursache
nicht auf diesen gemeinsamen Effekt zurückzuführen; sondern vielmehr muss
etwas anderes den Ausschlag für die Entscheidung gegeben haben.
o Nur die Effekte, die ausschließlich bei der spezifischen Handlung auftreten
und nicht in den Alternativhandlungen sind signifikant!
Kriterien der Informationen, die wir einholen, um vom Verhalten auf die Disposition zu
schließen:
• Das Verhalten war freiwillig und nicht auferzwungen
• Das Verhalten erzeugt einen unerwarteten Effekt und keinen gewöhnlichen.
• Das Verhalten ist sozial unerwünscht.
• Das Verhalten hat einen direkten Einfluss auf den Beobachter.
• Das Verhalten betrifft den Beobachter persönlich.
Hohe korrespondierende Inferenz liegt vor, wenn vom Handlungsergebnis auf
Dispositionen/ Eigenschaften der handelnden Person attribuiert werden kann.
Nur wenn die ausgeführte Handlung im Vergleich zu den Alternativhandlungen möglichst
wenige Effekte aufweist, und diese spezifisch (d.h. nicht bei den Alternativhandlungen
auftreten) und sozial unerwünscht sind, kann von der Handlung auf die Intention und von
ihr auf die Disposition geschlossen werden.
Kovariations-Konzept von Kelley (1967,1973)
– Attribution aufgrund von mehrfacher Beobachtungen
Ein Verhalten wird auf die Ursache attribuiert, mit der es gemeinsam auftritt / kovariiert.
Mögliche Ursachenfaktoren:
•
Bsp: Judith hat eine Klausur nicht bestanden
Entitäten: Umweltgegebenheiten, wie Aufgaben, Personen etc auf die das
Verhalten gerichtet ist
-> Distinktheit: Beschreibt, wie sich die Person gegenüber anderen Entitäten
verhält
(hoch, wenn das Verhalten nur bei einer Entität auftritt)
Judith hat nur diese eine Klausur nicht bestanden, alle anderen schon
23
•
Personen: Handelnde Personen, die mit den Entitäten interagieren
-> Konsensus: Beschreibt, wie andere Personen auf die gleiche Entität
reagieren (hoch, wenn die handelnde Person reagiert wie die anderen
Personen)
Alle in Judiths Semster haben die Klausur nicht bestanden
•
Kontexte: Besondere Umstände, Zeitpunkte
-> Konsistenz: Beschreibt, ob das Verhalten über verschiedene Zeitpunkte
hinweg auftritt
(hoch, wenn das Verhalten immer wieder auftritt)
Judith hat die Klausur schon in der letzten Prüfungsperiode nicht
bestanden
Die drei Variablen Entität, Person und Kontext konstruieren einen dreidimensionalen
Datenwürfel. Ein einzelner Datenpunkt reicht nicht aus, um zu einer Erklärung zu
gelangen, liegen jedoch aus allen drei Dimensionen Beobachtungen vor, konstituieren
diese eindeutige Kausalattributionen auf die Ursache der Handlung (Entität, Person,
Kontext).
Konsens und Konsistenz implizieren keinen Unterschied, Distinktheit impliziert einen
Unterschied!
Idealtypisches Datenmuster für eine eindeutige Attribution
Konsensusinformation Distinktheitsinformation Konsistenzinformation
Person
niedrig
niedrig
hoch
Entität
hoch
hoch
hoch
Umstände
niedrig
niedrig
niedrig
Konfigurationsprinzip von Kelley (1967)
– Attribution aufgrund von einmaliger Beobachtung
Oft fehlt dem Individuum die Zeit in alltäglichen Situationen hinreichend Informationen über
Distinktheit, Konsensus und Konsistenz einzuholen.
Die beobachtende Person bringt deshalb Vorannahmen über das Zusammenwirken
möglicher Ursachen in die Situation ein.
Denn sie hat durch Erfahrung schon eine gewisse vorgefertigte Vorstellung über mögliche
relevante Ursachen erworben. Kelley nennt solche Vorstellungen Kausalschemata (=
Konzeptionen über die Art des Zusammenwirkens von mehreren Ursachenfaktoren im
Hinblick auf eine bestimmte Art von Effekt)
Kausalschemata 1
Multiple hinreichende Ursachen
Ein Effekt tritt ein, wenn wenigstens eine von zweien möglichen Ursachen gegeben ist.
Bsp: Entweder ich lese Zeitung oder ich schaue Fern, um Informationen über das
Weltgeschehen zu erlangen.
24
Kausalschemata 2
Multiple notwendige Ursachen
Ein Effekt tritt ein, wenn beide von zwei möglichen Ursachen gegeben sind.
Bsp: Ich muss den Pc sowohl mit Strom über das Kabel versorgen, als auch den „OnKnopf“ drücken, um ihn zu benutzen.
(An dieser Stelle folgt im Hogg&Vaughan die Fehlattribution physiologischer Erregung,
Wagner hat dies aber erst jetzt im Semester unter einem anderen Thema behandelt,
deswegen habe ich das hier recht kurz gehalten, weils ja noch mal jemand andres macht)
Fehlattribution physiologischer Erregung von Schachter und Singer (1962)
Schachter und Singer halten die physiologischen Reaktionen für einen wesentlichen
Bestandteil jeder Emotion.
Allerdings sind sie der Auffassung, dass die physiologische Rückmeldung zu unspezifisch
ist, um spezifische Emotionen auszulösen; es bedarf daher zunächst der kognitiven
Deutung der Rückmeldung.
-> Der unspezifische Erregungszustand gibt lediglich an, dass ein emotionaler Zustand
vorliegt – und wie stark dieser ist. Um welche Emotion es sich konkret handelt, wird aus
der jeweiligen Situation geschlossen, in der die Erregung auftritt.
-> Kognitive Attribution = Die Erregung wird auf eine emotionale Ursache zurückgeführt.
Schematische Abfolge:
 Reiz
 Unspezifische Erregung bzw. physiologische Rückmeldung
 Kognition (Attribution)
 Emotion
Fazit: Die physiologische Erregung bestimmt die Intensität der Emotion, die Kognition
deren Qualität!
Attributionstheorie von Weiner (1979)
Wie Schachter und Singer geht Weiner davon aus, dass Attributionsprozesse bei der
Entstehung von Emotionen eine wichtige Rolle spielen. Allerdings misst er dabei der
physiologischen Erregung (Arrousal) keine Bedeutung bei.
Nach Weiner handelt es sich bei emotionalen Episoden um sequentielle Prozesse (daher
auch „2-Stufen-Modell“):
• Valenz: In einem ersten Schritt wird jedes emotional relevante Ereignis hinsichtlich
seiner Konsequenzen als positiv oder negativ bewertet. Es geht also ganz
allgemein darum, ob ein Ereignis positiv oder negativ zu bewerten ist.
• Ursachenattribution: In einem zweiten Schritt wird nach der Ursache des
Ereignisses gefragt. Man versucht sozusagen, sich die eigene Emotion zu erklären.
 Dabei wird die Ursache nach folgenden Kriterien (Dimensionen) beurteilt:
• Lokus der Verursachung (internale oder externale Ursachen)
• Stabilität (stabil oder variabel?! / Konsequenzen gewiss oder ungewiss?!)
• Kontrollierbarkeit (Inwiefern hat man selbst/ der andere Einfluss auf das Ereignis?!)
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Diese drei Faktoren fügt Weiner den schon bestehenden von Heider (external, internal)
hinzu. Bei seiner Theorie geht es besonders um die Ursachen und Konsequenzen von
Attribution betreffend den Erfolg oder Misserfolg in einer Aufgabe, z.B. einem Schultest.
Weiners Model ist sehr dynamisch und durch viele Experimente belegt.
Attributionsfehler und Attributionsverzerrungen
Fundamentaler Attributionsfehler (Ross et al 1977)
Allgemeine Tendenz, den Einfluss dispositionaler Faktoren, wie
Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen und Meinungen, auf das Verhalten einer
Person zu überschätzen und externale Faktoren wie situative Einflüsse zu unterschätzen.
Dieser Effekt ist nicht allgemeingültig, tritt aber häufig auf, deshalb sollte man besser vom
„correspondence bias“ sprechen: Neigung von Beobachtern, aus dem Verhalten einer
anderen Person auf deren Persönlichkeitsmerkmale zu schließen, auch wenn die
Schlussfolgerung nicht gerechtfertigt ist, da andere mögliche Ursachen für das Verhalten
vorhanden sind
•
Menschen sind für Informationen, die für eine Person-Attribution sprechen,
sensibler als für Informationen, die für eine Attribution auf die Entität bzw. auf
spezielle situative Umstände sprechen.
Gründe:
- Besondere (selektive) Aufmerksamkeit auf die (situativen) Bedingungen
(nützliche/hinderliche) eigenen Handelns.
- Mangelnde Informationen zur Distinktion und Konsistenz der Handlungen anderer Fehleinschätzung der „Normalität“ des eigenen und der „Anormalität“ fremden
Verhaltens (Verfügbarkeitsheuristik)
- Kulturelle und Enwcklungsfaktoren
Actor-Observer-Bias (Jones & Nisbett 1972)
Handelende (Aktuere) tendieren dazu, ihre Handlungen auf die Situation zu attribuieren,
während Beobachter eher auf die Person oder deren Eigenschaften attribuieren.
Die Differenz zwischen Akteur und Beobachtendem bezeichnet den Fehler.
Erklärungsansätze:
• Informationsunterschiede zwischen Handelndem und Beobachter
-> Unterschiedliche Informationsinhalte
-> Unterschiedliche Bedeutung von Informationen
- Motivationseinflüsse
-> Kontrollbedürfnis der beobachtenden Person
-> Selbstwertdienlichkeit der Attribution der handelnden Person
False-Consensus-Effekt
Menschen neigen dazu ihr eigenes Verhalten als typisch einzuschätzen, d. h. sie neigen
dazu Verhaltensweisen und und Einstellungen, die sie selbst befürworten, als relativ
verbreitet zu halten. Oder sie glauben, dass sich andere in der selben Situation genauso
verhalten hätten wie sie selbst.
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Erklärungen: 1) der Wunsch der Mehrheit anzugehören
2) selektiver Kontakt – Menschen suchen den Kontakt zu anderen, die
ihnen ähnlich sind bzw. die selben Einstellungen haben
Selbstwertdienliche Verzerrung
Die selbstwertdienliche Verzerrung (engl.: self-serving bias) bezeichnet in der
Sozialpsychologie die Tendenz, eigene Erfolge eher auf internale Ursachen (wie eigene
Fähigkeiten und Fertigkeiten) und eigene Misserfolge eher auf externale Ursachen (die
Situation, den Zufall etc.) zu attribuieren.
Illusion der Kontrolle : Der Glaube, dass wir mehr Kontrolle über unsere Umwelt haben,
als wir wirklich haben.
Glaube an eine gerechte Welt: Glaube, dass Gutes nur guten Menschen passiert und
Schlechtes nur schlechten Menschen (Opfer sind selbst Schuld).
Attributionsstile
• Rotter führte diesen Begriff ein, als unterscheidender Faktor in seiner Anschauung,
dass Menschen sich in der Beurteilung unterscheiden, wie groß ihre Kontrolle über
Bestrafungen ist, die sie erhalten haben
• internale haben das Gefühl großer Kontrolle
• externale haben das Gefühl geringer Kontrolle
• zur Erforschung des Attributionsstiles wurden Fragebögen entwickelt
• der berühmteste: ASQ – attributional style questionary (von Peterson, Semmel,
Bayer,Abramson…) Dieser beinhaltet 12 hypothetische Situationen, die
Hauptursache bezüglich Internalität, Globalität, Stabilität und Bedeutung soll auf
einer 7 stufigen Skala geschätzt werden.
• Es gibt eine Verbindung (Korrelation) von Attributionsstil, dem paradigma der
erlernten Hilflosigkeit und klinischer Depression
Attributionsmuster und Partnerschaftskonflikte
• die Analyse und Veränderung von Attributionen spielt auch in engen Beziehungen
eine Rolle, besonders in Ehen
• Attributionen nehmen hier eine Reihe von Funktionen ein: Das Erklären,
Rechtfertigen oder Entschuldigen für Verhalten aber auch Schuldzuweisungen
• wenn negatives Partnerverhalten als absichtlich oder böswillig attribuiert wird oder
wenn positives Partnerverhalten als egoistisch attribuiert wird,
verschlechtert sich die Beziehungsqualität
• Glückliche Paare attribuieren negatives Verhalten des Partners als extern,
unstabil und unkontrolliert, und positives Verhalten als intern, stabil und
kontrolliert (unglückliche Paare genau gegensätzlich)
• Drei Phasen von interpersonellen Beziehungen von Harvey
• Bildung : Attributionen vereinfachen Kommunikation
• Erhaltung : Attributionen werden weniger, da eine stabile Bindung hergestellt wurde
• Auflösung : Anstieg an Attributionen, um ein Verständnis der Beziehung
wiederherzustellen
Intergruppen-Attribution
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Ultimativer Attributionfehler:
• negatives Verhalten der eigenen Gruppe wird aus situativen Gründen erklärt,
negatives Verhalten der anderen Gruppe ihren Charakterzügen
zugeschrieben
• positives Verhalten der eigenen Gruppe wird aus Charaktereigenschaften erklärt,
positives Verhalten der anderen Gruppe dem Zufall zugeschrieben (Ausnahme)
• Schluss von dem einzelnen auf die Gruppe
Attribution auf der Intergruppenebene führt zu Stereotypenbildung!
Soziale Repräsentation von Moscovici
Soziale Repräsentation beinhaltet eine Reihe von Konzepten (Aussagen und Erklärungen
-> soziale Vorstellungen), die Mitglieder eines sozialen Systems im Alltag benutzen. Im
Gegensatz zu dem von der Kognitionspsychologie benutzten Konzept der "individuellen"
Vorstellungen, werden soziale Repräsentationen von den Mitgliedern eines sozialen
Systems geteilt und sie werden über soziale Interaktionen vermittelt und tradiert.
Gerüchte
Entstehung: bei der Übermittlung einer Information geschieht folgendes:
• Vereinfachung und Verkürzung
• Strukturierung: selektive Akzentuierung
• Assimilation: Anpassung an schon bestehende Informationen des Erzählers
Verschwörungstheorien
Als Verschwörungstheorie bezeichnet man den Versuch Ereignisse, Zustände oder
Entwicklungen durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete,
konspirative Wirken von einer Gruppe zu einem illegalen oder illegitimen Zweck (der
Beherrschung der Welt).
Bsp. Theorie der Judenverschwörung -> Antisemitismus
Soziale Attribution
Erklärungen für Armut, Reichtum und Arbeitslosigkeit hängen stark von der sozialpolitischen Perspektive des Befragten ab.
Kultureller Beitrag
Auch der kulturelle Faktor ist bei der Attribuierung besonders wichtig. Menschen aus
verschiedenen Kulturen machen unterschiedliche Attributionen (abhängig von ihrem
Wertsystem und Weltanschauungen), und dies auch auf andere Art und Weise
-> Potenzial für kulturelle Konflikte
Kapitel 4: Self and Identity
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A. Geschichte
1. Baumeister(1987):
- das Bild vom „Selbst“ war noch im Mittelalter nicht ausgeprägt,
Lebensablauf war durch den Status festgelegt=> kein Spielraum für das Selbst
Vom 16. Jhdt. an: Entwicklung und Veränderung des Selbstbildes mit 4 Pfeilern
1. Säkularisierung/Verweltlichung
Einstellungswandel von „Anstrengendes Leben auf dieser Welt führt zur
Erlösung nach dem Tod“ zu „Auch in diesem Leben sollte Glück und
Erfüllung angestrebt werden“
2. Industrialisierung
Menschen wechselten ihren Wohnort für Arbeit, Identität nicht an Ort/soziale
Strukturen gebunden
3. Aufklärung
Verwerfung orthodoxer Wertesysteme, Revolutionen, Glaube an die
Fähigkeiten des Menschen
4. Psychoanalyse
Sigmund Freud: „Selbst“ befindet sich im Unbewusstsein und ist daher
unergründlich
2. Psychodynamisches Selbst
- von Freud geprägter Begriff:
Aufgrund der Unterdrückung des „Es“(Triebe) durch das „Über-Ich“(Gewissen,
Gesellschaft) entsteht ein falscher Eindruck vom Selbst
• nur mithilfe von Hypnose oder Psychotherapie Entfaltung des wirklichen Selbst möglich
3. Individuelles und Kollektives Selbst
Beschreibungen einzelner Eigenschaften von sich selbst (z.B. über 1,70m sein) treffen meist
auch auf viele andere Menschen zu
• Diskussion: Gibt es ein individuelles Selbst überhaupt oder nur ein kollektives?
• Heutiger Stand: „individuelles Selbst“ angenommen, da man Gruppen als Ansammlung von
Individuen versteht und ein Individuum nicht nur als Teil einer Gruppe betrachtet wird
• Floyd Allport: „There is no psychology of groups which is not essentially and entirely a
psychology of individuals“
4. Kollektives Selbst
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-
Begründer der Sozialpsychologie Wundt (1916): Beschreibt die Untersuchungsgegenstände
der Sozialpsychologie als
„those mental products which are created by a community of human life and are, therefore,
inexplicable in terms merely of individual consciousness since they presuppose the reciprocal action
of many“
•
Menschen als Teil verschiedener Gruppen (= Vorstellung der frühen Sozialpsychologie)
•
Es wird angenommen, dass soziale Interaktion sich auf die Normen und das soziale
Auftreten des einzelnen auswirkt
5. Symbolisches Interaktionistisches Selbst
Theorie des Symbolischen Interaktionismus:
• Das Selbst wird durch soziale Interaktion geformt
=> Teilung des Selbstes in „I“ als Bewusstseinsstrom und Subjekt und „me“ als
Wahrnehmungsobjekt
- die effektivste Form der sozialen Interaktion beinhaltet Symbolik, Empathie und die
Fähigkeit sich selbst als Objekt zu sehen(=“me“)
•
Orientierung an der Gesellschaft => „looking-glass self“
Diese Theorie besagt, dass das Selbst durch das Betrachten von sich selbst wie
andere einen sehen, entsteht
ABER dies ist widerlegt:
Man betrachtet sich selbst, wie man denkt dass andere einen sehen
•
Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit bei Betrachtung seiner Selbst wurde
auch von Sedikides & Gregg(2003) untersucht:
„Self-enhancing triad“
1. Überschätzung seiner Fähigkeiten
2. Überschätzung seiner Kontrolle über versch. Situationen
3. Übertriebener Optimismus
B. Selbstbewusstsein
1. Selbstbewusstsein(allg.): sich seiner selbst bewusst sein, wie man sich eines
Baumes bewusst ist
2.objektives Selbstbewusstsein: Bewusstsein von sich selbst als Objekt
- führt zum Vergleich zwischen der Realität und den eigenen Wünschen
– zu hohe Diskrepanz hierbei führt zu negativen Emotionen
•
Carver, Schleier(1981) : Einteilung in privates und öffentliches Selbst:
30
Das private Selbst beschreibt die eigenen Gedanken, Gefühle und Einstellungen, während
unter dem öffentlichen Selbst die eigene Präsentation gegenüber anderen verstanden wird
• Die Auswirkungen des Selbstbewusstseins sind abhängig von den Standards, mit denen man
sich vergleicht und der eigenen Leistung
• Reduziertes objektives Selbstbewusstsein (wird z.B. durch Alkoholkonsum ausgelöst) führt
zu Deindividuation: Man nimmt sich selbst nicht richtig wahr und verhält sich deshalb
ungehemmt, impulsiv und nicht an Normen gebunden. (siehe auch Kapitel 11 zu „crowd
behavior“ und „deindividuation“)
C. Self-knowledge, Selbstwissen
1. Selbstschemata:
=Informationen über uns selbst, unsere Attribute und deren Verbindungen
•
•
•
selbstschematisch/aschematisch:
Selbstschematisch sind solche Dimensionen, die einem wichtig sind, in denen man sich
für extrem (gut/schlecht) hält und sich sicher ist, dass nicht das Gegenteil der Fall ist
(also wenn man sich für sehr gut in einer Sache hält und sich sicher ist, dass man nicht
schlecht darin ist).
Aschematisch ist das genaue Gegenteil dazu.
Extreme Selbstschemata führen zu extremen Reaktionen und sind daher riskanter als
weniger abgegrenzte Selbstschemata
Higgins(1987): Selbst-Diskrepanz-Theorie
1. Wirkliches Selbst – wie wir jetzt sind
2. Ideales Selbst – wie wir gerne wären
3. „ought“ Selbst – wie wir denken, dass wir sein sollten
Diskrepanz zwischen 1. und 2. => Niedergeschlagenheit
Diskrepanz zwischen 1. und 3. => Aufregung, Agitation
2. Schlüsse aus unserem Verhalten
Bems Selbsterkenntnistheorie:
o Erkennen der eigenen Attribute durch Beobachten des eigenen Verhaltens (kann auch
nur in Vorstellung geschehen)
o Kein Unterschied zwischen Attribution von anderen und Selbst
Overjustification effect: Deci & Ryan (1985)
o Verhalten wird, wenn es keine offensichtlichen äußeren Determinanten wie
Bedeutung oder Bedrohung gibt, als freiwillig angesehen und daher auf bestimmte
Attribute zurückgeführt
o Äußere Belohnung führen oft zu Verringerung des inneren Interesses!
3. Sozialer Vergleich und Selbst-Wissen
a. Sozialer Vergleich: Festinger (1954)
Wir vergleichen unsere Einstellungen und unser Verhalten mit anderen um es zu
bewerten und zu verändern/bestärken
o bei Einstellungen: Vergleich mit uns ähnlichen Menschen
31
o bei Verhalten: Vergleich mit etwas „schlechteren“ Personen
=> „Selbstbewusstseinspush“
b. Tesser(1988): Selbst-Evaluations-Aufrechterhaltungs-Modell:
Bei zwingenden Vergleichen mit besseren Personen und damit verbunden Schäden
des Selbstbewusstseins versucht man, die Ähnlichkeit mit diesen Personen zu
reduzieren und die Beziehung zu ihnen einzuschränken.
c. Selbst-Kategorisierungs-Theorie (Turner, Hogg, Oakes, Reicher& Wetherell,
1987)
= Identifikation von sich selbst als Mitglied einer Gruppe führt zur Übernahme der
Einstellungen und des Verhaltens der Gruppe (= soziale Identität)
d. BIRGing: Basking in Reflected Glory
(Cialdini, Borden, Thorne, Walker, Freeman& Sloan, 1976)
= Herstellung einer Verbindung zu erfolgreichen und begehrten Personen um einen
besseren Eindruck von sich selbst zu machen (z.B. Identifikation mit seinem Land
und Fußball wegen des Erfolgs der Nationalmannschaft des eigenen Landes)
D. Selbst und Identität
1. Selbstkonzept: besteht aus mehreren verschiedenen Identitäten
Selbst
Soziale Identität
Gruppenzugehörigkeit
Kollektives Selbst
Kollektives
Beziehungsselbst
Persönliche
Identität
einzigartige Beziehungen/
Eigenschaften
Individuelles
Beziehungsselbst
Individuelles Selbst
2. Sensibilität des Zusammenhangs von Selbst und Identität
• Existenz von multiplen Selbsten in der Forschung nachgewiesen
• Minimal Group Paradigma (Tajfel, 1970, Diehl, 1990): große Unterschiede in Einstellungen
und Verhalten, je nachdem ob die Vps im einzelnen betrachtet wurden oder
kategorisiert(nach Gruppen eingeteilt) wurde
• Diskussion über „Festigkeit“ des Selbstes:
Selbst situationsabhängig?
• Abrams&Hogg(2003): verschiedene Selbste welche je nach Situation ihren Ausdruck finden
32
3. Selbst-konzeptueller Zusammenhang
•
•
•
Trotz der vielen Selbste müssen diese eng verstrickt sein, um eine komplette Person zu
bilden
Abgrenzung der einzelnen Selbste voneinander
=> psychischen Störungen: Schizophrenie, Amnesie, Alzheimer
Wie vermeidet man dies?
1. sich selbst nicht in zu viele unterschiedliche Lebenszusammenhänge bringen
2. Anpassung der eigenen Biographie an neue Identitäten und dabei Löschung der
alten
3. Handelnder-Beobachter-Attributions-Effekt:
Veränderungen des Selbstes mit Veränderungen der Umwelt begründen
4. Selbstschema mit Einzigartigkeiten der eigenen Person, die in allen Selbsten
repräsentiert sind
E. Soziale Identität
1. Soziale-Identitäts-Theorie
• besagt, dass man sich selbst kategorisiert, mit anderen vergleicht, und dass es in Gruppen
geteilte Selbstdefinitionen gibt
2. Soziale-Identitäts-Ansatz
• Theorie des Verhältnisses zwischen kollektiver Selbstkonzeption und Gruppenprozessen
(innerhalb einer/zwischen verschiedenen Gruppen)
3. Soziale und persönliche Identität
=> siehe schematische Darstellung oberhalb
• Soziale Identität wichtiger Teil des Selbstkonzepts: z.B. Studie von Citrin, Wong&
Duff(2001): 46% der Amerikaner sehen es als das Wichtigste in ihrem Leben an,
Amerikaner zu sein (=soziale Identität)
• Hervorhebung der sozialen Identität
o Wird genutzt um Selbstsicherheit zu fördern(um sein Bild von sich selbst zu
profilieren)
o Andere Menschen werden meist durch ihre Gruppenzugehörigkeit kategorisiert und
im ersten Eindruck als Prototypen dieser Gruppen betrachet
o Metakontrast-Prinzip:
 Prototyp: jmd. Mit den Eigenschaften die das kleinste Ergebnis
liefern bei der Rechnung:
(Unterschiede zu Gruppenmitgliedern) / (Unterschiede zu Nicht-Gruppenmitgliedern)
o Folgen der Hervorhebung:
 Depersonalisation(Wahrnehmung von allen Gruppenmitgliedern als Prototyp
der Gruppe)
 Ausschluss von nicht-freiwilligen Mitgliedern von gesellschaftlich nicht
geschätzten Gruppen, z.B. Ausländer
Die Selbstmotive
33
Drei Klassen von Motiven, die die Selbst-Konstruktion und die Suche nach dem Wissen über das
eigene Selbst beeinflussen:
• Selbsteinschätzung (die Motivation möglichst viele Informationen über sich selbst
herauszufinden, um die eigene Person besser kennen zu lernen) (Trope, 1986)
• Selbstbestätigung ( die Motivation, das bereits vorhandene Wissen über sich selbst zu
verfestigen und bestätigen)
( Swann, 1987)
• Steigerung des Selbst (die Motivation ein begünstigtes Selbstbild zu entwickeln und
bekräftigen)
( Kunda, 1990)
Eine Äußerung des letzten Motivs ist durch die
Selbstversicherungstheorie von Steele (1988) beschrieben:
Individuen, die in einer Dimension des Selbst beeinträchtigt sind, werden einen/mehre positive
Aspekte des Selbst bekräftigen.
(Bsp.: Jemand bemerkt, dass du ein schlechter Künstler bist, dann wirst du erwiedern, dass du aber
ein guter Tänzer bist)
GRUND: Bedürfnis ein globales Image von sich Selbst als kompetent, stabil, fähig zur freien Wahl
etc. zu signalisieren
Menschen benutzen Strategien & Techniken um die positiven Aspekte des Selbst zu schützen
Hier 2 Bsp.:
• Lob für Erfolg wird angenommen, Vorwürfe für Fehler abgelehnt
• Feedback zu Fehlern wird schneller vergessen als das zu Erfolg
Selbstachtung
Taylor & Brown (1988):
Individuen - überschätzen ihre positiven Eigenschaften
• überschätzen ihre Kontrolle über Situationen
• sind unrealistisch optimistisch
( wird auch die „Dreizahl der Steigerung des Selbst“ genannt)
(Bsp.: 94% der Dozenten betrachten ihre Lehrfähigkeit als überdurchschnittlich gut)
- wenn sie diese Richtung nicht einschlagen, neigen Menschen zu Depressionen und anderen
mentalen Krankheiten
Die drei wichtigsten Bedrohungen für unser Selbstkonzept
• Fehler (z.B. Test nicht bestanden)
• Unbeständigkeit ( Situationen, bei denen wir von uns selbst irritiert sind)
• Stressfaktoren (z.B.: Überforderung)
 kann zu Selbstmord, aber auch zu physischen Krankheiten führen
verschiedene Wege damit umzugehen:
• Flucht
• Ablehnung/Verweigerung
• Bagatellisierung
• Ausdruck der eigenen Persönlichkeit (z.B.: mit jemanden darüber reden)
• Bedrohung selbst attackieren
34
Selbstachtung und soziale Identität
Bsp.: Jesse Owens, Star Athlet bei den Berliner Olympics 1936, gewann vier Goldmedaillen
Triumph durch Demonstration der athletischen Überlegenheit der USA über Deutschland
kommt nach hause, fühlt sich weniger glücklich, weil er nur ein gewöhnliches Mitglied der
unterprivilegierten schwarzen Minderheit war.
Ethnische & rassische Identität  beeinflusst Selbstachtung
Ethnische Minderheiten haben eine geringere Selbstachtung bei inter- ethnischen Vergleichen.
Studie: Afrikanisch- amerikanische Kinder zeigten klare Bevorzugung der Fremdgruppe als weiße
amerikanische Kinder und wünschten sich selbst weiß zu sein.
 dieser Effekt senkt sich bei zunehmendem Alter!
Als Kind / Teenager: Konflikt aktuelles Selbst vs. Ideales Selbst
Später drei Lösungen:
• Intergruppen-Vergleiche vermeiden
• Zusammentun mit anderen Mitgliedern der Minderheit um mehr gleichen Status zu erringen
• Gruppenspezifische Charakteristika entwickeln, die ein Gefühl der Einzigartigkeit
hervorrufen (wie Sprache und Kultur)
Individuelle Unterschiede
Falsche Annahme: niedrige Selbstachtung führt eher zu Gewalt
Baumeister et al. (1996):
Gewaltassoziiert mit hoher Selbstachtung; wenn „rosige Selbstbilder“ der Individuen mit
hoher Selbstachtung bedroht werden
(nicht verallgemeinern)
Zwei Unterschiede in Bezug auf die Merkmale von Selbstachtung:
1) Verwirrung des Selbstkonzepts (hohe Selbstachtung- stabiles Wissen über sich selbst
geringe Selbstachtung- instabiles Wissen )
2) motivierende Orientierung
(hohe Selbstachtung- steigernde Orientierung: positive
Eigenschaften kapitalisieren
geringe Selbstachtung- beschützende Orientierung:
Fehler beheben und vermeiden
Warum überhaupt Erarbeitung von Selbstachtung?
1. gutes Gefühl 
2. Theorie des Terrormanagements: (Greenberg et al., 1997)
Die wesentlichste Motivation der Menschen ist es, den Terror der Unvermeidlichkeit des Todes zu
reduzieren!
Durch hohe Selbstachtung:
- Menschen entfliehen dadurch der Angst vor dem Tod und fühlen positiv über sich selbst,
 fühlen sich unsterblich und sind erfreut über das Leben
3. Soziale Akzeptanz und Dazugehörigkeit: (Leary, 1995)
35
durch hohe Selbstachtung wird die Bedrohung von Einsamkeit und sozialer Ausgeschlossenheit
besiegt.
Selbst- Präsentation (wie man „sich gibt“ - auf andere wirkt)
Strategische Selbstdarstellung ( Fokus auf der Manipulation von Anderen)
Ausdrucksvolle Selbstdarstellung (Fokus auf sich selbst)
Strategische Selbstdarstellung:
Fünf Strategien:
• Selbst- Befürwortung
• Einschmeichelung
• Erschütterung
• Seriosität
• Demütige Bitte
Ausdrucksvolle Selbstdarstellung:
These: das Selbstkonzept wird „nach außen“ hin dargestellt, um andere Individuen anzusprechen
und zu involvieren
(Bsp.: was nützt jemandem zu wissen, dass er ein Genie ist, wenn es kein anderer bemerkt)
Emler & Reicher (1995):
Delinquentes Verhalten wird unter Jungs meist in Gemeinschaft ausgeübt
 Zweck: Besitz eines delinquenten Rufs
Kulturelle Unterschiede im Selbst und in der Identität
(Oyserman et al., 2002):
- westliche Kulturen ( Europa, Nord-Amerika, Australien):
streben nach individueller Identität, damit nach einem unabhängigen Selbst,
Vorstellung von Selbst: autonom, abgegrenzt, selbstständig
- andere Kulturen ( Asien, Süd-Amerika, Afrika):
streben nach kollektiver Identität, damit nach einem von einander abhängigen Selbst
Vorstellung von Selbst: Basis in Beziehung zu Anderen
GRUND: Ökonomische Aktivität
Westlich: ökonomisches System basierend auf Arbeitsmobilität
Menschen= Teile der Produktion, es wird erwartet mobil zu wechseln zwischen Anforderungen von
kleinen und großen Arbeiten.
 müssen ihr Leben selbst organisieren, Beziehungen und Selbst-Konzepte um die Mobilität herum
gruppieren.
Kapitel 5 Einstellungen
36
Struktur
Ein-Komponenten-Modell
• Mag ich das Objekt oder nicht?
Zwei-Komponenten-Modell
• Einstellungen bestehen aus der geistigen Bereitschaft zu handeln
• Urteile basieren auf Einstellungen
Drei-Komponenten-Modell
…bestehend aus
 Kognitiven (Gedanken)
Affektiven (Gefühlen)
Verhaltensbezogenen (Handeln)
…Bestandteilen
Funktion
• Wissen/ Informationen über Einstellungsobjekt
• Ziele erreichen
• Aufrechterhaltung des Selbstbewusstseins
• Menschen können durch Einstellungen ihre Wertvorstellungen ausdrücken
• Energie sparen (man weiß schneller, wie man mit Situationen/ Objekten umgehen soll)
Kognitive Konsistenz
(Theorie: Menschen versuchen widersprüchliche Ansichten zu ändern, sodass Harmonie entsteht;
das Resultat heißt Konsistenz [Gegenteil von Dissonanz])
Balance Theorie (Heider [1946], Cartwright & Haray [1956])
• Menschen bevorzugen Einstellungen, die widerspruchsfrei/ harmonisch sind:
Eine Person (P) strebt nach harmonischen Einstellungen zu/ Beziehungen mit anderen
Menschen (O) und Elementen der Umwelt (X)
• Triaden veranschaulichen Beziehungen von 3 Elementen, z.B. P mag X [+], O hasst X [-], P
hasst O [-]
• Es gibt 8 mögliche Kombinationen von Beziehungen zwischen 2 Personen und einem
EInstellungsobjekt
 4 balancierte & 4 unbalancierte; Bez. sind balanciert, wenn das Produkt der Vorzeichen
positiv ist (s.o.). Unbalancierte Beziehungen sind unangenehm, erzeugen einen
Spannungszustand, der zur Ausbalancierung drängt. Dies geschieht auf die möglichst
einfachste Weise.
Kognition & Bewertung
Soziokognitives Model (Pratkanis & Greenwald)
• Einstellungen als die Bewertung eines Objektes, im Gedächtnis repräsentiert als:
 Objekt-Label und Regeln nach welchen das Objekt benannt wurde
 Bewertendes Gesamtbild des benannten Objektes
 Wissen auf welchem Bewertung basiert
Entscheidungsfindung & Einstellungen
Begriffe:
• „Informationsverarbeitung“: Auswertung der Inf. woraufhin Einstellungen entstehen
• „Informations-Integrations-Theorie“ (Anderson 1971, 1980): Einstellungen können
geschätzt werden, indem die positiven und negativen Beurteilungen gemittelt werden 
„kognitive Algebra“
• „Construal“ (Devine 1989): Automatisches Urteil auf welchem Einstellungen basieren
Kann durch Einstellungen Verhalten vorausgesagt werden?
 Inkonsistenz zwischen dem, was Menschen sagen und dem, was sie tun
37
LaPiere (1934): Versuch mit Chinesischem Pärchen (im Skript!)
Einstellungen und gezeigtes Verhalten stehen nicht in einem Eins-zu-Eins Verhältnis; es gibt
begünstigende und hemmende Bedingungen:
• Ist eine Einstellung leicht zugänglich?
• Wird sie öffentlich (Gruppe) oder privat (Fragebogen) geäußert?
• Identifiziert sich die Person mit der Gruppe?
Überzeugungen, Absichten & Verhalten
Interaktion zwischen Einstellungen, Überzeugungen, und Verhaltensabsichten  Handeln
Wie stark und wie bedeutend sind Überzeugungen bezogen auf das folgende Handeln?
Fishbein 1967, 1971:
• Erwartung (Stärke der Überzeugung von 0 - 1) x Bewertung des Objekts (Wichtigkeit -2 bis
2)
z.B.: Attitüdenobjekt: Pille
P glaubt, dass Pille sehr verlässlich ist (0.9) x P findet, dass Verlässlichkeit wichtig ist (2)
 letztendliche Bewertung: 0.9 x 2 = 1.8 („Kognitive Algebra“)
 P hat positive Einstellung zur Pille!
 hohe Wahrscheinlichkeit, dass vorhergesagtes Verhalten richtig ist (P nimmt die Pille)
Spezifische & generelle Einstellungen
• Durch spezifische Einstellungen lässt sich spezifisches Verhalten voraussagen:
Die Einst. zu einer Psycho-Klausur sagt voraus, wie viel man dafür lernt
 Je spezifischer die Fragestellung betreffend ein bestimmtes Verhalten, umso genauer lässt sich
Verhalten voraussagen!
• Durch generelle Einstellungen lässt sich generelles Verhalten voraussagen:
Die Einst. zu/ das Interesse an Psychologie sagt voraus, wie sehr man sich damit beschäftigt
 Generelle Einst. sagen „Multiple-act criterions“ (Index für Verhalten; basiert auf Durchschnitt
oder Kombination von Verhalten) besser vorher als einzelne Handlungen (welche von vielen
Faktoren beeinflusst werden können)
•
Theorie des überlegten Handelns (Ajzen & Fishbein 1974, 1980)
Komponenten:
• Subjektive Norm: Meinung der Person, dass best. Personen oder Gruppen erwarten, sie
sollte bzw. sollte nicht das Verhalten ausführen x ihrer Motivation diesen Erwartungen Folge
zu leisten
• Einstellung zum Verhalten: Meinung der Person, dass das Verhalten zu best. Ergebnissen
führt x die Bewertung dieser Ergebnisse
Eine Handlung wird ausgeführt, wenn (1) die Einstellung der Person günstig ist, (2) die
soziale
Norm auch günstig ist und (3) die Person das Gefühl hat, das Verhalten unter Kontrolle zu
haben
Geplantes Verhalten & die Rolle des Willens
•
Theorie des geplanten Verhaltens
„Wahrgenommene Verhaltenskontrolle“: Einschätzung der Person ob Ausführung des Verhaltens
schwer oder leicht ist
Abänderung der Theorie des überlegten Handelns durch Ajzen 1989:
• Voraussage von Verhaltensabsichten und Verhalten wird durch wahrgenommene
38
•
Verhaltenskontrolle deutlich verbessert!
Durch Gewohnheiten lässt sich Verhalten leichter voraussagen
•
Theorie der Schutzmotivation
• Voraussetzung für „gesundes“ Verhalten:
 Balance zwischen wahrgenommener Bedrohung einer Krankheit und eigener Fähigkeit etwas
dagegen unternehmen zu können (Bsp. der Raucher)
• Alle 3 Theorien beinhalten: Motivation zum Schutz ist das Resultat aus wahrgenommener
Bedrohung und dem Verlangen potentiellen negativen Ereignissen vorzubeugen
Einstellungszugänglichkeit
Zugängliche Einstellungen sind:
• Leichter aus dem Gedächtnis abrufbar
• Schneller auszudrücken
• Können starken Einfluss auf das Verhalten ausüben
• Verlässlicher bei Verhaltensvorhersagen
• Stabiler/ Resistenter
 Affektive Bewertungen sind schneller als kognitive  leichtere Zugänglichkeit
 Erleichtert Entscheidungsfindung!
• Hilfreich beim Kategorisieren
Fazio, Ledbetter & Towles-Schwen (2000): Wenn sich Einstellungsobjekt verändert, können
zugängliche Einst. eventuell ihre Funktion verlieren: Zugänglichkeit kann zur
Unempfindlichkeit bzgl. Veränderung führen (Wenn P X hasst und diese Einst. leicht zugänglich
ist, kann P nicht sagen, ob sich X positiv oder negativ verändert hat)
Einstellungsstärke
• Starke Einst. sind im Gedächtnis leichter greifbar und üben mehr Einfluss auf das Verhalten
aus als schwache
• Fazio: Einst. sind bewertende Verbindungen mit Objekten (no link, weak link, strong link)
Nur strong link-Einstellungen können automatisch ins Gedächtnis gerufen werden
(„Automatic
Activation“)
• Direkte Erfahrungen mit/ Interesse an dem Objekt machen die Einst. leichter zugänglich &
verstärken die Wirkung auf das Verhalten
• Je öfter man über eine Einst. nachdenkt, umso mehr beeinflusst sie das Verhalten (Fazio &
Powell 1984: Einstellungszugänglichkeit wurde durch mehrfaches Befragen in versch.
Situationen erhöht)
• Zugänglichkeit zu generellen Einst. kann Verhalten in best. Situationen beeinflussen 
Wenn die generelle Einst. niemals erreicht wird, hat sie keinen Einfluss auf das Verhalten
Direkte Erfahrung
• Auch die direkte Erfahrung mit dem Objekt nimmt Einfluss auf die Zugänglichkeit (je näher
die Beziehung zu O, umso leichter lässt sich das Verhalten mit Hilfe der Einst. voraussagen)
Moderator Variablen
• Erleichtern Vorhersage (z.B. von einzelnen Handlungen durch generelle Einst.)
• Legen best. Bedingungen fest, unter welchen die Einst.-Verhaltens-Beziehung stärker/
schwächer ist: A führt zu B, aber nur, wenn C (der Moderator) vorhanden ist
• Moderator Variablen beinhalten: Situation, Persönlichkeit, Gewohnheit, Grad der Kontrolle
und direkte Erfahrung
39
•
Moderator V. sind stärkere Vorhersageindikatoren einer Handlung als die eigentlich zu
Grunde liegende Einst.!
Situative Variablen
• Besondere Situationen können dazu führen, dass Personen ihren Einstellungen
widersprechend Handeln (besonders bei schwachen Einst.)
• Sit. Variable: Soziale Norm Anpassung an Gruppe
Persönlichkeitsvariablen
• Berücksichtigung von Gewohnheiten
• Gewohnheiten können die Einstellungs-Verhaltens-Beziehung konfundieren!
•
Stimmungslage ist situative & Persönlichkeitsvariable
•
Andere Moderator Variablen: Kognitive Neigungen Selbstdiskrepanz (Unterschiede
machen zw. Einem selbst und anderen betreffend die gleiche Sache)
40
Kapitel 6 – Änderung von Überzeugung und Einstellung
Einstellungen, Argumente und Verhalten
•
•
Einstellungsänderung: Jede signifikante Modifikation von individuellen Einstellungen. Im
Überzeugungsprozess involviert das den Mitteilenden, die Kommunikation, das benutzte Mittel und
die Charakteristiken des Publikums. Einstellungsänderungen können also geschehen, indem man
jemanden veranlasst etwas zu tun, was einer existierenden Einstellung zuwiderläuft.
Kognitive Dissonanz: Status psychologischer Spannung, produziert durch das gleichzeitige Besitzen
von zwei gegensätzlichen Kognitionen. Menschen sind motiviert, diese Spannung zu reduzieren –
oft durch Wechseln oder Ablehnen einer der Kognitionen. Festinger schlug vor, dass Menschen in
ihren Einstellungen, im Glauben und Verhalten nach Harmonie streben und versuchen die Spannung
aus der Widersprüchlichkeit der Elemente untereinander herauszunehmen.
Überzeugende Kommunikation  Nachricht mit der Intention eine Einstellung zu ändern und das
zugehörige Verhalten eines Publikums
Model der Yale Untersuchungen ist immer noch die Basis heutiger Kommunikationstheorien in Marketing
und Werbung. Die grundlegende Frage von Hovland, Janis und Kelley war hierbei: „ Wer sagt was zu wem
und mit welchem Effekt?“ Dabei untersuchten sie drei Variable, die in Überzeugung involviert sind:
• der Mitteilende oder der Sender (wer)
• die Kommunikation oder die Nachricht, das Signal (was)
• das Publikum, der Empfänger (zu wem)
Des Weiteren identifizierten sie vier eindeutige Schritte im Überzeugungsprozess: Aufmerksamkeit,
Einbezug, Akzeptanz und Zurückhalten.
Weitere Erkenntnisse:
Baumeiste und Covington fanden heraus, dass Leute mit hohem Selbstwertgefühl genauso leicht zu
überzeugen sind wie Leute mit niedrigerem. Allerdings nehmen sie die Überzeugung nicht für sich an. Wenn
Überzeugung auftritt, können Leute sie auch ablehnen.
Bem und McConnell kamen zu dem Entschluss, dass Leute, die Überzeugung unterliegen, dabei
fehlschlagen wieder zu ihrer ursprünglichen Meinung zurückzukehren.
Heute sind die meisten Sozialpsychologen sich darüber einig, dass Überzeugung eine Serie von Schritten ist
– lediglich in der Wichtigkeit der einzelnen Schritte sind sie sich nicht einig. Wiederum einig sind sie sich in
der Tatsache, dass zuletzt das Publikum Aufmerksamkeit der Nachricht des Mitteilenden schenken muss, den
Inhalt verstehen und darüber nachdenken sollte, was gesagt wurde. Die Gedanken des Publikums sind
entscheidend in diesem Prozess: die Nachricht wird akzeptiert, wenn positive Gedanken geweckt werden;
wobei sie abgelehnt wird, wenn der Empfänger strenge Einwände dagegen hegt.
Leute sind sich Überzeugungsversuchen bewusst - wir können kommerzielle Werbung, öffentliche
Erziehungsprogramme und politische Propaganda umgehen.
Third-person-effect: Die meisten Leute denken, dass sie weniger beeinflussbar sind als andere Leute.
Nähere Betrachtung der drei Komponenten:
Der Mitteilende:
Yale Kommunikationsprogramm fand heraus, dass eine Gruppe von Variablen (bezogen auf den Charakter
des Mitteilenden) signifikante Effekte auf die Akzeptanz einer Nachricht haben können. Effektiver machen
einen Mitteilenden zum Beispiel einen hohen Anteil an Expertentum, gutes physikalisches Aussehen und
erhebliche zwischenmenschliche und verbale Fähigkeiten.
Glaubwürdigkeit des Sender:
• Variablen des Mitteilenden beeinflussen die Akzeptanz der zu überzeugenden Nachricht
41
•
•
•
•
•
Andere Eigenschaften des Mitteilenden spielen eine Rolle in Dingen, ob der Empfänger eine
Nachricht akzeptiert oder ablehnt (Attraktivität, Beliebtheit und Gleichartigkeit)
Attraktivität des Mitteilenden wird ausgenutzt von der Werbeindustrie
Gleichartigkeit erhöht die Chance einer Akzeptanz, weil wir zu ähnlichen Menschen tendieren
Keine Variable kann isoliert betrachtet werden, sondern ist eine Interaktion der drei Kategorien von
Variablen  Sender, Signal, Empfänger
Bochner und Insko (1966): Glaubwürdigkeit des Senders in Kombination mit der Diskrepanz
zwischen Meinung des Empfängers und des Senders  hohe Diskrepanz ist keine gute Taktik, denn
der Empfänger lehnt diese Meinung dann einfach ab; die höchste Diskrepanz zwischen den
Meinungen darf sich ein Experte (besonders glaubwürdig) erlauben
Die Nachricht:
Verschiedene „Nachricht-Variablen“ wurden untersucht hinsichtlich ihrer Kraft in Bezug auf Veranlassung
einer Einstellungsänderung. (Bsp.: Benutzung von beiden Seiten eines Argumentes  hängt eng zusammen
mit der Intelligenz des Publikums)
Effekte der Wiederholung
• In Werbeindustrie ist es ein Maxim, dass eine Nachricht oft wiederholt werden muss, um verstanden
und wieder abrufbar zu sein
• Ray (1988) Hauptziel: Minimierung der Wiederholungen  Maximalen Einfluss mit minimaler
Beanspruchung und deswegen kosteneffizientesten Aufwand
• Arkes, Boehm und Xu (1991): einfache Wiederholung eines Statements lässt es mehr wahr
erscheinen
• Jacoby, Kelly, Brown und Jasechko (1989): Wiederholung eines Namens lässt einen Namen berühmt
wirken
Wirkt Beängstigung?
• Angst-Erweckung kann Überzeugung erhöhen
• Wie beängstigend kann eine Nachricht sein, um immer noch effektiv zu sein? (Bsp.: Man soll nicht
Rauchen  Zeigen von zerstörten Lungen)
• Janis und Feshbach (1953): betrifft Zahngesundheit
Gruppe
Leichte Beängstigung
Moderate Beängstigung
Hohe Beängstigung
•
Hohe Beängstigung
•
•
•
•
Ergebnis nach einer Woche
Beste Pflege ihrer Zähne
Zweitbeste Pflege
Schlechteste Pflege
Leventhal, Watts und Pagano (1967): betrifft Raucher, die Rauchen aufgeben wollen
Gruppe
Moderate Beängstigung
•
•
Form der Beängstigung
Schmerzvolle Ergebnisse von
erkrankten Zähnen und Zahnfleisch
erzählt
Warnungen expliziter
Erkrankungen könnten auf Rest des
Körpers überspringen; visuelle
Unterstützung
Form der Beängstigung
Gespräch mit Studien untermauert
(Tod wg. Lungenkrebs und
Zigarettenkonsum)
Zusätzlich Film über Lungen-OP
gesehen
Ergebnis
Nicht so großen Willen, Rauchen
aufzuhören
Größeren Willen Rauchen aufzugeben
Erklärungsansätze für diese Diskrepanz: umgekehrte U-Kurven Hypothese
McGuire sieht zwei Parameter, die kontrollieren wie wir auf eine überzeugende Nachricht reagieren:
1. Einsicht und 2. Grad des Ertrages, den eine Änderung erzielt
Leichte Beängstigung  Publikum wenig motiviert, die Nachricht zu beachten
Moderate Beängstigung  steigt Interesse und Aufmerksamkeit
Hohe Beängstigung  kann so große Angst erweckt werden oder sogar Panik, dass wir abgelenkt
sind und uns wesentliche Fakten des Inhalts der Nachricht fehlen
Witte, Berkowitz, Cameron und McKeon (1998): ob eine Nachricht ihr Ziel erreicht, ist bestimmt
42
von einem Ausgleich zwischen dem Empfänger von Gefahr und ob Menschen glauben, dass sie das
korrekte Verhalten ausführen können
Fakten vs. Gefühle
• Unterschied zwischen bewertender (Nachricht wird so verpackt, dass Konsument „gutes Gefühl“
über Produkt hat) und faktischer (viele Informationen; Betonung auf Preis, Qualität, Garantie etc. 
einfache Wiederholung der Werbung ändert hier nicht das Kaufverhalten) Werbung in der
Werbeindustrie
• Moderne Werbung kombiniert beide Strategien
Medium und Nachricht
• Welches Medium hat den meisten Einfluss auf den Konsument?
o Hängt von der Schwierigkeit des Verstehens ab: Nachricht einfach  Videopräsentation
bringt die meisten Einstellungsänderungen; Nachricht schwer  Meinungsänderungen am
stärksten bei geschriebenem Material
Gestaltung einer Nachricht
• Gestaltung einer Nachricht kann wichtige Rolle spielen
• Z.B.: Gesundheit: Verhalten bezieht sich auf Erkennen einer Krankheit - selber Brust abtasten 
Nachricht sollte durch Begriffen von verhinderbaren Verlusten gekennzeichnet sein; bezieht sich das
Verhalten auf ein positives Ergebnis, z.B. regelmäßigen Bewegungsübungen  Nachricht sollte
gestaltet sein mit Begriffen von Gewinn
Das Publikum
Selbstachtung
• Abgelenktes Publikum einfacher zu überzeugen als eins, das voll aufmerksam ist – vorausgesetzt,
die Nachricht ist einfach
• Leute mit niedrigerer Selbstachtung sind leichter zu beeinflussen als diejenigen mit hoher
• McGuire (1968): Selbstachtung und Beeinflussbarkeit verlaufen gekrümmt – umgekehrte UFunktion: Menschen mit hoher und niedriger Selbstachtung sind nicht so beeinflussbar wie
Menschen mit moderater Selbstachtung
o Menschen mit niedriger Selbstachtung: nicht so aufmerksam und ängstlicher in Bezug auf
den Prozess der Verarbeitung einer Nachricht
o Menschen mit hoher Selbstachtung: weniger anfällig für Beeinflussung, weil
selbstbewusster
• Ebenso einen Verlauf vorausgesagt für Intelligenz und Beeinflussbarkeit
Männer und Frauen
• Frauen sind leichter als Männer zu beeinflussen
• McDavid und Sistrunk (1955): Frauen sind nur leichter zu beeinflussen, wenn das Produkt
mannorientiert ist
• Geschlechtsspezifische Überzeugung: Komplex aus Interaktion von Sender (Frau/Mann), Empfänger
(Frau/Mann) und das Stereotyp der Nachricht
Individuelle Differenzen:
• Abhängig von Bedürfnis zur Kognition und zur Bewertung, der Präferenz zur Beständigkeit und in
Wichtigkeit von Einstellungen
Alter:
• 5 verschiedene Hypothesen behandeln dieses Thema – Bsp.: „Lifelong openness“: das Alter ist
irrelevant für die Beeinflussbarkeit hinsichtlich der Einstellungsänderung
Andere Variablen:
• Es gibt noch andere Variablen:
o Z.B.: Vorausgegangene Einstellungen/Disconfirmation bias: Die Tendenz Argumente, die
unseren ursprünglichen Einstellungen widersprechen, als haltlos anzusehen und anzufechten
43
Kognitive Antwort: Zwei doppelprozessige Modelle von Überzeugung
•
•
Elaboration-likelihood model: Pettys und Cacioppos Model von Einstellungsänderung bedeutet:
Wenn Leute eine Nachricht sorgfältig beachten, benutzen sie eine zentrale Route zur Verarbeitung;
ansonsten eine periphere Route. Dieses Modell konkurriert mit dem nachfolgenden.
Heuristic-systematic model: Chaikens Model von Einstellungsänderung: Wenn Leute eine Nachricht
sorgfältig beachten, benutzen sie eine systematische Verarbeitung; ansonsten verarbeiten sie die
Informationen mit Hilfe der Benutzung von mentalen Abkürzungen. (Wenn wir eine Nachricht
beurteilen, benutzen wir Binsenweisheiten wie „Statistiken lügen nicht“.)
Compliance (Befolgung): Zwischenmenschliche Beeinflussung
Compliance bedeutet die oberflächliche, öffentliche und vorübergehende Änderung in Verhalten und
ausgedrückten Einstellungen in Antwort auf Bitte, Zwang oder Gruppendruck.
Taktiken für verbesserte Compliance
•
•
•
•
Taktik der Liebenswürdigkeit: Strategie, die versucht zu erreichen, dass Konsumente einen „mögen“,
damit diese wiederum Folge leisten. Wenn dieser Zustand erreicht ist, werden
Aufforderungen/Wünsche/Bitten gestellt.
Taktik des Prinzips der Gegenseitigkeit: Dieses Prinzip folgt dem Gesetz: „Sei so zu anderen, wie
sie zu dir sind.“ Das bezieht sich auf einen Versuch Befolgung zu gewinnen, indem man zuerst
jemanden eine Gefälligkeit beschert.
Taktik der mehrfachen Bitte: Hier benutzt man einen zweischrittigen Prozess, um Befolgung zu
gewinnen. Die erste Bitte fungiert als eine Einrichtung für die zweite, wirkliche Bitte. Dazu gibt es
drei verschiedene Techniken:
o Foot-in-the-door-Technik: Zuerst fragt man wegen eines kleinen Gefallens, die Person
stimmt zu; dann fragt man wegen des großen Gefallens.
o Door-in-the-face-Technik: Zuerst fragt man wegen eines großen Gefallens, die Person lehnt
diesen ab; dann fragt man wegen eines kleinen Gefallens.
o Low-ball-Technik: Man verpflichtet eine Person für Wahl 1. Dann erzählt man der Person,
dass Wahl 1 doch nicht möglich ist und fragt nach mehr: Wahl 2. Die Person fühlt sich dann
immer noch verpflichtet, obwohl versteckte Kosten auftreten. Im Alltag kommt das der
Frage gleich: „Tust du mir einen Gefallen?“ Man bejaht, obwohl man den Inhalt noch nicht
kennt.
Einen entscheidenden Faktor bei all diesen Taktiken ist das Prinzip der Unbekümmertheit: Man
stimmt einer Bitte zu, bevor man über sie nachgedacht hat.
Untersuchungen in Bezug auf Handeln
•
Personen ändern eher ihre Einstellungen, wenn sie in dem Prozess aktiv handeln, als wenn sie nur
passive Empfänger sind
Die Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten und kognitive Dissonanz
Die Theorie der kognitiven Dissonanz wurde 1957 von Festinger entwickelt.
Kognitionen sind Gedanken, Kenntnisse, Einstellungen, Glauben. Dissonanz bedeutet, dass die
kognitiven Elemente nicht miteinander vereinbar sind („ich rauche“ >-< „Rauchen erzeugt Krebs“).
Wenn sie miteinander vereinbar sind („ich rauche“ <-> „rauchen beruhigt“) haben die Elemente
eine konsonante Beziehung zueinander. Nach Festinger streben wir mit unseren Einstellungen,
44
Glauben und Verhalten nach Harmonie. Wir versuchen die Spannung, die sich in uns aufbaut, wenn
unserere Kognitionen dissonant zueinander stehen zu reduzieren, und zwar indem wir konsonante
Elemente addieren (“Ich treibe Sport“) oder dissonante Elemente subtrahieren („mein Opa hat
geraucht und ist 90 geworden“). Desto größer die Dissonanz ist, umso mehr bemühen wir uns, sie
zu reduzieren.
Die „selective exposure hypothesis“ sagt aus, dass wir Kognitionen, die sich zu unseren dissonant
verhalten, selektiv vermeiden, es sei denn sie sind zu stark (dann können wir unsere Kognitionen
nicht mehr aufrecht erhalten) oder sie sind zu schwach (also sowieso nicht glaubwürdig).
Potenziell dissonante Informationen werden vor allem umgangen, wenn wir wissen, dass wir unsere
Meinung nicht mehr ändern können. Frey und Rosch (1984) gaben den Teilnehmern ihrer Studie
Profile von „Managern“ und sie sollten entscheiden, ob sie diese feuern würden oder nicht. Die
Versuchsgruppe bekam gesagt, sie könnten ihre Meinung nicht mehr ändern während der
Kontrollgruppe gesagt wurde, sie könne ihre Meinung noch ändern. Danach wurde ihnen
freigestellt, sich aus einem Pool von Informationen, die in konsonante und dissonante
Informationen unterteilt waren, noch welche anzuschauen. Die Versuchsgruppe (durfte Meinung
sowieso nicht mehr ändern) vermied die dissonanten Kognitionen und wählte mehr konsonate.
Die Theorie der kognitiven Dissonanz hilft einem, folgendes zu verstehen:
• Zweifel und Meinungsänderung nach Entscheidungen
• Suche nach neuen Informationen
• Warum wir soziale Unterstützung für unsere Meinungen brauchen
• Meinungsäußerung , wenn wir uns in einer Gruppe befinden, die einheitlich anderer
Meinung ist
• Meinungsäußerung, wenn wir etwas entgegen unserer eigenen Vorstellungen gesagt haben
• Meinungsäußerung, um heuchlerisches Verhalten zu mindern (Stone et al., 1997)
Die Theorie der kognitiven Dissonanz wird oft mit der Balance Theory zusammengebracht, da es in
beiden darum geht, Übereinstimmung so weit wie möglich herzustellen. Die Theorie der kognitiven
Dissonanz macht es allerdings möglich Vorhersagen zu treffen, die nicht sofort auf der Hand liegen.
Dies hat seinen Ursprung in der Herangehensweise, wie wir Entscheidungen treffen.
Drei Paradigmen können unterschieden werden :
•
Rechtferigung der eigenen Leistung/Anstrengung
Auch wenn einem eine Beschäftigung keinen Spaß gemacht hat oder sogar beschämend für
einen war (genannt wird hier ein Gruppengespräch zu dem Thema Sexualität, Vpn sind
junge Studentinnen), wird sie danach aufgewertet. Damit erhält man, dass Bild, dass man
von sich gibt, aufrecht.
In einer Studie von Cooper und Axom (1982) wurden Vpn gesucht, die abnehmen möchten.
Sie sollten, um dies zu erreichen, Übungen machen, die körperlich aber nicht weiter
anstrengend sind (z.B. Zungenbrecher). Die VG musste mehr Arbeit investieren als die KG,
die VG nahm tatsächlich nehr ab. Da die Übungen nicht sonderlich sportlich waren, kann
das Abnehmen als eine eine echtfertigung dafür gesehen werden, dass man so viel Zeit in
diese Übungen investiert hat.
•
Induced Compliance
Die Vpn wird dazu gebracht, zu einer Überzeugung zu kommen oder etwas zu tun, was
ihren Einstellungen widerspricht, ohne dass sie das wahrnimmt (Manipulation!).
Festinger und Carlsmith (1959):
VPn mussten eine langweilige Aufgabe machen. Als sie fertig waren, wurde ihnen erzählt,
45
sie müssten für den VI einspringen, ihre einzige Aufgabe bestände darin, den nachfolgenden
Vpn zu erzählen, die Aufgabe, die ihnen bevorstehe, sei wirklich interessant. Sie bekamen
dafür einen Lohn. Die eine Gruppe bekam 1$, die andere 20$. Nachdem sie die Aufgabe den
anderen Vpn schmackhaft gemacht hatten, wurden sie nach ihrer eigenen Einstellung zu der
Aufgabe gefragt. In 20$-Gruppe trat keine Dissonanz auf, denn sie hatte zwar gelogen als
sie erzählt haben, die Aufgabe sei interessant, aber dafür haben sie ja auch 20$ bekommen.
Die 1$-Gruppe hingegen braucht nun eine Rechtfertigung vor sich selbst, weswegen sie für
1$ erzählt hat, die Aufgabe habe Spaß gemacht, also redet sie sich ein, sie sei auch wirklich
interessant gewesen.
46
Kapitel 7 Soziale Einflüsse
Übersicht:
• Compliance & Konformität
• Macht
• Gehorsam gegenüber einer Autorität: Die Milgram-Studien
•
Konformität: Anpassung innerhalb einer Gruppe (Asch, Sherif)
Definition: Prozess, bei dem die Einstellungen und das Verhalten eines Menschen durch die reale oder
implizierte Anwesenheit von Menschen beeinflusst werden.
Compliance & Konformität
Compliance = Oberflächliche, öffentliche u. nicht dauerhafte Änderung des Verhaltens und/oder der
geäußerten Meinung als Reaktion auf Druck oder Gruppenzwang.
Compliance geht nicht immer mit der innersten Zustimmung einer Person einher. Es bleibt normalerweise
nur bestehen, wenn das Verhalten unter Beobachtung steht. Z.B. gehorchen Kinder nur den Anweisungen
ihrer Eltern, wenn diese sich von den Eltern beobachtet fühlen.
Eine wichtige Voraussetzung für compliance ist, dass die Quelle des sozialen Einflusses aus der Sicht des zu
Beeinflussenden über Macht verfügt. Macht ist die Basis von compliance.
Konformität basiert dagegen nicht auf Macht, dafür aber auf die subjektive Gültigkeit sozialer Normen, d.h.
auf die Überzeugung, dass das Verhalten, dass der Norm entspricht, korrekt, angemessen, gültig u. sozial
wünschenswert ist. Somit wird die Norm für eine Person zu einem verinnerlichten Standard für das Verhalten
u. macht Beobachtung durch eine machtvolle Person nicht notwendig. Die Person ist also innerlich von
etwas überzeugt.
Macht
= die Fähigkeit, Einfluss auszuüben.
Es gibt verschiedene Arten von Macht, auf die Menschen zurückgreifen können, um andere Menschen von
etwas zu überzeugen oder um sie zu beeinflussen:
• Reward power: Das Vermögen, Belohnungen zu versprechen, falls der andere compliance/
Einwilligung zeigt.
• Coercive power: Das Vermögen, Strafe anzudrohen, falls der andere non-compliance zeigt.
• Informational power: Der Glauben der zu beeinflussenden Person, dass der Beeinflussende mehr
Informationen über eine bestimmte Sachlage hat als sie selber. Dies hängt allerdings von der Art der
Info ab: Wenn jemand einer anderen Person ernsthaft davon überzeugen möchte, dass Schweine
fliegen können, wird dieser nicht überzeugt sein. Die Info muss vor allem mit den normativen
Erwartungen übereinstimmen.
• Expert Power: Der Glauben der zu beeinflussenden Person, dass der Beeinflussende im
Allgemeinen mehr Sachkenntnis u. Wissen hat.
• Legitimate power: Der Glauben der zu beeinflussenden Person, dass der Beeinflussende durch
einen anerkannten Machtapprat autorisiert ist, Entscheidungen zu fällen und zu befehligen.
• Referent power: Identifikation oder Attraktion gegenüber der Quelle des Einflusses.
47
Gehorsam gegenüber einer Autorität: Die Milgram-Studien
1951 publizierte Asch die Ergebnisse eines Experimentes, in dem die Vpn sich den offensichtlich
fehlerhaften Linien-Längen-Schätzungen der Mehrheit anpassten (ausführlichere Beschreibung des
Experimentes: s. S. 4 meiner Zusammenfassung). Die Kritiker dieses Experimentes – darunter auch Milgram
– kritisierten aber, dass die Vpn weder durch ihre Anpassung noch durch ihren Widerstand Konsequenzen zu
erwarten hatten.
Milgram (1974, 1992) versuchte also das Experiment vom Asch aufzugreifen und zu modifizieren, indem er
eine Aufgabe an die Vpn stellte, bei der den Vpn glauben gemacht werden sollte, dass sie - je nachdem wie
sie sich verhalten - weit reichende Konsequenzen zu erwarten haben sollten.
Aufbau des Experiments:
Die Teilnehmer wurden durch eine Anzeige in der Zeitung geworben. Die vierzig 20-50jährigen Männer
unterschiedlicher Berufungen wurden in ein Labor in der Yale Universität beordert. Der Zweck des
Experimentes war angeblich, den Effekt von Bestrafung auf die Lernfähigkeit eines Menschen zu
untersuchen.
Die Teilnehmer wurden – angeblich zufällig – in die Kategorie „Lehrer“ oder „Schüler“ per Losverfahren
aufgeteilt. In Wirklichkeit war der Schüler immer ein Verbündeter des Vls u. der Lehrer immer die echte Vp.
Der Schüler erhielt die Aufgabe eine Liste von Wortpaaren auswendig zu lernen u. die Aufgabe des Lehrers
sollte darin bestehen, dem Schüler einen E-Schock zu verabreichen, sobald der Schüler ein nicht passendes
Wort zu einem vorgegebenen Begriff angab. Der Lehrer konnte zusehen, wie der Schüler an einen Stuhl
gebunden wurde u. wie die Elektroden an seinem Arm befestigt wurden. Außerdem hörte er den Schüler
sagen, dass er ein leichtes Herz-Leiden habe. Der Vl gab an, dass die E-Schocks zwar schmerzhaft seien,
aber keinen bleibenden Schaden verursachen würden.
Der Lehrer wurde nun in einen separaten Raum geführt, in dem ein Schock-Generator aufgebaut war. Ihm
wurde aufgetragen, dem Schüler fortschreitend größere Schocks zu verabreichen, wenn der Schüler Fehler
begehen sollte. Auf dem Schock-Generator war deutlich zu erkennen, dass die Differenz von einer Stufe zur
nächsten 15V beträgt u. dass es insgesamt 30 Stufen gibt. Die kleinste Stufe beträgt also 15V u. die größte
450V. Außerdem sind auf der Volt-Skala Etiketten mit der Aufschrift „slight shock“ über „Intense shock“ bis
zu „XXX“ befestigt (s. Figur 7.2, S. 249).
Bevor das Experiment beginnt, erhält der Lehrer einen Test-Schock von 45V.
Ablauf:
Sobald der Lehrer 75V erreicht hat, gibt der Schüler Schmerzenlaute von sich, ab 150V verlangt er, das
Experiment abzubrechen, ab 180V gibt er zu verstehen, dass er es nicht mehr länger aushält u. ab 300V gibt
er keinerlei Worte oder Lösungen mehr von sich, was vom Lehrer als „falsche Antwort“ gewertet werden
muss.
Während des Experiments ist der Lehrer nervös u. angespannt u fragte mehrmals, ob er das Experiment
abbrechen könne. Darauf reagierte der Vl mit Aussagen wie „bitte machen Sie weiter“, „das Experiment
erfordert es, dass sie weitermachen“ oder „Sie haben keine andere Wahl, Sie müssen weitermachen“.
Ergebnis:
110 Experten menschlichen Verhaltens wurden gefragt vorherzusagen, wie weit ein normaler Mensch bei
diesem Experiment gehen würde. Die Experten gaben an, dass nur 10% 180V überschreiten würden u. dass
niemand bis zum Ende – also bis 450V - gehen würde. Tatsächlich aber gehorchten 100% sogar bis zu 210V
u. ca. 65% bis zum Ende des Experiments (s. Figur 7.3, S. 250).
Weitere Experimente von Milgram ergaben, dass Frauen im Allgemeinen auch denselben Grad an Gehorsam
zeigten.
Des Weiteren ergaben Experimente in anderen Ländern, dass die Vpn in Spanien u. in den Niederlanden zu
über 90% vollkommen gehorchten, in Italien, Österreich u. Deutschland zu über 80%, australische Männer
zu 40% u. australische Frauen zu 16%.
48
Erklärungsversuche:
Eine Erklärung, warum es Menschen schwer fällt das Experiment abzubrechen, könnte darin begründet sein,
dass das Experiment zunächst mit harmlosen E-Schocks beginnt. Sobald Menschen sich auf einen
Handlungsverlauf eingestellt haben, wie z.B. E-Schocks zu verabreichen, kann es schwierig für sie werden,
nachträglich ihren Willen zu ändern.
Eine weitere Erklärung für den Gehorsam ist die mangelnde Nähe des Schülers zum Lehrer. In einer weniger
unmittelbaren Bedingung, in der der Schüler vom Lehrer weder gesehen noch gehört werden konnte, gingen
sogar 100% der Vpn bis zum Ende der Volt-Skala.
Wenn der Schüler dagegen im selben Raum zugegen war, gehorchten 40% bis zum Ende, u. wenn der Lehrer
sogar die Hand des Schülers regelmäßig auf eine Elektrode legen musste, gehorchten immer noch 30% bis
zum Ende.
Mit ansteigender Unmittelbarkeit oder Nähe zw. Schülers u. Lehrer sinkt also der Gehorsam gegenüber dem
Vl. Unmittelbarkeit mag es einem Menschen einfacher machen, das Opfer als eine lebende u. fühlende
Person wie man selber zu sehen. So kann sich der Lehrer einfacher in die Gedanken u. Gefühle des
Mitmenschen hineinversetzen.
Ein weiterer wichtiger beeinflussender Faktor ist die Nähe einer Autoritäts-Person. Nur noch 20% der Vpn
gehorchten vollkommen, wenn der Vl sich nicht im selben Raum befand u. die Anweisungen telefonisch
durchgab. Wenn der Vl keinerlei Anweisungen gab u. die Vp vollkommen frei in ihren Entscheidungen war,
hielten „nur“ noch 2,5% bis zum Ende durch.
Die Anwesenheit von zwei ungehorsamen Kollegen des Vls reduzierte den Gehorsam der Vp auf 10%,
während zwei gehorsame Kollegen den Gehorsam der Vp auf 92,5% anstiegen ließen.
Auch hat die Legitimität Einfluss auf das Verhalten der Vp, denn diese erlaubt es einem Menschen, auf die
persönliche Verantwortung des eigenen Verhaltens zu verzichten. Aus diesem Grund ist vermutlich auch der
Gruppenzwang (s. o.) so effektiv, denn das Verhalten der Kollegen hilft der Vp bei der Einschätzung, ob das
Verabreichen von E-Schocks legitim oder nicht legitim ist.
Sobald das Experiment an Seriosität zu verlieren u. nicht mehr im Namen der Wissenschaft zu stehen schien
(wenn das Experiment also z.B. nicht mehr in einem Labor, sondern in einem heruntergekommenen Büro
stattfand), sank der Gehorsam auf 48%.
Die Folgen
Milgram war bemüht, die insgesamt über 1000 Vpn nach dem Experiment in psychologischer Behandlung zu
wissen. 83,7% der ehemaligen Vpn gaben an, froh darüber zu sein, an dem Experiment teilgenommen zu
haben. 1,3% haben diese Entscheidung jedoch bereut.
Die Milgram-Studien wurden stark kritisiert, da sie von vielen als ethisch fragwürdig angesehen wurden. Das
Ergebnis der Debatte um Milgrams Experimente war eine Reihe von ethischen Regeln, an die sich die Vl in
Zukunft zu halten haben. Die Hauptaussagen sind folgende:
• Die Teilnahme muss sich auf vollste Zustimmung auf Seiten der Vpn gründen. Hierfür müssen die
Vpn ausreichend informiert werden (In Milgrams Experimenten wurden die Vpn nicht ausreichend
informiert. Sie waren zwar einverstanden, an dem Experiment teilzunehmen, aber die wahre
Beschaffenheit des Experiments blieb ihnen verschwiegen).
• Die Vpn müssen explizit darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie das Experiment jederzeit
beenden können ohne irgendeine Art von Strafe erwarten zu müssen (in Milgram Experimenten
wurden die Vpn nicht darauf hingewiesen, dass sie das Experiment jederzeit beenden können.
Tatsächlich war es sogar der Sinn u. Zweck der Studie die Vpn zum Bleiben zu überzeugen).
• Die Vpn müssen am Ende des Experimentes in vollem Umfang aufgeklärt werden.
Der Gebrauch von kleineren u. harmlosen Täuschungen in Form von Cover-Stories wurde jedoch weiterhin
als essentiell betrachtet.
49
Konformität: Anpassung innerhalb einer Gruppe
Allport (1924) beobachtete, dass Menschen in Gruppen weniger extreme u. mehr konservative Urteile
abgeben, als wenn sie alleine ein Urteil abgeben müssen. Es scheint so, als wenn die Gruppe ihre Mitglieder
dazu bringen kann, sich gegenseitig anzupassen u. eine ähnliche Meinung zu haben.
Sherif (1936) verband diesen Konvergenz-Effekt mit einer Erklärung der Entwicklung von GruppenNormen. Er ging davon aus, dass Menschen davon überzeugt u. sicher sein müssen oder wollen, dass das,
was sie tun, denken u. fühlen richtig u. angemessen sein muss. Zu diesem Zweck richten sich Menschen nach
dem Verhalten anderer Menschen. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn Menschen sich ihrer Meinung sehr
unsicher sind.
Durchschnittliche oder mittlere Urteile werden zudem im Allgemeinen als mehr korrekt erachtet, als überoder unterdurchschnittliche Urteile, also neigen Menschen eher dazu durchschnittliche Meinungen
anzunehmen.
Sherif glaubte, dass dies sowohl die Entstehung von sozialen Normen als auch die Konvergenz innerhalb von
Gruppen erklärt. Um seine Idee zu überprüfen, bediente Sherif sich in seinen Experimenten der Autokinese
(= optische Illusion, in der sich ein Lichtpunkt in kompletter Dunkelheit zu bewegen scheint). Menschen, die
die Bewegung des Lichtpunktes schätzen sollten, empfanden die Aufgabe als sehr schwierig u. fühlten sich
in ihrer Einschätzung eher unsicher. Die Vpn waren sich nicht dessen bewusst, dass sie einer optischen
Täuschung unterlagen u. dass der Lichtpunkt in Wirklichkeit immer an derselben Stelle blieb.
In der ersten Bedingung u. in der ersten Session (eine Session wurde pro Tag durchgeführt, wobei jede
Session aus 100 Durchgängen besteht) sollten die Vpn zunächst alleine ein Urteil über die Bewegung des
Lichtpunktes abgeben. Die drei Individuen legten sich jeweils auf eine persönliche Norm fest. In den
nächsten drei Sessions sollten sie dieselbe Aufgabe lösen, jedoch in Gruppen von je zwei oder drei Personen.
Die Schätzungen näherten sich schnell gegenseitig an u. waren in der vierten Session sogar identisch.
In der zweiten Bedingung des Experiments sollten die Vpn den Versuch als Gruppe starten u. bis zur dritten
Session auch in dieser Gruppe verbleiben. Die Gruppenmitglieder passten ihre Urteile schnell gegenseitig an.
In der vierten Session sollte jeder für sich alleine ein Urteil abgeben. Es war zu beobachten, dass sich jeder
trotzdem an die Gruppennorm hielt (s. Figur 7.4, S. 254).
•
Aus diesem Experiment lässt sich also schließen, dass normativer Druck einer der effektivsten Wege
ist, um das Verhalten von Menschen zu verändern.
Asch (1952) war aber der Meinung, dass wenn man sich seiner Meinung absolut sicher ist u. überzeugt
davon ist, was angemessen u. korrekt ist, dann ist das Verhalten anderer Menschen irrelevant u. somit nicht
einflussreich. Um seine Idee zu überprüfen, führte Asch folgenden Versuch durch:
Männliche Studenten nahmen an einem Versuch teil, der angeblich zur Untersuchung der Fähigkeit der
visuellen Diskriminierung (Unterscheidung) dienen sollte. Die Vpn setzten sich in Gruppen von je sieben bis
neun Personen an einen Tisch, wobei alle Teilnehmer - bis auf eine echte Vp - aber Verbündete des Vls
darstellten. Die Teilnehmer sollten ihr Urteil offen angeben, welche Linie von den drei präsentierten Linien
von der Länge her der Standard- bzw. der Ausgangslinie entspreche (s. Figur 7.5, S. 256). Es gab insgesamt
18 Durchgänge, wobei 12-mal von den Verbündeten des Vls ein offensichtlich falsches Urteil abgegeben
wurde.
Außerdem gab es eine Kontrollgruppe, bei der die Vp die Aufgabe allein u. ohne Gruppen-Einfluss lösen
sollte. Weniger als 1% der Antworten dieser Kontrollgruppe begingen Fehler. Dies lässt den Schluss zu, dass
die Aufgabe leicht zu lösen ist u. i.d.R. keine Unsicherheiten bei den Vpn auslösen.
Ergebnis:
25% der Vpn gaben in dem Experiment durchgängig die richtige Lösung an, ca. 50% passte sich den
fehlerhaften Aussagen der Mehrheit bei sechs oder mehr Durchgängen an u. 5% passten sich an alle 12
Durchgängen an, bei denen von der Mehrheit eine falsche Aussage gemacht wurde.
Zum Ende des Experimentes fragte Asch die Vpn, warum sie sich der Meinung der Mehrheit angepasst
hatten. Sie gaben alle an, dass sie zunächst Unsicherheiten u. Selbstzweifel empfanden, was aus der
Diskrepanz zw. ihrer Meinung u. die der Rest der Gruppe resultierte. Außerdem gaben sie an, dass sie sich
50
gehemmt fühlten, Beklemmungsgefühle hatten, Einsamkeit verspürten u. Angst vor Missbilligung durch die
anderen empfanden.
Die Mehrheit der Vpn berichteten, dass sie zwar etwas anderes wahrnahmen als die Mehrheit der Gruppe
angab, aber dann vermuteten, dass ihre Wahrnehmung wohl ungenau sei u. dass das Urteil der Gruppe
korrekt sei. Andere glaubten nicht, dass der Rest der Gruppe Recht habe, aber sie stimmten der Gruppe
trotzdem zu, um sich nicht von ihnen abzuheben.
•
Ein Grund, warum sich Menschen anpassen, ist also, Spott u. soziale Missbilligung zu vermeiden
(selbst wenn der Stimulus eindeutig ist).
Wenn die Vpn keiner Angst mehr vor sozialer Missbilligung haben müssen, ist folglich zu erwarten, dass die
Anpassungsrate sinkt. In einer anderen Version des Experiments wurden die echten Vpn also dazu
aufgefordert, ihr Urteil für sich alleine aufzuschreiben u. nicht öffentlich kund zu tun. Tatsächlich sank die
Konformität auf 12.5%.
Asch führte noch eine andere Version seines Experimentes durch: In einer Gruppe waren in diesem Fall 16
echte Vpn u. ein Verbündeter des Vls, der bewusst falsche Urteile abgab. Die Vpn empfanden das Verhalten
der Vpn als lachhaft u. verspotteten ihn offen.
Es wurden noch weitere Modifikationen u. a. durch Deutsch u. Gerard (1955) durchgeführt. Dabei wurden
das Ausmaß des Gruppendrucks sowie das Ausmaß der Unsicherheit der Vp in Bezug zur Lösung der
Aufgabe variiert.
•
Je geringer die Unsicherheit u. der Gruppendruck, desto weniger Konformität war zu beobachten (s.
Figur 7.6, S 257). Trotzdem konnte weder das höchste Maß an Eindeutigkeit in Bezug zur Lösung
der Aufgabe noch das höchste Maß an Anonymität der Vp die Konformität vollkommen abbauen.
Anpassung: Wer passt sich an?
Bei der Anpassung an andere treten große individuelle Unterschiede auf. Daher suchen
Sozialpsychologen nach Persönlichkeitsfaktoren, die einige Menschen anfälliger für anpassendes
Verhalten machen.
Menschen, die sich an andere anpassen tendieren zu:
• Wenig Selbstbewusstsein
• Hohen Bedarf an sozialer Unterstützung oder Anerkennung
• Hohen Bedarf an Selbstkontrolle
• Geringem IQ
• Ängstlichkeit
• Selbstbeschuldigung
• Gefühl, einen geringen Status in der Gruppe zu haben
Menschen passen sich in manchen Situationen an, in anderen nicht. Dies lässt erwarten, dass die
Faktoren der spezifischen Situation wichtiger sind, als die Persönlichkeitsfaktoren.
Passen sich Frauen eher an als Männer?
Die Art der Anpassungsstudie spielt hier eine wichtiger Rolle. Haben Frauen weniger Gewohnheit
und Übung mit einer Aufgabe als Männer, zeigen sie eine größere Ungewissheit und sind leichter zu
beeinflussen.
Sistrunk & Mc David (1971)
Studie mit männlichen und weiblichen Teilnehmern
Drei verschiedene Versuchsbedingungen:
51
1) Aufgabe mit traditionell männlichen Items ( spezielle Kombischlüssel identifizieren)
2) Aufgabe mit traditionell weiblichen Items ( Handarbeit identifizieren)
3) Aufgabe mit geschlechtsneutralen Items
( Popstar identifizieren)
Bei der ersten Bedingung zeigen die Frauen mehr anpassendes Verhalten als die Männer.
In der zweiten Bedingung zeigen die Männer mehr anpassendes Verhalten als die Frauen.
Bei den neutralen Items zeigen beide Geschlechter gleich viel Anpassung.
Kulturelle Normen
Bei der Studie von Smith und Bond (1998), die das Asch Paradigma nutzten um Anpassungsstudien
in verschiedenen Ländern durchzuführen, zeigte sich signifikante interkulturelle Variation.
Der Anpassungslevel variierte von 14% (Belgien) bis hin zu 58% (Fiji).
Der allgemeine Durchschnitt lag bei 31,2%.
Individualistische Kulturen in Nordamerika bzw. Nordwesteuropa (25,3%) erreichten einen
allgemein niedrigeren Wert als die kollektivistischen Kulturen ,z.B. in Afrika, Asien, Ozeanien,
Südamerika, etc (37,1%).
Eine Meta Analyse von 133 Replikationen des Asch Paradigma in 17 Ländern erzielte das Ergebnis,
dass Personen, die in Hofstede’s collektivism scale (1980) hohe Werte bekamen, sich mehr
anpassten als die Personen, die aus Hofstede’s collectivism scale mit niedrigen Werten
hervorgingen. (Verweis auf Kapitel 16, Figur 16.1)
Anpassung ist in kollektivistischen Staaten erwünscht und wird als Form von sozialen
Zusammenhang angesehen.
Interessanter: Obwohl der Anpassungslevel in individualistischen Staaten niedriger ist, liegt der
Wert immer noch relativ hoch:
Selbst, wenn Anpassung negative Seiten hat, finden es Menschen schwierig, der Anpassung an
Gruppen zu widerstehen.
Situationsabhängige Faktoren der Anpassung
Sozialpsychologen erforschten hier vor allem die Gruppengröße in Zusammenhang mit der
Gruppenübereinstimmung.
Obwohl manche Studien einen linearen Zusammenhang zwischen Gruppengröße und
Gruppenübereinstimmung sehen, zeigt sich der stabilste Fund bei einer Gruppenmehrheit von 3-5
Personen. Hier ist die Anpassung am stärksten – zusätzliche Gruppenmitglieder bewirken lediglich
kleine Effekte.
Campbell & Fairey (1989)
Anpassung hängt vom Diskussionsthema und von der Motivation des Individuums ab.
1) keine objektiv richtige Lösung (bevorzugter Musikstil etc): linearer Effekt mit wachsender
Gruppengröße: Das Individuum möchte zu der Gruppe dazugehören. Je größer die Mehrheit, desto
größer ist auch der Einfluss auf das Individuum.
2) objektiv korrekte Antwort möglich: Individuum möchte korrekt antworten, daher sind die
Sichtweisen von 1-2 anderen Personen ausreichend als Bestätigung oder zum Überdenken der
eigenen Sichtweise. Zusätzliche Meinungen von weiteren Gruppenmitgliedern sind größtenteils
überflüssig.
Wilder (1977)
Nicht die Anzahl von physisch anwesenden Personen, sondern die Anzahl der unabhängig
erscheinenden Informationsquellen einer Gruppe ist entscheidend. Eine Mehrheit von 3 unabhängig
erscheinenden Personen hat mehr Einfluss als eine Mehrheit von 5 Personen, die sich scheinbar
52
abgesprochen haben.
Es ist eine schwierige Aufgabe für Menschen in Gruppen, mehr als 4-5 verschiedene Meinungen zu
vertreten. Daher gibt es eine Tendenz zur Anpassung an vorherige Meinungen. Somit zeigt sich der
stabilste Mehrheitsfund bei 3-5 Personen (s.o.).
Aschs Original Experiment
• Stimmt die Mehrheit falsch überein, so wird eine Anpassungsrate von 33% erzielt.
• Anpassung wird stark reduziert, wenn die Mehrheit nicht übereinstimmt
• Ein korrekter Unterstützer, der immer richtig antwortet und mit dem Teilnehmer
übereinstimmt reduziert die Anpassung von 33% auf 5%.
• Jede Art von Nichtübereinstimmung scheint bei diesem Experiment effektiv zu sein. Ein
Andersdenkender ist sogar dann effektiv, wenn er mehr Fehler macht als die Mehrheit.
Allen und Levine (1971)
Abweichende und Unterstützer sind effektiv bezüglich Anpassung, weil sie die Übereinstimmung
der Gesamtheit erschüttern. Es wird überhaupt über Alternativen nachgedacht.
Normativer Einfluss und Informationseinfluss
Informationseinfluss
Einfluss auf Anpassung, um voneinander Informationen zu akzeptieren als Beweis für Realität.
Menschen brauchen das Gefühl, ihren Wahrnehmungen, Überzeugungen und Emotionen trauen zu
können. Informationseinfluss spielt immer dann eine Rolle, wenn Personen unsicher sind (z.B.
wenn ein Stimulus zweideutig ist). Effektiver Informationseinfluss verursacht kognitive
Veränderung.
Sherif (1936)
In den autokinetischen Experimenten von Sherif spielt Informationseinfluss sehr wahrscheinlich
eine Rolle. Die Personen waren verunsichert über die gesehenen Bewegungen und passten sich
daraufhin der Mehrheit an. Wenn ihnen erzählt wurde, dass die scheinbaren Bewegungen nur eine
Illusion waren, wurden sie resistent für Anpassung.
Normativer Einfluss
Einfluss auf Anpassung, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Menschen haben das Bedürfnis
nach sozialem Ansehen und Akzeptanz. Normativer Einfluss spielt eine Rolle, wenn die Gruppe
machtvoll genug ist, um die Mitglieder zu belohnen oder zu bestrafen.
Hierbei ist die Überwachung durch die Gruppe von großer Bedeutung.
Normativer Einfluss war sicher die Hauptursache für Anpassung im Asch Paradigma. Die Stimuli
waren eindeutig, daher scheidet Informationseinfluss aus.
Privatsphäre, Anonymität und weniger Überwachung durch die Gruppe reduzierten die Anpassung
an die Mehrheit, wahrscheinlich weil der normative Einfluss geschwächt war.
Deutsch und Gerard (1955)
Sie versuchten den normativen Einfluss völlig auszuschalten, trotzdem zeigte sich eine
Anpassungsrate von 23%.
• Informationseinfluss und/oder normativer Einfluss war trotzdem vorhanden.
• Es gibt einen dritten, noch nicht entdeckten sozialen Einflussprozess.
• Sozialer Einfluss in Gruppen muss auf andere Weise erklärt werden.
Normativer Einfluss und Informationseinfluss erklären Beeinflussung durch einen dualen Prozess
(entweder Anpassung auf Grund von Informationsbedarf oder Anpassung auf Grund von sozialer
53
Akzeptanz).
Die Zugehörigkeit zu Gruppen ist ebenfalls von großer Bedeutung.(social identity approach)
Fühlen wir uns zu einer Gruppe zugehörig, werden die Normen der Gruppe Standards für unser
Verhalten (referent informational influence). Turner (1985): Der Prozess sich selber als
Gruppenmitglied zu kategorisieren, produziert soziale Identität, Gruppenverhalten und
Gruppenübergreifendes Verhalten.
Metakontrastprinzip
Das Metakontrastprinzip beschreibt, wie Mitglieder einer Gruppe die Differenzen zwischen
Gruppenmitgliedern minimieren und sich gleichzeitig nach außen von anderen Leuten abgrenzen.
Die Gruppennorm ist internalisiert als kognitive Repräsentation für angebrachtes Verhalten als
Gruppenmitglied. Somit passen wir unser eigenes Verhalten an diese Gruppennorm an. Verhalten
sich alle Mitglieder konvergent, verstärkt dies das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe. Überwachung
durch andere Gruppenmitglieder ist hier nicht mehr nötig.
Minderheiteneinfluss
Minderheiten können die Sichtweisen der Mehrheit ändern. Oftmals hat dieser Einfluss mit
Leadership zu tun. Asch (1952) fand heraus, dass über einen einzelnen Deviate gelacht wird und
dieser mit seinen Ansichten nicht ernst genommen wird.
In einer Variante fand Asch heraus, dass eine größere Minderheit (9 Personen, die einer Mehrheit
von 11 Personen gegenüber standen), ernster genommen wurden, auch wenn die Mehrheit konstant
bei ihrer Sichtweise blieb.
Minderheiten, vor allem die, die aktiv und organisiert sind, leiten neue Ideen ein und stellen so
sozialen Wandel her. Ohne Minderheiteneinfluss wäre sozialer Wandel nur schwer zu erklären.
Kritik zur Anpassungsforschung
Vorurteil der Anpassung: Anpassung verläuft immer nur in eine Richtung, nämlich in dem sich
Minderheiten an Mehrheiten anpassen. Somit wird Sicherheit erzeugt und Stabilität aufrecht
erhalten.
Moscovici & Faucheux (1972) sahen in Aschs Paradigma in Wirklichkeit eine
Minderheitenbeeinflussung. Passt sich wirklich eine richhtige Versuchsperson an die scheinbare
Mehrheit an, was die eindeutigen visuellen Reize betrifft?
Aschs Experimente waren laut Moscovici und Faucheux nicht eindeutig, da Versuchsperson und
Mehrheit nicht in Übereinstimmung standen. Somit kann man das Experiment umdeuten, sodass
sich die Vp an eine Minderheit anpasst, die konsequent erscheint, während die große Mehrheit, die
anders antworten würde (nämlich korrekt), gar nicht am Experiment teilnimmt.
Entgegengesetzt zur traditionellen Anpassungsforschung glaubte Moscovici, dass es
Nichtübereinstimmung und Konflikte in Gruppen gibt und dass daraus die folgenden 3
Handlungsmöglichkeiten entstehen:
• Anpassung: Die Sichtweise der Mehrheit setzt sich durch, sodass sich die Minderheit an
diese Sichtweise anpasst.
• Normalisation: es wird ein gegenseitiger Kompromiss gefunden
• Innovation: Die Minderheit produziert einen Konflikt um die Mehrheit zu dem Punkt zu
bekommen, indem sie sich der Minderheit anpasst.
Einfluss des Verhaltens
Menschen meiden den sozialen Konflikt. Funktioniert dies nicht, kapitulieren sie oft, um den
Konflikt zu verhindern. Aktive Minderheiten schaffen Konflikte und betonen diese. Moscovici
glaubte, dass dies eine effektive Möglichkeit sein kann, über eine Mehrheit zu gewinnen. Eine
54
wichtige Rolle hierbei spielt das Verhalten der Minderheit.
• Die Minderheit unterbricht die Mehrheitsnorm und stellt somit Unsicherheit und Zweifel
her.
• Die Minderheit präsentiert sich selbst als Einheit.
• Sie stellt dar, dass es Alternativen zu der Überzeugung der Mehrheit gibt.
• Sie demonstriert Sicherheit in ihrer Sichtweise.
Studie von Maass & Clark (1984)
4 Vpn und 2 Komplizen nahmen an einer Farbwahrnehmungsaufgabe teil, in welcher es darum
ging, die Farbe von blauen Balken in verschiedener Intensität zu benennen.
Die Komplizen nannten die blauen Balken entweder konstant „grün“ oder inkonsequent zu zwei
Dritteln „grün“ und zu einem Drittel „blau“. Zudem gab es eine Kontrollgruppe mit 6 richtigen
Versuchspersonen.
Die konsequente Minderheit hatte signifikant mehr Einfluss auf die Vpn als die inkonsequente
Minderheit. Auch wenn die Anpassungsrate bei einer konsequenten Minderheit wesentlich geringer
ist als bei einer konsequenten Mehrheit, so ist es trotzdem bemerkenswert, dass 4 Personen von 2
Personen beeinflusst werden.
Nach diesem Test wurde die Farbwahrnehmung der einzelnen Person geprüft. Dabei konnte man
feststellen, dass die Schwelle „grün“ bei zweideutigen Reizen zu sagen, bei den
Experimentalgruppen deutlich geringer war. Dieser Effekt war stärker ausgeprägt bei den
Teilnehmern, die in der Gruppe der Mehrheit widerstanden haben und die Balken nie öffentlich
„grün“ genannt haben.
Moscovici und Lage (1976) nutzen die gleiche Farbwahrnehmungsaufgabe, um konsistente und
nichtkonsistente Minderheiten mit konsistenten und nichtkonsistenten Mehrheiten zu vergleichen.
Die nichtkonsistente Minderheit hatte keinen Effekt, aber die konsistente Minderheit ergab eine
Anpassungsrate von 10 %. Dies lässt sich nicht vergleichen mit der Anpassungsrate der
konsistenten Mehrheit von 40%, aber sehr wohl mit der inkonsistenten Mehrheit von 12%.
Am wichtigsten allerdings ist, dass die einzigen Teilnehmer, bei denen sich die blau-grün-Schwelle
änderte, diejenigen waren, die sich in der Gruppe mit der konsistenten Minderheit befanden.
Zwei wichtige Merkmale von Konsistenz
• Es handelt sich um wirkliche Konsistenz, nicht nur um das Wiederholen der Aussage
• Die Präsenz von Konsistenz innerhalb der Minderheitengruppe ist von großer Bedeutung
Verhaltensfaktoren, die Minderheiten einflussreich machen können:
• Investment: Minderheiten sind effektiver, weil sie für ihre Überzeugung größere
persönliche oder materielle Opfer erbringen müssen
• Autonomie: Minderheiten sind effektiver, wenn sie aus ihrer Überzeugung handeln und
nicht aus niederen Motiven
• Stabilität vs. Flexibilität: eine Minderheit muss absolut konsistent in ihrer Position bleiben
und trotzdem offen und flexibel erscheinen
Gruppenmitgliedschaft und soziale Identität
Gruppen, die in der Gesellschaft die Sichtweise von Minderheiten vertreten, werden oftmals als
soziale Außenseitergruppen bezeichnet oder für Deviants gehalten. Die Sichtweise von
Homosexuellen, Umweltschützern und Intellektuellen wird oft als irrelevant dargestellt, trivialisiert
oder belächelt. Somit ist es für Minderheiten eine schwierige Aufgabe, effektiven Einfluss zu
erlangen. Der Trick hierbei ist, dass sich Minderheiten als feste Gruppe darstellen müssen, aber
trotzdem eine offene konsistente Sichtweise nach außen hin vertreten müssen.
55
Wenn die Gruppenmitgliedschaft auf Grund einer nach außen vertretenen Perspektive sehr wichtig
ist, dann gibt es eine Art von Neudefinition in den Gruppeneigenschaften der Minderheit und sie
wird somit effektiv.
Konversion
1980 definierte Moscovici sozialen Einfluss mit Hilfe eines dualen Modells neu. Er erklärte, dass
Minderheiten und Mehrheiten sozialen Einfluss auf verschiedene Art und Weise gewinnen. Die
Perspektive der Mehrheit wird auf Grund von normativer Abhängigkeit oder
Informationsabhängigkeit passiv ohne viel Nachdenken übernommen.
Im Gegensatz dazu erfolgt der Einfluss von Minderheiten oftmals über einen oft verborgenen
indirekten Wandel der privaten Überzeugung (Konversionseffekt).
Dabei ist es, wie in der Studie von Moscovici und Lage erklärt möglich, dass Personen innerlich ihr
Überzeugung geändert haben, auch wenn sie öffentlich die Meinung der Mehrheit vertreten.
Clark und Maass (1983) fanden in einer Studie über die Rechte von Homosexuellen heraus, dass
die öffentlich verkündeten Meinungen der Mehrheit folgen, während die privat ausgesprochenen
Einstellungen in die Richtung gingen, die durch die Minderheit präsentiert wurde.
Moscivici & Personnaz (1980) führten eine Studie durch, in der einzelne Vpn mit Komplizen
konfrontiert wurden, die entweder eine Mehrheit oder eine Minderheit darstellten. Die Aufgabe
bestand darin, eindeutige Farbwahrnehmungsaufgaben zu beurteilen . Die Komplizen nannten dabei
die blauen Balken konsequent „grün“. Die Teilnehmer nannten öffentlich die Farbe, die sie sahen
und schrieben dann privat den gesehenen Nacheffekt auf (bei blau=gelb; bei grün=violett). Die
Phase mit den Komplizen ist Phase 2 des Experiments. In Phase 1 und 3 beurteilten die Vpn genau
das gleiche, allerdings ohne Einfluss durch andere Personen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Vp bei Einfluss durch eine Mehrheit gleichbleibend ein gelbes
Nachbild sahen. Bei Einfluss durch die Minderheit allerdings gaben die Teilnehmer ein violettes
Nachbild an. Der Effekt, dass die Teilnehmer wirklich einen grünen Balken sahen, blieb auch dann
bestehen, wenn sie unbeeinflusst waren.
Andere Forscher, die diese Studien wiederholten, konnten diesen Effekt nicht bestätigen. Das heißt
nicht, dass die Konversationstheorie fasch ist, aber es bewirkt, dass der Status dieser Studie als
Beweis für die Theorie fragwürdig ist.
Attribution und Minderheiteneinfluss
Es gibt viele Aspekte, die den Einfluss von Minderheiten als Attributionsprozess erscheinen lassen.
Effektive Minderheiten sind konsistent, unabhängig von der Mehrheit, unbeeinflusst von externem
Druck und flexibel. Diese Kombination lässt uns denken, dass Minderheiten ihre Position frei
ausgewählt haben. Dies führt dazu, dass Personen Minderheiten ernst nehmen und ihre eigenen
Einstellungen überdenken.
Soziale Auswirkung und Minderheiteneinfluss
Soziale Auswirkungen beschreiben den Effekt, den andere Personen auf unsere Einstellungen oder
unser Verhalten haben, normalerweise als Konsequenz von Faktoren wie Gruppengröße und
zeitlicher Unmittelbarkeit.
Latané und Wolf (1981) zeigten, dass eine Einflussquelle mit der Anzahl der Personen steigt. Doch
wenn die Einflussquelle in der Anzahl größer wird, wird die Auswirkung jeder einzelnen Quelle
kleiner. Anscheinend muss die Anzahl der einflussnehmenden Personen ein bestimmtes Plateau
erreichen. Eine bestimmte Anzahl von Personen muss erreicht sein, damit eine Minderheit Einfluss
ausüben kann und nicht belächelt wird. Zusätzliche Mitglieder haben dann allerdings wenig
Auswirkungen. Somit haben die einzelnen Personen einer Minderheit mehr Einfluss als die
einzelnen Personen einer Mehrheit.
56
Kritik
Latané und Wolf können somit einige quantitative Unterschiede zwischen Minderheiten- und
Mehrheiteneinfluss erklären. Sie selber gaben allerdings schon zu, dass ihr Modell für die Erklärung
qualitativer Unterschiede nicht geeignet ist.
Auch die Erklärung durch normative Einflüsse bzw. Infromationseinflüsse reicht allein nicht aus,
um sozialen Einfluss zu erläutern.
Ob Minderheiten oder Mehrheiten einflussreich sind, kann einfach davon abhängen, ob es
Menschen gibt, die sich selber als Mitglieder einer Minderheit zuordnen können oder nicht. Eine
spätere Meta-Analyse von Wood und Co ergab, dass Menschen, die real mit einer sozialen
Minderheit konfrontiert werden, sich eher ausweichend verhalten und die Anpassung an die
Minderheit vermeiden.
Dies widerspricht Moscovicis Modell.
57
Kapitel 8 People in groups
Teil 1: Was ist eine Gruppe
Gruppen als Kategorien:
• kategorische/ auf Ähnlichkeit beruhende Gruppen
• dynamische/ auf Interaktion beruhende Gruppen
Kategorien unterscheiden sich in „entitativity“
= Eigenschaft/ Merkmal einer Gruppe, die sie als eine zusammenhängende Einheit erscheinen lässt
Gruppe ≠ Aggregat
Aggregat = Anhäufung/Ansammlung von Individuen ohne Beziehung zueinander
Definition von „Gruppe“ → Haupteigenschaften einer Gruppe
• gegenseitige Interaktion
• Wahrnehmung der Individuen zu Gruppe zu gehören
• Voneinander abhängig (interdependent)
• Gemeinsame Ziele
• Regeln, Normen
• Zwei oder mehr Mitglieder
Individualistische Sichtweise der Forscher:
→ Gleiches Verhalten der Individuen allein und in Gruppen
→ Gruppenprozesse = zwischenmenschliche Prozesse zwischen mehreren Leuten
Kollektivistische Sichtweise der Forscher:
→ Verhalten von Individuen in Gruppe beeinflusst von:
1. einmaligen sozialen Prozessen
2. kognitiven Darstellungen
die so nur in einer Gruppe auftreten können
Teil 2: Die Auswirkungen einer Gruppe auf die individuelle Leistung
„Social facilitation“:
→ bloße körperliche Anwesenheit anderer Personen hat Einfluss auf Verhalten einer Person:
• gut gelernte/ einfach Aufgabe→ Verbesserung
• schlecht gelernte/ schwierige Aufgabe→ Verschlechterung
Erklärungen der „social facilitation“ mit „drive“ als Ursache:
1.)„Drive theory“:
Reaktion des Publikums nicht vorhersagbar→ Person wachsam, aufmerksam→ verstärkte
Motivation/ Antrieb (drive)→ Antrieb des gewöhnlichen Verhaltens in dieser Situation
1.) gewöhnliches Verhalten liegt mir/ einfach →Verbesserung
2.) gewöhnliches Verhalten liegt mir nicht/ fällt mir schwer→ Verschlechterung
„drive“ = angeborene Reaktion auf physische Anwesenheit von Personen
58
2.)„Evaluation apprehension“ (gehört irgendwie zu „drive theory“)
wir wissen, dass Belohnung und Bestrafung unseres Verhaltens (Lob, Applaus etc.)
davon abhängt, wie andere uns bewerten → Angst vor Bewertung (evaluation apprehension) →
Antrieb/ Motivation
Vorraussetzung: Publikum anwesend und aufmerksam
„drive“ = gelernte Antwort→ Angst vor Bewertung
Ergebnis: „drive“(Motivation/Antrieb) versus „apprehension(Erwartung/ Angst)“:
→ bloße Anwesenheit des Publikums, also Motivation/Antrieb (drive), notwendig für „social
facilitation“
→ Angst vor Bewertung („evaluation apprehension“) nicht nötig für social facilitation
3.)„Distraction-conflict-theory“ (gehört irgendwie zu „drive theory“)
Publikum = Ablenkung (distraction) → Konflikt: Aufmerksamkeit Publikum oder Aufgabe
widmen?
Aufmerksamkeitskonflikt→ Antrieb→ Förderung des üblichen/gewöhnlichen Verhaltens in dieser
Situation
→ Verschlechterung der schwierigen Aufgaben
→ Verbesserung der einfachen/ leichten Aufgaben /weil die Motivation die Ablenkung überwindet)
Voraussetzung: körperliche Anwesenheit des Publikums
„drive“ = Produkt von Aufmerksamkeitskonflikt
Erklärungen der „social facilitation“ ohne „drive“ als Ursache:
1.) „self-awareness-theory“
Aufmerksamkeit auf sich selbst gerichtet (Selbst = Objekt)
(self-awareness)
→ Vergleich zwischen „aktuellem Selbst“(wie man Aufgabe bewältigt) und „idealem Selbst“(wie
man Aufgabe gerne bewältigen würden)
→ Diskrepanz zwischen aktuellem und idealem Selbst
→ verstärkte Motivation und Bemühung die beiden anzugleichen, also Diskrepanz aufzuheben
→ 1.)einfache Aufgaben → Verbesserung
→ 2.)schwierige Aufgaben → Diskrepanz zu groß → aufgeben → Verschlechterung
Auslöser für „self-awareness“:
• Spiegel schauen
• Anwesenheit von anderen, die auch eine Aufgabe lösen
• Anwesenheit von Publikum
2.) Bestreben der Menschen, sich gegenüber anderen möglichst gut
darzustellen/möglichst guten Eindruck zu hinterlassen
59
bei einfachen Aufgaben möglich → Verbesserung
bei schwierigen Aufgaben: Fehler → Peinlichkeit/ Verlegenheit → Verschlechterung
3.) Anwesenheit von Personen hat Konsequenzen für Aufmerksamkeit
begrenzte Aufmerksamkeitskapazität → Anwesenheit von Publikum führt zu Überlastung →
Eingrenzung des Blickfeldes der Aufmerksamkeit = Konzentration auf eine kleine Gruppe von
Hinweisen
schwierige Aufgaben erfordern Aufmerksamkeit für viele Dinge gleichzeitig →
Aufmerksamkeitsbegrenzung durch Publikum → Aufmerksamkeit auf wichtige Hinweise verloren
→ Verschlechterung
einfache Aufgaben erfordern nur Aufmerksamkeit für einige wenige Dinge →
Aufmerksamkeitsbegrenzung durch Publikum schaltet Ablenkung aus, die durch belanglose
Hinweise entstanden ist → Konzentration auf wesentliche Dinge → Verbesserung
4.) automatische versus kontrollierte Aufgabenausführung
schwierige Aufgaben = hoch kontrolliert → große Aufmerksamkeit nötig → Publikum lenkt
Aufmerksamkeit von Aufgabe weg → Verschlechterung
einfache Aufgaben = automatisch → wenig Aufmerksamkeit nötig → Publikum bewirkt verstärkte
Aufmerksamkeit auf Aufgabe → kontrolliertere Aufgabe → Verbesserung
Auswirkung der Anwesenheit anderer Menschen auf Verhalten einer Person abhängig von:
1. Art der Anwesenheit (passiver Zuhörer, ein anderer, der Aufgabe löst etc.)
2. Art der Aufgabe
↓
Klassifizierung von Gruppenaufgaben:
•
Arbeitsteilung möglich/ nicht möglich
→ divisible-task versus unitary-task
• vorgegebenes Niveau/ Anforderung vorhanden/ nicht vorhanden
→ maximising-task: so viel wie möglich
→ optimising-task: best. Niveau erreichen; nicht mehr und nicht weniger
• individueller Einsatz im Verhältnis zum Gruppenergebnis
Gruppen besser als Individuen?
1.) „process loss“ (Herr Steiner)
→ Gruppenarbeitsleistung lässt im Vergleich zu Einzelleistung nach
Gründe:
• gegenseitige Behinderung („coordination loss)
• Motivationsverlust
60
→ Gruppenleistung < Gruppenpotenzial/-leistungsvermögen
„Social loafing (=Soziales Faulenzen) and social impact“
A) „social loafing“
1.) Ringelmann- Effekt
→ je größer die Gruppe, desto geringer der Einsatz jedes Einzelnen
Erklärungen:
• „coordination loss“
→ Einzelne können nicht ihr gesamtes Potenzial entfalten wegen gegenseitiger Behinderung
(Drängeln, Ablenkung..)
• „motivation loss“
→ weniger motiviert → strengen sich nicht so an
2.) eigentliches „social loafing“ (Latané, Williams, Harkins)
→ Unformung des “motivation-loss” zu “social loafing”
„social loafng“ = reduzierte individuelle Anstrengung in gemeinsamer Aufgabe
(wenn Ergebnisse von allen Personen zusammengefasst werden und nicht klar ist
wer was gemacht hat)
→ im Vergleich zu alleine arbeiten oder zusammenarbeiten, aber erkennbar wer
was gemacht hat
je mehr Mitglieder desto geringer die Einzelleistungen
→ bis Gruppengröße von ca. 8 Personen (bei ohnehin schon großen Gruppen führt weiteres
Mitglied nicht zu weiterer Einzelleistungsreduktion)
3.) Zusammenhang „social loafing“ und „free-rider effect“
free-rider-effect = Vorteil aus Gruppenmitgliedschaft ziehen ohne etwas beizutragen
→ Gruppenergebnis nutzen ohne etwas beizutragen
Gründe für „social loafing“ (Green 1991)
1.) „output-equity“
→ Menschen gehen davon aus, dass andere in Gruppe sich weniger anstrengen → strengen sich
selbst auch weniger an damit gerecht
2.) „evaluation apprehension“
Mensch unmotiviert und in Gruppe → fällt nicht auf wenn er nichts tut
Mensch unmotiviert und allein → ganz klar, was man genau geleistet hat → Angst vor
Bewertung → Motivationsverlust überwinden
3.) „matching to standard“
→ keine Vorgabe/ Vorschrift über Leistung, die man bringen muss
61
B) „social impact“
= Einfluss z.B. des Experimentators auf Vp
1 Vp → maximaler Einfluss: Vp trägt die Verantwortung allein
viele Vpn → alle angesprochen → Verantwortung verteilt sich auf viele
→ je größer die Gruppe desto geringer der Einfluss auf den Einzelnen
Faktoren, die „social loafing“ reduzieren:
• Abgrenzbarkeit vom VL
• persönliche Verwicklung in Aufgabe/ persönliches Interesse
• „partner effort“ (Anm.: war nicht näher erklärt)
• Intergruppenvergleich
• bedeutsame/wichtige/sinnvolle Aufgabe und Erwartung, dass die anderen der Gruppe
schlechte Leistung zeigen → selbst anstrengen um zu kompensieren
Gründe für „umgekehrten loafing-Effekt“:
= in Gruppe größere individuelle Produktivität als wenn allein gearbeitet
•
„social compensation effect“
→ härter arbeiten um voraussichtliches „loafing“ der anderen Mitarbeiter
auszugleichen (bei wichtigen Aufgaben)
→ Gruppe bringt Individuum dazu sein persönliches Potenzial zu überschreiten
→ je größer Gruppe desto größer individuelle Leistung
•
kollektivistische Weltanschauung der Menschen (statt individualistische)
→ legen mehr Wert auf Gruppe als auf Individuum
•
Glaube daran als Gruppe wichtige Ziele erreichen zu können
→ 2 Hauptgründe für erhöhte Einzelleistung in Gruppe:
o Bedeutung/ Wichtigkeit der Aufgabe
o Bedeutung der Gruppe fürs Individuum
→ Individuen arbeiten härter in auffälligen, hervorragenden Gruppen als allein
(Uniform, starker Zusammenhalt wegen gegenseitiger Sympathie,
Intergruppenwettbewerb…)
Teil 3: Gruppenkohäsion/ Gruppenzusammenhalt
grundlegendste Eigenschaft einer Gruppe = Zusammenhalt (→ Solidarität, esprit de corps,
Teamgeist, Moral etc.)
Kennzeichen des Zusammenhalts:
• Gleichartigkeit in Bezug aufs Verhalten
• gegenseitige Unterstützung zwischen den Mitgliedern
62
Zusammenhalt = unbeständig
→ Unterschiede
• je nach Gruppe
• je nach Situation/ Kontext
• über Zeit hinweg
Bedeutung des Zusammenhalts
→ macht Gruppe aus
→ unterscheidet Gruppe von Aggregat
1)“theory of group cohesiveness“ (=Theorie der Gruppenkohäsion)
→ Festinger, Schachter, Back (1950)
verschiedene Kräfte
→
Kohäsion
a)Reiz/ Attraktivität
der Gruppe und Gruppenmitglieder
b)Ausmaß der erfüllten individuellen Ziele
durch Gruppe(-nmitgliedschaft)
→
Verhalten
a) Fortbestand der Gruppen
mitgliedschaft
b)Befolgung von Gruppen
standards
2) Vereinfachung der Theorie:
Kohäsion =
• Attraktion / Anziehung zur Gruppe
• interpersonelle Attraktion/ Anziehung
Messung der Kohäsion der gesamten Gruppe/ Gruppenkohäsion
→ Aufsummierung der einzelnen Kohäsionen
Faktoren, die interpersonelle Attraktion erhöhen
→ erhöhte Kohäsion
(Ähnlichkeit, Kooperation, gemeinsame Bedrohung etc.)
erhöhte Kohäsion → Anpassung an Gruppenstandards, Betonung der Ähnlichkeit, verbesserte
Kommunikation innerhalb der Gruppe, erhöhte Sympathie/ Mögen
3.) viel weiteres Modell der sozialen Kohäsion und wechselseitigen interpersonellen
Abhängigkeit der sozialen Gruppe
→ es gibt Rahmenbedingungen dieses Modells → durch unterschiedliche Betonung der
einzelnen Aspekte entstehen aus diesem Modell mehrere unterschiedliche Modell
(das obige Modell ist ein Beispiel hierfür → ist aus diesem Modell entstanden, gehört zu
diesem Modell dazu)
Rahmenbedingungen:
individuelle Ziele, die nicht allein erreicht werden können
↓
Zusammenschluss von sich fremden Individuen
↓
gegenseitige Abhängigkeit und kooperative Interaktion
↓
gegenseitige Zielbefriedigung
↓
63
Wahrnehmung der anderen als Quelle/ Grund der Belohnung → positive Bewertung
↓
interpersonelle Attraktion
↓
Kohäsion
Kritik: Berechnungsverfahren der Gruppenkohäsion angemessen?
↓
Summierung der interpersonellen Attraktion reicht nicht aus um Gruppenprozess zu erfassen
↓
4.) Hogg (1993)
→ Unterscheidung: persönliche Attraktion – soziale Attraktion
persönliche Attraktion
→ wirklich interpersonelle Attraktion
→ jdn. mögen aufgrund von
• enger Beziehung
• spezifischen/ eigenen Vorlieben
→ hat nichts mit Gruppe zu tun!!!
soziale Attraktion
→ gegenseitiges Mögen aufgrund von
a) gemeinsamer Gruppenmitgliedschaft
b) Übereinstimmung der Person mit Muster der Gruppe
→ „Mögen“-Komponente der Gruppenmitgliedschaft
Selbstkategorisierung → Konstellation
Stereotypisierung) → soziale Attraktion
von
Effekten(z.B.
Intergruppenunterscheidung,
2 Vorteile dieses Berechnungsverfahrens:
1.) keine Reduzierung der Gruppenkohäsion und –solidarität auf interpersonelle Attraktion
= gut, denn: interpersonelle Attraktion führt nicht automatisch zu höherer
Gruppensolidarität (→ Experiment Hogg und Turner (1985) )
2.) geeignet für kleine und große Gruppen (nicht nur für große Gruppen wie ursprünglich)
Group socialisation
Gruppen haben dynamische Strukturen, alte Mitglieder gehen, - neue kommen dazu u.s.w. Deshalb
sind viele Statistiken, die nicht den Faktor „Zeit“ einer Gruppe beachten. Viele Sozialpsychologen
sehen hier eine Schwäche der Gruppenforschung. In der Organisationspsychologie werden
Zeiteffekte ernster genommen. Tuckmann (1965)hat fünf Stadien festgelegt, welche eine Gruppe
normalerweise durchlebt.
64
1.)forming – Orientierung und Gewöhnung aneinander
2.)storming – ein konflikt kann beginnen, weil die Mitglieder sich besser kennen und ernsthaft über
Ziele oder Praxisumsetzung diskutieren können
3.)norming – nach diese „storming“ – Phase beginnt die Phase der gemeinsamen Identität, ein
Konsens besteht und Abhängigkeiten beginnen
4.)performing – Periode in der die Gruppe ausgeglichen gleichen Zielen nachgeht und gleiche
Normen teilt
5.)adjourning – die Gruppe lässt in ihrer Effektivität nach, weil das Interesse nachlässt oder die
Konformität der Ziele
Es gibt 5 bezeichnende Phasen der Gruppensozialisation(Levin,Moreland &Choi 2001):
1.)The Prospective member will be in a process of Investigation
2.)The new member will be in a Socialisation – process
3.)The full member will be totally accepted in a process of “Maintenance”
4.)The marginal member will find a way out of the group and has to resocialisate
5.)The ex-member and the group engage in reminiscense
Es gibt spezielle Riten (Initiation rites), die oft den Übergang eines Gruppenmitglieds in eine andere
Rolle markieren. Es können sowohl öffentliche Feste( loyalty eliciation) mit positiven Symbolen
(symbolics)sein, als auch öffentliche Demütigungen oder schmerzhafte Prozeduren.(apprenticeship)
Je schmerzhafter der Prozess einer Gruppenaufnahme, desto stärker ist unsere Dissonanz dies durch
Positives in Bzg auf dies Gruppe wieder auszugleichen. “Cognitive dissonance“ – Festinger sagte
bereits, dass wir stets nach Harmonie und Ausgleich streben.(Kpt 6)Allerdings gilt dies in Bzg auf
die Gruppe nur wenn es eine Initiation dazu gab.
Normen
Normen definieren gewisse Eigenschaften und gemeinsame Überzeugungen, die eine Gruppe von
der anderen unterscheiden. Stereotypen und Normen liegen eng beieinander, wobei Stereotypen
meist in anderen Gruppen jedoch nicht in der eigenen gesehen werden.
Garfinkel(1967) versuchte über ein bestimmtes System, called „Ethnomethodology“ versteckte
Normen herauszufiltern. Normen innerhalb einer Gruppe können extrem starken Druck auf die
Mitglieder ausüben. Sigel und Siegel (1957) machten hierzu ein Experiment an amerikanischen
Schulen der Mittelklasse in Bzg auf die politische Einstellung.
Hierbei wurde die gesamte Bandbreite der politischen einstellungen gemessen (Frame of reference)
und man fand heraus, das Schüler der „Dormitory – group“ die nicht unter dem starken Einfluß
einer „Sorority“ stehen, deutlich liberaler werden und weniger konservativ.
Gruppenmitglieder lassen sich also in Bezug auf ihre Einstellungen stark von den Normen einer
Gruppe leiten. Normen koodinieren ebenfalls die Taten der Gruppenmitglieder oder rechtfertigen
bzw. legitimieren sie innerhalb der Gruppe. Übernimmt ein neues Gruppenmitglied diese Normen
nicht, so wird es sabotiert oder ausgeschlossen. Klare gemeinsame Normen steigern also die
Effektivität und Produktivität einer Gruppe.
Allerdings dürfen höhergestellte Gruppenmitglieder diese Normen eher brechen oder verändern als
weniger einflussreiche Mitglieder.
Gruppenstruktur
Die Gruppenstruktur weist oft verschiedene Rollen der Mitglieder auf, bezogen auf den Status in
der Gruppe. Ebenfalls kann es Untergruppen oder einen gewissen Kern der Gruppe geben.
Allerdings kann es ebenfalls-seltener sein – das die Gruppenmitglieder equal sind.
Rollen zeigen eine gewisse Verhaltensweise auf, welche Gruppenmitglieder vorweisen. Diese
können unformal und implizit sein(Freunde) oder aber formal und explizit(Crew eines
Flugzeuges).Generelle Rollenunterschiede können zwischen Spezialisten mit einem gewissen Talent
65
sein, welche wichtige Gruppenanliegen erledigen – oder sozial – emotionale Mitglieder welche für
Zusammenhalt sorgen.
Rollen sorgen für einen klaren Gruppenablauf und eine definierte Position der Personen einer
Gruppe. Oft gibt es allerdings die Tendenz das Verhalten eines anderen weniger der Situation
angemessen zu beurteilen, sondern zu verallgemeinern. Das heißt, eine Rolle kann schnell zur
Identität werden und wird weniger differenziert beurteilt. Das beste Beispiel von der Macht der
spezifischen Rollen die Personen annehmen können ist das Experiment von Zimbardo(1971) –<
vgl. Film „Das Experiment“>
Zwei Gruppen von Studenten wurden zufällig in die Rolle der Gefängnisaufseher und in die Rolle
der Gefangenen eingeteilt. Dann sollte beurteilt werden wie gut sich die jeweiligen Personen ihrer
Rolle anpassen können. Das Experiment musste nach 6 Tagen abgebrochen werden, da die Aufseher
mit Demütigungen und Machtspielen begannen und die Gefangenen aufgrund dessen sehr passiv
wurden und den Kontakt zur Realität verloren, teilweise schwere psychische Störungen zeigten.
Status
In einer Gruppe gibt es oft Personen mit einem höheren Status als andere. Dazu gehört oft das
manche ein höheres Ansehen besitzen und die Fähigkeit Dinge die die Gruppe betreffen aktiv in die
Hand zu nehmen. Solche Personen können dann zu „Anführern“ einer Gruppe werden.
Allerdings ist das Ansehen einer Person nicht unbedingt stabil sondern kann durchaus über
Zeiträume hinweg variieren oder auch situationsbedingt eine Änderung hervorrufen.
Die Theorie „expectation status“(Berger, Fisek, Norman & Zeldich 1977et al.) besagt, das ein Leiter
der Gruppe oft dadurch entsteht ,dass er den allgemeinen Erwartungen der Gruppe durch sein
Verhalten sehr gut entspricht. Dazu gehören zwei wichtige Aspekte:
1.)Specific status characeristics: Eigenschaften, welche die Interessen einer Gruppe direkt positiv
beeinflussen (gute Leistungen in einem Sportteam)
2.)Diffuse status characteristics: Eigenschaften, welche nicht direkt das Interesse der Gruppe
beeinflussen können, jedoch in der Gesellschaft entweder positiv oder negativ bewertet werden.(
Mann oder Frau zu sein, älter zu sein, eine dunkle hautfarbe zu haben...)
Diese diffusen Statuseigenschaften werden ebenfalls von der Gruppe bewertet(z.B ein Arzt), auch
wenn es nicht direkt etwas mit der Zielerreichung zu der Gruppe zu tun hat. Trotzdem werden
Personen welche einen hohen diffuse status haben, eher als fähig angesehen die Ziele der Gruppe
positiv zu beeinflussen.
Communication network
Innerhalb einer Gruppe gibt es ein Kommunikationsnetzwerk ,welches festlegt wer wann mit wem
kommuniziert. Damit werden gewisse Aktionen besser koordiniert.
Bavelas(1968) vermutete, dass ein wichtiger Faktor der Kommunikation darin bestand, auf wie
viele Personen man trifft bevor man sein Anliegen der eigentlichen Person mitteilen kann.
Weniger komplex organisierte Gruppen können sehr zentralisiert ausgerichtet sein bzgl. Der
Kommunikation. Das heißt, der Leiter gibt konkret Anweisungen, empfängt die meisten
Informationen und ist in direktem Kontakt mit allen .Jedoch würde es bei komplexeren
Gruppenstrukturen den Leiter der Gruppe überlasten, wenn ihn jegliche Information erreichen
würden. Daher gibt es hier ein weniger zentralisiertes Netzwerk der Informationenweitergabe.
Ein weiterer Faktor ist, das die Mitglieder einer Gruppe sich autonomer und verantwortlicher fühlen
können wenn sie ebenfalls Mitentscheidungsrecht haben bei weniger zentralisierten Netzwerken.
Die Leistung ist dadurch oft effizienter und die Motivation höher. Wogegen Gruppen, in denen nur
einer das Sagen hat, sich oft zu abhängig und ineffektiv gegenüber der leitenden Person fühlen.
Dies wiederum kann die Gruppenleistung negativ beeinträchtigen.
66
Subgroups and crosscutting categories
So gut wie alle Gruppen haben gewisse Untergruppen, welche ebenfalls den Kern der Gruppe
repräsentieren.(Bsp: Sozialpsychologen in einem psychologischen Institut sind ebenfalls Mitglieder
der großen Gruppe von Sozialpsychologen – crosscutting categories).
Gruppen sind in gewissem Grade abhängig von ihren Untergruppen. Entsteht ein Wettbewerb
zwischen Gruppe und Untergruppen kann dies die Struktur der Gruppe gefährden.
Verschieben sich die gemeinsamen Vorstellungen bezüglich der Ideale der Gruppe, so kann es
soweit zum Konflikt kommen, dass die Untergruppe sich aus der Gruppe ausschließt und andere
Ziele verfolgt. Dies geschieht oft in politischem oder religiösem Kontext.(e.g. Sani&Reicher 1998,
2000)
Deviants and marginal members
Es gibt viele Gruppen die in zwei Kategorien einzuteilen sind:
1.)Solche, welche die Gruppe sehr gut repräsentieren, oft Prototypen der Gruppe sind
2.)Solche, die es nicht sind – keine Prototypen
Prototypen haben oft eine hohen Einfluß auf die Gruppe und befinden sich in leitenden Rollen,
wogegen die anderen Mitglieder eher wenig Aktives dazu beitragen können.
Oft werden solche Personen als „schwarze Schafe“ bezeichnet und Schwanken zwischen
Gruppenzugehörigkeit und Nicht – Zugehörigkeit. Sie werden weniger gemocht und sogar als
Außenseiter bezeichnet. Ei Grund dafür kann sein das sie sich nicht genügend an die Normen der
Gruppe halten. Allerdings haben genau diese Personen oft eine wichitge Role in der Gruppe. Der
Leiter der Gruppe achtet genau aufgrund solcher Personen mehr auf den Zusammenhalt und die
gemeinsame Identität der Gruppe. Eine andere wichitge Rolle können marginal members spielen,
wenn es darum geht die Gruppe zu verändern oder Kritik zu üben. Hornsey & Imani,2004 fanden
heraus das Gruppenmitglieder unter günstige Bedingungen viel eher Kritik von Mitgliedern der
Gruppe als von Außenstehenden annehmen können.
Allerdings kann dies nur effektiv sein, wenn sich eine Minderheit ausgebildet hat („Schism“),
welche sich zu den Ideologien der Gruppe kritisch äußert. Ein einzelner Außenseiter hat oft wenig
Chancen etwas zu verändern.
Reason for joining groups
Wir bilden Gruppen mit Personen aus unserem Umfeld.
Gemeinsame Interessen, Eigenschaften und Ziele sind starke Motivationen Gruppen zu
bilden.(Sherif 1966)
Menschen begeben sich oft in Gruppen um Dinge verwirklichen zu können, die sie alleine nicht
schaffen würden(Umweltschutz).
Ebenfalls um positive Unterstützung zu erfahren oder keine Einsamkeit zu fühlen(Peplau &
Perlamn, 1982). Ebenfalls kann man Gruppen zum Selbstschutz oder persönlichen Schutz beitreten.
Oder zur emotionalen Unterstützung in stressigen Zeiten(Aidsgruppen).
Jedoch kann bei extremen Stress auch das Gegenteil eintreten, wenn feste menschliche Kontakte die
Situation eventuell noch verschlechtern können.(Bsp.Film “Schindlers Liste“)
Motivations for affiliation and group formation
Menschen haben einen natürlichen drang der Zugehörigkeit ( Baumeister and Leary,1995) und
suchen sich deshalb auch Gruppen. Der Sinn der Zugehörigkeit liegt darin, das der Mensch ein
Bedürfnis nach Selbstwertschätzung und Selbstwirksamkeit hat.
Dazu gibt es die „Terror management theory“, welche besagt das der Mensch eine schreckliche
Angst vor der eigenen Sterblichkeit haben. Die Angst vor dem Tod ist der mächtigste motivationale
Faktor der menschlichen Existenz. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe reduziert diese Angst und
lässt uns unsterblich, positiv und lebenslustig erscheinen.
67
Ein Motiv zur Gruppenzugehörigkeit ist auch das Entwickeln einer sozialen Identität. Gruppen
geben uns eine Definition wie wir uns verhalten sollen und wie wir von anderen behandelt werden.
Hogg et al. Fanden heraus, das Gruppenmitglieder vor allem dann einer gruppe besonders
zugehörig werden, wenn
1.)Sie sich in einem Zustand der Unsicherheit befinden
2.)Die Gruppe es schafft, diese Unsicherheit zu beseitigen.
Wir fühlen uns vor allem zu gruppen hingezogen, die uns eine positive soziale Identität schaffen.
Keiner Gruppe anzugehören bedeutet oft Einsamkeit, schließt sozialen und physikalischen Schutz
aus, den klaren Sinn wer wir wirklich sind, und das Selbstvertrauen wie wir uns verhalten sollen.
„Social ostracism“ bedeutet, dass man von einer Gruppe gemeinschaftlich ausgeschlossen wurde.
68
Kapitel 9 Leadership and decision making
Einführung:
•
•
Leadership spielt eine sehr wichtige Rolle in Gruppen
Es gibt hierbei sehr viele versch. Formen (demokratisch, diktatorisch, formell, informell …)
Leadership:
•
•
•
•
•
•
Frage: Was macht die Leader aus?
Antwort: Die Fähigkeit, Gruppenmitglieder dazu zu motivieren, die Gruppenziele zu
erreichen :
Gute Ideen, denen die meisten zustimmen
Leute, die etwas bewegen können/wollen
die andere Gruppenmitglieder zu Höchstleistungen bringen können
die die Gruppe organisieren und koordinieren
v.a. in den 80er Jahren großes Interesse der Sozialpsychologie an Leadership, heute eher Gebiet der
Organisationspsychologie
Rolle der persönliche Charakterzüge:
3. „Great person theory“ erklärt die Tatsache, wie Personen zu ihrer Rolle als Leader kommen
mit dem Vorhandensein von speziellen angeborenen oder erworbenen Eigenschaften
4. Zitat von Francis Galton: Ein Leader wir geboren, nicht gemacht
5. Heutige Theorien gehen nicht mehr von festen angeborenen Eigenschaften aus, aber schon
von gewissen Prädispositionen, die Personen besonders charismatisch machen:
z.B.: Intelligenz, Gesundheit, Körpergröße, Selbstbewusstsein, Kommunikativität,
Erscheinungsbild …
• Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit sind die zuverlässigsten Indikatoren für eine
führende Position
• Dennoch recht schwache Ergebnisse beim rein eigenschaftstheoretischen Ansatz, da z.B.
Vernachlässigung situativer Einflüsse
Rolle situativer Einflüsse:
Bsp. Erfolg in Kriegsführung:
• Situative Einflüsse (z.B. Größe der Truppe), als auch Eigenschaften des Leaders
(Erfahrungen des Kommandeurs) beeinflussen Erfolg der Gruppe
• Leader muss flexibel auf Situationsveränderungen reagieren können, um Erfolg zu haben
• Falls das nicht möglich ist- Leadershipwechsel um max. Erfolg für die Gruppe zu erreichen!
FAZIT: Effektiver Leadership ist die richtige Kombination von Charakterzügen und
Situationsanforderungen
Das Verhalten von Leadern:
1.) Klass. Experiment von Lewin-Schülern Lipitt und White (1943) untersuchte drei Führungsstile
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in drei Gruppen von Jugendlichen, in die jeweils Konföderierte des VI eingeschleust wurden. Diese
verkörperten einen der folgenden drei Führungsstile:
● Autokratisch: basiert darauf, Anweisungen zu geben
• Demokratisch: Verhalten als „einfaches Gruppenmitglied“, auf Zustimmung und
Vorschläge anderer bedacht
• Laissez-faire: Desinteresse in Gruppenmitgliedern, keine Interaktionen
Jeder Konföderierte war Leader für sieben Wochen in einer Gruppe und wechselte dann in eine der
beiden Gruppen. Dieses vollzog sich noch zweimal, so dass am Ende jeder Leader alle drei Stile
verkörpert hatte; jede Gruppe aber immer nur einen Führungstyp kennengelernt hat- allerdings
dafür von drei unterschiedlichen Personen. So wurden persönliche Eigenschaften des Leaders als
Störvariable ausgeschlossen.
Die Ergebnisse der Studie waren:
• Demokratische Leader waren am beliebtesten
• Diese schafften eine freundliche, aufgabenorientierte Gruppenatmosphäre und mit einer
relativ hohen Produktivität, auch bei körperlicher Abwesenheit des Leaders
• Autokratische Leader hingegen entwickelten eine agressive, abhängige und selbstorientierte
Gruppenatmosphäre mit ausschließlich hoher Produktivität, wenn der Leader anwesend ist
• Laissez-faire Leaders: freundliche Atmosphäre, aber sehr niedrige Produktivität, die nur
steigt, wenn Leader abwesend ist
FAZIT: Effektivster Führungsstil ist der demokratische
2.) „Ohio State leadership studies“:
• Entwicklung eines faktorenanalytisches Konzept mit Hilfe Fragebögen zur Beschreibung
des Führungsverhaltens
• Dieses unterschied zwei voneinander unabhängige Führungsfunktionen:
a) Consideration: Führungsverhalten, dass sehr stark auf die verschiedenen Belange des
Untergebenen eingeht
b) Initiating structure: Betonung liegt auf den Aufgaben des Untergebenen
Führungskräfte können beide Versionen verkörpern
3.) Bales (1958)
• Gleiche Aufteilung wie im Ohio-Modell
• Sozial-emotional vs. aufgabenorientiert
ABER: Das Modell von Bales geht davon aus, dass eine Führungskraft nur in einer von beiden
Führungsstilen gut sein kann!
Dennoch wurde der Ohio-Ansatz empirisch bestätigt! Die effektivste Führungskrafr ist in beiden
Ansätzen überdurchschnittlich gut!
Allerdings gibt es hierbei kulturelle Unterschiede:
• In GB und USA ist es üblich direkt mit den Arbeitern über ihre Aufgaben zu sprechen
• In Asien unterhält man sich eher mit den jeweiligen Kollegen des Arbeiters
70
Kontingenzmodell der Führung (Fiedler):
•
•
•
•
•
Geht von der Annahme aus, dass verschiedene Gruppen auch verschiedene Führungsstile
benötigen
„Grundbaustein“ des Modells = LPC-Maß
Führungsperson soll mit Hilfe semantischen Differentials (angenehm-unangenehm,
kooperativ- unkooperativ) die Person beschreiben, mit der sie bisher am schlechtesten
zusammengearbeitet hat
LPC-Maß gibt dann als Summenwert dieser Einschätzung an, ob die Führungsperson den
am wenigsten bevorzugten Mitarbeiter doch eher positiv oder negativ beschreibt
Hoher LPC-Wert ist ein Indikator für einen mitarbeiter-orientierte Führungsstil,
ein niedriger LPC-Wert steht für einen aufgabenorientierten Stil
3 situative Faktoren beeinflussen die Effektivität des Führungsstils:
1.) Beziehung zw. Leader und Gruppe
2.) Aufgabenstruktur
3.) Positionsmacht des Leaders in der Gruppe
Empirische Untersuchungen zeigen:
•
•
Hohe LPC_Werte korrelieren in mäßig günstigen Situationen positiv mit der
Leistungsfähigkeit des Untergebenen  gute Mitarbeiter Beziehung
Dagegen erreichen aufgaben-orientierte Führungskräfte in extrem guten oder extrem
ungünstigen Situationen bessere Leistungsfähigkeit der Untergebenen  man verliert keine
Zeit mit Mitarbeiterorientierung, sondern kann 100 % seiner Zeit in die Aufgaben
investieren
Trotz empirischer Belege muss man beachten:
• Fiedler geht bzgl. dem Führungsstil von einer unflexiblen Persönlichkeitseigenschaft aus,
dagegen spricht:
• aktuelle Persönlichkeitskonzepte zeigen situations- und zeitspezifische Variationen
• relativ geringe Test-Retest- Reliabilität für LPC-Werte
• Lipitt und White konnten ihre Konföderierten sogar auf Führungsstile trainieren
•
•
•
LPC Kurve an den drei Dimensionen Beziehung Leader und Untergebene, Aufgabenstruktur
und Positionsmacht orientiert  keine Modifikation möglich, ohne das die Kurve
„verschwinden“ würde
Hoher LPC-Wert ab 64 und geringer LPC-Wert geringer als 57  was ist mit den Leuten
die zwischen 64 und 57 liegen (das sind 20% aller Personen!)
Vernachlässigung der Gruppenprozesse, die zum Höhe-oder Tiefpunkt einer
Führungsperson führen können
Leadership als ein Gruppenprozess:
•
•
•
Ohne Anhängerschaft kein Leader
Dynamische Bewegung zwischen Leadern und Anhängern
Einige Gruppenmitglieder fallen durch ihre Fähigkeit auf, Gruppenziele aktiver als andere
zu verfolgen
71
•
Um diese wieder einen Zustand der „Equity“ zu erreichen, belohnen die weniger aktiven
Mitglieder die Aktiven mit Leadership-Positionen
„leader-member-exchange theory“ = der Vertical-Dyad-Linkage-Ansatz
•
•
•
•
geht davon aus, dass sich Leader gegenüber Subgruppen oder Einzelpersonen nicht gleich
verhalten und dass sich auch die Einstellungen der einzelnen Untergebenen gegenüber dem
Leader unterscheiden
deshalb ist eine Untersuchung einzelner vertikaler Dyaden zw. Führungspersonen und einem
Untergebenen sinnvoller, als Untersuchungen des Gesamtsystems
out-group-members = Gruppenmitglieder, die vom Führer beausichtigt, aber sonst nicht
weiter beachtet werden)
in-group-members = Gruppenmitglieder, die von den Führungspersonen unterstützt und
gefördert werden  sind leistungsmotivierter und bewerten den Leader positiver, sind in
ihren Einstellungen ähnlicher zum Leader
„Group value model“
•
Gruppenmitglieder können eine gewisse Ungerechigkeit bei Verteilungen z.B Verdienst)
zwischen Ingroup-Migliedern verstehen, prozedurale Ungerechtigkeit hingegen führt zu
einer sinkenden Indentifikation mit der Gruppe und dem Leader
„Leader categoristation theory“
•
•
Menschen besitzen gewisse unterschiedliche Schematas für das zu erwartende Verhalten
eine bestimmten Leadertyps
Wenn man einen Leader als bestimmten Typ kategorisiert hat, tritt das spezielle zugehörige
Schema in Kraft
„Soziale Identität und Leader Prototypen“
•
Wenn zwischen den Gruppenmitgliedern einer Gruppe starke Kohäsion herrscht, dann ist ein
Leader, der selbst ein typisches Gruppenmitglied darstellt, effektiver, als jemand der sich
von der Gruppe stark abhebt, DENN:
o prototypische Leader identifizieren sich mit der Gruppe und werden von den
Mitgliedern voll akzeptiert
o sie können auch „neue Wege“ gehen und sich nicht typisch prototypisch verhalten,
da ihnen ja vertraut wird
o sie fallen besonders auf durch ihren Einfluss und dieser wird Charaktereigenschaften
wie Charisma
„Idiosyncrasy und Transformation“
Idiosyncrasiy credit = Anhänger belohnen Leader, wenn sie Gruppenziele erreichen, indem sie
ihnen persönliche Eigenheiten „verzeihen“ oder Abweichungen von existierenden Normen
72
tolerieren
• hierzu müssen neue Leader gerade am Anfang positive „credits“ bei der Anhängerschaft
aufbauen, wie z.B. durch Kompetenz
„transformational leadership“: Leader bewertet Neuerungen positiv und treibt auch selbst
Innovationen voran
Intergruppaler Kontext:
•
•
•
Leader führen nicht nur ihre Gruppen, sondern führen sich auch GEGEN andere Gruppen
Der intergruppale Kontext beeinflusst Position des Leaders besonders in
Wettbewerbssituationen
Relativ unsichere Leader können z.B. an Selbstbewusstsein gewinnen, wenn sie eine in einer
Wettbewerbssituation überlegene Gruppe führen; andererseits kann es in
Wettbewerbssituationen auch zu Leaderwechseln kommen
Modell der sozialen Entscheidungsschemata (Davis)
Durch die anfänglichen Meinungen der individuellen Gruppenmitglieder und die implizite oder
explizite Entscheidungsregel, unter der die Gruppe operiert, lässt sich die endgültige
Gruppenmeinung hervorsagen.
Diese Regeln können sein:
• Einstimmigkeitsregel (Diskussion dient Druck auf Abweichler, konform zu gehen)
• Mehrheitsregel (Diskussion bestätigt Mehrheitsmeinung, die zur Gruppenmeinung wird;
wird
meist angewandt bei subjektiven Meinungen wie
Geschmack)
• Wahrheitsregel (Diskussion enthüllt nachweislich richtige Meinung; wird meist angewandt
bei
Fragen mit objektiv bestimmbarer korrekter Lösung)
• Zweidrittel-Mehrheitsregel (Ohne Zweidrittelmehrheit kann keine Meinung als
Gruppenmeinung akzeptiert werden)
• Verschiebungsregel (diejenige Meinung wird angenommen, zu der das erste
Gruppenmitglied
bereit ist, seine Meinung hin zu
verändern)
und unterscheiden sich somit im Maß in dem sie allgemeine Zustimmung erfordern, und der
Verteilung von Macht auf einzelne Gruppenmitglieder, ergo je mehr Zustimmung erforderlich ist
desto verteilter ist die Macht. Beides beeinflusst die Zufriedenheit der Mitglieder und die
Schwierigkeit der Diskussion.
Brainstorming
(ungehemmte Produktion von so vielen Ideen wie möglich, um Kreativität zu fördern)
es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass Menschen Gruppen wirklich kreativer sind als allein
im Gegenteil: nominelle Gruppen, in denen die Mitglieder nicht interagieren, sind doppelt so
kreativ aus 4 Gründen: bei Interaktion kommt es zu
• Besorgnis, einen guten Eindruck machen zu müssen
• Faulenzen, da andere ja auch an der Aufgabe mitarbeiten müssen
• Regression zur Mitte: man orientiert sich eher am Mittel, wie viel man leisten soll/muss
• blockierte Produktion dadurch, dass man zuhören muss bzw. in den eigenen Gedanken
73
durch Äußerungen anderer gestört wird und noch über Ideen disputieren muss
Abhilfe kann geschafft werden durch elektronisches Brainstorming (um Interaktion zu minimieren)
ohne besagte Blockade; sowie heterogene Gruppen, die anregend wirken, da die Mitglieder so
verschiedenes Wissen einbringen.
Trotz gegenläufiger Beweise glauben wir ob einer illusion of group effectivity, in Gruppen
mehr/besser Ideen zu kreiren, dies ist der Fall aufgrund dreierlei Sachverhalte:
• obwohl auch mehr unsinnige Ideen eingeworfen werden, ist die absolute Summe an
sinnvollen Ideen einer Gruppe höher als die eines Individuums
• es fällt schwer, den Überblick zu behalten, wie viel man selbst beigesteuert hat, i.Allg. wird
dieser Anteil überschätzt
• Brainstorming macht Spaß, vor allem weil man sich selbst als sehr produktiv erlebt, da man
eigene Äußerungen aber auch Ideen in der Summe wahrnimmt, von anderen aber nur
Äußerungen hört und sich somit als relativ besser abschneidend einschätzt
Gruppengedächtnis
auch die Gruppengedächtnis-Leistung weicht von der Einzelleistung ab:
speziell bei simplen Aufgaben (z.B. sich an bedeutungslose „Wörter“ erinnern) ist die
Gruppenleistung besser, bei komplexen Aufgaben fällt es der Gruppe jedoch schwer, alle
Ressourcen der Gruppenmitglieder auszuschöpfen.
Trotzdem erschafft die Gruppe eine „Version der Wahrheit“, die ihre Richtigkeit aus dem Maß an
Konsens bezieht/bemisst und beeinflusst, was Gruppenmitglieder sich als richtige und als falsche
Erinnerungen merken. Gruppen produzieren mehr richtige Erinnerungen und weniger
Ableitungen/Annahmen, die über faktische Erinnerungen hinausgehen.
Transactive memory
bei diesem Modell von Wegner sind die Individuen der Gruppe jeweils für verschiedene Teile der
zu erinnernden Fakten zuständig, wobei jedes Mitglied weiß, wofür es zuständig ist und wofür
andere zuständig sind. Somit ist es auch nur auf Gruppenebene anwendbar. Am Anfang der
Gruppenbildung werden die verschiedenen Bereiche an Informationen meist stereotyp auf die
Mitglieder verteilt. In einer heterosexuellen Paarbeziehung etwa „sie ist für Erinnerungen bezüglich
Einkäufen und Haushalt zuständig, während er Wissen über das Auto und die Haustechnik behält“.
Später werden aber die Arbeitsgebiete auf höherem Niveau verteilt: Mittels Diskussion und
gemeinsamem Entscheiden werden sie verteilt oder auf Basis von Expertise bzw. Zugang zu
Informationen zugewiesen.
Das transactive memory passt zu McDougalls Idee, dass man in der Gruppe ein ganz anderes
Denken anwendet als allein. Das gemeinsame Wissen umschließt auch solches über gemeinsame
Normen, Feinde/Freunde, Gruppenroutine, Rollen und die besonderen Fähigkeiten der Individuen,
kurz: die Gruppenkultur. Problematisch kann das vor allem werden, wenn ein Gruppenmitglied
plötzlich ausscheidet. Kann die Person nicht gleich ersetzt werden, fehlt (vor allem in
Partnerbeziehungen) ein ganzer Teil unsere Selbstverständnisses. Depressionen nach einem
Trauerfall werden teilweise so erklärt.
Meinungspolarisation:
Tendenz von Gruppendiskussionen, dass die Gruppenmeinung extremer ausfällt als die mittlere
Meinung der Individuen und zwar in die Richtung, in die das gros tendiert
risky shift: vorherige Annahme, dass Gruppen risikoreichere Entscheidungen treffen als Individuen,
dies trifft aber nur bei ohnehin zu Risiko tendierenden Gruppen zu
74
Erklärungen:
• persuasive arguments in Diskussion hört man neue Argumente für die eigene Meinung
zusätzlich zu den bekannten
• soziale Vergleichsprozesse Diskussion offenbart (scheinbar) was sozial richtige, anerkannte
Meinungen sind. Die werden angenommen, um
Anerkennung zu
erlangen/Missfallen zu vermeiden.
Außerdem primus inter pares
(erster unter gleichen):
Streben, in Bezug auf diese Meinung auch
besser, sprich stärker, zu
sein, als andere Gruppenmitglieder
• Selbstkategorisierungstheorie erklärt Polarisation als normalen Anpassungsphänomen:
Ingroup
soll intern mglst. gleich und extern mglst. verschieden
von der
Outgroup sein, daher kann es zur Polarisation,
in jedem Fall aber zu
Anpassung (entweder an extreme oder mittlere
Meinung) kommen.
Beweis: Überzeugen lässt man sich eher durch Ingroupmember, zu
Polarisation kommt nur, wenn die Tendenz zu einer Seite eine
GruppenNORM ist und nicht zufällig ein Aggregat der
Einzelmeinungen
• Verantwortungsdiffusion Tendenz der Einzelpersonen, anzunehmen, dass andere
Gruppenmitglieder die Verantwortung übernehmen werden
75
Kapitel 10 : Vorurteile und Diskriminierung
• Natur und Dimensionen von Vorurteilen
Vorurteile und Diskriminierung gehören zu den größten Problemen
Obwohl wir soviel auf der Welt schon erreicht haben, scheinen wir nicht in der Lage zu
sein, zum Beispiel Kriege, die auf Vorurteile beruhen, zu verhindern
Vorurteile waren und sind verantwortlich für viel Schmerz und Leid in dieser Welt, zum
Beispiel für den Völkermord
 Vorurteile sind oft nicht allein ein Thema der Forschung, sind aber ein Gebiet, das
wiederum über viele andere Themenbereiche Auskunft gibt
 Definition Vorurteil: Nachteilige Einstellung gegen eine soziale Gruppe und ihre
Mitglieder
2.Vorurteilsbehaftete Einstellungen und diskriminierendes Verhalten
Ein traditioneller Blick auf Vorurteile hat oft 3 Komponenten:
Kognitive: Glauben über Einstellungen
Affektive: Starke Gefühle (meistens negative) über Einstellungen zu gewissem Objekt
Conative (antriebhafte): Absichten zu haben, sich gegenüber dem Objekt in einer
bestimmten Weise zu benehmen
 jedoch stimmen nicht alle Modelle mit diesem überein
Kontrolliertes Experiment von Gaertner und Dovidio (1977)
 In dem Experiment fielen auf eine weibliche Komplizin vom Versuchsleiter, die
entweder eine weiße oder eine schwarze Hautfarbe hatte, Stühle herunter. Die
Versuchspersonen, die mit im Raum waren, dachten, dass sie allein mit den Komplizen
sind, bei anderem Durchgang waren noch zwei weitere potentielle Helfer dabei.
 Erwarteter Effekt: Normalerweise würden wir den üblichen Zuschauereffekt erwarten
(andere Personen sind nicht so sehr bereit zu halfen, wenn andere potentielle Helfer dabei
sind).
 Der Zuschauereffekt war jedoch schwach, wenn das Opfer weiß war und verstärkt, wenn
das Opfer schwarz war!
 Dies war jedoch nur der Fall, wenn andere potentielle Helfer dabei waren.
3.Ziele von Vorurteilen und Diskriminierung
 Vorurteile kennen keine kulturellen und historischen Grenzen. Jede soziale Gruppe kann
Ziel von Vorurteilen werden. Manche Gruppen sind jedoch ständig Opfer von Vorurteilen,
76
weil sie verschiedene soziale Kategorisierungen erfüllen, zum Beispiel „Rasse“,
Geschlecht…
Sexismus
 Vorurteile und Diskriminierung gegen Menschen beruhend auf ihrem Geschlecht
 Die meisten Forschungen beschäftigen sich mehr mit Vorurteilen und Diskriminierung
gegenüber Frauen. Frauen waren historisch gesehen und wegen ihrer oft niedrigeren
Position dem Mann gegenüber im Job, in der Politik, und auf der Arbeit oft Opfer von
Vorurteilen!
Geschlechtsspezifische Stereotypen:
Beispiel:
Männer und Frauen glauben zum Beispiel, dass Männer eher kompetent und unabhängiger
und Frauen eher warmherzig sind.
Diese Stereotypen bestehen nicht nur bei Gruppen, sondern sind auch auf einzelne Personen
gerichtet zu beobachten
Frauen und Männer sehen außerdem Geschlechter in Subtypen
 weibliche Subtypen: Karrierefrau, Hausfrau, sexy Frau, die typische Frau wird entweder
in die Kategorie Hausfrau oder in die „sexy Frau“ gesteckt.
Bei Männern existieren eher Subtypen wie „sexy Mann“ oder „Macho Mann“.
Verhalten und Rollen
 Frauen und Männer haben außerdem verschiedene Geschlechterrollen in der
Gesellschaft: Männer sind mehr handlungs-orientiert, während Frauen eher kommunikativ
orientiert sind
 Sozialpsychologischer Forscher wissen, dass es schon Unterschiede zwischen den
Geschlechtern gibt, aber dass diese Unterschiede auch oft übertrieben dargestellt werden.
 Männer und Frauen wählen zum Beispiel oftmals andere Berufe. Verschiedene Arbeiten
werden dadurch als Frauenarbeit oder Männerarbeit beschrieben.
Eagly und Steffen (1984):
Männliche und weibliche Studenten sollten verschiedene erfundene Männer und Frauen
bewerten. Eine von ihnen war zum Beispiel Hausmann. Diesem wurden mehr weibliche
Attribute zugesprochen als einem Mann, der einer Vollzeitarbeit nachgeht!
77
Männer haben außerdem noch immer mehr soziokulturellen Einfluss.
Für Frauen ist es schwieriger, den Männern gegenüber Erfolg zu haben. Viele Dinge haben
sich jedoch auch schon in den letzten dreißig Jahren geändert!
Für Frauen ist es generell aber immer noch schwieriger, in Top-Positionen aufzusteigen.
Dieses Phänomen wird auch glass-ceiling (Deutsch: „Glasdecke“) genannt: Frauen sind eher
im mittleren Management repräsentiert und nicht auf den höheren Positionen.
Aufrechtung von Stereotypen und Rollen
Die Medien tragen zur Aufrechterhaltung bei Geschlechtern bei! Außerdem haben
Frauen oft eine „dekorative Rolle“ in Game- Shows, in einem Drama werden Frauen
manchmal nur als sexuelle, romantische Unterhaltung dargestellt
 Dieses Phänomen haben auch Archer et al (1983) in Faceism -Studie gefunden:
 These: Männer treten eher durch Gesichter hervor, Frauen durch Körper: 1750 Fotos und
Zeitungen und Magazinen wurden daraufhin untersucht
Theorie erwies sich als wahr!
Frauen werden auch generell mehr nach dem Aussehen beurteilt und Männer mehr nach
intellektuellen Fähigkeiten.
 Außerdem :
Ng (1990): Maskuline Wörter wie „mankind“ tragen auch zur Aufrechterhaltung von
Stereotypen bei.
Attribution
 Oft wird auch das Verhalten von Erfolg und Misserfolg in verschiedenen Wegen erklärt
(Siehe Kapitel 3): Wenn ein Mann eine Aufgabe gut bearbeitet hat, wird das oft auf seine
Fähigkeiten zurückgeführt. Wenn die Frau allerdings etwas gut erledigt, wird das oft auf
Glück oder darauf zurückgeführt, dass die Aufgabe besonders einfach war (siehe Abbildung
10.3)männlicher Erfolg wurde mehr besonderen Fähigkeiten zugeordnet als weiblicher
Erfolg dort keine besondere Zuordnung.
Es kommt aber auch zu einer Veränderung im Sexismus: Weil Sexismus verboten, nicht
mehr akzeptabel ist, haben Forscher versucht, auf komplizierten Wegen etwas über
geschlechtstypische Vorurteile herauszufinden
Rassismus
Durch Rassismus gab es schon sehr viele negative, schlimme Folgen für Menschen in
allen Ländern.
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 Die meisten Studien über Rassismus sind Antiblack- Einstellungs- Studien in den USA.
Generell hatten die Bürger früher die negative Auffassung, Schwarze seien Bauern,
Taglöhner. Das Weiße Menschen mit einer schwarzen Hautfarbe für faul, ignorant und
abergläubig halten, ging seit 1933 immer mehr zurück (Abbildung 10.5 im Buch).
Neuer Rassismus:
Stirbt der Rassismus in den neuen westlichen Ländern aus? Antwort: Nein, denn es
entstehen immer mehr neue Formen von Rassismus, zum Beispiel kam bei einer Studie von
Devine und Ellit (1995) heraus, dass 45% der Leute immer noch denken, dass Schwarze
faul sind und 25% der Teilnehmer sich dafür aussprachen, dass sie athletisch, rhythmisch,
aber auch weniger intelligent, kriminell, feindselig und laut sind.
Expliziter und krasser Rassismus ist in der heutigen Zeit illegal, und deshalb ist es viel
schwieriger geworden, etwas über rassistische Einstellungen der Bevölkerung
herauszufinden. Man kann aber sagen, dass Rassismus heutzutage nicht nur im Untergrund
zu finden ist, sondern dass er auch seine Form verändert hat. Bei den neuen Formen wird
unterschieden zwischen aversivem Rassismus, modernem Rassismus, regressivem
Rassismus, ambivalentem Rassismus und
symbolischem Rassismus (wird im Buch jedoch nicht näher darauf eingegangen).
Rassismus erkennen
Die Herausforderung in der Sozialpsychologie besteht nun darin, die neuen Formen von
Rassismus zu erkennen (siehe auch Kapitel fünf)
Vorurteile müssen auch nicht immer wie Vorurteile aussehen, sondern können auch
getarnt sein
 Rogers und Prentice-Dunn (1981):
Weiße und schwarze Versuchspersonen sollten weiße Personen auf der Straße von Alabama
beschimpfen. Diese hatten dann die Gelegenheit, den Versuchspersonen einen Schock zu
verpassen. Verärgerte Weiße gaben den schwarzen Versuchspersonen größere Schocks als
den weißen Versuchspersonen. Wenn sie jedoch keinen Passanten beschimpften, bekamen
die weißen Personen den größeren Schock. (Kontrollversuch??)
Ein weiterer Versuch von Duncan (1976):
Duncan ließ weiße Studenten in Kalifornien Fernseher schauen. Diese dachten, es handele
sich in der Sendung um ein live Gespräch zwischen einem weißen Mann und schwarzen
Mann. In der Konversation kam es zu einem Argument, und bei diesem schubste der Eine
den Anderen. Wenn der weiße Mann derjenige war, der den Schubs verursachte,
interpretierte dies 13% Prozent der Studenten als kleinen, spielerhaften Schubser. Wenn der
schwarze Mann den Schubs machte, interpretierten dies jedoch 73 Prozent als gewaltsamen
Schubser.
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Gaertner und Mc Laughlin:
Kategorisierung und Bildung von Stereotypen hängt auch häufig damit zusammen, wie gut
sich die Menschen an etwas erinnern konnten. Siehe Kapitel fünf.
Stereotypenbildung kann auch von der Sprache kommen, hängt von der Abstraktheit der
Wortwahl ab, dies nennt man den Linguistic Interbias Effekt.
(Franco und Maas 1996)
Maas und Kollegen entdeckten, dass Personen dazu neigen, konkrete/kompliziertere
Sprache/Wortwahl zu bevorzugen, wenn sie positiv von der Outgroup und negativ von der
Ingroup redeten. Andererseits benutzten sie mehr normale Begriffe und abstrakte Begriffe,
die dauerhafte Bezüge herstellen, wenn sie negativ die Outgroup sprachen und aber positiv
die Ingroup beschrieben.
Zusammengefasst lässt sich sagen, Rassismus und ethnische Vorurteile sind
moralisch verwerflich und illegal!
Obwohl wir schon auf dem Weg zur Besserung sind, werden sich die sozialen
Konsequenzen für die Minderheiten nicht so schnell ändern lassen können. Die
Einstellungen zu schwarzen Personen haben sich zum Beispiel schon verbessert, jedoch
haben diese immer noch mit den Folgen alter Vorurteile zu kämpfen.
Ageismus
Eigentlich werden ältere Menschen in vielen Kulturkreisen als weise angesehen, als
kenntnisreiche kluge Menschen, die den jüngeren Personen viel beibringen können. Man
konnte jedoch beobachten, dass sich dies in den westlichen Ländern (zum Beispiel Kanada,
Niederlande, vereinigte Staaten) im Laufe der Jahrzehnte verschoben hat.
Heutzutage gibt es eine Reihe von Subtypen zum Beispiel der John-Wayne-Konservative
(Patriotischer, religiöser, nostalgischer alter Mann), der Kleinstadtnachbar (einfach, still
konservativ) oder auch der perfekte Großvater (klug, freundlich, glücklich) oder der
Zänkische (bitter, vorurteilsbehaftet).
Junge Leute sehen ältere Menschen oft als verschroben, zerbrechlich, egozentrisch und
inkompetent an
Die jüngere Generation hat auch nicht mehr viel mit der älteren Generation zu tun.
 Ein generationsübergreifender Kontakt geht insgesamt verloren.
Die extrem alten Menschen bekommen langsam aber auch wieder mehr Respekt, dies ist
zum Beispiel auch die Folge von Medien (Queen- Mum´s Geburtstag wurde zum Beispiel
ganz groß zelebriert!)
Diskriminierung von Homosexuellen
Vor 2 Millionen Jahren waren die Römer toleranter gegenüber Homosexuellen und alle
80
Formen von sexuellen Präferenzen wurden akzeptiert.
Doch mit dem Christentum verschwand diese Toleranz und das sexuelle Verhalten wurde
extrem eingeschränkt Die Verfolgung von Homosexuellen wurde sogar legitimiert und
akzeptiert. In den 1960iger Jahren gab es eine Liberalisierung, diese hielt aber jedoch nicht
lange an, da in den achtziger Jahren die Einstellung gegenüber wieder sehr viel negativer
wurde aufgrund einer Aids Epidemie.
Diskriminierung von physisch und geistig behinderten Menschen
 Physisch und geistig behinderte Menschen wurden in der Geschichte oft als
„Missgeburten“ angesehen (zum Beispiel der Glöckner von Notre Dame)
 Dies ist heutzutage in der westlichen Kultur illegal und nicht und nicht akzeptabel!
 Manche Länder haben sich schon auf physisch behinderte Menschen sensibilisiert, zum
Beispiel Rampen für die Rollstühle gebaut, Sound-Signale an den Ampeln für Blinde
installiert, die Paralympics veranstaltet. In anderen Ländern wurde jedoch noch gar nicht
darauf eingegangen.
 Aber bei geistig behinderten Menschen ist immer noch nicht viel getan worden.
Westliche Kulturen sehen noch immer gerne über psychische Krankheiten hinweg. Obwohl
viele Krankenhausbetten bereits stets mit geistig kranken Menschen belegt sind, wird wenig
Geld und wenige Mittel für gute Behandlungen zur Verfügung gestellt. Viele chronisch
psychisch kranke Menschen werden zum Beispiel gerne einfach in eine geschlossene
Anstalt gebracht.
 Außerdem gibt es in der Gesellschaft oft, dass Menschen zum Beispiel fragen: „Bist du
geisteskrank?“ oder Aussagen machen wie „Du musst gestört sein“  dies trägt natürlich
auch zur Diskriminierung herbei!
Vorurteile hatten in der Geschichte oft auch brutale Lebensbedingungen für die Menschen
zur Folge.
4.Formen der Diskriminierung
Abneigung zur Hilfe
 Menschen helfen oft nicht, um sich oder ihrer Gruppe Vorteile in der Gesellschaft zu
verschaffen. Diese Strategie wurde zum Beispiel angewandt bei früherem Landadel, ist aber
auch in Organisationen und auch in der Gesellschaft zu finden.
81
Tokenismus
Man macht einer Minderheit gegenüber öffentliche Zugeständnisse, um den Vorwurf von
Diskriminierung und persönlichen Vorurteilen von sich zu weisen.
Dutton und Lake
Rosenthal und Kollegen:
Studien zeigen, dass weiße Teilnehmer der Studie, die einem schwarzen Teilnehmer schon
einen Gefallen getan haben, weniger bereit waren, ihm/ihr danach noch einen größeren
Gefallen zu tun. Dies war vor allem der Fall, wenn der kleine Gefallen einen negativen
Stereotyp gegen Schwarze aktivierte; zum Beispiel, wenn der Schwarze ein Bettler war.
„Reverse discrimination“
 Eine Minderheit, gegen die man ein Vorurteil hat, wird favorisiert, um den Vorwurf von
Diskriminierung gegen diese Gruppe von sich zu weisen.
- ist eine extremere Form von Tokenismus. Weiße Studenten haben Schwarze Studenten
besser eingeschätzt, um von ihren eigenen Vorurteilen und Diskriminierungen gegen
Schwarze abzulenken.Es gibt keine Anhaltspunkte, dies ist ein Weg, um Vorurteile zu
kaschieren oder zu verbergen.
Für die Forscher ist es sehr interessant, herauszufinden, wie es dazu kommt.
5.Stigma und andere Effekte von Vorurteilen
Man kann sagen, dass Vorurteile viele verschiedene Folgen für die Opfer haben und dass
diese vor allem nachträglich geschädigt, gebrandmarkt sind.
Social Stigma
Die subjektive Erfahrung hängt von Sichtbarkeit und Kontrollierbarkeit ab.
Sichtbar: Aussehen, Geschlecht
 Sexuelle Präferenz und Religion kann jedoch von der jeweiligen Person versteckt
werden.
Kontrollierbarkeit: Fettleibigkeit, Rauchen
Unkontrollierbarkeit: Rasse, Geschlecht
Crandall (1994) zeigte in Studien, dass Leute in westlichen Kulturen nicht nur
Vorurteile gegen fettleibige Menschen haben wegen Stigmatisierung, sondern auch, weil
Fettleibigkeit ihrer Meinung nach kontrollierbar ist und die Leute sich sozusagen selbst ihr
Schicksal ausgesucht haben!
Selbstwert, Selbstachtungsgefühl, Selbstwertgefühl und psychologisches Wohlbefinden
82
 Stigmatisierte Gruppen werden oft abgewertet von der Gesellschaft und können deshalb
ein negatives Image nicht vermeiden.
Ihnen ist das schlechte Image auch bewusst und deshalb haben sie oft ein geringeres,
niedrigeres Selbstwertgefühl.
Obwohl einige durch Diskriminierung unter Depressionen leiden, schaffen es viele dennoch,
ein positives Image gegenüber sich selbst zu behalten.
Diskriminierung kann schon sehr früh zum Verlust des Selbstwertgefühls führen, siehe
auch Kapitel 11 und Kapitel 12.
Stereotypenbedrohung
Outgroups werden ängstlich, weil sie den bestehenden Stereotyp nicht bestätigen wollen.
Steele und Aronson (1995):
Haben weiße und schwarze Studenten einen „sehr schwierigen Test“ ausführen lassen, der
ihre intellektuellen Fähigkeiten testen sollte. Sie sollten Lücken in Wörtern ausfüllen.
Schwarze Studenten füllten erstens lieber die Wörter aus, die zum Beispiel mit „Rasse“
zusammenhingen und schnitten im Test dazu auch noch schlechter ab
Ähnliche Phänomene wurden auch noch bei Frauen und Mathematik, niedrigem Status
und Intelligenz, alten Menschen und Erinnerung, usw. festgestellt
Fehlschlag und Nachteile
Diskriminierung kann dazu führen, dass hohe Standards erwartet werden und die Leute
dann apathisch und demotivierend reagieren: sie geben leichter auf, weil sie die
Möglichkeit, Erfolg zu haben, als geradezu unmöglich ansehen. Dies führt zum Beispiel
auch dazu, dass Frauen unter bestimmten Umständen manchmal eher die Motivation
verlieren als Männer.
Diskriminierte Gruppen sind oft im Nachteil, weil sie jede persönliche Erfahrung mit
Diskriminierung verschweigen oder abstreiten.
Crosby (1984): Angestellte Frauen, die oft diskriminiert werden, vermieden dies oft,
zuzugeben. Dieses Phänomen wurde auch bei anderen stigmatisierten Gruppen gefunden.
Attributionelle Mehrdeutigkeit
Stigmatisierte Individuen gehen oft sehr sensibel um, wie andere sie behandeln und
fragen sich zum Beispiel schneller: „Hat jemand etwa dies oder das getan, weil ich zum
Beispiel soundso bin?“Personen deuten zum Beispiel negative Reaktionen von Anderen
gleich so, dass sie denken, diese hätten ein Vorurteil Attributionale Doppeldeutigkeit/
83
Mehrdeutigkeit, kann zu Verdächtigungen und zu Misstrauen in Beziehungen führen.
Self- Fulfilling Prophecy:
Eine Voraussage, die sich nur dann erfüllt, weil sie vorhergesagt wurde (siehe auch
Vorlesung von Ule Franzen)
 Experiment dazu von Rosenthal und Jacobson (1984):
Bei Schülern einer Grundschule sollte ein IQ Test gemacht werden und Rosenthal und co.
sagten den Lehrern, der Test solle voraussagen, welche Kinder später „blühen“ , das heißt,
welche Kinder schnelle intellektuelle Entwicklung in naher Zukunft zeigen . Den Lehrern
wurde der Name von zwanzig Schülern gegeben, die später „blühen“ würden. Die Kinder
wurden jedoch zufällig ausgewählt, es waren „Blüher“ und „Nichtblüher“ dabei. Die Lehrer
schätzten die Kinder, von denen sie dachten, sie wären „Nichtblüher“ wesentlich schlechter
ein als die Kinder, von denen sie dachten, dass sie „Blüher“ sind und bildeten zwei
stereotypische Gruppen und behandelten beide auf eine unterschiedliche Art und Weise.
Rosenthal und Jacobson haben den IQ der Kinder jedes Jahr gemessen und konnten
feststellen, dass die Kinder, die als „Blüher“ ausgewählt wurden, dann später wirklich einen
höheren IQ hatten!
Skeptiker konnten dies jedoch nicht glauben, und so führten Rosenthal und co eine
Metaanalyse durch, das heißt, sie machten 345 Folgestudien um zu beweisen, dass es dieses
Phänomen wirklich gibt.
Es gab auch noch ähnliche Experimente, siehe zum Beispiel Franzen Skript der Versuch mit
den „dummen“ und den „intelligenten“ Ratten.
Versuch von Snyder (1981)
Man sagte einer Versuchsperson, dass ein Mann, mit dem sie sich treffen sollte, sehr
extrovertiert sei. Dieser war jedoch ein Schauspieler. Siehe Abbildung 10.10 Buch.
• Der Zuschauer denkt, Person sei extrovertiert
• Die Wahrnehmung und die Interpretation des Verhaltens des Schauspielers wird so
interpretiert, dass es den Erwartungen entspricht
• Der Schauspieler oder auch Darsteller wurde extrovertiert behandelt.
• Der Schauspieler ist so weit gezwungen, ein bestimmtes extrovertiertes Verhalten zu
zeigen, es ist für ihn fast unmöglich, nicht extrovertiert zu reagieren
• Sein Verhalten wird immer mehr extrovertiert
• Der Schauspieler sieht sich dann irgendwann selbst extrovertiert!
Stereotyp Bedrohung kann auch schnell zu einer self- fulfilling prophecy werden.
Gewalt und Völkermord
84
Durch ein extremes Vorurteilsverhalten kann es zu Hass und Intoleranz kommen, dies
kann wiederum zu „dehumanisation“ führen. Beispiele in der Geschichte gibt es viele zu
finden, zum Beispiel der Kukluxklan, Hitlers drittes Reich, Kindesmord in Indien.
Wenn Vorurteile in der Gesellschaft toleriert werden, kann es zu Massendiskriminierung
kommen- Beispiel hierfür sind die Segregation in Südafrika und die Reservate für die native
People in den Vereinigten Staaten. Die extremste Form von legitimen Vorurteilen ist aber
der Völkermord! Beispiele sind die Massenvernichtung im zweiten Weltkrieg, Saddam
Husseins Ausrottung der Kurden im nördlichen Irak und Schiiten im südlichen Irak, der
Völkermord praktiziert von den Hutus und Tutsis in Ruanda 1994 oder etwa auch Bosnien
Serbien Schlacht um „ ethnisches Reinigen“
4. Erklärungen von Vorurteilen und Diskriminierung
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts dachte man, dass Vorurteile angeboren wären
Tajfel behauptet zum Beispiel, dass Verdächtigungen und Hass von einzelnen Gruppen
schon früh im Leben gelernt werden, bevor das Kind überhaupt schon etwas über
Zielgruppen wissen kann.
Barett und Short (1992) fanden heraus, dass fünf bis zehn jährige Kinder nur wenig
Wissen über europäische Länder besaßen, dennoch mochten sie Franzosen und Spanier am
liebsten, gefolgt von den Italienern, die Deutschen wurden am wenigsten gemocht.
Ethnische Neigungen bauen die Kinder eigentlich erst mit vier oder fünf Jahren auf
(Aboud, 1988)
 Die Überlieferung von elterlichen Vorurteilen kann eintreten durch elterliche Modelle,
instrumentale Konditionierung und klassische Konditionierung.
Frustration- Aggression
Im Jahre 1939 veröffentlichte Dullard seine Frustration- Aggression- Hypothese.
„Das Auftreten von aggressivem Verhalten bedingt immer die Existenz von Frustration
und andersherum, die Existenz von Frustration führt immer zu einer Form von Aggression“.
Damit wird vor allem Intergroup Aggression erklärt.
Wenn man frustriert ist, wird psychische Energie aktiviert und das somit gestörte
Gleichgewicht im Gehirn kann nur durch Aggression korrigiert werden.
Manchmal kann die Frustration nicht in Aggression an der eigentlichen Quelle umgewandelt
werden oder Umwandlung ist unterdrückt, dann kann sich die von Frustration
hervorgerufene Aggression auf ein Alternativziel Verlagern  dies ist dann der
„Sündenbock“! wird auch „Sündenbocktheorie“ genannt.
Viele Forschungen von Intergruppen-Aggression beschäftigten sich mit Displacement
85
Psychodynamisches Konzept, beruft sich auf die Übertragung von negativen Gefühlen
auf eine einzelne Person oder auf eine Gruppe, aber nicht auf die Gruppe, die ursprünglich
die negativen Gefühle verursachte.
Experiment dazu: Miller Bugelski (1948):
Junge Männer in einem Sommercamp warteten voller Vorfreude darauf, einen Tag in der
Stadt zu verbringen, dies wurde jedoch von den Campleitern verhindert! Somit mussten die
jungen Männer im Camp bleiben und sehr langweilige und schwierige Aufgaben
lösen.Relativ zu einer Kontrollgruppe, die nicht frustriert war, verschlimmerten sich die
Einstellungen der jungen Männer gegen zwei Minderheitsgruppen, eine Konsequenz der
Frustration.
 Andere Forschungen waren jedoch ergebnislos.
 In manchen Forschungen bestand auch das Problem, dass es schwer zu unterscheiden
war, ob Aggression verdrängt oder verallgemeinert war.
 Ist Frustration wirklich nötig für die Aggression? Aggression kann auch ohne Frustration
auftreten und Frustration führt nicht immer zu Aggression (Bandura 1973, Berkowitz
1962)
Deshalb kann die Frustrations-Aggressions Hypothese auch nur einen Teil der Intergroup
Aggression erklären!
 Um die Hypothese zu retten, hat Berkowitz drei Punkte an ihr verändert:
1. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aggression, der eine Frustration vorausging, zum
Ausdruck kommt, ist erhöht bei Anwesenheit von verschiedenen situationsbedingten
Hinweisen zur Aggression.
2. Es ist nicht objektive Frustrierung, die Aggression anregt, aber das subjektive Gefühl,
frustriert zu sein!
3. Frustration ist nur ein kleiner Punkt von aversiven Geschehen (zum Beispiel auch
Schmerz, erhöhte Temperaturen und andere Stimuli), die eine Aggression anregen können.
Diese umgestaltete Frustrations- Aggressions-Theorie hat viele wissenschaftliche
Unterstützung auf sich gezogen. Die Hauptanwendung liegt bei Collective Behaviour und
der relativen Deprivation (siehe beides Kapitel 11)
„The authoritarian Personaliy“ Theorie
Adorno und Co (1950) und Burkeley Gruppe:
86
These:
 nur Leute, die eine ausgeprägte „Vorurteilspersönlichkeit“ haben, können auch
Vorurteile bilden!
• Sie haben eine autoritäre Persönlichkeit, die sich durch verschiedene Charakterzüge
auszeichnet: sie haben Respekt für autoritäre Figuren, Leidenschaft für Ränge und
Status, eine Tendenz, Ärger zu verdrängen und eine Abneigung gegen Schwächere!
Bei Eltern, die ihre Kinder gleichzeitig exzessiv rau und disziplinär großziehen,
entwickelt sich eine emotionale Abhängigkeit und Obrigkeitsgehorsam, sie entwickeln eine
Zweideutigkeit und hassen und lieben ihre Eltern zugleich! Dies ist stressig und fordert eine
Auflösung. Da diese Kinder aber Schuld und Angst vorm Hass nicht ausdrücken können,
verlagern sie diese Merkmale auf andere Personen, schwächere. Die Macht und Autorität,
die die Eltern repräsentieren, werden idealisiert.
Adorno und Kollegen teilten einen Fragebogen an 2000 Mitarbeiter von kalifornischen
Organisationen aus, der Antisemitismus, generellen Ethnozentrismus, politischen und
Ökonomischen Konservatismus und das Potential für Faschismus bei den jeweiligen
Personen herausfinden sollte. Brown hatte
(1965) verschiedene Kritikpunkte zur Methodik :
-Die Skalen waren so gemacht, dass die Leute eher mit den Items positiv übereinstimmten
- Frage der Validität! (gab auch noch andere Kritikpnkte)
Gegenbeispiel zu dieser Theorie:
- Studie Minard (1952) fand zum Beispiel heraus, dass die Mehrheit von weißen
Kohlearbeitern in West Virginia von rassistischem zu nicht rassistischem Verhalten
wechselte und Verhalten somit eher auf situationsbedingte Werte zurückgeht, die Vorurteile
unterdrücken oder anregen.
-Stephan und Rosenfield (1978) fanden heraus, dass „interracial contact“ wichtiger ist als
der elterliche Hintergrund für die Einstellungen von Kindern
Dogmatismus
Andere personelle Theorie, wurde von Rokeach entwickelt (1948,1960)
Kognitionspsychologisches Modell
Dogmatismus: Rokeach spricht sich für eine Existenz von mehr generalisierten
Syndromen der Intoleranz aus. Es ist charakterisiert durch Isolation von widersprüchlichen
Glaubenssystemen.
Das Konzept des Dogmatismus als eine Erklärung von Vorurteilen hat dieselben
87
Einschränkungen wie die „authoritarian pesonality theory.“
 Es ist ein Konzept, dass die Gruppenphänomene reduziert auf eine Anhäufung einzelner
individuellen Persönlichkeitsveranlagerungen.
und sieht über den soziokulturellen Zusammenhang von Vorurteilen und über die Rolle
von Gruppenwerten hinweg.
Rechtsstehender Autoritarismus
Diese Theorie wurde wieder neu belebt, jedoch ohne psychodynamische- und
Persönlichkeitsaspekte.
Altemeyer näherte sich der Theorie an mit einer Ansammlung von Eigenschaften mit drei
Komponenten.
•
Konventionalismus: Anhänglichkeit an soziale Konventionen, die von autoritären
Personen befürwortet sind
• Autoritäre Aggression: Aggression unterstützen gegen sozial Außenstehende
• Autoritäre Unterwürfigkeit: Unterwürfigkeit gegenüber sozial gängigen
Autoritären!
 Altemeyer dachte sich außerdem die Right-Wing Authoritarianism aus, eine Skala, um
die Konstellationen von Einstellungen zu messen.
Von dieser Perspektive ist Autoritarismus eine Ideologie, die von Person zu Person
variiert!
Social Dominace Theory
 Sidanius und Pratto (1999):
Überlegenheit der eigenen Ingroup, vor allem, wenn Leute meinen, dass der Status ihrer
Gruppe gefährdet ist
Menschen, die den Wunsch haben, ihre eigene Gruppe dominant zu sehen und den
Outgroups überlegen zu sein, haben eine hohe soziale dominante Orientierung, was sie
wiederum dazu ermutigen kann, egalitären Ideologien nachzugehen und Hierarchie und
Diskriminierung zu legitimieren. Sie sind mehr dazu geneigt, vorurteilsbehaftet zu sein als
Menschen mit einer niedrigen sozialen Orientierung.
Belief Congruence Theory:
Auch entwickelt von Rokeach (1960)
Theorie, dass alle, die an etwas Gleiches glauben und die gleichen Werte haben, auch sozial
harmonisch miteinander klarkommen, während Leute, die sich nicht besonders ähnlich sind,
Vorurteile und Abneigungen produzieren.
88
 Meinungssysteme sind wichtige verankerte Punkte für Individuen, und durch
Ähnlichkeit wird die Gültigkeit des eigenen Systems befestigt oder gestärkt. Kongruenz ist
hierbei das Honorieren und Produzieren von Attraktion und positiven Eigenschaften.
Forscher verwenden ein Paradigma, in welchem Teilnehmer ihre Eigenschaften gegenüber
anderen berichten, zum Beispiel gegenüber gleicher und anderer „Rasse“ oder gleicher oder
anderer Religion.
Zwei Probleme der Belief Congruence Theory:
Unter bestimmten Umständen ist belief congruence nicht wichtig, nämlich dann nicht,
wenn Vorurteile institutionalisiert sind oder sozial bestraft werden
Vorurteile werden doch nicht gut genug erklärt!! Erklärung sagt nur, dass
Kongruenzglauben Vorurteile beeinflusst
 Erklärung des minimalen Gruppen Paradigmas von Billig und Tajfel (1973):
Personen neigen schon unter minimalsten Bedingungen dazu, Gruppen zu bilden und sich
dann mit ihrer eigenen Gruppe stärker zu favorisieren! (siehe auch Erklärung im elften
Kapitel)
Henri Tajfel (1970): Versuchspersonen bekamen im Dunkeln eine Anzahl von Punkten
gezeigt und sollten schätzen, um wie viel
Punkte es sich jeweils handelte. Einige überschätzten die Zahl der Punkte, einige
unterschätzten die Anzahl. Dies ergab zwei Gruppen und es stellte sich heraus, dass die
Personen die eigenen Gruppenmitglieder jeweils bevorzugten, obwohl alle Variablen, die
dazu hätten beitragen können (zum Beispiel Gesicht zu Gesicht gegenübersitzen,
Interessenkonflikte, vorhegende Feindschaften) eliminiert wurden. Der Versuch zeigte, dass
auch unter minimalen Verhältnissen Ingroups und Outgroups entstehen können! Dies wird
auch als minimal group paradigm bezeichnet, da unter minimalsten Bedingungen schon
Ingroups und Outgroups gebildet werden können!! (vom Seminar entnommen)
 Dies unterstützt, dass Gruppen nicht nur durch ähnliche Meinungen gebildet werden!
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Kapitel 11 fehlt noch
90
Kapitel 12: Aggression
Aggression in unserer Gemeinschaft
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in den meisten Fällen sind die Opfer von Aggression Menschen, die schwach sind
oder in irgendeiner Art und Weise benachteiligt sind (z.B. Kinder, ältere Menschen,
Kranke, Ausländer)
viele von uns sind von Zeit zu Zeit aggressiv
unser Verhalten ist in verschiedenen Wegen auf Aggression beschränkt (z.B. haben
wir Angst uns zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten aufzuhalten)
Aggression ist Teil der menschlichen Beschaffenheit
viele Menschen haben das Gefühl, dass die Welt zu einem immer aggressiverem
Ort wird, dies kann damit begründet werden, dass wir mit einer immer größer
werdenden Anzahl an Gewaltberichten der Medien konfrontiert werden
Statistiken von verschiedenen Ländern bestätigen, dass Gewaltverbrechen in den
letzten Jahren zugenommen haben
wir verändern zunehmend unsere Lebensführung indem wir z.B. vermehrt Waffen
bei uns tragen oder uns anders gegen Gewalt schützen wollen
Aggression ist allgegenwärtig und ein Bestandteil der menschlichen Natur
Einige Theoretiker behaupten, Aggression sei ein menschlicher Instinkt, dadurch
können wir die Aggression nicht vermeiden
Andere Theoretiker sind optimistischer was die Fähigkeit der Gewaltprävention
betrifft
Definitionen und Bewertung
Einige sozialpsychologische Definitionen von Aggression
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Verhalten, welches infolge von Verletzung oder Zerstörung von Eigentum entsteht
(Bandura, 1973)
Verhalten, bei dem absichtlich jemand anderem Schaden zugefügt wird (Scherer,
Abeles, Fischer, 1975)
Verhalten, welches das Ziel hat, einer Person zu schaden oder zu verletzen, die
bereit ist, diese Verhaltensweise zu vermeiden (Baron, 1977)
absichtliches Zufügen von Schaden an einer Person (Baron & Byrne, 2000)
gegen eine andere Person gerichtetes Verhalten ausgetragen mit der Absicht
Schaden zu verursachen (Anderson & Huesmann, 2003)
Messen von Aggression
•
•
unterschiedliche Wissenschaftler haben Aggression unterschiedlich operationalisiert
z.B. Schlagen einer aufblasbaren Puppe (Bandura, Ross & Ross, 1963) oder das
Erteilen von E-Schocks (Buss, 1961)
der Grund für das Operationalisieren ist, dass es aus ethischen Gründen schwierig
ist, einen Angriff auf eine Person in einem Experiment durchzuführen
91
Wichtige Theorien
•
Erklärungsmodelle von Aggression werden unterteilt in biologische und soziale
Erklärungsmodelle
Biologische Erklärungsmodelle
•
Aggression ist ein angeborener Drang oder Impuls der genetisch übertragen wird
(Instinkt)
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nach Riopelle (1987) ist ein Instinkt:
zielgerichtet und begrenzt in einer spezifischen Auswirkung (z.B. einem Überfall)
nützlich für den Einzelnen und für die gesamte Art
angepasst an eine normale Umwelt
vorhanden bei den meisten Individuen einer Art
eindeutig entwickelt wie die individuelle Reife
verlernbar auf der Basis von individueller Erfahrung
Psychodynamische Theorie von Freud (1930)
•
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menschliche Aggression ist zurückzuführen auf einen angeborenen „Todesinstinkt“
(Thanatos), welcher im Gegensatz zu einem „Lebensinstinkt“ (Eros) steht
anfänglich ist Thanatos auf Selbstzerstörung gerichtet, aber in der späteren
Entwicklung richtet er sich auf andere
ein aggressiver Trieb vom Thanatos baut körperliche Spannungen auf welchem
Ausdruck verliehen werden muss
Ethologische Theorie von Lorenz (19966), Ardrey (1966) und Morris (1967)
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Tierverhaltensforscher haben erkannt, dass das Potential für Aggression angeboren
sein mag, allerdings sind spezielle Stimuli aus der Umwelt in diesem Moment als
Auslöser beteiligt sind
ein Tier ist deutlich aggressiver gegenüber der eigenen Artgenossen, dies dient z.B.
der Nahrungserhaltung oder Paarungsverhalten
bricht zwischen zwei Tieren ein Kampf aus, ist es unwahrscheinlich, dass der
Verlierer dabei getötet wird, der Verlierer wendet Beschwichtigungsgesten an um
den Sieger davon abzuhalten es zu töten
Beschwichtigungsgesten können auch dazu beitragen Hierarchien oder
Hackordnungen auszubilden
Lorenz stellte die Theorie auf, dass Menschen einen Kampfinstinkt haben, der auch
bei Tieren vorhanden ist
da Menschen keine scharfen Zähne oder Krallen haben, müssen sie auf Waffen
zurückgreifen um jemanden zu töten
die heutzutage gut entwickelte Technologie ermöglicht es Menschen anderen ohne
großen Aufwand zu Schaden
Evolutionäre Sozialpsychologie
• evolutionäre Sozialpsychologie nimmt nicht nur an, dass die Basis für Aggression
angeboren ist, sondern behauptet auch, dass jedes soziale Verhalten eine
biologische Basis hat
92
•
komplexes soziales Verhalten wie Aggression dient dazu das Individuum, das Rudel
sowie die ganze Art vom aussterben zu bewahren
Soziale und biosoziale Erklärungsmodelle
Frustration - Aggression Hypothese
•
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•
•
die Hypothese besagt, dass jede Frustration zu Aggression führt und jede
Aggression ein Resultat aus vorhergehender Frustration ist
die Hypothese wurde in den 1930er Jahren von einer Gruppe Psychologen an der
Yale Universität hergeleitet und wurde zur Erklärung von Vorurteilen benutzt
Dollard ging davon aus, dass Aggression stets von einer Art Frustration, einem
frustrierendem Ereignis oder Situation ausging, Frustration würde ausnahmslos zu
Aggression führen
spätere Studien haben ergeben, dass die Hypothese weit entfernt ist von der
kompletten Erklärung für aggressives Verhalten, es gibt noch viele andere
Faktoren, die zu Aggression führen können
Erregungs-Transfer-Modell (Zillmann, 1979, 1988)
•
•
•
der Ausdruck von Aggression ist eine Funktion von gelerntem Verhalten, Erregung
durch einen anderen Ursprung und der Interpretation des eigenen
Erregungszustandes
erhöhte Erregung einer Person kann dazu führen, dass sie aggressiver in einer
Situation reagiert als sie normalerweise würde (Beispiel: ein Gymnasiast kommt
gerade aus der Schule und ist immer noch physikalisch erregt, als er vor dem
Supermarkt rückwärts in eine Parklücke einparken will, nimmt ihm ein anderer
Kunde den Parkplatz weg. Der Schüler beschimpft den Autofahrer. Die restliche
Erregung der Schulstunde hat hier zu verbaler Aggression des Schülers geführt.)
Zillmanns Theorie kann ebenfalls angewendet werden auf sexuelle Erregung oder
zu anderen Arten früherer Erregung
Hass-Verbrechen
•
nennt man Verbrechen an Mitgliedern einer Minderheitengruppe z.B. Homosexuelle
Soziale Lerntheorie
•
•
menschliches soziales Verhalten kann anhand geeigneter Modelle gelernt werden
(Bandura, 1977)
Kinder können lernen sich aggressiv zu verhalten, indem sie Videospiele spielen,
bei denen heldenhafte Charaktere für Aggression belohnt werden
die Idee des Lernens durch direkte Erfahrung basiert auf Skinner´s Prinzip des
operanten Konditionierens (best. Verhalten erzeugen/unterdrücken durch
Belohnung/Strafe)
Verhalten kann auch durch Beobachtung von anderen bzw. Imitation gelernt werden
•
laut Bandura hängt die Tatsache, dass eine Person in einer bestimmten Situation
•
•
93
aggressiv ist von folgenden Faktoren ab:
den Erfahrungen von aggressivem Verhalten, die eine Person bisher gemacht hat
(Erfahrungen bei sich selbst und bei anderen)
• dem bisherigem Erfolg von aggressivem Verhalten
• der momentanen Wahrscheinlichkeit für Belohnung oder Bestrafung von
Aggression
• der komplexen Anordnung von kognitiven, sozialen und Umweltfaktoren in der
Situation
Studie von Bandura, Ross & Ross zum Modelllernen
•
•
in dem Experiment von Bandura, Ross & Ross (1963) wurden 4- und 5-jährige
Kinder untersucht, die einen Erwachsenen (männlich oder weiblich) zunächst
beobachten sollten während sie mit einer aufblasbaren Puppe spielten
•
•
bei dem Versuch gab es vier Gruppen:
Der Erwachsene kam in dem Raum während das Kind spielte. Anschließend
begann der Erwachsene Gewalt auf die Puppe auszuüben wie z.B. sie zu schlagen
oder treten. Im Anschluss wurde das Kind mit der Puppe allein gelassen und
aufgefordert mit der Puppe zu spielen.
Der Versuchsplan war derselbe mit dem Unterschied, dass das Kind ein Videoband
zu sehen bekam auf welchem die gleiche Szene dargestellt war.
In dieser Gruppe hatte der Erwachsene ein Katzenkostüm an als er sich in dem
Raum befand. Der Raum war außerdem gestaltet als ob man sich in einem Cartoon
befinden würde.
In der Kontrollgruppe sollte das Kind gleich mit der Puppe spielen ohne vorher ein
Modell gesehen zu haben.
•
•
•
•
das Ergebnis hat gezeigt, dass Kinder sich aggressiver Verhalten wenn sie vorher
ein Modell gesehen haben. Besonders effektvoll war die Gruppe, bei der der
Erwachsene direkt im Raum anwesend war.
Persönlichkeits- und situationsbezogene Faktoren
•
soziales Verhalten hängt ab von Persönlichkeitsfaktoren und von der Situation
Individuelle Unterschiede
Persönlichkeit
•
•
•
•
die Tendenz zu aggressivem Verhalten bildet sich schon früh im Leben
Huesmann und Guerra haben herausgefunden, dass aggressive Kinder im Alter
von 8 Jahren auch später mehr zu aggressivem Verhalten neigen als andere Kinder
Aggressivität hängt nicht von einer „aggressiven Persönlichkeit“ ab, sondern von
Faktoren wie Alter, Geschlecht, Kultur und die persönlichen Erfahrungen
es gibt einige Menschen die tendenziell mehr zu aggressivem Verhalten neigen als
andere, z.B. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, geringer
Frustrationstoleranz oder Narzissmus
Typ A Persönlichkeit und ADHD
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•
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•
es handelt sich bei der Typ A Persönlichkeit um ein Verhaltensmuster, bei welchem
die Personen anfällig für Herzinfarkte sind, Menschen mit Typ A Persönlichkeit
haben außerdem den Drang nach Zeitdruck, Konkurrenzkampf und Feindseligkeit
eine Studie von Carver und Glass (1978) hat gezeigt, dass diese Menschen sich
aggressiver gegen Menschen Verhalten, wenn sie mit ihnen in einem wichtigen
Konkurrenzkampf stehen
diese Persönlichkeitsstruktur kann fatale Auswirkungen haben auf die Menschen
selbst und auf die Menschen in ihrer Umgebung z.B. hat eine Studie ergeben, dass
Menschen mit Typ A Persönlichkeit mehr zu Kindesmisshandlung neigen als andere
ADHD = Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ist eine Krankheit bei
dem die Betroffenen wenig Aufmerksamkeit aufbringen können, hyperaktiv sind und
eine geringe Impulskontrolle haben
ADHD in der Kindheit ist stark verknüpft mit aggressivem Verhalten welches auch
Aggressivität in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter auftritt
Hormone
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•
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in einer Studie von Gladue (1993) wurden mittels Speicheltest männliche
Versuchspersonen getestet ob sie eine Typ A oder Typ B Persönlichkeit aufwiesen,
die Vpn sollten E-Schocks an eine andere Vpn erteilen
das Experiment ergab, dass unabhängig vom Persönlichkeitstyp die E-Schock-Rate
höher war, desto höher ihr Testosteron-Wert war
insgesamt lag allerdings nur eine Korrelation von 0.14 vor, sodass man nicht sagen
kann, dass Aggression vom Testosteron-Wert abhäng, lediglich 2% der Fälle von
aggressivem Verhalten gehen auf vermehrtes Testosteron zurück
Geschlecht und Sozialisation
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unterschiedliches Verhalten zwischen Männern und Frauen geht auf die
unterschiedliche Sozialisation der beiden Geschlechter zurück
von der frühen Kindheit an werden Jungs mehr ermutigt sich aggressiv zu verhalten
als Mädchen
eine Fülle von Untersuchungen hat diese Tatsache in vielen Gesellschaften
bestätigt
Frustration
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•
es kann schwierig sein Frustration objektiv zu messen
zwei Faktoren helfen dabei, festzustellen ob Frustration zu Aggression führen wird:
die Intensität des Frustrations-Ereignisses und wie legitim, angemessen oder
unvermeidbar das Ereignis ist
Katharsis Hypothese
•
•
sieht Aggression als eine Befreiung von unterdrückten Gefühlen, indem wir
aggressiv handeln, werden wir negative Gefühle los
es wird dabei so argumentiert, dass wir einen Drang haben Gefühle wie Frustration
abzulassen um dadurch wieder zu einem stabilen Level der Gefühle zu gelangen
95
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aggressives Verhalten hilft dabei die negativen Gefühle loszuwerden
in einigen Studien des Zusammenhangs zwischen Katharsis und Frustration wurde
gezeigt, dass Katharsis Gefühle der Aggression verringert hat, in anderen Studien,
dass sie noch mehr verstärkt wurden
neuere Studien haben ergeben, dass die Katharsis Hypothese abgelehnt wurde
auch die Behauptung Aggression könnte durch das zuschauen von gewaltsamen
Sportarten verringert werden ist falsch, im Gegenteil: Aggression wird erhöht
Wissenschaftliche Studien zur Katharsis-Hypothese
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in der Studie von Wann et al. Wurde festgestellt, dass viele Teilnehmer glaubten,
dass Katharsis durch Zuschauen von gewaltsamen Sportarten aggressives
Verhalten verringern würde
Wissenschaftler vermuten dagegen eher, dass Katharsis genau das Gegenteil
bewirken würde, nämlich eine Erhöhung von Aggression
der Glaube daran, dass Katharsis ein Mittel gegen angestaute Aggression und
Ärger ist, ist ein gefährliches Missverständnis
in der Studie von Bushman, Baumeister und Stack (1999) wurden Studenten
gebeten drei gefakte Zeitungsartikel zu lesen:
der erste Artikel war ein Pro-Katharsis Artikel eines Wissenschaftlers, der
behauptete dass die Katharsis Hypothese wahr ist
der zweite Artikel war ein Anti-Katharsis Artikel, der besagte, dass die Hypothese
falsch sei
der dritte Artikel war ein Kontrollartikel, der nichts mit Katharsis oder Aggression zu
tun hatte
die Versuchspersonen sollten einen Aufsatz schreiben, mit dem Hinweis, dass eine
andere Versuchsperson diesen korrigieren würde, in Wirklichkeit tat dies der
Versuchsleiter, der Aufsatz wurde mit sehr negativen Kommentaren versehen und
zurückgegeben, damit sollte Ärger bei den Versuchspersonen induziert werden
anschließend konnten sich die Versuchspersonen entscheiden zwischen dem
Schlagen eines Boxsackes oder einer anderen Tätigkeit
die Vpn mit dem Pro-Katharsis Artikel tendierten mehr zum Boxsack als die beiden
anderen Gruppen, die Vpn die aufgrund ihrer negativen Bewertung ärgerlicher
waren, entschieden sich ebenfalls öfter für den Boxsack
die Studie zeigt wie sich Menschen von Medien beeinflussen lassen und wie diese
Beeinflussung von der Menge an Ärger abhängt
in einer anfänglichen Studie wurde der gleiche Versuch durchgeführt, mit dem
Unterschied, dass der Schreiber des Aufsatzes anschließend mit der Person, die
ihn korrigierte, interagieren konnte
nachdem die Vpn ihren Aufsatz zurückbekamen, sollten sie 2 min auf einen
Boxsack einschlagen
danach bekamen sie eine Reaktionszeitaufgabe, bei der sie in Konkurrenz mit einer
anderen Person standen, diese sollten sie bestrafen wenn sie langsamer reagiert
hatte
einigen Vpn wurde vorher mitgeteilt, dass der Konkurrent dieser Aufgabe, die
Person sei, die ihren Aufsatz negativ bewertet hatte
die Vpn, denen dies mitgeteilt wurde, waren mehr gewillt auf den Boxsack
96
•
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einzuschlagen
auch diejenigen, die vorher den Pro-Katharsis Artikel gelesen hatten, waren in der
Reaktionszeitaufgabe aggressiver, obwohl nach der Katharsis Hypothese eigentlich
die Aggression verringert werden sollte
die Studie zeigt, dass die Katharsis-Hypothese falsch ist
Direkte Provokation
•
Studien haben gezeigt, dass verbale und körperliche Provokation zu Aggression
führen kann, auch wenn die Provokation völlig schwach ist (Geen, 1968)
• Wir tendieren dazu, zurückzuschlagen anstatt auch noch die andere Wange
hinzuhalten (Reziprozitäts-Prinzip) (= Wie du mir, so ich dir!)
• Dabei spielen Faktoren wie das Vorhandensein von alternativen Reaktionen, die
Konsequenzen von aggressivem Verhalten, sowie Alter und Geschlecht eine Rolle
Alkohol
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•
die Enthemmungshypothese besagt, dass Alkohol zu einer erhöhten Aktivierung
von Gehirnregionen führen kann, die für Impulshandlungen zuständig sind und
dagegen die soziale Kontrolle hemmen
Menschen die mehr trinken, sind auch aggressiver ( Bailey and Taylor, 1991)
Auch Menschen, die selten Alkohol konsumieren können aggressiveres Verhalten
aufweisen (LaPlace, Chermack & Taylor, 1994)
in einer Studie von Taylor & Sears (1988) bekamen männliche Versuchspersonen
entweder Alkohol zugeführt oder ein Placebo
jeweils zwei Personen sollten eine Reaktionszeitaufgabe durchführen, bei der der
Verlierer einen Elektroschock vom Gewinner erteilt bekam, der Schock konnte in
verschiedenen Stärken ausgewählt werden (in Wirklichkeit führte der Versuchsleiter
schwache E-Schocks zu, die Reaktionszeiten waren ebenfalls manipuliert, sodass
jeder eine Gewinner/Verlierer Rate von 50% hatte)
es gab vier Stufen sozialen Drucks (kein Druck, wenig Druck, starker Druck, kein
Druck), bei dem ein Verbündeter des VL die Vpn ermutigte einen starken E-Schock
zu erteilen
das Ergebnis der Untersuchung ergab, dass Vpn unter Alkohol beeinflussbarer
waren und stärkere Schocks erteilten, als die Placebo-Vpn, auch nachdem der
soziale Druck eingestellt wurde
nach Bradbury (1984) besteht zwischen aggressivem Verhalten und Alkoholkonsum
ein Zusammenhang, weil
Stress und Lebensführung zu hohem Alkoholkonsum und Aggressivität führen kann
aggressive Menschen genauso dazu tendieren Alkohol zu trinken, wie Alkohol zu
aggressivem Verhalten führen kann
Enthemmung
•
•
Enthemmung ist eine weitere Ursache für Aggression, der Drang sich sozial,
gesetzmäßig oder moralisch zu verhalten wird hier gehemmt
Deindividuation ist ein Prozess bei dem die Person ihren Sinn für sozialisierte
individuelle Identität verliert und sich unsozial verhält
97
•
•
Dehumanisation bedeutet, dass das Opfer vom Täter nicht als Mensch gesehen
wird
kollektive Aggression bedeutet aggressives Verhalten einer Gruppe von Individuen,
welche sich untereinander nicht kennen, welches sich gegen ein Individuum oder
eine andere Gruppe richtet
Die Effekte der Deindividuation und Dehumanisierung
•
Deindividuation bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten
bestraft zu werden gering ist, z.B. werden Soldaten im Krieg nicht als Individuen für
das Töten bestraft, es herrscht eine Anonymität
• Wenn das Opfer anonym ist oder dehumanisiert, werden Schuld- und
Schamgefühle des Täters abgeschwächt (z.B. wenn Gefangene entkleidet werden
oder identisch gekleidet werden, damit sie sich als Individuen nicht mehr
unterscheiden)
Andere Faktoren
•
es gibt einige andere Faktoren, die mit Aggression zusammenhängen wie z.B. die
Größe des Wohnraumes, die persönliche Einstellung über die Akzeptierbarkeit von
Aggressivität u.ä.
Situationsbezogene Variablen
Physikalische Umwelt
•
•
•
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Faktoren, die Aggressivität beeinflussen können, sind z.B. Temperatur und
Menschenmengen
Harries and Stadler (1983) haben herausgefunden, dass Angriffe häufiger bei
heißeren Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit vorkommen, aber nur bis zu
einer bestimmten Hitze und Luftfeuchtigkeit (bei extremer Hitze geht die
Aggressivität zurück)
Anderson, Bushman und Groom (1997) unterscheiden zwischen affektiver
Aggression (Ziel ist es, einer Person zu Schaden) und instrumenteller Aggression
(Ziel ist es nicht einer Person zu Schaden, sondern die Beute zu erlangen, z.B. ein
Raubüberfall)
Laut ihrer Studie korrelieren nur affektive Aggression mit einem Anstieg der
Temperatur
Benachteiligte Gruppen
•
•
•
soziale Benachteiligung kann manchmal Aggression erzeugen
dabei kommt es auf das Ausmaß an relativer Deprivation (das Gefühl weniger zu
haben, als einem zusteht) der benachteiligten Gruppe an
kann eine Verbesserung der Benachteiligung nicht auf einem rechtmäßigem Wege
erreicht werde, kommt es zu Aggressivität (z.B. Vandalismus oder Diebstahl)
Frauen und Kriminalität
98
•
•
es wird vermutet, dass die Emanzipation der Frauen in den letzten dreißig Jahren
dazu führen kann, dass Frauen ihre Hemmungen bezüglich aggressivem
Verhaltens verlieren (bisher gab es das Bild vom aggressivem Mann und von der
eher angepassten Frau)
die Zahl der Verurteilungen ist bei Frauen mehr gestiegen als bei den Männern,
trotzdem kommt Kriminalität bei Männern häufiger vor
Kulturelle Unterschiede
•
•
•
Einstellungen zu Aggression können mit der Zeit und innerhalb Kulturen variieren
In unterschiedlichen Kulturen gibt es unterschiedliche Werte und kulturelle Normen
Historische, geografische und bio-evolutionäre Faktoren spielen dabei ebenfalls
eine Rolle
• Aggressives Verhalten wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich gesehen,
was zu Missverständnissen in multikulturellen Gesellschaften führen kann (z.B. gibt
es Kulturen, die einen Angriff gegen eine Person als Angriff auf die ganze Familie
sehen)
Subkultur der Gewalt
•
•
innerhalb von Gesellschaften bilden sich oft kleinere Gruppen (Subkulturen), in
denen Gewalt als eine Norm akzeptiert wird (z.B. Mafia)
Gewalt wird dort als Lebensstil gesehen und verbessert das Ansehen der Gruppe
und die Macht innerhalb der größeren Gesellschaft
Interaktionismus
•
•
Aggression ist nie das Ergebnis einer einzigen Ursache
Persönlichkeits-, soziale-, situationsbezogene- und kulturelle Faktoren müssen
miteinbezogen werden
Massenmedien
•
•
•
•
•
der Effekt Desensibilisierung bedeutet, dass Personen auf bestimmte Ereignisse
nicht mehr so stark emotional reagieren, wie sie es eigentlich tun würden (z.B.
durch die ständige Darstellung von Gewaltszenen in den Medien)
Bandura (1973, 1986) hat gezeigt, dass den Zuschauern von Filmen oft der
Eindruck vermittelt wird, dass Aggression nicht nachteilig ist bzw. am Opfer keinen
allzu hohen Schaden angerichtet hat, außerdem wird der Täter oft als der „Gute“
dargestellt
Sheehan (1983) hat bewiesen, dass Fernsehkonsum bei Kindern mit dem Ausmaß
ihres aggressivem Verhaltens korreliert, er testete verschiedene Alterskohorten
mehrmals im weiteren Verlauf ihres Lebens auf ihr aggressives Verhalten und
aggressive Phantasien
Einige andere Studien belegen, dass das Sehen und Lesen von Gewalt im
Allgemeinen zu einer erhöhten Aggression im Menschen führen kann
in der Studie von Black und Bevan (1992) wurden zwei Gruppen untersucht: eine
Gruppe, die einen Gewalt-Film sah und die andere Gruppe, die einen Film ohne
Gewalt sah, vor und nach dem Schauen des Filmes sollten die Vpn einen
99
Aggressions-Fragebogen ausfüllen, die Studie ergab, dass Vpn, die einen GewaltFilm sahen, danach einen höhere Agrressions-Rate hatten, als Vpn, die einen Film
ohne Gewalt schauten
Machen mörderische Videospiele Kinder aggressiver?
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Dietz fand 1998 heraus, dass 80% von bekannten Videospielen Aggression als
Spielinhalt enthielten
Griffiths fand 1997 heraus, dass beim Spielen von Gewalt-Spielen jüngere Kinder
eher zu aggressivem Verhalten neigen, Jugendlichen jedoch nicht
In der Studie von Van Schie und Wiegman (1997) wurde das Spielverhalten von
346 Kindern untersucht, die Studie ergab
dass es keinen Zusammenhang zwischen der Menge an mit Gewalt-Spielen
verbrachter Zeit und Aggression gab
dass Videospiele nicht die anderen Freizeitaktivitäten der Kinder ersetzten
die Menge an Zeit, die mit Videospielen verbracht wurde, korrelierte positiv mit der
Höhe der Intelligenz
dass Kinder, die mehr Zeit mit Videospielen verbrachten, weniger dazu tendierten
sich sozial zu verhalten
Eine kognitive Interpretation
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die Idee, dass Medien Gewalt auslösen kann, wirft die Frage auf, wie Menschen
Informationen verarbeiten und auf aggressive Szenen reagieren (Berkowitz, 19984;
Eron, 1994; Huesmann, 1988)
Neo-Assoziationsanalyse: Gewaltbilder, die einem Publikum präsentiert werden,
können in die Realität umgesetzt werden, umgekehrt können Bilder, bei denen
anderen Menschen geholfen wird, andere dazu bringen sich sozial zu verhalten
wenn wir einen Gedanken haben, kann es zum sog. Priming (das Abrufen von
Kategorien oder Schemata, die wir schon im Gedächtnis gespeichert haben)
kommen
sehen wir z.B. eine pöbelnde Gruppe, werden gleichzeitig auch andere Gedanken
wie schlagen, treten oder schießen abgerufen, ebenso werden mit dem Gedanken
verbundene Gefühle abgerufen wie z.B. Ärger; das Ergebnis ist die Erhöhung der
Wahrscheinlichkeit, dass eine aggressive Handlung folgen wird
der Waffen-Effekt besagt, dass das Vorhandensein einer Waffe die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie auch benutzt wird
in einem Experiment von Anderson, Anderson und Deuser (1996) sollten Vpn sich
zuerst Bilder von Waffen bzw. von Naturlandschaften anschauen; danach wurden
ihnen Wörter präsentiert, die in verschiedenen Farben dargestellt waren und
entweder eine aggressive oder neutrale Bedeutung hatten; ihre Aufgabe war es, die
Farbe der Wörter zu behalten; die Antwortreaktionszeit war in der Bedingung am
langsamsten, in der vorher Bilder von Waffen präsentiert wurden; das Experiment
zeigt, dass Waffen gewaltsame Assoziationen hervorrufen können
Erotik und Aggression
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das Anschauen von Aktbildern, kann Aggression reduzieren, da ein
Ablenkungseffekt eintritt (Baron, 1979; Ramirez, Bryant & Zillmann, 1983)
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auf der anderen Seite kann das Anschauen von hochgradig erotischem Material wie
z.B. das Anschauen von Sexszenen Aggression erhöhen ( Baron & Bell, 1977;
Zillmann, 1984, 1996)
aufgrund des Erregungs-Transfer-Effektes kann sexuelle Erregung zu Aggression
führen
in einem Experiment von Zillmann und Bryant (1984) mussten Vpn sich eine Menge
an gewaltsamer Pornografie ansehen, das Ergebnis war, dass sie immer
abgestumpfter und gefühlloser gegenüber dieser Gewalttaten waren, dies zeigte
sich darin, dass die Versuchpersonen toleranter und nachsichtiger in Bezug auf
Gewalttaten wie Vergewaltigung waren
wenn Gewalt mit Sex in Filmen vermischt werden, gibt es einen Beleg für
männliche Desensibilierung in Bezug auf Aggression gegen Frauen (Donnerstein &
Linz, 1994; Mullin & Linz, 1995)
in einer Meta-Analyse von Paik und Comstock (1994) wurde herausgefunden, dass
zwischen TV Programmen die Sex in Verbindung mit Gewalt zeigen einen
Zusammenhang zu späterer Aggression besteht
wird in den Medien der Eindruck vermittelt, dass Frauen Spaß an sexueller Gewalt
haben, tendieren Männer später mehr dazu sich aggressiv gegenüber Frauen zu
verhalten (Linz, Donnerstein und Penrod, 1988)
nach Ansicht von Linz, Wilson und Donnerstein (1992) kann die Darstellung von
Gewalt in den Medien Aggression erzeugen, ebenso können
menschenverachtenden Darstellungen von Frauen dazu führen, dass ein
eindimensionales Bild von Frauen entsteht
Innerfamiliäre Gewalt
Hinter geschlossenen Türen
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über die Prävalenz von Gewalt in der Familie oder in Beziehungen kann man wenig
sagen, da viele Menschen die Tat nicht melden
eine Studie von 2000 Familien hat ergeben, dass in 28% der verheirateten Paare
zu einem körperlichen Angriff gekommen ist, 70% der Eltern gaben an ihren
Kindern einen Klaps zu geben
es macht keinen Unterschied ob Paare verheiratet sind oder nicht, ebenfalls
unerheblich ist, ob Frauen oder Männer gewalttätig werden; ein Unterschied
existiert hier nur im Schweregrad der Gewalttat, nicht in der Häufigkeit
Frauen neigen eher dazu in heterosexuellen Beziehungen physische Gewalt
anzuwenden
es wurde belegt, dass es einen Zusammenhang gibt, zwischen der eigenen
Erfahrung des Missbrauchs im Kindesalter und dem Mangel an sozialem Verhalten
(Zahn-Waxler, Radke-Yarrow & Kind, 1979)
Menschen verschweigen innerfamiliäre Gewalt häufig, weil sie ihren persönlichen
Stolz bewahren wollen, Angst haben vor Erpressung, Angst vor Verspottung oder
der eigenen Schuldzuweisung oder sie denken die Polizei ist nicht imstande ihnen
zu helfen. Die Mehrheit der Fälle bleibt deshalb unentdeckt
Geschlechter
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Lesben, Bisexuelle und Schwule sind genauso häufig Opfer von innerfamilärer
101
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Gewalt wie Heterosexuelle
ebenso sind Frauen und Männer gleichermaßen Täter, mit dem Unterschied, dass
Männer ihr Opfer in stärkerem Maße körperlichen Schaden zufügen
Warum tun Menschen den Personen weh, die sie lieben?
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ein Grund dafür, dass wir Aggression an Menschen auslassen, die uns am
nächsten sind, sind gelernte Aggressionsmuster, die von den Eltern oder anderen
imitiert werden (den Teufelskreis der Kindesmisshandlung, der auf diese Weise
zustande kommt nennt man Misshandlungssyndrom ), dazu kommt die Unfähigkeit
Probleme auf eine andere Art und Weise zu lösen
die Nähe von Familienmitgliedern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu
Quellen von Ärger oder Frustration werden, sie werden zur Zielscheibe dieser
Gefühle
Stress und finanzielle Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit und Krankheit erhöhen die
Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten in intimen Beziehungen
Die Machtteilung in traditionellen Familien, in denen der Mann höhergestellt ist, wird
diesem erleichtert in der Familie zu herrschen
ein hohes Maß an Alkoholkonsum korreliert mit dem Missbrauch der Ehepartnerin
von Männern
Institutionalisierte Aggression
Die Rolle der Gesellschaft
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wie eine Gesellschaft Aggression sieht, kommt auf eine Kombination von Politik,
Religion, Philosophie und geschichtliche Ereignisse der letzten Jahre an
menschliche Gesellschaften stützen sich auf soziale Normen; solche Normen die
sich gut bei den Menschen festgesetzt haben, werden zu Werten, die von vielen
Menschen geteilt werden (Soziale Ordnung)
institutionalisierte Aggression bedeutet, dass Aggression sozial geduldet wird,
indem sie in Regeln und Normen integriert wird (z.B. Polizei, Bundeswehr, Karate)
institutionalisierte Aggression hat immer wünschenswerte Effekte und nicht
wünschenswerte (Vorteil von Selbstverteidigung: eigener Schutz, Nachteil: legaler
Besitz von Waffen)
Die Rolle des Staates
• Völkermord wie es in vielen Kriegen der Fall war, kann als eine Art legitimisierte
Form von Gewalt gesehen werden
• einige politische Regimes haben Unterdrückung und Metzelei mit genetischen
Unterschieden zwischen den Gruppen gerechtfertigt (z.B. die Nazis)
• die Rolle des Staates kann es sein, den Menschen zu suggerieren, dass Gewalt in
diesem Falle nötig sei
Die Rolle der einzelnen Person
102
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Milgram (1963) hat mit einem Experiment (Vpn sollten ihren „Schülern“ E-Schocks
erteilen, siehe Kapitel 7) belegt, dass nicht nur psychopathische Menschen zu
Gewalttaten fähig sind, sondern viele andere auch
Milgram behauptet, dass Menschen von ihrer Kindheit dazu erzogen werden den
Gesetzen des Staates und Autoritäten zu gehorchen
beim sog. Agentenmodus distanziert man sich von der persönlichen Verantwortung
für seine Taten, indem man sie auf die Person überträgt, die einem Anweisungen
erteilt
Erklärungsebenen zur Entstehung von Krieg
•
siehe Kapitel 11
Reduktion von Aggression
•
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auf der zwischenmenschlichen Ebene gibt es zahlreiche Techniken für
Verhaltensänderung wie z.B. soziales Kompetenz-Training, nicht-aggressives
Modelllernen, Ärger-Bewältigung und Selbstverteidigungstraining
Massengewalt ist nicht mit diesen einfachen Dingen zu bekämpfen,
Friedensstudien beschäftigen sich mit diesem Thema
103
Kapitel 13: Affiliation, attraction and love
(Zugehörigkeit, Anziehung und Liebe)
Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit
Obwohl wohl jeder von Zeit zu Zeit gerne mal alleine ist, gibt es in uns den Drang mit anderen
Menschen in Kontakt zu treten. Dieser Drang bringt uns dazu uns so zu Verhalten, dass wir mit
anderen zusammen sind. Nach Altman’s privacy regulation theory (PRT) kontrollieren wir selber
wie viel Kontakt wir zu anderen haben um unseren Drang zu befriedigen. Dies funktioniert nach 2
Prinzipien:
• Das dialektische Prinzip: Die Sehnsucht nach Abgrenzung ändert sich ständig und bewegt
sich zwischen Offenheit und Verschlossenheit gegenüber anderen.
• Das optimierungs- Prinzip: Man versucht sein Verlangen und den aktuellen Kontakt
aneinander anzupassen. Bei zu wenig Kontakt fühlt man sich sozial isoliert, bei zu viel fühlt
man sich eingeengt.
Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist also kein Streben nach konstanter Interaktion mit anderen
sondern ein dynamischer Prozess in dem wir uns Verhalten und die Distanz zwischen uns und
anderen regulieren.
Ein alternatives Model ist O’Connor and Rosenblood’s social affiliation model (SAM). Es behält
das optimierungs- Prinzip bei und ersetzt das dialektische Prinzip durch das Prinzip der Homöostase
(Gleichgewicht der Körperfunktionen). Dieses besagt, dass das Bedürfnis nach Zugehörigkeit
relativ konstant ist und sich der Kontakt zu anderen wie z.B. die Kalorienaufnahme reguliert.
Effekte sozialer Isolation
Was passiert mit Menschen, die daran gehindert werden mit anderen zusammen zu sein? Diverse
Studien zeigen, dass lange soziale Isolation intellektuelle und soziale Entwicklung stört und gerade
bei Kindern irreparable psychologische Schäden hinterlässt.
Feldstudie in der Admiral Byrd von 6 Monaten Isolation berichtet:
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nach 24 Tagen: Verwirrtheit, Gefühl verloren zu sein
nach 63 Tagen: Mit den Gedanken bei religiösen Fragen und dem Sinn des Lebens
nach 3 Monten: starke Depressionen und Teilnahmslosigkeit (apathisch),
Halluzinationen, bizarre Ideen
Kinder die für einen Zeitraum von 2 Jahren nicht genügend Umsorgt werden (z.B. in einer
überfüllten Institution, von Müttern die nicht in der Lage sind nach ihnen zu schauen) weisen eine
extrem hohe Sterbewahrscheinlichkeit auf. Ihre psychologisches Befinden (apathisch, depressiv)
bezeichnet man als hospitalism.
Als attachment behaviour bezeichnet man die Tendenz von Kindern die Nähe zu ihren Müttern
beizubehalten oder wiederherzustellen, wenn sie unterbrochen wurde. Dies erreichen sie durch
Verhalten wie schreien, lächeln, nachlaufen usw..
Für viele Sozialpsychologen beschränkt sich das attachment behaviour nicht nur auf die Mutter104
Kind Erfahrung sondern auf das ganze Leben.
Bindungsstile
Bindungsstile (ängstlich, sicher, unsicher- vermeidend) entwickeln sich bereits in der Kindheit und
beschreiben die Beschaffenheit von engen Beziehungen. Bindungen sollten als lebenslanger aktiver
Prozess betrachtet werden, der durch den in der Kindheit entstandenen Bindungsstil dominiert wird.
sicherer Bindungsstil:
Erwachsene empfinden es als relativ einfach anderen nahe zu kommen und liebevolle und lang
anhaltende Beziehungen zu genießen.
vermeidender Bindungsstil:
Unbehagen wenn man anderen nahe kommt, Beziehungen werden behindert durch Mangel an
Offenheit und Eifersucht.
ängstlicher Bindungsstil:
Verlieben sich leicht, allerdings sind die folgenden Beziehungen voll von emotionalen Höhen und
Tiefen und werden eher als unglücklich bewertet.
Ängstlichkeit reduzieren
Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit kann vorübergehend und situationsabhängig sein. In einer
Situation in der man Angst hat, kann die Anwesenheit eines anderen die eigene Angst reduzieren.
Dies zeigt eine klassische Studie von Schachter, in der weiblichen Psychologiestudentinnen gesagt
wurde, dass sie gleich einen schmerzhaften bzw. nicht schmerzhaften Stromshock bekommen.
Während die Gerätschaften aufgebaut wurden erhielten die Vpn’s die Option alleine zu warten oder
mit einer anderen Vpn. Nachdem die Entscheidung getroffen wurde war der Versuch beendet.
Die Ergebnisse untermauern Schachter’s shared stress Hypothese (Ängstlichkeit wird reduziert
durch das Teilen des Erlebten mit anderen)
Warum bevorzugen ängstliche Menschen Gesellschaft?
Entweder lenkt eine andere Person von dem Angsteinflößenden Stimulus ab,
oder die Versuchsperson möchte in Gesellschaft sein um einen sozialen Vergleich anzustellen.
(social comparison Theorie – unser Verhalten und unsere Meinungen mit denen der anderen zu
vergleichen um festzustellen was der richtige oder sozial anerkannte Weg ist)
Faktoren die Anziehung bewirken
Was macht bestimmte Menschen attraktiver als andere? Was ist dafür verantwortlich, dass eine
Person die andere als positiv empfindet?
Körperliche Schönheit ( Evolution oder Kultur? )
105
Ist das was wir als schön Empfinden eine Frage der Kultur oder Evolutionär bedingt?
Es gibt sowohl Hinweise dafür, dass Schönheit auf persönlichen Vorlieben basiert (Kultur) als auch
darauf das sich Menschen auf der ganzen Welt darüber einig sind wer schön ist und wer nicht.
(Evolution)
Evolutionäre Perspektive:
Menschen mit symmetrischen Gesichtern tendieren dazu auch symmetrische Körper und damit
bessere mentale und körperliche Gesundheit zu haben. Das macht sie zu besseren Partnern.
Hormone beeinflussen das Bauch-Hüft-Verhältnis. Frauen mit einem attraktiven Bauch-HüftVerhältnis von 0,7 werden leichter Schwanger und scheinen eine bessere körperliche
Gesundheit zu genießen.
Jüngere Frauen haben öfter als ältere Frauen lange Haare und Haarqualität korreliert mit
körperlicher Gesundheit.
Vorlieben von Frauen ändern sich durch ihren Menstruationszyklus.
Diese Punkte veranlassen einige Theoretiker zu der Annahme, dass die Standards der körperlichen
Attraktivität eine evolutionäre Basis haben.
Auf der anderen Seite gibt es keinen Zweifel daran, dass die Standards der Attraktivität von den
ökonomischen und kulturellen Bedingungen abhängen.
Kulturelle Perspektive:
Wenn es im Verhältnis zu wenige Männer gibt, dann tragen Frauen kürzere Röcke.
Wenn es im Verhältnis zu wenige Frauen gibt, tragen Männer mehr Bärte.
Während Zeiten in denen die Nahrungsmittelversorgung nicht sichergestellt ist, sind schlanke
Frauen weniger begehrenswert als schwere Frauen.
Schwarze Männer mögen schwerere Frauen als weiße Männer.
Diese Forschungsergebnisse deuten an, dass die menschliche Natur und die Umstände des Umfelds
zusammen unsere kollektive Bewertung von Schönheit hervorrufen.
Zusammenhänge mit Attraktivität
Wenn wir andere Menschen beurteilen achten wir darauf wie sie aussehen, je schöner man aussieht
desto positiver wird man also beurteilt.
Ein paar Beispiele dafür:
Babies lächeln länger in attraktivere Gesichter. Attraktivere Menschen bekommen mehr
Verabredungen. Größere Menschen bekommen mehr Respekt und ein höheres Einkommen.
Schöne Menschen werden als glücklicher und erfolgreicher bewertet.
106
In einer Studie von Landy and Sigall werden Studenten gute und schlechte Aufsätze vorgelegt und
jeweils ein Foto von einer attraktiven/unattraktiven Person beigelegt die als Autor des Aufsatzes
ausgegeben wird.
Die Aufsätze mit unattraktivem Foto werden immer schlechter bewertet als diejenigen mit
attraktivem Foto. Ganz besonders stark tritt dieser Effekt bei den schlechten Aufsätzen auf.
Nähe
Der Faktor Nähe spielt eine wichtige Rolle im frühen Stadium von Freundschaften. Meistens sind
Beziehungen lohnender wenn sich die beteiligten Personen nah sind. Unsere Freundschaften und
Beziehungen entstehen oft aus Interaktionen mit den Menschen die uns nah sind.
•
Um Leute zu treffen muss man sie nicht lieben, aber um sie zu lieben muss man sie treffen.
•
Studenten sind eher befreundet mit Leuten die ihnen nahe sind als mit Leuten die weiter weg
von ihnen Sitzen.
•
Es ist einfacher Belohnung zu genießen, wenn die andere Person einem nah ist
•
Vertrautheit entsteht durch wiederholten Kontakt. Vertrautheit erhöht unsere Vorliebe.
Gegenseitigkeit
Wir mögen diejenigen die uns mögen. In einer Studie von Dittes and Kelley wurden Studenten in
kleine Diskussionsgruppen eingeteilt und erhielten eine anonym geschriebene Beurteilung aus der
hervorgeht ob die anderen Gruppenmitglieder einen mögen oder nicht. Studenten die glaubten das
sie gemocht werden fühlten sich mehr zu der Gruppe hingezogen.
Allerdings gibt es individuelle Unterschiede. Beeinflusst wird das Ergebnis durch den individuellen
Bindungsstil, das Geschlecht, und die Ausprägung des Selbstbewusstseins.
Sehr Interessant ist auch die gain-loss Hypothese, nach der es auf die Reihenfolge des Feedback
ankommt ob man jemanden mag oder nicht. Bekommt man zunächst ein negatives Feedback und
später ein positives (z.B. vor und nach einem mehrtägigen Seminar) mag man die Person die einem
das Feedback gegeben hat viel mehr als wenn man erst ein positives und später ein weiteres
positives Feedback bekommt.
Gleichheit
Gemeint ist die Gleichheit von Werten und Einstellungen. Gleichen unsere Interessen, Geschmack
usw. denen anderer, fühlen wir uns bestätigt, angenommen und verstanden.
Studenten im Wohnheim verstehen sich am besten mit Mitbewohnern mit meisten
Gemeinsamkeiten. (in den ersten paar Wochen ist jedoch der Faktor Nähe stärker)
107
Wenn man mit jemandem ausgeht und feststellt, dass man den gleichen Musikgeschmack hat, wird
dadurch die Anziehung zu dieser Person erhöht. Natürlich führen Unterschiede in Einstellungen und
Interessen eher zu weniger Anziehung.
matching (Anpassung):
Partner in bestehenden Beziehungen tendieren dazu ein gleiches Maß an körperlicher Attraktivität
zu haben. Menschen die sich gleichen in körperlicher Attraktivität, sozialem Hintergrund,
Persönlichkeit, Geselligkeit, Interessen und ihren Aktivitäten ziehen sich gegenseitig an.
Bedürfnis Ergänzung
Im Kontrast zur Gleichheitstheorie steht die need complementarity Theorie.
Sie besagt dass wir Gegenteile von uns ausfindig machen, die unsere Bedürfnisse am besten
befriedigen können. z.B. sucht sich eine dominante Person eher einen devoten Partner.
Selbstenthüllung
Man teilt intime Informationen und Gefühle mit einer anderen Person eher, wenn man diese mag
und ihr Vertraut. Die Umkehrung dieser Aussage ist auch wahr! Man bevorzugt diejenigen, die sich
mehr enthüllen und mehr über ihre Gefühle und Gedanken reden.
•
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Wir offenbaren uns demjenigen den wir mögen
Wir mögen denjenigen der sich uns offenbart
Wir mögen denjenigen dem wir uns offenbart haben
Diverse Studien zeigen, dass Frauen mehr von sich preisgeben als Männer. Wie viel man von sich
enthüllt ist außerdem Kulturabhängig.
Ein weiterer Punkt, der Selbstenthüllung so wichtig für Beziehungen macht, ist Vertrauen.
Menschen versuchen für gewöhnlich kein Risiko einzugehen. Sie brauchen aber Beziehungen.
Daraus ergibt sich ein Problem, da Beziehungen eine sehr risikoreiche Angelegenheit ist. In
Beziehungen mach sich Menschen angreif- und verletzbar. Da hilft nur Vertrauen. Je mehr sich ein
Freund oder Partner für einen öffnet, desto sicherer fühlt man sich in der Beziehung und desto mehr
Vertraut man ihm. Somit gehen Vertrauen und gute Beziehungen Hand in Hand.
The dating game
Was ist die richtige Taktik bei einem Date? Die Hypothese, dass es sinnvoll sein könnte so zu tun
als sei man schwer zu bekommen konnte in diversen Experimenten nicht bestätigt werden.
Allerdings konnte durch ein Experiment nachgewiesen werden, dass das beste Date jenes ist,
welches für einen selber leicht aber für alle anderen schwer zu bekommen ist.
Anziehungstheorien
Balance Theorie
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Wir streben im Alltag nach Balance, nach Ordnung in unserem kognitiven System, und wir wollen,
dass unsere Überzeugungen und Meinungen mit unserem Handeln übereinstimmen. Ebenso wollen
wir, dass sie mit der Überzeugung und den Meinungen der anderen übereinstimmen.
Wenn zwei Menschen eine Unstimmigkeit feststellen entsteht eine Spannung durch Verlust der
kognitiven Balance. Beide Parteien werden dadurch hart daran arbeiten ihre Einstellung zu ändern
um die Balance wieder herzustellen. Wenn es sich um einen Fremden handelt wird alles was man
macht um die Balance wieder herzustellen sein, dass man sich hütet den anderen zu mögen.
Diese Theorie trifft nicht auf alle unsere Interaktionen zu! z.B. kann man Unstimmigkeiten auch
mögen, wenn man z.B. individuell sein möchte. ( Punk usw.)
Reinforcement Theorie
Wir mögen Menschen die gerade dann anwesend sind, wenn wir eine Belohnung empfangen, selbst
wenn diese nichts mit der Belohnung zu tun haben.
Eine weitere Variation dieser Theorie ist das reinforcement- affect model. Diese Theorie beruht auf
klassischer Konditionierung. Wie ein Hund lernt einen Glockenton mit fressen zu assoziieren, kann
ein Mensch eine andere Person mit anderen positiven Eigenschaften seiner unmittelbaren
Umgebung assoziieren.
Social exchange theory
Diese Theorie beschäftigt sich damit, wie zwei Menschen in einer Beziehung Belohnung
austauschen. Ob wir jemanden mögen wird ermittelt durch das cost-reward ratio.
(Was wird es mich kosten eine positive Gegenleistung bzw. Belohnung zu bekommen)
Unser tägliches Verhalten ist also eine Gegenüberstellung von dem was wir bereit sind zu geben
und dem was wir im Austausch dafür bekommen. Unser Ergebnis ist von dem Verhalten der
anderen abhängig. Man versucht eine gewinnbringende Interaktion zu anderen zu entwickeln.
Foa and Foa beschreiben sechs verschiedene Arten von interpersoneller Beziehung, jede bringt ein
Austausch von Ressourcen mit sich:
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•
goods ( sämtliche Produkte oder Objekte)
information ( Rat, Meinung, Anweisung)
love ( liebevolle Aufmerksamkeit, Wärme, Annehmlichkeit)
money (Geld)
services ( körperliche Aktivitäten, Zugehörigkeit zum Individuum)
status (Prestige)
Wir tauschen diese Ressourcen in einer Beziehung und versuchen unsere Kosten zu minimieren und
unseren Gewinn zu maximieren. (minimax strategy)
Eine Beziehung ist für uns unbefriedigend wenn die Kosten den Gewinn übersteigen.
Eine Beziehung ist befriedigend wenn der Gewinn die Kosten übersteigt. (profit)
Ein wichtiges Konzept der social exchange theory ist das comparison level (CL) jeder Person.
Mit diesem Vergleichslevel werden alle Beziehungen die man hat verglichen und bewertet.
Es ist das Produkt aller Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit anderen Parteien beim
109
Austausch von Ressourcen gemacht hat. (natürlich variiert es zwischen verschiedenen Arten von
Beziehungen)
Ist das Ergebnis des Vergleiches mit dem CL bei einem aktuellen Austausch positiv (der aktuelle
Profit übersteigt das CL), wird die Beziehung als befriedigend wahrgenommen und die andere
Person erscheint attraktiv.
Glücklicherweise ist es für beide Personen in einer Beziehung möglich gleichzeitig Profit zu
machen und somit die Befriedigung zu verstärken.
Zusammengefasst funktioniert ein Verhalten also folgendermaßen:
Gewinn – Kosten = Ergebnis ; Ergebnis > CL = Befriedigung
Equitiytheorie in Beziehungen
Westliche Gesellschaften sind ausgerichtet auf ein System des sozialen Austauschs in dem sie
Gerechtigkeit oder Balance anstreben.
Gleichheit (equality):
Gerechtigkeit (equity):
jeder wird gleich bezahlt
derjenige der mehr arbeitet wird höher bezahlt
Die Frage ist, wie entscheiden Menschen ob ein Austausch fair ist und was machen sie wenn sie
feststellen, dass er es nicht ist.
Gerechtigkeit zwischen 2 Menschen A und B besteht wenn:
A’s Ergebnis / A’s Einsatz = B’s Ergebnis / B’s Einsatz
Ist das Verhältnis nicht gleich (egal in welche Richtung), dann fühlen sich Menschen unfair
behandelt oder ungerecht. Sowohl Leute die glauben, dass sie zu wenig bekommen als auch Leute
die glauben, dass sie zu viel bekommen können darunter leiden.
Wenn wir Ungerechtigkeit empfinden haben wir zwei Möglichkeiten zu handeln:
•
Unseren Einsatz oder unser Ergebnis verändern
•
Unsere Wahrnehmung von Einsatz und Ergebnis so umstrukturieren, dass das Verhältnis
nicht länger ungerecht erscheint.
Wenn keine der beiden Methoden hilft, und das Verhältnis unter dem individuellen CL liegt, wird
die Beziehung voraussichtlich beendet.
Beziehungen und Wohlbefinden
Das wichtigste an einer Beziehung ist, dass sie gut für uns ist. Ein Gewinn ist psychische und
110
physische Gesundheit. Physische und psychische Gesundheit steht in Verbindung mit positiven
Beziehungen.
Intime Beziehungen bewirken ein geringeres Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen,
Lungenkrebs und Tuberkulose. Verheiratete zeigen ein besseres Gesundheitsverhalten und bessere
Ernährung. Verheiratete Frauen haben weniger Depressionen und reduzierten Stress durch soziale
Unterstützung. Heiraten beeinflusst, wie auch Liebe, die Glücklichkeit und das Wohlbefinden.
Liebesbeziehungen
Liebe:
Eine Kombination aus Gefühlen, Kognitionen, und Verhalten, die in intimen Beziehungen involviert
sein kann.
Unterschiedliche Formen der Liebe
Man unterscheidet zunächst zwei Arten von Liebe:
•
passionate (romantic) love – leidenschaftliche Liebe
Intensive und emotionale Art, Verwirrtheit der Gefühle, Zärtlichkeit, Sexualität,
Hochgefühle und Schmerz, Angst und Erleichterung, Selbstlosigkeit und Eifersucht
•
companionate love
– kameradschaftliche Liebe
Weniger intensive Gefühle, freundliche Zuneigung, Freundschaft, Verständnis, Sorge um das
Wohlbefinden des anderen
Es gibt noch eine differenziertere Einteilung von Liebe in folgende sechs Kategorien:
•
•
•
•
•
•
passionate love
companionate love
game-playing love
possessive love
logical love
selfless love
- siehe oben
- siehe oben
- die liebe wie ein Spiel betrachten und gewinnen wollen
- besitz ergreifend, eifersüchtig, Angst vor Zurückweisung
- pragmatisch, befriedigt nur die Basisbedürfnisse
- selbstloses, bedingungsloses, liebevolles Geben und Vergeben
Liebe und Heirat
Wie stark hängen Liebe und Heirat zusammen? In einer Studie von Berscheid wird deutlich, dass
sich über die Jahre (1960s-1980s) die Antwort auf folgende Frage verschiebt.
„Wenn ein Mann (eine Frau) alle Qualitäten hat die du dir wünscht, würdest du ihn (sie) dann
heiraten, auch wenn du ihn (sie) nicht liebst?“
111
Speziell bei Frauen verschiebt sich die Antwort von „ja“ zu „nein“.
Heiraten für Status oder Sicherheit ist für junge Menschen 1980 weniger erforderlich als 1960.
Obwohl es in westlichen Kulturen viel mehr Langzeitbeziehungen ohne Ehe gibt, ist Liebe ein
Indikator dafür ob ein Paar Heiraten wird oder nicht. Es ist jedoch keine Garantie für eine
glückliche und stabile Beziehung.
Leidenschaftliche Liebe
Um zu erklären, was Liebe ist, nutzen Sozialpsychologen Beschreibungen des Verhaltens, und der
kognitiven Tendenzen:
z.B. ständig an den Geliebten denken, so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen wollen,
unrealistische Beurteilung des Geliebten.
Dies führt gewöhnlich dazu, dass der Geliebte in den Lebensmittelpunkt rückt und andere Freunde
verdrängt. Dennoch berichten verliebte Studenten gewöhnlich von positiven Erfahrungen.
Es ist wohl so, dass wir uns verlieben, weil wir es in unserer Kultur so beigebracht bekommen.
Allerdings gibt es auch Kulturen, wo dies nicht der fall ist. Nicht Menschen aus allen Kulturen
verlieben sich!
Einige Sozialpsychologen sind der Auffassung, dass Liebe nur ein Etikett für ein Produkt aus
Interaktionsvariablen ist. Laut der three-factor theory of love von Hatfield und Walster gibt es drei
Variablen die der Erfahrung von Liebe zu Grunde liegen:
6. Ein kultureller Faktor, der Liebe anerkennt
7. Die Anwesenheit eines Liebesobjektes – in den meisten Kulturen ein Anhänger des anderen
Geschlechtes im selben Alter.
8. Emotionale Erregung, selbst bezeichnet als „Liebe“, die man fühlt wenn man mit jemandem
interagiert oder an jemanden denkt
Laut Schachter und Singer funktionieren Emotionen folgendermaßen:
Wenn eine Gegebenheit innere physiologisch Erregung auslöst, schauen wir uns nach Hinweisen in
unserer Umgebung um, die den Grund für die Erregung erklären können. Dann beschriften wir die
Erregung als Emotion die mit dem möglichen Hinweis übereinstimmt.
(z.B. Erregung + Gefahrensituation = Angst)
Wenn wir diese Erregung erfahren, während wir mit einem attraktiven Anhänger des anderen
Geschlechtes interagieren, beschriften wir die Erregung gerne als sexuelle Anziehung, mögen oder
lieben.
Obwohl die drei Variablen Bestandteil von Liebe sind, scheinen sie nicht auszureichen um die Liebe
vollständig zu erklären. Denn es kann auch in unserer „die Liebe anerkennender“ Kultur eine
Situation geben, in der ein Anhänger des anderen Geschlechtes im selben Alter anwesend ist,
während man emotional erregt ist, ohne dass man sich verliebt.
112
Liebe und Illusionen
Menschen bringen eine Menge Ideale und Bilder mit in eine Liebesbeziehung, was dazu führen
kann, dass die Liebe ganz schnell vorbei sein kann, wenn man feststellt, dass der Partner doch nicht
so ist wie man zunächst angenommen hat. Die Liebe bezog sich nicht auf den Partner sondern auf
ein idealisiertes Bild von ihm.
Gerade diese Bilder sind aber sehr gut zu gebrauchen um lieben von mögen zu unterscheiden.
Liebe scheint untrennbar mit Phantasien, positiven Illusionen und einer verzerrten Wahrnehmung
des Partners verbunden zu sein.
Allerdings kann man dadurch nicht Liebe von sexueller Erregung unterscheiden, da sexuell erregte
Menschen für gewöhnlich sexuelle Phantasien haben.
Sternbergs vollendete Liebe
Sternberg Theorie betrachtet die Liebe als Dreieck aus Leidenschaft, Bindung, und Intimität.
Sind in einer Beziehung alle dieser drei Faktoren enthalten spricht er von vollendeter Liebe.
Gefühle in engen Beziehungen
Laut Bernscheid drehen sich Beziehungen um starke, etablierte Erwartungen, wie sich der Partner
verhalten wird (sollte). Wenn sein Verhalten die Erwartungen bricht, spürt man starke Gefühle. In
engen Beziehungen sind die Möglichkeiten für dieses brechen von Erwartungen viel größer.
Arrangierte Hochzeiten
In anderen Kulturen gibt es einen kalkulierenden Umgang mit der Eheschließung als bei uns. Dort
suchen die Eltern nach „angemessenen“ Partnern für ihre Kinder. Dieses System kommt Menschen
in westlichen Kulturen bizarr vor, aber es kann sehr erfolgreich sein, wenn man den Erfolg einer
Ehe in Dauer oder sozialer Funktion (Kinder haben, für Eltern sorgen, eine starke Gemeinschaft
aufbauen) sieht.
In drei Studien über arrangierte Hochzeiten wurde festgestellt, dass in der Anfangszeit „arrangierte
Paare“ ihre Liebe füreinander schlechter bewerteten als „nicht arrangierte Paare“. Über die Zeit
drehte sich dieser Trend um. Dies ist ein Hinweis dafür dass:
•
•
Liebe gelernt werden kann (besonders wenn man das Gefühl hat, dass es sein muss)
Es möglich ist, dass andere erfolgreich Paare zusammenführen
Aufrechterhaltung und Beenden von Beziehungen
Beziehungen Aufrechterhalten
Ehe ist eine vertragliche Absprache, finanzielle Partnerschaft, und beinhaltet oft das Eltern werden.
Die Natur der anfänglichen Anziehung ändert sich mit der Zeit.
113
Eine Beziehung in der die Partner sich anpassen und sich mit Rücksicht auf den Partner verändern
ist in der Lage die Zeit zu überstehen. Was beim Aufrechterhalten einer Beziehung zählt ist die
kameradschaftliche Liebe. Aber auch diese kann keine Dauerhafte Beziehung garantieren.
Sicherheit ist eine sehr kritische Variable. Wenn sich ein Partner unsicher fühlt, kann das Eifersucht
hervorrufen. Auf der anderen Seite kann Sicherheit zu Langeweile führen. Beides gefährdet die
Beziehung.
Eine weitere Schlüsselvariable ist das Verlangen bzw. der Vorsatz eine enge Beziehung weiter zu
führen. (commitment)
Wie groß dieses Verlangen ist hängt unter anderem damit zusammen, wie wir uns selbst sehen, von
ehelicher Befriedigung, Verhaltensweisen, und Vertrauen.
Ob wir eine Beziehung aufrechterhalten ist davon abhängig ob wir
•
•
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sie weiterführen wollen (personal dedication) – z.B. positive Anziehung des Partners
sie weiterführen sollten (moral commitment) – z.B. religiöse, soziale, moralische Prinzipien
sie weiterführen müssen (constraint commitment) – z.B. Faktoren die es kostspielig machen
die Beziehung zu beenden, fehlende Alternativen, Investitionen in die Beziehung.
Ein weiterer Faktor ist die Rollengleichheit. (role complementarity). Es sollte ein geben und
nehmen zwischen den Partnern herrschen. Und man sollte flexibel auf Veränderung der Rollen
reagieren können.
Beziehungen Beenden
Eine Beziehung wir dann beendet wenn einer oder beide Partner das Gefühl haben, dass die
Beziehung nicht mehr so erstrebendwert ist wie sie einmal war. Levinger beschreibt vier Punkte die
das Ende einer Beziehung vorhersagen:
•
•
•
•
Ein neues Leben scheint die Einzige Lösung zu sein
Alternative Partner sind verfügbar
Es gibt die Erwartung, dass die Beziehung misslingen wird
Es gibt ein Mangel an Engagement die Beziehung weiter zu führen
Wenn ein Partner feststellt, dass seine Beziehung am zerbrechen ist hat er vier Möglichkeiten:
passive Haltung:
•
•
Loyalität: Warten auf Besserung
Gleichgültigkeit: Warten auf das Zerbrechen
aktive Haltung:
•
•
Verbales Verhalten: Daran arbeiten die Beziehung zu verbessern
Ausstiegs Verhalten: Sich dazu entschließen die Beziehung zu beenden
Es ist schwer möglich zu sagen welche der Möglichkeiten am wenigsten Schmerz verursacht, da
viele Faktoren beteiligt sind. Oft ist es die Einsamkeit die den Schmerz verursacht, wenn man sie
114
minimiert verläuft die Rettung aus dem Leidzustand schneller.
Es gibt ein Beziehungs- Zerfall- Model von Duck (relationship dissolution model), in vier Stufen:
•
intrapsychische Phase
(man beschäftigt sich selbst mit dem Thema)
•
dyadische Phase
(man sieht ein dass etwas nicht in Ordnung ist und diskutiert darüber)
•
soziale Phase
(Man redet mit Freunden um Unterstützung für eine unsichere Zukunft zu bekommen)
•
Grab- dekorations- Phase
(kann mehr beinhalten als nur den Partner zu verlassen. Vermögensteilung usw.)
Effekt der Einsamkeit
Eine Möglichkeit Einsamkeit zu definieren ist „Mit unseren Beziehungen unbefriedigt sein“. So
z.B. wenn die Interaktionsrate mit anderen kleiner ist als wir erwarten. Einsamkeit ist eine normale
Erfahrung.
Man unterscheidet zwischen loneliness (Gefühl in einer Person) und aloneness (eine Person ist
definitiv physikalisch von anderen entfernt).
Williams and Solano nahmen an, dass ein Mangel an Nähe in Beziehungen zu Einsamkeit führt.
Maxwell and Coebergh isolierten vier Einflüsse auf Einsamkeit:
•
•
•
•
Wie nah ist man der nahesten Person in seinem Leben
Wie viele enge Freunde hat man
Wie befriedigt ist man mit seinen Beziehungen
Hat man täglich Kontakt zu anderen
Berscheid and Reis identifizierten drei Variablen die mit Einsamkeit verknüpft sind:
•
Neigungs- Faktoren
(Schüchternheit, Depression, Introvertiertheit, wenig Selbstbewusstsein usw.)
•
Soziale Umstände
(Weniger Zeit mit Frauen verbracht, einhergehend mit weniger Intimität und Offenheit)
•
sozial kognitive Tendenzen
(Härte im beurteilen anderer, selbstzerstörerisch)
Einsamkeit ist am weitesten verbreitet unter Teenagern und jungen Menschen, was wohl damit
zusammenhängt, dass sie noch nicht so eine stabile Lebenssituation haben wie ältere Menschen.
115
Kapitel 14: Prosoziales Verhalten
Prosoziales Verhalten (PV) Altruismus:
PV = Von der Gesellschaft positiv bewertete Tat bzw. Verhalten mit positiven sozialen
Konsequenzen, soll zu physischem, psychischem Wohlbefinden führen; freiwillig
Determinierender Faktor: Perspektive der Gesellschaft
Hilfsbereites Verhalten (HV):
Handlung mit der Intention, jemandem (Gruppe, Lebewesen…) etwas Gutes zu tun. Achtung: 10
Euro verlieren =/= Hilfsbereitschaft, da nicht bewusst
Zuviel Hilfe =/= Hilfsbereitschaft, da inkompetent aussehen lassen
Altruismus:
Handlung, der die Motivation zugrunde liegt, anderen eher etwas Gutes zu tun, als sich selbst
(Betson und Coke, 1981) (Macaulay und Berkewitz, 1970). Altruismus ist schwer nachzuweisen, da
z. B. Hilfsbereitschaft gute Gefühle auslöst und deshalb nicht selbstlos sein muss.
Forschungsbeginn: 1964 wird Kitty Genovese mit einem Messer angegriffen, versucht zu fliehen,
entkommt aber nicht. Der Lebenskampf mit dem Angreifer dauert über eine halbe Stunde, bis sie
letztendlich stirbt. Es gibt 38 Zeugen (Nachbarn), aber keiner hat eingegriffen und nur einer hat
nach 40 min die Polizei gerufen.
Prosoziales Verhalten ist evolutionär schwer zu erklären, da der Mensch von Natur aus Egoist ist
(alles, was wir tun, tun wir letztendlich für uns!). PV ist unnatürlich.
Warum helfen Leute?
Zwei Ansätze: 1. biologischer Zweig, 2. sozialer Zweig
1. Natürliches Grundbedürfnis, anderen zu helfen (ähnlich wie Essen). Dies könnte ein Grund für
unseren evolutionären Erfolg sein. Altruismus = evolutionär überlebenswichtig? Sind wir genetisch
dazu bestimmt, anderen zu helfen? Argument dafür: Andere Tiere haben auch Altruismus (Bsp.
Hund rettet Kind aus brennendem Auto); Kritik: Keine Studie konnte Altruismus oder biologisch
verankerte Hilfsbereitschaft nachweisen; Theorie vernachlässigt soziales Lernen, Sozialisation
Buck und Ginsburg (1991) haben die Theorie abgeschwächt: „Kommunikationsgen“ bei Mensch
und Tier. Kommunikation  emotionale Signale  soziale Bindungen  PV
116
Hilfsbereitschaft lernen
Bessere Erklärung: PV ist im Sozialisationsprozess verankert und wird gelernt, nicht angeboren.
Klassische Konditionierung, instrumentelle Konditionierung und Beobachtungslernen spielen eine
Rolle. Kinder lernen schon zwischen 1 und 2, hilfsbereit zu sein und zu teilen
•
über Anweisungen: Anweisungen (sei hilfsbereit!) machen Kinder hilfsbereiter
•
Einem Kind sagen, was erwünscht und erwartet wird, fördert PV nachhaltig, wenn der
Erwachsene sich auch so verhält und das Erwartete einer fairen Grundlage entspricht
•
Über Bestärkung: Kinder, die für PV und Teilen gelobt werden, zeigen es öfter
•
Über Modelllernen: Kinder sind hilfsbereiter, wenn sie PV bei ihren Eltern oder im
Fernsehen gesehen haben
PV bei Kindern sorgt für mehr Beliebtheit, Kommunikation und Freunde.
Modelllernen funktioniert auch noch bei Erwachsenen: Sehen sie andere helfen, helfen auch sie
eher. Sehen sie, dass andere für Hilfe belohnt werden, helfen sie auch mehr (und Umkehrschluss)
Attributionsprozess:
Hilfsbereitschaft wird vom Selbstbild beeinflusst: Wenn ein Kind sich für einen hilfsbereiten
Menschen hält, wird es langfristig hilfsbereiter sein. So ein Selbstbild hat stärkere Effekte als
Belohnung oder Bestärkung. Es entstehen schlechte Gefühle und Selbstkritik, wenn Kinder ihrem
Selbstbild nicht gerecht werden.
Eigenschaften der hilfesuchenden Person sind auch ausschlaggebend. In manchen Situationen
helfen Menschen nicht und geben dem Opfer sogar die Schuld an seinem Schicksal: „Just-worldHypothese“ von Lerner und Miller: Jeder bekommt, was er verdient bzw. jeder ist seines
„Unglückes“ Schmied. Wenn dieser Eindruck entsteht, wird weniger Hilfe offeriert. (Kitty war
selbst schuld, da zu spät allein draußen!). Just-World-Denken wird in der Kindheit gelernt. Beweise
für unverdiente Not/Schaden minimieren diesen Gedanken und Hilfe ist der Weg zurück zur
Gerechtigkeit. Nötige Vorbedingung: Hilfe muss effektiv und erkennbar sein, Umfang und Länge
der Hilfe sollte möglichst gering sein.
Normative Einflüsse:
Wichtiger Einfluss auf die Entwicklung von PV ist die kulturelle Norm. PV wird kulturell gelernt:
Hilfsbereitschaft = normal, wird erwartet =/= abnormal. In fast allen Kulturen ungeschriebene
Regel: Wenn es nicht zuviel kostet, sollten wir jemandem in Not immer helfen. Standard hat
funktionellen Wert (Überleben gesichert). Es gibt soziale Anerkennung für PV und Sanktionen für
117
abnormes Verhalten. Zwei spezifische Normen als Basis für Altruismus:
1. Gegenseitigkeisnorm/prinzip: Wir helfen denen, die uns helfen (Goudner, 1960)
2. Soziale Verantwortlichkeitsnorm/prinzip: Wir sollen denen helfen, die in Not und abhängig sind,
ohne vorhergegangene und zukünftige Gegenleistung oder Belohnung. (Beispiel: freiwillige,
anonyme Spenden)
Teger stellte die wichtige Frage: Warum verhalten Leute sich nicht nach der Norm???  Situelle
Einflüsse (kommt später).
Warum agieren wir prosozial? Was motiviert uns dazu zu helfen?
•
instrumentelles Ziel: Hilfsbereitschaft, um selbst etwas anderes zu erreichen
•
ultimatives Ziel: Hilfsbereitschaft um ihrer selbst Willen
•
unbeabsichtigte Konsequenz: Hilfsbereitscharft war gar nicht Ziel (z. B. Geld verlieren,
jemand findet es, wenn er es dringend braucht)
Batsons (1994) Motivationen:
1. Egoismus (anderen helfen, um selbst Belohnung oder Vorteil zu kriegen oder Strafe zu vermeiden
2. Altruismus
3. Kollektivismus (Hilfe für die eigene Gruppe, Familie, Landsleute usw.=
4. Prinzipalismus (PV aufgrund von moralischen Prinzipien, eigenen Wertevorstellungen)
Empathie und Aufregung
[Empathy kann folgendermaßen übersetzt werden: Empathie, die Bereitschaft, sich einzufühlen,
Identifikation, Einfühlungsvermögen. Ich werde im folgenden immer Empathie schreiben, meist ist
jedoch das Einfühlungsvermögen bzw. Mitleid gemeint.]
Kompromiss zwischen Soziobiologen und Verfechtern der Soziales Lernen Theorie: PV hat sich
durch Selektion entwickelt (sozialbiologisch) und wird weiter durch die Umwelt gelernt und
ausgebaut (soziales Lernen) (Vine, 1983, Hoffmann, 1981).
Vor PV müssen wir körperlich erregt sein [Arousal, keine passende Übersetzung gefunden] und wir
müssen außerdem empathisch, mitfühlend sein. Wir fühlen uns unwohl (körperliche Erregung, wird
als Unwohlsein interpretiert), wenn wir jemanden in unser Nähe beobachten, der leidet oder in Not
gerät. Wir versuchen unsere Gefühle zu verbessern, indem wir helfen (oder wegschauen oder
verdrängen). Auch Säuglinge sind bereits hoch empathisch. Empathie bedeutet die Fähigkeit, sich
mit jemandem zu identifizieren und seine Gefühle nachzuempfinden. Altruismus ist nach dieser
Theorie also auch egoistisch, weil er dazu dient, unsere Gefühle zu verbessern. Wirklichen
Altruismus findet man nur, wenn eine Situation keine negativen Gefühle auslöst und Menschen
118
trotzdem wieder dorthin zurückkehren, um zu helfen.
Die Ähnlichkeit (Kultur, Kleidung, Alter, usw.) zwischen Opfer und Helfer beeinflusst den Grad der
Empathie  mehr Ahnlichkeit  mehr Mitleid  mehr Hilfe.
Es ist außerdem mehr Empathie zu erwarten, wenn der Helfer dieselben kognitiven und
emotionalen Erfahrungen gemacht hat. Frauen gelten generell als empathischer als Männer.
Situelle Hilfsmodelle:
Wann helfen Menschen ohne akuten Notfall (Beispiel Blutspende)? Menschen helfen viel eher,
wenn sie allein sind.  Zuschauer-Effekt [habe keine passendere Übersetzung für bystander =
Umstehender, Zuschauer gefunden]. Je größer die Anzahl Umstehender, desto weniger hilfsbereit ist
jeder einzelne.
Darley & Latané, 1968, Notfallsituation:
Was kennzeichnet eine Notsituation? Gefahr, ungewohnte, seltene Situation, kann sehr viele
verschiedene Dinge bezeichnen, unvorhergesehen, Optionen abwägen unmöglich, da schnell
gehandelt werden muss
 Leute orientieren sich in dieser fremden, ungewohnten Situation an anderen  keiner hilft, weil
keiner hilft.
Entscheidungsmodell nach Darley und Latané: „Kognitives Modell“
Aufmerksamkeit
auf das richten,
was passiert
Situation als
Notfall
einschätzen
Verantwortung
übernehmen
Entscheiden,
was zu tun ist
1. Bemerke Situation, 2. Ist die Lage des Opfers ernst? Verbale Stressoren (Schreie) sind sehr
hilfreich (75% mehr Hilfe, wenn Opfer schreit), 3. Bin ich verantwortlich? Andere mehr oder
weniger verantwortlich als ich? 4. Was tun die anderen Umstehenden? Sehen sie die Situation auch
als Notfall? 5. Helfen die anderen?
Experimente: Leute helfen, wenn sie allein sind zu 70%, mit fremden Umstehenden zu 40% und mit
passiven, nicht helfenden Bekannten nur zu 10%, aber zusammen mit einem Freund (wenn dieser
hilft) auch wieder zu 70%. Je größer die Zahl der Zuschauer (müssen nicht physisch anwesend
sein, es recht, wenn man sie im nächsten Raum weiß), desto geringer die Hilfsbereitschaft.
Prozesse, die zur Zuschauer-Apathie beitragen (wie in Kittys Fall):
Diffusion von Verantwortung: Bei mehreren Umstehenden fühlt sich keiner verantwortlich. „Die
119
anderen haben ja auch nicht geholfen.“
Zuschauer-Unterdrückung: Keiner will sich blamieren, weil er falsch oder überreagiert. (Versteckte
Kamera? Will ich mich lächerlich machen?
Sozialer Einfluss: Andere Umstehende sind Aktionsmodell. Sind sie ruhig, passiv, kann die
Notsituation ja gar nicht so schlimm sein.
Angebotene Hilfe, hierarchisches Modell, Experimente von Darley und Latané:
Allein (niemand sieht mich, ich orientiere mich nicht an anderen) > Diffusion (andere sind da,
können mich aber weder sehen noch gesehen werden ) > Diffusion + Unterdrückung oder Sozialen
Einfluss (ich sehe die anderen oder aber sie sehen mich, nicht beides) > Diffusion + Unterdrückung
+ Sozialer Einfluss (andere sind da, ich sehe sie uns sie sehen mich).
Limits, Einschränkungen dieser Effekte:
Bekannte Umstehende unterdrücken die Hilfsbereitschaft gegenseitig weniger, als Fremde.
Allerdings erhöht sich die Hilfevon Fremden, wenn sie wissen, dass sie später interagieren und in
Kontakt zu den Leuten treten müssen und sich eventuell sogar erklären müssen. Der ZuschauerEffekt ist am Größten bei anonymen Leuten, die sich danach nicht wieder sehen (Kitty Govenese!).
Der Effekt reduziert sich, wenn es sich bei dem Opfer um Verwandten oder Bekanten oder aber um
ein Kind, welches sexuell belästigt wird handelt.
Piliavins Zuschauer-Kalkulationsmodell:
Nach Pilavian und Kollegen arbeitet man sich durch drei Statusse (Staten? Stati? Mehrzahl von
Status…), bevor man reagiert.
1. Stufe: Physiologische Aufregung (Arousal). Herz schlägt schneller, Verteidigungsreaktionen (auf
Angriff vorbereiten), empathisches Mitfühlen. Je näher der Grund für die physiologische
Aufregung, desto wahrscheinlicher ist es, zu helfen. 2. Stufe: Die Aufregung wird einem konkreten
Gefühl zugeordnet. Gefühle sind nicht per sé vorhanden, sondern werden aufgrund von
Erfahrungen und Kognition und Gedanken interpretiert. 3. Stufe: Konsequenzen bewerten:
Abwägen von Kosten für „direkt helfen“, „indirekt helfen“ und „gar nicht helfen“. Der Weg
„geringste Kosten“ wird zur Reduktion des eigenen Arousals gewählt. Die Hauptkosten für Helfen
sind meistens Zeit und Mühe. Je größer die Kosten sind, desto weniger hilfsbereit sind Menschen.
Nicht helfen kann auch kosten (Verfahren wegen Fahrerflucht oder unterlassener Hilfeleistung z.
B.) Pilavians Emapthie-Kosten (schlechtes Gewissen, mitleiden) und persönliche Kosten
(Ansehen). Die Höhe der Kosten für „nicht helfen“ richten sich nach dem Bezug zum Opfer, nach
der Klarheit, ob es sich um einen Notfall handelt, der Nähe anderer Umstehenden, der Ähnlichkeit
zwischen Opfer und potenziellem Helfer usw. Bei Gruppen reduzieren sich die Kosten für „nicht
120
helfen“ durch Diffusion (Latané).
Pilavians Kostenberechnungsmodell:
Kosten für „Helfen“
Niedrig
Kosten
für „Nicht
Helfen“
Hoch
3. Indirekt Helfen
Hoch
1. Direkt helfen
2. Hängt von
Niedrig
Weniger Kosten für Nicht
Helfen
- Ignorieren
4.
•
persönlichen Normen
ab
•
Szene verlassen
Problem bestreiten
Beispiele:
1. Kind nach einem Unfall untersuchen, 1. Hilfe leisten. Kosten für Helfen niedrig, Kosten für nicht
Helfen hoch (schlechtes Gewissen)
2. Wenn Kosten für Helfen und nicht Helfen niedrig sind, entscheidet das Selbstbild, ob geholfen
wird (bin ich ein hilfsbereiter Mensch?)
3. Entweder Polizei rufen (indirekt helfen), oder, wenn nicht möglich, Szene so uminterpretieren,
dass die Kosten für Nicht helfen sinken (ist bestimmt gar nicht so schlimm!).
4. Zwei Betrunkene bekämpfen sich mit Messern (selbst schuld, Kosten für Helfen hoch, da
gefährlich)
Die Person in der Gleichung
Spielt der Charakter auch eine Rolle?
Gute Stimmung: Gute Laune, positiver Feedback über bestandenen Test, sonniges Wetter usw.
erhöht die Hilfsbereitschaft sehr stark (im Experiment z. T. bis zu 7x höhere Spenden, wenn
Menschen gutgelaunt sind), da man, wenn man gut gelaunt ist, nach außen gerichtet und
empfänglich für empathische Signale und sensibel ist.
Schlechte Laune: Man ist nach innen gerichtet, besorgt, denkt über Probleme nach, ärgert sich usw.
121
Dies alles lässt einen weniger hilfsbereit sein. Aber: Nicht alle schlechten Gefühle machen weniger
hilfsbereit. Gegenteiliger Effekt wird bei Schuldgefühlen erreicht. Der potenzielle Helfer will sich
wieder gut fühlen und sich selbst wieder besser bewerten und deshalb ist er hilfsbereiter, auch wenn
seine Schuldgefühle gar nichts mit der hilfesuchenden Person zutun haben. Im Experiment waren
Leute, die aus Versehen etwas kaputt gemacht haben, danach wesentlich hilfsbereiter. ImageReparing-These: Leute wollen sich und das Bild von sich verbessern und helfen deshalb mehr.
Demographische Variable: Kleinstädter sind im Mittel hilfsbereiter als Großstädter.
Persönlichen Variable: Es konnten keine Korrelationen zwischen Persönlichkeitstests und
Hilfsbereitschaft gefunden werden. Der situelle Charakter und der Charakter der Umstehenden
müssen einfach passen.
Kompetenz: Fühlt man sich kompetent, hilft man eher. Hat man z. B. grade ein Video über 1. Hilfe
gesehen, wird man eher 1. Hilfe leisten. Kompetenz reduziert den Zuschauer-Effekt, denn
kompetente Menschen fühlen sich verantwortlich und verpflichtet zu helfen. Die Kompetenz muss
aber nicht unbedingt mit dem Notfall zusammenhängen. Leiter einer Gruppe fühlen sich generell
eher verantwortlich (Beispiel Lehrer auf Studienfahrt).
Männlich-Weiblich-Interaktion: Frauen zeigen generell mehr Empathie, aber Männer helfen
jungen Frauen (wenn sie allein sind!) eher als anderen Menschen. Je attraktiver die Frau, desto eher
bekommt sie Hilfe. Sind Männer sexuell erregt (z. B. durch das Anschauen eines pornographischen
Films), helfen sie Frauen deutlich länger, wenn diese Hilfe braucht. (Im Experiment: Männer helfen
Männern 30 Sekunden und Frauen 6 Minuten im Schnitt).
Anwendungsbezogene Kontexte
Hilfsbereitschaft um zu helfen, Verbrechen zu verhindern oder aufzuklären
Leute klären gern nicht gewalttätige Verbrechen auf, wenn die Kosten gering und der Lohn hoch
sind (Steuerbetrug, Ladendiebstahl). Wenn Menschen sich verantwortlich fühlen (übergeordnete
Haftung, Überantwortung), sind sie im besonderen Maße daran interessiert, zu helfen. Bsp.: Jemand
kommt an den Strand, legt sein Portemonnaie auf die Matte und fragt seinen Nachbarn, ob er kurz
danach gucken kann. Dieser bejaht (fast) immer. Wenn jemand das Portemonnaie stehlen will,
greifen 95 Prozent ein. Ohne vorherige Überantwortung nur 20 Prozent! Ladendiebstahl wird von
den allermeisten Menschen gemeldet. Werbung/Schilder gegen Ladendiebstahl senken diesen im
Allgemeinen nicht, erhöhen jedoch die Melde- und Hilfsbereitschaft anderer Einkäufer.
„Spicken in Tests“
Das Betrügen in Tests ist gut untersucht worden (MacKinnon, 1933):
122
•
Spicker äußern ihren Ärger über die Aufgaben eher als Nichtspicker
•
Nichtspicker tadeln sich mehr für das Nichtlösen einer Aufgabe als Spicker
•
Nichtspicker verbalisieren das Problem eher und suchen anderen Strategien zum Lösen
•
Spicker sind eher destruktiv und aggressiv
•
Nichtspicker verhielten sich nervöser
Nichtspicker würden sich beim Spicken eher schuldig fühlen als Spicker. Weitere
Spickereigenschaften: höhere soziopathische Tendenzen, weniger Vertrauen in Menschen, höhere
selbstzerstörerische Tendenzen, harte Arbeit nicht gewöhnt, glauben, dass sie mit Regelbrüchen gut
davon kommen. Situelle Einflüsse scheinen allerdings eher zu entscheiden, ob man spickt. Lueger
hat 1980 nachgewiesen, dass Menschen eher spicken, wenn sie angespannt (Arousal) sind. Andere
„Nichtspicker“ lassen Spicken oft zu. Hierzu müssen die Schuldgefühle nach außen gegen die
Schuldgefühle gegenüber des Spickers abgewogen werden.
Hilfe bekommen
Anderer Standpunkt als bisher: Der Hilfesuchende. Hilfesuchende empfinden die meisten
Sympathien für Menschen, die freiwillig helfen, aber auch noch mehr Sympathien für Menschen,
die instruiert worden sind zu helfen, als für Leute, die gar nicht helfen. „Opfer“ von Krankheiten
(Krebspatienten, Dakof und Taylor, 1990) erwarten von Bekannten und Verwandten Hilfe im Sinne
von emotionaler Unterstützung und von Krankenschwestern und Ärzten Hilfe im Sinne von
medizinischen Prognosen und Behandlungen. Wenn eine Gruppe aus seiner Rolle herausschlüpft,
wirkt die Hilfe misgeleitet und nicht hilfreich.
Zusammenfassung:
•
Prosoziales Verhalten ist ein weites Feld, welches alle von der Gesellschaft positiv
bewerteten Aktionen umfasst. Altruismus ist schwer zu identifizieren, da altruistisches
Handeln oft durch schlechte Gefühle motiviert wird
•
Kitty Govenese stimulierte die Forschung über prosoziales Verhalten
•
Zwei Wege der Interpretation: psychobiologischer Ansatz und soziales Lernen Ansatz; ein
dritter Weg integriert und kombiniert beide Ansätze
•
Zuschauereffekt: je mehr Leute bei einem Hilfesuchenden sind, desto weniger bereit sind
sie, zu helfen (Latané und Darley; Piliavin)
•
Individuelle Eigenschaften beeinflussen PV nicht so stark, wie gedacht; dafür situelle
Einflüsse (Stimmung, Schuldgefühle, …)
123
Kapitel 15 Kommunikation
Kommunikation ist der Inbegriff Sozialer Interaktionen. Ohne Kommunikation wären soziale Interaktionen
überhaupt nicht möglich. Nur durch Kommunikation können wir Informationen, Gedanken, Gefühle und
Intentionen austauschen und zwar entweder über direkten Kontakt mit Wörtern und Sätzen, über
elektronische Nachrichten, Briefe, oder über Gesten und Zeichen.
Aber was ist an Kommunikation „sozial“?
Kommunikation fördert und erfordert Beziehungen zwischen Menschen, es erfordert, dass Menschen die
Bedeutung von Wörtern und Zeichen verstehen. Und nicht zuletzt beeinflussen Menschen sich durch
Kommunikation gegenseitig.
Kommunikation erfordert immer einen Sender, eine Nachricht, einen Empfänger und einen Kanal. Wobei
sich dies oft als komplizierter darstellt als es jetzt wirkt, da der Empfänger auch gleichzeitig der Sender sein
kann, u.s.w.
Einige Sozialpsychologen sind der Ansicht, dass Kommunikation das fehlende Element der sozialen
Kognitionen ist. Man unterscheidet Studien der Sprache und der Non-verbalen-Kommunikation. Um jedoch
ein volles Verständnis für die Kommunikation zu bekommen muss man beides beachten.
Verbale Kommunikation
Sprache
Gesprochene Sprache basiert auf „Geräuschen“ ( phonemes) und „Bedeutungen“ (morphemes) , die durch
morphologische Regeln zu Wörtern werden und durch syntaktische Regeln zu Sätzen. Diese Regeln nennt
man Grammatik.
Das Gemeinte kann in verschiedenen Levels über die Sprache vermittelt werden. Von einfachen
Geräuschen zu Wörtern in einem Satz, zu einer Sinngebung durch z.B. die Betonung.
Um eine Sprache wirklich verstehen zu können, müssen wir Kenntnisse über kulturelle Regeln u.s.w. haben.
Wofür wird Sprache verwendet?
 um zu sagen, wie etwas ist
 um jemanden dazu zu bringen, etwas zu tun
 um unsere Gefühle zu äußern
 um Verbindungen aufzubauen
 um etwas abzuschließen
Sprache ist eine ausschließlich menschliche Form der Kommunikation. Das hat viele Wissenschaftler dazu
motiviert zu denken, dass Sprache eine angeborene Komponente haben muss. Andere sind aber der
Ansicht, dass dies nicht der Fall sein muss, da Sprache durch die Eltern gelernt wird.
Sprache, Gedanken und Kognitionen
Sprache ist in jeder Hinsicht etwas „soziales“. Man könnte sogar sagen, dass die Sprache unsere Gedanken
124
bestimmt, denn Denken beinhaltet oft eine Kommunikation mit uns selbst. Kann man daraus schließen, dass
Menschen mit unterschiedlichen Sprachen die Welt auch unterschiedlich sehen und wahrnehmen?
Eine sehr extreme Version dieser Theorie kam von Whorf 1956. In seiner „Theory of linguistic relativity“ ging
er davon aus, das die Sprache unsere Gedanken bestimmt und dass Menschen mit unterschiedlichen
Sprachen die Welt komplett unterschiedlich wahrnehmen. Diese Theorie ist aber etwas zu extrem gehalten.
Man geht davon aus, dass es leichter und auch wichtiger ist, sich über das zu unterhalten und unterhalten zu
können, was einen selbst betrifft. So ist es nicht verwunderlich, dass z.B. die Inuits mehr Wörter für die
Beschreibung von Schnee haben, als Menschen anderer Kulturen und Ländern. Außerdem werden
heutzutage viele Wörter aus anderen Sprachen übernommen, um das was man sagen möchte besser
ausdrücken zu können.
Paralinguistik und Sprachstil
Sprache ist nicht nur darüber was sie sagt ein Mittel zur Kommunikation, sondern auch darüber wie sie es
sagt. Paralinguistik ist also der nonverbale Teil der Sprache, wie z.B. Tempo, Lautstärke, Tonhöhe, Pausen
und Betonung.
Diese Faktoren können den Sinn des Gesprochenen dramatisch verändern. (Tabelle 15.1. auf Seite 579
zeigt wie verschiedene Betonungen u.s.w. interpretiert werden. Z.B. schnelles Tempo  Aktivität, Ärger,
Freude, Überraschung und langsames Tempo  Traurigkeit…)
Neben den verschiedenen Arten der Betonung gibt es auch noch verschiedene Sprachstile und Akzente.
Sozialpsychologen beschäftigen sich also mehr damit wie etwas gesagt wird, als damit, was gesagt wird.
Soziale Marker in der Sprache
Jeder Mensch hat ein gewisses Repertoire an Sprachstilen und man benutzt diese meistens automatisch der
Situation entsprechend. Z.B. spricht man eher langsam und einfach, wenn man mit Kindern redet u.s.w.
Brown und Fraser fassten 1979 zusammen, dass es im groben zwei Bestimmungsfaktoren für den Sprachstil
gibt.
•
Scene ( Tageszeit…)
•
participants ( gemocht, nicht gemocht..)
Die Einschätzung einer Situation und der daraus resultierende Sprachstil sind aber sehr individuell.
Furnhorm (1986) ging davon aus, dass wir uns die Situationen, in denen wir interagieren, entsprechend
unserem Sprachstil gestalten.
Man kann sagen, dass Sprache gewisse „Marker“ enthält, die uns schon etwas über den Inhalt und über die
sprechende Person sagt. Z.B. sind oft schon am Sprachstil Gruppenzugehörigkeit, Soziale Klasse,
Geschlecht oder Sprache erkennbar. Aus dieser Tatsache resultierte die „matched- guise“ Technik. Diese
Technik geht davon aus, dass man alleine am Sprachstil die Eigenschaften, oder den Charakter der
sprechenden Person erkennen kann. Um dies zu untersuchen ließ man eine Person einen Text in
unterschiedlichen Sprachen und Stilen vorlesen. Danach wurde getestet, wie die angesprochenen Personen,
die sprechende Person einschätzen. Meistens unterschied man dabei zwei Klassen:
 Status variables ( intelligent, kompetent)
125
 solidarity variables ( freundlich, warm)
Diese Technik wurde oft in verschiedene Kulturen verwendet, um festzustellen wie der Stellenwert von
„Standard“ und „nicht-Standard“ Sprache ist. Standard-Sprache ( zu vergleichen mit z.B. Hochdeutsch) wird
oft mit einem hohen sozialen Status assoziiert, wohingegen nicht-Standerd-Sprache ( zu vergleichen mit z.B.
Plattdeutsch) mit einem niedrigeren sozialen Status in Verbindung gebracht wird.
Sprache und „Rasse“
Unser Sprachstil sagt uns etwas über unsere Gruppenzugehörigkeit. Und da Gruppen in der Gesellschaft
mehr oder weniger sozial anerkannt sind, sagt er auch etwas über unseren sozialen Status aus. Diese
Theorie beinhaltet aber auch , dass unsere Gruppenzugehörigkeit Auswirkungen auf unsere Sprache und
unseren Sprachstil hat.
Daraus folgte die „ ethnolinguistic identity theory“. Sie geht davon aus, dass sich z.B. Völker sowohl in ihrem
Aussehen und ihren religiösen Überzeugungen unterscheiden, als auch in ihrer Sprache und ihrem
Sprachstil.
Der Sprachstil ist wichtig auch um zu zeigen zu welcher Gruppe man gehört. Benutzt man den Sprachstil, so
zeigt man, dass man zu dieser oder jener Gruppe gehört und das wiederum beeinflusst den Status der
Gruppe. Giles u.a. benutzten 1977 den Begriff „ethnolinguistc vitality“ um dies zu beschrieben.
Ein hoher Status fordert eine hohe Vitalität, was wiederum eine Gebrauch der Sprache zur Voraussetzung
hat und das wiederum führt zum Überleben einer Gruppe.
Es kommt aber trotzdem vor, dass Sprachen aussterben. Es ist also wichtig, dass die sozialen Netzwerke
aktiv sind, d.h., dass man Kontakt zu anderen hat, denn eine Sprache, die noch gesprochen wird stirbt nicht
aus.
Sprachanpassung
Wie man weiß passt sich der Sprachstil an die jeweilige Situation an. Dies ist die Basis der „speech
accomodation theory“, die beschriebt, wie Menschen ihre Sprache bzw. ihren Sprachstil an andere
Menschen anpassen. Es gibt verschiedene Motivationsgründe um seine Sprache an jemand andern
anzupassen. Z.B. um jemandem zu helfen besser zu verstehen, was gemeint ist. Oder um einen bestimmten
Eindruck zu hinterlassen.
Das alles ist abhängig von der sozialen Stellung, die man zueinander hat. Spricht man z.B. nur mit
Freunden, so findet eine beidseitige Sprachanpassung statt. Dafür muss aber ein „gegenseitiges Mögen“
vorhanden sein.
Unterhalten sich jedoch Personen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und hat die Person mit dem
niedrigeren Status die Einstellung, dass sie sich durch eine sprachlich Anpassung auf eine höhere Ebene
bewegen kann, dann findet von ihrer Seite aus eine Anpassung an die Sprache der Person aus der höheren
Klasse statt, während diese Person ihre Sprache nicht anpasst. Hat die Person mit dem niedrigen Status die
Einstellung, dass sie durch eine Sprachanpassung nichts erreichen kann, so findet auf beiden Seiten keine
Anpassung statt
Generell können diese Anpassungen verbal oder nonverbal sein.
126
Zweisprachigkeit und Aneignung einer Zweitsprache
•
In den meisten Ländern existieren mehr als eine Sprache, die wichtigste davon ist die „Lingua
franca“ (Amtssprache). Der Erwerb dieser Sprache stellt einen besonders wichtiges Aspekt des
täglichen Lebens dar (→ Bildung, soziale Kontakte, Arbeit etc.) und steht meist in größerem
Zusammenhang zur Motivation des Lernenden als zu den pädagogischen Einrichtungen die die
Fertigkeiten vermitteln wollen. Werden die sprachlichen Fähigkeiten nur unzureichend erlernt, so
kann dies sowohl physische, als auch psychische Konsequenzen für die betroffene Person haben
(z.B. verringertes Selbstwertgefühl → Noels, Pon, Clément, 1996).
•
„Intergroup model“ nach Giles und Byrne, 1982:
Fünf sozialpsychologische Dimensionen die die Motivation der „untergeordneten Gruppe“ zum
Erlernen der Sprache der übergeordneten Gruppe (Lingua franca) beeinflussen:
•
ethische Identifikation
Niedrig
•
•
Anzahl der verfügbaren Identitätsalternativen
Anzahl
der
hoch
statuierten
verfügbaren
Hoch
Hoch
Niedrig
Niedrig
Niedrig
Hoch
Möglich
Unmöglich
Hoch
Identitätsalternativen
•
subjektive Vitalität
•
soziales Glaubenssystem → Ist es möglich durch
Erlernen der Sprache Gruppenmitglied zu werden??
Motivationsziel:
„native-
Motivationsziel:
like
mastery“
„Klassenraumkenntnisse“
(Zweitsprache
(Zweitsprache
wird
subtraktiv
als
und
angesehen)
nützlich
zur
als
Identität
ökonomisch
angesehen;
additiv
zur Identität)
Beeinflussende
Beeinflussende Faktoren:
Faktoren:
Intelligenz,
situationsspezifische
pädagogische Technik
Neigung,
Angst Sprache zu
nutzen
→ Das erlernen einer Zweitsprache ist beeinflusst von Motivationszielen, die aus dem weiteren
sozialen Kontext von soziales Identität und Intergruppenbeziehungen geformt werden
•
Multikulturalismus- Hypothese nach Lambert, Mermigis und Taylos, 1986:
Das erlernen der Lingua franca muss von Minoritäten nicht immer als subtraktiv angesehen werden
→ Gruppen erlernen Zweitsprache ähnlich ihrer Muttersprache, erhalten ihr eigenes kulturelles und
ethnolinguistisches Erbe aber
•
Erlernen der Zweitsprache ist im kulturellen Kontext zu sehen (Theorie nach Berry, Trimble &
Olmedo, 1986)
o
Integration → erhalt der eigenen Kultur und Aufbau einer Beziehung zur dominierenden
Kultur
127
o
Assimilation → vollständige Annahme der dominierdenden Kultur
o
Seperation → Isolation von der dominierenden Kultur
o Marginalisierung → Aufgabe der eigenen Kultur, aber es nicht schaffen sich an die
dominierende Kultur anzupassen (→ Kapitel 16 )
•
Menschen, deren Muttersprache eine Weltsprache ist haben generell weniger Motivation andere
Sprachen zu erlernen (z.B. Amerikaner)
Geschlecht, Alter und Sprache
Geschlecht
Wahre Geschlechterdifferenzen entsprechen viel weniger den bekannten Stereotypen und sind sehr
kontextabhängig (Kritik an Stereotypen: kontextuelle Faktoren zu wenig einbezogen).
Man konnte zeigen, dass die Benutzung der „typischen“ Sprachstile von Männern und Frauen abhängig ist
von der persönlichen Orientierung an traditionellen Geschlechterrollen (Smith, 1985).
Macht drückt sich im sprachlichen Kontext oft durch Unterbrechungen aus (→ 98% aller negativen
Unterbrechungen kommen von Männern; positive Unterbrechungen sind z.B. ein zustimmendes „Ja“ o.Ä.).
Allerdings
ist
„machtlose“
Sprache
kein
„weibliches
Phänomen“,
sondern
reflektiert
generell
Statusunterschiede zwischen den Sprechern. Trotzdem konnte gezeigt werden, dass Frauen sich eher
passiv und zurückhaltend verhalten, wenn sie mit Männern kommunizieren → Benutzung von
Verniedlichungen, Umschreibungen, Fragen statt Aussagen (…, oder?)
Einige Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es allerdings schon: Frauen betonen eher
Kooperation und Gleichberechtigung
während Männer eher im „Wettkampf“ zueinander stehen und
hierarchische Beziehungen betonen. Männer und Frauen kommunizieren also, ähnlich wie Menschen aus
verschiedenen Kulturkreisen, mit unterschiedlichen Zielen miteinander, sodass Missverständnisse nahezu
unvermeidlich sind.
Alter
Verschiedenen Altersgruppen werden verschiedene Eigenschaften und auch eine „eigene“ Sprache
zugesprochen → sprachliche Generationsunterschiede
„Speech accomodation strategy“: Sprachanpassung an Kommunikationspartner (Bsp.: Junge Menschen
sprechen oft in einer Art „Babysprache“ auch zu Älteren, die dies allerdings als beleidigend empfinden).
Nonverbale Kommunikation
Einleitung
•
Ohne nonverbale Kommunikation Unterhaltungen oft sehr irritierend → Einführung von Emoticos um
Verständnis bei reinen Textnachrichten zu verbessern.
•
Insgesamt
700.000
Formen
nonverbaler
Kommunikation
(Gesten,
Gesichtsausdrücke,
Paralinguistik…)
•
Verschiedene Funktionen nonverbaler Kommunikation
→ Informationen über Gefühle und Gedanken, Regulation von Interaktion, Intimität ausdrücken,
Dominanz und Kontrolle etablieren, Zielgerichtete Kommunikation erleichtern
128
•
Wir
internalisieren
nonverbales
Repertoire
schon
sehr
früh,
sodass
wir
uns
dieser
Kommunikationsform weniger bewusste sind als der verbalen Kommunikation.
•
Beeinflussung durch soziale Normen
•
Sensibilität für nonverbale Kommunikation individuell verschieden (unabhängig von Beruf (→
Richer…), Frauen sind allerdings generell etwas besser, evtl. weil Mädchen im Kindesalter eher
dazu ermutigt werden Gefühle zu zeigen)
Starren und Augenkontakt
•
„Fenster der Seele“
•
Augenkontakt ist informationsreichste und wichtigste nonverbale Kommunikationsform
•
Um unangenehme Situationen (→ peinlich, aufdringlich etc.) zu vermeiden tragen Menschen z.T.
dunkle Sonnenbrillen, um durch den fehlenden Augenkontakt „Distanz“ aufzubauen bzw. die
Aufmerksamkeit von sich zu lenken. Trotzdem ist es oft irritierend wenn unser Gesprächspartner den
Augenkontakt meidet.
•
Was wird durch den Augenkontakt vermittelt? Gefühle, sozialer Status (s. unten), Verlässlichkeit,
Ehrlichkeit, Kompetenz, Aufmerksamkeit, Intimität (→ „heimliche“ Kommunikation), Regulation von
Interaktion
•
Statusunterschiede
&
Augenkontakt:
Menschen
aus
höheren
Schichten
halten
weniger
Augenkontakt zu anderen Menschen (→ Frauen halten evtl. aus diesem Grund auch weniger
Augenkontakt zu Männern)
•
Regulation von Interaktion: wir vermeiden Augenkontakt wenn wir nicht in Konversation einbezogen
werden wollen; außerdem gucken wir unserem Gesprächspartner 41% der Zeit in der wir sprechen
in die Augen, und 75% der Zeit in der wir zuhören → hier existieren allerdings kulturelle
Unterschiede, die zu Missverständnissen führen können
•
Ausübung von Kontrolle: Ellsworth, Carlsmith, Henson (1972) fanden heraus, dass Fahrer schneller
an roter Ampel losfuhren wenn sie während des Wartens angestarrt wurden
•
Visual dominance behaviour: Menschen mit höherem sozialen Status starren öfter Menschen mit
niedrigerem sozialen Status an als umgekehrt
Gesichtsausdrücke
•
Darwin (1872): Glaube an wenige universelle Gesichtsausdrücke → heutige Forschung nach Ekman
(1982): 6 Basis-Gesichtsausdrücke (verbunden mit speziellen Muskelkontraktionen): Freude,
Überraschung, Traurigkeit, Angst, Ekel und Wut (Bild s. S. 594, Hogg)
•
Kulturell übergreifendes Verständnis dieser Basisausdrücke
→ Begründung: Phylogenese (→ Stammesentwicklung), durch Untersuchungen mit Blinden
etc. wurde These unterstützt, da diese ohne Vergleich die gleichen Basisgesichtsausdrücke
zeigen
- insbesondere Freude wird generell erkannt
•
„Display rules“: kulturelle und situative Regeln, die uns sagen, ob und wie angemessen es ist
129
Emotionen
im
gegebenen
Kontext
auszudrücken
(Bsp.:
In
Japan
werden
negative
Gesichtsausdrücke stark kontrolliert → Menschen zeigen äußerlich fast nur positive Emotionen)
•
Menschen lächeln wesentlich öfter in der Gesellschaft anderer als allein, wobei die Tatsache, ob sie
in
diesem
Moment
wirklich
fröhlich
sind
weniger
bedeutsam
ist
→
Lächeln
eher
Kommunikationsmittel als ein wahres Zeichen von Freude
Körperhaltung und Gestik
•
Birdwhistell
(1970):
Kinesiologie
(=Bewegungslehre)
→
Unterscheidung
von
60
–
70
Basiskörperbewegungen und Beschreibung von Kombinationsregeln, die bedeutungsvolle Einheiten
ergaben (z.B. Schultern und Augenbrauen hochziehen als Zeichen für Erstaunen)
•
Unterscheidung in Illustratoren (verdeutlichen die gesprochenen Sprache → Bsp.: mit dem Finger
auf etwas zeigen) und Embleme (vollkommenes Ersetzen der gesprochene Sprache → Bsp::
Winken)
•
Embleme z.T. kulturübergreifend, z.T. allerdings auch sehr verschieden → evtl. Missverständnisse
•
Laut evolutionärer Psychologie: Handgesten als Vorläufer der menschlichen Sprache
•
Körperhaltung ist außerdem vom sozialen Status abhängig: höher statuierte Personen haben eher
eine offene, asymmetrische Körperhaltung, während Personen mit niedrigerem Status eher
angespannte, geschlossene und symmetrische Körperhaltung haben (Henley, 1977)
•
Körperhaltung übermittelt Informationen über Attraktion → Menschen die einander mögen lehnen
sich z.B. eher nach vorne
Berührung
Berührung ist die früheste Kommunikationsform die wir lernen. Je nachdem wer uns wo in welchem Kontext
berührt, variiert dessen Funktion. Jones und Yarbrough definierten 1985 fünf unterschiedliche Arten von
Berührung:
•
Positiver Affekt (z.B. um sexuelle Anziehung zu vermitteln)
•
Spielerische Berührung
•
Kontrolle
•
Ritualisierte Berührung
•
Aufgabenbezogene Berührung (z.B. Arzt beim Blutdruck messen)
Hinzu kommen negative Berührungen (Schlagen, Schubsen...) sowie aggressive Berührungen. Crusco und
Wetzel fanden 1984 bei einer Studie heraus, dass sich das Trinkgeld erhöht, wenn die Kellner die Kunden
„aus Versehen“ berührten. Whitcher und Fisher beobachteten 1979, dass weibliche Patientinnen im
Krankenhaus weniger angespannt waren, wenn eine Krankenschwester sie vor der OP berührte (z.B. an der
Hand). Männliche Patienten hingegen wurden unruhiger und hatten einen höheren Blutdruck! Im
Allgemeinen gilt, dass Männer öfter Frauen berühren als andersherum und Frauen lieber berührt werden.
Frauen war es in einer Studie unangenehm von fremden Männern berührt zu werden, vice versa fand man
jedoch heraus, dass Männer es als angenehm beurteilen!
Menschen mit höherem Status berühren andere öfter. Eine Berührung wird öfter als positiv empfunden,
130
wenn sie von einer Person mit einem höheren Status als man selbst innehat berührt wird. Es gibt auch
kulturelle Unterschiede: In arabischen Ländern, Lateinamerika und Frankreich spielt Berührung eine
wichtigere Rolle.
Interpersonelle Distanz
Die Proxemik untersucht, inwieweit Individuen dadurch, dass sie bestimmte Distanzen zueinander
einnehmen, Signale vermitteln. Hall definierte 1966 vier verschiedene Zonen:
•
Intime Zone
0-45cm
•
Persönliche Zone
45-120cm
•
Soziale Zone
120-360cm (z.B. Geschäftspartner)
•
Öffentliche Zone
>360cm
(Freunde,, Bekannte)
Der Abstand zwischen zwei Menschen verrät etwas darüber wie intim ihre Beziehung zueinander ist. Je
nachdem ob es zwischen den beiden Personen einen Statusunterschied gibt, wird eine entsprechende
Position ausgewählt. Argyle und Dean entwickelten 1965 die „Intimacy-equilibrium theory“. Diese besagt,
dass wenn sich eine Person in einem bestimmten Bereich eingeschränkt fühlt (z.B. in der Distanz, wenn sie
sich mit vielen Fremden im Fahrstuhl befindet), dann gleicht sie dieses negative Gefühl dadurch aus, dass
sie sich in einem anderen Bereich einschränkt (z.B. Vermeidung von Augenkontakt).
Unangebrachte
interpersonelle Distanz (zu geringer Abstand zu einer anderen Person) kann zudem Stress hervorrufen.
Unterschiede gibt es sowohl im Alter als auch im Geschlecht: Kinder und Frauen (vor allem mit anderen
Frauen) tolerieren geringere Abstände.
„Impression Management“ (Kontrolle des Eindrucks)
Obwohl uns die nonverbale Kommunikation nur selten bewusst ist, benutzen wir sie doch manchmal um bei
unseren Mitmenschen einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Wir versuchen unsere Gefühle zu
verstecken oder andere Gefühle vorzuspielen. Allerdings werden diese falschen Informationen oder Gefühle
besonders oft durch unsere Körpersprache verraten: Menschen haben die verbale Kommunikation
wesentlich besser unter Kontrolle als die Nonverbale (bspw. berühren Lügner sich öfter im Gesicht, haben
unruhige Hände, oder spielen mit irgendetwas herum). Allerdings fällt es vielen Menschen schwer Betrug
aufzudecken, da sie sich oftmals zu sehr auf die verbale Kommunikation konzentrieren. Es gibt hierbei keine
signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen! Um eventuellen „Unwahrheiten“ in
experimentellen Studien entgegenzuwirken, entwickelten Jones und Sigall 1971 die „Bogus Pipeline
technique“. Während des Experiments wird eine komplizierte Versuchsapparatur aufgebaut, die angeblich
subjektive physikalische Reaktionen auf Items messen kann (vgl. Lügendetektor). Die Vpn sollen dann den
Ausschlag des Gerätes vorhersagen. Die so erzielten Antworten sind mit großer Wahrscheinlichkeit ehrlicher
als normale Antworten.
Konversation (Zusammenspiel von verbaler und nonverbaler Kommunikation)
Die Konversation ist vor allem durch ritualisierte Bräuche strukturiert, wie z.B. die Begrüßung, die
131
Verabschiedung oder das „turn-taking“ (Frage/Antwort-Verhalten, Wechsel des Sprechers innerhalb einer
Unterhaltung). Je nach kulturellem Hintergrund benutzen wir bestimmte Signale um zu zeigen, dass wir mit
unserer Aussage abschließen und dann auf eine Antwort unseres Gegenübers warten: Beendigung des
Satzes, Heben oder Senken der Stimme, Körperbewegungen, „Langziehen“ der letzten Silbe usw. Mithilfe
der so genannten „Back-channel communication“ zeigt der Zuhörer dem Sprecher, dass er ihm immer noch
folgt, bspw. durch Nicken. Wie gut dieser Wechsel zwischen Hörer und Zuhörer funktioniert, hängt davon ab,
wie gut sich beide kennen. Effektive, gut funktionierende Kommunikation korreliert hoch mit der Zufriedenheit
in einer Ehe. Frauen enkodieren laut einer Studie die Nachrichten ihrer männlichen Partner besser als vice
versa.
Diskurs
In der Sozialpsychologie tendiert man dazu eine Aussage oder ein Gespräch immer in seine
Einzelkomponenten aufzusplitten, um sie dann getrennt voneinander zu analysieren. Dieses Vorgehen
bezeichnet man auch als „matched-guise technique“. Die verbale Aussage allein ist nahezu neutral, da erst
durch den Sprachstil ihre wahre Bedeutung verständlich wird. Gerade das Zusammenspiel von verbaler und
nonverbaler Kommunikation aber macht deutlich, was ausgedrückt werden soll. In diesem Zusammenhang
sollte man sich den gesamten Diskurs ansehen, das heißt, man sollte sich mit folgender Frage beschäftigen:
„Wann wurde was von wem und zu welchem Zweck gesagt?“. Dieser Ansatz wurde in vielen
sozialpsychologischen Studien aufgegriffen. Die Analyse des Diskurses ermöglicht es zum Beispiel
versteckte Vorurteile oder Vorstellungen zu entlarven. Rapley tat dies beispielsweise erfolgreich bei einer
Rede von Pauline Hanson, einer Angehörigen des Australischen Parlaments im Jahr 1996.
Computer-Vermittelte Kommunikation (CMC)
In der CMC gibt es keine nonverbale Kommunikation! Dieses Manko wird durch so genannte Emoticons
(Smileys
 ), Sound- und Aktionswörter (*lach*) ersetzt. Der Ausfall von Parasprache hat
interessanterweise kaum Einfluss bei Gesprächen mit Fremden, produziert allerdings bei Freunden öfter
Missverständnisse. CMC kann die Informationsmenge innerhalb eines Gespräches reduzieren. Dies wird vor
allem beim Vergleich von face-to-face und computer-vermittelten Gruppengesprächen deutlich. Weiterhin
verringert CMC Statusunterschiede zwischen den Gesprächspartnern (zumindest solange sie sich
computervermittelt unterhalten). Dieses Phänomen hängt vermutlich mit der Deindividualisierung der
Gesprächspartner
bei
dieser
Kommunikationsart
zusammen.
Auch
in
der
CMC
gibt
es
Geschlechterunterschiede: Frauen benutzen häufiger stärkere Adverbien („it was REALLY good“),
Absicherungen („..SORT OF..“) und sprechen öfter über Emotionen. Weiterhin geben sie mehr persönliche
Informationen frei als Männer und sind weniger beleidigend.
132
Kapitel 16 Kultur, Normen und Identität
1)Kultureller Kontext und Kultur in der Sozialpsychologie
-Kultur ist in jeder Gesellschaft immer und überall vorhanden, aber auch ständig im Wandel
-Europa sehr vielseitig -> schnelles und billiges Reisen -> kultureller Austausch...
•
auffällig: Sprache, Aussehen/Erscheinung, Kleidung
•
weniger auffällig: Werte, Einstellung, Selbstdarstellungssysteme, ..
->Kultur beinhaltet Verhalten und ist „Lebenselixier“ ethnischer und länderspezifischer Gruppen
Was ist Kultur?und welche Einflüsse hat sie?
-Franz Boas (Soziologe)
•
Kultur als zentrales Thema in den Sozialwissenschaften
•
Sozialpsychologie= Lehre des Einflusses von Kultur auf Menschen
-Wundt/Durkheim
•
Sozialpsychologie= handelt von gemeinschaftlichen Phänomenen (so wie zB Kultur)
-Es gibt Anzeichen für beachtliche kulturelle Variationen/Unterschiede in einer Reihe von grundlegenden
Verhaltensweisen der Menschen und ihren sozialpsychologischen Prozessen
-Zentrale Frage:Wie weit gehen diese Unterschiede,sind es standardisierte Anwendungen oder gehen sie
tiefer ein in Lern- und Wahnehmungsprozesse(zB Sprache)
-Problem: psycholog. Theorien und Forschung beziehen sich meist auf die weiße Mittelklasse Amerikas(da
viele Psychologen Amerikaner der Mittelklasse...)->die meisten Bücher auf englisch->aber kultureller
Perspektive ausschlaggebend -> culture-bound und culture blind(man ist an seine Kultur gebunden deshalb
versteht man ander Kulturen nicht ohne sich damit zu beschäftigen)
-Problem: Psychologen arbeiten häufig mit Laborexperimenten->bei Kultur nur sehr wenige oder keine
Möglichkeiten
Definitionen:
-Boas(1930): soziale Gewohnheiten einer Gemeinschaft
-Smith & Bond(1998): System gemeinsamer Bedeutungen(„Verhaltensmuster übertragen von symbolischen
,unterschiedlichen Leistungen...einer menschl. Gruppe ...und Ideen und ihre festen Werte...“)
-->obwohl Definitionen variieren, Kultur immer Endprodukt und auch Einfluss von/auf menschliche
Interaktionen
=>Kultur als ein Zusammenspiel von Lernen und Anwendung, das eine spezifische Gruppe
idendifiziert und diese von anderen unterscheidet ->Ausdruck von Gruppen Normen
/Regeln/Maßstäbe...auf der nationalen, rassischen, ethnischen...Ebene.
2)Kultur, Geschichte, und Sozialpsychologie
Ausgangspunkte in kultureller Anthropologie
-Westl.Europa im 16. Jhd:
-Zusammentreffen von Faktoren die dazu beitrugen Individuen und Soziale Gruppen zu verstehen/deuten.
•
Säkularisation -> Fokusierung auf das Hier und Jetz statt auf das Jenseits
•
Industrialisierung -> Urbanisierung, mobil sein statt an soziale Gruppen gebunden zu sein
•
Aufklärung -> Philosopie die Menschen mit Rationalität ausstattet und anerkennt dass sie die
Fähigkeit haben ihr leben selbst zu verwalten und ein komplexes System aus normativemn und
sozialem Verhalten zu konstruieren...
-spätes19 Jhd/Anfang 20.Jhd:
-Folk Psychologists ->Völkerpsychologie (Vorbote von Sozial Psychologie als Lehre von
gemeinschaftlichem Verstand)
133
-Kultur wurde erst zum Thema in der Psychologie als man davon wegging Verhalten auf biolog. Weise zu
erklären
-Kulturvergleichende Forschung
-Boas hat meisten Einfluss...-> „Persönlichkeit wird durch Kultur geformt...“
-Ethnographische Forschung (beschreibende Studie über eine bestimmte Gesellschaft, basierend auf
Feldarbeit und dem Eintauchen des Versuchsleiters, in den Alltag der Menschen)
Aufstieg der Kulturvergleichenden Psychologie
-1966 Journal of Cross-cultural Psychology (erste Gedanken darüber was Kultur in und auslöst)
-Kulturvergleichende Psychologen untersuchen:
•
Sind westliche psychologische Theorien auch für andere Kulturen gültig?
•
Gibt es Konstrukte die kultur-spezifisch sind?
•
Wie können wir eine Psychologie entwerfen die für alle Kulturen relevant ist?
-etic-emic-distinction (Unterscheidung von psycholog. Konstrukten die universell gültig sind(etic) und
denen die Kulturspezifisch sind(emic))
-Kulturvergleichende Psychologen (Psychologen die kulturelle Unterschiede zwischen ausgewählten
ethnischen und nationale Gruppen untersuchen-->statistische Methoden)
-Kulturpsychologen (untersuchen Kulturelle Veränderungen und Übertragung bezogen auf eine Kultur ->
quantitative Methoden)
-Interkulturelle Psychologen (untersuchen wie Mitglieder unterschiedlicher Kulturen miteinander
kommunizieren und aufeinander reagieren...)
3)Kultur und Verhalten
-Einziges Merkmal das in allen Kulturen auftritt: Gehorsam zu einer Autorität
Merkmale/Zuordnung
-Verhalten beeinflusst durch kausale Merkmale(kap.3) wie Motivation, soziale Orientierung, kulturelle
Perspektiven....
-Merkmale erlauben uns Menschen zuzuordnen....
Unterschiede in Konformität
Meta-Analyse (Statistische Methode die Daten von mehreren Studien kombiniert um eine
Gesamtreliabilität und Stärke von Spezifischen Effekten zu ermitteln)
-->man fand heraus dass Konformität in einer Kultur mit dem Gruppenzwang zusammenhängt.
Im Experiment wurden falsche Antworten auch als Konformität betrachtet weil sie zB als Schutz vor
Blamage oder Kapitulation vor dem Druck dienen können.
Konformität in Subsistenz – Kulturen
(subsistenz bedeutet soviel wie selbstwirtschaft)
-Wie Meschen funktionieren kann stark beeinflusst werden durch Land,Wohnort,Familie, .....
Anpassung(Konformität) kann überlebenswichtig sein in Subsidtenz- Kulturen -> Kollektivismus
-z.B:Ein Volksstamm aus Sierra Lione hat eine gemeinsame mühevolle Ernte im Jahr.Übereinstimmung und
Hilfsbereitschaft sind in ihrer Kultur stark ausgeprägt....
-zum Vergleich: Eskimos müssen regelmäßig jagen gehen, sie sind relativ selbständig und man schaut nach
sich und seiner Familie-->das geht auch in die Eskimo-Kultur mit ein.
4)Kultur und Gesellschaft
-Kultur auschlaggebend auf die Kindesentwicklung
-Gewalt in Südamerika stärker vertreten als in US
-Culture of honour (Kultur der Ehre--> Eine Kultur die männliche Gewalt zur steigerung der sozialen
Anerkennung und ökonomischen Position billigt)
-Machismo (Lateinamerika, Verhaltenskodex in dem Herausforderungen, Missbrauch und
Meinungsverschiedenheiten mit Fäusten und Waffen ausgetragen werden)
134
5) 2 Psychen: Ost trifft West
Unterscheidung 2er Kultureller Systeme:
1)Europäisch-Amerikanisch (Unabhängiges Selbstkonzept)
2)Ost-Asiatisch (Abhängiges Selbstkonzept)
Unabhängige Person
Abhängige Person
Individualistische Kulturen(Westen)
Kollektive Kulturen (Osten)
Kann sich klar von anderen abgrenzen, solide,
selbstständig
Keine klare Abgrenzung, Andere werden in das
selbst miteinbezogen,es gibt kein Selbst ohne
Gemeinschaft
Persönliche Eigeschaften die Handeln beeinflussen
Beteiligt sich an sozielen Beziehungen, die auch das
Handeln beeinflussen
Erfolgsorientiert
Gemeinschaftlich orientiert
Formuliert eigene und persönliche Ziele
Erfüllt Pflichten und gemeinsame Ziele
Definiert sein Leben durch erfolgreiches erreichen
der Ziele
Definiert sein Leben durch Zugehörigkeit zu einer
Gemeinschaft
Verantwortlich für eigenes Verhalten
Gemeinsame Verantwortlichkeit
Konkurrenzfähig
Kooperativ
Bestrebt ich mit sich selbst gut zu fühlen
Bestrebt nach „gemeinschaftlichem Gutfühlen“
6)Möglichkeiten um Kulturen zu Vergleichen
1.Charakterisierung von Kulturen nach Werten
-Studium von Werten, schon lange Bestandteil der Soziologie
-Psychologie -->Werte des einzelnen, Auswirkungen dieser Werte und der von außen
-Soziologie-->Werte in der Gesellschaft
Studien zur Unterscheidung
Hofstede(1980)
-->Studie und Faktoren -Analyse (40 Länder, 177,000 Firmenleiter,4 untersuchte Faktoren)
1)Machtdistanz :(Grad in dem ungleiche Machtverteilung am Arbeitsplatz oder Gleichberechtigung in der
Gesellschaft gebilligt ist)
2)Meiden von Unsicherheiten :(Planen für Stabilität im Umgang mit den Ungewissheiten im Leben)
3)Geschlecht :(Werte die entweder typisch männlich (erfolg,materieller besitz... oder typisch weiblich
(Harmonie, Vorsicht... sind)
4)Individualismus – Kollektivismus
(Auswertung in Tabelle s.Hogg/Vaughan S.625)
==>interessanterweise befolgen die einzelnen Länder nicht immer die Ost-West Gegensätzlichkeiten.
Schwartz
(ging von einem Wertesystem mit 65 kulturellen Werten aus die seiner Meinung nach in einer Gesellschaft
eine Rolle spielen, 40 schüler und Studenten mussten diese nach persönlicher Wichtigkeit einordnen...fand 2
feste „Eigenschaften“)
1)Offenheit gegenüber Veränderung vs. Konservatismus
2)Betonung des Selbst vs. Überlegenheit des Selbst
Später Einteilung in 3 Gruppen:
1)West-europ. Nationen sind individualistisch und egalitär(~gleichgestellt)
2)Ost-europäische Nationen sind individualistsich und hierarchisch
135
3)Asiatische Nationen sind kollektivistisch und hierarchisch
Individualismus - Kollektivismus
Kulturelle Werte -->Wertesysteme um Gesellschaften gegeneinander abzugrenzen...
->Kulturelle Werte werden von Individuen aufgenommen in ein persönliches Wertesystem
-Triandis und Kollegen führten die Begriffe Allozentrismus und Idiozentrismus um Individualismus und
Kollektivismus auf einer individuellen Ebene zu beschreiben.
-Allozentrische Menschen tendieren zu Kooperation, Sozialer Unterstützung, Gleichheit und Ehrlichkeit
-Idiozentrische Menschen tendieren zu Erfolgsdruck, Anomie (Zustand, in dem die Stabilität der sozialen
Beziehungen gestört ist ),Distanzierung, Entfremdung, Einsamkeit.....
-Triandis u.A. Fanden heraus dass Menschen mehr oder weniger entweder allozentrisch oder idiozentrisch
sein können, je nach Sitiation.
-Kulturelle Unterschiede entstehen durch Überfluss an situationen die entweder die allozentr. oder die
idiozentristische ausprägung hervorrufen...
-->Kollektivistische Kulturen -> Allozentrismus
-->Individualistische Kulturen -> Idiozentrismus
Kooperation, Wettbewerb und Soziale Identität
Hinkle & Brown(1990)
-Theorie der Sozialen Identität ( Theorie von Gruppenzugehörigkeit und Beziehungen innerhalb Gruppen
basierend auf Selbst-Kategoriesierung, sozialen Vergleichen und Selbstdefinierung auf Grundlage der
Gruppeneigenschaften)
-Gruppen können in ihrer sozialen Orientierung zwischen collektivistisch und individualisisch variieren.
-Gruppen können zwischen einer vergleichenden und einer nicht-vergleichenden idiologie variieren
(zB:Sportteams-->vergleichend..... Familie-->nichtvergleichend)
sSchaubild S.627 :
-In dem Schaubild hat man 2 Komponenten: Gruppenideologie(Vergleichende und Nicht-vergleichende)
und Werteorientierung(Kollektivistisch und individualistisch)
-Kollektivistische Individuen identifizieren sich stärker mit der Gruppe als individualistische.
-Wenn also eine Gruppe kollektivistisch ist UND sich mit anderen Gruppen vergleicht komt es am ehesten
zu Vorurteilen und Diskriminierung anderer Gruppen.
-Bei allen anderen Verbindungen (Vergleichend-individualistisch, Nicht.vergleichend-individualistisch,
Nicht-vergleichend und kollektivistisch) ist dieses Phänomen nicht so stark ausgeprägt
.....
mehrere Studien:
1)Individuen sind individualistischer eingestellt je mehr sie sich mit ihrer individualistischen Kultur
identifizieren und anders herum....Idividuum desto kollektivistischer je mehr sie sich mit iher kollektivist
Kultur identifizierten...
2&3)Kollektivistische Individuen tendieren dazu Kollektivismus als besser zu bewerten ,als Individualisten
das bei Individualismus tun.
4&5)Nicht-übereinstimmende Gruppenmitglieder wurden eher toleriert und weniger abgelehnt in
individualistischen Gruppen die sich stark mit ihrer Kultur identifizierten...
==>Je mehr sich Menschen mit einer Kultur identifizieren desto mehr werden sie die Normen dieser Kultur
aufnehmen und sich anpassen die diese Kultur definieren.
Prosoziales Verhalten(s.Kap.14)
-eher in ländlichen Regionen anzufinden
Welche kulturelle Richtung ist bereiter zu Helfen oder Hilfe anzunehmen?
Nadler(1986,1991):
136
-Westliche kulturen->Selbstvertrauen und Individuelle Leistung vorangehend..
-ärmere, ländliche Regionen eher kooperativ, gemeinschaftlich, egalitär,....(kollektivistisch)
-städtische Regionen, haben individualistische Werte inklusive Unabhängigkeit und persönl. Leistugen
2.Charakterisierung von Kulturen nach Beziehungen
Fiske u.A. entwickelten eine Relational Theorie (Analyse basierend auf Strukturen wichtiger sozialer
Beziehungen die in/zwischen allen Kulturen wiederkehren/auftreten.):
4 elemtare Modelle:
1)Gemeinsames teilen(Communal sharing=CS):Die Gruppe steht für das Individuum,Solidarität,
gemeinschaftl.Identität(Liebespaare, Teams, Familien)
2)Autoritäts Ranking(Authority ranking=AR):Beziehungen sind gekennzeichnet durch Vorrang und lkineare
Hierarchie(Offizier und Soldat,,,in China Respekt gegenüber älteren Menschen)
3)Gleichheitsanpassung(Equalty matching=EM):Balance in sozialem Austausch(wie du mir so ich
dir...Rache...)
4)Marktpreisbildung(Market Pricing=MP):Der Sinn ist Gewinn...zB Miete,Steuern...Partner kalkulieren ihre
relativen Kosten und Einnahmen....s.Kap.14
-Die Modelle werden zur Bewertung innerhalb und Unterscheidung zwischen Kulturen benutzt.
-Relational Theorie ist eine innovative und vielversprechende Annäherung um Ähnlichkeiten und
Unterschiede zwischen den Kulturen in grundlegenden Dingen zu verstehen.
-Die Modelle müssen nicht im Einklang miteinander stehen
-Es gibt keine Rangordnung
-Die Modelle gelten nicht nur für Kultur sondern auch für Individuen: zB sehr schwer für eine Person von
CS zu Ar zu wechseln wenn man von Geburt an mit CS aufgewachsen ist....
==>Verbindung zwischen den Relational Modellen und Kulturellen Variationen in UnabhöngigkeitAbhängigkeit:
MP-> öfter in individuellen Kulturen
CS-> ofter in kollektivistischen Kulturen
AR-> Ost-Asien, früher auch Europa
EM-> Abhängigen Kulturen, einige asiatische Kulturen...
Die Kultur beeinflusst nicht nur sozialpsychologische Prozesse, sondern ist auch ein Produkt derer.
Die Kultur gibt uns eine Identität und liefert eine Reihe von Merkmalen, die unsere Persönlichkeit
ausmachen.
Kultur beeinflusst, was wir denken, wie wir fühlen, wie wir uns anziehen, was und wie wir essen, wie wir
sprechen, welche Werte und moralischen Prinzipien wir haben, wie wir miteinander interagieren und wie wir
die Welt um uns herum verstehen.
Die Kultur durchzieht fast alle Aspekte unserer Existenz.
Meist werden kulturelle Besonderheiten erst offensichtlich, wenn wir mit anderen Kulturen in Kontakt
kommen, oder unsere eigene Kultur durch andere bedroht wird.
Schlüsselrollen/-merkmale von Kultur:
1. Eine Schlüsselrolle von kulturellen Merkmalen ist, dass sie in ein logisches System integriert sind,
welches unserem Leben und der Welt in der wir leben einen Sinn gibt.
Weil Kultur das Leben sinnvoll macht, müsste sie bei längerdauernder gesellschaftlicher Unsicherheit
(beispielsweise einer Wirtschaftskrise) an Bedeutung gewinnen.
Weil Kultur unsere Identität bestimmt, müsste sie auch an Bedeutung gewinnen, wenn ihr Ansehen oder ihre
charakteristischen Merkmale durch andere kulturelle Gruppen bedroht werden.
2. Kulturelle Merkmale sind normativ. Mitglieder einer Kultur teilen die gleichen Eigenschaften, die sich von
denen anderer Kulturen unterscheiden. Kulturelle Führer haben mehr Freiheiten als andere Mitglieder.
137
Kulturelle Normen werden durch zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation erhalten oder
verändert.
Die Dynamik großer Kulturen ist gleich derer von kleinen Kulturen in Organisationen und kleinen Gruppen.
Kultur ist ein wesentlicher Teil der Sozialpychologie.
Kontakt zwischen Kulturen
Interkultureller Kontakt kann bereichernd sein, aber wahrgenommene Gefahren und alte Feindseligkeiten
können auch zu Konflikten führen.
Kontakthypothese: Auffassung, dass das Zusammenbringen von gegnerischen sozialen Gruppen die
intergruppalen Beziehungen verbessert und Diskriminerung und Vorurteile reduziert.
Aber: eine kurze Begegnung zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kulturen, fördert eher Stereotypen
und Vorurteile. Faktoren dafür: Sprachbarrieren, vorher existierende Vorurteile, Ethnozentrismus,
intergruppale Angst oder eine Vorgeschichte von intergruppalen Konflikten.
Kommunikation, Sprache und Sprachstil
In multilingualen und damit auch multikulturellen Gesellschaften gibt es in der Regel eine dominante
Gruppe und Sprache (siehe Kapitel 15).
Auch geringe Sprachunterschiede wie Akzente oder der Sprachstil können die Kommunikation beeinflussen:
Gallois und Callan (1986) fanden heraus, dass australische Muttersprachler dazu geneigt waren Personen mit
italienischem Akzent weniger engagiert zuzuhören. Ursache waren vermutlich die negativen Stereotypen
südeuropäischen Einwanderern gegenüber.
Gallois u.a. (1992) stellten fest, dass der Kommunikationsstil von chinesischen Studenten die negativen
Stereotypen über diese Gruppe noch verstärkt:
Australische Studie mit Videoaufnahmen von anglo-australischen und chinesischen Studenten, die sich
gegenüber anglo-australischen Dozenten entweder unterwürfig, bestimmt oder aggressiv verhielten.
Der jeweilige Kommunikationsstil und seine Effektivität wurde von australischen und chinesischen
Studenten sowie anglo-australischen Dozenten bewertet.
Aggressives Verhalten wurde von allen Vpn bei beiden ethnischen Gruppen als unangebracht, untypisch und
uneffektiv bewertet.
Submissives Verhalten wurde den Stereotypen entsprechend eher bei den chinesischen Studenten und
Bestimmtheit eher bei den australischen Studenten als typisch empfunden. Chinesische Studenten empfanden
den submissiven Stil als effektiver, wobei die australischen Studenten und Dozenten das unterwürfige
Verhalten eher als uneffektiv und als Indikator für weniger benötigte Hilfe ansahen.
Je größer der wahrgenommene Unterschied zu einer anderen Kultur, desto eher wollen sich die Angehörigen
der einen Gruppe von denen der anderen distanzieren(Vaughan 1962), was die Wahrscheinlichkeit von
interkulturellen Kontakten verringert .
Der Schauplatz von interkultureller Begegnung ist genauso wichtig: Smith&Bond(1998) unterscheiden
zwischen Kontakten innerhalb derselben Gesellschaft und bei internationalen Begegnungen.
Kochmann(1987) zeigte, dass afrikanische Amerikaner ihre Sprache so gestalten, dass sie sich eindeutig von
der weißen Mehrheit unterscheiden, dies könnte ein intentionaler soziolinguistischer Marker sein, der eine
intergruppale Linie zieht, um die ethnische Identität zu schützen.
Im Rest des Kapitels geht es nur noch um interkulturelle Kommunikation, also internationale Vergleiche.
Display rules: Kulturelle und situationsbezogene Regeln, die vorschreiben, wie angebracht es ist in einem
gegebenen Zusammenhang Gefühle zu zeigen. Display rules sind ein Indiz für die Wichtigkeit des
kulturellen Einflusses auf die Kommunizierung von Gefühlslagen über die Mimik.
Kinesiche Displays/Kinesik: Körpersprache, nonverbale Kommunikation
Kinesische Displays geben einen Hinweis auf die kulturelle Herkunft.
Wenn interkultureller Kontakt Angst und Unsicherheit nach sich zieht, führt dies zu einer Einschränkung des
138
Kontaktes.
Sprache und Verständnis
Sprache an sich stellt auch ein Problem dar.
– Bei wörtlicher Übersetzung bleibt der Sinn nicht unbedingt erhalten.
– Ein weiteres Übersetzungsproblem entsteht, wenn Wörter bzw. die Wortverwendung mit
kulturspezifischen Konzepten verflochten sind. Bsp: Im Japanischen fällt das erste Personalpronom weg,
während es im Englischen erhalten bleibt (Kashima&Kashima, 1998), dies könnte eine
Wiederspiegelung des jeweiligen kulturellen Systems sein: der Englisch sprechende drückt damit sein
Getrenntsein von den anderen aus, der Japanisch sprechende lässt das “ich” fallen, um die wichtigen
Anderen mit einzubeziehen.
– Bsp: japanisches Wort “amae” für einen emotionalen Zustand, der das abhängige und Liebe
vorraussetzende Verhältnis beispielsweies zu den Eltern beschreibt. Hierfür gibt es kein Wort im
Englischen. Zusätzlich wird dieser Zustand auch durch Schweigen, nachdenkliche Blicke und
unnatürliches Lächeln nonverbal kommuniziert. Diese Anzeichen werden falsch interpretiert, wenn das
Gegenüber mit Sprache und Kultur nicht vertraut ist(Doi, 1976).
Akkulturation und kulturelle Veränderung
Akkulturation ist der Prozess des internalisierens der charakteristischen Verhaltensregeln einer anderen
Kultur.
– Betrifft nicht nur Immigranten sondern auch indigene Gruppen
– Kann zu akkulturativem Stress führen (Bsp. Depressionen als Folge der Untergrabung der eigenen
Kultur durch eine enthnische Mehrheit, siehe Kapitel 4)
– währenddessen kann es zu einer dualen Identität kommen (Das gefühl z.B. Grieche und Australier zu
sein, Rosenthal, 1987) vergleichbar mit der bikulturellen Identität bei der ethnischen Sozialisation von
Kindern(Phinney&Rotherdam, 1987)
– Dilemma: soll die Identität durch die Heimat-oder die Gastgeberkultur bestimmt werden?
– 4 Wege der Akkulturation durch Abwägung von Heimatkultur(HC) und dominanter Kultur(DC):
– Integration (HC wird beibehalten, aber DC wird auch mit einbezogen)
– Assimilation (HC wird aufgegeben und DC angenommen)
– Separation (HC wird beibehalten, Isolierung von DC)
– Marginalisierung (HC wird aufgegeben, annehmen der DC scheitert)
Integration ist der populärste Weg und wird mit dem geringsten Stress verbunden.
Schlüsselfaktor bei der Stressreduktion ist das Vorhandensein eines “Netzwerks sozialer Unterstützung”,
Also Menschen, die uns kennen und unterstützen, auch in Stresszeiten.
Kulturelle Herausforderungen an die Sozialpsychologie
Die kulturvergleichende(crossing-cultural) /interkulturelle Herausforderung
Interkulturelle Beziehungen sind ein spezieller Fall des Intergruppenverhaltens.
Indigene Sozialpsychologie
Indigene Psychologie: Eine von und für spezifische kulturelle Gruppen gestaltete Psychologie, basierend auf
der Annahme, dass eine Kultur nur aus ihrer eigenen Perspektive verstanden werden kann.
– Theorien werden nur für die spezifische Kultur entwickelt und betreffen auch nur diese.
– Beispiel: Europäische Sozialpsychologie (siehe Kapitel 1)
– besonders wichtig für Entwicklungsländer mit großen sozialen Problemen, weil hier die europäischen
und amerikanischen Theorien nicht greifen
– Bsp. Moghaddam(1998): Westliche Idee, das Modernisierung erreicht wird, wenn die Menschen
motiviert sind sich wie Unternhemer zu verhalten schlug fehl. Es führte zu einem Zusammenbruch von
traditionellen Gemeinschaften und zu Umweltproblemen.
Metatheorie: Eine Menge von zusammenhängenden Konzepten und Prinzipien, betreffend welche Theorien
oder Typen von Theorien passend sind.
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Zum Vergleich mit nicht-industriellen, kollektivistischen Kulturen können die amerikanische und
europäische Sozialpsychologie zusammengefasst werden, weil die europäischen und nordamerikanischen
Kulturen sehr ähnlich sind. Aber selbst die Trennung in amerikanische und europäische Sozialpsychologie
geht wahrscheinlich nicht weit genug.
Die Sozialpsychologie hat westliche Wurzeln. Meist sind Angehörige der westlichen Kulturen Objekte der
Studien.
Die dynamische Prozesse beschreibende Theorie der sozialen Identität(Tajfel&Turner) und des
Minderheiteneinflusses(Muscovici) bilden eine Ausnahme in der sonst eher statische Beziehungen
betrachtenden Sozialpsychologie.
Anwendungsbezogene Forschung: Versucht, spezifische Fragen, die aus der Praxis kommen,
zu beantworten.
Generative Psychologie: Psychologie, die beabsichtigt, durch direkte Intervention eine positive
Veränderung herbeizuführen.
Die Suche nach kulturübergreifenden Eigenschaften
Die meisten Sozialpsychologen stehen immer noch hinter der Suche nach universellen Regeln des sozialen
Verhaltens.
Smith&Bond vermuten, dass nationale Kulturen klassifiziert werden können, indem die Grenzen des
kulturspezifischen Wissens getestet werden.
Realistischeres Ziel: Sozialpsychologie erweitern um fundamentale soziokognitive und soziale
Wahrnehmungsprozesse zu formulieren. → Einblick in die generelle Form von menschlichem Verhalten und
ihre kontextspezifische kulturelle und historische Erscheinungsform.
Fast alle Hauptthemen des Buches sind über Kulturgrenzen hinweg relevant.
universelle Eigenschaften:
– Angst vor Ausgrenzung
– Verhalten gelenkt von Werten
– Hilfsbereitschft
– ...
Aber auch große Variationen durch kulturelle Unterschiede. →Einige sozialpsychologische Prinzipien sind
über kulturelle Grenzen hinweg übertragbar, andere nicht.
Wirkliche Schwierigkeit:
– Die eigene kulturelle Perspektive und ihren Einfluss auf die Forschung zu überwinden.→Interpretation
des Verhaltens von Angehörigen anderer Kulturen auf Grundlage der eigenen Kultur vermeiden.
– Die dominante Wissenschaftskultur kann alle anderen Psychologien verdrängen und verhindert damit die
Entwicklung von wirklichem Universalismus.
Können mehrere Kulturen nebeneinander existieren?
Umgang mit kultureller Vielfältigkeit
Gruppen leben harmonischer zusammen, wenn sie ihre Identitäten untereinander schätzen und Praktiken
respektieren.
Gruppen sind innerhalb einer übergeordneten Kultur erfolgreich, in der Beziehungen eher cooperativ als
kokurrenzbetont sind(Hornsy&Hogg, 2000a)
Auf kultureller Ebene wird über die Vorzüge von Assimilation oder Multikulturalismus diskutiert.
Moghaddam hat politische Systeme, die eine multikulturelle Gesellschft begünstigen mit solchen verglichen,
in denen Assimilation angestrebt wird:
Assimilation
Kultureller Pluralismus
Totale Assimilation:
Laissez faire:
Minderheiten geben ihre Kultur auf und übernehmen Kulturelle Diversität bleibt ohne Eingriff bestehen.
die Kultur der Mehrheit (Auslöschung)
(Bsp. Chinatowns)
Melting pot (Schmelztiegel):
Aktiver Multikulturalismus:
Minderheiten assimilieren sich und modifizieren die Kulturelle Diversität wird unterstützt.
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Kultur der Mehrheit. Eine neue Form der
dominanten Kultur entsteht.
→ kulturelle Einheiten, ob individualistisch oder
kollektivistisch bleiben erhalten.
Belanger&Pinard (1991) vermuten einen weltweiten Trend zu kollektivistischen Kulturen.
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