forschung und technik - Neue Zürcher Zeitung

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Jleut <;3iird)er teilung
Neptun
013/65
FORSCHUNG UND TECHNIK
Mittwoch,
17.
Januar 1990
Nr.
13
65
- Voyagers letzter Planet
Ende einer «astronomisch» erfolgreichen Mission
Nach einer Flugzeit von zwölf Jahren und vier Tagen erreichte die amerikanische
Sonde Voyager 2 am .2 5 August 1989 den 4,4 Milliarden Kilometer entfernten Neptun
und überflog dessen Nordpol. Dabei übermittelte sie mehr als 9000 Bilder und eine Flut
wissenschaftlicher Daten über den achten Planeten, seine vier Ringe sowie zwei bereits
bekannte und sechs neu entdeckte Monde. Eine erste, umfassende Auswertung wurde
vor kurzem abgeschlossen; sie erschliesst neue Horizonte in den äusseren Bereichen des
Sonnensystems. Die Voyager-Mission gehört zweifellos zu den bedeutendsten technischen Leistungen, die je erbracht wurden.
Brillante l-ri-iunj: einer alten Sonde
tr. Hauptziel des im August 1977 gestarteten
Voyager 2 war der Jupiter, Fernziel der Saturn:
die für eine aktive Lebensdauer von fünf Jahren
konzipierte Sonde konnte aber dank einer nur
alle 175 Jahre auftretenden Ausrichtung aller
Riesenplaneten auf eine Bahn geschickt werden, die sie auch am Uranus und am Neptun
vorbeiführen würde. In der Folge übertraf
Voyager 2 selbst optimistische Erwartungen. So
wurde am 9. Juli 1979 der Jupiter passiert, am
25. August 1981 der Saturn, der Uranus am
24. Januar 1986 und schliesslich der Neptun am
25. August 1989, mit jeweils einer reichen Ernte
an Bildern und Daten.
Dass sie Tausende von Bildern der vier
Riesenplaneten und ihrer bisher nur als Lichtpunkte bekannten Monde übermitteln konnte,
heisst nicht, dass alle Instrumente und Geräte
an Bord der Sonde tadellos funktionierten. Tatsächlich versagten schon früh einige kritische
Komponenten. Gerettet wurde die Mission
durch die Bordcomputer, denen man immer wieder neue Programme übermittelte. Mit dieser
Information konnte die Sonde redundante
Systeme zuschalten und Massnahmen treffen,
um Fehlleistungen der Bordsysteme auszuglei-
chen.
Die Signale der Sonde wurden mit steigender
Entfernung so schwach, dass sie nur noch mit
Grad tiefer. Die Atmosphäre besteht grösstenteils aus Wasserstoff sowie einigen Prozent
Helium. Dazu kommen Spuren von Methan,
Ethan, Azetylen und Ammoniak.
Die Atmosphäre des Neptuns enthält zahlreiche Wolkenstrukturen; die grösste davon,
der sogenannte Great Dark Spot (GDS) auf
20 Grad südlicher Breite, ist etwa 12 000 km
lang, was dem Durchmesser der Erde entspricht. Es handelt sich (wie beim Grossen
Roten Fleck des Jupiters) um einen stabilen
Antizyklon mit einer Rotationsperiode von 18
Tagen; er endet im Westen mit einer Wirbelstrasse. Der GDS wird von weissen Zirruswolken flankiert, die durch starke Winde (bis
325 m/s) ausgezogen sind und aus Methankriställchen bestehen
.
Aus dem Schattenwurf der Zirruswolken auf
darunterliegende
geschlossene Decke aus
die
Ammoniak- und/oder Schwefelwasserstoffwolken ist es ersichtlich, dass sie 50 bis 150 km
höher liegen als letztere. Ein kleinerer dunkler
Fleck mit der Bezeichnung D2 befindet sich auf
-55 Grad; es handelt sich ebenfalls um einen
langlebigen atmosphärischen Wirbel. «ScootGrad, besteht aus
er», der helle Fleck auf
einer Vielzahl von streifenförmigen Wolken, die
angeordnet
sind;
übereinander
die Form verändert sich ständig, doch blieb diese Struktur
während der gesamten, 80 Tage dauernden Beobachtungsperiode erhalten. Die ganze Südhalbkugel bis -70 Grad und ein kleiner Teil der
Nordhalbkugel sind in Ost-West-Richtung gebändert, wobei vier weisslichblaue mit hellblauen Zonen abwechseln.
Magnetfeld und Magnetosphäre
Die Ringe des Neptuns. Oben der äusserste Ring
1989NR. rd e 62 900 km vom Zentrum des Planeten entfernt ist und drei bisher unerklärte Verdickungen aufweist; weiter innen rd e Ring I989N2R. Unten: Weitwinkelaufnahme des Gesamtsystems, unter Abdeckung
des stark überbelichteten Neptuns. Besonders auf rd e
linken Bildhälfte sind der diffuse innere Ring
(I989N3R) und die
scharf ausgeprägten zwei äusseren
Ringe zu erkennen. Das «Plateau» ausserhalb von
1989N2R gilt als weiterer Ring.
Als Voyager 2 sich 12 Mio. km vom. Neptun
befand, wurden erste Hinweise erhalten, dass
der Neptun ein Magnetfeld besitzt. Es handelte
sich um kurze Impulse im langwelligen Radiofrequenzbereich (!()() bis l300fcHz>;. Dazu
kamen kontinuierliche Signale im Frequenzbereich von 20 bis 865 kHz. Solche Signale sind
charakteristisch für eine Magnetosphäre, in
welcher sich geladene Teilchen spiralförmig um
magnetische Feldlinien bewegen. Die Schockfront, wo die Ablenkung der Sonnenwindpartikeln durch das Neptunmagnetfeld beginnt,
wurde 875 000 km vom Planeten angetroffen.
Weitere Messungen im Lauf der Annäherung
ergaben, dass der Neptun ein magnetisches Dipolfeld aufweist, das eine Neigung von 46,8
Grad zur Rotationsachse aufweist und innerangeordnet ist.
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halb des Planeten asymmetrisc
Weil die Verbindungslinie der magnetischen
Pole den Neptunmittelpunkt um 13 800 km verfehlt, weist die Intensität des Magnetfeldes in
der Südhalbkugel vermutlich ein Maximum von
mehr als G auf, während sie auf der Nordhalbkugel kleiner ist als 0,1 G. Gemessen wurden 0,097 G, auf der Erde sind es 0,3 G. Das
Magnetfeld ist starr mit dem Planeten gekoppelt und weist wie dieser eine Umlaufperiode
von 16,1 Stunden auf. Die Neptunmonde und
-ringe sind somit einem sich ständig verändernden Magnetfeld ausgesetzt und beeinflussen es
1
1
Mitteln empfangen werden konnten, die beim
Start noch gar nicht vorhanden waren. So mussten die drei Parabolspiegel der Empfangsantennen des Deep Space Network von 64 auf 70 m
Durchmesser vergrössert werden. Zudem wurden die Radioteleskope von Parkes (Australien), Usada (Japan) und das VLA von Socorro
(New Mexico) mit seinen 27 Antennen von je
25 m Durchmesser für den Empfang von Voyager-Signalen eingesetzt.
Besondere Probleme ergaben sich auf Grund
der grossen Entfernung des Neptuns von der
Sonne, erhält doch der 8. Planet nur 3 Prozent
des Lichts, das den Jupiter so hell strahlen lässt.
Man musste darum Belichtungszeiten von 15
bis 96 Sekunden verwenden und wegen der
hohen Fluggeschwindigkeit von 27 km/s die
Bewegung der Kamera durch Lageänderungen
der Sonde und Bewegungen der Kameraplattform ausgleichen. Für die Verarbeitung von
Voyager- Videosignalen zu einem voll auskorrigierten Farbbild wurden 1979 am Jet Propulsion
Laboratory noch mehrere Wochen benötigt; im
Sommer 1989 schaffte man es dank einem Parallel-Supercomputer schon innert Stunden.
Kin bläulicher Planet
Die wissenschaftliche Neptunmission dauerte
vom 5. Juni bis zum 2. Oktober 1989. Die Sonde
übermittelte das erste Bild des Planeten aus
einer Entfernung von 17 Mio. km; sie näherte
sich am 25. August bis auf 29 240 km von seinem Zentrum. Die Temperatur im untersten Bereich der Neptunatmosphäre beträgt 59,3 K
(-213,9 °C). Weil der Planet 2,7mal mehr Energie abstrahlt, als er von der Sonne erhalt, ist die
Temperatur an den Polen fast dieselbe wie am
Äquator: auf mittleren Breiten liegt sie einige
Gesamtansicht des Neptuns mit dem Grossen Dunklen Fleck, einem stabilen Sturmsystem, das etwa so gross ist
wie die Erde und von Zirruswolkensystemen aus Methankriställchen flankiert ist. Man beachte die Wirbelstrasse
im Westen sowie die delikate Bänderung, die vorwiegend in der Südhalbkugel konzentriert ist.
ihrerseits. Entsprechend kompliziert ist die
Struktur der Magnetosphäre, besonders auf der
Sonnenseite.
Im «magnetischen Käfig» der Magnetosphäre zirkulieren Protonen, ionisierte Wasserstoffmoleküle und einfach ionisiertes Helium
im Verhältnis 1300:1:0,1. Dazu kommen energiereiche Elektronen (l50keV bis über MeV),
deren Konzentration im Bereich der Umlaufbahn des Neptunmondes Triton (359 000 km)
rasch abnimmt. Offenbar spielt dieser Mond
eine wichtige Rolle bei der Strukturierung der
Magnetosphäre. Elektrostatische Entladungen,
also Gewitter, die in der Atmosphäre des
Saturns und des Uranus häufig sind, wurden
auf dent Neptun nicht festgestellt.
1
im* Neptunringe
In der Äquatorebene des Neptuns liegen drei
vollständige, kreisförmige, etwa 10 km dicke
Ringe, die weit innerhalb der Umlaufbahn des
Mondes Triton liegen. Ein weiterer, sehr diffuser Ring kann als seitliche Ausdehnung des
zweiten Rings betrachtet werden. Alle Ringe
rotieren in derselben Richtung wie der Neptun.
Der erste Ring reicht von 41 900 bis 49 000 km
(vom Zentrum des Planeten aus gemessen); der
zweite, rund hundertmal dichtere, viel Staub
enthaltende Ring liegt in einer Entfernung von
53 200 km. Daran schliesst sich ein weiterer,
wiederum sehr diffuser Ring an, der bis
59 000 km reicht. Der Bereich zwischen dem
Planeten und dem ersten Ring ist sehr staubreich.
Geradezu bizarr ist der äusserste Ring, der
62 900 km entfernt ist. Er weist drei bogenförmige Verdickungen auf, die man bei den
Sternokkultationen zwischen 1981 und 1985 beobachtete, zusätzlich zu dem damals unbekannten Mond 1989N2, der sich zufällig im Weg der
Okkultation befand. Die drei Verdickungen folgen eine hinter der anderen und sind über einen
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1
Die Südpolregion des Neptunmondes Triton, wo es zunrU frühling ist und der Stickstoffschnee sublimiert. Weiter
nördlich das »Mehnenxhalenterrain» aus Wassereis.
Neue Zürcher Zeitung vom 17.01.1990
Winkelbereich von 33 Grad verteilt. Um langfristig stabil zu sein, müssen in der Nähe solcher Ringe kleine Monde zirkulieren.
Dies ist tatsächlich der Fall beim innersten
und zweitinnersten Ring; die Monde I989N4
und I989N3 befinden sich am Innenrand dieser
Ringe und verhindern, dass sie spiralförmig
vom Neptun aufgesogen werden. Allerdings
wären auch im äusseren Bereich der Ringe
kleine Monde erforderlich, doch Körper von
weniger als 12 km Durchmesser konnten von
Voyager 2 nicht erfasst werden. Rätselhaft bleiben die Verdickungen im äussersten Ring, die
theoretisch höchstens fünfjahre bestehen konnten.
Eisvulkanismus auf dem Triton
Voyager 2 näherte sich dem Neptunmond
Triton bis auf eine Entfernung von 39 000 km;
der Durchmesser konnte mit einer Unsicherheit
von nur 6 km auf 2705 km bestimmt werden.
Wie der Erdmond rotiert er synchron, das heisst
dass die Dauer eines Tritontages mit derjenigen
eines Tritonjahres identisch ist. Seine Dichte beträgt 2,075 g/cm3; sie ist also viel höher als diejenige des Neptuns (1,64 g/cm3) und entspricht
fast genau der Dichte des Systems Pluto-Charon. Die Oberflächentemperatur des Tritons beträgt 38 K (-235 °C); damit ist dieser Mond der
kälteste bisher bekannte Körper des Sonnensystems. Der Gasdruck an der Oberfläche ist
mit 16 Mikrobar äusserst gering; die Atmosphäre besteht vor allem aus Stickstoff sowie
Spuren von Methan.
Die rückläufige, um 157 Grad zur Äquatorebene geneigte Umlaufbahn des Tritons deutet
darauf hin, dass es sich um einen eingefangenen
Körper handelt, der wie der Pluto unabhängig
vom Neptun in den äusseren Bereichen des
Sonnensystems auskondensierte. Bei einer zufallsbedingten Annäherung an den Neptun kollidierte er möglicherweise mit einem bereits
vorhandenen Satelliten, oder dann wurde er
durch die äusseren Bereiche der Atmosphäre
genügend abgebremst. Jedenfalls geriet er auf
eine stark exzentrische Umlaufbahn, die auf
Grund der Gezeitenwirkung zirkularisiert wurde. Dabei schmolz der Triton vollständig auf;
man nimmt an, dass er während mehr als einer
Milliarde Jahre flüssig blieb und dass er dabei
chemisch vollständig differenziert wurde.
So entstand ein vorwiegend aus Silikaten bestehender Kern mit einem Radius von etwa
1000 km, der von einem 350 km dicken Eispanzer bedeckt ist. Die Zerfallswärme der radioaktiven Isotope im Silikatkern sowie die kinetische Energie aufprallender Kleinplaneten und
Meteoriten sorgten später dafür, dass die Oberfläche immer wieder teilweise aufgeschmolzen
oder zumindest aufgeweicht wurde. So konnte
sich eine Art Eisvulkanismus mit Calderas und
Eisflüssen ausbilden, der dem irdischen Silikatvulkanismus sehr ähnlich ist. Auf dieser Basis
kann das geologisch sehr junge Alter der Tritonoberfläche zwanglos gedeutet werden; sie weist
eine erstaunlich geringe Dichte an Einschlagkratern auf.
Vierzig Jahre Frühling
Unter den vielen Eismonden der äusseren
Planeten ist der Triton sicher einer der eigentümlichsten. Auf dem Panzer von Wassereis,
der die Rolle der Erdkruste spielt, kondensiert
während des Winterhalbjahres jeweils ein aus
festem Stickstoff und Methan bestehender
Schnee aus. Durch photochemische Reaktionen
und unter der Einwirkung des Bombardements
geladener Teilchen entstehen stickstoffhaltige
organische Polymere, die dem Schnee einen
gelblichrötlichen Farbton verleihen. Seit I960
und noch bis 2000 ist es auf der Südhalbkugel
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tungsepisoden gab. Am höchsten ist die Dichte
der meteoritischen Krater im Osten ; Krater mit
einem Durchmesser von mehr als 20 km sind
aber selten. Die Populationsstatistik der Krater
entspricht etwa derjenigen, die man auf den
lunaren Maria findet.
Auf 55 Grad südlicher Breite wurden zwei
geyserartige Formalionen beobachtet. Unter der
Wirkung kryogener Lava schleudert dort explosionsartig freigesetzter, gasförmiger Stickstoff
den bei der Mündung vorhandenen Stickstoffschnee sowie Staub und Wassereis bis in eine
Höhe von 8 km. Es bilden sich 5 km breite
Schwaden, die vom Wind bis auf eine Länge
von ISO km ausgezogen werden. Mit der Zeit
«schneit» das Material aus, wobei charakteristische Verwehungen entstehen, die etwas dunkler
sind als das umliegende Eis.
Nereide und die neuentdeckten Monde
Für die Beobachtung der Nereide lag die
Bahn von Voyager 2 ausgesprochen ungünstig;
bei der maximalen Annäherung betmg die Entfernung immer noch 4,7 Mio. km. Der Durchmesser dieses kleinen Mondes konnte darum
nur mit einer Unsicherheit von 50 km auf
340 km bestimmt werden. Es wurden aber mindestens vier bis fünf helle Flecken erkannt; vermutlich handelt es sich um Einschlagkrater. Die
Rotationsperiode der Nereide konnte nicht -e r
mittelt werden, ihr Reflexionsvermögen (Albedo) schwankt und beträgt höchstens 10 Prozent.
Oben: Der von Voyager 2 entdeckte Neptunmond
I989NI: dieser unrunde Körper hat einen Durchmesser
von 400 km. Etwa die Hälfte davon ist von der Sonne
beleuchtet; es sind mehrere grosse und viele kleine Krater zu erkennen. Unten: Der Mond I989N2. der etwa
210 mal 190 km misst. Es sind Krater von 30 bis 50 km
Durchmesser zu erkennen. (Bilder Nasa)
Frühling; die Stickstoffkruste reicht von -13
Grad bis zum Südpol.
Nördlich vom Äquator gleicht die Tritontopographie grösstenteils einer rötlichen Melonenschale: sie ist durch warzenartige, kreisförmige bis langgezogen-elliptische Erhebungen
und Vertiefungen gekennzeichnet, die im
Durchmesserbereich von 5 bis 25 km liegen.
Diese Strukturen entstanden vermutlich durch
kombiniertes Fliessen, lokalen Kollaps und
Sublimation von Eis. Das Melonenschalenterrain wird durchquert von einern sich kreuzenden System von nahezu geradlinigen Graben,
die weit über 1000 km lang sein können; sie entstanden unter der Wirkung von Zugkräften.
Im Nordosten sind grosse, Caldera-ähnliche
Strukturen mit einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometer zu erkennen, die mit F.is
aufgefüllt sind; sie gleichen oberflächlich den
Maria des Erdmondes. Stufenförmige Strukturen von einigen hundert Metern Höhe an den
Ufern deuten darauf hin, dass es mehrere Flu-
Die sechs von Voyager entdeckten neuen
Monde umkreisen den Neptun auf kreisförmigen, nahezu in der Äquatorebene liegenden
Bahnen; nur die Bahn des vorläufig I989N6 genannten Mondes ist um 4.3 Grad geneigt. Alle
diese Monde befinden sich weit innerhalb der
Bahn der Nereide; dies ist wohl der Grund,
warum sie nicht schon von der Erde aus entdeckt wurden. Der Mond I989N1 hat nämlich
einen Durchmesser von 400 km, ist also deutlich grösser als die Nereide; drei weitere Monde
sind immerhin nahezu halb so gross. Das Reflexionsvermögen ist sehr gering und liegt bei
4 Prozent.
Die neuen Monde wurden in der Reihenfolge
ihrer Entdeckung numeriert. Der innerste
(1989N6) ist nur 48 000 km vom Neptunzentrum entfernt, sein Durchmesser beträgt 54 km ;
es folgen I989N5 (50 000 km Entfernung und
80 km Durchmesser), I989N3 (52 500 bzw.
180 km), 1989N4 (62 000 bzw. 150 km), 1989N2
(73 600 bzw. 190 km) und 1989N1 (1 17 600 bzw.
400 km). Die Monde 1989NI und I989N2 wurden aus genügender Nähe beobachtet, um ihre
unregelmässige Form und kraterübersäte Oberfläche zu erkennen.
Spuren von Kollisionen
Es ist anzunehmen, dass die
auf dem Triton
und den Kleinmonden des Neptuns beobachteten Krater im Lauf der letzten 3,5 Milliarden
Jahre grösstenteils auf den Aufprall von Kometen zurückzuführen sind. Die Kraterdichte
Jltiie <;3ürd)tr <;3ritintg
Unser Bild des Neptuns vor Voyager
tr. Auf der Basis der klassischen Himmelsmechanik sowie der später dazugekommenen,
hochauflösenden Teleskopie, der stellaren Okkultation sowie der Spektroskopie im sichtbaren
und infraroten Teil des Spektrums wurde zumindest in der Perspektive des nahezu eineinhalb Jahrhunderte dauernden «Vor-VoyagerZeitalters» schon recht viel über den achten
Planeten herausgefunden. In jeder Hinsicht war
man jedoch an absolute Grenzen gelangt, die
von der Erde aus nicht überschritten werden
konnten. Voyager 2 brachte n
e i n e eigentlichen
Durchbruch mit einer fast schlagartigen Erweiterung unserer Kenntnisse um viele Grössenordnungen.
Schwesterplaneten, aber keine Zwillinge
Zusammen mit Jupiter, Saturn und Uranus
gehört der Neptun zur Gruppe der Riesenplaneten, bildet aber zusammen mit dem sehr ähnlichen Uranus eine Untergruppe. Uranus und
Neptun sind ja fast gleich gross: ihr Durchmesser beträgt jeweils rund 50 000 km. Wie man
dank Voyager 2 weiss, sind es beim Neptun
49 528 km am Äquator, 48 680 km an den
Polen, bezogen auf das I -Bar- Druckniveau. Die
beiden Schwesterplaneten sind viel kleiner als
der Jupiter und der Saturn (143 000 beziehungsweise 122 000 km Durchmesser am Äquator),
aber doch fast viermal grösser als die Erde und
die Venus. Die Umlaufzeit des Neptuns um die
Sonne beträgt 164,79 Jahre; die lange nur geschätzte Rotationszeit von 16,11 Stunden (also
die Dauer des Neptuntages) ist heute genau bekannt, seine Dichte beträgt 1,66 g/cm3.
Wie die drei anderen Riesenplaneten besteht
der Neptun aus einem kleinen, felsig-metallischen Kern, der von einem Mantel aus Wasser,
Methan und Ammoniak umgeben ist. Sicher ist
der Mantel grösstenteils fest; ein vermuteter
flüssiger Anteil konnte auf Grund des von
Voyager 2 gemessenen Magnetfelds bestätigt
werden. Die gravitationell stark verdichteten
Gase Wasserstoff, Helium und Methan bilden
die sichtbare «Oberfläche» des Planeten, die in
eine eigentliche Atmosphäre übergeht. Methan
stimmt recht gut mit der Zahl der in Neptunnähe erscheinenden Kometen und der Einfangwahrscheinlichkeit überein. Auf dieser Basis
lässt sich berechnen, dass das geologisch jüngste Terrain auf dem Triton etwa eine halbe Milliarde Jahre alt ist.
Bei den Kleinmonden I989N5 und I989N6
handelt es sich vermutlich um Bruchstücke
eines grösseren Körpers, der zwischen 2 und 0,5
Milliarden Jahre vor heute bei einer Kollision
zertrümmert wurde. Die Monde 1989N2,
I989N3 und 1989N4 sind auf Grund ihrer grösseren Kraterdichte deutlich älter als I989N5
und I989N6. Es ist wahrscheinlich, dass sie
schon während der Zeit des intensiven meteoritischen Bombardements vor mehr als 4 Milliarden Jahren entstanden, und zwar durch Zer-
absorbiert Sonnenlicht im roten und infraroten
Bereich; dies erklärt die blass-bläuliche, am
Rand grünliche Farbtönung des Neptuns.
Munde und Ringe
Mit einem Durchmesser von
2705 km ist der
grosse Neptunmond Triton vergleichbar mit
dem Erdmond (3480 km Durchmesser). Er
wurde noch im Entdeckungsjahr des neuen Planeten (1846) erstmals beobachtet. Er ist
359 000 km von seinem Zentralgestirn entfernt,
was etwa der Distanz Erde-Mond (384 000 km)
entspricht. Erst 1949 entdeckte der amerikanische Astronom Gerard Kuiper bei der systematischen Suche nach unbekannten Kleinkörpern
im Sonnensystem einen zweiten Neptunmond,
nämlich die 5,5 Mio. km entfernte Nereide: ihr
Durchmesser beträgt 340 km, das Lichtreflexionsvermögen verändert sich zyklisch um
einen Faktor vier.
Die beiden «klassischen» Neptunmonde haben äusserst eigentümliche Umlaufbahnen. So
befindet sich der Triton auf einer um 160 Grad
zum Äquator geneigten, rückläufigen Bahn, die
möglicherweise instabil ist. Nach umstrittenen
Berechnungen konnte nämlich der Triton in 10
bis 100 Mio. Jahren so nahe an den Neptun
herankommen, dass er von dessen Schwerkraft
zerrissen wird. Die Bahn der e
N e r e i d ist ebenfalls geneigt (28 Grad) und stark exzentrisch;
die kleinste und die grösste Entfernung vom
Neptun betragen etwa 1,4 beziehungsweise 9,7
Mio. km.
Bei der Okkultation von Sternen durch den
Planeten wurden Anfang der achtziger Jahre
die Neptunringe entdeckt; es blieb lange unsicher, ob es sich um drei oder vier Ringe handelte. Schwierige himmelsmechanische Probleme stellte die Beobachtung, dass diese Ringe
anscheinend nicht vollständig sind, sondern aus
Bögen bestehen. Nun sind aber Bögen gravitationell inhärent instabil; erst Voyager 2 brachte
die beruhigende Erkenntnis, dass es sich um
komplette Ringe handelt, von denen aber der
äusserste drei Verdickungen aufweist.
trümmerung eines Mondes der Grösse von
1989N1 (400 km).
Nach Abschluss der Neptunmission ist für
den weiteren Flug von Voyager 2 (wie auch der
Schwestersonde Voyager 1) kein Ende abzusehen; die Sonde wird während vieler Millionen Jahre in der Richtung des Sternbildes
Andromeda weiterfliegen. Ihrer Rolle als kommunikationsfähiges System von Messgeräten
sind jedoch viel, engere Grenzen gesetzt. Dank
ihrer äusserst dauerhaften nuklearen Stromversorgung könnte uns die Sonde immerhin noch
ein weiteres Vierteljahrhundert lang Informationen über die geladenen Teilchen, das
Magnetfeld sowie die Teilchenwinde im interstellaren Raum übermitteln. Bon Voyage(r).
Literatur: Science 246.
1417 (1989).
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