Vermehrung von Rosen - Rosenfreunde Aachen

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Selber Rosen vermehren und züchten …
(Zusammenfassung des Vortrags von Hans-Werner Schmidt)
Steckling:
Man nimmt im Juni, wenn die Rosenknospen Farbe zeigen, das ungefähr 20
cm lange Stück eines gut ausgereiften
Triebs der letzten 5-6 Monate („nicht am
Zweig oben, sondern in der Mitte – möglichst von einem Zweig ohne offene Blüte“), knipst alle Blätter bis auf das oberste ab und steckt ihn vorsichtig 15 cm in die
Erde (1/3 Quarzsand, 2/3 Saaterde).
Schnittstelle vorher (möglichst) in ein
Bewurzelungshormon tauchen. Den Topf
anschließend leicht befeuchten, mit Folie
abdecken und (bei mindestens 20° Wärme) ohne direkte Sonneneinstrahlung ins
Helle stellen. Abdeckung täglich lüften;
Erde leicht feucht halten; nach 3-4 Wochen beginnt die Bewurzelung; Verpflanzung dann 1 Jahr später.
► Bevor die Okkulation „erfunden“ wurde,
haben Züchter ihre Rosen immer auf diese uralte Weise vervielfältigt. Es entstehen „identische“ Pflanzen. Allerdings
eignen sich nicht alle Modernen Rosen für
die Stecklings- oder Steckholzvermehrung! Vor allem bei „Edelrosen“ gelingt das
oft gar nicht. Denn zwischen Wurzelbildung und „Tod durch Fäulnis“ ist bei Stecklingen (wie auch bei Steckhölzern) immer
ein ewiger Wettlauf.
Steckholz:
Im Oktober bis November schneidet
man 30 cm lange ausgereifte Reiser
knapp unterhalb eines „Auges“, entfernt
alle Blätter, steckt sie in ein Gemisch aus
je ½ Sand und ½ Erde – und zwar so,
dass nur 1 Auge sichtbar bleibt. Das Ganze kommt zur Überwinterung in eine kühle
Garage.
Ab Frühjahr wird das, was unversehrt
geblieben ist, feucht gehalten. Nach ca. 8
Wochen ist das Steckholz in der Regel gut
bewurzelt und kann im Herbst vorsichtig in
den Garten umgepflanzt werden.
Absenker:
Die meisten Rosen mit biegsamen (!)
Trieben lassen sich auf diese Weise vermehren, am besten nach der ersten Blüte
im Sommer: Den langen Zweig
runterbiegen; flache Kerbe am tiefsten
Punkt einritzen (= fördert die Wurzelbildung dort); mit Erde bedecken; mit einem Stein oder einem Drahthaken den
Trieb fixieren.
Sobald sich dort neue Blätter zeigen,
trennt man den Absenker dicht neben den
Wurzeln von der Mutterpflanze ab und
pflanzt ihn an die gewünschte Stelle.
Wichtig: Auf die empfindlichen weißen
(„neuen“) Würzelchen achten: Sie dürfen
nicht abreißen.
Schösslinge:
Sind Rosen „wurzelecht“ (also ohne
fremde Wurzel – siehe Okkulation), treiben
sie in aller Regel („mal mehr, mal weniger
intensiv“) zu ihrer eigenen „Sicherheit der
Arterhaltung“ Nebenwurzeln, aus denen
neue Pflanzen wachsen.
Das ist einerseits positiv: Es garantiert
eine sortenechte Vermehrung; Man kann
mit dem Spaten „abstechen“ und den
Schössling sofort verwerten.
Das erzeugt andererseits aber auch ein
Problem, wenn Sie eine solche Vermehrung in einem eng bepflanzten Garten gar
nicht wollen. In diesem Fall sollten Sie
wurzelechte Rosen nur in einem (großen)
bodenlosen Gefäß oder geschützt von
einer „Rasenkante“ in Ihren Garten einsetzen.
Manchmal wandern Schösslinge sogar
unter Mauern hindurch – und die Nachbarn finden so etwas nicht immer „nett“.
Hinweis: Die meisten Modernen Rosen
ernähren sich aus der Wurzel einer
Wildrose. Sieht der Wurzelschössling so
aus wie die gesamte Rose - ist es gut;
sieht er ganz anders aus - dann hat die
Wildrose einen „wilden Trieb“ geschickt,
den sie bitte freilegen und dann per Hand
von der Wurzel abreißen müssen (bitte
nicht „abschneiden“ – außer unmittelbar
an der Rose selbst).
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Okulation:
Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert erfolgt die gewerbliche (!) Vermehrung von
Rosensämlingen per Okulation („Veredlung“).
Dabei wird ein Auge der „Mutterrose“
über einen T-förmigen Schnitt auf eine
(Wild-)Rosenunterlage eingeführt. Wenn
das neue Auge angeht und wächst,
schneidet man den darüber stehenden
Teil der Unterlagenpflanze ab.
An der Grenze zwischen Wurzel und
neuer Pflanze entsteht eine deutliche
„Veredlungsstelle“, die sich später immer
mindestens 5 cm im Boden befinden sollte
(= beim Umpflanzen aus dem Container in
den Garten bitte beachten).
>>> Vorteile dieser Vermehrungsart …
- die große Zahl von identischen Pflanzen
- und die damit mögliche „industrielle“
Chance einer Massenvermarktung
bestimmter Rosen sowie
- die weitgehende Unterbindung unerwünschter Schösslinge!
>>> … und hier die Nachteile:
- Moderne Rosen werden längst nicht so
alt wie (historische) Rosen früher, was
nach meinem Gefühl vielleicht mit der
Okulation zusammenhängt.
- Sie sind wesentlich frostempfindlicher
(zumal an der Veredlungsstelle) und können nicht bei extremem Herunterfrieren
nach einem strengen Winter wieder aus
ihrer eigenen Wurzel neu austreiben –
was mindestens in Eifelwintern mit manchmal mehr als -20° C wichtig sein kann!
- Insofern müssen Sie Rosen, die auf eigener Wurzel leben, im Herbst auch nicht
extra „anhäufeln“, wie das bei „veredelten“ Rosen als Frostschutz leider notwendig ist.
Hagebutten:
Ab Ende August sollten Sie das Verblühte nicht mehr abschneiden – nur so entstehen die herbstlichen Hagebutten. Letztere sind nicht nur ein schöner Schmuck
der Pflanze, ggf. sogar für Ihre Vase, sondern auch eine wichtige Futterquelle für
Vögel … und eine Möglichkeit, neue Rosen zu „züchten“!).
Selbst wenn die betreffenden Blüten mit
ihrem eigenen Pollen bestäubt wurden
(„Selbstung“), entstehen – weil nicht
„reinerbig“, sondern von vielen Vorfahren
geformt – aus den Nüsschen neue HybridRosen (mit möglicherweise neuen Farben
und Formen).
Züchtung ist erst seit rd. 150 Jahren ein
bewusster Prozess: Dabei wird der Pollen
einer männlichen Rose vom Züchter auf
die Narbe des weiblichen Elternteils gebracht – normalerweise sogar unter insektenfreien Bedingungen, damit garantiert
werden kann, welches die beiden Elternsorten sind. Und das alles (möglichst)
nach einem „Züchtungsplan“.
Eine Vermehrung aus Hagebutten kann
für Sie amüsant und lehrreich sein:
Probieren Sie es doch mal selbst!
Stufe 1: Im Spätherbst eine Rose auswählen (und den Namen notieren), ihre
reifen Hagebutten pflücken, zu Hause
aufbrechen, die Nüsschen entnehmen,
trocknen, gesammelt ins Gartenhaus stellen - denn der Samen muss mindestens
1x durch 8-10 Wochen „Winterruhe“
keimfähig gemacht werden -, im Dezember/Januar in Töpfe einbringen und ins
Frühbeet stellen, feucht halten und nach
dem Keimen umtopfen (Namensschildchen der Muttersorte nicht vergessen!).
Stufe 2: Im Juni mit dem Finger den
Pollen einer Sorte auf die Narbe einer anderen bringen – vorher bei der Mutterpflanze die Blütenblätter und die Staubbeutel entfernen! – und dann 3-4 Tage
lang einen kleine Tüte drüberstülpen und
zubinden. Dann die Hagebutten bzw. Nüsschen im Herbst wie oben behandeln.
Hinweis: Nicht alle modernen Rosen, die
Hagebutten ansetzen, produzieren auch keimfähige Samen. Von „Edelrosen“ sollten Sie
deshalb beim ersten Mal ohnehin die Finger
lassen, um nicht enttäuscht zu werden. In deren Hagebutten ist selten „‘was drin“.
Manchmal wünschen sich das die Züchter
geradezu, damit man mit der neuen Pflanze
nicht weiterarbeiten kann!
Aber auch bei den historischen Rosen - soweit sie stark gefüllt sind (wie z.B.
„Centifolien“) – gibt es Sorten, die keine Hagebutten ansetzen oder in den Hagebutten
keine keimfähigen „Nüsschen“ platzieren.
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