6 Sexualität 6.1 Pubertät Pubertät bedeutet Geschlechtsreifung. Dieser Begriff umfasst die gefühlsmäßigen und körperlichen Veränderungen, die in dem Zeitraum stattfinden, in dem ein Mädchen zu einer geschlechtsreifen Frau und ein Junge zu einem zeugungsfähigen Mann werden. Die Pubertät kann schon im Alter von 9 Jahren oder erst mit 16 Jahren einsetzen. Verantwortlich für den genauen Zeitpunkt ist ein Bereich des Zwischenhirns, der Hypothalamus. Hormone sind chemische Stoffe, die als Botenstoffe wirken. Sie werden in speziellen Zellen gebildet und meistens mit dem Blut transportiert. Verschiedene Organe im Körper enthalten Zellen, die für ganz bestimmte Hormone passende Rezeptoren besitzen. Werden Hormone gebunden, lösen sie in den betreffenden Organen Stoffwechselvorgänge aus. Mit Beginn der Pubertät beginnen viele durch Hormone gesteuerte Vorgänge. Die Nervenzellen des Hypothalamus geben so genannte Freisetzungshormone an die Hirnanhangsdrüse, die Hypophyse, ab (Abb. 1, 2). Dies führt dazu, dass die Hypophyse zwei Arten von Hormonen ins Blut abgibt: das Follikel stimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH). Diese Hormone gelangen zu den männlichen Keimdrüsen, den Hoden, beziehungsweise zu den weiblichen Keimdrüsen, den Eierstöcken. Unter dem Einfluss der Hypophysenhormone werden in den Keimdrüsen die Geschlechtshormone gebildet. Das Hormon LH bewirkt in den Hoden die Bildung der männlichen Geschlechtshormone. Sie werden unter dem Namen Androgene zusammengefasst, zu denen auch das Testosteron gehört. Die Androgene bewirken gemeinsam mit dem FSH, dass in den Hoden die männlichen Geschlechtszellen, die Spermien, heranreifen. Zusätzlich lösen sie das Wachstum von Hoden und Penis aus. Die Geschlechtsorgane erlangen ihre volle Funktionsfähigkeit. Nachdem sich die Geschlechtsorgane, die auch als primäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden, 94 Hypothalamus Freisetzungshormone Hypophyse Bartwuchs Stimmbruch Achselbehaarung Schambehaarung Wachstum der Geschlechtsorgane, Spermienreifung Hoden Androgene 1 Geschlechtshormone beim Mann weiterentwickelt haben, prägen sich auch die sekundären Geschlechtsmerkmale aus. Dies sind bei einem Jungen: Bartwuchs, Achsel-, Scham- und sonstige Körperbehaarung sowie Wachstum des Kehlkopfes, das zum Stimmbruch und schließlich zur tieferen Stimmlage führt. In den Eierstöcken werden zwei Gruppen von weiblichen Geschlechtshormonen gebildet, die Östrogene und die Gestagene (Abb. 2). Die Abgabe der Hormone erfolgt nach und nach in einem bestimmten zeitlichen Muster. Östrogene entstehen vor allem unter dem Einfluss von FSH, Gestagene unter dem Einfluss von LH. Die Geschlechtshormone bewirken, dass die Eierstöcke wachsen und Eizellen heranreifen. Als sekundäre Geschlechtsmerkmale wachsen die Brustdrüsen, und die Achsel- und Schambehaarung bilden sich aus. In der Pubertät setzt unter dem Einfluss der Geschlechtshormone bei beiden Geschlechtern ein vermehrtes Längenwachstum ein. Dabei verändern sich auch die Körperformen: Bei vielen Jungen bilden sich breitere Schultern aus. Bei vielen Mädchen prägen sich die Hüften stärker aus. Steuerung+Regelung, Information+Kommunikation Grundlagen Hypothalamus Freisetzungshormone Hypophyse 1 Hormone. Erstelle eine Tabelle mit den SpaltenAchselbehaarung Wachstum der Brüste überschriften Hormone, Ausgangsort, Zielort, Wirkung und trage zu den in Abbildung 1 und 2 aufgeführten Hormonen entsprechende Angaben ein. 2 Mitesser und Akne. Wachstum der Geschlechtsorgane, Reifung der Eizellen Eierstöcke Schambehaarung a) Beschreibe die Entstehung von Mitessern und Akne mit Hilfe der Abbildung 3. b) Leite aus dem Text eine begründete Vermutung ab, warum besonders häufig Jungen von Akne betroffen sind. 3 Basiskonzepte. Gib mit Hilfe der Methodenseite „Basiskonzepte“ an, welche Basiskonzepte auf diese Doppelseite zutreffen. Östrogene, Gestagene 2 Geschlechtshormone bei der Frau Haar Haar eitriger Pfropf aus Talg, Hornschuppen und Bakterien Pfropf aus Talg, verhornten Zellen und Bakterien verhornte Zellen Ausführgang 3a Talgdrüsenfollikel Follikeltrichter mit Talg entzündetes Gewebe 3b Vor allem Jugendliche in der Pubertät leiden unter Akne: Gerötete, große Pickel bilden sich im Gesicht, im Brust- und oberen Rückenbereich und an den Seiten der Oberarme. Diese Pickel entstehen durch eine Veränderung der Talgdrüsenfollikel (Abb. 3a). Normalerweise sondern die Talgdrüsen Talg in den Follikeltrichter ab. Der Talg schwemmt verhornte Zellen durch den Ausführgang des Follikels aus. Bei Akne kleben die verhornten Zellen zusammen und verstopfen den Ausführgang. Es entsteht ein sogenannter Mitesser – eine Ansammlung von Talg vermischt mit verhornten Zellen (Abb. 3b). Wenn in den Mitesser Bakterien einwandern, kann es zur Entzündung des Talgdrüsenfollikels kommen. Es 3c entstehen oberflächlich mit Eiter gefüllte Bläschen (Abb. 3c). In tieferen Hautschichten können sich sehr schmerzhafte Knoten bilden. Akne entsteht vor allem bei Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung. Werden dann in der Pubertät von den männlichen Keimdrüsen vermehrt Androgene ins Blut abgegeben, regen diese die Talgdrüsen zu einer vermehrten Talgbildung an. Bei Frauen hemmen Östrogene die Entstehung von Akne. Wenn kurz vor der Menstruation der Östrogenspiegel niedrig ist, bilden sich auch bei ihnen vermehrt Pickel. Akne ist nicht ansteckend. Für die Betroffenen ist Akne oft eine große seelische Belastung. In den meisten Fällen kann der Hautarzt oder die Hautärztin helfen. 3 Entstehung von Akne 95 Arbeitsmaterial