Skript Analgetika

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19.01.2015
Analgetika
Pharmakologische Grundlagen der
Behandlung von Schmerzzuständen
Prof. Dr. J. Klein, Pharmakologisches
Institut für Naturwissenschaftler
Gliederung Analgetika-Kurs
 Physiologie der Schmerzentstehung
 Experimentelle Pharmakologie: Testung von
Analgetika
 Nicht-Opioid Analgetika
 „Saure“, „Kleine“ Analgetika
 Nichtsaure Analgetika
 Opioid-Analgetika
 Typische Wirkungen des Morphins
 Charakteristika andere Opiate

Rheumatische Schmerzen, chronische und
neuropathische Schmerzen, Migräne s. Krankheitslehre
 Kopfschmerzen, Einsatz von OTC-Analgetika s. Klinische
2
Pharmazie
1
19.01.2015
Definitionen- Schmerz
Sinneswahrnehmung die entsteht, wenn
mechanische, thermische, chemische oder
elektrische Reize einen Schwellenwert
überschreiten und es dadurch zu einer
Gewebeschädigung mit Freisetzung von
Schmerzmediatoren kommt
3
Schmerzqualitäten I
•
Somatische Schmerzen:
a) Oberflächenschmerz: Haut
heller Charakter, gut
lokalisierbar, klingt nach
Beendigung des Reizes
schnell ab
Aδ-Fasern
C-Fasern
4
2
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Schmerzqualitäten II
• viszeraler Tiefenschmerz: Muskeln, Gelenke,
Knochen, Bindegewebe
dumpf, schwer lokalisierbar, strahlt meist in
die Umgebung aus (Bsp.: Kopfschmerzen, Kolik)
• Beispiele: bei Überdehnung der Bauchorgane,
Spasmen der glatten Muskulatur, Mangeldurchblutung des Herzens (Ischämie), Entzündungen
5
Schmerzqualitäten III
• Akuter nozizeptiver Schmerz: begrenzte Dauer, klingt
nach Beseitigung der Noxe schnell ab, Warnfunktion
• Chronischer Schmerz:
• Entzündungsschmerz mit Sensibilisierung
(Hyperalgesie, Allodynie)
• Dauerschmerz (Tumor, Arthrose) > 3 Monate
• ständig wiederkehrender Schmerz (Migräne)
• Neuropathischer Schmerz: Verletzungen von
Nervenzellen oder –bahnen (Amputationen, Gürtelrose,
diabetische Neuropathie, Cytostatika)
6
3
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Wahrnehmung des Schmerzes
Nozizeptoren:
Freie
sensorische
Nervenendigungen
von Aδ- und
C-Fasern
akute
Noxe
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Somatotopie
(„Rindenmännchen“)
praecentralis !
8
4
19.01.2015
Schmerzmediatoren und ihre
Herkunft
Basbaum et al., Cell 2009
9
Ionenkanäle als Schmerzgeneratoren
Capsaicin
>43°
H+ (ASICs)
pH 7.0
TRPA1: Senf,
Tränengase,
Nonenal
Basbaum et al., Cell 2009
Menthol
<25°
(Oxaliplatin)
Nav1.7
(hochreguliert bei
Entzündungen)
10
5
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Schmerzreaktionen
Schmerz ist von vielen vegetativen Reaktionen begleitet:
• Sympathikusaktiviereung
1.
2.
3.
4.
Ausschüttung von Catecholaminen
Herzfrequenz
Blutdruck
Pupillen erweitern sich
• Emotionale Komponente variiert individuell
• Motorische Reaktionen: Fluchtreaktion
11
Experimentelle Pharmakologie
Analgesietests
Um Analgetika auf ihre Wirkung zu testen,
werden die Reaktionszeit und die
Reaktionsschwelle an Tieren und Menschen
bestimmt.
Wichtige Begriffe:
Schmerzschwelle
Schmerztoleranz
12
6
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Einfache Tierexperimente








Tail Flick Test
Haffner Test (Clips)
Tail Immersion Test
Hot plate Test
Foot-Withdrawal-Test
Randall-Selitto-Test
Versuch zur Schleimhautanästhesie
Elektrische Reizung der
Kaninchenzahnpulpa
13
Tail-Flick-Test
14
7
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Hot-Plate-Test
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Fortgeschrittene Verfahren
 Schmerz- und Analgetikaforschung beinhaltet
immer in vivo-Verfahren
 Chronische Schmerzen
 Neuropathische Schmerzen
 Elektrophysiologische Verfahren (meist im
Rückenmark, Vorderhorn)
 Konfokale Mikroskopie und Anfärbung von
molekularen Markern
 Transgene Tiere
16
8
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Gliederung Analgetika-Kurs
 Physiologie der Schmerzentstehung
 Experimentelle Pharmakologie: Testung von
Analgetika
 Nicht-Opioid Analgetika
 „Saure“, „Kleine“ Analgetika
 Nichtsaure Analgetika
 Opioid-Analgetika
 Typische Wirkungen des Morphins
 Charakteristika andere Opiate
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Nichtsteroidale Antiphlogistika
(NSAR, NSAID;
COX-Hemmer)
18
9
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Eicosanoid-System
Analgetika
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Schmerzmediatoren und ihre
Herkunft
Basbaum et al., Cell 2009
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10
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COX
COX
COX1
konstitutiv
COX2
ständig aktiv
induziert
von Entzündungsfaktoren
in einwandernden
Leukozyten und Makrophagen
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NSAR
COX
Lipoxygenase
Prostaglandine
 Schmerz
 Fieber
 Entzündung
 Magensäure
 Magenschleim
 Nierendurchblutung
Anita Schuwald
Wehen
Prostacyclin
Thromboxan
Leukotriene
 Dilatation
von Gefäßen
 Hemmung
der
Thrombozyten
aggregation
 Konstriktion
von Gefäßen
 Förderung
der
Thrombozyten
-aggregation
 allergische
Reaktion
(Asthma)
Analgetika
22
11
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Fieberregulation im Hypothalamus
Exogenes Pyrogen
Macrophagen
Wärmeproduktion 
Thermoregulatorisches
Zentrum
Fieber
Prostaglandine
Interleukin-1
cAMP
Wärmeabgabe
Fieber= Temperaturregulation auf höherem Temperaturniveau
 Sollwertverstellung nach oben
23
NW der unselektiven COX-Hemmer
 GI-Störungen (Magen ! Duodenum !) mit
Blutungen und Ulzerationen
 Nierenfunktionsstörungen Na+-Retention
(mögl. Folge: Hypertonie+Ödembildung)
 Abnahme der Uterusmotilität
 Kardiovask. Komplikationen: Schlaganfall,
Myokardinfarkt
 Auslösung eines Asthma-Anfalls (Leukotriene)
 Thrombozytenaggregationshemmung
(oft gewollt)
24
12
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Saure antipyretisch-antiphlogistische
Analgetika (COX-Hemmer)
 Hauptsächlich zur Analgesie verwendet:




Acetylsalicylsäure
Ibuprofen
Naproxen
Diclofenac
 Hauptsächlich zur Entzündungshemmung
verwendet:
 Indomethacin, Phenylbutazon, Piroxicam
(hier nicht besprochen)
 Alle Substanzen: Anreicherung in entzündetem
Gewebe
25
Nicht-saure Analgetika
 Paracetamol
 Phenazon und Propyphenazon
 Metamizol
 Vermutlich auch COX-Hemmer
 Mehr zentral wirksam ?
 Nicht-Opioid-Analgetika: Nefopam, Flupirtin
(keine COX-Hemmer)
 Wirkung im Rückenmark
26
13
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Nicht-opioide Analgetika
Saure antipyretische Analgetika (NSARs)
Acetylsalicylsäure
Ibuprofen
Diclofenac
Nicht-saure antipyretische Analgetika
Anita Schuwald
Paracetamol
Phenazon
(Antipyrin)
Analgetika
Propyphenazon
Metamizol
27
O
Acetylsalicylsäure
O
O
O
 Irreversibler COX-Hemmer (Serin-Acetylierung)
 Thrombozytenaggregations-Hemmung (100mg tgl.)
 Analgetikum und Antipyretikum (ED:0,5-1g)
 Antiphlogistikum in hohen Dosen (nicht mehr
gebräuchlich)
 Schneller Wirkeintritt, aber HWZ nur ca. 15 Minuten
(!)
 Metabolit Salicylsäure auch analgetisch, aber nicht
mehr wirksam an Thrombocyten (HWZ 3-6 h; Elim. 0.
Ordnung). Hemmstoff von NF-kB.
28
14
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Acetylsalicylsäure-Bindung
29
Acetylsalicylsäure:
Grenzen der Therapie
 UAW: Blutungen (lokal reizend, COX-Hemmer,
Gerinnungshemmer). KI hohe Blutungsneigung !
 UAW: Allergien (v.a. Atopiker, Haut, Asthma)
 UAW bei chronischem Gebrauch: Analgetikaniere
 UAW: erhöhte Harnsäurespiegel (in hoher Dosis
urikosurisch)
 KI: virale Erkrankungen von Kindern < 14 J., wegen
Reye-Syndrom
 KI ab 36. SW, Wehenhemmung, vorzeitiger Verschluss
des Ductus Botalli
 IA: Ibuprofen mind. 2 Std. später einnehmen, da es
sonst die COX-1 blockiert
30
15
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Amphiphile Säuren
Naproxen
 Gute antiphlogistische Wirkung
Ibuprofen
 Länger wirksam (ca. 12 h), z.B. bei
Regelschmerzen
Diclofenac
 Massive GI-Blutungen möglich bei
Dauertherapie
31
Amphiphile Säuren
Naproxen
 sehr gut analgetische (und auch
antiphlogistische) Wirksamkeit
Ibuprofen
schwache Präferenz für COX-1
Diclofenac
 ED ab 200mg, max. TD 1.2-2.4 g
 Hohe PEB (99%)
 langsamerer Wirkungseintritt als
ASS, aber schnelle Elimination
(HWZ 2h), keine Kumulation,
geringe Toxizität
32
16
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Amphiphile Säuren
Naproxen
 ist stark wirksam und wird in
Ibuprofen
niedrigen Dosen zugeführt (50150mg/d)
Diclofenac
 Hoher first pass effect. Variable
Halbwertszeiten (1-3h)
 Geringe Präferenz für COX-2
 Hepatische Verstoffwechslung.
Hepatotoxizität möglich.
 Cave: 12% erleiden unter
Dauertherapie GI-Beschwerden
33
Paracetamol
O
HN C CH3
OH







wirkt gut analgetisch+antipyretisch, aber nicht
antiphlogistisch. Keine Anreicherung in
entzündetem Gewebe.
Wahrscheinlicher WM: zentrale COX-Inhibition
ED: 0,5-1 g bis zu 4mal täglich. Ab ca. 6g
gefährlich !!!
Dosierung bei Kindern nach Alter und Gewicht
1. Wahl bei Schwangeren
wird p.o. gut resorbiert und durch hepatische
Biotransformation mit HWZ von 2h eliminiert
(Glucuronide, Sulfate)
UAW (selten) Überempfindlichkeitsreaktionen;
Nierenschäden b. chronischer Einnahme
34
17
19.01.2015
Paracetamol-Vergiftung
N-Acetylcystein
p-Chinonimin
35
Pyrazolon Derivate
Metamizol
 Stark analgetisch und antipyretisch,
z.B. postoperativ
 Sehr wirksam bei Koliken
(„spasmolytische“ Wirkung ?)
 Zentrale Wirkung im PAG, WM
unbekannt
 Strenge Indikationsstellung, am
besten orale Gabe (0.5-1g, wirkt ca.
6Std.)
 UAW: Allergische Reaktionen,
Agranulozytose (selten, 1:106),
Rotfärbung des Urins (Rubazonsäure)
 Schock möglich bei i.v. Gabe
36
18
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Nicht-Opioid-Analgetika
Flupirtin (Katadolon)
 Mittelstark wirksames
Analgetikum
 Kaliumkanal-Öffner (GIRK),
hemmt Schmerzleitung im
Rückenmark
 Muskelrelaxierende
Zusatzwirkung
 ED ab 100mg, HWZ 7h
 UAW Müdigkeit, Schwindel,
GI-Beschwerden, grüner
Harn (!)
Nefopam
 Mittelstark wirksames
Analgetikum
 Hemmt Aufnahme von
Noradrenalin, Serotonin;
anticholinerg,-histaminerg
 ED ab 30mg, HWZ 5h
 UAW nach WM, Anstieg
von Herzfrequenz und
Blutdruck; GI-Störungen;
Miktionsstörungen,
Mundtrockenheit etc.
37
Fazit Nicht-Opioid-Analgetika
 Gut wirksam bei akuten Schmerzen
und zur Fiebersenkung
 Saure Analgetika besonders wirksam
bei Entzündungsschmerzen
 Dauertherapie nicht empfehlneswert:
 Magen- und Duodenalgeschwüre
 Hohe Blutungsneigung bei ASS
 Analgetika-Niere !
38
19
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5 min
Pausenbilder
H. Vogeler (1896)
„Sleeping beauty“
E.S. Grasset (1897)
„Morphinomanie“
V. Kush (1999)
„The Opium lovers“
Gliederung Analgetika-Kurs
 Physiologie der Schmerzentstehung
 Experimentelle Pharmakologie: Testung von
Analgetika
 Nicht-Opioid Analgetika
 „Saure“, „Kleine“ Analgetika
 Nichtsaure Analgetika
 Opioid-Analgetika
 Typische Wirkungen des Morphins
 Charakteristika andere Opiate
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Opium
 Papaver somniferum
(Schlafmohn)
 Nutzen für




Analgesie
Schlaf (Morpheus)
Euphorie
Und Diarrhoe
 ...seit Tausenden von
Jahren („Laudanum“)
Geschichtliche Aspekte










1806 Isolierung von Morphin (Sertürner, Paderborn)
1874 Synthese von Diacetylmorphin („Heroin“)
1883 erster Bericht über Morphinsucht
1939 Synthese von Pethidin; 1946 Methadon
1951 Erstes Opiatrezeptormodell vorgeschlagen
1957f. Charakterisierung der Opiatwirkungen in
isolierten Organen
1970f. Experimentelle Beschreibung von
Opiatrezeptor-Subtypen (Martin)
1975 Isolierung der endogenen Opioide mit
Peptidstruktur (Hughes and Kosterlitz; Snyder)
1992 Klonierung des ersten Opiatrezeptors (-Subtyp;
Edwards)
1996 -Rezeptor-Knockoutmaus (Uhl, Kieffer)
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Endogene Opioidpeptide
Opioidpeptide werden von drei verschiedenen Genen kodiert:
• Prepro-Opiomelanocortin  ß-Endorphin, (ACTH), (MSH), in
Hypophyse gebildet; HWZ 15-20 min
• Prepro-Enkephalin  met-Enkephalin, leu-Enkephalin (5:1);
im Plasma HWZ nur 60 sec
• Preprodynorphin  Dynorphin
• Achtung: Nociceptin wirkt algetisch am ORL1-Rezeptor.
Wirkort der Opioide
Opioide
44
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Synaptische Übertragung im Rückenmark
Opiatrezeptoren
Achtung: der sog. Sigma-Rezeptor ist kein Opiatrezeptor.
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Opioidrezeptor-vermittelte Wirkungen
Rezeptortyp und
Vorkommen
μ
Wichtigster Rezeptor:
Thalamus, Hirnstamm,
Cortex u.a.
δ
Limbisches System, Cortex
κ
Cortex, Rückenmark,
Periphere Zellen
Wirkung
Analgesie
Euphorie
Miosis
Obstipation
Antitussive Wirkung
Erbrechen
Abhängigkeit
µ-Rezeptor hat SpliceVarianten und
Polymorphismen.
Analgesie
Atemdepression
Obstipation
Opiatrezeptoren
kommen als
gemischte Dimere vor.
Analgesie
Sedation
Dysphorie
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Opium und Sertürner
Adam Sertürner
Papaver somniferum
48
24
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Structural similarities
Morphine
(plant
product)
Met-Enkephalin
(mammalian)
Morphin: Analgesie
 Voller Agonist an allen Opiatrezeptor-Subtypen
(höchste Affinität am -Subtyp)
 Analgetische Wirkung
 Am wirksamsten bei schweren Schmerzen (Infarkt,
Tumor, Trauma, Koliken etc.)
 Verringerung der Schmerzwahrnehmung und
 Veränderung der Schmerzwahrnehmung (affektive
Verarbeitung) sowie
 Verringerte Angst und weniger Leidensgefühl; Sedation
 Keine gute Wirkung bei Entzündungsschmerzen (Zahn-,
Kopfschmerzen)
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Wirkweise inhibitorischer Opiatrezeptoren
(hier: postsynaptisch)
51
Morphin-induzierte Analgesie:
Verringerung bei -Opiatrezeptor-defizienten Mäusen
Sora et al., PNAS 1997
26
19.01.2015
Weitere zentrale Wirkungen des Morphins
 Sedation, (zufriedene) Schläfrigkeit
 Euphorie, Toleranz, Entwicklung einer
Abhängigkeit
 Selten beim Einsatz gegen chronische Schmerzen
 Atemdepression
 Verringerte Empfindlichkeit gg. CO2 in den
Atemzentren im Hirnstamm
 Haupttodesursache bei Überdosierung
 Übelkeit und Erbrechen (Emesis)
 Nach akuter Gabe; verschwindet bei Dauergabe
 Miosis (keine Toleranz)
Periphere Wirkungen des Morphins
 Verringerung der gastrointestinalen Motilität
 Segmentale Konstriktion der glatten Muskeln im
Darm (spastische Obstipation), vermittelt durch
cholinerge Fasern im ANS/ENS.
 Obstipation oft schwer und schmerzhaft – keine
Toleranzentwicklung
 Erregung glatter Muskeln: Harnverhalt, Sph. Oddi
(Opiate nicht bei Gallenkolik verwenden)
 Vgl. Loperamid (Imodium®)
 Freisetzung von Histamin aus Mastzellen
 „Pseudoallergische“ Reaktion (nur Morphin und
Pethidin): Jucken und Bronchokonstriktion
27
19.01.2015
Akute Opioidvergiftung
Miosis
Koma
Hyperventilation
Atemdepression
Blutdruck fällt
Künstliche
Beatmung
Therapie
Naloxon i.v.
(0,4-2mg)
Anita Schuwald
55
Kontraindikationen für Opiate
 Atemwegserkrankungen mit verminderter
Atemfunktion (Asthma bronchiale) oder
Sekretstau
 Darmträgheit: z.B. Ileus, Hypothyreose
 Kolik der Harnwege oder der Gallenblase
(außer Pethidin)
 Allergien der Haut, z.B. Urtikaria
 Achtung: bei Leber-/Niereninsuffizienz
Kumulationsgefahr!
56
28
19.01.2015
Pharmakokinetik von Morphin
 Orale Gabe möglich aber starker first-pass
effect (50-80%).
 Wegen schneller Glucuronidierung an C3 und C6.
 Vorsichtige Dosierung bei Neugeborenen (!):
 hohe Empfindlichkeit gg. Morphin und
 unreife Leberfunktion
 I.m., i.v. und intrathekale Injektionen möglich
 Patienten-kontrollierte Pumpen für Tumorpatienten.
 Morphin hat eine Halbwertszeit von 3-4 Std.
 Hängt ab von Leber- und Nierenfunktion, enterohepatischem Kreislauf und der Kumulation des
analgetisch wirksamen Morphin-6-glucuronid.
 Retardformen sind erhältlich (12 h Wirkdauer)
Wirkungen von Morphin bei Dauergabe
 Toleranz: (viel) höhere Dosen werden für
gleiche Wirkung benötigt
 Ausgeprägt bei Morphin und Buprenorphin
 Gilt für Analgesie, Euphorie, Atemdepression,
Übelkeit
 I.A. nicht vorhanden bei Miosis und Verstopfung
 Schwere Entzugssymptomatik (Dysphorie,
Hyperalgesie, Leibkrämpfe, Entzugs-„Grippe“);
deutliche physische Abhängigkeit !
 Psychologische Abhängigkeit („craving“) hängt von
der Motivation der Einnahme ab !
 Immunosuppressive Wirkungen
 Opiatrezeptoren auf Lymphocyten
29
19.01.2015
Strukturelle Variationen: Opiate
Pharmakologische Klassifikation
 Reine Agonisten
 Partialagonisten
 Gemischte Agonisten/
Antagonisten (an versch. Rez.)
 Reine Antagonisten
60
30
19.01.2015
Reine Opioidagonisten
Morphin
Codein
Pethidin
 Antitussivum und Analgetikum (in Komb.)
 Prodrug: analgetische Effekt nach
O-Demethylierung zu Morphin über CYP2D6
Tramadol
• „Ceiling effect“ reduziert Mißbrauch
Levomethadon
 bei „Poor Metabolizern“ (5-10% Kaukasier)
Fentanyl
nur schwache/ ausbleibende Wirkung
Sufentanil
Remifentanil
Alfentanil
61
Reine Opioidagonisten
Morphin
Codein
Pethidin
Tramadol
Levomethadon
Fentanyl
Sufentanil
 analgetische Wirkung 5- bis 10x
schwächer als Morphin
• anticholinerge Zusatzwirkung, nicht
spasmogen wie Morphin, keine Miosis
 äquipotenter Metabolit Norpethidin
prokonvulsiv (Tremor) (t1/2=20h)
 Gefahr bei Kumulation: Krampfanfälle,
Erregungszustände
 keine Daueranwendung, meist im
Rahmen der Geburtshilfe
Remifentanil
Alfentanil
Anita Schuwald
Analgetika
62
31
19.01.2015
Reine Opioidagonisten
Morphin
Codein
Pethidin
Tramadol
Levomethadon
Fentanyl
Sufentanil
 bis zu 100%ige orale Bioverfügbarkeit
 bei wiederholter Gabe extrem lange
Plasma-t1/2 (8-75h, meist 24-36h)
 trotz hoher Lipophilie nur langsames
Anfluten im Gehirn(keine suchtfördernde
Euphorie), da hohes Verteilungsvolumen
und Verteilung im peripheren Gewebe
 Nach Absetzen später einsetzendes und
milderes, aber längeres Entzugssyndrom
(im Vgl. zu Morphin/Heroin)
• Ähnlich: Piritramid
Remifentanil
Alfentanil
63
Reine Opioidagonisten
Morphin
Codein
Pethidin
Tramadol
Levomethadon
Fentanyl
Sufentanil
 Starke analgetische Wirkung (100x potenter
als Morphin)
 kurze Wirkdauer (30-40min)
 bei chronischen Schmerzen als TTS
(Durogesic®); langsam einsetzende Wirkung
 bei Schmerzdurchbrüchen als Lutscher
(Actiq®) oder Nasenspray
 Goldstandard bei den Opioidnarkotika
CAVE: hohe Gefahr für „silent death“, d.h.
letaler Atemstillstand ohne Bewusstseinsverlust und ohne Schmerz
Remifentanil
Alfentanil
64
32
19.01.2015
Reine Opioidagonisten
Morphin
Codein
Pethidin
Tramadol
Levomethadon
Fentanyl
Sufentanil
Remifentanil
Alfentanil
Hochpotente Opiate, bis zu 1000mal
potenter als Morphin. Rigor möglich.
i.v.-Gabe notwendig, hauptsächlich in der
Anästhesie eingesetzt
Halbwertszeit steigt mit Dauer der
Infusion (Kumulation)
Beste Steuerbarkeit bei Remifentanil,
wird von Plasmacholinesterase abgebaut
65
Partielle Agonisten
Buprenorphin
(Temgesic®)
 Partieller µ-Agonist aber
 κ- und δ-Antagonist
 Starkes Analgetikum mit
„Ceiling effect“
 Hoher first pass aber relativ
lange HWZ.
 Sehr hohe Affinität an µRezeptor (Antidot: Doxapram)
 Geeignet zur Substitution
(Subutex®). Gabe sublingual
oder per TTS möglich (weniger
Obstipation)
66
33
19.01.2015
Partielle Opioidagonisten
Anita Schuwald
Analgetika
67
Reine Opioidantagonisten
Naloxon (Narcanti®)
• Antidot, antagonistische Eigenschaften an μ, δ, κ Rezeptoren
• Wirkdauer 30 – 45 min; muss parenteral appliziert werden. Schnelle
Konjugation mit Glucuronsäure in der Leber
Naltrexon (Nemexin®)
• Oral applizierbarer, langwirksamer Opiatantagonist (Wirkdauer: 24–48h)
• Hauptverwendung zur Rückfallprophylaxe bei Heroin- und
Alkoholabhängigen. Täglich 50mg oder einmal wöchentlich i.m.-Injektion
Methylnaltrexon
• stark polares quartäres Amin nicht ZNS-gängig, nichtanalgetisch
• subkutane Applikation gegen opioid-bedingte periphere NW, v.a.
gegen Obstipation im Rahmen der Palliativtherapie
68
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19.01.2015
Neue Analgetika
 Epibatidin aus Fröschen
(nikotinischer Agonist)
 Calcium channel blocker
(omega-Toxine aus
Meeres-Schnecken)
 Cannabinoids (CB1-, CB2Agonisten)
 P2X3/4 und SP-Antagonisten
 Enkephalinase-Inhibitoren
(Thiorphan)
 Neuropeptide: Calcitonin,
Somatostatin, CCK ???
Diabetische Neuropathie
 Polyneuropathie: Störungen bzw. Tod der peripheren
Nerven
 Gründe: Entzündungen, Hormon- und Stoffwechselstörungen

Beispiele: Alkoholabusus, Diabetes mellitus, Acrylamid, Hexan
 Diabetische Neuropathie




Zu Beginn Schmerzen, Missempfindungen in Armen und
Beinen
Herabgesetzte Muskelkraft in Armen und Beinen
Zum Ende vollkommener Verlust von Empfindungen
Diabetisches Fußsyndrom (chronisches Geschwür)
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19.01.2015
Diabetische Neuropathie
 Häufig: ein Drittel aller Diabetiker
 Vorbeugung: glykämische Kontrolle nur bei Typ 1Diabetes sehr effizient. Jährliche Kontrollen !
 Diagnose: Nadeln, Vibrationen, Reflexe, Nervenleitung
(große Fasern), Hautbiopsie
 Empfohlene Behandlung (FDA): Duloxetin,
Pregabalin, Tapentadol (NNT ca. 4 für 50%ige
Schmerzreduktion), Opiate (!), α-Liponsäure (?)
 Topische Behandlung wenig effektiv
 TENS, Massagen ineffektiv. Akupunktur: keine EBM.
Bild: BlücherApotheke
Frankfurt
Phantomschmerzen
 Durchschnittene
Axone sensorischer
Fasern machen
Kontakte und
bilden spontan
feuernde Herde
 Großhirnrinde
projiziert
Schmerzen in
amputiertes
Gewebe
 Therapie:
Antiepileptika
36
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