Anthroposophische Heilkunde ANTHROPOSOPHIE VERSUS HOMÖOPATHIE TEIL 1 Methodik der Arzneimittelfindung 34 3|2013 wir. Anthroposophische Heilkunde Ist die Anamnese erhoben und abgeschlossen, geht es darum, die Auswahl des Arzneimittels zu treffen. Jeder Therapeut hat dabei seine bewährte Vorgehensweise. Hat er sich ein Bild gemacht von dem Patienten, dessen Biographie, dessen Umfeld, dessen Beschwerden, so folgt er (s)einer Vision, um zu dem „passenden“ Arzneimittel zu kommen. Je nach weltanschaulicher, wissenschaftlicher und therapeutischer Ausrichtung werden ganz verschiedene Wege beschritten. Der Phytotherapeut wird bestimmte pflanzliche Wirkstoffspektren ins Auge fassen, der Allopath orientiert sich an erprobten Stoffen, welche durch Studien validiert sind, der Homöopath lässt sich von den Arzneimittelbildern und den Ergebnissen seiner Repertorisation leiten. Um sich mit Materie, mit dem Wesen der Stofflichkeit auseinanderzusetzen, das Wesenhafte der Materie zu klären, um eine Aussage über die zu untersuchende Substanz machen zu können, gibt es der Möglichkeiten mehrere. Uns allen bekannt und geläufig sind: 1) Physikalisch-chemische Bestimmung und Untersuchung nach Zusammensetzung und Eigenschaften (nach Wirkstoffen, auch ihrer Toxizität) 2) Homöopathischer Arzneimittelversuch (homöopathisches Arzneimittelbild), Wirkung beim Menschen Erde und Mensch (Betrachtung nach den Wesensgliedern, nach Elementen der Dreigliedrigkeit und nach der Signatur im Steiner´schen Sinne) 4) Mentale Betrachtung mittels Pendel, Wünschelrute, Kinesiologie etc – oft erfolgt eine Antwort „aus dem Bauch“. In dieser Abhandlung wird versucht, die Vorgehensweise der Varianten 2) und 3) einander gegenüberzustellen. Während der Homöopath sich lediglich an den katalogisierten Symptomen orientiert, die die Heilsubstanz im Arzneimittelversuch am gesunden Probanden ermittelt, hat der sich an den anthroposophischen © Eigenes Archivbild (FH e. V.) © iluzia – Fotolia.com wir. 3) Philosophische Betrachtung der Subs„Wer heilt hat Recht!“ oder tanz in ihrer Beziehung zu Kosmos, „Viele Wege führen nach Rom!“ © Archiv Institut Archäus In der alltäglichen Praxis zeigt sich, dass völlig unterschiedliche Vorgehensweisen dem Patienten Erleichterung bringen und somit der angewandten Therapierichtung Recht geben. Rudolf Steiner (1861 – 1925) 3|2013 Samuel Hahnemann (1755 – 1843) 35 © WELEDA Anthroposophische Heilkunde Aurum und Bergkristall (Quarz – Silicea) Kriterien Orientierende eine unendliche Vielfalt und ebenso viele Möglichkeiten, die Heilkräfte der Natur zu nutzen. Dies beschreibt die unterschiedliche Vorgehensweise von Homöopathie und Anthroposophie, ohne die Homöopathie abwerten zu wollen. Sie hat viele, viele Verdienste im Dienste der Gesundheit vorzuweisen. Der Homöopath schaut in seine „Materia medica“ und in sein „Repertorium“ oder in seinen Homöopathie-Computer und sucht das Simile – einwertig, zweiwertig oder dreiwertig. 36 Der Anthroposoph schaut in Natur und Kosmos, sucht Entsprechungen bzw. Einseitigkeiten und kann so in virtuoser Weise das geeignete Heilmittel finden. So kann ein und dieselbe Substanz eingesetzt werden, nach unterschiedlichen Kriterien, unter unterschiedlichen Vorzeichen. Es ist möglich, Aurum D 12 nach homöopathischen Regeln einzusetzen; da wird man mehr das Arzneimittelbild mit all seinen katalogisierten Symptomen im Auge haben – oder nach einer anthroposophischen Betrachtungsweise, nach der man die Kreislaufdysregulation, die Plethora, die depressive Grundstimmung gezielt therapeutisch angehen wird. Homöopathie ist lehrbar, die anthroposophische Heilkunst erfordert viel Kenntnis von Kosmos und Natur, sowie ein hohes Maß an Phantasie und Kreativität. Beide Therapierichtungen, die homöopathische wie auch die anthroposophische, setzen potenzierte Substanzen, beispielsweise Silicea oder Chamomilla, ein. Für den flüchtigen Betrachter ist und bleibt eine Silicea D 12 eine Silicea D 12, gleichgültig nach welcher Ratio und nach welcher Schule verordnet. Der klassische Homöopath wird aber ein und dasselbe Mittel ganz anders einsetzen als etwa ein anthroposophischer Therapeut. Ersterer lässt sich nach gründlichem Repertorisieren von dem sogenannten Arzneimittelbild leiten, der Letztere bezieht goetheanistische Signaturen, die Steiner‘schen Wesensglieder und dessen Dreigliederung mit ein. In beiden Fällen liegt der Herstellung und der Potenzierung das Homöopathische Arzneibuch (HAB) zugrunde – auch die Potenzen anthroposophischer Hersteller (Wala und Weleda) werden nach dem HAB hergestellt. Das unterschiedliche Vorgehen soll an den Beispielen von Silicea, Plumbum metallicum, Ferrum metallicum, Chamomilla und Arnica montana gezeigt werden. Die bei den Vergleichen verwendeten homöopathischen Arzneimittelbilder sind – in gekürzter Form – der „Homöopathischen Arzneimittellehre“ (1) von Albert von Fellenberg-Ziegler entnommen. Der Verfasser ist sich wohl bewusst, dass diese Symptomatik unvollständig ist und dass es viele Kollegen gibt, die sich auf andere Autoren berufen werden. Ganz bewusst werden die Symptome nur karikiert dargestellt, um das Wesentliche zu der anthroposophischen Vorgehensweise hin aufzeigen zu können. Mehr über dieses Vorgehen nach anthroposophischer Weise ist in dem Buch „Anthroposophische Naturheilpraxis“ (2) aufgezeigt. 3|2013 wir. Anthroposophische Heilkunde Anthroposophische Therapierichtung versus Homöopathie am Beispiel von: Silicea (Kieselsäure) oder Quarz Bei einer anthroposophischen Betrachtung des Kiesels, bei der Stoffliches in den Hintergrund tritt, Geistiges in den Vordergrund rückt, sprechen wir von einem „Kiesel-Prozess“. Kiesel ist hydrophil, ist eine Säure. Die Verbindung von Kiesel mit Wasser bildet eine Unmenge an Kieselsäuren. Wie der Kohlenstoff durch seine Fähigkeit des SichSelbst-Bindens eine starke Gestaltungskraft in der organischen Natur in sich birgt, so ermöglicht der Kiesel durch seine Wasseraffinität eine ungeheure Mannigfaltigkeit in der anorganischen Welt. Diese Wasseraffinität ist so stark, dass feste Kieselteilchen mit Wasser so innige Mischungen eingehen können, als wären sie scheinbare Lösungen des Kiesels in Wasser. Beispiele dafür sind Wasserglas (Natriumsilikat, Kaliumsilikat) bzw. Kieselgur (Terra silicea). Kiesel liegt häufig im kolloidalen Zustand vor, zeigt eine Neigung zur Kieselgallerte, erzeugt Oberflächenspannung, hat die Tendenz zur Hautbildung, Beispiel Amethystendruse. Kiesel spielt eine große Rolle bei der Hautbildung, Beispiel Epidermis. Die Nabelschnur des Fötus ist ein Kieselorgan (kieselreichstes Gewebe des menschlichen Organismus) – Übermittlung von Form- und Bildekräften zum wachsenden, ungeborenen Kind. Kiesel vermittelt Formkräfte, beispielsweise bei Organgrenzen, deren Epithelien. Diese bestimmen innerlich wie äußerlich die Form des Menschen. Der Quarz zeigt eine starke Wesensverwandtschaft zum Licht – nicht nur in der Natur, auch in der Technik (Quarzlampen). Kieselsäure-Kristalle sind Empfangsorgane für Ätherisches. Kiesel lässt Ätherisches in Materie einfließen, gestaltet diese (Formkräfte). Von dem Geistesforscher Rudolf Steiner wissen wir, dass zu früheren planetarischen Zuständen Kiesel aus dem Sternbild des wir. 3|2013 Der Anthroposoph schaut in Natur und Kosmos, sucht Entsprechungen bzw. Einseitigkeiten und kann so in virtuoser Weise das geeignete Heilmittel finden. Werner Schmötzer Widders in Form ganzer „Wolken“ hereingeregnet wurde. Da kam Leben in pflanzlicher und tierischer Form auf die Erde, durchdrungen von den gestaltbildenden Kräften des Kiesels. Warum kommt der Kiesel aus dem Sternbild des Widder? Warum bringt der Kiesel Ätherisches, Form- und Bildekräfte auf unsere Erde? Warum hat der Kiesel, der Quarz, zu tun mit Information (Computer-Chip), mit Zeiterfassung (Quarz-Uhr), mit Sinnesorganen (Auge, Ohr ...)? Warum sind die Nabelschnur eines Föten und das Amnion die kieselreichsten Organe des Menschen? Wenn wir Antworten auf solche Fragen finden, dann wird es möglich sein, dass der Therapeut ein klareres Bild hat, warum und wo er welche Substanz einsetzt. Quarz hat eine Beziehung zu SinnesNerven-Prozessen und -Organen (Auge, Ohr). In der anthroposophischen Augenheilkunde wird Quarz in allen möglichen Varianten eingesetzt. Bei Ohrschmerzen der Kinder sind die berühmten Quarz 1 % Öl als Ohrentropfen nicht wegzudenken. Der Kiesel, der Quarz empfängt auch in der Technik, verarbeitet Informationen, Beispiel Chip im Computer, Detektor-Radio, Quarz-Uhr etc. Die Kieselsäure wirkt im Organismus bis in Partien hinein, wo Lebendiges zu Leblosem wird. Die Gestaltungskräfte wirken durch das Blut: nach außen Beispiel: Haare nach innen Beispiel: Knochen als Ausscheidungsprodukte Beispiel: Harn Kieselsäure ist die physische Grundlage der Ich-Organisation. Das Ich wirkt gestaltend durch die Kieselsäure. Der Kieselsäureprozess wirkt da, wo die Gestaltung an die unbewusste Welt grenzt: nach außen, beispielsweise in den Haaren = Anschluss an unbewusste Außenwelt dazwischen Grundlage des Bewusstseins nach innen, beispielsweise in den Knochen = Anschluss an unbewusste Innenwelt Kieselsäure setzt im Inneren Wachstumsund Ernährungsvorgängen eine Grenze. Kieselsäure setzt im Äußeren den Naturwirkungen von außen eine Grenze. Im jugendlichen Organismus ist Kieselsäure hauptsächlich an den Stellen, wo am meisten gestaltet wird (Diaphyse). Kieselsäure strebt nach beiden Grenzgebieten (innen wie außen) und schafft dazwischen Raum für Sinnesorgane. Jedes Organ, auch Leber, Milz und Niere nimmt sich gegenseitig wahr (Sinnestätigkeit). 37 Anthroposophische Heilkunde Homöopathie ist lehrbar, die anthroposophische Heilkunst erfordert viel Kenntnis von Kosmos und Natur, sowie ein hohes Maß an Phantasie und Kreativität. Werner Schmötzer Diese gegenseitige Organwahrnehmung beruht auf einer richtigen Verteilung der Kieselsäure. KieselsäureOrganismus gegenseitiges Wahrnehmen der Organe richtiger Abschluss nach außen (Naturwirkungen) auch Seelen- und Geist-Entfaltung Kieselsäure-Überschüsse werden hauptsächlich durch die Astral-Organisation durch den Harn ausgeschieden. Nicht ausgeschiedene, überschüssige Kieselsäure wird als Fremdstoff abgelagert und stört wegen ihrer Neigung zur Gestaltung die Ich-Organisation. Zu viel Kieselsäure: Magen-, Darmverstimmungen Störungen des seelischen Gleichgewichts Schwindelgefühle Somnolenz Unlenkbarkeit von Sehen und Gehör Unlenkbarkeit des Bewegungssystems (Gelenkschmerzen) 38 Heilmittel bei Mangel an Kieselsäure: Wenn Organe wie Leber, Milz oder Niere in ihrer Wahrnehmung anderen Organen gegenüber unempfindlich sind, dann wird Kieselsäure gegeben, sodass es nur um das gestörte Organ herum wirkt (Kombination mit anderen Mitteln). Heilmittel bei lokalem Kieselsäureüberschuss: Wenn die Zwischenbeziehung von Organen herabgesetzt, d. h. unempfindlich ist, muss man versuchen, lokal Kieselsäure auszuscheiden oder eine bessere Verteilung anzustreben, beispielsweise mit einer Schwefelkur. Das homöopathische Arzneimittelbild von Silicea (1): Wirkt auf das Bindegewebe, die Knochen, die Drüsen und die Haut. Entspricht der skrofulösen, rachitischen und tuberkulinischen Konstitution. Wird eingesetzt bei Lähmungen, Schwäche der Nerven. Starke Nachtschweiße, viel Gähnen, Tagesschläfrigkeit, ängstigende Träume. Hauptmittel (neben Calc.carb und Acidum fluoratum) bei Knochenleiden aller Art, wie Knochenfraß, Knochenbrand, Knochenentzündung, Auftreibung und Krümmung der Knochen (Rachitis) besonders wenn fistulöse Öffnungen vorhanden sind. Skofulöse Beschwerden. Geschwüre aller Art, eiternde, faulige, fressende, schwammige, fistulöse Panaritien – Fisteln aller Art. Drüsengeschwülste. Silicea ist von allen homöopathischen Mitteln dasjenige, das zur Erweichung, Zeitigung und Heilung aller Art Geschwüre, Abszesse und Fisteln am wirksamsten sein soll. Schwindsucht mit Eiterauswurf. Erstickender Husten mit Kitzel. Kopfschmerzen und Migräne kongestiver Art – vermehrt durch Bewegung, Geräusch, Licht, Geistestätigkeit, Sprechen etc. Entzündung und Geschwulst der Augen. Tränenfisteln. Zusammenfliesen der Buchstaben beim lesen. Stockschnupfen, Nasenkatarrh mit Geschwüren, Nasenbluten. Gefühl wie von einem Haar auf der Zunge. Hartleibigkeit. Stinkender (Fuß-)Schweiß. Zurückgetretener Fußschweiß, Kälte der Füße. Verschlimmerung: Nachts und abends, durch Bewegung, in der freien Luft, durch Kälte, durch äußeren Druck, bei jeder Wetteränderung, bei Neumond. Besserung: Durch Wärme und Warmeinhüllen Literaturhinweise: 1) von Fellenberg-Ziegler, Albert: Homöopathische Arzneimittellehre. 20. Aufl. Heidelberg: Karl ')BVH7FSMBH 2) Schmötzer, Werner: Anthroposophische Naturheilpraxis. 1. Aufl. Bonn: Verlag Volksheilkunde, 2008 3) Pelikan, Wilhelm: Heilpflanzenkunde – Band I. 7. Aufl. Dornach: Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, 2005 4) Schramm, Henning: Heilmittelfibel zur Anthroposophischen Medizin. 1. Aufl. CH-SchaffIBVTFO/PWBMJT7FSMBH AUTOR Werner Schmötzer Heilpraktiker Leiter des Archäus-Institut für Naturheilkunde Mitglied der Arzneimittelkommission des DDH nach § 63 AMG Mitglied der Kommission C nach § 25 AMG 3|2013 wir. Rezensionen Rajan Sankaran, Homöopathie für eine neue Welt, Entdecke dein anderes Lied, Narayana Verlag, 356 Seiten, Hardcover, ISBN 9-783941-706934 Rajan Sankaran Homöopathie für eine neue Welt Entdecke dein anderes Lied Den Grundstein für das therapeutische System der Homöopathie bildet die Beschreibung des Symptoms. Die Homöopathie nach Hahnemann unterscheidet zwischen drei Kategorien von Symptomen: psychische, allgemeine und körperliche Symptome. Entsprechend dieser Regeln wird seit Hahnemann die Homöopathie erfolgreich eingesetzt. In den letzten Jahren jedoch fand auf dem Gebiet der Homöopathie eine Veränderung statt. Therapeuten, die sich hauptsächlich mit der Psychoanalyse beschäftigten, begannen sich mit der Homöopathie auseinanderzusetzen. Auf diese Weise konnte ein großes Maß an neuen Informationen zum Wesen der Heilmittel gewonnen werden. Verschiedene Teams aus aller Welt begannen, die Homöopathie unter anderen Gesichtspunkten zu untersuchen. Eines der bekanntesten ist das Team von Rajan Sankaran. Sankaran führte eine Innovation ein, indem er das psychische Symptom der Selbsttäuschung (Delusion), das in jedem Repertorium von Homöopathen zu finden ist, untersuchte. Er ging davon aus, dass Selbsttäuschung nicht nur bei Schizophrenen vorliegt, sondern dass jeder eine persönliche Illusion der Realität hat; jeder von uns nimmt die Realität mit seiner ganz eigenen Sicht der Dinge wahr. Nach diesem Ansatz sucht der Therapeut die besondere Weise, mit der jeder Patient die Realität erlebt. Während der Erfragung der Vorgeschichte schreibt der Therapeut nicht nur wir. 3|2013 die Symptome des Patienten auf, sondern untersucht die dahinter stehende charakteristische Weise, auf die er oder sie die Realität wahrnimmt. Nach der Idee von Rajan Sankeran verfügt jedes Individuum über seine eigenen Idealwerte, die es über alles im Leben stellt. So stellt der eine das Geld über alles andere, andere die Familie, Liebe, Beziehungen, Ruhm, Träume usw. Dies ist „das andere Lied“, das im Hintergrund schwingt und eine Krankheit manifestieren kann. Sankaran stellt in seinem Buch eine neue Beziehung zwischen der klassischen Homöopathie und der Psychologie her, die stark durch die esoterische Beziehung Sankarans zu seinem Kulturkreis und Glauben geprägt ist. Ungeachtet davon ist das Buch eine stringente Folge seiner ersten Werke und zeigt dem erfahrenen Homöopathen neue Sichtweisen, eine Anamnese zu erstellen und ein Repertorium zu hierarchisieren, oder sogar neue Rubriken in die Überlegung des passenden Simile zu nehmen. „Man könnte sagen, dass in der Geschichte des menschlichen Denkens die fruchtbarsten Entwicklungen oft da entstanden, wo sich zwei verschiedene Denkweisen treffen. Diese verschiedenen Denkweisen können ihre Wurzeln in verschiedenen Bereichen der menschlichen Kultur, in verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Kulturkreisen oder in verschiedenen religiösen Traditionen haben. Wenn sie sich aber wahrhaftig treffen, also ein mindestens so starker Bezug zwischen ihnen besteht, dass eine echte Interaktion stattfinden kann, dann kann man darauf hoffen, dass neue und interessante Entwicklungen folgen‘‘. 8FSOFS)FJTFOCFSH Heike Fischbach, Heilpraktikerin Bernd Hontschik, Wulf Bertram, Werner Geigges Auf der Suche nach der verlorenen Kunst des Heilens Das Buch vereint die Sichtweise und Empfindung des Patienten mit wissenschaftlichen Fakten und Empfindungen des Arztes bzw. Therapeuten. Die Autoren sind Ärzte in verschiedenen Fachbereichen. Bernd Hontschik ist niedergelassener Chirurg in Frankfurt am Main, Wulf Bertram ist Psychotherapeut in Stuttgart und Werner Gigges ist Facharzt für innere Medizin und psychosomatische Medizin in Glottertal. Hontschik, Bertram, Geigges, Auf der Suche nach der verlorenen Kunst des Heilens, Schattauer GmbH, 389 Seiten, Euro 29,95, ISBN 978-3-7945-2893-6 Der erste von vier Teilen befasst sich mit der Definition der integrierten Medizin. Die integrierte Medizin beinhaltet die ganzheitliche Heilkunst für Körper und Seele. Im zweiten Teil werden die theoretischen Grundlagen von Thure von Uexküll behandelt, der Facharzt für innere Medizin mit Schwerpunkt Psychosomatik an der Universität Ulm war. Es geht darum, dass das Ganzheitliche auf alle Bereiche der Medizin anwendbar ist, egal ob es die Chirurgie oder die Psychologie ist. Im dritten Teil werden verschiedene theoretische Modelle behandelt. In diesem Teil gibt es viele Berichte über praktische Erfahrungen mit diesem Modell der integrierten Medizin des Denkens und Handelns. Der vierte Teil befasst sich ausschließlich mit der Praxis. Auch hier gibt es viele praktische Erfahrungsberichte und sehr plastische Darstellungen. Es geht hauptsächlich um die Arzt-Patienten Beziehung und die Symbiose zwischen beiden. Fazit: In diesem Buch geht es nicht nur um die medizinische Behandlung von Erkrankungen und die Behebung von Defekten am menschlichen Körper. In diesem Buch geht es um die ganzheitliche Sichtweise und die Integration des Patienten in die Behandlung und aus der Sicht des Arztes. Durch die vielen Fallbeispiele und praktischen Erfahrungsberichte ist es gut zu lesen und dient nicht nur als Nachschlagewerk für alle, die sich nicht damit abfinden können, dass in der Universitätsmedizin Körperteile oder Erkrankungen, jedoch nicht der Patient behandelt wird. Nina Stickelmann, Heilpraktikerin 39