Baumwolle Hohe Bestände und trotzdem leichte Unsicherheit

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Baumwolle
Hohe Bestände und trotzdem leichte Unsicherheit
(11. 04. 2012)
Der letztjährige Preisrekord für Rohbaumwolle fiel auf den Zeitpunkt zu dem sich die
Farmer der anbauenden Länder der nördliche Hemisphäre entscheiden sollten, mit
welcher Saat sie ihre Felder für die nächste Ernte bepflanzen sollten. Aufgrund der
hohen Preise versprach Baumwolle die attraktivsten Erträge, worauf hin sich die
Anbauflächen für Baumwolle stark ausweiteten.
Der letztjährige Preisrekord für Rohbaumwolle fiel auf den
Zeitpunkt zu dem sich die Farmer der anbauenden Länder
der nördliche Hemisphäre entscheiden sollten, mit welcher
Saat sie ihre Felder für die nächste Ernte bepflanzen
sollten. Aufgrund der hohen Preise versprach Baumwolle
die attraktivsten Erträge, worauf hin sich die Anbauflächen
für Baumwolle stark ausweiteten.
So übertreffen die Ernteschätzungen der jetzigen Saison
2011/12 die alte Rekordmarke aus dem Jahr 2006/07 und
liegen bei etwa 26,8 Mio. Tonnen (+ 8% zur Vorsaison).
Zu den hohen Faserpreisen kam jedoch noch der Umstand hinzu, dass sich in Textilien
produzierenden Ländern zusätzlich die Kosten für Löhne, Energie und Finanzierung deutlich
erhöhten, so dass sich fertige Retailware stark verteuerte und letztendlich auf
Konsumentenresistenz stieß. Ein Versuch von Produzenten diese Resistenz zu umgehen war
der Wechsel zu Substituten, vor allem vor dem Hintergrund der hohen Preisvolatilität der
Baumwolle. Hier scheint ein signifikanter Marktanteil der Baumwolle am Fasermarkt
verloren gegangen zu sein, denn die neusten Schätzungen gehen von einem Rückgang der
Baumwollfaserverarbeitung insgesamt in dieser Saison von ca. 2% im Vergleich zum Vorjahr
aus.
Der durch die oben aufgeführten Schätzungen und Prognosen dargestellte Angebotsüberhang
führte zu einem 10 Monate andauerndem Preisverfall der Baumwolle, welcher erst im Januar
2012 gedrosselt werden konnte. Gründe hierfür waren zum einen ein temporärer Anstieg der
Nachfrage, so dass die so vollen Baumwollgarnbestände der Spinnereien abgebaut werden
konnten und nun die Produktionskapazitäten sehr gut ausgeschöpft sind. Zum anderen nutze
China die sinkenden Preise und füllte die in den Jahren davor geschröpften staatlichen
Reserven an Baumwolle. Dies ist auch der dort praktizierten Stützpreispolitik geschuldet, die
den Farmern einen gewissen Mindestpreis garantiert zudem der Staat Teile der Erntemengen
aufkauft. China wird wahrscheinlich diese Saison seine Bestände um über 50% auf 3,9 Mio.
Tonnen auffüllen, von denen bisher schon ca. 3,1 Mio. Tonnen eingekauft wurden (zwei
drittel aus dem Inland, Rest hauptsächlich aus Indien).
Weltweit geht man am Ende dieser Saison von einem Lagerbestand im Verhältnis zum
Verbrauch von ca. 55,4% aus, der höchste Wert seit der Saison 2004/05 und 14% höher als
letztes Jahr. Während momentan vor dem Hintergrund dieser Zahl die Baumwolle
durchschnittlich mit 92 US-Cent/lb gehandelt wird, konnte 2004/05 jedoch lediglich ein
Durchschnittspreis von 52 US-Cent/lb. Erreicht werden. Es liegt also eine Veränderung dieses
Verhältnisses „Stock-to-Use Ratio“ zum Baumwollpreis vor. Ein möglicher Grund mag sein,
dass die Preise der Konkurrenzsaaten (wie Mais, Weizen, Soja etc.) in den letzten Jahren
ebenso stark angestiegen sind und sich oben halten. Auch die Stützpreispolitik für Baumwolle
in China orientiert sich am durchschnittlichen Preis der Konkurrenzsaaten.
Die oben erwähnte kurzfristige Nachfrageerhöhung seit Januar zeigte sich auch deutlich in
den Garnpreisen. Viele indische Spinnereien z.B. waren und sind für die nächsten 2 Monate
ausgebucht. Vor allem die lokale Nachfrage vor Ort ist rege. Hinzukommt, dass die
Produktionskosten deutlich gestiegen sind und die Indische Rupie im Vergleich zum USDoller ca. 5-6% stärker geworden ist, was zu erhöhten Verkaufspreisen auf Doller-Basis führt.
Die Euro-Krise oder deren Lösung und das davon abhängige Weltwirtschaftswachstum
werden die zukünftige Nachfrage in diesem Sektor bestimmen, erste Schätzungen für die
USA gehen von einem Rückgang der Anbauflächen zwischen 7 und 10% für die Saison
2012/13 aus.
Seit 05. März 2012 sind in Indien mit sofortiger Wirkungen alle Rohbaumwoll-Exporte aus
Indien gestoppt. Indien ist das größte Exportland von Rohbaumwolle und hat einen großen
Teil seiner Ernte bereits an China verkauft. Mit dieser Restriktion soll nun also die
Baumwolle für heimische Produzenten gehalten werden. Welche Auswirkungen dies auf die
Baumwoll- und Garnpreise haben wird ist noch ungewiss. Für zwei Tage spürte man an den
Handelsplätzen leichte Aufregung, jedoch geht man für die laufende Saison bei hohen
Beständen und weltweit schwacher Nachfrage vorerst von einem fallenden Preisniveau aus.
Die draus resultierende Reduzierung der Anbauflächen wird wohl langfristig jedoch eher
wieder zu steigende Preise führen.
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