Universität Augsburg Fakultät für Angewandte Informatik Institut für Geographie Atmosphärenentstehung und Klimaentwicklung der Planeten und ihrer Monde im Sonnensystem Hauptseminar Klimavariabilität (Wintersemester 12/13) Leitung: Dr. Andreas Philipp Heinle, Matthias Josef Benedikt Matrikelnummer: 1155029 Lehramt vertieft, fünftes Semester Fächerverbindung: Geographie, Physik und Förderung von Kindern mit besonderem Förderbedarf eMail-Adresse: [email protected] Abgabetermin: 04.12.2012 Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. IV Tabellenverzeichnis ....................................................................................................... V 1 Die Suche nach Leben ............................................................................................. 1 2 Entstehung von Sonnen und Planeten...................................................................... 2 3 2.1 Entstehung unseres Sonnensystems ............................................................... 2 2.2 Entstehung der Sonne ..................................................................................... 5 2.3 Entstehung der Planeten.................................................................................. 8 2.3.1 Vergleich der Inneren mit den äußeren Planeten .......................................... 9 2.3.2 Die Gasriesen ............................................................................................ 10 2.3.3 Die Eisriesen.............................................................................................. 11 2.3.4 Die inneren Planeten im Vergleich ............................................................. 11 Atmosphären ......................................................................................................... 13 3.1 Druck ............................................................................................................. 14 3.2 Thermische Struktur....................................................................................... 14 3.3 Bildung von Atmosphären .............................................................................. 17 3.3.1 Bildung primärer Atmosphären ................................................................... 17 3.3.2 Bildung sekundärer Atmosphären .............................................................. 18 3.3.3 Akkrektions-Hypothese und Vulkanismus ................................................... 20 3.4 4 Einfluss der Sonne ......................................................................................... 21 Zusammensetzung der Atmosphären ..................................................................... 22 4.1 Die Merkuratmosphäre .................................................................................. 22 4.2 Die Venusatmosphäre ................................................................................... 23 4.3 Die Erdatmosphäre ........................................................................................ 24 4.4 Die Marsatmosphäre...................................................................................... 25 4.5 Atmosphärenvergleich der Inneren Planeten .................................................. 26 4.6 Die Jupiteratmosphäre ................................................................................... 27 4.7 Die Saturnatmosphäre ................................................................................... 28 4.8 Die Uranusatmosphäre .................................................................................. 28 4.9 Die Neptunatmosphäre .................................................................................. 29 II 5 6 4.10 Die Titanatmosphäre...................................................................................... 29 4.11 Die vermutete Tritonatmosphäre .................................................................... 30 4.12 Atmosphärenvergleich der äußeren Planeten................................................. 30 Klimatische Entwicklungen ..................................................................................... 31 5.1 Das Klima der Venus ..................................................................................... 31 5.2 Das Klima der Erde........................................................................................ 32 5.3 Das Klima des Mars ....................................................................................... 33 5.4 Vergleich: Venus – Erde – Mars ..................................................................... 34 Fazit....................................................................................................................... 34 Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 37 III Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Spiralnebel NGC 4736 ................................................................................ 3 Abbildung 2: Nebular-Hypothese ..................................................................................... 5 Abbildung 3: Vom Urnebel zur Sonne .............................................................................. 7 Abbildung 4: Temperaturbedingte Raumbereiche .......................................................... 10 Abbildung 5: Spektra der einfallenden und reflektierten Strahlung ................................. 16 Abbildung 6: Vertikale Temperaturverteilungen ............................................................. 17 Abbildung 7: Temperaturverlauf in der Venusatmosphäre.............................................. 32 Abbildung 8: Schwankungen der Marsbahn ................................................................... 34 Abbildung 9: Habitable Zone ......................................................................................... 36 IV Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Relative Proportionen ..................................................................................... 8 Tabelle 2: Die inneren Planeten im Überblick ................................................................ 12 Tabelle 3: Mengenmäßige Verteilung von Atmosphärenbestandteilen ........................... 24 Tabelle 4: Bestandteile der irdischen Troposphäre ........................................................ 25 Tabelle 5: Eigenschaften der Atmosphäre ..................................................................... 27 V 1 Die Suche nach Leben Genauso alt wie die Menschheit ist sicherlich die Frage, ob wir alleine sind oder es noch anderes intelligentes Leben irgendwo dort draußen gibt. Frühe Kulturen nahmen vielfach die Existenz von Göttern und ähnlich übernatürlichen Wesen jenseits der Himmelsscheibe an. Geschuldet war dies mitunter auch ihrem mangelnden Wissen über den Aufbau des Sonnensystems und der geltenden Himmelsmechanik. Zwar konnten die meisten Hochkulturen der Antike bereits anhand von Regelmäßigkeiten im Verlauf der Gestirne und Sterne, Jahreszeiten und Himmelsrichtungen erkennen, sowie die Bahnen einzelner Planeten isolieren, doch fehlte ihnen nach wie vor das Verständnis, ihre Beobachtungen richtig zu deuten. Bemerkenswert ist dabei, dass sowohl Griechen, als auch Römer selbst weit entfernte Planeten, wie Saturn, mit einfachsten Hilfsmitteln und dem bloßen Auge ausmachen konnten. Während im Laufe der Zeit, bedingt durch immer neue technische Methoden, Entdeckungen und Erkenntnisse, langsam das geozentrische Weltbild dem Heliozentrischen wich, verschwand auch zunehmend der Glaube an göttliche und göttergleiche Wesen außerhalb unseres beschränkten Horizonts. Heute werden diese Gedanken nur noch von Verschwörungstheoretikern, Science-Fiction Autoren und Hollywood, wie im 2011 erschienen Film „Thor“, aufrecht gehalten. Die Masse der Menschen ist zwar sicherlich davon überzeugt, dass es bei den vielen Milliarden Sternen und den auch dementsprechend vermuteten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems noch weiteres Leben, möglicherweise sogar intelligentes Lebens wie wir es meinen zu kennen, gibt, doch konnte auch die Wissenschaft bisher keine fundierten Ergebnisse hierfür liefern. Noch immer sind wir, trotz enormer technischer Verbesserungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse seit dem Beginn der Raumfahrt und der damit verbundenen intensiven Untersuchung des Weltraums, weit davon entfernt eine abschließende Antwort auf die eingangs erwähnte Frage, ob wir alleine sind, zu finden. Helfen würde uns dabei, wenn wir in unserem Sinne, „bewohnbare“ Planeten finden könnten. Doch wie lassen sich diese von anderen unterscheiden und welche Faktoren müssen bei ihrer Entstehung bzw. der Bildung ihrer Atmosphäre bestanden haben. Indem wir also die Entstehung der Planeten und Monde in unserem Sonnensystem, sowie ihrer Atmosphäre und ihrer klimatischen Entwicklung versuchen besser zu verstehen, können wir hieraus eventuell auch nützliche Rückschlüsse über die (Lebens-) Bedingungen auf anderen Planeten erhalten. 1 2 Entstehung von Sonnen und Planeten Ein Grundproblem bei dem Versuch die Ursprünge und Entwicklung unseres Sonnensystems zu erklären ist die Entstehung von Sonnen und Planten an sich zu begreifen und in allgemeingültigen Theorien zu fassen. Zwar werden immer neue Theorien entwickelt und bereits bestehende weiter entwickelt, doch konnte sich bislang keiner dieser Ansätze sich komplett durchsetzen. Auch zwingen ständig neu hinzukommende Beobachtungen und Messungen die bisherigen Erkenntnisse zu verwerfen oder zu modifizieren. Besonders gewichtig sind hierbei zwei Schwierigkeiten. Erstens, wir können nur ein Sonnensystem wirklich beobachten und untersuchen, weshalb wir nicht mit absoluter Sicherheit sagen können, ob es nur „eine“ mögliche Weise gibt, wie es entstanden sein kann. Um dies zu belegen würden wir weitere, ähnliche Sonnensysteme benötigen. Die zweite Schwierigkeit ist, dass wir schlicht nur das vermeintliche Endprodukt der Entstehung beobachten können und daraus uns beides, die Entwicklung und den Urzustand, erschließen müssen (Taylor 1992). Somit muss ein großer Umfang an beobachteten Daten von einer zufrieden stellenden Theorie erklärt werden und gleichzeitig muss die Theorie gegenüber den Prinzipien der Dynamik und der modernen Physik valide sein (Whipple 1981). 2.1 Entstehung unseres Sonnensystems Eine der am weitest verbreiteten und am stärksten favorisierten Theorien ist die des Sonnennebels. Hierbei wird vermutet, dass unserem Sonnensystem eine Wolke aus Gasen aller Art zu Grunde lag, welche sich aufgrund von Rotationsprozessen und gravitativen Phänomenen abflachte und zu Klumpen formte – unsere Sonne und Planeten. Als Anschauungsobjekt für diese Theorie kann der auf der Seite 3 abgebildete Spiralnebel NGC 4736 dienen, welcher in Whipples Werk, Obriting the Sun, zu finden ist. Ähnlich wie der abgebildete Nebel könnte auch unser Sonnensystem vor Urzeiten ausgesehen habe. Ein dichtes und bereits aus sich selbst strahlendes Zentrum, wobei die Strahlung sowohl eine Folge der durch Gravitation frei werdenden Energie sein könnte, als sich auch auf einen Protostern zurückführen ließe. Des Weiteren sind noch durch die Drehung des Gesamtsystems verformte Ausläufer zu erkennen, welche vom Zentrum ausgehend dünner werden uns sich spiralförmig um dieses winden und so dem System seine Bezeichnung zuweisen. Diese Ausläufer selbst werden dabei Seitenarme genannt. Nicht nur innerhalb des gesamten System ist ein Dichteungleichgewicht, welches im Zentrum sein Maximum hat und zum Rand hin abnimmt, erkennbar, sondern auch innerhalb der Seitenarme sind Gebiete vermeintlich größerer Dichte und Gebiete mit vermeintlich geringerer Dichte auszumachen. 2 Abbildung 1: Der Spiralnebel NGC 4736 (Whipple 1981) Begründet liegt dieser Schluss auf eine gemeinsame, parallele Entstehung von Sonne und Planeten, wie F. L. Whipple in seinem Werk aufführt, in folgenden Punkten. Zwar konnte das Alter der Sonne, der anderen Planeten und der Asteroiden bisher nicht ebenso akkurat bestimmt werden, wie jenes der Erde und des Mondes, doch lassen die bisherigen Messergebnisse vermuten, dass zumindest die Sonnensatelliten ungefähr gleich alt sind. Zudem bewegen sich letztere fast alle in der gleichen Richtung um die Sonne. Ähnliche Bewegungsabläufe lassen sich auch bei den Trabanten um die jeweiligen Himmelskörper beobachten. Hinzu kommt, dass sechs der neun Planeten das 3 gleiche Phänomen bei der Rotation um die eigene Achse aufweisen, wie auch die Sonne. Dies zumindest lässt einen gemeinsamen, initialen Rotationsursprung vermuten. Als großer Kritikpunkt kann hierbei jedoch angesehen werden, dass diese Theorie keine Erklärung für das offensichtliche Drehmoment des Sonnesystems im Verhältnis zwischen Sonne und den großen Planeten liefert (Whipple 1981). Dies war auch der Grund warum man zwischenzeitlich auch andere Theorien mit Nachdruck verfolgte. Trotz dieser Unklarheit ist man in jüngster Zeit wieder zu der bislang am längsten aufrecht erhaltenen Theorie zurückgekehrt, welche ursprünglich von Pierre Simon Laplace (1749 – 1827) präsentiert wurde und welche Ähnlichkeiten zu den Gedanken von Immanuel Kant (1724 - 1804) aufweist. Der Nebelhypothese wird also ein rotierender und sich dadurch abflachender Nebel diffusen Materials zu Grunde gelegt, welcher sich langsam abkühlte und dabei verband. In der Folge der Bewegung formten sich einzelne Ringe von Materie heraus, welche dann zu den Planeten unseres Sonnensystems kondensierten (Whipple 1981). P. R. Laplace und I. Kant wiederum verdanken ihre Erkenntnisse René Descartes (1596 – 1650) Gedanken, welcher als Erster aufzeigte, dass das Sonnensystem anhand einfacher Regeln erklärt werden kann, auch wenn Sir Issac Newton weite Teile seiner Theorie widerlegen konnte (Taylor 1992). Zusammengefasst kann man also sagen, dass Laplace zu allererst einen Nebel aus Gas, Eis und Staub annahm, welcher sich aufgrund von Rotation und Gravitation abflachte. Aus diesem scheibenförmigen Gebilde, ähnlich dem an der ersten Stelle der nachfolgenden Graphik, bildeten sich dann schrittweise, ebenfalls der Graphik entnehmbar, Bereiche mit Materieballungen und Bereiche ohne Materie heraus. Die Bereiche mit Materie verdichteten sich dabei immer weiter, so dass der materiefreie Raum zwischen ihnen immer größer wurde. Im Lauf der Zeit ließen sich dann, wie auch in Abbildung 3 der Graphik, erste Planetenbahnen und die Vorstufe der Protosonne ausmachen. Dieser fortlaufende Prozess verfeinerte das Erscheinungsbild des Sonnensystems, wie in auch den Abbildungen 4 und 5 der Graphik, immer mehr, bis sich schlussendlich die heute anzutreffende Situation einstellte – Abbildung 6. Auf dieser sind dabei die Umlaufbahnen der vier inneren Planeten, sowie der beiden Gasriesen und auch jene der beiden Eisriesen, sowie die Sonne im Zentrum, verzeichnet. 4 Abbildung 2: Die Nebular Hypothese von Laplace (Whipple 1981) 2.2 Entstehung der Sonne Anstatt die Entstehung der Sonne im Einzelnen zu betrachten, soll der Entstehungsprozess von Sonnen im Allgemeinen geklärt werden. Obwohl dazu bereits durch die vorgestellte Sonnennebeltheorie ein Erklärungsansatz geliefert wurde, bereitet die Formation der Sonne der Astrophysik noch immer einige Probleme. Unter die ungeklärten Fragen der Sternengeburt fällt auch die Frage nach deren Größe. Das obere Limit scheint relativ unbekannt zu sein, da mitunter auch überschwere Sterne zu beobachten sind, welche mehr ganze Sternenhaufen zu sein scheinen, als einzelne Sterne. Welche Faktoren beschränken also das Wachstum der Sterne mal abgesehen von dem anstoßenden Stück, welches aus dem Nebel heraus brach und sich verklumpte? Große, massereiche Sterne scheinen speziell in großen Materiewolken in den Spiralarmen der Galaxien vorzukommen. Diese Wolken sind wärmer (>20K) als die Materiewolken (<10K), in welchen Sternen mit der Masse unserer Sonne entstehen. Die meisten Sterne haben jedoch zwischen 10% und 200% der Sonnenmasse, was zumindest auf fundamental ähnliche Entstehungsprozesse hinzudeuten scheint (Taylor 1992). Die Aussagen von S. R. Taylor werden weitestgehend von G. Briggs und F. Taylor unterstützt, welche zudem vermerken, dass sich Sterne zumeist zu mehreren bilden, wenn nur ein Gebiet mit genügend verdichteter Materie entstanden ist, so dass die Anziehungskraft zwischen den Partikeln größer wird als der innere Druck des Gases. Als Ursache weisen sie spontane Reaktionen oder auch Fremdeinflüsse, wie etwa den Ausbruch einer Supernova aus. Die Folge dessen ist, dass die Materie zusammenstürzt und sich Fragmente bilden, die Vorstufen von Einzel- oder auch Mehrfachsystemen (Briggs, Taylor 1984). 5 Die Folge dessen wären also mehr oder weniger dicht beieinander liegende Sternennebel. Die beiden gehen mit ihrer Theorie jedoch noch weiter und geben an, dass der Prozess des Sich-Verdichtens zu Turbulenzen führt, welche wiederum verantwortlich sind für den Drehimpuls jeden einzelnen Systems. Die Folgen davon wiederum sind, dass diese Systeme in Rotation versetzt werden und sich die bereits eingangs behandelten Sonnennebelscheibe herausbilden, in deren Kern sich wiederum aufgrund der hohen Verdichtung und der durch Reibung entstehenden Hitze eine Protosonne herausbildet (Briggs, Taylor 1984). Aufgrund der Massenträgheit schwerer Teilchen werden speziell leichtere Gase in das Zentrum dieses Sternennebels gesogen, während sie im direkten Umfeld des Sternes abnehmen. Die Entstehung dieser neuen Sterne findet also in einer späten Phase der Fragmentierung statt und ist auf Galaxienhaufen, Galaxien und Sternenhaufen anwendbar. Als Konsequenz des späteren Kollapses dieses Ursternes bildet sich im besonderen Maße Hitze durch die frei werdende Gravitationsenergie, bis schließlich ein Übergangsstadium erreicht wird, in welchem der Stern auch noch eine weitere Energiequelle zu nutzen beginnt, die der Kernfusion. Daher strahlen Sterne in ihrer Anfangsphase auch um ein vielfaches heller als ältere Sterne mit der gleichen Masse. Dieser Prozess hält nur einige Millionen Jahre an, bevor dann der Stern einen ausgeglichenen Zustand erreicht hat. Von da an strahlt er nur noch soviel Energie ab, wie in seinem Kern durch nukleare Prozesse entsteht (Lewis 1995). Der Ablauf dieses Entstehungsprozesses soll durch die nachfolgende Graphik nochmals verdeutlicht werden. Hierbei sind im Anfangsstadium (a) einzelne kleine Materiewolken auszumachen, welche sich schließlich zu einer Großen formen. Durch Anziehungskräfte – verdeutlicht an den dicken Pfeilen – und den Drehimpuls, formt sich daraus schließlich in Abbildung (b) ein sich abflachender Sonnennebel mit einer Protosonne im Zentrum, welche aufgrund der Gravitationsenergie zu strahlen beginnt (kleine, schwarze Striche). In Abbildung (c) haben dieser Sonnennebel und die damit verbundene Protosonne ihren Übergangszustand erreicht. Die einsetzende Kernfusion und die bereits beschriebene Gravitationsenergie wirken zusammen und sorgen so für eine enorme Ausstrahlung des Sternes (lange, schwarze Pfeile). Das letzte Stadium dieses Entstehungsprozesses wird durch Abbildung (d) verdeutlicht. Der Stern hat einen stabilen Zustand angenommen und emittiert aufgrund fehlenden Masseanreicherung nur noch die durch die Verschmelzung von Atomen frei werdende Energie. 6 Abbildung 3: Vom Urnebel zur Sonne (Taylor 1992) Die prinzipiellen, Energie frei setzenden, nuklearen, Reaktionen in einem Pop II Stern, wie unsere Sonne einer ist, schließt die Fusion von Wasserstoff zu Helium in der ProtonProton-Kette ein. Dabei verschmelzen zuallererst zwei Protonen zu Deuterium, schwerem Wasserstoff, wobei durch den Massendefekt Energie in Form von Wärme v e und Strahlung e+ entsteht. In einem weiteren Schritt verbinden sich dann der schwere 3 Wasserstoff und ein weiteres Proton zu leichtem Helium ( He). Außerdem wird auch hierbei wieder Energie (y) frei. Aus den Resultaten von zwei dieser Prozesse kann sich dann durch die Fusion der beiden leichten Heliumatome ein normales Heliumatom bilden, wobei abermals Energie freigesetzt wird und zusätzlich dazu noch zwei Protonen ausgestoßen werde, welche den Prozess von neuem Anstoßen können. I) 2(p + p ²D + e+ + νe) II) 2(²D + p ³He + γ) III) ³He + ³He 4He + 2p + 2γ Net: 4p 4He + 2e+ 2 νe (Lewis 1995). Die Folgen, welche sich für uns, die anderen Planeten und die Sonne selbst hieraus ergeben sollen, unter 3.3, besprochen werden. 7 2.3 Entstehung der Planeten Wie auch die Sonne so entstanden auch die Planeten wohl aus dem Planetaren Nebel, oder auch Sonnennebel. Diese sind Objekte deren Dynamik sich nicht ohne die Einwirkung von Gravitation erklären lassen. Die Form und Struktur dieser Planetaren Nebel, genauso wie ihre evolutionären Variationen, welche sich in einer für kosmische Maßstäbe kurzen Zeit abspielt – einige zehn- oder hunderttausend Jahre – sind an erster Stelle durch das simultane Zusammenspiel innerer Kräfte bestimmt: Gasdruck, Strahlungsdruck und Kräfte elektromagnetischen Ursprungs (Gurzadyan 1997). Zwar wird dieser Planetennebel (Sonnennebel) in der Regel als rein aus Gasen bestehende Wolke angesehen, doch ist dem nicht ganz so. Der ursprüngliche Haufen des vorzeitlichen Sonnennebels war von der Zusammensetzung her unserer heutigen Sonne ziemlich ähnlich. Bei niedrigen Temperaturen bestand der Nebel aus Staubteilchen verbunden mit Gasphasen aus Wasserstoff und Helium. Die Staubteilchen bestanden dabei vorrangig aus zwei unterschiedlichen Materieklassen. Zum einen waren dies Eise, welche die gefrorenen Hybride von Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Chlor, sowie Neon und Argon repräsentierten und zum anderen waren es Gesteine, welche die relativ unflüssigen metallischen und oxidierten Komponenten enthielten (Ringwood 1979). Bisherige Messungen, Berechnungsmodelle und Schätzungen haben eine ungefähre Masseverteilung dieser drei Materiegruppen ergeben, welche in der nun folgenden Tabelle verdeutlicht werden soll. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass die Sonne noch immer ca. 99,86 % Prozent der gesamten Masse unseres Sonnensystems enthält (Wielen 1988). Tabelle 1: Relative Proportionen (nach dem Gewicht) von Gasen, Eisen und Felsen im vorzeitlichen Sonnennebel (Eigene Tabelle nach: Ringwood 1979) wt.-% Gruppe I (Gase) H, He Gruppe II (Eise) C, N, O, 98,0 b Ne, S, Ar, Cl (als Hybride, mit 1,5 Ausnahme von Ne und Ar) Gruppe III (Gestein) Na, Mg, Al, Si, Ca, Fe, Ni (als Oxide) Aufgrund der gewaltigen Masse der Sonne 0,5 gegenüber dem übrigen Sonnensystem wirken sich selbst kleinste Abweichungen in ihrer Zusammensetzung für die Planeten enorm aus. So bewirkte die unter 2.2 angesprochene Fragmentierung der leichten und schweren Teilchen, wegen der auf sie wirkenden Gravitation durch die Protosonne und 8 ihre jeweiligen Massenträgheitsmomente, zwar nur eine geringfügige Zunahme der Wasserstoff- und Heliumkonzentration innerhalb der Sonne, doch für die Planeten, speziell für die vier Inneren, wirkte sich diese Unterschiede ungleich stärker aus. 2.3.1 Vergleich der Inneren mit den äußeren Planeten Deshalb kann man auch grob zwei Gruppen von Planeten unterteilen, jene der inneren und gesteinsartigen Objekte, zu welchen Merkur, Venus, Erde, Mars und der zwischen Mars und Jupiter liegende Asteroidengürtel zählen, und jene der äußeren und gasförmigen Objekte. Hierzu gehören Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und auch Pluto, wobei sich diese Gruppe wiederum unterteilen lässt in die wirklich gasförmigen Planeten Jupiter und Saturn, sowie aufgrund höherer Dichten wahrscheinlich weitestgehend festen Planeten Uranus und Neptun. Pluto ließ sich bisher noch zu keiner dieser beiden Untergruppen zuordnen (Briggs, Taylor 1984). Die inneren Planeten oder auch terrestrischen Planeten besitzen höhere Dichten – zwischen 4,0 und 5,5 Gramm pro Kubikzentimeter – im Vergleich zu den äußeren Planeten (Ringwood 1979). Zudem erhält man einen ausgeprägten Dichteabfall von Merkur bis hin zu Mars. Als Grund für diesen Dichtegradient sieht man eine systematische Variation in der Menge Eisen, welche im Planetenkern enthalten ist. Von Jupiter ausgehend nach außen kehrt sich dieser Dichteabfall jedoch um. Den Grund hier sieht man in der Abnahme der Wasserstoff- und Heliumkonzentration mit zunehmender Entfernung zur Sonne. So scheinen Jupiter und Saturn zu 80 bzw. 70 Prozent aus Wasserstoff und Helium zu bestehen, während Uranus und Neptun nur noch zwischen 15 und 10 Prozent dieser Gase aufweisen können. Ihre Hauptbestandteile scheinen dagegen Ammoniak und Methan zu sein, also größere Moleküle aus Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff (Briggs, Taylor 1984). Diese Unterschiede werden neben der eingangs beschriebenen Massenträgheit auch auf die später einsetzende Strahlung der Sonne und einem damit verbundenen radial ausgehenden Temperaturgradienten zurückgeführt. Verdeutlicht wird dies durch die nachgestellte Graphik, welche im Zentrum die Protosonne und um diese herum drei, durch Temperatur bedingte, Bereiche unterschiedlicher Kondensationsstufen aufzeigt. Die Protosonne ist dabei im innersten Bereich (nahezu komplett weiß) zu finden und wird durch einen gepunkteten Kreis und mehrere davon ausgehende Striche symbolisiert. Darum herum befindet sich ein hellgrauer Bereich mit einigen dunklen Punkten, in welchem die Temperaturen sehr hoch sind und daher nur Stoffe mit einem hohen Schmelz- und Siedepunkt vorkommen. An diesen Bereich schließt sich ein etwas dunklerer Bereich an, in welchem die Bedingungen eine Zwischenstufe einnehmen. Ganz außen ist dann das Gebiet mit sehr niedrigen Temperaturen. Außerdem unterstreicht diese Graphik den Vorgang der Abplattung, veranschaulicht durch die weißen Pfeile, welche zur horizontalen Achse der Abbildung zeigen. Im linken unteren Eck ist zudem 9 eine farblich unterlegte Temperaturskala zu finden, welcher man die ungefähren Temperaturenwerte der einzelnen Raumbereiche entnehmen kann. Abbildung 4: Fraktionierung der Materie aufgrund unterschiedlicher Temperaturen in den Raumbereichen (Ringwood 1979) Im Bereich der terrestrischen Planeten waren die Temperaturen scheinbar zu warm, als dass sich mehr als kleine Mengen Eis anlagern konnten. Die Staubteilchen, welche sich stattdessen zu Planetoiden und dann zu Planeten formten, setzten sich daher hauptsächlich aus Gesteinen zusammen. Bei den äußeren Planeten waren die Temperaturen dagegen so niedrig, dass sie eine totale Kondensation von beiden Komponenten, Gesteinen und gefrorener Materie, erlaubten, so dass die Planetenkerne in dieser Region viel größer wurden als bei den inneren Planeten. Speziell Uranus und Neptun scheinen sich auf diese Weise gebildet zu haben. In Anbetracht der Zusammensetzung von Jupiter und Saturn greift man diese Theorie ebenfalls auf, erweitert sie jedoch um einen Zusatz. So scheinen die Planetenkerne dieser beiden Planeten so groß geworden zu sein, dass sie ein Ungleichgewicht in der Gravitation bewirkten und große Mengen von Wasserstoff und Helium, ähnlich wie die Sonne, zu sich zogen und an sich banden (Ringwood 1979). 2.3.2 Die Gasriesen Zudem müssen Jupiter und Saturn in ihrer Frühphase ein viel größeres Volumen eingenommen haben, da sie damals viel wärmer waren und somit der Druck in ihrem Inneren, wie auch der Gasdruck, viel höher war. Theoretische Modelle geben diesen Planeten sogar den Charakter kleiner Sterne und versuchen ihre zukünftige Entwicklung auch anhand von für Sterne erstellten Verfahren zu berechnen (Briggs, Taylor 1984). 10 An diesem Punkt könnte man eine logische Verknüpfung der unter 2.2 vorgestellten und ebenfalls von Briggs G. und Taylor F. vertretenen Theorie zur Bildung von Einzel- und Mehrsonnensystemen bilden. Da vom Prinzip her die Entstehung dieser beiden Planeten jedoch ähnlich der der Sonne verlief und auch hier die von außen einstürzenden Gasmassen eine enorme Erwärmung bewirkten, ist der entscheidende und limitierende Faktor, welcher verhinderte, dass diese Planeten nicht zu Sonnen wurden, dass in planetaren Objekten die für das Einsetzen der Kernfusion nötigen Temperaturen nicht erreicht werden. Zwar nahm die Kontraktion der Planeten anfangs rasch zu, was wiederum zu einer enormen Ausstrahlung und Helligkeit aufgrund der bereits behandelten Energiegewinnung führte, doch die zunehmende Masse und damit verbunden auch Dichte und Druck im Inneren verlangsamten schließlich den Kontraktionsprozess. Mit Überschreiten dieses Zenits wurde fortan mehr Energie in den Weltraum abgegeben, als durch die Gravitation frei wurde. In diesem Endstadium der Kontraktion, in welchem sich Jupiter und Saturn derzeit augenscheinlich befinden, kühlen die Planeten langsam ab (Briggs, Taylor 1984). 2.3.3 Die Eisriesen Uranus und Neptun sind fast identische Zwillinge, die in den äußeren Regionen unseres Sonnensystems zu finden sind. Ihr Zwillingscharakter ist insofern verblüffend, als dass beide, mit lediglich einer Abweichung von fünf Prozent, den vierfachen Erddurchmesser haben. Präzise Ergebnisse liegen jedoch nicht vor, da das Ringsystem des Uranus eine genaue Bestimmung seiner Größe erschwert. Während Uranus jedoch der Größere von beiden Planeten ist, besitzt Neptun deutlich mehr Masse. Das ungefähre Massenverhältnis beträgt dabei 17,3 zu 14,5, wobei diesem Vergleich die Masse der Erde zu Grunde liegt. Zwar haben beide Planeten Atmosphären ähnlich wie Jupiter und Saturn, doch deren Ausmaße dürften bei weitem geringer sein, als jene der Gasriesen (Whipple 1981). Dies ist insofern interessant, als dass Uranus, zwischen Saturn und Neptun gelegen somit Eigenarten beider Planeten aufweist. Vom Gesamterscheinungsbild ist er zwar mehr mit Neptun verwandt, wofür auch seine, relativ zu Saturn und Jupiter, hohe Dichte spricht, doch durch sein Ringsystem und die deutlich geringere Dichte als Neptun besitzt er auch Ähnlichkeiten mit Saturn. Dies führt zur Annahme, dass Neptun, aufgrund seiner Randlage, Masse sowohl aus der Region zwischen sich und Uranus, als auch aus den äußeren Regionen des Sonnensystems, zu sich ziehen konnte, während Uranus mit Saturn und Neptun um die Masse zwischen sich und Ihnen konkurrieren musste, was letztendlich der Grund ist weshalb er weniger von dieser an sich binden konnte. 2.3.4 Die inneren Planeten im Vergleich Nun soll noch einmal auf die vier inneren Planeten eingegangen werden, welche sich speziell durch ihre hohe Dichte, aber auch durch ihre relative Nähe zueinander und zur Sonne, auszeichnen und daher vermutlich ähnliche Entstehungsgeschichten aufweisen 11 können. Zuerst jedoch soll eine tabellarische Gegenüberstellung der wichtigsten Fakten erfolgen, um ihre bereits markanten Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Tabelle 2: Übersicht über die innere Planeten (Eigene Tabelle nach: Herrman 2003) Merkur Venus Erde Mars Äquatordurchmesser (km) 4878 12‘102 12,756 6794 Masse (Erde = 1) 0,056 0,8 1 0,107 Mittlere Dichte (g/cm³) 5,43 5,25 5,52 3,93 0,39 0,7 1 1,52 Umlaufzeit um die Sonne (Tage) 87,97 225 365,25 687 Eigenrotation (Tage) 58,6 243 1 24,02 N2 (78%) CO2 Mittlere Entfernung des Planeten von 6 der Sonne (in AE) (= 149,598*10 km) (retrograd) Hauptbestandteile der Atmosphäre - CO2 (95%) (95%) Anzahl der bekannten Monde - - 1 2 Bahnneigung (gegen Ekliptik in Grad) 7 3 23,5° 23°59 Interessant ist hierbei, dass Merkur, Venus und Erde annähernd gleichen Dichten haben, sich jedoch nur Venus und Erde im Umfang ähnlich sind. Zudem könnte man allein bei der Betrachtung von Äquatordurchmesser, Masse und mittlerer Dichte von Merkur, Venus und Erde annehmen, dass Mars nochmals größer und schwerer sein müsste, von seiner Dichte einmal ganz abgesehen. Vergleicht man die beiden erstgenannten Eigenschaften des Mars auch mit seinem anderen direkten Nachbar, Jupiter, so stellt man fest, dass er eine Anomalie bildet. Eigentümlich ist ebenfalls, dass Erde und Mars eine annährend gleiche Achsenneigung besitzen. Auch die Venus kann in gewisser Weise als Anomalie bezeichnet werden, da sie als einziger der vier Planeten sich im Uhrzeigersinn um ihre eigene Achse dreht. Das entscheidende Merkmal aller vier Inneren Planeten ist jedoch ihre feste Oberflächenkruste, über welcher, mit Ausnahme von Merkur, eine gasförmige Atmosphäre liegt (Wielen 1988). 12 3 Atmosphären Allen Planeten, bis auf Merkur und Pluto, ist eine Atmosphäre zu Eigen, während die meisten Monde, ebenso wie Merkur und Pluto, zu klein sind um über einen längeren Zeitraum – in geologische Maßstäben – eine Atmosphäre festhalten zu können. Eine Ausnahme ist hierbei Titan, der größte aller Saturnmonde. In der Vergangenheit wurden die Atmosphären der einzelnen Planeten sehr sorgfältig mit verschiedenen Methoden und Instrumenten analysiert, da atmosphärische Prozesse Rückschlüsse für die Bestimmung von Oberflächenverhältnisse und –Prozesse liefern. Zudem lassen sich Atmosphären auch aus weiten Entfernungen beobachten, da viele, mit großer Häufigkeit in den Atmosphären vorkommende Gase bestimmte Lichtwellen absorbieren und andere Lichtwellen dafür emittieren. Das Spektrum des emittierten Lichts im Vergleich zum eintreffenden Licht erlaubt nicht nur die chemische Zusammensetzungen, sondern auch Temperaturen und Häufigkeitsverteilungen zu bestimmen. Dabei ist zu beobachten, dass die Zusammensetzung der einzelnen Planetossphären sehr unterschiedlich ist, wobei jedoch die Atmosphären der großen Planeten seit ihrer Bildung nahezu unverändert blieben, auch wenn sich der thermische Zustand hier, wie auch bei den anderen Planeten, im Laufe der Zeit verändert hat (Briggs, Taylor 1984). Im Allgemeinen versteht man unter einer Atmosphäre eine Gashülle, welche einen Himmelskörper umgibt. Zwischen den einzelnen Atmosphären der unterschiedlichen Sonnensatelliten treten jedoch enorme Unterschiede hinsichtlich ihres Aufbaus und chemischer Zusammensetzung auf, auch ihr Übergang zum interplanetaren Raum ist nicht scharf abgegrenzt, da die Teilchendichte mit zunehmender Entfernung zum Himmelkörper abnimmt und schließlich die Werte des Weltraums erreicht (Schultz 1993). Dies ist auch der Grund, warum die Existenz einer Atmosphäre bei Merkur mehr als strittig ist und bislang auch noch nicht ganz geklärt scheint. Hierauf soll jedoch später eingegangen werden. Ebenso wie die Abgrenzung nach außen hin, ist auch die Abgrenzung nach innen hin, also der Übergang von der Atmosphäre zur Planetenoberfläche, nicht immer leicht zu bestimmen. Dies ist für die terrestrischen Planeten mit ihrer weitestgehend festen Oberfläche leichter, als für die Gas- und Eisriesen, da hier mitunter keine wirklich feste Oberfläche vorliegt. Je nach Sichtweise lassen sich ausgehend von diesen Punkten zwei bzw. drei Atmosphärentypen ausmachen. Zum Einen besteht eine Einteilung der Atmosphären anhand ihrer Entstehungsgeschichte in die primären und sekundären Atmosphären, welche durch die Planetenbildung bzw. die Ausgasung der Protoplaneten entstanden sind, zum Anderen könnte man jedoch die Einteilung auch anhand der Gemeinsamkeiten des heutigen Zustands vornehmen. In diesem Fall würden wir Atmosphären mit genau definierten Übergängen von extrem dünnen Atmosphären und auch von Atmosphären ohne klare Übergänge unterscheiden (Schultz 1993). 13 In dieser Abhandlung wollen wir uns auf die erste der beiden Möglichkeiten verständigen, doch bevor dies intensiviert wird, soll zunächst noch auf den Aufbau der Atmosphären und ihre Entwicklung eingegangen werden. 3.1 Druck Zunächst soll daher der Druck innerhalb der Atmosphären behandelt werden, welchen die Atome und Moleküle aufgrund der Gravitationskraft des Himmelskörpers erzeugen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Gravitationskräfte, welche die atmosphärischen Bestandteile an den Himmelskörper binden, nach außen hin insofern abnehmen, als dass die Fliehkraft, oder auch Zentrifugalkraft, diese mit zunehmendem Abstand zu kompensieren beginnt. Die einzelnen Teilchen üben also dabei durch die auf sie wirkenden Anziehungskräfte eine Kraft auf die weiter innen liegenden Teilchen aus. Daher wird der Atmosphärendruck durch das Gewicht der darüber liegenden Gassäule erzeugt. Da jedoch in einer Atmosphäre ständig Energietransporte stattfinden und sich diese Gashülle zumeist mit einem, relativ gesehen, schnell rotierenden Körper bewegt, finden enorme vertikale und horizontale Luftmassenverschiebungen statt, welche zum Einen das Gleichgewicht einstellen, andererseits dieses auch verschieben. Die barometrische Höhenformel beschreibt daher wie sich der Druck in Abhängigkeit des beschriebenen Gleichgewichts verändert (Schultz 1993). p = po*e-M*g*h/NA*k*T (Halliday et al. 2009). Wobei p der sich ergebende Druck in Anbetracht des Oberflächendrucks po und der Avogado-Konstanten NA, sowie der molaren Masse M, der vorherrschenden Gravitationskraft g und der absoluten Temperatur T, sowie der Boltzmann-Konstanten k ist. Da diese Formel von T abhängt, ist sie jedoch nur unter vereinfachten bzw. idealisierten Bedingungen gültig. Um dies zu umgehen verwendet man mitunter auch die so genannte Skalenhöhe H des Drucks, welche für die Atmosphäre eines Planeten eine charakteristische Größe ist. Sie gibt an ab welcher Höhe der Druck auf das 1/e (=36,8%) des normalen Oberflächendrucks abgefallen ist. H = NA*k*T/M*g (Halliday et al. 2009). Hierdurch kommt es zu einer Vereinfachung der ursprünglichen Gleichung zu p = po*e-h/H (Halliday et al. 2009). 3.2 Thermische Struktur Aufgrund der Temperaturabhängigkeit der Skalenhöhe korreliert auch der Druckgradient mit dieser, weshalb es zu folgender Eigenart kommt: Bei vergleichsweise hohen Temperaturen sind die Skalenhöhe hoch und der exponentielle Druckabfall hingegen klein, während dies bei niedrigen Temperaturen genau umgekehrt ist (Schultz 1993). 14 Bestimmt wird die Temperaturschichtung in den verschiedenen Höhenstufen der Atmosphäre durch unterschiedliche Faktoren. Einer davon ist die Sonne bzw. die von ihr emittierte und von den atmosphärischen Bestandteilen bzw. der Oberfläche des Himmelskörpers absorbierten Strahlung. Der damit indirekt verbundene Faktor ist somit die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre und auch der Oberfläche. Dies führt zu einer mehr oder weniger starken Aufnahme der einfallenden Strahlungsenergie und einer damit einhergehenden Erwärmung der Oberfläche bzw. Atmosphärenschichten. Daher sind charakteristische Änderungen der thermischen Energie innerhalb der Atmosphäre im Abstand von der Oberfläche zu beobachten. Letzten Endes führen diese Änderungen zur Abgrenzung verschiedener Atmosphärenstufen, welche jeweils von einem Temperaturmaximum zu einem Temperaturminimum, oder in umgekehrter Weise, reichen. Eine allgemeine Unterteilung sieht die Stufungen in Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre und Thermosphäre, sowie den Übergangsbereichen Tropopause, Stratopause, Mesopause und Thermopause vor, wobei diese je nach Eigenarten der jeweiligen Atmosphären stärker oder schwächer ausgeprägt sind. Wie angesprochen hängt es von der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre/der Oberfläche ab, inwiefern das einfallende Licht von dieser absorbiert bzw. wieder reflektiert oder sogar wieder ausgestrahlt wird. Als Beispiel hierfür soll die nachfolgende Abbildung verwendet werden, in welcher sowohl Sonne (6000 Kelvin) als auch Erde (300 Kelvin) zunächst als Schwarze Körper betrachtet werden und für diese Idealkurven ihrer Ausstrahlung eingezeichnet wurden. Es werden jedoch auch die tatsächliche Sonneneinstrahlung auf die Erdatmosphäre und Erdoberfläche (fein schraffiert), sowie das von der Erde wieder ausgestrahlte Licht (grob schraffiert) berücksichtigt. Dabei gibt die y-Achse eine willkürliche Energieeinteilung wieder, während die x-Achse die Wellenlängen der Strahlung von ein zehntel bis hundert Mykrometer aufzeigt. Zudem ist die x-Achse logarithmisiert (Schultz 1993). 15 Abbildung 5:Spektrum der einfallenden Sonnenstrahlung unter Berücksichtigung des Anteils, welcher die Erdoberfläche erreicht, und jenes Anteils, welcher wieder emittiert wird. (Schultz 1993) Einen Überblick über die Temperaturen der Höhenstufen von Venus, Erde und Mars liefert die Abbildung 6. Auf dem linken Achsenabschnitt findet man dabei die Höhenangabe in Kilometer, während man auf dem unteren Achsenabschnitt die Temperatur in Kelvin ablesen kann. Aufgrund der schwarz-weiß Darstellung, sind die Temperaturverläufe der einzelnen Planeten in unterschiedlichen Dicken aufgetragen und zusätzlich dazu durch die gängigen Symbole für die jeweiligen Planeten markiert. Markant an den Verläufen sind die starken Schwankungen auf der Erde. Für den Mars sind diese nur schwer ersichtlich, was aber wahrscheinlich auch auf die allgemein geringe Dichte der Marsatmosphäre zurück zu führen ist. Im Falle der Venus ist eine zumeist starke und fast kontinuierliche Temperaturabnahme erkennbar, welche sich erst in den äußersten Schichten der Atmosphäre wieder umkehrt, dort wo das Sonnenlicht direkt einstrahlt. 16 Abbildung 6: Vertikale Temperaturverteilungen in den Atmosphären von Mars, Erde und Venus (Schultz 1993) 3.3 Bildung von Atmosphären Wie bereits in der Einführung dieses Kapitels erwähnt lassen sich die Atmosphären je nach Beschaffenheit und Eigenart, aber auch in Abhängigkeit von ihrer Ausprägung und Abgrenzung und Entwicklung in zwei bzw. drei Gruppen untergliedern. Für diese Abhandlung soll nun eine Unterteilung der Atmosphären der Himmelskörper und damit verbunden eine separate Betrachtung in jene der primären und jene der sekundären Atmosphären erfolgen. 3.3.1 Bildung primärer Atmosphären Zunächst muss erwähnt werden, dass man als Planeten mit primären Atmosphären lediglich die großen Planeten ansieht, da ihre Atmosphären während ihrer Entstehung entstanden sind und sich seitdem kaum weiterentwickelt haben (Briggs, Taylor 1984). Die Giganten unseres Sonnensystems formten sich, wie schon beschrieben, bei Temperaturen die es ihnen erlaubten gefrorene Bestandteile der Materiewolke in ihren Kern aufzunehmen. Hierdurch reicherten sie sich derartig viel Masse an, dass sie groß und schwer genug wurden um selbst leichteste Bestandteile, also jegliche Art von Gas des ursprünglichen Sonnennebels festzuhalten und zu sich zu ziehen. Sie konnten also alle flüchtigen Elemente aufgrund der Gravitation ihrer Kerne in ihren Atmosphären halten, ganz im Gegensatz zu den Planeten mit sekundären Atmosphären, also den vier inneren Planeten, auf welche später noch eingegangen werden soll. Ihre Zusammensetzung sollte also der in Tabelle 1, Kapitel 2.3, vorgestellten ursprünglichen Materieverteilung im Planetaren Nebel, aus welchem sich das Sonnensystem formte, 17 sehr stark ähneln. Daher bestehen ihre Atmosphären auch weitestgehend aus Wasserstoff (90%) und Helium (10%), während sich andere Komponenten nur in kleinsten Mengen nachweisen lassen. Die häufigsten dieser Elemente sind Methan CH4 (0,1%) und Ammoniak NH3 (0,02%) (Bibring et al. 1995). Diese Aussage scheint auf den ersten Blick verwunderlich, wird doch in 2.3.1 aufgeführt, dass zwar Jupiter und Saturn zu 80% bzw. 70% aus Wasserstoff und Helium bestehen, Uranus und Neptun ihre Atmosphären jedoch lediglich zu 15% oder sogar nur 10% aus diesen Stoffen zusammensetzen, dafür aber als Hauptbestandteile Methan und Ammoniak enthalten. In einer späteren Gegenüberstellung und ausführlichen Betrachtung soll dieser Punkt daher noch einmal beleuchtet werden. Angemerkt werden soll an dieser Stelle nur schon einmal, dass die Atmosphären der großen Planeten – also Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun – sich in Struktur und Zusammensetzung ähnlicher sind als die der terrestrischen Planeten. Dies liegt auch in der geringen solaren Korpuskularstrahlung, oder auch Teilchenstrahlung (also Strahlung mit Teilchencharakter) begründet, welche so gering ist, dass sie kaum Auswirkungen auf die atmosphärischen Strukturen und chemischen Zusammensetzungen hat (Schultz 1993). Auch muss darauf hingewiesen werden, dass das Konzept der primären und sekundären Atmosphären nur eine Theorie ist, welche mitunter nützlich für die Erklärung der großräumigen Auswirkungen auf die Evolution der planetaren Atmosphären ist, wir jedoch diese Theorie mit Vorsicht genießen müssen, da auch unser gesamtes Wissen über den derzeitigen Zustand der vier äußeren Planeten es uns nicht mit Sicherheit erlaubt die Zusammensetzung des ursprünglichen Sonnennebels, aus welchem sie entstanden sind, zu bestimmen (Bibring et al. 1995). Im Weiteren soll nun der zweite Typus von Atmosphären behandelt werden. 3.3.2 Bildung sekundärer Atmosphären Wie auch die vier großen Planeten und wahrscheinlich auch deren Trabante, sowie die Asteroiden, Pluto und Planetoiden, so haben sich auch die vier inneren Planeten, oder auch terrestrischen Planeten genannt, vor ca. 4,6 Milliarden Jahren innerhalb dieser großen Scheibe aus Gas und Staub gebildet, die wir bisher als Solaren Nebel, oder auch als Sonnenebel, bezeichnet haben. Durch Zusammenstöße und Zusammenballungen bildeten sich zunächst, wie schon beschrieben, größere Formationen, aus welchen schließlich die vier terrestrischen Planeten wurden. Es wird nun davon ausgegangen, dass die Staubkörner und Planetesimalien, also größere Gebilde, welche die Kerne der Planeten bildeten, geringe Mengen an flüchtigen Verbindungen enthielte. Als sich Teile der Planeten durch die Zusammenstöße und den in ihrem Inneren herrschenden Druck aufheizten, wurden die flüchtigen Stoffe, die Gase, welche zunächst in den Mineralien lagerten, frei und wurden an die Atmosphäre abgegeben. Ein Beispiel bildet hierbei 18 Wasser, welches möglicherweise ursprünglich als Hydrat-Wasser in Serpentin und anderen Mineralien gebunden war. Stickstoff- und Kohlenstoffmoleküle könnten sich aus Stickstoff- und Kohlenstoffatomen zusammengesetzt haben, welche wiederum als chemische Komponenten z. B. in Substanzen von nichtbiologischen organischen Verbindungen vorkamen, die auch in Meteoriten zu finden sind. In Folge der Hitze und den damit ebenfalls verbundenen Reaktionen formten sich so aus diesen Gasen stickstoff- und kohlenstoffhaltige Verbindungen, weshalb diese Theorie auch als „Akkretions“-Hypothese bezeichnet wird. Eine andere mögliche Theorie wäre, dass die Materie, aus welcher sich die Planeten bildeten, zunächst frei von flüchtigen Verbindungen war und erst durch die zunehmende Gravitation Gase und gashaltige Materie aus dem Sonnennebel angezogen wurden so wie es auch bei der Sonne und den großen vier war. Zudem ist es ebenfalls denkbar, dass durch die Gravitation ein Teil des, von der Sonne emittierten, Sonnenwindes eingefangen wurde. Auch der teilweise Transport über Kometen und Asteroiden ist denkbar. Je nach Ausrichtung des Grundgedanken bezeichnet man diese Theorien daher entweder als „Solarnebel“-, „Sonnenwind“- oder auch als „Kometen-Asteroiden“-Hypothese. Für die zweite Hypothese spricht auch die Merkuratmosphäre, zu welcher wir jedoch erst später kommen werden. Kleine Mengen an Gasen könnten zudem auch durch den Zerfall von radioaktiven Isotopen entstanden sein. Um die Entstehungstheorien der Atmosphären von Merkur, Venus, Erde und Mars durch diese vier Hypothesen zu überprüfen ist es möglich den Gehalt an Uredelgasen in den jeweiligen Atmosphären zu betrachten. Als Uredelgase bezeichnet man in der Regel jene Edelgase, welche sich nicht durch den radioaktiven Zerfall von Isotopen gebildet haben konnten und nur schwer in Gesteinen anlagern können, jedoch ebenfalls nur schwer, über die oberen Schichten der Atmosphäre, in den Weltraum entweichen. Zu diesen zählen Argon, Neon und Krypton. Da die Merkuratmosphäre aufgrund ihrer geringen Dichte kaum Rückschlüsse auf ihre Zusammensetzung erlaubt, werden im Folgenden nur die drei anderen planetaren Atmosphären betrachtet. Die Anteile von Neon, Argon und Krypton ist bei diesen allen in etwa gleich, doch unterscheiden sie sich dabei von der Sonne, was wiederum der Annahme widerspricht, dass die Edelgase, wie alle anderen Bestandteile gleichmäßig in dem Solarnebel vorkamen. Die Verknüpfung von Solarnebel- und Sonnenwindhypothese scheint daher nicht plausibel. Anders sieht es da bei der Verknüpfung der „Akkrektions“Hypothese und der Sonnenwind-Hypothese aus. Für letztere spricht, dass trotz der vielen auf Merkur, dem Mond und anderen Trabanten zu beobachtenden Krater und einer annähernd gleich großen Wahrscheinlichkeit für Venus und Erde von Asteroiden und Kometen getroffen zu werden, die relativen Mengen dieser Gase auf beiden Planeten gleich groß sein sollte. Die tatsächlich festgestellte Menge an Ur-Argon ist jedoch auf der Venus um den Faktor 70 größer als auf der Erde und um den Faktor 140 größer gegenüber dem Mars. Wie diese Unterschiede letzten Endes zu erklären sind, ist noch nicht ganz klar. Die verhältnismäßig gleiche Verteilung von Argon, Neon und Krypton auf allen drei Planeten lässt jedoch vermuten, dass sich die Edelgase zu einem Zeitpunkt an 19 den planetenbildenden Staub anlagerten, als an allen drei Orten im Urnebel ähnliche Bedingungen herrschten. Insgesamt spricht jedoch die „Akkrektions“-Hypothese stärker für die heute zu beobachtenden Edelgasverteilungen, als die drei anderen Hypothesen (Pollack 1983). 3.3.3 Akkrektions-Hypothese und Vulkanismus Geochemische Überlegungen kommen ebenfalls mit großer Überzeugung zu dem Schluss, dass eine primitive Atmosphäre während den frühen Phasen der Erdbildung wohl entwichen wäre, und somit die derzeitige Atmosphäre sekundären Ursprungs ist. Sie ist demnach wohl über geologische Zeiträume hinweg durch die Ausgasung des Mantels und in Verbindung mit Magmatismus entstanden. Zumindest weisen Magmabasalte und Ultramafics, in welchen Wasser und Stickstoff-Moleküle gebunden sind, darauf hin, dass flüchtige Stoffe vorübergehend in gleichem Umfang in dem Erdmantel gespeichert werden, wie in der Atmosphäre und Hydrosphäre sind. Demnach hätte kurz nach der Bildung der Erde und bevor sich die aktuelle Atmosphäre und Hydrosphäre hätten bilden können, die Anteile flüchtiger Stoffe – hauptsächlich H2O, CO2 und N2 -, welche in der Erde eingeschlossen waren, viel größer gewesen sein müssen (Ringwood 1979). Die einzelnen Ausgasungsprozesse sollen an dieser Stelle nicht weiter erläutert werden, lediglich auf den Vulkanismus, in dessen Folge es zum Entweichen von Gasen kommt, soll an dieser Stelle noch eingegangen werden. Der Vulkanismus zählt mit zu den geologischen Aktivitäten und trägt in dieser Hinsicht dazu bei, das Erscheinungsbild der Oberflächen zu verändern. Hierbei dringen heiße Gesteinsschmelzen und Gase durch Risse in der Erdkruste nach oben und während das flüssige Gestein die Oberfläche bedeckt und überformt, entweichen die in und mit dem Magma transportierten Gase. Dass Vulkane keine Seltenheit sind und nicht nur bei uns auf der Erde vorkommen zeigen die anderen Planeten und Monde in unserem Sonnensystem. Im Falle der Venus, dem wohl besten Beispiel für Ausgasungen in Folge von Vulkanismus, verwehrte eine dauerhafte und dicke Wolkenschicht lange den Blick auf ihre Oberfläche. Erst durch Radio- und Mikrowellenmessungen gelang es hinter das Geheimnis der dichten Wolken zu kommen und für deren Besteh an erster Stelle die Vulkane zu ermitteln. Nicht nur dass die Wolkenschicht extrem dick ist, sie schwebt auch in 50 bis 70 Kilometer Höhe und bestehen aus konzentrierter Schwefelsäure, sowie vermutlich elementarem Schwefel, beides Indizien für starke vulkanische Aktivitäten. Gerade Schwankungen der Schwefelkonzentration in den oberen Schichten der Venusatmosphäre sprechen dabei für einen starken, noch aktiven und periodisch erfolgenden Vulkanismus (Prinn 1988). Auch der Mars scheint während seiner gesamten Lebensdauer vulkanisch aktiv gewesen zu sein. Belegt wird dies unter anderem durch gewaltige Schildvulkane, welche bis zu 26 Kilometer über die Planetenoberfläche aufragen. Hierbei scheint es, dass die Marsentwicklung durch lange und mitunter starke vulkanische Aktivitäten geprägt wurde, 20 weshalb eine eventuelle Atmosphäre bereits in einer sehr frühen Phase als UrAtmosphäre entstand und während gleichzeitig eine Ausgasung aus dem Inneren des Planeten durch vulkanischen Aktivitäten erfolgte. Dementsprechend muss beim Mars ein über Jahrmilliarden andauernder Vulkanismus angenommen werden, welcher jedoch die beiden Hemisphären unterschiedlich stark formte (Carr 1988). Der Himmelskörper mit der wohl stärksten vulkanischen Aktivität im Sonnensystem scheint jedoch Io, der größte reguläre Mond – er kreist auf einer fast perfekten Bahn um seinen Trabanten - des Jupiters, zu sein. Nachdem durch Raumsonden auf seiner Oberfläche vulkanische Aktivitäten nachgewiesen wurden kam man zu dem Schluss, dass die thermische Entwicklung eines Planetenkörpers und die Ausbildung von Vulkanismus durch gemeinsame Faktoren, wie die in der Akkretionsphase durch die Gravitation frei werdende potentielle Energie und durch den Zerfall kurzlebiger und langlebiger radioaktiver Isotope entstehende Wärmestrahlung, bedingt sein kann (Johnson 1988). Zwar scheint die Venus hinsichtlich der Stärke des Vulkanismus und der Intensität der Schwefelsäure eine Ausnahme darzustellen – in Kapitel 4 werden die Atmosphären der einzelnen Himmelskörper noch einmal gesondert betrachtet und verglichen – doch ist sie gerade deshalb ein gutes Beispiel für die Akkrektions-Hypothese. 3.4 Einfluss der Sonne Die solaren elektromagnetischen UV- und Röntgenstrahlungen, sowie Strahlung energiereicher Teilchen, verursachen eine Ionisierung der äußersten Bestandteile der Atmosphären. Dort verursachen sie Plasmakomponenten, welche gleichzusetzen sind mit Ionosphärenschichten. Beispielsweise sind sie dermaßen leitend, dass jeder Planet in der oberen Atmosphäre umschlossen ist von sphärischen Leiterschleifen, wobei in Folge dynamischer Prozesse, sei es durch die Bewegung der Atmosphäre selbst in Form von Wind oder sei es aufgrund der relativen Bewegung des Sonnenwindes zu den ionisierten Leiterschleifen, diese elektrische Teilchen zwischen ihren Enden transportiert werden (Bibring 1995). Zudem wurde schon um 1900 die These geäußert, dass ständig den Weltraum durchfliegenden Plasmawolken, welche unter anderem verantwortlich sind für die auffälligen Nordlichter und magnetischen Stürme, ihren Ursprung in der Sonne haben. Ab 1932 erkannte man in deren Auftreten einen Zyklus, welcher in etwa der Rotation der Sonne um ihre eigene Achse, also eine Dauer von 27 Tagen aufwies. Ludwig Biermann wies im Folgenden die Existenz dieser Teilchen indirekt durch ihre ablenkende Wirkung auf Kometenschweife nach. Bevor diese Sonnenwinde dann erstmals von den Messinstrumenten von Raumsonden direkt gemessen wurden, entwickelten 1958 Forscher schließlich eine Theorie nach welcher aufgrund eines hohen Gasdrucks in der 21 Sonnenkorona die verschiedensten Teilchen in den Weltraum strömen (Engelhardt 1984). 4 Zusammensetzung der Atmosphären Nun sollen die in den bisherigen Kapiteln bereits teilweise angesprochenen Atmosphären und ihre Zusammensetzung explizit für jeden einzelnen Planeten und Trabanten erläutert werden. Hierbei wird die Reihenfolge der Himmelskörper wie folgt gewählt: innere Planten vor Äußeren und Planeten vor Monden. Zudem werden am Ende einer jeden in den Kapiteln 3.2.1 und 3.2.2 besprochenen Einheiten Vergleiche zwischen diesen gezogen um bereits angeschnittene Gemeinsamkeiten noch einmal vertieft zu betrachten und um weitere Gemeinsamkeiten sowie markante Unterschiede herauszuarbeiten und zu visualisieren. 4.1 Die Merkuratmosphäre Das der Merkur ein schwaches Magnetfeld von ca. 0,005 Gauß besitzt und dieses ein ebenso polarisiertes und zu der Drehachse symmetrisch ausgerichtetes Dipolfeld ist, wie bei der Erde, konnte die Raumsonde M-10 unzweifelhaft nachweisen. Die Existenz einer Gashülle konnte jedoch mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden (Engelhardt 1984). Darüber ob der Merkur nun eine wie auch immer geartete Gashülle und somit Atmosphäre besitzt ist jedoch unter Wissenschaftlern umstritten. Auch ihre vermeintliche Entstehungsgeschichte ist unsicher. Auf einige andere Theorien soll daher nun ebenfalls eingegangen werden. Die Autoren Murray B. C. und Harland D. M. verweisen auf eine extrem dünne Heliumschicht (Harland 2001, Murray 1988). Diese wird daher auch nicht als Atmosphäre sondern bereits als Exosphäre bezeichnet und hat ihre Ursprünge durch fortwährende Ausgasungsprozesse in Folge des Zerfalls radioaktiver Stoffe (Harland 2001). Eine andere Überlegung wäre, dass das zwischen 0,0035 und 0,007 Gauß – der Mittelwert liegt bei annähernd 0,005 Gauß – starke Magnetfeld, welches zwar fast ein hundertstel schwächer ist als jenes der Erde, aber immer noch um ein vielfaches stärker ist, als das von Venus und Mars, eventuell von der Sonne durch Sonnenwinde ausgeblasene Heliumkerne festhält (Murray 1988). Da im Falle des Merkurs nicht nur die ermittelten Daten unterschiedlich bewertet werden, sondern auch die möglichen Erklärungsansätze kaum gemeinsame Nenner haben, liegt es also im Auge des Betrachters, sich sein eigenes Bild zu formen. 22 4.2 Die Venusatmosphäre Obwohl die Venus lange als nicht identischer Zwilling der Erde beschrieben wurde, ist ihre Atmosphären doch nicht jener der Erde vergleichbar. Zudem ist die Venus unwesentlich kleiner und besitzt bei nur 95% des Erdradius 15% weniger Volumen, sowie fast 20% weniger Masse. Dies erklärt auch den leichten Unterschied in der Dichte, auf welchen später noch einmal kurz eingegangen werden soll. Allein der beträchtliche Anteil an Kohlenstoffdioxid in der Venusatmosphäre erlaubt einen Eindruck von ihrer Andersartigkeit. So wäre es notwendig alles in Carbonatgesteinen gebundenes CO2 auf der Erde herauszulösen, um eine ähnliche Menge in der Atmosphäre zu besitzen. Würde man jedoch die CO2 Menge in der Venusatmosphäre auf das Erdniveau senken, so würde sie immer noch einen um den Faktor drei höheren Oberflächendruck besitzen (Harland 2001). Derzeit läge dieser Wert jedoch um den Faktor 91 über dem des Luftdrucks auf der Erdoberfläche. Schon früh stand zudem fest, dass in der Venusatmosphäre überwiegend Kohlenstoffdioxid und, in deutlich geringerem Mengen dazu, Kohlenstoffmonoxid die Venusatmosphäre ausmachen. Außerdem war sicher, dass Salzsäure und Schwefelsäure in ebenfalls relativ großen Konzentrationen vorhanden sein mussten. Auch Wasserdampf konnte früh und präzise nachgewiesen werden, während andere Stoffe, wie Stickstoff, Argon und Helium, sowie Sauerstoff, deutlich schwerer nachzuweisen waren. Zwar können die enormen Temperaturen von ungefähr 500°C sowie die hohen Schwefelkonzentrationen die Trockenheit der Oberfläche, sowie auch der Atmosphäre erklären, sie vermögen es jedoch nicht zu erklären, warum auf der Venus relativ gesehen wenig Wasser vorkommt. Vermutet wird, dass eine fehlende Sperrschicht, ähnlich der Tropopause, der Grund dafür war, warum sich in den ersten 30 Millionen Jahren annährend 90% des auf 3 Bar geschätzten Wasserdampfs in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalteten und in den Weltraum verflüchtigten. Über die letzten zehn Prozent konnten jedoch alle bisherigen Theorien und Messungen nur bedingt Auskunft geben. Bei der soeben vorgestellten Theorie stützt man sich auf die Messungen der Pioneer-Raumsonden, welche ermittelten, dass bei etwa 145 km über dem Venusgrund eine mögliche Tropopause, sowie auch die unteren Grenzen der Ionosphäre und Exosphäre zusammenfallen, während diese Schichten bei der Erde getrennt von einander bei etwa 100, 300 und 550 Kilometer liegen und somit ein Ionisieren der obersten Schichten weitestgehend vermeiden (Stanek 1980). Die nun folgende Tabelle soll nun die mengenmäßige Verteilung der einzelnen Atmosphärenbestandteile verwendeten Literatur erklären. die Berücksichtigt Einheit Atmosphäre werden muss, verwendet dass wurde, in der für die Gegenüberstellung jedoch eine Umrechnung des Drucks in Bar vorgenommen wurde. Halliday D., Resnick R. und Walker J. sehen dabei in ihrem Werk eine Umrechnung der Einheit Atmosphäre in Bar die Weise vor: 23 1 atm = 760 mm Hga = 1,013*105 Pa = 0,1013 MPa und 0,1 MPa = 1000 mbar = 1 bar. Somit wäre eine Atmosphäre mit einer Abweichung von 1,3 Prozent genau ein Bar (Halliday, et al 2009). Tabelle 3: Vergleich der mengenmäßigen Verteilung von Atmosphärenbestandteilen von Venus und Erde (Eigene Tabelle nach: Stanek 1980) Atmosphärenbestandteile Venus (bar) Erde (bar) Kohlendioxid 88 0,0003 Stickstoff 0,9 – 2,7 0,78 Wasserdampf 0,1 – 0,4 0 – 0,07 Helium 0,023 0,00000005 Schwefeldioxid 0,022 Spuren Argon 0,0018 – 0,018 0,009 Sauerstoff 0,0055 0,21 Neon 0,00055 – 0,023 0,0000002 Total 91 1 Aus dieser Gegenüberstellung kann man zwar nicht die in 3.3.2 beschriebene Korrelation von Venus- und Erdatmosphäre bei Argon, Neon und Helium entnehmen, doch macht sie bereits deutlich, dass die Venusatmosphäre um ein vielfaches, genauer gesagt um den Faktor 91, dichter ist als die Erdatmosphäre, sowie, dass die prozentualen Verteilungen sich stark unterscheiden. 4.3 Die Erdatmosphäre Was die soeben vorgestellte Tabelle genauso wenig wie jede, für die einzelnen Planeten verallgemeinerte Tabelle, über die Atmosphärenbestandteile nicht oder nur ungenügend aufzeigen kann, sind lokale und zeitliche Schwankungen der einzelnen Gaskonzentrationen. Dies wird in Tabelle drei gerade im Hinblick auf Wasserdampf und Stickstoff deutlich. Sie geben somit nur Auskunft über Mittelwerte oder Schätzungen nicht jedoch über Schwankungen und deren Hintergründe. Veranschaulicht werden kann dies an dem Wasserdampfgehalt der Erdatmosphäre. Als Mittelwert lässt sich aus Tabelle 0,035 Bar bestimmen, was einem prozentualen Bestandteil von 3,5 entspricht. Während jedoch in den beiden kältesten Gebieten der Erde, Sibirien und der Antarktis, im Winter nahezu kein Wasserdampf und wenn überhaupt in den Größenordnungen 1/1*10 24 6 nachgewiesen wurde, erreicht diese Konzentration unter tropischen Monsunbedingungen jedoch Werte von annährend 4%. Würde man die in der Erdatmosphäre befindlichen Gase nach ihrer Menge/Konzentration hin reihen, so erhielten wir ungefähr folgende Reihung. Tabelle 4: Bestandteile der Troposphäre der Erde (Eigene Tabelle nach: Lewis 1995) Atmosphärenbestandteile Prozentuale Verteilung Rang N2 (Stickstoff) 78,1% 1 O2 (Sauerstoff) 20,9% 2 40 Ar (Argon-Isotop) 0,934% 3 H2O (Wasserdampf) 0–4% 4 CO2 (Kohlenstoffdioxid) 0,02 – 0,04% 5 Interessant dabei ist, dass, obwohl Stickstoff mit fast 80% immerhin knapp 4/5 der Erdatmosphäre ausmacht, es kein derart die Atmosphäre dominierendes Gas, wie auf der Venus das Kohlenstoffdioxid, gibt. Zwar sind auch Wasserdampf und Stickstoff auf der Venus mit unter den am Häufigsten vorkommenden Bestandteilen, doch ihr Anteil ist gegenüber dem von Kohlenstoffdioxid fast ebenso gering, wie jener von CO 2 auf der Erde. 4.4 Die Marsatmosphäre Betrachten wir jedoch nun den Mars bzw. die Marsatmosphäre, so fällt auf, dass auch hier der Anteil an Kohlenstoffdioxid gegenüber den anderen Gasen, ähnlich wie auf der Venus, einen enorm großen Anteil einnimmt. Im Gegensatz zu den Atmosphären von Venus und Erde, ist jene des Mars relativ gesehen dünn und unterliegt zudem jahreszeitlichen Schwankungen von bis zu 30%. Dies liegt in den tiefen Temperaturen auf dem Mars begründet. Das CO2 friert aufgrund dieser in den kalten Monaten an den Polen aus und sorgt so für einen Druckabfall. Einen weiteren Druckgradienten konnten die Raumsonden Viking 1 und 2 zwischen der Tag- und Nachtseite ermitteln. Aus diesen beiden schloss man daher auf starke Bewegungen innerhalb der Atmosphäre. Zu den weiteren klimatischen Eigenheiten und Auswirkungen wollen wir jedoch erst später kommen. Markant ist, dass der Kohlenstoffdioxidgehalt sich in Abhängigkeit von der Höhe verändert. So nimmt er auf den ersten 100 Kilometern um die Hälfte ab. Diese Lücke in der Verteilung füllt Stickstoff aus, wodurch seine Konzentration mit der Höhe zunimmt. Man vermutet die geringe Fluchtgeschwindigkeit des Mars als Ursache für die im Vergleich zur Erde übermäßige starke Konzentration des Stickstoff-Isotops 25 15 N gegenüber seinen leichteren Verwandten. Neben einer stärker als auf der Erde schwankenden Ozonschicht, lassen sich zudem in der Atmosphären auch photochemische Reaktionen nachweisen, welche, wie auch auf der Erde, für die Bildung von Stickoxiden verantwortlich sind und welche wiederum für das Wachstum von Pflanzen und Tieren als Dünger wichtig sind. Wie auch schon auf der Venus und dem Merkur, so wird auch hier angenommen, dass sich die Atmosphäre des Mars im Laufe seiner Entstehungsgeschichte veränderte. Zugrunde legt man dabei den Umstand, dass das Verhältnis von leichten zu schweren Atomen weitestgehend konstant ist, es sich jedoch während der Bildung des Planeten zu den heutigen Werten verschoben hat. So hätte die Marsatmosphäre in ihrer Frühphase allein aufgrund des bereits angesprochenen Verhältnisses der Stickstoff-Isotope zueinander um den Faktor 200 höher liegen können als heute. Der Zeitraum der dichtesten Atmosphäre wird in die Zeit der höchsten vulkanischen Aktivität geschoben. Ihre Zusammensetzug war wahrscheinlich durch Methan und Ammoniak gekennzeichnet, die photochemischen Ausgangsstoffe für das heutige CO2 und N2. Der abgespaltene Wasserstoff verflüchtigte sich wohl ebenso, wie auch die leichten Stickstoff-Isotope 4.5 Atmosphärenvergleich der Inneren Planeten Als Abschluss der Einheit der inneren bzw. terrestrischen Planeten soll es noch einmal einen kurzen Überblick und Vergleich aller vier Atmosphären bzw. Exosphären geben, sowie die sie beeinflussenden Eigenschaften und Eigenarten der Planeten. Angefangen werden soll dabei bei den jeweiligen Anziehungskräften, welche mit g gekennzeichnet sind und die Gravitationskraft des jeweiligen Planeten angeben. Bemerkenswert an diesem Vergleich der Planeten untereinander ist, dass Mars und Merkur eine annähernd gleich starke Gravitationskraft haben, sie sich im der Druck ihrer Atmosphären um den Faktor 1012 jedoch von einander unterscheiden. Nicht ganz so stark, aber ebenso auffällig, ist auch der vergleichsweise nur unwesentliche Unterschied zwischen der Erdbeschleunigung der Erde und der Venus, die Abweichung beträgt knapp zehn Prozent, und der gleichzeitig auftretende Druckunterschied in der Atmosphäre von 90 Bar. Erklären ließe sich dieser möglicherweise auch durch die, zweieinhalb Mal, höheren Temperaturen auf der Venus, als auf der Erde. Diese Annahme wäre jedoch übertragen auf die Fälle von Merkur und Mars nicht schlüssig und kann somit keine eindeutige Erklärung sein. Noch einmal deutlich macht Tabelle fünf, dass sich Mars und Venus in der Zusammensetzung ihrer Atmosphären ähnlicher sind, als Erde und Venus bzw. Erde und Mars. Gleichzeitig zeigt das Auftreten der weniger häufigen Bestandteile zumindest gewisse Ähnlichkeiten von Mars- und Erdatmosphäre auf, die gegenüber der Venusatmosphäre gänzlich fehlen, so zum Beispiel die Existenz von Ozon oder Xenon und Krypton. 26 Tabelle 5: Eigenschaften der Atmosphären der vier terrestrischen Planeten: Gravitation g an der Oberfläche (in m/s²); Durchschnittlicher Atmosphärendruck an der Oberfläche (in bar); Mittlere Oberflächentemperatur T (in K). Bestandteile in Prozent in PPM (Eigene Tabelle nach: Pollack 1988) 2 Planet g(m/s ) p(bar) T(K) Hauptbestandteile Weniger häufige Bestandteile (ppm) Merkur 3,95 10 440 He (≈98%), H (≈2%) - Venus 8,88 90 730 CO2 H2O, SO2, Ar, CO, Ne, HCl, HF -15 (96%), N2 (3,5%) Erde 9,78 1 288 N2 (77%), O2 (21 %), CO2, Ne, He, Kr, Xe, CH4, H2, N2O, H2O (1%), Ar CO, NH3, NO2, SO2, H2S, O3 (95%), N2 O2, CO, H2O, Ne, Kr, Xe, O3 (0,93%) Mars 3,78 0,007 218 CO2 (2,7%), Ar (1,6%) 4.6 Die Jupiteratmosphäre Im Gegensatz zu den beiden primären Gasen, Wasserstoff und Helium, wurden die beiden Gasmoleküle NH3 (Ammoniak) und CH4 (Methan) relative früh und leicht in der Atmosphäre des Jupiter nachgewiesen. Dabei half speziell eine Analyse des vom Jupiter emittierten Lichts nach seinen Spektralklassen. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden dann auch noch weitere Elemente der Gashülle des Jupiters nachgewiesen. So zum Beispiel Wasser, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Hinzu kamen Messmethoden, die auf der Veränderung von Funksignalen beruhen, welche die Raumsonden hinter dem Jupiter empfangen bzw. von dort aus an die Erde senden. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass sie nur bis zu einem Druck-Pegel von 4 Bar wirksam ist und somit nur bis zu einem gewissen Teil unter die Wolkendecke der Planeten reicht. Hinzu kommt, dass diese Daten nur Auskunft über den Druck, die Temperaturen, das mittlere Molekulargewicht und den Ionisationsgrad der untersuchten Gashülle liefern, jedoch konnten aufgrund von Vergleichsdaten so Rückschlüsse über die Atmosphärenbestandteile gezogen werden. Genausten Messungen, unter anderem durch die Pioneer- und Voyager-Raumsonden, ist es geschuldet das Wasserstoff-HeliumVerhältnis auf 1:0,11 mit einer Abweichung von 0,03 zu bestimmen, wodurch die Theorie einer gleichmäßigen Verteilung der Gase und Materie im Sonnennebel gestützt wurde, da dieses Verhältnis mit den Verhältnissen in der Sonne nahezu übereinstimmt (1:0,12). Neben den bereits beschriebenen Stoffen wurden zudem auch Substanzen wie Phosphor und Schwefel, aber auch diverse Spurengase und Kohlenstoffverbindungen nachgewiesen, ebenfalls in Verhältnissen, wie man sie von der Sonne kennt und für den Ur-Nebel annimmt (Engelhardt 1984). 27 4.7 Die Saturnatmosphäre Mehr noch wie beim Jupiter ist der Definitionsbereich der Atmosphäre beim Saturn mehr als schwierig. Gleichwohl wie dieser besitzt der Saturn zwar vermutlich einen festen Kern, welcher jedoch umhüllt ist von flüssiger Materie. Daher ist man dazu übergegangen eine sich an den Druckverhältnissen orientierende Definition zu wählen, welche da lautet: Bei Jupiter und Saturn wird als Atmosphäre der Bereich bezeichnet, in welchem der Druck zwischen 10-10 Bar (Übergang zur Exosphäre) und 1000 Bar (unterhalb der Wolkendecke) beträgt. Nicht nur die Größe, sondern auch ihre geringen spezifischen Dichten, legten die Vermutung nahe, dass Jupiter und Saturn ähnlich zusammengesetzt sind und somit auch ihre Atmosphären viele Gemeinsamkeiten haben. Die markanteste davon ist die unter 2.3.1 angesprochene relative Häufigkeit von Wasserstoff und Helium, beides Gase, welche jedoch bei an den Atmosphärenoberflächen und in den oberen Schichten herrschenden ca. – 180°C durchsichtig und deshalb mit Spektrometern nur sehr umständlich auszumachen sind. Dieser Aspekt führt zu der Überlegung, dass die auffällige Färbungen der Atmosphären auf andere Bestandteile der Atmosphären zurückzuführen sind (Bibring 1995). 4.8 Die Uranusatmosphäre Wie auch schon beim Saturn, so konnten auch beim Uranus die Voyager-Raumsonden entscheidende Hinweise auf die Zusammensetzung seine Atmosphäre liefern. Über die Analyse des bei ca. – 214°C abgestrahlten und reflektierten Lichts konnte mittels einer infrarot Analyse des Spektrums die für molekularen Wasserstoff (H2) und Methan (CH4) typischen spektralen Linien nachgewiesen werden. Letzteres verleiht dem Uran, durch seine teilweise Absorption des Sonnenlichtes, die für ihn typische grünlichblaue Färbung. Aufgrund der bereits sehr tiefen Temperaturen der Gashülle, liegen die weiteren häufig auftretenden chemischen Verbindungen, wie Wasser, Ammoniak und Kohlenstoffdioxid, nicht etwa wie beim Saturn oder Jupiter in Gasform vor, sondern sind in gefrorenem Zustand als Wolkenschichten in der Atmosphäre zu finden, wobei sie in Abhängigkeit ihres Gefrierpunktes geschichtet sind. Dies ist ebenfalls mit der Grund, warum Uranus und im weiteren Verlauf auch Neptun zu der eigenen Gruppe der Eisriesen gezählt werden (Kapitel 2.3.3) (Ingersoll 1988). Ganz sicher sind sich die Wissenschaftler bei diesen Vermutungen jedoch nicht, da diese Theorien allesamt auf Annahmen und indirekte Nachweisen beruhen. So ist im besonderen Maße das Vorkommen von Ammoniak in der Gashülle des Uranus fraglich, da es sich weder in Gasform noch in einer, spektroskopisch nicht erfassbaren, kondensierten Form nachweisen ließ (Engelhardt 1984). 28 4.9 Die Neptunatmosphäre Die großen Distanzen zwischen Erde und Neptun verhinderten bisher eine eingehendere Analyse seiner Atmosphäre, weshalb sie in noch geringerem Umfang erforscht ist, als jene des Uranus. Annahmen, welche speziell auf den bekannten Atmosphären von Jupiter, Saturn und in geringem Umfang auch auf jener des Uranus, beruhen, vermuten jedoch eine große Ähnlichkeit zwischen der Gashülle des Neptun mit jener des Uranus, welche wiederum von der Zusammensetzung her mit den Gashüllen von Jupiter und Saturn verwandt ist. Somit wären seine beiden Hauptbestandteile wohl ebenfalls Wasserstoff und Helium, ebenso Ammoniak, welcher jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit als noch bei Uranus, nur in Form von Eiskristallen zu finden sein dürfte. Einzig die Absorptionskurven des Lichts, welche denen des Uranus ähneln, lassen ein größeres Vorkommen von Methan in der Atmosphäre des Neptuns vermuten. Dass es jedoch definitiv eine Atmosphäre gibt, bestätigten indirekte Messungen, welche einen negativen Temperaturgradienten von annähernd 90 Kelvin zwischen der möglichen Stratosphäre und der weiter innen liegenden angenommenen Wolkendecke ausweisen ( Stanek 1980). 4.10 Die Titanatmosphäre Titan, der zweitgrößte Mond unseres Sonnensystems, hat mit einem Radius von 2575 Kilometer einen um 272 Kilometer größeren Durchmesser als Merkur. Seine Namensgebung verdankte er dem Umstand, dass seine Atmosphäre erst 1908 erstmals nachgewiesen konnte, während dies bei der Bestimmung seiner Größe, wie auch jener der anderen Galileischen Monde, also den anderen Trabanten des Jupiters, noch nicht möglich war und er somit zunächst größer als Ganymed schien, welcher mit einem Radius von 2640 Kilometer jedoch nur unwesentlich größer ist. Der Nachweis seiner Atmosphäre erfolgte dabei ebenso indirekt, wie auch die Bestimmung der Atmosphärenschichten des Saturns. Ausschlaggebend waren dabei Unterschiede in der Helligkeit zwischen dem äußersten Rand der sichtbaren Oberfläche und dem Zentrum. Dieser Unterschied legte die Vermutung nahe, dass das am Titanboden reflektierte Licht der Sonne ungleichmäßig stark gebrochen, absorbiert und möglicherweise wieder reflektiert wird, was wiederum mit einer längeren Wegstrecke in einer Atmosphäre erklärt wurde. Gestützt wurde die Annahme einer Gashülle durch die Berechnungen der Oberflächentemperatur des Titans, welche wiederum auf dem Abstand Sonne-Titan und dem über die Intensität des emittierten Lichts bestimmten Reflexionskoeffizienten beruhten. Im Einzelnen gaben diese Berechnungen an, dass bei Temperaturen von knapp -190°C bis möglicherweise nur -173°C Gase, welche leichter als sechzehn molare Einheiten sind – Sauerstoff – trotz der geringen Schwerkraft nicht entweichen könnten. Eines dieser Gase wäre Ammoniak, das auch auf den Gas- und Eisriesen auftritt. Der Nachweis von Methan konnte später dann, wie auch bei den bereits erwähnten äußeren Planeten durch eine Spektralanalyse erbracht werden, während andere möglicherweise 29 vorhandene Gase wie Argon, Neon und molekularer Stickstoff sich nach wie vor des Nachweises entziehen. Zudem gelang durch die weiteren Untersuchungen des reflektierten Lichts eine Polarisation dessen festzustellen, woraus man wiederum auf die Existenz einer Wolkendecke schloss. (Owen T. (1988), S. 146ff) 4.11 Die vermutete Tritonatmosphäre Aufgrund der verhältnismäßig großen Masse des größten Neptunmondes und den tiefen Temperaturen auf seiner Oberfläche, sollte er in der Lage sein eine Atmosphäre aus schweren Gasen zurück zu halten. Besonders angeheizt wurde die Diskussion um seine mögliche Atmosphäre seit man jene des Titans bestätigen konnte. Auch erbrachten spektrale Untersuchungen, wie auch schon bei den anderen Planeten, dass es auf ihm vermutlich Methan gibt. Zwar waren diese Untersuchungsergebnisse in den Anfangsstadien seiner Beobachtung negativ, doch Ende der siebziger Jahre konnten mit verbesserten Methoden und Geräten erstmals schwache Absorptionsbanden ermittelt werden, welche sich jedoch auch auf Methan-Eis zurückzuführen ließen. Mittels weiterer Untersuchungen konnte zudem herausgefunden werden, dass sowohl die Verteilung des Methans über die Oberfläche nicht konstant ist, als auch das Stickstoff, ebenfalls unregelmäßig verteilt, auf seiner Oberfläche zu finden ist. Da Stickstoff jedoch einen mindestens um den Faktor zehn geringeren Gasdruck hat, liegt die Wahrscheinlichkeit näher, dass Triton eine Stickstoffatmosphäre als eine aus Methan besitzt. Diese wurde schlussendlich auch von Voyager 2 bestätigt, wobei ihre Daten ebenfalls bestätigten, dass diese sich zwar über 800 km erstreckt, jedoch nur Werte von einigen Mikrobar erreicht. Auch Methan ließ sich in dieser Atmosphäre nachweisen, doch ist es nur in den tiefsten Schichten und mit nochmals geringeren Werten als der angesprochene Stickstoff zu finden. Auffällig sind außerdem die Temperaturschichtungen innerhalb der Tritonatmosphäre, welche sich nicht mit jenen der Erde, aber denen des Mars vergleichen lassen, auch wenn sie sich bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt bewegen (Bibring 1995). 4.12 Atmosphärenvergleich der äußeren Planeten Vergleicht man die Atmosphären der äußeren Planeten und gegebenenfalls auch jene des Titans, so lassen sich größere Ähnlichkeiten bei der Zusammensetzung, wie auch in der Struktur, erkennen, als wie bei den vier terrestrischen Planeten. Zudem unterstreichen sie in weiten Teilen die Theorie des Sonnennebels, da sie bis auf kleinere Schwankungen oder durch Temperaturenunterschiede erklärbare Abweichungen, ziemlich genau die sowohl in der Sonne vorherrschenden Verhältnisse, wie auch die für die ursprüngliche Planetenwolke angenommenen Verhältnisse wiedergeben. Mit Ausnahme von Jupiter und Saturn, ließen sich jedoch bisher keine Atmosphären eindringlich untersuchen, weshalb viele Annahmen auf weitestgehend sicheren, doch nach wie vor unbestätigten, Messungen und Berechnungen beruhen. 30 5 Klimatische Entwicklungen Aufgrund der mitunter nur geringen Messdaten und des ebenfalls nur kurzen Beobachtungszeitraums, lassen sich speziell für die größeren und weiter von uns entfernten Planeten kaum bzw. keine Angaben über deren klimatischen Entwicklungen machen. Fundiertere Aussagen lassen sich demnach eigentlich nur für die inneren Planeten und auch hier nur für Venus, Erde und Mars treffen. Einzig beobachtbare Vorgänge in den Atmosphären der beiden Gasriesen lassen geringe Rückschlüsse auf gewisse Vorgänge und ihre klimatischen Eigenheiten zu, weshalb sie im Weiteren auch nicht betrachtet werden. 5.1 Das Klima der Venus Was die Venusatmosphäre zu etwas Besonderem in unserem Sonnensystem macht, sind die hohen Temperaturwerte, welche in ihr nachzuweisen sind. Diese lassen sich jedoch nicht durch die Sonneneinstrahlung an sich erklären, da auf die Venusoberfläche aufgrund ihrer Dichte und ihrer nahezu geschlossenen Wolkendecke trotz der größeren Nähe zur Sonne nur unwesentlich mehr Licht einfällt, als auf der Erde. Ein Erklärungsansatz für die klimatischen Verhältnisse auf der Venus sind die Wolken, welche zwar viel Sonnenlicht reflektieren, jenen Anteil der hindurch tritt, jedoch ebenso stark zurückhalten und auch für Infrarotstrahlung nahezu undurchlässig sind. Dies und die Tatsache, dass das Licht bei seinem Eintritt in die Atmosphäre wiederholt gebrochen und dabei in Wärme umgewandelt wird, erzeugen einen starken Treibhauseffekt. Die einzige Möglichkeit für eine Wärmeabstrahlung bieten Konvektionsprozesse, durch welche wärmere Luftmassen durch die Wolkendecke brechen. Wann und über welchen Zeitraum sich die Wolken allerdings bildeten und dadurch das Klima auf der Venus anfingen zu verändern, kann bisher nicht gesagt werden (Stanek 1980). Wie effektiv die Isolierung der Venusatmosphäre durch die Wolkendecke ist zeigt nachfolgende Graphik auf. Auf dieser ist der ungefähre Temperaturverlauf – grauer Strich – entlang des Höhenprofils zu entnehmen. Aufgezeigt wird dieser durch eine Temperaturskala auf der x-Achse und eine Höhenskala auf der y-Achse. Während er von außen kommend bis zu einer Höhe von ca. 70 Kilometer nahezu konstant um die -100°C beträgt, steigt er mit dem Durchschreiten der Wolkendecke von 70 – 50 Kilometer Höhe kontinuierlich an. 31 Abbildung 7: Temperaturen in der Venusatmosphäre (Stanek 1980) 5.2 Das Klima der Erde Präzise Aussagen aufgrund instrumenteller Aufzeichnungen über klimatische Änderungen sind erst seit ca. zwei Jahrhunderten möglich. Aussagen über vormals bestandene Klimaverhältnisse sind unter dem Begriff Paläoklima zusammengefasst und beruhen auf indirekten Daten, worunter abgelagerte Reste von tierischen und pflanzlichen Organismen in Sedimenten, sowie Überformungsprozesse durch Meeresspiegelschwankungen und Gletscher, aber auch fossile Bodenhorizonte und vulkanische Ablagerungen, zu verstehen sind. Je nach Alter und Art des Materials lassen sich unterschiedliche Untersuchungsmethoden zur Altersbestimmung und Untersuchung anwenden, weshalb die daraus abgeleiteten Daten mehr oder weniger genau sind. Den bisherigen Erkenntnissen nach, war es auf der Erde während des Mesozoikums beispielsweise wärmer als heut, da an für damals berechneten Polen keine Eiskappen nachweisbar waren. Zwischenzeitlich kam es dabei auch zu extrem kalten und trockenen Klimaten, da große Mengen Meerwasser in Eis gebunden wurden, der Meeresspiegel in Folge dessen um ca. 200 Meter sank und die Verdunstung so enorm verringert wurde. Aus jüngerer Vergangenheit wissen wir zudem, dass vor ca. 2. Millionen Jahren, im Pleistozän, die quartäre Vereisungsphase einsetzte und daher die durchschnittlichen Temperaturen, gerade während der Vergletscherungsphasen, tiefer waren als heute. Gleichzeitig sind jedoch auch interglaziale Phasen mit Temperaturwerten von zwei bis drei Grad über den derzeitigen nachweisbar. Für den Zeitraum der letzten 850‘000 Jahre liefern Tiefseebohrungen Belege für diese Schwankungen (Bendix, Lauer 2006). 32 Aufgetragen ist der dabei ermittelte Temperaturverlauf in der nachfolgenden Graphik, wobei zu beachten ist, dass bei dieser die y-Achse nicht wie üblich auf der linken, sondern auf der rechten Seite zu finden ist, die Temperaturwerte auf der y-Achse von unten nach oben hin abnehmen und der Zeitstrahl, die x-Achse, von rechts nach links verläuft. Verzeichnet sind zudem die Benennungen der einzelnen Kaltzeiten, während die dazwischen liegenden interglazialen Warmzeiten keine Bezeichnungen tragen. Über den Zeitraum der letzten 65 Millionen Jahre gibt die im Anschluss folgende Graphik indirekt Auskunft. So wurden über diesen Zeitraum hinweg die Schwankungen der Meeresspiegel in Meter und auch der Temperaturverlauf des Oberflächenwassers in Grad Celsius entlang der y-Achse aufgetragen, während man auf der x-Achse wie auch in der Abbildung davor den Zeitstrahl findet. Zudem findet man unterhalb der x-Achse noch eine Einteilung des vorgestellten Zeitraums in erdgeschichtliche Abschnitte. 5.3 Das Klima des Mars Von unserem wohl am besten untersuchten Nachbarn wissen wir, dass sich das Klima dort im Laufe seiner Geschichte stark gewandelt hat bis es schlussendlich die kalten und trockenen Zustände von heute erreicht hat. Dafür sprechen zumindest die Spuren von Flusstälern und großräumigen Überschwemmungen, sowie das bereits unter 4.4 angesprochene Isotopenverhältnis von Stickstoff, welches auf eine vormals dichtere Atmosphäre hinweist. Wann jedoch dieses Klima bestanden hat entzieht sich bisher noch den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mögliche wäre, dass es bereits in der Frühgeschichte und unter der Uratmosphäre bestand. Denkbar wäre auch, dass es im Laufe der Zeit aufgrund des vormals starken Vulkanismus immer wieder zu kurzzeitigen Phasen klimatischer Erwärmung kam. Letztendlich wären auch Schwankungen in der Marsbahn denkbar, welche zu einer Annäherung an die Sonne und damit verbunden Erwärmung der Oberfläche geführt haben könnten. Die heute noch beobachtbaren Veränderungen in der Bahn des Mars um die Sonne sind jedoch sowohl räumlich, als auch zeitlich zu gering um eine derartige Klimaveränderung zu erklären. Somit lässt sich die Frage nach diesen Klimaschwankungen bis heute zwar nicht beantworten, doch dass sie bestanden belegen die periodisch erfolgten Ablagerungen an den Marspolen (Stanek 1980). Wie der Mars in den periodischen Abständen seine Bahn verändert zeigt die Abbildung 8 auf. Man kann ihr entnehmen, dass der Mars mit einer Periode von 2 Millionen Jahren sich der Sonne annähert und wieder entfernt, sprich seine Bahn zu einer Ellipse abflacht und wieder zu einem Kreis formt. 33 Abbildung 8: Die periodische Veränderung der Marsbahn um die Sonne (Stanek 1980) 5.4 Vergleich: Venus – Erde – Mars Als entscheidenden Punkt kann man sicherlich ansehen, dass es nicht nur auf unserem Planeten klimatische Veränderungen gab und die Erde zumindest nicht in dieser Hinsicht eine Anomalie darstellt. Wie stark und häufig jedoch Klimaentwicklungen erfolgen, sowie die für sie verantwortlichen Gründe, lassen sich jedoch bisher noch nicht immer eindeutig bestimmen, zumal wir über Venus und Mars vergleichsweise wenig wissen und somit deren klimatische Entwicklung nur bruchstückhaft verstehen und nachbilden können. Es scheint jedoch, dass nebst sekundären Faktoren, wie der Verschiebung der Bahn, primär die Sonne bzw. ihre solare Einstrahlung die klimatischen Bedingungen eines Planeten beeinflusst. Außerdem wird ersichtlich, dass es sowohl begünstigende Faktoren, wie auch Ungunstfaktoren, für die klimatische Entwicklung gibt. 6 Fazit Schlussendlich und als Überleitung zur eingangs erwähnten Frage nach weiterem Leben im Weltall bzw. auf anderen Planeten in anderen Sonnensystemen, kann man sicherlich folgende Schlüsse ziehen. Unser Sonnensystem zeigt uns eine Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungsmöglichkeiten auf, die ein Planet bzw. Mond nehmen kann um eine wie auch immer geartete Atmosphäre zu bilden. Ob und inwieweit er jedoch in der Lage ist diese zu halten, kann jedoch nicht zwangsläufig angegeben werden. Auch dass deren Beschaffenheiten trotz ähnlicher Entstehungsgeschichten stark von einander abweichen können machen uns die drei der vier terrestrischen Planeten mehr als deutlich. Aufgrund unserer bisherigen Erkenntnisse können wir jedoch Aussagen darüber treffen, wie und unter welchen Umständen in Abhängigkeit von seiner Sonne und möglichen anderen 34 Himmelskörper sich ein Planet entwickelt haben müsste um unter bestimmten Voraussetzungen Leben in unserem Sinne hervorbringen und tragen zu können. Wichtig ist dabei anscheinend vor allem der richtige Abstand zur Sonne, da zu geringe Distanzen das Vorkommen und die Kondensation von Gasen und auch Flüssigkeiten negativ beeinflussen, während zu große Entfernungen eher zu gasreichen Riesenplaneten mit unwirtlichen Temperaturen führen, wie wir es von Jupiter, Saturn und Eisplaneten, sowie den Monden Titan und Triton kennen. Man bezeichnet daher den Zwischenbereich dieser beiden Extreme, welcher es einerseits erlaubt, dass sich um Gesteinsplaneten Gashüllen bilden, andererseits aber auch Wasser flüssig ist, als habitable Zone (Kaltenegger 2012). Dieser hängt somit mit der Zusammensetzung der ursprünglichen Sonnennebels, als auch mit der Leuchtkraft und Gravitation der daraus entstandenen Sonne. Die Abhängigkeit dieser habitablen Zonen von der Größe und Ausstrahlung der Sonne, macht die nachfolgende Graphik deutlich. Dabei ist auf der y-Achse die Masse und damit verbunden die Strahlungsintensität des jeweiligen Sterns aufgetragen, während auf der xAchse die Entfernungen in Astronomischen Einheiten angegeben sind. Als blauer Schlauch zieht sich von links unten nach rechts oben des Weiteren jener Bereich, der den optimalen und für Leben notwendigen, Abstand zur jeweiligen Sonnengröße angibt. Dass es auch außerhalb dieses Bereichs Planeten und Monde mit Lebensformen geben kann, machen die dunkelblauen Erweiterungen an den Rändern dieses Schlauchs deutlich. Dass in dieser Zone jedoch zwangsläufig Planeten mit lebensfreundlichen Bedingungen existieren, kann durch unser bisheriges Wissen über Venus und Mars, sowie ihr Auffinden in dieser Planetaren Zone, verneint werden. 35 Abbildung 9: Die habitable Zone (Kaltenegger 2012) Der Artikel: „Die Suche nach der zweiten Erde“ macht des Weiteren deutlich, dass es durchaus auch Leben auf bzw. unter der Oberfläche von Eis-Monden wie Europa geben könnte (Kaltenegger 2012). Eine ebenfalls gültige Überlegung wäre, dass sich im Umfeld von Gasriesen wie Jupiter, also ihren Trabanten, aufgrund deren enorm hohen Energieabstrahlung unter bestimmten Umständen auch außerhalb dieser Zone noch Leben entwickeln könnte. Abschließend bleibt nur zu sagen, dass es der Wissenschaft bisher noch nicht gelungen ist mit Gewissheit bewohnbare Planeten zu finden und zu bestimmen, die Wahrscheinlichkeit jedoch einen solchen aufzuspüren steigt mit jedem weiteren und die Vermutung liegt nahe, dass sich, ausgehend von der gewaltigen Zahl an Sternen allein in unserer Galaxie, noch auf weiteren 36 Planeten Leben entwickeln konnte. Literaturverzeichnis - Appenzeller I., Börner G., Harwit M., Kippenhahn R., Strittmatter P. A., Trimble V. (1995): The Solar System, 2., korrigierte und überarbeitete Auflage Berlin. - Beatty J. K., O'Leary B., Chaikin A. (1983): Die Sonne und ihre Planeten – Weltraumforschung in einer neuen Dimension, Weinheim. - Bendix J., Lauer W. (2006): Klimatologie, 2., neu bearbeitete und korrigierte Auflage, Braunschweig. - Bibring J.-P., Blanc M., Encrenaz T. (1995): The Solar System, 2., korrigierte und überarbeitete Auflage, Berlin. - Carr M. H. 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