Genügsam, zweckmäßig und farbenfroh

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PORTRÄT
campos-Serie
Gehölzporträt
11/2011
Euonymus fortunei
Genügsam, zweckmäßig und farbenfroh
Goldener kann dieser Herbst kaum werden. Blätter, Früchte (und die Gesichter der Menschen)
strahlen um die Wette – hoffentlich noch ein Weilchen. Passender (Jahres-)Zeitgenosse ist
Euonymus fortunei, die Kriechspindel. Sie kommt in einigen Variationen daher und lässt sich
vielseitig einsetzen, allerdings nicht an Spielplätzen.
Herkunft & Name: Goldener kann
dieser Herbst kaum werden. Blätter,
Früchte (und die Gesichter der Menschen) strahlen um die Wette – hoffentlich noch ein Weilchen. Passender (Jahres-)Zeitgenosse mit leuchtend rot-orangefarbenen Früchten
ist Euonymus fortunei ‘Vegetus’ aus
der Familie der Celastraceae (Spindelbaumgewächse). Die aufgrund
einzelner lang wachsender Triebe
auch Kriechspindel, Kletterspindel
oder Spindelstrauch genannten
Pflanzen bieten eine große Auswahl
an Sorten, zum Beispiel
š E. f. ‘Vegetus’ und ‘Carrierei’ –
reicher Fruchtbehang in Rot-Orange
š E. f. ‘Reticulatus’ – Blattnervatur
auffallend weiß
š E. f. ‘Emerald Gaiety’ – weiß gerandete Form, Herbstfärbung rosarot
š E. f. ‘Coloratus’ – Herbstfärbung
purpur
š E. f. ‘Radicans’ und ‘Vegetus’ –
mit Haftwurzeln kletternd.
In die Gattung Euonymus gehören auch laubabwerfende Straucharten wie E. alatus (Korkflügelstrauch)
und E. europaeus (Gemeines Pfaffenhütchen). Insgesamt verteilen
sich auf dem Erdball etwa 170 Arten,
vor allem in Europa, Asien und
Amerika. Euonymus stammt aus
dem griechischen, eu = gut und
onoma = Name, was so viel bedeutet
wie „von gutem Ruf“.
Oben: Euonymus fortunei
‘Emerald Gaiety’
Mitte: Früchte („Pfaffenhütchen“)
von Euonymus fortunei ‘Vegetus’
Unten: Gut als Bodendecker –
Euonymus fortunei ‘Radicans’
Bilder: Lugert, Spellerberg, Heißel,
Fotolia.com/Jan Will
Merkmale: Die in allen Teilen giftigen Spindelsträucher sind immergrüne Zwerg- und Kleinsträucher,
die im Herbst eine Blattfärbung von
hellrot über purpur bis braunrot
und/oder einen kleinen, aber reichen Fruchtbehang annehmen. Ihr
Habitus ist von buschiger Grundform. Mit ihren gebogenen, niederliegenden und kriechenden Trieben
wachsen sie flächendeckend. Bei
manchen Sorten bilden die Bodentriebe Wurzeln. Mit Haftwurzeln
dagegen schaffen es einige zu klettern, wobei dies teilweise ein Anlehnen (ähnlich dem Selbstklimmen)
ist. Dafür eignen sich die letztge-
nannten Sorten E. f. ‘Radicans’ und
‘Vegetus’. Kriechspindeln sind Herzwurzler mit dicht verzweigtem und
weitreichendem Wurzelsystem.
An den teils grünen bis bräunlichen Trieben sitzen eiförmige, elliptische oder rundliche, bis 5 cm lange, fein gesägte oder gekerbte Blättchen, die gegenständig angeordnet
sind. Die Blattfarbe ist sehr variabel
– von einfachem Grün, leder- oder
olivenartig, über panaschiert in
Weiß-Grün, Gelb-Grün oder mit
rosagerandetem Austrieb reicht das
Spektrum. Manche Sorten blühen,
andere kaum bis gar nicht.
Wegen des reichen Fruchtschmucks sind jetzt durchaus entdeckenswert: E. f. ‘Vegetus’ und ‘Carrierei’. Die achselständige Frucht
besteht aus einer fächrigen, gerippten oder geflügelten Kapsel. Dabei
sind die Samen von einem auffälligen, orange- bis rotfarbenen Samenmantel, dem Arillus, umgeben.
Verwendung: Die Spindelsträucher
sind recht genügsam, einige sogar
industriefest. Von Bedeutung sind
ausreichend Bodenfeuchte und Humusauflage. Ansonsten begnügen
sie sich mit einem vollsonnigen oder
halbschattigen Standort. Sie sollen
fast ebenso frosthart wie Efeu (campos 11/2010) sein. Die Zwergsträucher eignen sich vorrangig als niedrige Bodendecker und Flächenbegrüner auf Arealen in absonniger bis
vollschattiger Lage. Denkbar ist
auch die Verwendung als Grabbepflanzung. Panaschierte Sorten sollten möglichst nicht im Vollschatten
gepflanzt werden, damit ihre Färbung intensiv bleibt. (Unschöne)
Mauern und Wände angrenzender
Nachbargebäude sind praktisch verdeckbar, Kübelpflanzung einen Versuch wert. Rückschnitt erwidert der
Strauch mit guter Verzweigung.
Besonderheiten
Erwähnenswert ist die Vielfalt
in der züchterischen Arbeit
hinsichtlich der Blattfärbung.
Der Fruchtschmuck ähnelt,
wie bei den meisten Spindelsträuchern, in der Form der
Kappe kirchlicher Würdenträger. Deshalb werden sie auch
Pfaffenhütchen genannt. Die
Pflanze lässt sich auch leicht
durch Stecklinge vermehren.
Eine Pflanzung von Kriechspindeln kann man in Potsdam-Bornim am Haus von
Karl Foerster, dem berühmten
Staudenzüchter und Vordenker naturnaher Gartenanlagen, besichtigen.
Die Pflanzen sind stark giftig,
demzufolge nicht in Kindergärten, Schulen oder Spielplätzen anzupflanzen.
Die Autorin
Iris
Lugert
ist Obstgärtnerin und GaLaBauTechnikerin. Sie bildete sich weiter zur Kulturlandschaftsführerin
und war zuletzt als Fachberaterin
für NaturErlebnisRäume des
Naturgarten e. V. tätig. Sie lebt
mit ihrem Sohn in Thüringen.
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