18 PORTRÄT campos-Serie Gehölzporträt 11/2011 Euonymus fortunei Genügsam, zweckmäßig und farbenfroh Goldener kann dieser Herbst kaum werden. Blätter, Früchte (und die Gesichter der Menschen) strahlen um die Wette – hoffentlich noch ein Weilchen. Passender (Jahres-)Zeitgenosse ist Euonymus fortunei, die Kriechspindel. Sie kommt in einigen Variationen daher und lässt sich vielseitig einsetzen, allerdings nicht an Spielplätzen. Herkunft & Name: Goldener kann dieser Herbst kaum werden. Blätter, Früchte (und die Gesichter der Menschen) strahlen um die Wette – hoffentlich noch ein Weilchen. Passender (Jahres-)Zeitgenosse mit leuchtend rot-orangefarbenen Früchten ist Euonymus fortunei ‘Vegetus’ aus der Familie der Celastraceae (Spindelbaumgewächse). Die aufgrund einzelner lang wachsender Triebe auch Kriechspindel, Kletterspindel oder Spindelstrauch genannten Pflanzen bieten eine große Auswahl an Sorten, zum Beispiel E. f. ‘Vegetus’ und ‘Carrierei’ – reicher Fruchtbehang in Rot-Orange E. f. ‘Reticulatus’ – Blattnervatur auffallend weiß E. f. ‘Emerald Gaiety’ – weiß gerandete Form, Herbstfärbung rosarot E. f. ‘Coloratus’ – Herbstfärbung purpur E. f. ‘Radicans’ und ‘Vegetus’ – mit Haftwurzeln kletternd. In die Gattung Euonymus gehören auch laubabwerfende Straucharten wie E. alatus (Korkflügelstrauch) und E. europaeus (Gemeines Pfaffenhütchen). Insgesamt verteilen sich auf dem Erdball etwa 170 Arten, vor allem in Europa, Asien und Amerika. Euonymus stammt aus dem griechischen, eu = gut und onoma = Name, was so viel bedeutet wie „von gutem Ruf“. Oben: Euonymus fortunei ‘Emerald Gaiety’ Mitte: Früchte („Pfaffenhütchen“) von Euonymus fortunei ‘Vegetus’ Unten: Gut als Bodendecker – Euonymus fortunei ‘Radicans’ Bilder: Lugert, Spellerberg, Heißel, Fotolia.com/Jan Will Merkmale: Die in allen Teilen giftigen Spindelsträucher sind immergrüne Zwerg- und Kleinsträucher, die im Herbst eine Blattfärbung von hellrot über purpur bis braunrot und/oder einen kleinen, aber reichen Fruchtbehang annehmen. Ihr Habitus ist von buschiger Grundform. Mit ihren gebogenen, niederliegenden und kriechenden Trieben wachsen sie flächendeckend. Bei manchen Sorten bilden die Bodentriebe Wurzeln. Mit Haftwurzeln dagegen schaffen es einige zu klettern, wobei dies teilweise ein Anlehnen (ähnlich dem Selbstklimmen) ist. Dafür eignen sich die letztge- nannten Sorten E. f. ‘Radicans’ und ‘Vegetus’. Kriechspindeln sind Herzwurzler mit dicht verzweigtem und weitreichendem Wurzelsystem. An den teils grünen bis bräunlichen Trieben sitzen eiförmige, elliptische oder rundliche, bis 5 cm lange, fein gesägte oder gekerbte Blättchen, die gegenständig angeordnet sind. Die Blattfarbe ist sehr variabel – von einfachem Grün, leder- oder olivenartig, über panaschiert in Weiß-Grün, Gelb-Grün oder mit rosagerandetem Austrieb reicht das Spektrum. Manche Sorten blühen, andere kaum bis gar nicht. Wegen des reichen Fruchtschmucks sind jetzt durchaus entdeckenswert: E. f. ‘Vegetus’ und ‘Carrierei’. Die achselständige Frucht besteht aus einer fächrigen, gerippten oder geflügelten Kapsel. Dabei sind die Samen von einem auffälligen, orange- bis rotfarbenen Samenmantel, dem Arillus, umgeben. Verwendung: Die Spindelsträucher sind recht genügsam, einige sogar industriefest. Von Bedeutung sind ausreichend Bodenfeuchte und Humusauflage. Ansonsten begnügen sie sich mit einem vollsonnigen oder halbschattigen Standort. Sie sollen fast ebenso frosthart wie Efeu (campos 11/2010) sein. Die Zwergsträucher eignen sich vorrangig als niedrige Bodendecker und Flächenbegrüner auf Arealen in absonniger bis vollschattiger Lage. Denkbar ist auch die Verwendung als Grabbepflanzung. Panaschierte Sorten sollten möglichst nicht im Vollschatten gepflanzt werden, damit ihre Färbung intensiv bleibt. (Unschöne) Mauern und Wände angrenzender Nachbargebäude sind praktisch verdeckbar, Kübelpflanzung einen Versuch wert. Rückschnitt erwidert der Strauch mit guter Verzweigung. Besonderheiten Erwähnenswert ist die Vielfalt in der züchterischen Arbeit hinsichtlich der Blattfärbung. Der Fruchtschmuck ähnelt, wie bei den meisten Spindelsträuchern, in der Form der Kappe kirchlicher Würdenträger. Deshalb werden sie auch Pfaffenhütchen genannt. Die Pflanze lässt sich auch leicht durch Stecklinge vermehren. Eine Pflanzung von Kriechspindeln kann man in Potsdam-Bornim am Haus von Karl Foerster, dem berühmten Staudenzüchter und Vordenker naturnaher Gartenanlagen, besichtigen. Die Pflanzen sind stark giftig, demzufolge nicht in Kindergärten, Schulen oder Spielplätzen anzupflanzen. Die Autorin Iris Lugert ist Obstgärtnerin und GaLaBauTechnikerin. Sie bildete sich weiter zur Kulturlandschaftsführerin und war zuletzt als Fachberaterin für NaturErlebnisRäume des Naturgarten e. V. tätig. Sie lebt mit ihrem Sohn in Thüringen.