Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 497 Falkenstrasse 30 60 Neisseria gonorrhoeae 1. Bedeutung Die durch Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) verursachte Gonorrhoe ist eine ausschliesslich beim Menschen vorkommende Erkrankung, welche durch Sexualkontakte übertragen wird und sich in eitrigem Ausfluss aus der Urethra (v.a. Männer) oder als Dysurie, Epididymitis, Rektitis, Zervizitis, Bartholinitis, Salpingitis manifestiert. In vielen Fällen ist eine Gonokokkeninfektion klinisch nicht von einer durch Chlamydia trachomatis verursachten abzugrenzen, zumal auch zunehmend oligo- und asymptomatische Infektionen beobachtet werden, je nach Studie 40-50% bei Frauen und 20-40% bei Männern. Es ist deshalb angezeigt, bei einer Laboruntersuchung beide Erreger einzuschliessen. Asymptomatische Träger spielen eine epidemiologisch wichtige Rolle als Infektionsquellen. Manifestationen ausserhalb des Urogenitaltraktes sind die perinatal erworbene Konjunktivitis des Neugeborenen, die disseminierte Infektion - bekannt als ArthritisDermatitis Syndrom - und die Perihepatitis. Erythematöse und exsudative Racheninfektionen werden vorwiegend bei homosexuellen Männern diagnostiziert [1]. Neuerdings ist die Gonorrhoe wieder häufiger zu beobachten, möglicherweise im Zusammenhang mit nachlassender HIV-Prävention [2,3]. 2. Nachweismethoden Der Nachweis von Gram negativen, intrazellulären Diplokokken im Präparat eines eitrigen Genitalsekrets hat eine gute positive Voraussagekraft. Der Direktnachweis ist jedoch nur beim Mann einigermassen sensitiv, sodass aufgrund eines negativen Präparates eine Infektion nicht ausgeschlossen werden kann. Der kulturelle Nachweis ist beweisend, erfordert aber raschen Transport der fragilen Keime ins Labor. Zudem sind Spezialkulturmedien zu verwenden, wobei auch darauf zu achten ist, dass eine CO 2 -haltige Atmosphäre geschaffen wird. Resistenzteste wie der Nachweis einer ß-Lactamase sind nur am isolierten Erreger möglich. Antigennachweismethoden (v.a. EIAs) haben sich, da nicht ausreichend empfindlich und spezifisch, nicht bewährt. DNA Hybridisierungsteste haben diesbezüglich markante Fortschritte gebracht, wurden aber von Methoden der DNA Amplifikation überholt. Der Antikörpernachweis kommt ausschliesslich bei Komplikationen einer Gonorrhoe (Arthritis, Salpingitis, PID) als Orientierungshilfe in Betracht. Amplifikationsmethoden sind rasch, empfindlich und schaffen keine Transportprobleme, da sie keine vermehrungsfähigen Mikroorganismen benötigen. Ihre Sensitivität ist derjenigen der Kultur überlegen, sie ermöglichen deshalb den Nachweis auch aus Urin. Seit einigen Jahren sind kommerzielle Systeme im Gebrauch, die für Urogenitalabstriche im jeweils vom Hersteller vorgesehenen Medium und für Urin validiert sind. Aus einer Probe kann gleichzeitig der Nachweis von Chlamydia trachomatis geführt werden [4,5]. Für Proben von anderen Körperstellen (Rachen, Auge, Gelenk, Sperma, Biopsie etc.) und solche in anderen Transportsystemen (Transwab, 2SP-Medium, Digene Specimen Collection Kit, Virustransportmedium etc.) sind Kommerzsysteme nicht zugelassen. Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 497 Falkenstrasse 30 60 3. Therapie Als Mittel der Wahl wird Ceftriaxon empfohlen. Als Alternative kommen die Chinolone oder Spectinomycin in Frage [6]. Um Ping-Pong-Infektionen vorzubeugen ist gleichzeitig eine Partnerbehandlung durchzuführen. 4. Untersuchungsmaterialien Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Neisseria gonorrhoeae geeignet: • Urin (1. Portion) • Zervikal- oder Urethralabstich • Anal- oder Rektalabstrich • Sperma • Konjunktivalabstrich • Rachenabstrich • Gelenkspunktat • Biopsie, laparoskopisch entnommenes Material • Douglaspunktat ______________________________________________________________________________________________ Literatur: [1] A.E. Jephcott. Gonorrhoea, chancroid and granuloma venereum, p. 623-640, Vol. 3. In: Topley & Wilson’s Microbiology and Microbial Infections, 9th edition. L. Collier, A. Balows, M. Sussmann (ed.). Arnold, London 1998. [2] Meldung Infektionskrankheiten. Bull. BAG 2001, 52:1016-1017. [3] Trendwende bei den positiven HIV-Tests? Bull. BAG 2001, 39:729. [4] A. Purohit, C. Leclair, M. Uhrin, B.P. Turner, C.E. Peyton, M. Rosenstraus, H.C. Wiesenfeld, R.L. Sweet, and G.D. Anderson. Assaying female urine by PCR to detect Chlamydia trachomatis and Neisseria gonorrhoeae in women. ASM meeting 1995, abstract C-492. [5] K.R. Smith, S. Ching, H. Lee, Y. Ohhashi, H. Hu, H.C. Fisher III, and E.W. Hook III. Evaluation of ligase chain reaction for use with urine for identification of Neisseria gonorrhoeae in females attending a sexually transmitted disease clinic. J. Clin. Microbiol. 1995, 33:455-457. [6] D.N. Gilbert, R.C. Moellering, M.A. Sande. The Sanford guide to antimicrobial therapy. Antimicrobial Therapy Inc., Hyde Park, USA, 2001.