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Renaissancearchitektur
Kunst der Renaissance
Der Begriff Renaissance (ital. rinascità: Wiedergeburt) bezieht sich auf die
Wiederbelebung der Werte der Antike. Die Bewegung erfasste seit dem 15.
Jahrhundert von Italien ausgehend ganz Europa und wirkte sich in allen Bereichen
des geistigen Lebens aus, speziell in der bildenden Kunst. Besonders prägend war
die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts in Florenz, das durch Handel und
Geldgeschäfte reich geworden war.
Dies zeigt sich besonders in der Architektur: Die klassischen Bauwerke
unterschieden sich deutlich von der gotischen Architektur des Spätmittelalters. Der
Florentiner Filippo Brunelleschi (1377-1446) war der einflussreichste Baumeister
der italienischen Renaissance und bahnbrechend besonders auf dem Gebiet des
Kirchenbaus (kreuzförmige Zentralbauten).
Der Bildhauer Donatello (um 1386-1466) und der Maler Masaccio (1401-1428)
spielten eine ähnlich bedeutende Rolle. Donatello arbeitete als erster Bildhauer im
Geist der Antike, ohne einfach nur antike Motive zu übernehmen. Masaccio konnte
sich nicht wie die Bildhauer an antiken Originalen orientieren, erreichte aber als
erster Maler, der die Perspektive beherrschte, einen entscheidenden Fortschritt in
der naturalistischen Malerei. Brunelleschi, Donatello und Masaccio schufen um
1425 jeweils die ersten Werke im Stil der Renaissance.
Florenz blieb das ganze 15. Jahrhundert über Zentrum der Renaissance-Kunst. Im
16. Jahrhundert machten Rom und Venedig Florenz Konkurrenz. Neue Ideen
gelangten durch reisende Künstler nach und aus Italien. Seit dem 15. Jahrhundert
fand durch Aufträge an ausländische Künstler und die Verbreitung von Stichen ein
reger Austausch statt.
Bezeichnet man die Zeit ab 1420 als Frührenaissance, so begann
ab 1500 die Hochrenaissance, während der die Ideale der
Renaissance in der Kunst ihren vollkommensten Ausdruck fanden.
Drei Künstlerpersönlichkeiten standen in dieser Zeit im
Vordergrund: Leonardo da Vinci (1452-1519), Michelangelo (14751564) und Raffael (1483-1520), die schon zu ihrer Zeit
hochgeschätzt waren. Sie schufen die Vorstellung vom Künstler als
inspiriertem Genie. Nachfolgende Generationen sahen in ihrer
Kunst einen Höhepunkt an Harmonie und Anmut.
Die wichtigsten Werke der Hochrenaissance entstanden in Florenz
und vor allem in Rom, besonders während des Pontifikates von
Papst Julius II. (1503-1513). In der Architektur war Donato
Bramante (1444-1514) der führende Baumeister und Julius II.
beauftragte ihn mit dem Entwurf für die neue Peterskirche,
Michelangelo mit der Deckenbemalung der Sixtinischen Kapelle und
Raffael mit der Ausschmückung der Stanzen im Vatikan.
Neben Florenz und Rom wurde Venedig ein Zentrum der
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Hochrenaissance. Hier wirkten Künstler wie Giovanni Bellini (um
1430-1516), Giorgione (um 1478-1510) und Tizian (um 14771576). Die Hochrenaissance mündete Mitte des 16. Jahrhunderts in
den Manierismus.
Der Stil der Renaissance setzte sich außerhalb Italiens erst nach
1500 langsam durch. Oft wirkten italienische Künstler an der
Ausbildung des Stils mit, der dann gemäß den nationalen
Stiltraditionen der jeweiligen Länder umgebildet wurde.
Geschichte und Formen der italienischen Renaissancearchitektur
Der Begriff Renaissance (ital. rinascità, Wiedergeburt) wurde vom Architekten und
Kunstschriftsteller Giorgio Vasari (1511-1574) bereits im 16. Jahrhundert geprägt.
Vasari hatte mit "rinascità" die Wiedergeburt der Kunst gemeint, nicht das
Kopieren der Antike, besonders der römischen Kunst.
Im 19. Jahrhundert wurde aus der französischen Übersetzung der Stilbegriff
Renaissance, der zunächst nur die italienische Kunstentwicklung bezeichnete. Der
Begriff erweiterte sich jedoch und umfasste schließlich die von der Antike
inspirierte Erneuerung der gesamten europäischen Kunst und des geistigen
Lebens, die den Beginn der Neuzeit markiert.
In der Architektur zeigte sich die Abwendung von der gotischen Kunst auch daran,
dass nicht mehr ausschließlich die Kirche im Zentrum des baukünstlerischen
Schaffens stand. Gleichberechtigte Aufgaben waren auch Palast, Villa, Rathaus
und Wohnhaus des wohlhabenden Bürgers. Eine Änderung trat auch in der Person
des Künstlers ein. Die Renaissance ist geprägt von individuellen, universalen
Künstlerpersönlichkeiten, die in den Mittelpunkt der Kunst rückten und nicht wie
im Mittelalter als anonyme Handwerker arbeiteten.
Renaissancebauten entstanden nach einem festgelegten Schema, sind harmonisch
und ausgewogen in den Maßverhältnissen und weisen klare Gliederungen der
Baukörper und Dekorationen aus. Bauglieder sind einfache geometrische
Grundformen, Rundbogen, Gewölbe, Portale, kräftige horizontale Gesimse,
Pilaster, Zentralbauten und die fünf Säulenordnungen: toskanisch, dorisch,
ionisch, korinthisch und römische Kompositordnung.
Ausgangspunkt der Renaissancekunst war die 1421 begonnene
doppelschalige Kuppel des Florentiner Doms von Filippo
Brunelleschi (1377 - 1446), mit der heute der Beginn der
Renaissance bezeichnet wird. Brunelleschi hatte in Rom die
römischen Altertümer studiert. Danach wandte er die antiken
Maßverhältnisse und Bauelemente in der Architektur an und passte
sie den Erfordernissen seiner eigenen Zeit an, ohne jedoch den
griechischen Gliederbau oder den römischen Massenbau zu
kopieren. Die Formen wurden von anderen Architekten und
Theoretikern, Leon Battista Alberti (1404 - 1472), Donato
Bramante (1444 - 1514), Raffael (1483 - 1520) oder Michelangelo
(1475 - 1564) aufgenommen und systematisch ausgebildet.
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Dabei spielte auch die Theorie eine große Rolle. Anfang des 15.
Jahrhunderts entdeckte man in Italien die nach 33. v. Chr.
entstandenen "Zehn Bücher über die Baukunst" ("De architectura")
des römischen Architekten Vitruv (geb. um 84 v. Chr.). Die
Renaissancearchitekten setzten sich genau mit den von ihm
beschriebenen Stilen, Techniken, Regeln und Maßverhältnissen
auseinander. Daraus entwickelten sie die Säule als bestimmendes
Element für die Maßverhältnisse des ganzen Baus. Die Proportionen
richteten sich nach der menschlichen Gestalt.
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Renaissance
Renaissance - Malerei und Kunst
Die Anfänge in Florenz
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Francesco Petrarca (1304 - 1374)
© Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh
Unter dem Einfluss des Dichters Francesco Petrarca (1304-1374)
begann sich das gebildete Italien im 14. Jahrhundert auf seine
römische Vergangenheit zurückzubesinnen, auf die lateinische
Sprache und Dichtung, aber auch auf die griechische Antike. Dies
geschah vor dem Hintergrund eines politisch zerfallenen Italiens
und eines noch von den strengen, auf das Jenseits gerichteten
mittelalterlichen kirchlichen Dogmen bestimmten Lebens. Das in
humanistischen Studien wiedergewonnene Wissen und die
Philosophie der Antike half den Menschen, zu einer auf das
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Diesseits gerichteten Lebensgestaltung zu finden. Der Mensch der
Renaissance entdeckte seine Individualität. Bei den Künstlern
äußerte sich dies in einem ganz neuen selbstbewussten Schaffen.
Gefördert wurden die jungen humanistischen Gelehrten und
Künstler in erster Linie von den aus dem Kaufmannsstand
hervorgegangenen, reichen und gebildeten florentinischen
Patriziern wie den Brüdern Cosimo und Lorenzo de' Medici, den
mächtigsten Herren von Florenz.
Die Entdeckung der Perspektive und die Architektur
Bei der Beschäftigung mit der geistigen Hinterlassenschaft der
Antike entdeckten die Humanisten und Künstler der Renaissance
auch die antike Architektur mit ihrer Beschränkung auf die
Grundformen Quadrat, Kreis, Kugel, Zylinder und Quader wieder.
Aus der Beschäftigung mit der mathematischen Optik des Euklid
entwickelte der florentiner Bildhauer und Baumeister Filippo
Brunelleschi (1377-1446) die linearperspektivische Konstruktion.
Ebenso bedeutend für die Entwicklung der Renaissancearchitektur
war der genuesische Baumeister Leon Battista Alberti (14041472), der die Theorie der Luftperspektive aufstellte. Beide
setzten sich mit dem Widerspruch zwischen der objektiven Größe
eines Gegenstands und dessen subjektiver, vom jeweilgen
Standort des Betrachters abhängigen Wahrnehmung auseinander.
Aus diesen Erkenntnissen heraus schuf Brunelleschi 1420-1436
die doppelschalige Kuppel des Doms von Florenz. Die
Auseinandersetzung zwischen der neuen und der alten Architektur
zeigte sich beim Kirchenbau in dem Rang, der der Form des
Zentral- und des Basilikabaus beispielsweise beim Bau des
Petersdoms in Rom zugemessen wurde. Die ideale
architektonische Form der Renaissance, der Zentralbau, wurde auch aus liturgischen Gründen - in den Basilikabau integriert oder
bildete nur Beiwerk. Zu den reinen, das Renaissance-Ideal von
Architektur verkörpernden Zentralbauten gehören die von
Bramante (1444-1514) erbaute Kirche Santa Maria della
Consolazione bei Todi (begonnen 1504) und das Meisterwerk des
Venezianers Andrea Palladio (1508-1580), die berühmte Villa
Rotonda bei Vicenza. Wie bei der Villa Rotonda, dem Sommersitz
eines venezianischen Patriziers, kam in der Renaissance neben
dem Sakral- auch dem Profanbau eine hohe Bedeutung zu. Die
Herrscher der oberitalienischen Herzogtümer und die Patrizier aus
den Stadtstaaten ließen sich prächtige Stadtpaläste und
Sommervillen in dem neuen Stil errichten. Es entstanden in der
Renaissance auch etliche, jedoch nie oder nur bruchstückhaft
realisierte Pläne idealer Städte mit öffentlichen Plätzen,
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kommunalen Einrichtungen, Markthallen, Brücken,
Kanalisationsanlagen und Befestigungsbauten.
Plastik
© aisa, Barcelona
Einhergehend mit der Entdeckung der Individualität, wurde die
Darstellung der menschlichen Gestalt das beherrschende Motiv
der Malerei und der Plastik der Renaissance. Noch ganz der
antiken Idealvorstellung menschlicher Schönheit verhaftet war die
Statue des "David", die Michelangelo Buonarotti (1475-1564)
zwischen 1501 und 1504 für den Palazzo Vecchio in Florenz schuf.
Leonardo da Vinci (1452-1519) beschäftigte sich eingehend mit
anatomischen Studien und versuchte, die idealen Proportionen
des menschlichen Körpers mathematisch-geometrisch zu
berechnen. Waren Plastiken bisher nur für den sakralen Bereich
oder für Grabmäler entstanden, so schufen die Künstler der
Renaissance Statuen realer Zeitgenossen mit deren individuellen
Zügen. Die Ersten dieser Art waren die Reiterdenkmäler der
Condottieri (italienische Söldnerführer der Renaissance)
Gattamelata in Padua (begonnen 1447) von Donatello (um 13961466) und Colleoni in Venedig (begonnen 1479) von Verrocchio
(1435-1488). Weitere aus der Antike übernommene Formen der
plastischen Darstellung menschlicher Gesichtszüge in der Kunst
der Renaissance waren Büsten und Medaillen. Auch für
Brunnenanlagen wurden Plastiken geschaffen wie der "David" von
Donatello, die erste Aktdarstellung der Renaissance.
Malerei
Noch vor den Standbildern entstanden in der Renaissance
denkmalartige Kolossalgemälde für Kirchen, Paläste und
öffentliche Gebäude. Ein neues Genre derMalerei war die
Darstellung von lokalgeschichtlichen Ereignissen wie festlichen
Zeremonien oder gewonnenen Schlachten vor allem für die
Rathäuser der italienischen Stadtrepubliken. Für die humanistisch
gebildeten Auftraggeber aus Adel und Stadtpatriziat wurden
Ereignisse aus der antiken Geschichte wie der "Triumphzug
Caesars" (um 1490) von Mantegna (1431-1506) oder Szenen aus
der Mythologie gemalt. Für die Privaträume der Häuser und
Paläste entstanden Gemälde wie die "Mona Lisa" (um 1503) von
Leonardo da Vinci, "Irdische und Himmlische Liebe" (1514) von
Tizian (um 1477-1576) oder weibliche Akte wie die "Geburt der
Venus" (um 1485) von Botticelli (1445-1510), die "Schlafende
Venus" (um 1508) von Giorgione (1478-1510) und
"Danae" (1554) von Tizian. Maler wie Tizian, Raffael (1483-1520),
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Leonardo da Vinci und Piero della Francesca (um 1417/20-1492)
schufen auch "private" Porträts von Renaissanceherrschern, in
denen sie wie in dem von Pietro della Francesca stammenden
Doppelporträt "Battista Sforza und Federico da Montefeltro" (um
1472) ohne jegliche Insignien von Macht und Würden gezeigt
werden. Ebenfalls für den privaten Bereich oder für die
Hauskapellen der Paläste entstanden Andachtsbilder wie die
bekannten Madonnen von Raffael und Tizian.
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