54 Benigne Granulome und Granulomatosen

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54 Benigne Granulome und Granulomatosen
Inhalt
Reaktive Granulome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Mukozele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Schleimspeichelgranulom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Schleimretentionszyste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Ranula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
Superfizielle Mukozelen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
Granuloma teleangiectaticum (Granuloma pyogenicum) . . . . . . . 261
Traumatisches eosinophiles Granulom der Zunge . . . . . . . . . . . . 263
Andere granulomatöse Krankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
Melkersson-Rosenthal-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
Sarkoidose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
Febris uveoparotidea (Heerfordt-Syndrom) . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
Sarkoidartige Fremdkörpergranulome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
Multizentrische Retikulohistiozytose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
mukösen Speicheldrüsen. Es kommt zum Austritt des zuvor
gestauten und eingedickten Speichels in das Gewebe und zu
einer granulomartigen Entzündungsreaktion, die den tumorartigen Aspekt des Schleimspeichelgranuloms hervorruft.
Entsteht nur ein Sekretstau mit Ansammlung von Speichel
bzw. Schleim in Form einer Zyste oder Pseudozyste ohne
oder mit nur geringerer entzündlicher Reaktion, so liegt eine
Schleimretentionszyste, eine Mukozele, vor (s. unten), die
also im Grunde durch die gleichen Vorgänge entsteht. So gibt
es auch Übergänge zwischen beiden.
Schleimspeichelgranulome entwickeln sich in kurzer Zeit,
in Tagen bis Wochen, bis zu ihrer vollen Größe, wobei sie
Linsen- oder Erbsengröße, aber nur selten mehr als einen
Reaktive Granulome
Mukozele
Mukozele, Schleimzyste, ist ein Oberbegriff für Veränderungen, die durch Trauma oder Obstruktion der kleinen
Schleimdrüsen entstehen. Ist Schleim in das umgebende Gewebe gelangt und hat dort eine granulomatöse Entzündung
hervorgerufen, die auch klinisch im Vordergrund steht, so
liegt ein Schleimspeichelgranulom vor. Kommt zu einer
Obstruktion des Drüsenausführungsganges, wodurch sich
eine mit Epithel ausgekleidete Zyste bildet, wird dies als
Schleimretentionszyste bezeichnet. Schleimspeichelgranulome sind viermal so häufig zu beobachten wie Schleimretentionszysten. Eine lokalisatorisch besondere Form des
Schleimspeichelgranuloms oder der Schleimretentionszyste
ist die Ranula.
Abb. 54-1 Schleimspeichelgranulom. Livider halbkugeliger Tumor der
Unterlippe.
Schleimspeichelgranulom
Synonym: Schleimgranulom
■ Ätiologie
Wegen ihrer Häufigkeit besitzen die Schleimspeichelgranulome eine besondere klinische Bedeutung. In aller Regel entstehen sie durch eine Traumatisierung des Ausführungsganges oder des Parenchyms der kleinen serösen oder
Abb. 54-2 Schleimspeichelgranulom der Oberlippe. Flach erhabener,
bläulicher Tumor.
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Benigne Granulome und Granulomatosen
Durchmesser von 1 cm erreichen. Nicht immer ist ein Trauma, vor allem ein Biss auf die Lippen oder Ähnliches, eindeutig erinnerlich. Dementsprechend sind die Schleimspeichelgranulome dort lokalisiert, wo es am häufigsten zu kleinen
Bissverletzungen kommt, nämlich vor allem im Bereich der
Unterlippe (Abb. 54-1), sehr viel seltener der Oberlippe (Abb.
54-2) und der angrenzenden retroangulären Wangenschleimhaut, seltener einmal am Mundboden, an der Zungenunterfläche und am Gaumen, nicht dagegen an der vestibulären
Gingiva oder an den vorderen zwei Dritteln des Zungenrückens. Bei Schleimspeichelgranulomen handelt es sich also
nicht um echte Neubildungen, sondern um entzündliche
Granulome von tumorartigem Aspekt. Sie werden häufig bei
Kindern, Jugendlichen oder jüngeren Erwachsenen beobachtet, kommen aber prinzipiell in jedem Lebensalter vor. Eine
besondere Geschlechtsbevorzugung besteht nicht.
■ Klinische Symptome
Klinisch liegt eine bläuliche, blaurote oder auch schleimhautfarbene bis dunkelrote, manchmal etwas glasige, weiche bis
pralle Schwellung bzw. tumoröse Erhebung vor, die sich entweder kalottenförmig (Abb. 54-3) oder auch mehrkammerig
gebuchtet (Abb. 54-4) über die sonst unveränderte Umgebung erhebt. Einblutungen in das Schleimspeichelgranulom
können zu einem hämatomähnlichen Farbton, also blau bis
bräunlich, führen. Die Oberfläche ist meist glatt und glänzend. Gelegentlich entsteht durch wiederholte Traumatisierung, vor allem durch häufiges Beißen auf diese störende
Schwellung, an ihrer Oberfläche ein Epitheldefekt (Abb. 54-5,
54-6), aus dem sich schleimiger Inhalt entleeren kann; ebenso kann sich darauf aber auch ein Granulationsgewebe mit
speckig durchfeuchtetem Belag bilden, das dann das Substrat
eines pyogenen Granuloms aufweisen kann. Eine spontane
Abb. 54-3 Schleimspeichelgranulom der Unterlippe. Typischer, kalottenförmiger, zystisch-weicher Tumor.
Abb. 54-5 Traumatisiertes Schleimspeichelgranulom der Unterlippe.
Abb. 54-4 Schleimspeichelgranulom der Unterlippe. Mehrkammeriger,
hämorrhagisch-zystischer Tumor.
Abb. 54-6 Schleimspeichelgranulom. Ulzerierter Pseudotumor der Oberlippe.
Reaktive Granulome
Rückbildung eines solchen posttraumatischen Schleimspeichelgranuloms nach einigen Wochen oder Monaten ist möglich. Schleimspeichelgranulome sind nicht schmerzhaft, stören jedoch durch ihre Substanzvermehrung.
■ Histopathologie
Histologisch zeigt sich ein mehr oder minder ausgeprägter
pseudozystischer Hohlraum, in dem sich Schleim oder Speichel nachweisen lässt, mit einem unspezifischen Granulationsgewebe mit zahlreichen Makrophagen im umgebenden
Bindegewebe. Nur selten lässt sich noch eine epitheliale
Wandauskleidung nachweisen.
■ Differenzialdiagnosen
Die rasche Entwicklung eines bläulichen Tumors an der
Schleimhaut in der Nähe des Lippenrots weist stark auf
ein Schleimspeichelgranulom hin. Differenzialdiagnostisch
kommen am ehesten Hämangiome, Neoplasmen der Speicheldrüsen, Fibrome oder Neurofibrome in Betracht.
■ Therapie
Die Behandlung erfolgt durch Exzision des Schleimspeichelgranuloms. Unterbleibt eine chirurgische Therapie, so bilden
sich Schleimspeichelgranulome entweder innerhalb von 4–
8 Wochen vollkommen zurück oder es persistiert eine fibromähnliche Induration. Rezidive nach Exzision des Schleimspeichelgranuloms kommen vor.
Schleimretentionszyste
Synonyma: Schleimzysten, Mukozelen
■ Ätiologie
Schleimretentionszysten sind erworbene, also nicht angeborene Zysten oder zystische Granulome, die gleichfalls von
serösen oder mukösen Speicheldrüsen ihren Ausgang nehmen und eine enge Beziehung zum Schleimspeichelgranulom besitzen. Auch sie kommen infolge Traumatisierung,
Speichelsteinbildung oder einer »Entzündung« zustande. Oft
bildet sich entweder bereits primär bald nach der Traumatisierung, also der traumatischen Stenose des Ausführungsganges, durch Sekretstauung ein zystischer, mit Schleim gefüllter Raum: eine Schleimretentionszyste. Diese kann
rupturieren und sich zu einem Schleimspeichelgranulom
weiterentwickeln. Sie kann jedoch gleichfalls auch als Zyste
persistieren und sich zu einer größeren Zyste mit deutlicher
Zystenwand bzw. Kapsel weiterentwickeln.
Solche größeren Zysten können auch zu einem späteren
Zeitpunkt noch – spontan oder traumatisch – rupturieren,
ein resorptives Granulom auslösen und sich auf diese Weise
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zurückbilden. Oft aber persistieren diese Schleimretentionszysten, Mukozelen, über lange Zeit, stören durch ihre Größe
und müssen entfernt werden. Während sich die üblichen
Schleimspeichelgranulome fast ausschließlich an den Lippen
befinden, gibt es solche Schleimretentionszysten auch in den
hinteren Abschnitten der Mundhöhle, an Gaumen und Zunge, oft übrigens auch bei Menschen im mittleren und höheren Lebensalter.
■ Klinische Symptome
Klinisch äußern sich Schleimretentionszysten als halbkugelige oder walzenförmige, weiche oder pralle, manchmal auch
fluktuierende Tumoren von einem blauen oder blauroten
Farbton, seltener auch von der Farbe der umgebenden
Schleimhaut. Besonders Schleimretentionszysten der hinteren Mundhöhlenregion weisen oft auch einen weißlichen
oder gelblichen Farbton auf, die darüberziehenden, sichtbaren Gefäße sind erweitert, sodass Verwechslungen mit dem
außerordentlich seltenen Lipom der Mundschleimhaut entstehen können. Die Größe einer kleinen Kirsche wird in der
Regel nicht überschritten.
Nicht immer sind es nur Traumen, die Schleimspeichelgranulome und Schleimzysten entstehen lassen, auch Entzündungen, narbige Stenosen und durchaus auch Speichelsteine können die Ursache sein. Manchmal ist für solitäre
Schleimzysten auch keine Ursache erkennbar. Im häufigsten
Falle jedoch, nämlich im Lippen- und vorderen Wangenschleimhautbereich, sind es Bissverletzungen, die zu einer
Zerstörung des Ausführungsganges und den geschilderten
Folgen führen. Vor allem Schleimretentionszysten kommen
aber nicht selten auch in den hinteren Anteilen der Mundhöhle vor, also auch ohne Bissverletzungen.
■ Histopathologie
Histopathologisch findet man bei Schleimretentionszysten
eine ein- oder zweischichtige Epithelauskleidung, bestehend
aus hochprismatischen oder kuboidalen Zellen. Der Zysteninhalt besteht aus Muzin. Gelegentlich zeigt sich ein
Schleimpfropf oder ein Sialolith im angrenzenden Ausführungsgang. Manchmal findet man auch keine Zystenwand,
sondern ähnlich wie beim Schleimspeichelgranulom lediglich eine Abgrenzung durch eine granulomatöse Gewebsreaktion (Schleim mit Makrophagen, Riesenzellen, Mastzellen
und Eosinophilen); die Übergänge zum Schleimspeichelgranulom sind also fließend.
■ Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch können unter Umständen Dermoidzysten, lymphoepitheliale Zysten, Hämangiome oder
Lymphangiome abzugrenzen sein.
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Benigne Granulome und Granulomatosen
■ Therapie
Schleimretentionszysten werden mitsamt ihrer Zystenwand
exzidiert. Bei tief gelegenen Mukozelen am Mundboden
kommt es nicht selten zu Rezidiven, sodass Nachoperationen
erforderlich werden.
nula in Kugel- oder Walzenform einen Durchmesser von bis
zu 3 cm oder sogar mehr, sodass dann auch Sprechen und
Schlucken behindert sein können. Üblicherweise ist die Ranula nur einseitig vorhanden. Ein Speichelstein (Sialolith)
kann die Ursache einer Ranula sein (Abb. 54-11).
Ranula
Eine besondere Form der Schleimretentionszyste oder des
Schleimspeichelgranuloms stellt die Ranula dar (Ranula =
Kehlblase des Frosches). Sie liegt am Mundboden neben dem
Zungenbändchen und entwickelt sich aus den Ausführungsgängen der Glandula sublingualis, der Glandula submandibularis oder aus den kleineren akzessorischen Speicheldrüsen des Mundbodens (Abb. 54-7 bis 54-10). Ihr Durchmesser
beträgt üblicherweise 1–2 cm, doch erreicht gerade die Ra-
Abb. 54-9 Ranula. Retentionszyste am Mundboden.
Abb. 54-7 Ranula. Typische Lokalisation am Mundboden.
Abb. 54-10 Speicheldrüsenretentionszyste infolge Konkrementbildung.
Abb. 54-8 Ranula.
Retentionszyste am
Mundboden.
Abb. 54-11 Zugehöriger Speichelstein.
Reaktive Granulome
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Zwei Formen der Ranula lassen sich unterscheiden: eine
häufige Form, die auf die Mundhöhle beschränkt bleibt, und
eine tiefe Form. Die tiefe Form der Ranula kann am Mundboden eine erhebliche Größe erreichen und tief in den
Mundboden einwachsen, manchmal vom Sublingualraum
um oder durch den M. mylohyoideus in den Submandibularbereich oder sogar in die Halsregion. In seltenen Fällen
kann eine sublinguale Mukozele auch angeboren sein.
■ Histopathologie
Die auf die Mundhöhle beschränkte Ranula hat histologisch
keine epitheliale Auskleidung, ihre Wand besteht aus entzündlich verändertem Bindegewebe analog zu einem sonstigen Schleimspeichelgranulom. Die tiefe Form der Ranula ist
häufig mit einem kuboidalen oder hochprismatischen Epithel ausgekleidet, das dem des Ausführungsganges entspricht.
Histologisch zeigen sich auch Übergänge beider Formen.
Abb. 54-12 Entzündliche Mundbodenschwellung durch chronische Sialadenitis der Glandulae sublinguales.
■ Differenzialdiagnosen
Lymphangiome können an gleicher Lokalisation entstehen.
Ein submandibuläres zystisches Hygrom, also ein großes
Lymphangiom, kann der tiefen Form einer Ranula ähneln
(Osborne et al.). Andere Tumoren unterscheiden sich histologisch. Eine chronische Sialadenitis der Glandulae sublinguales kann zu einer einseitigen, seltener auch beidseitigen
Mundbodenschwellung führen (Abb. 54-12).
■ Therapie
Die chirurgische Entfernung ist die Therapie der Wahl.
Superfizielle Mukozelen
Eine seltene Form der Schleimzysten wird als »superfizielle
Mukozelen« bezeichnet. Es handelt sich um einzelne oder
multiple, 1–4 mm große Bläschen mit klarem Inhalt, die an
der Wangenschleimhaut retromolar oder am weichen Gaumen lokalisiert sind und eine Rezidivneigung besitzen.
Histologisch mündet ein Speicheldrüsenausführungsgang in das Lumen. Die Bestandsdauer als Bläschen ist in aller Regel kurz, meist nicht länger als 1 Tag. Nach Ruptur und
nachfolgender Ausbildung von Erosionen bzw. flachen Ulzera kommt es zur raschen spontanen Abheilung.
Eine Behandlung ist nicht erforderlich.
Granuloma teleangiectaticum
(Granuloma pyogenicum)
■ Ätiologie
Das Granuloma teleangiectaticum ist eine spontan oder auch
posttraumatisch entstandene, meist in Einzahl vorhandene,
Abb. 54-13 Granuloma teleangiectaticum (Granuloma pyogenicum).
Kalottenförmiger, vaskularisierter Tumor mit atrophisch verdünnter Epithelbedeckung.
weiche, rötliche bis blauschwarz imponierende Geschwulstbildung. Es handelt sich nicht um einen autonom wachsenden Tumor, sondern um eine reaktive tumorförmige Proliferation von gefäßreichem Granulationsgewebe, die sich auch
spontan zurückbilden kann. Auslöser ist manchmal ein Trauma, in vielen Fällen aber lässt sich keine Ursache finden. Das
Granuloma teleangiectaticum kann sich in überraschend
kurzer Zeit entwickeln und mit der oft erosiven Oberfläche
und der Blutungsneigung fälschlicherweise den Verdacht auf
einen malignen Tumor erwecken.
Überwiegend wird das Granuloma teleangiectaticum bei
jüngeren Menschen beobachtet, doch kann es in jedem Lebensalter auftreten. Im Mundbereich findet sich ein Granuloma teleangiectaticum häufig an der Lippenhaut oder
-schleimhaut, es kann aber auch überall in der Mundhöhle
auftreten, so vor allem an der Gingiva, und dabei häufiger
bukkal als lingual und eher in vorderen als rückwärtigen Ab-
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Benigne Granulome und Granulomatosen
Abb. 54-14 Granuloma teleangiectaticum. Gestielt der Unterlippe aufsitzender, erosiv-hämorrhagischer Tumor.
Abb. 54-15 Granuloma teleangiectaticum. Schmalbasig aufsitzender,
fibrinös belegter Tumor.
schnitten, viel seltener an Zunge, Wangenschleimhaut sowie
am Gaumen. Das Granuloma teleangiectaticum an der Gingiva wird auch als Epulis granulomatosa bzw. teleangiectatica bezeichnet (s. S. 328).
■ Klinische Symptome
Klinisch imponiert das teleangiektatische Granulom der Haut
entweder als ein flach kalottenförmig erhabener Tumor mit
glasig durchscheinender Oberfläche (Abb. 54-13) oder als gestielt der Unterfläche aufsitzender Tumor, als Granuloma pediculatum, mit erosiv-hämorrhagischer Oberfläche (Abb. 5414). Schon bei geringer Berührung kann es zur »spontanen«
Blutung kommen. Die Oberfläche kann einen gelblichen Krustenbelag aufweisen (Abb. 54-15), ebenso kann sich hier eine
dunkelrote, hämorrhagische Kruste ausbilden (Abb. 54-16).
Häufig findet sich an der Tumorbegrenzung eine sogenannte
Collerette-artige Schuppenkrause. Zur Symptomatik des pyogenen Granuloms der Gingiva s. S. 328.
■ Histopathologie
Histologisch zeigen sich zahlreiche dicht gelagerte kleine Gefäßsprossen entsprechend einem eruptiven Hämangiom,
eingebettet in ein lockeres Stroma mit in wechselndem Maße
einliegenden Entzündungszellen. Das Epithel darüber ist
hochgradig verdünnt oder fehlt häufig. An der Oberfläche
findet sich dann ein dünner Fibrinkrustenbelag.
Die Dauer bis zur Rückbildung, sofern keine operative
Entfernung erfolgt, beträgt durchschnittlich mehrere Monate. Sie erfolgt entweder ad integrum oder es bleibt infolge
einer langsamen Fibrosierung des Tumors schließlich ein
persistierendes Fibrom, an der Gingiva eine Epulis fibromatosa, zurück.
Abb. 54-16 Granuloma teleangiectaticum. Breitbasiger, hämorrhagisch
verkrusteter Tumor mit angedeuteter Collerette-artiger Schuppung.
■ Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch kommen in erster Linie andere Angiome, aber auch hämorrhagisch imbibierte Fibroepitheliome, Mollusca contagiosa und gelegentlich auch maligne
Melanome in Betracht. In den meisten Fällen entspricht der
sogenannte Schwangerschaftstumor (Epulis gravidarum)
einem teleangiektatischen Granulom (s. S. 17).
■ Therapie
Die Therapie besteht in der Exzision, auch um histologisch
die Diagnose bestätigen zu lassen. Selten können Rezidive
nach der Exzision vorkommen.
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