Die Geschichte der Trinität - Evangelische Kirchengemeinde Stieldorf

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Die Geschichte der Trinität
Als ich das Buch von Young: „Die Hütte“ gelesen hatte, interessierte mich die Frage nach der
Dreifaltigkeit. In der Bibel gibt es keine Trinitätslehre, nur einige Texte, aus denen man die Dreifaltigkeit herauslesen kann. Wie ist die Lehre von der Dreifaltigkeit entstanden?
Bereits Paulus und die anderen Jünger, die in den von der hellenistischen Philosophie geprägten
Ländern über Jesus Christus predigten, erfuhren großen Widerstand, weil niemand von dem Wanderprediger Jesus gehört hatte, der kaum Anhänger um sich geschart hatte und anscheinen keine
Macht besaß. In den Evangelien, die ja erst nach und nach geschrieben wurden, bildet sich allmählich der Gedanke an den mit göttlicher Macht ausgestatteten Christus heraus. In den folgenden Jahrhunderten wurde nicht darüber diskutiert, was Gott getan hat, sondern darüber, wer Gott
ist.
1. Wer ist Jesus? In welcher Beziehung steht er zu Gott?
Warum musste Jesus am Kreuz leiden? Für einen Gott ist das unwürdig, er muss einen Stellvertreter gehabt haben, der das alles für ihn, an seiner Stelle, erlitten hat. Es bildeten sich verschiedene
Strömungen, die dazu Erklärungen anboten:
Der Doketismus (griechisch δοκείν dokein „scheinen“) bezeichnet die Lehre, Jesus
Christus habe nur scheinbar einen physischen Körper gehabt und am Kreuz auch
keine Leiden empfunden. Die in verschiedenen frühchristlichen Gruppen auftretende Lehre beruht auf der Auffassung, alle Materie sei unrein, weshalb Christus, der
ewige Logos, keine Stofflichkeit haben könne. Die römische Kirche verurteilte mit
Tertullian den Doketismus, da sie gerade das Leiden und Sterben am Kreuz als zentralen Bestandteil ihres Erlösungs-Glaubens betrachtete.
Der Subordinatianismus ist eine Lehre des frühen Christentums, nach der im Rahmen der trinitarischen Anschauungen Gott Sohn als Geschöpf von Gott Vater diesem untergeordnet ist. Die Abkehr vom Subordinatianismus in der alten Kirche wird am Bekenntnis von Nicäa deutlich.
Der Monarchianismus (vom griechischen „mon-archia“ „einziger Urgrund“) bezeichnet eine
Richtung im Christentum des 2. und 3. Jahrhunderts. Sie wollte den Monotheismus im Christentum wiederherstellen und betonte daher die Einheit Gottes, indem sie entweder in Christus bloß
einen Menschen oder in den Namen Vater und Sohn nur Modifikationen und Offenbarungsweisen
desselben Gottes ausgedrückt fanden (Modalisten). Diese Lehre stand im Gegensatz zur Lehre
von der Dreieinigkeit Gottes.
Gegen Ende des 3. Jahrhunderts gab es einen neuen heftigen Streit zwischen den beiden großen
Persönlichkeiten, zwischen dem Diakon Arius und dem Bischof Athanasius. Es ging um die
Frage: Wer war Jesus, Gott oder Mensch?
Arius vertrat die Ansicht: Der Sohn Gottes ist präexistent, er ist vor aller Zeit und vor der Welt da,
aber er ist ein Wesen zwischen Gott und der Welt, das perfekte Abbild des Vaters. In einem übergeordneten Sinn kann er als Gott bezeichnet werden. Aber er ist eine Kreatur, die erste Kreatur
Gottes. Er ist daher nicht ewig, und »es gab eine Zeit, als es ihn nicht gab«. Ebenso sind seine
Macht, seine Weisheit und sein Wissen begrenzt. Das Wesen des Vaters sei ihm unerkennbar.
Seine Folgerung: Gott-Vater und Jesus waren nicht gleichen Wesens.
Athanasius der Große war ein Kirchenvater und einer der herausragenden Gegner des Arianismus.
Schon zu Lebzeiten wurde er Säule der Kirche und Vater der Orthodoxie genannt. Das zentrale
Element seines Glaubens war, dass sich die Inkarnation von Gott in Jesus Christus und daher die
Gegenwart Gottes in der Geschichte zeigt. Somit ist verständlich, dass er in dem Arianismus eine
Bedrohung der Kernaussagen des Christentums sah. Von ihm stammt einer der Berichte über das
Konzil von Nicäa (325), der noch heute erhalten ist. Hier wurde die orthodoxe Christologie festgeschrieben, wonach Jesus Christus als Sohn Gottes mit Gottvater ὁμοούσιος (homoousios) sei,
also wesensgleich und nicht bloß ὁμοιούσιος (homoiousios), das heißt wesensähnlich, wie Arius
es lehrte.
Das Konzil von Nicäa endete mit dem (vorläufigen) Sieg der Gegner des Arianismus und der Formulierung des Nicänischen Glaubensbekenntnisses, obwohl die arianischen Bischöfe in der Mehr-
zahl waren. Aber als der Kaiser Konstantin I. die Diskussion damit beendete, dass „der Sohn eines
Wesens mit dem Vater“ sei, gaben alle Bischöfe, die anderer Meinung gewesen waren, dem Wort
des Kaisers, der sich als „Bischof der Bischöfe“ bezeichnete, nach. Das Ergebnis wurde im
Nicänischen Glaubensbekenntnis niedergeschrieben.
Arius wurde als Ketzer verbannt, seine Bücher verbrannt, der Besitz seiner Schriften unter Todesstrafe gestellt und seine Partei als Feinde der Christenheit bezeichnet.
Doch die christologischen Auseinandersetzungen gingen weiter. Die Anhänger des Arius legten
vermittelnde Interpretationen vor, blieben aber bei der Aussage: Christus ist dem Vater wesensähnlich (homoi-oúsios). Diese Ansicht wird aber auf dem 1. Konzil von Konstantinopel (381)
verurteilt. Inhaltlich ging es bei diesem Konzil erneut um die Irrlehre des Arius sowie um die
Frage der Stellung des Heiligen Geistes. Das Glaubensbekenntnis von Nicäa wurde erweitert um
den Absatz über den Heiligen Geist.
Und schon melden sich andere zu Wort mit neuen Fragestellungen.
2. Hat Jesus eine göttliche oder eine menschliche Natur?
Die Monophysiten vertraten die Ansicht, dass Jesus einen menschlichen Leib angenommen habe,
aber er blieb rein göttlicher Natur.
Nestorius behauptete dagegen, in Christus gäbe es eine göttliche und eine menschliche Person, die
sich aber nicht zu einer einzigen Person verbunden hätten. (Nestorianismus) Im Gegensatz zu
Nestorius betont Cyrill von Alexandrien die enge seinshafte Einheit in Christus. Er verwendet die
Formel einer „personhaften Einigung beider Naturen“ (Einigungschristologie).
Weder auf dem Konzil zu Ephesus (431) noch auf der Räubersynode von Ephesus (449) konnte
man sich einigen. Erst das Konzil von Chalcedon (451) entschied den lange und erbittert geführten Streit um das Verhältnis zwischen der göttlichen und der menschlichen Natur in Jesus Christus. Es definierte Christus als wahren Gott (Gott der Sohn als zweite Person der Dreifaltigkeit)
und wahren Menschen zugleich, und zwar „unvermischt und ungetrennt“.
3. Hatte Jesus einen göttlichen oder einen menschlichen Willen?
Diese Frage beschäftigte die Theologen nach dem Konzil zu Chalcedon. Nestorianer und Monophysiten stritten weiter. Auf dem 2. Konzil zu Konstantinopel (553) behielten die Monophysiten
die Oberhand.
Anhänger des Tritheismus glauben nicht an die Heilige Dreifaltigkeit, sondern an eine Art Familie. Diese Familie besteht aus dem christlichen Gott als Vater, Jesus Christus als Sohn und Maria
als Mutter.
Der Monotheletismus (von griechisch monos einzig, und thelô wollen) ist eine christologische
Lehre, der zufolge Christus zwei Naturen – eine göttliche und eine menschliche –, aber nur einen
Willen (Ziel, Zielausrichtung) besitzt. Christus habe zwar eine eigene menschliche Natur, sein
Wille wird jedoch von Gott vollständig diktiert.
Auf dem 3. Konzil zu Konstantinopel (680/681) verurteilten die anwesenden Bischöfe im Beisein
des Kaisers den Monophysitismus und den Monotheletismus sowie deren Anhänger.
4. Die Frage nach dem Wesen des Heiligen Geistes
Die theologische Diskussion in den ersten drei Jahrhunderten war nahezu ausschließlich in Beschlag genommen von christologischen Auseinandersetzungen. Es bestand zunächst kein Bedarf
an einer Erhebung des Heiligen Geistes zur dritten göttlichen Person. Vor allem das sächliche Geschlecht des griechischen Wortes „to pneuma" (für „Geist") erschwerte es, den (Heiligen) Geist
auf eine Stufe mit dem Vater und dem Sohn zu stellen. Im Aramäischen, der Sprache der ersten
Judenchristen, und im Hebräischen ist der Geist sogar weiblichen Geschlechts (aram.: rucha,
hebr.: ruach). Der Verfasser des Johannesevangeliums führt den (männlichen) Begriff „Paraklet“
(= Anwalt, Tröster) ein. Damit konnte man den Heiligen Geist mit Gott-Vater und Gott-Sohn auf
eine Stufe stellen.
Das (2. Ökumenische) Konzil von Konstantinopel (381) formulierte ein Glaubensbekenntnis, das
gegenüber dem Bekenntnis des Konzils von Nicäa im Hinblick auf die Aussagen über den Heiligen Geist erweitert wurde.
Erst auf dem Konzil zu Chalcedon wurde die Trinität zum Dogma.
Anschließend wurden die folgenden Texte aus der Bibel zitiert, die Aussagen über die Trinität
machen:
Altes Testament:
1. Mose 1 Verse 1 – 3 (Schöpfungsgeschichte); 1. Mose 1 Verse 1 – 10 (Drei Männer bei
Abraham im Hain Mamre)
Neues Testament:
Philipper 2 Verse 6 – 11 (Christus-Hymnus); Johannesevangelium 1 Verse 1 – 5, 14 (LogosHymnus); Brief an die Hebräer 1 Verse 1 – 3, 2,4 (Vater, Sohn und Heiliger Geist)
Aus dem Koran wurden Verse aus zwei Suren zitiert: Sure 4, 171 und Sure 5, 72, 73).
Einige Aussagen von Theologen zur Dreifaltigkeit von Hans Küng, Jürgen Moltmann, Papst
Benedikt XVI., Pfarrer Burkhard Leh, Pfarrer Oliver Ploch und Prof. Dr. Wilfried Härle wurden
zitiert. Als Abschluss des Vortrags wurden einige Bilder von Künstlern gezeigt, die sich mit dem
Thema Dreifaltigkeit auseinandergesetzt hatten.
Manfred Marwinski
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