Arzneimittelfindung - Freie Heilpraktiker e.V.

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Anthroposophische Heilkunde
ANTHROPOSOPHIE VERSUS HOMÖOPATHIE
TEIL 1
Methodik der
Arzneimittelfindung
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wir.
Anthroposophische Heilkunde
Ist die Anamnese erhoben und abgeschlossen, geht es darum, die Auswahl des
Arzneimittels zu treffen. Jeder Therapeut hat dabei seine bewährte Vorgehensweise. Hat er sich ein Bild gemacht von dem Patienten, dessen Biographie,
dessen Umfeld, dessen Beschwerden, so folgt er (s)einer Vision, um zu dem
„passenden“ Arzneimittel zu kommen. Je nach weltanschaulicher, wissenschaftlicher und therapeutischer Ausrichtung werden ganz verschiedene Wege
beschritten. Der Phytotherapeut wird bestimmte pflanzliche Wirkstoffspektren
ins Auge fassen, der Allopath orientiert sich an erprobten Stoffen, welche durch
Studien validiert sind, der Homöopath lässt sich von den Arzneimittelbildern
und den Ergebnissen seiner Repertorisation leiten.
Um sich mit Materie, mit dem Wesen der
Stofflichkeit auseinanderzusetzen, das Wesenhafte der Materie zu klären, um eine
Aussage über die zu untersuchende Substanz machen zu können, gibt es der Möglichkeiten mehrere. Uns allen bekannt und
geläufig sind:
1) Physikalisch-chemische Bestimmung
und Untersuchung nach Zusammensetzung und Eigenschaften (nach Wirkstoffen, auch ihrer Toxizität)
2) Homöopathischer Arzneimittelversuch
(homöopathisches Arzneimittelbild),
Wirkung beim Menschen
Erde und Mensch (Betrachtung nach
den Wesensgliedern, nach Elementen
der Dreigliedrigkeit und nach der Signatur im Steiner´schen Sinne)
4) Mentale Betrachtung mittels Pendel,
Wünschelrute, Kinesiologie etc – oft erfolgt eine Antwort „aus dem Bauch“.
In dieser Abhandlung wird versucht, die
Vorgehensweise der Varianten 2) und 3)
einander gegenüberzustellen.
Während der Homöopath sich lediglich
an den katalogisierten Symptomen orientiert, die die Heilsubstanz im Arzneimittelversuch am gesunden Probanden ermittelt,
hat der sich an den anthroposophischen
© Eigenes Archivbild (FH e. V.)
© iluzia – Fotolia.com
wir.
3) Philosophische Betrachtung der Subs„Wer heilt hat Recht!“ oder
tanz in ihrer Beziehung zu Kosmos,
„Viele Wege führen nach Rom!“
© Archiv Institut Archäus
In der alltäglichen Praxis zeigt sich, dass
völlig unterschiedliche Vorgehensweisen
dem Patienten Erleichterung bringen und
somit der angewandten Therapierichtung
Recht geben.
Rudolf Steiner (1861 – 1925)
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Samuel Hahnemann (1755 – 1843)
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© WELEDA
Anthroposophische Heilkunde
Aurum und Bergkristall (Quarz – Silicea)
Kriterien Orientierende eine unendliche
Vielfalt und ebenso viele Möglichkeiten,
die Heilkräfte der Natur zu nutzen. Dies
beschreibt die unterschiedliche Vorgehensweise von Homöopathie und Anthroposophie, ohne die Homöopathie abwerten zu
wollen. Sie hat viele, viele Verdienste im
Dienste der Gesundheit vorzuweisen.
Der Homöopath schaut in seine „Materia medica“ und in sein „Repertorium“
oder in seinen Homöopathie-Computer
und sucht das Simile – einwertig, zweiwertig oder dreiwertig.
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Der Anthroposoph schaut in Natur und
Kosmos, sucht Entsprechungen bzw. Einseitigkeiten und kann so in virtuoser Weise
das geeignete Heilmittel finden.
So kann ein und dieselbe Substanz eingesetzt werden, nach unterschiedlichen
Kriterien, unter unterschiedlichen Vorzeichen. Es ist möglich, Aurum D 12 nach
homöopathischen Regeln einzusetzen; da
wird man mehr das Arzneimittelbild mit
all seinen katalogisierten Symptomen im
Auge haben – oder nach einer anthroposophischen Betrachtungsweise, nach der man
die Kreislaufdysregulation, die Plethora,
die depressive Grundstimmung gezielt
therapeutisch angehen wird.
Homöopathie ist lehrbar, die anthroposophische Heilkunst erfordert viel Kenntnis von Kosmos und Natur, sowie ein hohes Maß an Phantasie und Kreativität.
Beide Therapierichtungen, die homöopathische wie auch die anthroposophische,
setzen potenzierte Substanzen, beispielsweise Silicea oder Chamomilla, ein. Für
den flüchtigen Betrachter ist und bleibt
eine Silicea D 12 eine Silicea D 12, gleichgültig nach welcher Ratio und nach welcher Schule verordnet.
Der klassische Homöopath wird aber
ein und dasselbe Mittel ganz anders einsetzen als etwa ein anthroposophischer Therapeut. Ersterer lässt sich nach gründlichem
Repertorisieren von dem sogenannten
Arzneimittelbild leiten, der Letztere bezieht goetheanistische Signaturen, die
Steiner‘schen Wesensglieder und dessen
Dreigliederung mit ein.
In beiden Fällen liegt der Herstellung
und der Potenzierung das Homöopathische Arzneibuch (HAB) zugrunde – auch
die Potenzen anthroposophischer Hersteller (Wala und Weleda) werden nach
dem HAB hergestellt.
Das unterschiedliche Vorgehen soll an
den Beispielen von Silicea, Plumbum metallicum, Ferrum metallicum, Chamomilla
und Arnica montana gezeigt werden.
Die bei den Vergleichen verwendeten homöopathischen Arzneimittelbilder sind – in
gekürzter Form – der „Homöopathischen
Arzneimittellehre“ (1) von Albert von Fellenberg-Ziegler entnommen. Der Verfasser ist
sich wohl bewusst, dass diese Symptomatik
unvollständig ist und dass es viele Kollegen
gibt, die sich auf andere Autoren berufen
werden. Ganz bewusst werden die Symptome
nur karikiert dargestellt, um das Wesentliche
zu der anthroposophischen Vorgehensweise
hin aufzeigen zu können.
Mehr über dieses Vorgehen nach anthroposophischer Weise ist in dem Buch „Anthroposophische Naturheilpraxis“ (2) aufgezeigt.
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wir.
Anthroposophische Heilkunde
Anthroposophische Therapierichtung
versus Homöopathie am Beispiel von:
Silicea (Kieselsäure) oder Quarz
Bei einer anthroposophischen Betrachtung
des Kiesels, bei der Stoffliches in den Hintergrund tritt, Geistiges in den Vordergrund rückt, sprechen wir von einem „Kiesel-Prozess“.
Kiesel ist hydrophil, ist eine Säure. Die
Verbindung von Kiesel mit Wasser bildet
eine Unmenge an Kieselsäuren. Wie der
Kohlenstoff durch seine Fähigkeit des SichSelbst-Bindens eine starke Gestaltungskraft in der organischen Natur in sich
birgt, so ermöglicht der Kiesel durch seine
Wasseraffinität eine ungeheure Mannigfaltigkeit in der anorganischen Welt.
Diese Wasseraffinität ist so stark, dass
feste Kieselteilchen mit Wasser so innige
Mischungen eingehen können, als wären
sie scheinbare Lösungen des Kiesels in
Wasser. Beispiele dafür sind Wasserglas
(Natriumsilikat, Kaliumsilikat) bzw. Kieselgur (Terra silicea).
Kiesel liegt häufig im kolloidalen Zustand vor, zeigt eine Neigung zur Kieselgallerte, erzeugt Oberflächenspannung, hat
die Tendenz zur Hautbildung, Beispiel
Amethystendruse. Kiesel spielt eine große
Rolle bei der Hautbildung, Beispiel Epidermis. Die Nabelschnur des Fötus ist ein
Kieselorgan (kieselreichstes Gewebe des
menschlichen Organismus) – Übermittlung von Form- und Bildekräften zum
wachsenden, ungeborenen Kind. Kiesel
vermittelt Formkräfte, beispielsweise bei
Organgrenzen, deren Epithelien. Diese bestimmen innerlich wie äußerlich die Form
des Menschen. Der Quarz zeigt eine starke
Wesensverwandtschaft zum Licht – nicht
nur in der Natur, auch in der Technik
(Quarzlampen). Kieselsäure-Kristalle sind
Empfangsorgane für Ätherisches. Kiesel
lässt Ätherisches in Materie einfließen, gestaltet diese (Formkräfte).
Von dem Geistesforscher Rudolf Steiner
wissen wir, dass zu früheren planetarischen
Zuständen Kiesel aus dem Sternbild des
wir.
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Der Anthroposoph schaut in Natur und
Kosmos, sucht Entsprechungen bzw. Einseitigkeiten und kann so in virtuoser Weise
das geeignete Heilmittel finden.
Werner Schmötzer
Widders in Form ganzer „Wolken“ hereingeregnet wurde. Da kam Leben in pflanzlicher und tierischer Form auf die Erde,
durchdrungen von den gestaltbildenden
Kräften des Kiesels.
Warum kommt der Kiesel aus dem
Sternbild des Widder?
Warum bringt der Kiesel Ätherisches,
Form- und Bildekräfte auf unsere Erde?
Warum hat der Kiesel, der Quarz, zu
tun mit Information (Computer-Chip),
mit Zeiterfassung (Quarz-Uhr), mit Sinnesorganen (Auge, Ohr ...)?
Warum sind die Nabelschnur eines Föten und das Amnion die kieselreichsten
Organe des Menschen?
Wenn wir Antworten auf solche Fragen
finden, dann wird es möglich sein, dass der
Therapeut ein klareres Bild hat, warum
und wo er welche Substanz einsetzt.
Quarz hat eine Beziehung zu SinnesNerven-Prozessen und -Organen (Auge,
Ohr). In der anthroposophischen Augenheilkunde wird Quarz in allen möglichen
Varianten eingesetzt. Bei Ohrschmerzen
der Kinder sind die berühmten Quarz 1 %
Öl als Ohrentropfen nicht wegzudenken.
Der Kiesel, der Quarz empfängt auch in
der Technik, verarbeitet Informationen,
Beispiel Chip im Computer, Detektor-Radio, Quarz-Uhr etc.
Die Kieselsäure wirkt im Organismus
bis in Partien hinein, wo Lebendiges zu
Leblosem wird.
Die Gestaltungskräfte wirken durch das
Blut:
nach außen
Beispiel: Haare
nach innen
Beispiel: Knochen
als Ausscheidungsprodukte
Beispiel: Harn
Kieselsäure ist die physische Grundlage der
Ich-Organisation. Das Ich wirkt gestaltend
durch die Kieselsäure.
Der Kieselsäureprozess wirkt da, wo die
Gestaltung an die unbewusste Welt grenzt:
nach außen, beispielsweise in den
Haaren
=
Anschluss an unbewusste Außenwelt
dazwischen Grundlage des Bewusstseins
nach innen, beispielsweise in den
Knochen
=
Anschluss an unbewusste Innenwelt
Kieselsäure setzt im Inneren Wachstumsund Ernährungsvorgängen eine Grenze.
Kieselsäure setzt im Äußeren den Naturwirkungen von außen eine Grenze.
Im jugendlichen Organismus ist Kieselsäure hauptsächlich an den Stellen, wo am
meisten gestaltet wird (Diaphyse).
Kieselsäure strebt nach beiden Grenzgebieten (innen wie außen) und schafft dazwischen Raum für Sinnesorgane. Jedes
Organ, auch Leber, Milz und Niere nimmt
sich gegenseitig wahr (Sinnestätigkeit).
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Anthroposophische Heilkunde
Homöopathie ist lehrbar, die anthroposophische Heilkunst erfordert viel Kenntnis
von Kosmos und Natur, sowie ein hohes
Maß an Phantasie und Kreativität.
Werner Schmötzer
Diese gegenseitige Organwahrnehmung
beruht auf einer richtigen Verteilung der
Kieselsäure.
KieselsäureOrganismus
gegenseitiges Wahrnehmen
der Organe
richtiger Abschluss nach
außen (Naturwirkungen)
auch Seelen- und Geist-Entfaltung
Kieselsäure-Überschüsse werden hauptsächlich durch die Astral-Organisation
durch den Harn ausgeschieden.
Nicht ausgeschiedene, überschüssige
Kieselsäure wird als Fremdstoff abgelagert
und stört wegen ihrer Neigung zur Gestaltung die Ich-Organisation.
Zu viel
Kieselsäure:
Magen-, Darmverstimmungen
Störungen des seelischen
Gleichgewichts
Schwindelgefühle
Somnolenz
Unlenkbarkeit von Sehen und
Gehör
Unlenkbarkeit des Bewegungssystems (Gelenkschmerzen)
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Heilmittel bei Mangel an
Kieselsäure:
Wenn Organe wie Leber, Milz oder Niere
in ihrer Wahrnehmung anderen Organen
gegenüber unempfindlich sind, dann wird
Kieselsäure gegeben, sodass es nur um das
gestörte Organ herum wirkt (Kombination
mit anderen Mitteln).
Heilmittel bei lokalem Kieselsäureüberschuss:
Wenn die Zwischenbeziehung von Organen herabgesetzt, d. h. unempfindlich ist,
muss man versuchen, lokal Kieselsäure auszuscheiden oder eine bessere Verteilung
anzustreben, beispielsweise mit einer
Schwefelkur.
Das homöopathische Arzneimittelbild von Silicea (1):
Wirkt auf das Bindegewebe, die Knochen,
die Drüsen und die Haut. Entspricht der
skrofulösen, rachitischen und tuberkulinischen Konstitution. Wird eingesetzt bei
Lähmungen, Schwäche der Nerven. Starke
Nachtschweiße, viel Gähnen, Tagesschläfrigkeit, ängstigende Träume.
Hauptmittel (neben Calc.carb und Acidum fluoratum) bei Knochenleiden aller
Art, wie Knochenfraß, Knochenbrand,
Knochenentzündung, Auftreibung und
Krümmung der Knochen (Rachitis) besonders wenn fistulöse Öffnungen vorhanden
sind.
Skofulöse Beschwerden. Geschwüre
aller Art, eiternde, faulige, fressende,
schwammige, fistulöse Panaritien – Fisteln
aller Art. Drüsengeschwülste. Silicea ist
von allen homöopathischen Mitteln dasjenige, das zur Erweichung, Zeitigung und
Heilung aller Art Geschwüre, Abszesse und
Fisteln am wirksamsten sein soll.
Schwindsucht mit Eiterauswurf. Erstickender Husten mit Kitzel. Kopfschmerzen und Migräne kongestiver Art – vermehrt durch Bewegung, Geräusch, Licht,
Geistestätigkeit, Sprechen etc. Entzündung
und Geschwulst der Augen. Tränenfisteln.
Zusammenfliesen der Buchstaben beim lesen. Stockschnupfen, Nasenkatarrh mit
Geschwüren, Nasenbluten. Gefühl wie von
einem Haar auf der Zunge. Hartleibigkeit.
Stinkender (Fuß-)Schweiß. Zurückgetretener Fußschweiß, Kälte der Füße.
Verschlimmerung: Nachts und abends,
durch Bewegung, in der freien Luft, durch
Kälte, durch äußeren Druck, bei jeder
Wetteränderung, bei Neumond.
Besserung: Durch Wärme und Warmeinhüllen
Literaturhinweise:
1) von Fellenberg-Ziegler, Albert: Homöopathische Arzneimittellehre. 20. Aufl. Heidelberg: Karl
')BVH7FSMBH
2) Schmötzer, Werner: Anthroposophische Naturheilpraxis. 1. Aufl. Bonn: Verlag Volksheilkunde,
2008
3) Pelikan, Wilhelm: Heilpflanzenkunde – Band
I. 7. Aufl. Dornach: Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, 2005
4) Schramm, Henning: Heilmittelfibel zur Anthroposophischen Medizin. 1. Aufl. CH-SchaffIBVTFO/PWBMJT7FSMBH
AUTOR
Werner Schmötzer
Heilpraktiker
Leiter des Archäus-Institut für Naturheilkunde
Mitglied der Arzneimittelkommission
des DDH nach § 63 AMG
Mitglied der Kommission C nach § 25
AMG
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wir.
Rezensionen
Rajan Sankaran, Homöopathie für eine neue
Welt, Entdecke dein anderes Lied,
Narayana Verlag, 356 Seiten, Hardcover,
ISBN 9-783941-706934
Rajan Sankaran
Homöopathie für eine
neue Welt
Entdecke dein anderes Lied
Den Grundstein für das therapeutische
System der Homöopathie bildet die Beschreibung des Symptoms. Die Homöopathie nach Hahnemann unterscheidet zwischen drei Kategorien von Symptomen:
psychische, allgemeine und körperliche
Symptome. Entsprechend dieser Regeln
wird seit Hahnemann die Homöopathie
erfolgreich eingesetzt. In den letzten Jahren
jedoch fand auf dem Gebiet der Homöopathie eine Veränderung statt. Therapeuten, die sich hauptsächlich mit der Psychoanalyse beschäftigten, begannen sich mit
der Homöopathie auseinanderzusetzen.
Auf diese Weise konnte ein großes Maß an
neuen Informationen zum Wesen der Heilmittel gewonnen werden.
Verschiedene Teams aus aller Welt begannen, die Homöopathie unter anderen
Gesichtspunkten zu untersuchen. Eines
der bekanntesten ist das Team von Rajan
Sankaran. Sankaran führte eine Innovation
ein, indem er das psychische Symptom der
Selbsttäuschung (Delusion), das in jedem
Repertorium von Homöopathen zu finden
ist, untersuchte. Er ging davon aus, dass
Selbsttäuschung nicht nur bei Schizophrenen vorliegt, sondern dass jeder eine persönliche Illusion der Realität hat; jeder von
uns nimmt die Realität mit seiner ganz eigenen Sicht der Dinge wahr. Nach diesem
Ansatz sucht der Therapeut die besondere
Weise, mit der jeder Patient die Realität erlebt. Während der Erfragung der Vorgeschichte schreibt der Therapeut nicht nur
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die Symptome des Patienten auf, sondern
untersucht die dahinter stehende charakteristische Weise, auf die er oder sie die Realität wahrnimmt.
Nach der Idee von Rajan Sankeran verfügt jedes Individuum über seine eigenen
Idealwerte, die es über alles im Leben stellt.
So stellt der eine das Geld über alles andere, andere die Familie, Liebe, Beziehungen,
Ruhm, Träume usw. Dies ist „das andere
Lied“, das im Hintergrund schwingt und
eine Krankheit manifestieren kann. Sankaran stellt in seinem Buch eine neue Beziehung zwischen der klassischen Homöopathie und der Psychologie her, die stark
durch die esoterische Beziehung Sankarans
zu seinem Kulturkreis und Glauben geprägt ist. Ungeachtet davon ist das Buch
eine stringente Folge seiner ersten Werke
und zeigt dem erfahrenen Homöopathen
neue Sichtweisen, eine Anamnese zu erstellen und ein Repertorium zu hierarchisieren, oder sogar neue Rubriken in die Überlegung des passenden Simile zu nehmen.
„Man könnte sagen, dass in der Geschichte des menschlichen Denkens die
fruchtbarsten Entwicklungen oft da entstanden, wo sich zwei verschiedene Denkweisen treffen. Diese verschiedenen Denkweisen können ihre Wurzeln in verschiedenen Bereichen der menschlichen Kultur, in
verschiedenen Zeiten, in verschiedenen
Kulturkreisen oder in verschiedenen religiösen Traditionen haben. Wenn sie sich aber
wahrhaftig treffen, also ein mindestens so
starker Bezug zwischen ihnen besteht, dass
eine echte Interaktion stattfinden kann,
dann kann man darauf hoffen, dass neue
und interessante Entwicklungen folgen‘‘.
8FSOFS)FJTFOCFSH
Heike Fischbach, Heilpraktikerin
Bernd Hontschik, Wulf Bertram,
Werner Geigges
Auf der Suche nach
der verlorenen Kunst
des Heilens
Das Buch vereint die Sichtweise und Empfindung des Patienten mit wissenschaftlichen Fakten und Empfindungen des Arztes
bzw. Therapeuten. Die Autoren sind Ärzte
in verschiedenen Fachbereichen. Bernd
Hontschik ist niedergelassener Chirurg in
Frankfurt am Main, Wulf Bertram ist Psychotherapeut in Stuttgart und Werner Gigges ist Facharzt für innere Medizin und
psychosomatische Medizin in Glottertal.
Hontschik, Bertram, Geigges, Auf der Suche
nach der verlorenen Kunst des Heilens,
Schattauer GmbH, 389 Seiten, Euro 29,95,
ISBN 978-3-7945-2893-6
Der erste von vier Teilen befasst sich mit
der Definition der integrierten Medizin.
Die integrierte Medizin beinhaltet die
ganzheitliche Heilkunst für Körper und
Seele. Im zweiten Teil werden die theoretischen Grundlagen von Thure von Uexküll
behandelt, der Facharzt für innere Medizin
mit Schwerpunkt Psychosomatik an der
Universität Ulm war. Es geht darum, dass
das Ganzheitliche auf alle Bereiche der Medizin anwendbar ist, egal ob es die Chirurgie oder die Psychologie ist.
Im dritten Teil werden verschiedene
theoretische Modelle behandelt. In diesem
Teil gibt es viele Berichte über praktische
Erfahrungen mit diesem Modell der integrierten Medizin des Denkens und Handelns. Der vierte Teil befasst sich ausschließlich mit der Praxis. Auch hier gibt es
viele praktische Erfahrungsberichte und
sehr plastische Darstellungen. Es geht
hauptsächlich um die Arzt-Patienten Beziehung und die Symbiose zwischen beiden.
Fazit:
In diesem Buch geht es nicht nur um die
medizinische Behandlung von Erkrankungen und die Behebung von Defekten am
menschlichen Körper. In diesem Buch geht
es um die ganzheitliche Sichtweise und die
Integration des Patienten in die Behandlung und aus der Sicht des Arztes. Durch
die vielen Fallbeispiele und praktischen Erfahrungsberichte ist es gut zu lesen und
dient nicht nur als Nachschlagewerk für
alle, die sich nicht damit abfinden können,
dass in der Universitätsmedizin Körperteile
oder Erkrankungen, jedoch nicht der Patient behandelt wird.
Nina Stickelmann, Heilpraktikerin
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