Tiere unserer Gewässer Steinfliegen oder Plecoptera Die Steinfliegen gehören zu den sensibelsten und am stärksten gefährdeten Wasserinsekten im Saarland. Sie sind besonders wichtige Indikatoren für sehr sauberes, sauerstoffreiches Wasser einerseits und eine intakte Gewässerstruktur andererseits. Bei der ökologischen Bewertung nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie werden sie als Teil des Makrozoobenthos berücksichtigt, ebenso bei der Bestimmung der saprobiellen Gewässergüte. Aus Deutschland sind derzeit 121 Arten bekannt, davon sind die meisten montan bis alpin verbreitet und fehlen naturgemäß im Saarland, wo aktuell maximal mit etwa 35-45 Arten gerechnet werden kann. Isoperla oxylepis - Imago Ernährung: Die Steinfliegenlarven besiedeln fast ausschließlich Fließgewässer, wo sie je nach Art Laub, Algen oder Detritus zu sich nehmen oder wie die abgebildete Perla marginata auch räuberisch leben und sich von kleineren Insektenlarven, Würmern oder Bachflohkrebsen ernähren. Die Größenspanne der erwachsenen Tiere reicht von etwa 0,5 cm innerhalb der Familie Capniidae und Leuctridae bis zu 3,5 cm bei den Perliden. Siphonoperla torrentium - Imago Lebenszyklus: Die kleineren Arten sind fast durchgehend einjährig, die großen Perla-Larven benötigen bis zu 3 Jahren im Wasser bevor ihre Larven an Land gehen und sich bevorzugt an Uferbäumen zur Imago häuten. Ihre letzte Larvenhaut, die Exuvie, kann hier je nach Witterung mehrere Wochen nachgewiesen werden. Isoperla - Exuvie Perla marginata - Larve Imaginalphase: Die Männchen nehmen kaum Nahrung zu sich, die Weibchen benötigen Nahrung wie Pollen oder Flechten zur Eireifung. Nach der Paarung legen die Weibchen die Eier im Fluge über dem Gewässer ab, danach sterben sie und ein neuer Zyklus beginnt. Naturnahe, sauerstoffreiche Gewässer, wie die Prims bei Bardenbach, bieten einer Vielzahl von Steinfliegenarten einen Lebensraum Die Larven der Steinfliegen lassen sich gewöhnlich nur bis zur Gattung bestimmen. Deshalb werden sie im LUA in speziellen gekühlten Aquarien zur Imago gezüchtet. Sehr interessant ist die Biokommunikation zwischen den Geschlechtern. Die Männchen „trommeln“ mit einer speziellen Bauchblase auf kleinen Ästchen oder Steinchen etc. Ist das Weibchen der eigenen Art in der Nähe, so antwortet dieses, ansonsten nicht. Das Männchen erkennt an der Antwort die Richtung und Entfernung zum Weibchen und bewegt sich auf dieses zu. Erreicht es sie, kommt es unmittelbar zur Paarung. Diese artspezifischen Trommelsignale lassen sich auch aufzeichnen, und für Forschungszwecke auswerten. Trommelzeichen zweier Steinfliegenarten. Diese lassen sich hörbar abspielen auf www. plecoptera.de Dank Die Erforschung der Steinfliegen im Saarland steht indes noch am Beginn und es bedarf noch einiger Jahre bis der Bestand und die Verbreitung der Arten so genau wie in anderen Bundesländern bekannt ist. So fehlt derzeit sowohl eine aktuelle revidierte Checkliste als auch eine Rote Liste der gefährdeten Arten. Sehr herzlichen Dank an Frau Dipl.-Biol. Brigitta Eiseler (Roetgen) und Herrn Dipl.-Biol Klaus Enting (Aremberg) für Ihre freundliche Genehmigung zur Verwendung der Aufnahmen der Steinfliegen und der Trommelsignalaufzeichnungen. Referenzen Eiseler, B. & K. Enting (2010): Verbreitungsatlas der Steinfliegen (Plecoptera) in Nordrhein-Westfalen.- LANUV-Fachbericht 23: 177 S. Download möglich über www.lanuv.de Reusch, H. & A. Weinzierl (1999): Regionalisierte Checkliste der aus Deutschland bekannten Steinfliegenarten. Lauterbornia 37: 87-96 Internet: Die Seite im Deutschen Netz mit zahlreichen Infos und Checklisten: www.plecoptera.de Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Don Bosco-Str. 1 66119 Saarbrücken Geschäftsbereich 2 Wasser, Fachbereich 2.5 Gewässerökologie