Aus dem Zentrum für Pathologie der Universität zu Köln Allgemeine

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Aus dem Zentrum für Pathologie der Universität zu Köln
Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. H. P. Dienes
Hepatische Granulome:
histopathologischer und molekularpathologischer
Ansatz der Diagnose und Differentialdiagnose
Inaugural-Disseration zur Erlangung der Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Judith Maria Ratering
aus Münster
Promoviert am 18.08.2010
Dekan:
Universitätsprofessor Dr. med. J. Klösterkötter
1. Berichterstatter: Privatdozentin Dr. med. U. G. J. Drebber
2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. T. Goeser
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Disserationsschrift ohne unzulässige
Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt
habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind
als solche kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des
Manuskripts habe ich Unterstützungsleistungen von Frau Priv.-Doz. Dr. med. Uta
Drebber und Frau Priv.-Doz. Dr. rer nat. M. Odenthal erhalten.
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht
beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch
genommen. Dritte haben weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für
Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten
Dissertationsschrift stehen.
Die Disserationsschrift wurde von mir weder im Inland noch im Ausland in gleicher
oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Köln, den 26.02.2010
Die in der vorliegenden Arbeit angegebenen Experimente wurden nach
entsprechender Anleitung durch Frau Priv.-Doz. Dr. U. Drebber, Frau Priv.-Doz. Dr.
rer. nat. M. Odenthal und Einarbeitung durch die medizinisch-technische Assistentin
Frau Marion Müller von mir selbst durchgeführt.
Die klinischen Daten der untersuchten Patienten wurde von mir persönlich aus dem
Archiv des Zentrums für Pathologie der Universität zu Köln zusammengetragen.
Danksagung
Herrn Professor Dr. med. H. P. Dienes danke ich für die Möglichkeit in seinem Institut
meine Dissertation zu schreiben.
Mein besonderer Dank gilt Frau Priv.-Doz. Dr. med. Uta Drebber für die Überlassung
des Dissertationsthemas und der zur Verfügung gestellten Sachmittel, sowie für die
kritische Durchsicht des Manuskriptes. Ihr fachlicher Rat, ihre stete Hilfsbereitschaft,
Herzlichkeit, Geduld und Engagement ermöglichten mir ein hervorragendes
Arbeitsklima. Eine besserer Betreuung hätte ich mir nicht wünschen können.
Bei Frau Priv.-Doz. Dr. rer. nat. M. Odenthal und Frau M. Müller bedanke ich mich
ganz herzlich für die Einweisung in die experimentellen Techniken und für die
technische Betreuung in einer immer sehr angenehmen Atmosphäre.
INHALTSVERZEICHNIS
1
EINLEITUNG
1.1
1.2
1.2.1
1.3
1.3.1
1.3.2
1.4
1.4.1
1.4.2
1.4.3
1.4.4
GRANULOME IN DER LEBER
3
DIE CHARAKTERISTIKA DER GRANULOMATÖSEN ENTZÜNDUNG
5
GRANULOMMORPHOLOGIE
6
SPEZIELLE PATHOLOGIE DER GRANULOME IN DER LEBER
7
UNTERSCHIEDE EINZELNER GRANULOME UND GRANULOMATÖSER HEPATITIS 8
ÄTIOLOGIE HEPATISCHER GRANULOME
9
MORPHOLOGIE HEPATISCHER GRANULOME
11
MORPHOLOGIE VON GRANULOMEN BEI PRIMÄR BILIÄRER ZIRRHOSE
11
MORPHOLOGIE VON GRANULOMEN BEI TUBERKULOSE
12
MORPHOLOGIE VON GRANULOMEN BEI SARKOIDOSE
12
MORPHOLOGIE VON MEDIKAMENTEN-INDUZIERTEN GRANULOMEN
13
2
FRAGESTELLUNG DER ARBEIT
15
3
MATERIAL UND METHODEN
17
3.1
3.2
3.3
3.3.1
17
17
18
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.3.5
AUSWAHL DES UNTERSUCHUNGSMATERIALS
HISTOPATHOLOGISCHE BEGUTACHTUNG
ERREGERNACHWEIS MITTELS DNA NPCR
DNA-EXTRAKTION AUS FORMALINFIXIERTEN, PARAFFINEINGEBETTETEN
GEWEBEPROBEN
POLYMERASE- KETTEN- REAKTION (PCR)
PRIMERAUSWAHL
AMPLIFIKATION DER DNA- SEQUENZEN MITTELS DER PCR
AGAROSEGEL- ELEKTROPHORESE
19
20
21
26
27
4
ERGEBNISSE
29
4.1
4.1.1
ZUSAMMENSTELLUNG DES PATIENTENKOLLEKTIVS
HEPATISCHE GRANULOME MIT TYPISCHEN ODER VERDÄCHTIGEN
HISTOPATHOLOGISCHEN LÄSIONEN
BEWERTUNG DER DNA- GÜTE FÜR EINE MOLEKULARPATHOLOGISCHE
DIAGNOSTIK
AUFBAU EINES PCR- NACHWEISES FÜR LISTERIA MONOCYTOGENES
PRIMERDESIGNE
NACHWEIS VON LISTERIA MONOCYTOGENES IM PATIENTENKOLLEKTIV
VIRALE ERREGER
EPSTEIN- BARR- VIRUS
CYTOMEGALIEVIRUS
TOXOPLASMA GONDII
BAKTERIELLE ERREGER
YERSINIA PSEUDOTUBERCULOSIS, YERSINIA ENTEROCOLICA
BARTONELLA HENSELAE
MYKOBAKTERIUM TUBERCULOSIS, MYKOBAKTERIUM AVIUM
29
4.1.2
4.2
4.2.1
4.2.2
4.3
4.3.1
4.3.2
4.4
4.5
4.5.1
4.5.2
4.5.3
3
1
30
31
32
32
35
35
36
37
38
39
39
40
41
4.6
4.7
MEDIKAMENTENANAMNESE
42
ÜBERTRAGUNG DES DIAGNOSTISCHEN ALGORITHMUS VON DENK AUF DAS
KÖLNER KOLLEKTIV
42
5
DISKUSSION
46
5.1
5.2
5.2.1
5.2.2
5.2.3
5.2.4
5.2.5
5.2.6
5.2.7
5.2.8
5.2.9
5.2.10
5.3
HEPATISCHE GRANULOME, INZIDENZ UND DIAGNOSE
URSACHEN
PRIMÄR BILIÄRE ZIRRHOSE (PBC)
SARKOIDOSE
TUBERKULOSE
EBV
CMV
BARTONELLA HENSELAE
LISTERIA MONOCYTOGENES
HEPATITIS B
TREPONEMA PALLIDUM
YERSINIA PSEUDOTUBERKULOSIS
SYSTEMATISCHE AUSWERTUNG NACH DEN VON DENK ETABLIERTEN
KRITERTIEN
46
47
47
48
49
49
50
51
52
53
53
54
6
ZUSAMMENFASSUNG
57
7
LITERATURVERZEICHNIS
58
8
VORABVERÖFFENTLICHUNG
66
9
LEBENSLAUF
67
2
55
1
Einleitung
1.1 Granulome in der Leber
Bei der Diagnostik und dem Management von Patienten mit Lebererkrankungen
hat die Leberbiopsie - auch angesichts sich weiterentwickelnder bildgebender
Verfahren,
verfeinerter
Untersuchungsmethoden
und
eines
rasant
zunehmenden Wissens über molekularbiologische Zusammenhänge – über
Jahrzehnte ihre zentrale Bedeutung behalten. Die Leberbiopsie ist ein
etabliertes diagnostisches Mittel zur Untersuchung von Lebererkrankungen.
Leberbiopsien liefern ein breites Spektrum morphologischer Befunde, wovon
die granulomatösen Läsionen ein immer wieder zu beobachtendes Problem
darstellen. In der wissenschaftlichen Literatur wird von einer Häufigkeit
zwischen 1,6% - 14,6% in unselektiven Leberbiopsien berichtet (10, 11, 27, 35,
42, 48, 59, 61, 65, 72, 84, 85, 97).
Zur Klärung der Ätiologie hepatischer Granulome gehört eine sorgfältige
histopathologische
Begutachtung
der
einzelnen
Granulome
und
des
umgebenden Lebergewebes (z.B. auf Anzeichen für Hepatitis, Cholangitis,
unspezifische Entzündungsreaktionen oder Gallengangsobstruktion). Da es
aber eine Vielzahl von Ursachen der Granulomentstehung gibt, kann die
Histomorphologie allein nicht in allen Fällen zur endgültigen Eingrenzung der
Ätiologie führen. So ist die Quote hepatischer granulomatöser Läsionen
ungeklärter Ätiologie (sogenannte idiopathische granulomatöse Hepatitis) in der
Literatur mit 15-50% angegeben (58, 59, 61, 65, 84).
Bezüglich der histopathologischen Diagnostik hat Denk (13) Leberbiopsien mit
Granulomen in vier verschiedene Gruppen zusammengefasst und somit eine
Interpretationshilfe für den befundenden Pathologen erstellt:
1
See the cause. Das auslösende Agens ist histologisch im Granulom
nachweisbar, wie z.B. Eier von Schistosoma oder der Nachweis von
säurefesten Stäbchen durch Spezialfärbungen.
2
Know the cause. Für eine korrekte histologische Interpretation müssen
auch die klinischen Begleitumstände bekannt sein. So kann davon
3
ausgegangen werden, dass bei einem Patienten mit einer bekannten
aktiven
Lungentuberkulose
histologisch
nachweisbaren
verkäsenden
hepatischen Granulomen fast ausschließlich auch durch Mykobakterium
tuberkulosis verursacht wurden, auch wenn im Granulom selber keine
Mykobakterien nachweisbar sind. Ebenso kann z.B. von einer primär
biliären Zirrhose (PBC) ausgegangen werden, wenn Granulome und
lymphozytäre Infiltrationen an zerstörte Gallengänge angrenzen und die v.
a. weiblichen Patienten in mittleren Jahren Juckreiz, erhöhte Serumspiegel
alkalischer
Phosphatase
und
antimitochondriale
Antikörper
(AMA)
aufweisen.
3
Suspect the cause. Obwohl eine klare Diagnose fehlt, lässt sich anhand von
klinischer und pathologischer Beobachtung auf die Diagnose schließen. So
lässt die Beobachtung von Nekrosen in Granulomen z.B. an Tuberkulose,
Histoplasmose oder Coccidioidomykose denken.
4
Cause is unknown. Dies ist leider die größte Gruppe, der Nachweis von
Granulomen schränkt die möglichen Diagnosen lediglich (ein wenig) ein.
Hier sollten unter Berücksichtigung der geographischen und klinischen
Situation weiter Untersuchungen folgen. Insbesondere eine Tuberkulose,
die immer noch zu einer häufigen Infektionskrankheit zählt, sollte
ausgeschlossen werden.
Diese Gruppierung spiegelt die besondere Problematik der Analyse hepatischer
Granulome
im
Alltag
des
diagnostisch
tätigen
Pathologen
und
des
einsendenden Klinikers wider.
In der wissenschaftlichen Literatur wird von einer Granulom-Häufigkeit
zwischen 1,6% - 14,6% in unselektiven Leberbiopsien berichtet (10, 11, 27, 35,
42, 48, 59, 61, 65, 72, 84, 85, 97).
Verschiedene Studien zu Granulomen und granulomatöser Hepatitis wurden
publiziert, diese beschäftigen sich mit dem breiten Spektrum der auslösenden
Ursachen und zeigen soziokulturelle und regionale Unterschiede auf.
Studien aus Europa und den USA ist zu entnehmen, dass die Sarkoidose und
die primär biliäre Zirrhose (PBC) (15, 27, 48, 59, 61, 84, 97) die führenden
Ursachen für Granulome in der Leber sind. Gukian (35) und Ishak (42, 43)
hingegen beschreiben in ihren Studien Tuberkulose und Sarkoidose als
4
Hauptursachen. PBC und Tuberkulose sind in nahezu allen vorliegenden
Studien als häufigste Ursachen der Granulomentstehung dokumentiert.
Abweichend von diesen Ergebnissen ist die Studie von Satti (85) aus Saudi
Arabien zu nennen, bei der in 54% der Fälle eine Schistosomiasis (20, 37) als
ursächlich für die beobachteten Granulome beschrieben wurde, gefolgt von
Tuberkulose (32%) und Brucellose (6,7%). MacMaster (60) geht hingegen
davon
aus,
dass
etwa
ein
Viertel
aller
granulomatösen
Hepatitiden
Medikamenten- induziert sind (45).
Die bisher genannten Studien beschäftigen sich mit der Ursache von
Granulomen
bei
Erwachsenen,
wobei
Kinder
nicht
grundsätzlich
ausgeschlossen wurden. Dem gegenüber zeigt Collins (10) in einer rein
pädiatrischen Studie, dass bei Kindern in 65% der Fälle eine Histoplasmose
nachgewiesen werden konnte.
1.2 Die Charakteristika der granulomatösen Entzündung
Die granulomatöse oder spezifische Entzündung ist eine Form der chronischen
Entzündung, die durch Persistenz des Entzündungsreizes hervorgerufen wird.
Morphologisch ist diese besondere Entzündungsform durch die Ausbildung von
Granulomen gekennzeichnet. Granulome sind knötchenartige Veränderungen,
die
histologisch
Epitheloidzellen
eine
mit
Ansammlung
von
phagozytiertem,
aktivierten
nicht
Makrophagen
abbaubarem
Material
und
und
gegebenenfalls anderen Zelltypen zeigen. Epitheloidzellen sind Makrophagen
(33, 46, 68), die die Fähigkeit zur Phagozytose partiell oder komplett verloren
haben, dafür aber z.B. Interleukine oder Angiotensin- convertierendes Enzym
(ACE) sezernieren können (13). Die Umwandlung vom Makrophagen zur
Epitheloidzelle entspricht einer allergischen Reaktion vom Spättyp (Typ IV), bei
der es durch Lymphokinfreisetzung antigenstimmulierter T- Lymphozyten zu
einer
Aktivierung
bzw.
Proliferation
von
Makrophagen
kommt.
Durch
Verschmelzung von Epitheloidzellen und Makrophagen entstehen Riesenzellen,
die durch ihre Größe, aber vor allem durch ihre Mehrkernigkeit gekennzeichnet
sind.
5
An der Bildung von Granulomen können auch Lymphozyten beteiligt sein. Sie
umgeben vor allem die Epitheloid- und Riesenzellen als Lymphozytensaum.
Zusätzlich finden sich auch andere Zellen, wie z. B. Plasmazellen, eosinophile
Granulozyten und Fibroblasten, welche vor allem im Stadium der Abheilung zu
sehen sind (13).
Auch kollagene Fasern sind in unterschiedlichem Maße an der Bildung von
Granulomen beteiligt, sie können die Granulome vom umgebenden Gewebe
abgrenzen oder sie durchziehen. Bei Erkrankungen wie z. B. Sarkoidose oder
Schistosomiasis enthalten die Granulome dichte kollagene Fasern, wohingegen
bei Granulomen die durch Medikamenten- Hypersensitivität entstanden sind
kaum Kollagen zu finden ist (13).
Je nach Größe und Ätiologie des Granuloms können in seinem Inneren auch
Nekrosen beobachtet werden. So können z.B. fibrinoide Nekrosen bei der
rheumatoiden Arthritis beobachtet werden. Fibrillogranuläre („verkäsende“)
Nekrosen sind typisch für Tuberkulose, aber auch für Lues, Histoplasmose oder
Sarkoidose. Eine Yersinieninfektion kann eine purulente Nekrose verursachen
(13).
Die Beteiligung von Fibrin an der Bildung eines Granuloms kann oft auch schon
makroskopisch erkannt werden. Am eindrucksvollsten ist dies bei dem
Fibrinring- oder Doughnut- Granulom zu erkennen, welches zuerst bei QFieber beschrieben wurde (13, 70, 91). In den letzten Jahren wurden weitere
Ursachen für die Entstehung von Fibrinring- Granulomen beschrieben, so dass
einige Autoren dieses als nicht spezifisch einstufen (23, 56, 66, 70, 80, 96).
1.2.1 Granulommorphologie
Die Morphologie von Granulomen hinsichtlich der verschiedenen Zelltypen,
Nekrosen oder der Ausbildung eines Saums aus kollagenen Fasern kann stark
variieren (40). Die Ausprägung dieser Kriterien kann einen Hinweis auf das
auslösende Agens geben, ist aber nicht allein dafür beweisend. Nach der
zellulären Zusammensetzung kann man verschiedene Typen unterscheiden:
Das
Epitheloidzell-Granulom
besteht
aus
Epitheloidzellen,
Langhans-
Riesenzellen und einem peripheren Lymphozytenwall. Granulome dieser Art
6
sieht man z. B. bei der Tuberkulose, bei der, im Gegensatz zur Sarkoidose,
zentral eine zell- und kernfreie fibrillogranuläre („verkäsende“) Nekrose
charakteristisch ist.
Fremdkörper-Granulome
bestehen
aus
Makrophagen,
die
Fremdkörper
phagozytiert bzw. umschlossen haben und zum Teil zu FremdkörperRiesenzellen konfluiert sind. Ihre Zellkerne umgeben das fremde Material (13).
Diese Granulome sind häufig von einem Fibrosering umgeben. Es kann
zwischen Fremdkörpern exogener (z. B. Nahtmaterial, Silikon) und endogener
(z. B. Hornschuppen, Cholesterinkristalle) Herkunft unterschieden werden.
Kennzeichnend
für
Pseudotuberkulose-Granulome
ist
eine
zentrale
Abszedierung (granulomatös- abszedierende Entzündung) und das Vorkommen
neutrophiler Granulozyten innerhalb des Granuloms. PseudotuberkuloseGranulome werden z.B. hervorgerufen durch einige Pilze oder Bakterien (z.B.
Yersinien).
Das rheumatische Granulom tritt unter anderem beim rheumatischen Fieber
und der chronischen Polyarthritis auf und zeigt zentral eine fibrinoide Nekrose,
um welche die Epitheloidzellen radiär angeordnet sind. Einige dieser
Epitheloidzellen lassen einen rautenförmigen Zellkern erkennen, sie werden
nach ihre Entdecker als Anitschkov- Zellen bezeichnet.
1.3 Spezielle Pathologie der Granulome in der Leber
Verschiedene Autoren haben sich mit der histopathologischen Klassifikation
hepatischer Granulome befasst (10, 12, 13, 55). Zu den von ihnen
herausgestellten vier Haupttypen gehören: nicht- verkäsende, verkäsende,
Lipogranulome und Fibrinring- Granulome.
Nicht-
verkäsende
beobachtenden
Granulome
Granulomtypen
gehören
in
der
zu
den
Leber.
am
Sie
häufigsten
bestehen
zu
aus
Epitheloidzellen, Lymphozyten (meist peripher zu finden) und mehrkernigen
Riesenzellen. Dieser Typ ist vor allem charakteristisch für Sarkoidose, zeigt sich
7
aber auch bei medikamentös- induzierter Lebererkrankung, Vaskulitis, primär
biliärer Zirrhose und diversen infektiösen Erkrankungen.
Verkäsende (fibrillogranuläre) Granulome sind charakteristisch für eine Infektion
mit Mykobakterium tuberkulosis, sind aber nicht immer zu sehen.
Lipogranulome zeigen Makrophagen oder Epitheloidzellen, die Fettvakuloen
umschließen. Sie werden häufig im Rahmen einer Steatose und Steatohepatitis
gesehen.
Fibrinring- Granulome zeigen eine zentrale Fettvakuole, die ringförmig von
Fibrin und Epitheloidzellen umgeben ist.
1.3.1 Unterschiede
einzelner
Granulome
und
granulomatöser
Hepatitis
Granulomatöse
unterschiedlicher
Läsionen
Anzahl
in
der
Leber
eingestreute
können
Läsionen
grundsätzlich
ohne
als
in
wesentliche
Entzündungsinduktion oder auch als granulomatöse Hepatitis mit hepatitischen
Veränderungen, deren wesenliches Merkmal die Granulome sind, in der Leber
auftreten. Diese Unterschiedlichkeit spiegelt sich in der Diktion: „Leber mit
Granulomen“ versus „granulomatöse Hepatitis“ wider. Während bei dem erst
genannten Bild die Granulome häufig einen Zufallsbefund darstellen können,
besteht bei einer granulomatösen Hepatitis zumeist eine klinische Symptomatik
mit
Fieber
unklarer
Ursache,
erhöhten
Transaminasen
und
Hepato(spleno)megalie oder portaler Hypertension (55). Im Leberpunktat sind
zahlreiche Granulome sichtbar, die meist in den Portalfeldern, aber auch im
übrigen Parenchym gelegen sind. Es zeigt sich nicht das „typische“ Bild einer
Hepatitis (diffuse Entzündungsreaktion im Parenchym und Infiltrationen in den
Portalfeldern), sondern das einer granulomatösen Hepatitis.
8
1.3.2 Ätiologie hepatischer Granulome
Zahlreiche infektiöse und nicht infektiöse Ursachen führen zur Ausbildung
granulomatöser Läsionen in der Leber. Diese Ursachen zeigen eine regionale
und soziokulturelle Variabilität. Zu den infektiösen Ursachen gehören Bakterien,
Viren, Parasiten oder Myzeten. Unter die nicht infektiösen Ursachen fallen z.B.
Überempfindlichkeitsreaktionen,
Autoimmunerkrankungen,
Fremdkörpermaterial, Noxen, Neoplasmen und andere (s. Tabelle 1).
Das weit gestreute Ursachenspektrum erfordert breit gefächerte klinische und
pathologische
Untersuchungen,
wie
z.B.
eine
ausführliche
Medikamentenanamnese, Blutkulturen und serologische Untersuchungen. Von
Seiten der Pathologie sind Spezialfärbungen, immunhistochemische und
molekularbiologische Untersuchungen (z.B. PCR) von Leberbiopsien indiziert
(75).
Morphologische Unterschiede in der histopathologischen Betrachtung können
die Differentialdiagnosen zwar einschränken, in circa einem Drittel der Fälle
bleibt die Diagnose allerdings ungewiss (22). Lefkowitch (55) hat Leitlinien
aufgestellt, die die pathologische Begutachtung hinsichtlich der Ätiologie
hepatischer Granulome im Zusammenhang mit der klinischen Situation des
Patienten erleichtern sollen:
1. Die Lokalisation der Granulome (portal, periportal oder parenchymatös)
ist von diagnostischer Bedeutung. Ebenso sollte eine eventuelle
räumliche Beziehung zu Gallengängen und in den Portalfeldern
gelegenen Leberarterien und -venen beachtet werden.
2. Der Granulomtyp (s.o.) spielt eine Rolle. Es sollte ein Augenmerk darauf
gelegt werden, ob Nekrosen, Eier, Fremdmaterial, Fettvakuolen oder
Fibrin zu sehen sind.
3. Es können auch Komplikationen auftreten, die durch Granulome
verursacht werden. So kann es durch Zerstörung von Gallengängen und
Leberarterien zu ischämischer Nekrose, Fibrose und Zirrhose kommen.
9
Ursachenspektrum Hepatischer GranulomeInfektiöse Ursachen
Bakteriell
Viral
Immunologische
Erkrankungen
Aktinomyces
CMV
Immundefizienz
Bartonella henselae
EBV
Chron. Granulom.
Borrelia
Hepatitis A
Erkrankung Kindesalter
Botryomycosis
Hepatitis B
Hypogammaglobinämie
Brucellose
Hepatitis C
Polymyalgia rheumatica
Granuloma inguinale
Varizella
Primär biliäre Zirrose
Listeriose
Primär sklerosierende
Melioidose
Cholangitis
Nocardiose
Rheumatisches Fieber
Proprioniosis
Lupus erythematodes
Staphylokokken
Vaskuläre Erkrankungen
Syphilis
Allerg. Granulomatose
Tularaemie
Nekrotisierende Angiitis
Typhus
Polyarteriitis nodosa
Morbus Whipple
Arteriitis temporalis
Yersinia enterocolitica
Wegener Granulomatose
Mykobakteriell
Tuberkulose
Atypische Mykobakterien
BCG Immunisierung,
BCG Immuntherapie
Lepra
Parasitär
Amöbiasis
Ancylostoma
Capillariasis
Enterobius vermicularis
Schistosomiasis
Leishmaniose
Giardiasis
Strongyloidiasis
Toxocariasis
Rickettsien
Boutonneuse Fieber
Q Fieber
Rickettsia conorii
Fremdmaterial
Anthrakotisches Pigment
Barium
Thorotrast
Silikon
Mineralöl
Neoplasien
Extrahepatische Tumoren
Hepatozelluläres Adenom
Morbus Hodgkin
Non-Hodgkin Lymphome
Verschiedene
Gallengangsobstruktion
Chronische Colitis
Eosinophile Enteritis
Jejuno-ilealer Bypass
Porphyria cutanea tarda
Sarkoidose
Chlamydien
Lymphopathia venereum
Psittacose
Fungi
Aspergillose
Blastomycose
Candidiasis
Coccidioidomycose
Cryptococcus
Histoplasmose
Mucormycose
Paracoccidiomycose
Tabelle 1:
Hypersensitivität
Medikamente
Metall
(Beryllium, Kupfer, Gold)
Ursachenspektrum hepatischer Granulome (7, 45, 55)
10
1.4 Morphologie hepatischer Granulome
Aufgrund der Vielfältigkeit der Ursachen, die zur Granulomentstehung führen
können, ist bei der diagnostischen histopathologischen Beurteilung eine genaue
Kenntnis der speziellen Morphologie und ihrer Unterschiede notwendig. Im
Folgenden sollen exemplarisch drei verschiedene Granulomtypen, welche die
vier führenden hepatischen Granulomursachen begleiten morphologisch
charakterisiert werden:
1. Granulome bei primär biliärer Zirrhose,
2. Granulome bei Tuberkulose,
3. Granulome bei Sarkoidose und
4. Granulome bei Medikamenten-Einnahme.
1.4.1 Morphologie von Granulomen bei primär biliärer Zirrhose
Die primär biliäre Zirrhose (PBC) entspricht dem zirrhotischen Endstadium einer
chronischen nichteitrigen destruierenden Cholangitis (55, 92). Es handelt sich
um eine Autoimmunerkrankung mit Bevorzugung des weiblichen Geschlechtes
(w:m = 9:1). Meist sind mittelalte Patientinnen betroffen. Autoantikörper gegen
antimitochondriale Antikörper (AMA) werden häufig nachgewiesen. Bei der
Diagnose und der Feststellung des Stadiums spielt die Leberbiopsie eine
entscheidenden Rolle. In den Leberbiopsien von circa 25% aller Patienten mit
PBC lassen sich Granulome finden (81). Diese sind vor allem in den
lymphozytär infiltrierten und abgerundeten Portalfeldern lokalisiert und zeigen
einen Bezug zu den Gallengängen (55). Diagnostisch wegweisend im Stadium I
der PBC ist die sogenannte floride Gangläsion, bei der im Zentrum eines
Granuloms Anteile oder Reste eines zugrundegehenden und entzündlich
infiltrierten Gallenganges zu finden sind. Die Granulome sind hauptsächlich in
den Portalfeldern lokalisiert, aber auch im Parenchym zu finden. Die
Granulommorphologie zeigt ein weites Spektrum von wenig umschriebenen,
kleinen histiozytären Aggregaten bis zu gut definierten, größeren von einem
11
Lymphozytenwall
umgebenen
epitheloidzelligen
Granulomen.
Langhans
Riesenzellen können vorkommen, Nekrosen sind eher seltener zu sehen (100).
1.4.2 Morphologie von Granulomen bei Tuberkulose
Mykobakterium tuberkulosis ist ein säurefestes Stäbchen, welches 1882 von
Robert Koch zum ersten Mal beschrieben wurde. Die Erstinfektion verläuft
meist als Lungentuberkulose, vor allem bei insuffizienter Immunabwehr kann
aber auch eine Miliartuberkulose mit generalisiertem Organbefall auftreten.
Hepatische Granulome, die aufgrund einer Infektion mit Mykobakterium
tuberkulosis entstehen, sind sowohl in den Portalfeldern als auch im Parenchym
zu finden. Die Granulome sind meist größer und können verschieden gut
umschrieben sein. Es handelt sich um epitheloid- und riesenzellige Granulome,
wobei Langhans- Riesenzellen typisch sind. Diese zeichnen sich durch
zahlreiche in der Form eines Cs angeordnete Zellkerne aus und entstehen bei
der Verschmelzung von Epithloidzellen. Eine fibrillogranuläre („verkäsende“)
Nekrose ist in 29% der Proben zu entdecken (42). Verkäsungen sind allerdings
nicht spezifisch für Tuberkulose, sie können auch bei Lues, Candidiasis,
Cryptococcose,
Histoplasmose
und
Coccidioidomycose
auftreten
(42).
Tuberkelbakterien oder sogenannte säurefeste Stäbchen lassen sich mit der
Ziehl- Neelsen- (ZN-) Färbung im Gewebe darstellen. Allerdings sind sie bei
Leberbiopsien deutlich seltener histologisch nachzuweisen (13%) als in
Sektionsproben (31%) (35). Somit schließt eine negative ZN- Färbung eine
Tuberkulose nicht mit letzter Sicherheit aus.
1.4.3 Morphologie von Granulomen bei Sarkoidose
Die Sarkoidose ist eine granulomatöse Systemerkrankung unbekannter
Ätiologie (102), die sich in über 90% in der Lunge manifestiert, aber auch alle
anderen Organe (v. a. Lymphknoten und Leber) befallen kann. Die Leber kann
auch als einziges Organ befallen sein, ebenfalls kann ein Leberbefall dem
12
Lungenbefall vorausgehen. Es ist in zahlreichen Studien beschrieben, dass die
Sarkoidose eine häufige Ursache hepatischer Granulome darstellt (3, 10, 15,
27, 48, 59, 61, 84, 97). Morphologisch handelt es sich um nicht verkäsende
Granulome (48). In der Leber sind Sarkoidose- Granulome in den Portalfeldern
sowie periportal zu finden, dort liegen sie häufig in blumenkohlartigen Klustern
zusammen (43). Die Granulome enthalten Riesenzellen vom Langhans-Typ und
können
Asteroid-
und
Schaumann-
Körperchen
enthalten.
Gallengangsläsionen, ähnlich denen bei primärer biliärer Zirrhose (83) oder
akuter Cholangitis (15) durch mechanische Gallengangsobstruktionen sind in
seltenen Fällen auch zu beobachten. Portale und periportale Fibrose,
Fibrosebrücken und sogar zirrhotischer Umbau der Leber kann histologisch
beobachtet werden (15, 42).
1.4.4 Morphologie von medikamenten-induzierten Granulomen
Eine Granulombildung oder granulomatöse Entzündung in der Leber kann als
Folge eines medikamentös- toxischen Leberparenchymschadens auftreten (44,
45). Mehr als 60 Medikamente, die zur Granulombildung führen können, sind
bekannt (45). Dabei können Granulome in der Leber als isoliertes Phänomen
oder
in
Zusammenhang
Leberparenchymveränderungen
mit
wie
anderen
akuter
oder
toxisch
induzierten
chronischern
Hepatitis,
Cholestase und Steatose auftreten. In einer Studie über Leberbiopsien mit
hepatischen Granulomen wurden Medikamente in 30% als Ursache der
Granulmentstehung
ermittelt
(60).
Eindeutige
morphologische
Kriterien
medikamentös induzierter Granulome gibt es nicht, allerdings lässt der
Charakter
der
inflammatorischen
Reaktion
Rückschlüsse
auf
die
zugrundeliegende Pathogenese ziehen. Eine prominente Infiltration der
Granulome durch eosinophile Granulozyten weist auf eine immunologische
Idiosynkrasie hin (44). Ein typisches Medikament, dass Granulome in der Leber
induzieren kann, ist Allopurinol, morphologisch sind in diesem Zusammenhang
auch Fibrinring-Granulmone beschrieben. Die Anwendung von BCG (39) als
Impfstoff oder Therapeutikum, kann Granulome in der Leber induzieren, in
diesem Fall könnte ein Nachweis säurefester Stäbchen mittels Ziehl- Neelsen
13
Färbung möglich sein (82). Medikamente, die Ursache einer hepatischen
Granulombildung sein können, werden in der Tabelle 2 aufgelistet.
Allopurinol
Orale Kontrazeptiva
Amiodaron
Oxazillin
Amoxizillin-Clavulansäure
Oxyphenbutazon
Aprinidin
Papaverin
Aspirin
Penizillin
BCG Vaccination/Therapie
Phenazone
Carbamazepin
Phenprocoumon
Cephalexin
Phenylbutazon
Chlorpromazin
Phenytoin
Chlorpropamid
Procainamid
Dapsone
Procarbazin
Diazepam
Pronestyl
Diltiazem
Quinidine
Dimethicone
Ranitidin
Disopyramid
Salizylazosulfapyridin
Feprazone
Sulfadiazine
Glibenclamid
Sulfadimethoxine
Gold
Sulfadozine-Pyrimethamine
Halothan
Sulfanilamide
Hydralazin
Sulfasalazine
Interferon
Sulfasuxidine
Isoniazid
Sulfathiazole
Methimazol
Tetrahydroaminoacridine
Methotrexat
Tocainide
Methyldopa
Tolbutamid
Nitrofurantoin
Trichlormethiazide
Tabelle 2:
Medikamente,
die
granulomatöse
können (101)
14
Leberläsionen
induzieren
2 Fragestellung der Arbeit
Hepatische
Granulome
diagnostiziertes
sind
Phänomen
ein
im
Alltag
in
unselektiven
eines
Pathologen
häufig
Leberbiopsien.
Durch
lichtmikroskopische Untersuchungen und Evaluation klinischer Angaben
(serologische
lassen
Untersuchungsergebnisse,
sich in einigen
Fällen die
Medikamentenanamnese,
zugrunde
Klinik)
liegenden Erkrankungen
diagnostizieren („know the cause“). Nichts desto trotz kann für eine Vielzahl von
Granulomen auf diesem Wege keine Ursache gefunden werden („cause
unknown“). Mit Fortschritten auf dem Gebiet der Molekularpathologie finden
moderne molekularbiologische Untersuchungsmethoden immer mehr Eingang
in die diagnostische Pathologie. Mit Hilfe dieser modernen Diagnostik gelingt es
ergänzend zu lichtmikroskopischen und klinischen Untersuchungen das
auslösende Agens (Virus, Bakterium) zu identifizieren. Die vorliegende
Promotionsarbeit repräsentiert ein großes Patientenkollektiv mit hepatischen
Granulomen
aus
der
Leberdatei
des
Instituts
für
Pathologie
der
Universitätsklinik zu Köln, einem deutschlandweiten Referenzzentrum für
Leberpathologie, aus einem über acht Jahre laufenden Beobachtungszeitraum.
Ziel dieser Studie war es, die folgenden Fragen zu klären:
•
Wie hoch ist die Inzidenz hepatischer Granulome im Einsendegut des
Instituts für Pathologie der Universitätsklinik zu Köln?
•
Ist die Inzidenz vergleichbar mit vorausgegangenen Studien in
europäischen und außereuropäischen Ländern?
•
Welche Diagnosen lassen sich als Ursache für Granulome stellen?
Dabei
wird
ein
interdisziplinärer
Ansatz
gewählt,
der
eine
histopathologische Analyse, eine Evaluation klinischer und serologischer
Daten und moderne molekularpathologische Methoden umfasst.
•
Wie ist die Häufigkeitsverteilung der Diagnosen (einschließlich der primär
biliären Zirrhose und Sarkoidose), die zur Granulomentstehung führen?
15
Diese Fragestellungen werden bearbeitet, indem der von Denk (13) entwickelte
Algorithmus der Granulmon- Diagnostik auf das hier untersuchte Kollektiv
übertragen wird.
16
3 Material und Methoden
3.1
Auswahl des Untersuchungsmaterials
Die zu untersuchenden Fälle wurden aus dem Leberregister des Institutes für
Pathologie der Universität zu Köln rekrutiert. Es wurden Leberbiopsien,
Leberkeilexidate und auch Resektate zwischen 1996 und 2004, mit der
Diagnose Granulome in der Leber, granulomatöse Hepatitis oder Cholangitis
gesammelt. Biopsien, die lichtmikroskopisch Lipogranulome (Hinweis auf
Steatosis hepatis) oder Mineralöl-Granulome (Lipidtropfen umgeben von
Makrophagen
und
Lymphozyten)
zeigten
wurden
aus
der
Studie
ausgeschlossen.
3.2
Histopathologische Begutachtung
Die histopathologische Beurteilung erfolgte lichtmikroskopisch. Formalinfixiertes und paraffiniertes Lebergewebe wurde in 6µm dicken Gewebsschnitten
den gängigen Färbeverfahren unterzogen. Sämtliche Proben lagen in den
folgenden Färbungen zur Beurteilung vor: H&E (Haematoxylin und Eosin), DPAS (Perjodsäure-Schiff-Reagenz nach Diastase), VG (Van Gieson), Fe
(Eisen). Ziehl- Neelsen-Färbung wurde in 20, Whartin-Starry Färbung in 5
Fällen durchgeführt. Granulome wurden definiert als fokale Zusammenballung
von Makrophagen und mehrkernigen Riesenzellen, umgeben von einem
Lymphozytenwall. Die histomorphologischen Veränderungen wie Anzahl und
Größe
der
Granulome,
Lokalisation,
Zellzusammensetzung,
Nekrosen,
Verkäsung und Begleiterscheinungen wurden quantifiziert und dokumentiert.
17
Granulomlokalisation
portal
Parenchym
Parenchym/ portal
Granulomzahl
einzelne
mehrere
viele
Granulommorphologie
epitheloidzellig
histiozytär
epitheloidzellig/ histiozytär
Nekrose
ja
nein
Granulom- unabhängige Entzündung
ja
nein
gering
Granulom- unabhängige Fibrose
ja
nein
gering
Granulomfasern
ja
nein
gering
Granulomgröße
klein
mittel
groß
Langhanszellen
ja
nein
Tabelle 3:
3.3
histomorphologische Begutachtung
Erregernachweis mittels DNA nPCR
Die Erregernachweise wurden auf genomischer Ebene durchgeführt. Dafür
wurde die Gesamt- DNA aus allen Proben isoliert und eine erregerspezifische
nested Polymerasekettenreaktion (nPCR)- Analyse angeschlossen.
18
3.3.1 DNA-Extraktion aus formalinfixierten, paraffineingebetteten
Gewebeproben
Von den Paraffinblöcken wurden mit einem Mikrotom (Leica, Nussloch) je zwei
bis drei 7,5 µm dicke Schnitte mit einem Einwegmesser angefertigt und in ein
1,5 ml Reaktionsgefäß gegeben. Vor jedem gewebehaltigen Block wurden von
einem leeren Paraffinblock zwei bis drei 7,5 µm dicke Schnitte angefertigt und
in ein separates Reaktionsgefäß überführt. Diese dienten in der gesamten
folgenden Prozedur als Leerprobe zur Kontrolle kontaminationsfreien Arbeitens.
Zur Entparaffinierung wurden die Proben in einem Heizblock (Thermomixer
compact Eppendorf, Hamburg) für fünf Minuten auf 65°C erwärmt und nach
kurzem Zentrifugieren (Centrifuge 5417 C Eppendorf, Hamburg) mit 500 µl Xylol
versetzt. Die Proben wurden gevortext (Vortex Genie 2, Scientific Industries),
bei 65°C fünf Minuten geschüttelt und zwei Minuten bei 13000 x g zentrifugiert
und der wässrige Überstand wurde abpipettiert. Dieser Vorgang wurde dreimal
wiederholt. Anschließend wurde 500 µl Ethanol 100% zugegeben, gevortext,
zwei Minuten bei 13000 x g zentrifugiert und der Überstand abgenommen.
Dieser Prozess wurde zweimal durchgeführt. Danach wurde der Überstand
abgenommen und das aus dem Paraffin gelöste Gewebsmaterial 30 Minuten
bei 37°C im Brutschrank (Memmert) getrocknet.
Für die weitere DNA-Exktraktion wurden pro Ansatz 295 µl Cell Lysis Solution
(Puffer) und 5 µl Proteinase K (500 µg/ml Proteinasen K, Invitrogen, Karlsruhe)
zugegeben.
Für den
Nachweis
von
Mykobakterien
wurde
von
jeder
Gewebeprobe eine gesonderte DNA-Extraktion durchgeführt, bei der anstelle
des Cell Lysis Solution Puffers 300µl eines Proteinase - K - Puffers, bestehend
aus 20mM Tris- HCl - Puffer, 5 mM EDTA und 1% SDS zugegeben wurde. Die
Proben wurden über Nacht bei 65°C in einen Schüttler gegeben.
Zur Extraktion (mittels DNA-extraction-kit, Purgene, Minneapolis, USA) wurden
die Reaktionsgefäße am darauffolgenden Tag auf Raumtemperatur abgekühlt
und kurz zentrifugiert. Anschließend wurden je 100 µl Protein Precipitation
Solution zugegeben, die Proben für fünf Minuten auf Eis gestellt und zwei
Minuten bei 13000 x g zentrifugiert, um die Proteine auszufällen. Der wässrige
Überstand, in dem die DNA enthalten war, wurde abpipettiert und in ein neues
Reaktionsgefäß gegeben. Dieses neue Reaktionsgefäß wurde zuvor mit 0,5 µl
19
Glykogen (10 mg/ml,Roche) und 300 µl Isopropanol gefüllt, um nach Zugabe
der wässrig gelösten DNA diese auszufällen. Nach Durchmischen und erneuter
Zentrifugation wurde der Überstand abgenommen, mit Ethanol 70% gewaschen
und abpipettiert, so dass nur noch ein DNA-Pellet im Reaktionsgefäß verblieb.
Das Pellet wurde bei 37°C getrocknet, mit 25 µl Hydratation Solution versetzt
und ca. eine Stunde bei 65°C im Schüttler gelöst. Die Lagerung der Proben
erfolgte in einem Gefrierschrank (Liebherr Comfort) bei -20°C.
3.3.2 Polymerase- Ketten- Reaktion (PCR)
Die PCR wird verwendet, um eine spezifische Nukleinsäuresequenz der DNA
zu vervielfältigen. Es besteht die Möglichkeit ein einziges DNA-Molekül mit
spezifischen Primern zu amplifizieren. Hierzu wird je ein „forward“- (sense) und
ein „reverse“- (antisense) Primer benötigt, die den gewünschten Bereich des
DNA- Stranges umgeben, sowie komplementäre Oligonukleotide, die mit Hilfe
der Taq- (Thermophilus aquaticus) Polymerase, einer hitztbeständigen DNAabhängigen Polymerase, zu komplementären Nukleotidsequenzen amplifiziert
werden.
Die eigentliche Vervielfältigung erfolgt in drei Schritten, die in 30- 40 Zyklen
wiederholt werden: im ersten Schritt wird die doppelsträngige DNA durch
Erhitzen auf 95°C denaturiert und in zwei Einzelstränge zerlegt. Im zweiten
Schritt wird die Temperatur auf die spezifische Annealing- Temperatur
(zwischen 54°C und 62°C) der Primer gesenkt, bei der die Primer mit den
komplementären
Sequenzen
der
Einzelstrang-
DNA
hybridisieren.
Im
Elongationsschritt erfolgt bei 72°C die Synthetisierung des komplementären
Stranges in 5’ → 3’ Richtung durch die Taq- DNA- Polymerase.
Zur Verbesserung der Sensitivität und Spezifität wurde an die erste noch eine
zweite PCR angeschlossen, hierbei dienten die Amplifikate der ersten PCR als
Ausgangsmaterial (sog. „nested“ PCR). Die Primer der zweiten PCR wurden so
gewählt, dass ihre spezifische Sequenz innerhalb des DNA-Abschnittes lag, der
von den Primern der ersten PCR flankiert wurde. So wurde erreicht, dass die
Nukleotidsequenz der ersten PCR nochmals amplifiziert werden konnte. Bei der
20
PCR II der Listerien- und der Toxoplasmose- PCR wurde nur der ReversePrimer eingerückt, so dass eine „seminested“ PCR durchgeführt wurde.
Die Testung auf Yersinia pseusotuberkulosis und Yersinia enterokolika wurde in
einer
Multiplex-
PCR
durchgeführt.
Das
bedeutet,
dass
in
einen
Reaktionsansatz die Primerpaare für beide Erregersequenzen gegeben wurden
und so nur eine PCR durchgeführt werden musste, um auf beide Erreger
gleichzeitig zu testen. Voraussetzung hierfür war die gleiche AnnealingTemperatur der Primer und der Ausschluss von Hybridisierungstendenzen der
Primer untereinander. Des weiteren war es notwendig, dass sich die Amplifikate
in ihrere Länge unterschieden, um ein spezifisches Ergebnis bei der AgaroseGelelektrophorese zu erhalten.
Alle Amplifikate hatten eine Länge von maximal 300 Basenpaaren (bp).
3.3.3 Primerauswahl
Die PCR zum Nachweis von Listeria monocytogenes wurde neu etabliert. Mit
Hilfe des Programms NCBI/BLAST (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/) wurde
nach geeigneten Primerpaaren für eine nested PCR gesucht. Die Primer sollten
eine Größe von 20 bis 25 Basenpaaren (bp) und die gleiche AnnealingTemperatur haben. Das Amplifikat durfte eine Länge von 300 bp nicht
überschreiten, da die für die Versuche extrahierte DNA aus Paraffinblöcken
gelöst und durch die Entparaffinierung, die Zelllyse und die Extraktion der DNA
fragmentiert worden sein konnte. Die zu amplifizierende Sequenz musste
jedoch lang genug sein, um spezifisch für einen bestimmten Erreger zu sein.
Weiter sollte die Tendenz der Primer zur Selbsthybridisierung (Hair- Pins, etc.)
gering sein, d. h. sie durften keine Selbst- Komplementarität besitzen. Ebenso
wenig sollten die Primer untereinander hybridisieren. Außerdem sollte hierfür
ein möglichst ausgewogenes Verhältnis der Basenpaare A/T und G/C
eingehalten werden. Hinsichtlich dieser Vorgaben wurden die Primersequenzen
mit
dem
Programm
Net
Primer
(www.premierbiosoft.com/primerdesign)
überprüft.
21
Alle Primer sollten eine absolute Spezifität bezüglich ihrer zu untersuchende
Gen- Domäne besitzen, dies wurde mit Hilfe der Gen- Datenbank NCBI/BLAST
(http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/) geprüft.
Die PCR zum Nachweis von Listeria monocytogenes wurde als semi- nested
PCR angelegt, das bedeutet, dass nur der reverse- Primer eingerückt wurde,
der forward- Primer war bei der ersten und der zweiten PCR gleich.
Listeria monocytogenes- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
113 bp
List- F1
CCC GCC TGG TCT AAC TGG ATTT G
62 °C
List- R1
GGA TGG AAA TTT GGT CGG CGT ACA
62 °C
List- R2
GTA TAT CGT GAC TTA CGA GG
62 °C
95 bp
Tabelle 4: Listerien-Primer mit Sequenz, Temperaturoptimum (AT) und
Amplifikatlänge
Für die anderen PCRs wurden die, bereits in der Routinediagnostik etablierten
Primer verwendet.
Tabelle 5 gibt die Sequenzen, die verwendeten Annealing- Temperaturen (AT)
bei Einsatz der Primer in die PCR und die Amplifikatlänge wieder.
22
Hämochromatose- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
234 bp
HS1
ATG GAT GCC AAG GAG TTC GAA CC
60°C
HaD4
GCC ATA ATT ACC TCC TCA GGC AC
60°C
HaD3c
TTC TCA GCT CCT GGC TCT CAT C
58°C
HS2
TCG AAC CTA AAG ACG TAT TGC CC
58°C
173 bp
Cytomegalie- Virus- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
167 bp
CMV 3
GTG ACC AAG GCC ACG ACG TT
58°C
CMV 4
TCT GCC AGG ACA TCT TTC TC
58°C
CMV 5
GCA GAC TATGTT GAG GAA GG
54°C
CMV 6
TCG TTG CAA TCC TCG GTC AC
54°C
117 bp
Epstein- Barr- Virus- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
132
gp 340 s2
GGG ACG TGA AGC AAA GAA AGT G
55°C
gp 340 as1
TAG TAC TGC AGT GGG CCT CTC T
58°C
gp 340 as2
TGTGCT GAC CCT TCT GCT GCT
55°C
EBV-2s
ACA TAG GTC TCG GCG TCA TCA T
57°C
111
Bartonella henselae- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
60 °C
223 bp
BH-1F
GGT TCA GAT TCA GCC TGT AAC AA
BH-1R
AAC TCC TAA GGT TAC TGT TTC TCC 60 °C
TG
BH-2F
CTG ATT CAA TTG GTT TGA AGG A
60 °C
BH-2R
CAA TAC GCT TTG CTA GAT CAC G
60 °C
23
153 bp
Yersinia enterocolica- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
173 bp
ail-F1
GAA CTC GAT GAT AAC TGG GGA G
58°C
ail-R1
GCC CCC AGT AAT CCA TAA AGG
58°C
ail-F2
CGT TTG CTT ATA CTC ATC AGG GA
58°C
ail-R2
ATT CGT TGA TGC GGA AAG ATG
58°C
114 bp
Yersinia pseudotuberkulosis- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
145 bp
inv-F1
CTT AGG CAA TAT GGG CGT TAT C
58°C
inv-R1
CGT GAA ATT AAC CGT CAC ACT C
58°C
inv-F2
GAT CAC AAT GAC GGC ACT TAT AG
58°C
inv-R2
CAC TTT CAC CGT TAC TGT TGC T
58°C
75 bp
Toxoplasmose- Primer
Primername
Toxo-B1-F1
CTT CGT CCG TCG TAA TAT CAG G
AT
Amplifikatlänge
62 °C
131
Toxo-B1-R-Cy5 Cy5-ACGTGACAGTGA AGA GAG GAA C
62 °C
Toxo-B1-F2
62 °C
105
AT
Amplifikatlänge
242 bp
CTG TTC TGT TCG CTG TCT GTC T
Mykobakterium tuberkulosis- Primer
Primername
myc F1
TGG CCA TCG TGG AAG CGA CC
66 °C
myc R1
GAC CAA ACT CGG CCT GTC CG
66 °C
myc F2
TGC GAG CGT AGG CGT CGG TGA
70 °C
Myc R2
GAT CTC GTC CAG CGC CGC TTC
70 °C
24
124 bp
Mykobakterium avium- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
180 bp
AV-F1
GAC GAG GCC GAA GTC ATC TAC T
58 °C
AV-R1
GAA GGA ATT CGT GGG TTT GTC T
58 °C
AV-F2
AGT CAT CTA CTG GGG CCT GTA C
58 °C
AV-R2
GCG GAT GTA TCA GAT GAC ACA G
58 °C
103 bp
HBV (X- Gen)
Primername
AT
Amplifikatlänge
55 °C
205 bp
HBV Nr.35
ATC CTK CGC GGGACG TCC TTT GT
HBV Nr.38
GAC GTG CAG AGG TGA AGC GAA GTG 55 °C
C
HBV Nr.36
TAC GTC CCG TCG GCG CTG AAT CC
55 °C
HBV Nr.37
GTC CGG CAG ATG AGA AGG CAC AGA 55 °C
150 bp
C
Tabelle 5:
Klassifizierung der PCR- Primer nach Namen, Sequenz,
Temperaturoptimum (AT) und Amplifikatlänge
25
3.3.4 Amplifikation der DNA- Sequenzen mittels der PCR
Die Amplifikation der PCR- Ansätze erfolgte mit dem Trio ThermalThermocycler der Firma Biometra (Göttingen).
Für die Reaktionsansätze der ersten PCR (I) wurde ein Gesamtvolumen von
22,5 µl, für die zweite PCR (II) von 24 µl mit folgenden Komponenten
zusammengestellt:
PCR I
extrahierte DNA bzw.
PCR II
2,5µl
PCR I - Produkt
1,0µl
Wasser
9,0µl
10,5µl
10 µM „forward“- Primer
0,5µl
0,5µl
10 µM „reverse“- Primer
0,5µl
0,5µl
12,5µl
12,5µl
Red Taq Ready Mix
Tabelle 6:
Reaktionsansätze der PCR I und PCR II
In die PCR II für Hämochromatose wurde nur 0,5 µl des Amplifikats aus der
ersten PCR eingesetzt. Da der Red Taq Ready Mix PCR Reaction Mix with
MgCl2 (Sigma, Missouri, USA) aus Taq-DNA-Polymerase, Nukleotiden und
Pufferlösung besteht, müssen diese Reagentien nicht gesondert zugefügt
werden.
Die Amplifikation erfolgte in einem Thermocycler mit Deckelheizung, in
welchem die DNA zunächst 5 Minuten bei 94°C denaturiert wurde.
Anschließend erfolgte die Vervielfältigung der Nukleotidsequenz in 30- 40
Zyklen (s. Tab. 5), bestehend aus einer 30 sekündigen Denaturierung bei 94°C,
30 Sekunden Annealing bei Temperaturen zwischen 54°C und 62°C (s.
Annealigtemperaturen in Tab 3.4) und 30 Sekunden Elongation mit der
Synthese des komplementären Stranges bei 72°C. Der letzte Elongationsschritt
wurde auf 5 Minuten verlängert, die Proben anschließend abgekühlt und bei 20°C aufbewahrt.
26
PCR I
AT
PCR II
AT
Hämochromatose
30 Zyklen
60°C
30 Zyklen
58°C
Cytomegalie- Virus
35 Zyklen
58°C
30 Zyklen
54°C
Epstein- Barr- Virus
35 Zyklen
58°C
40 Zyklen
57°C
Bartonella henselae
40 Zyklen
60°C
35 Zyklen
60°C
Yersinia enterocolica
35 Zyklen
58°C
35 Zyklen
58°C
Yersinia pseudotuberkulosis 35 Zyklen
58°C
35 Zyklen
58°C
Toxoplasmose
35 Zyklen
62°C
35 Zyklen
62°C
Mykobakterium tuberkulosis
35 Zyklen
66°C
32 Zyklen
70°C
Mykobakterium avium
40 Zyklen
60°C
35 Zyklen
60°C
HBV (X- Gen)
35 Zyklen
55°C
35 Zyklen
55°C
Listeria monocytogenes
35 Zyklen
62°C
35 Zyklen
62°C
Tabelle 7:
primerspezifische Zyklenanzahl und Annealingtemperaturen.
3.3.5 Agarosegel- Elektrophorese
Die amplifizierten DNA-Fragmente wurden durch Gelelektrophorese in 3%igen
Agarosegelen ihrer Größe nach aufgetrennt. Die Gele wurden hergestellt,
indem 3g Agarose (Seakem LE Agarose (Biozym, Oldenburg)) in 100ml 1x
TAE-Puffer (40mM Tris, 20mM Na-Acetat, 1,25mM EDTA) durch Erhitzen in
einem Mikrowellengerät verflüssigt wurden. Nach Abkühlen auf ca. 65°C
wurden 10µl Ethidiumbromid (10mg/ml) zugefügt und das Gel in eine Flachform
mit Kammeinsätzen zur Ausbildung von Ladekammern gegossen. Nach
27
Aushärtung des Gels wurde Puffer (TAE 1X) in die Elektrophoresevorrichtung
gegossen, so das das Gel vollständig von der Pufferlösung überdeckt war. Die
Amplifikate wurden dann durch Einfüllen in die Aussparungen aufgetragen.
Hierfür wurden 8µl des PCR-Produktes in die Kammern gegeben. Als
Molekulargewichtsstandard diente der Leitmarker pUC 19 DNA/MSPI (Hpa2)
Marker 23 (MBI Fermentas), der mit 1µl DNA-Probenpuffer (6x Loading Dye
Solution, MBI) und 5µl TAE- Puffer versetzt und in eine Spur des Gels eingefüllt
wurde. Der Marker enthält DNA-Fragmente mit den Größen 500 bp, 404 bp,
331 bp, 242 bp, 190 bp, 147 bp und 111 bp:
Abbildung 1 :
Leitmarker pUC 19 DNA/MSPI (Hpa2) Marker 23 (MBI
Fermentas)
Die Auftrennung der Fragmente erfolgte bei 120 Volt für ca. 45 min in
einfachem TAE-Puffer als Laufpuffer. Die Auftrennung der Banden wurde im
UV-Licht bei 302 nm mit Hilfe des Geldokumentationssystems Gel Print 2000i
der Firma MWG Biotech dargestellt.
28
4 Ergebnisse
4.1
Zusammenstellung des Patientenkollektivs
In einem über acht Jahre (1996- 2004) laufenden Beobachtungszeitraum
wurden insgesamt 12161 Lebergewebsproben in der Leberdatei des Institutes
für Pathologie der Universität zu Köln registriert (423 Nadelstanzbiopsien, 19
Leberkeilresektionen). Von diesen Fällen zeigten insgesamt 442 Fälle (3,63%)
das Bild einer granulomatösen Hepatitis, Cholangitis oder auch einzelner
Granulome.
215 dieser Fälle zeigten typische histologische Veränderungen einer primär
biliären Zirrhose (entspricht 1,77% aller Leberbiopsien, bzw. 48,64% aller
untersuchten granulomatösen Veränderungen). In 37 Fällen (0,7% aller
Leberbiopsien und 8,37% der untersuchten granulomatösen Veränderungen)
wurde Sarkoidose als Ursache der Granulome diagnostiziert. Bei einem
Patienten wurde Q-Fieber festgestellt. Von den noch verbleibenden Fällen
wurden solche ausgeschlossen, in denen Lipogranulome oder MineralölGranulome zu erkennen waren.
Nach Untersuchung auf PCB, Sarkoidose und Q-Fieber verblieben 189
Biopsien, die anhand detaillierter histopathologischer Analyse, Evaluation
klinischer
Daten
und
molekularpathologischer
Methoden
weitergehend
untersucht wurden.
92 Biopsien stammten von Männern, 97 von Frauen. Das Durchschnittsalter lag
bei 52 Jahren (5 bis 78 Jahre). Die Leberenzyme GOT und GPT waren in 102
bzw. 98 Fällen verfügbar und lagen zwischen 20 bis 518 U/l für GOT und 18 bis
582 U/l für GPT. Klinisch mitgeteilte positive Luesserologie (n=2), positive
Serologie für die Katzen-Kratz-Krankheit (n=1) und M. Hodgkin (n=1) könnten
die bei diesen Patienten gesehenen granulomatösen Läsionen erklären.
Wohingegen Hepatitis B Serostatus (n= 87) mit chronischer Hepatits B in zwei
Fällen, Hepatitis C (n= 86) mit chronischer Hepatitis C bei zwei Patienten, HIV
(n=1), Colitis ulcerosa (n=1) und akute myeloische Leukämie (n=1) nicht die
29
Entstehung der beobachteten Granulome erklären. Fünf der untersuchten
Patienten
hatten
febrile
Temperaturen,
in
35
Fällen
war
eine
Medikamentenanamnese vorhanden.
Demographische und klinische Daten des Studienkollektivs sind in Tabelle 8
zusammengefasst.
Anzahl der Fälle
189
Männer
92
Frauen
97
Alter
52 (5 bis 78)
GOT verfügbar
102
GOT erhöht > 30 U/l
98
GPT verfügbar
98
GPT erhöht > 30 U/l
97
HCV- Serologie verfügbar
86
Serologie chronischer Hepatitis C
2
HBV- Serologie verfügbar
87
Serologie chronischer Hepatitis B
2
HIV- Serologie
1
Lues II- Serologie
2
Serologie der Katzen- Kratz- Krankheit
1
Colitis ulcerosa
1
akute myeloische Leukämie (AML)
1
Fieber
5
Medikamente
35
Tabelle 8:
demographische und klinische Daten des Studienkollektivs
4.1.1 Hepatische Granulome mit typischen oder verdächtigen
histopathologischen Läsionen
In 215 Fällen (1,77% aller Biopsien und 48,64% aller Biopsien mit
granulomatösen
diagnostiziert
Läsionen)
werden.
lichtmikroskopische
konnte
eine
Diagnostisch
Erscheinungsbild
primär
biliäre
wegweisend
von
ist
periduktalen
Zirrhose
das
(PBC)
typische
Granulomen
mit
Gallengangszerstörungen und lymphoplasmazytären portalen Infiltrationen als
30
zirrhotisches Endstadium einer chronischen nichteitrigen destruierenden
Cholangitis. Dieses Bild der PBC konnten wir in 174 Fällen feststellen. In 41
Fällen
war
eine
Cholangitis
mit
portalen
Granulmonen,
aber
ohne
Gallengangszerstörung zu erkennen. Für alle diese Patienten mit PBC konnte
anhand klinischer oder laborchemischer Daten entweder eine Erhöhung der
antimitochondrialen Antikörper (AMA) oder antinukleären Antikörper (bei AMAnegativer PBC) oder eine Erhöhung der alkalischen Phosphatase (AP)
dokumentiert werden.
In 37 Fällen wurde die Diagnose einer Sarkoidose gestellt (0,30% aller
Biopsien, 8,37% aller granulomatösen Läsionen). In 30 Fällen zeigte sich
typische Histologie (nicht-verkäsende, epitheloidzellige Granulome ohne
topographischen Bezug, kein Nachweis von Mykobakterien, Tendenz zur
Fibrose). Bei 7 Patienten waren die histologischen Beobachtungen nicht
eindeutig (Nekrose, Granulome ohne Fibrose), in allen Fällen war die klinische
und/ oder serologische Datenlage allerdings hochgradig verdächtig für das
Vorliegen einer Sarkoidose (typische hiläre Lymphadenopathie, erhöhtes
Angiotensin- convertin enzyme (ACE), typische radiologische Befunde).
Typische Fibrinring-Granulome konnten in einem Fall gesehen werden, die
Diagnose Q-Fieber wurde durch klinische und serologische Daten bestätigt.
4.1.2 Bewertung der DNA- Güte für eine molekularpathologische
Diagnostik
Die weitergehend untersuchten 189 Gewebeproben waren formalinfixiert und in
Paraffin eingebettet. Da durch die Extraktion die DNA fragmentiert worden sein
konnte,
wurde
zum
DNA-
Nachweis
und
zur
Bestätigung
ihrer
Amplifikationsfähigkeit eine PCR für Hämochromatose durchgeführt.
Die Amplifikation des Hämochromatose- Genlocus war in 184 von 189 Fällen
positiv. Dieses Resultat zeigt, dass in 184 Fällen die DNA- Extraktion aus den
Patientenproben
amplifizierbar
erfolgreich
war.
und
mittels
Negativkontrollen,
31
Polymerasedie
zum
Kettenreaktion
Beweis
eines
kontaminationsfreien Arbeitens zu jedem untersuchten Fall angefertigt wurden,
waren stets negativ.
In 15 Lebergewebsproben (3,39% der hepatischen Granulome) konnte ein
infektöses Agens nachgewiesen werden, die histologischen Untersuchungen
bestätigten diese Diagnosen. Diese Fälle repräsentieren die zuvor als
„hepatische Granulome unbekannter Ätiologie“ bezeichneten Fälle.
4.2
Aufbau
eines
PCR-
Nachweises
für
Listeria
monocytogenes
Zu den Kriterien, nach denen die PCR aufgebaut wurde und zu den
Ansprüchen, die dabei an die Primer gestellt werden mussten, siehe 3.3.2.
4.2.1 Primerdesigne
Für die Testung eines geeigneten PCR- Verfahrens zur Detektion von Listeria
monocytogenes wurde als Zielsequenz in der PCR- Amplifikation ein repetitiver
Sequenzbereich des fbp (fibronectin- binding protein) - Gens herangezogen. Als
Vorlage für die Primerlage diente die in den Datenbanken der NCBI
veröffentliche Sequenz mit der Accession- Nr.: AJ132543 von Listeria
monocytogenes.
32
421 attcctttcg cgccacctag tgatgtgaaa cttaaaaaac tttttgcgaa aacgaaaaaa
481 ttaaaaattc ccgcctggtc taaactggat ttgcgcgatt atacatttta cggctggaat
541 gatatcgctc agcaacgtaa gtatatcgtg acttacgagg atggaaattt ggtcggcgta
601 caaggaacta tttctacaga gattcaaaag ggggtttgct cgatttgcca ttcgcattcg
661 aaagtatcgc tctttatggc gaaaacaaaa tcttcgagtg atggcgttta tacgacaaat
Abbildung 2: Primerverteilung
innerhalb
des
Listeria
monocytogenes-
Genoms. Primer der seminested- PCR: PCR I: List F1/ List R1;
PCR II: List F1/ List R2 (grün: Überschneidung der reversePrimer R1 und R2 in der Genomsequenz).
Listeria monocytogenes- Primer
Primername
AT
Amplifikatlänge
113 bp
List- F1
CCC GCC TGG TCT AAC TGG ATTT G
62 °C
List- R1
GGA TGG AAA TTT GGT CGG CGT ACA
62 °C
List- R2
GTA TAT CGT GAC TTA CGA GG
62 °C
Tabelle 9:
95 bp
Listeria monocytogenes- Primer und Annealingtemperaturen.
Da die entworfenen Primer in ihren Schmelztemperaturen nicht exakt
übereinstimmten, wurde ein Temperaturprofil angefertigt. Die PCRs wurden bei
den Temperaturen 58°C, 60°C, 62°C und 64°C mit je 35 Zyklen á einer Minute
durchgeführt. Hierbei erwies sich eine Annealing- Temperatur von 62°C sowohl
für die erste als auch für die zweite PCR als optimal. Die Amplifikate hatten eine
Größe von 113 Basenpaaren in der ersten bzw. 95 bp in der zweiten PCR:
33
Abbildung 3:
Gelelektrophoretische Auftrennung einer Listerien- nested
PCR
(Temperaturprofil).
Spur
1:
Leitmarker
pUC19
DNA/MspI (HpaII) Marker 23. Spuren 2-7: Produkte der PCR I
(Größe 113bp). Spur 2: Wasserkontrolle 62°C. Spur 3:
Positivkontrolle 62°C. Spur 4: Wasserkontrolle 64°C. Spur 5:
Positivkontrolle 64°C. Spur 6: Wasserkontrolle 66°C. Spur 7:
Positivkontrolle 66°C. Spuren 8-13: Amplifikate der PCR II
(Größe 95 bp). Spur 8: Wasserkontrolle 62°C. Spur 9:
Positivkontrolle 62°C. Spur 10: Wasserkontrolle 64°C. Spur 11:
Positivkontrolle 64°C. Spur 12: Wasserkontrolle 66°C. Spur 13:
Positivkontrolle 66°C.
34
Abbildung 4:
Gelelektrophoretische Auftrennung einer Listerien- nested
PCR
(Temperaturprofil).
Spur
14:
Leitmarker
pUC19
DNA/MspI (HpaII) Marker 23. Spuren 15-18: Amplifikate der
PCR II (Größe 95 bp). Spur 15: Wasserkontrolle 58°C. Spur
16: Positivkontrolle 58°C. Spur 17: Wasserkontrolle 60°C. Spur
18: Positivkontrolle 60°C.
4.2.2 Nachweis von Listeria monocytogenes im Patientenkollektiv
In drei Fällen gelang der Nachweis von Listeria monocytogenes. Das erwartete
Amplifikat hat eine Größe von 95 bp. Histologisch zeigte sich eine
granulomatöse Hepatitis mit multiplen kleinen Granulomen ohne das Anzeichen
einer Nekrose.
4.3
Virale Erreger
Für die Entstehung einer granulomatösen Hepatitis wurden als virale Erreger
das Cytomegalie- und das Epstein- Barr- Virus in Betracht gezogen.
35
Für den Nachweis einer Infektion mit dem Epstein- Barr- oder dem
Cytomegalie- Virus mittels Polymerase- Kettenreaktion wurden Primer aus der
Routinediagnostik des Labors verwendet (s. Tabelle 5).
4.3.1 Epstein- Barr- Virus
Insgesamt ließ sich bei vier der überprüften Proben ein Nachweis für eine
Infektion mit dem Epstein- Barr- Virus erbringen. Die mittels PCR erzeugten
Amplifikate zeigten in der gelelekrophoretischen Auftrennung Banden in Höhe
der Markerbande 110 bp. Histologisch imponierten kleine im Leberparenchym
gelegene histiozytäre Granulome mit sinusoidaler Lymphozyteninfiltration,
Cholangitis und Endothelitis der Zentralenen.
Abbildung 5:
Gelelektrophoretische Auftrennung einer EBV- nested
PCR. Spur 1: Leitmarker pUC19 DNA/MspI (HpaII) Marker 23.
Spur 2-5: Patientenproben. Spur 6: Patientenprobe 79
36
4.3.2 Cytomegalievirus
Der Nachweis einer Cytomegalie- Virus- Infektion war in zwei Fällen positiv.
Um sicher zu gehen, dass jeder PCR- Schritt richtig abgelaufen ist, wurde in
jedem Lauf eine sicher mit dem Cytomegalie- Virus infizierte Probe als
Positivkontrolle mitgezogen. Das Amplifikat hat eine Größe von 117 bp. Die
histologischen Schnitte dieser Biopsien zeigten histiozytäre Granulome im
Leberparenchym,
neben
Mikroabszessen,
cholangitis-bedingten
Veränderungen und Endothelitis.
Abbildung 6:
Gelelektrophoretische Auftrennung einer CMV- nested
PCR. Spur 1: Patientenprobe 59. Spur 2: Wasserkontrolle.
Spur 3: Positivkontrolle. Spur 4: Leitmarker pUC19 DNA/MspI
(HpaII) Marker 23.
37
4.4
Toxoplasma gondii
Keine der untersuchten Proben, mit Ausnahme der Positivkontrolle, zeigte ein
positives Ergebnis für Toxoplasma gondii.
Das zu erwartende Amplifikat sollte eine Größe von 105 bp aufweisen:
Abbildung 7:
Gelelektrophoretische Auftrennung einer ToxoplasmosePCR. Spur 1: Leitmarker pUC19 DNA/MspI (HpaII) Marker 23.
Spuren 2- 7: Patientenproben. Spur 8: Wasserkontrolle. Spur
9: Negativkontrolle. Spur 10: Positivkontrolle.
38
4.5
Bakterielle Erreger
Für die Entstehung einer granulomatösen Hepatitis wurden als bakterielle
Erreger
Yersinia
pseudotuberkulosis,
Yersinia
enterocolica,
Bartonelle
henselae, Mykobakterium tuberculosis, Mykobakterium avium und Listeria
monocytogenes in Betracht gezogen.
4.5.1 Yersinia pseudotuberculosis, Yersinia enterocolica
Der Nachweis von Y. pseudotuberculosis und Y. enterocolica wurde mittels
Multiplex- PCR durchgeführt. Eine Patientenprobe zeigte ein positives Ergebnis
für Y. pseudotuberculosis. Die histologische Untersuchung dieser Probe zeigte
multiple nicht-verkäsende Granulome.
In keiner der untersuchten Proben, mit Ausnahme der Positivkontrolle, konnte
Yersinia
enterocolica
nachgewiesen
werden.
Die
Amplifikate
von
Y.
pseudotuberculosis (75 bp) und Y. enterocolica (114 bp) zeigten in der
Positivkontrolle eine Doppelbande.
39
4.5.2 Bartonella henselae
In zwei der untersuchten Proben ließ sich der Nachweis einer Infektion mit
Bartonella henselae erbringen. Die mittels PCR erzeugten Amplifikate zeigten in
der gelelektrophoretischen Auftrennung Banden in einer Größe von 153
Basenpaaren. Lichtmikroskopisch imponierten disseminierte epitheloidzellige
Granulome, von denen in allen histologischen Schnitten einige Nekrosen
zeigten.
Abbildung 8:
Gelelektrophoretische
Auftrennung
einer
Bartonella
henselae- PCR. Spur 1: Leitmarker pUC19 DNA/MspI (HpaII)
Marker 23. Spur 2: Patientenprobe 47. Spur 3: Patientenprobe
48. Spur 4: Wasserkontrolle. Spur 5: Negativkontrolle. Spur 6:
Positivkontrolle.
40
4.5.3 Mykobakterium tuberculosis, Mykobakterium avium
Der Nachweis von M. tuberkulosis- DNA war in drei Fällen positiv.
Lichtmikroskopisch waren epitheloidzellige Granulome sowohl portal als auch
extraportal zu sehen, ebenso verkäsende Nekrosen. Säurefeste Stäbchen
konnten nicht mittels Ziehl-Neelsen-Färbung dargestellt werden, auch nicht
retrospektiv. Das für M. tuberkulosis mittels nPCR erzeugte Amplifikat hat eine
Größe von 124 bp.
DNA von M. avium konnte nicht amplifiziert werden.
1
2
3
4
5
124
Abbildung 9:
Gelelektrophoretische Auftrennung einer Mykobakterium
tuberculosis- PCR. Spur 1: Negativkontrolle. Spur 2:
Patientenprobe.
Spur
3:
Wasserkontrolle.
Spur
4:
Positivkontrolle. Spur 5: Leitmarker pUC19 DNA/MspI (HpaII)
Marker 23.
41
4.6
Medikamentenanamnese
Detaillierte klinische Angaben über Patientenmedikation waren in 35 Fällen
vorhanden. In 11 Fällen (2,48%) liegt die Vermutung nahe, dass die
beobachteten Granulome medikamenteninduziert waren. Medikamente, die
bekanntermaßen granulomatöse Veränderungen in der Leber hervorrufen
können sind unter anderem: Glibenclamid (n=2), orale Kontrazeptiva (n=4),
Hydrochlorothiazid (n= 2), Aspirin (n=1) und Interferon (n=2).
4.7 Übertragung des diagnostischen Algorithmus von Denk
auf das Kölner Kollektiv
Zusammenfassend sind die Ergebnisse der Analyse der Ursachen der
Granulmon-Entstehung in einem Schema des Denk´schen Algorithmus
dargestellt (Abbildung 10)
42
Abbildung 10:
Diagnostische Algorithmus aller untersuchten Leberbiopsien
43
Beispiele der histologischen Befunde sind in Abbildung 11 dargestellt.
Abbildung 11:
a)
Floride
Gangläsion
bei
der
PBC
mit
einem
epitheloidzelligen Granulom, in dessen Zentrum sich ein
partiell zerstörter Gallengang befindet. In der Peripherie des
Granuloms
ein
Lymphozytenwall
(H&E,
x250).
b) Epitheloidzellige Granulome bei Sarkoidose in der Leber.
Ausbildung einer Riesenzelle, keine Nekrose (H&E, x400).
c)
Verkäsende
Nekrose
in
einem
epitheloidzelligen
Granulom. Positiver Nachweis von M. tuberculosis mittels
PCR (H&E, x400). d) Kleine, wenig definierte histiozytäre
44
Granulome im Leberläppchen bei EBV-Hepatitis. Positiver
Nachweis
von
EBV
mittels
PCR
(H&E,
x250).
e) Lebergewebe mit der gesicherten Diagnose einer
systemischen
Katzenkratzkrankheit.
Wenig
definiertes
Granulom mit granulierender Entzündung (H&E, x250).
f) Fibrinring-Granulome mit Fettvakuole im Zentrum und
einem Fibrinring (Pearse Färbung, x250).
45
5 Diskussion
5.1
Hepatische Granulome, Inzidenz und Diagnose
Die Leberbiopsie besitzt in der Diagnostik von Patienten mit Lebererkrankungen
einen hohen Stellenwert. In der Literatur wird
von einer Häufigkeit
granulomatöser Läsionen zwischen 1,6% - 14,6% in unselektiven Leberbiopsien
berichtet (10, 11, 27, 35, 42, 48, 59, 61, 65, 72, 84, 85, 97), wohingegen z.B.
granulomatöse Läsionen im Knochenmark nur in 2-3% beschrieben werden (52,
62). Die in unserem Einsendegut relativ niedrige Inzidenz hepatischer
Granulome von 3,63% spiegelt die geographische und sozioökonomische
Situation eines hoch industrialisierten europäischen Landes wider. Mit
Fortschritten auf dem Gebiet immunologischer und viraler Diagnostik, der
Verfeinerung bildgebender Verfahren, sowie durch die Vergrößerung der
therapeutischen Optionen hat sich das Spektrum der zugrunde liegenden
Erkrankungen, sowie die Indikation zur Leberbiopsie deutlich verändert.
Während zum Beispiel in den 80er Jahren die primär biliäre Zirrhose als
Ursache hepatischer Granulome unterschätzt wurde, ist sie heute in westlichen
Ländern die führende Ursache hepatischer Granulome (50).
Die Interpretation granulomatöser Läsionen in der Leber ist besonders
schwierig und erfordert immer auch eine Kenntnis der klinischen Situation. Eine
enge Zusammenarbeit und Diskussion zwischen Klinikern und Pathologen ist
zur Diagnosefindung unabdingbar. So kann sich bei verschiedenen gängigen,
zu
Granulomen
unterschiedliche
führenden
Grunderkrankungen
Gesamtkonstellation
hinsichtlich
eine
der
grundsätzlich
klinischen
und
pathologischen Parameter ergeben. Dies soll im Folgenden anhand wichtiger,
zu Granulomen führender Entitäten, exemplarisch verdeutlicht und diskutiert
werden.
Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Leberbiopsien zeigen ein
repräsentatives Spektrum von Lebererkrankungen bei zumeist erwachsenen
Patienten.
Beurteilt
wurden
die
zu
untersuchenden
Proben
durch
Histomorphologie, klinische Angaben und molekularpathologische Analysen.
46
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden in Anlehnung an Denks (13)
Kriterien zur Interpretation von Leberbiopsien ausgewertet.
5.2
Ursachen
Urachen, die zu Granulomen in der Leber führen zeigen eine Abhängigkeit von
geographischen Faktoren, so wurden in Saudi Arabien in einer größeren
Untersuchung als häufigste Ursachen Schistosomiasis und Tuberkulose
beschrieben, während in Nord Irland, Großbritannien und Griechenland die
PBC und die Sarkoidose als häufigste Ursachen gefunden wurden (16, 27, 59,
78). In Übereinstimmung mit diesen Daten waren in unserem Kollektiv die PBC
und Sarkoidose ebenfalls als häufigste Ursachen zu diagnostizieren mit 48,64%
bzw. 8,37%.
5.2.1 Primär biliäre Zirrhose (PBC)
In unserer Studie zeigte sich, übereinstimmend mit Studien anderer westlicher
Länder, die primär biliäre Zirrhose als führende Ursache von Granulomen in der
Leber. PBC erklärte in 48,64% der untersuchten Biopsien das Vorliegen von
Granulomen in der Leber. Dourakis (16) beschrieb in seiner einer großen Studie
aus Griechenland für die PBC eine Inzidenz von 62%, McCluggage (59)
berichtete in 55% seiner Fälle aus Nordirland über das Vorliegen einer PBC, in
einer britischen Studie von Gaya (27) wurde in 23,8% die Diagnose PBC
gestellt. In der gesamten analysierten Literatur wird die Inzidenz von PBC als
Ursache hepatischer Granulome mit 4,5% bis 55% angegeben (27, 59, 84).
Diese zum Teil doch erheblichen Unterschiede der Inzidenzen der PBC in
verschiedenen
Studie
epidemiologische
lassen
Faktoren,
sich
wahrscheinlich
Selektionskriterien
und
auf
unterschiedliche
nicht
einheitliche
Indikationen zur Leberbiopsie zurückführen (41).
Die Leberbiopsie spielt zur Diagnose und Stadieneinteilung der PBC eine
entscheidende Rolle. In circa einem Viertel der Leberbiopsien aller PBC47
Patienten lassen sich Granulome finden (81). Sehr typisch für das
histopathologische Bild der primär biliären Zirrhose sind floride Gangläsionen,
bei
denen
im
Zentrum
eines
Granuloms
Anteile
oder
Reste
eines
zugrundegehenden und entzündlich infiltrierten Gallenganges zu finden sind.
Die Granulome sind hauptsächlich in den Portalfeldern lokalisiert, aber auch im
Parenchym zu finden. Morphologisch zeigt sich ein weites Spektrum von wenig
umschriebenen, kleinen histiozytären Aggregaten bis zu gut definierten,
größeren,
von
einem
Lymphozytenwall
umgebenen,
epitheloidzelligen
Granulomen.
5.2.2 Sarkoidose
Der zweithäufigste Gund für das Auftreten von Granulomen in der Leber ist in
unserer Studie die Sarkoidose mit 8,37%. Ähnliche Ergebnisse wurden von
Dourakis (16), McCluggage (59) und Gaya (27) berichtet, in der weiteren
Literatur wird die Inzidenz einer Sarkoidose mit 11% bis 47% beschrieben (10,
26, 27, 29, 33, 48, 59, 84, 97, 99).
Im Rahmen einer Sarkoidose kann die Leber bis zu 75 Millionen Granulome
enthalten, es könne jedoch auch nur Minimalbefunde vorliegen.
Morphologisch handelt es sich um nicht verkäsende Granulme (48), die meist in
den Portalfeldern, sowie periportal zu finden sind und dort häufig in
blumenkohlartigen Klustern zusammen liegen (43). Die Granulome enthalten
Langhans- Riesenzellen und in manchen Fällen Asteroid- und SchaumannKörperchen. In seltenen Fällen kann es zu Nekrosen kommen. Typisch ist eine
Faserinduktion im Randbereich der Granulome. Konfluierende Granulome
können zu einer extensiven, irregulären Narbenbildung führen. Eine Zerstörung
von Gallengängen kann vorkommen und morphologisch an die PBC erinnern.
Ein Verlust von Gallengängen kann zu einem cholestatischen Syndrom führen.
Sehr
wenige
Patienten
haben
überzeugende
Eigenschaften
beider
Erkrankungen und es ergibt sich die Diagnose eines Overlap- Syndroms aus
Sarkoidose und PBC (67).
48
5.2.3 Tuberkulose
Eine TBC als Ursache hepatischer Granulome wird in der Literatur mit 1,8% bis
53% angegeben (27, 35, 42, 48, 59, 61, 65, 84, 85), abhängig vom
sozioökonomischen Status des untersuchten Patientenkollektivs. In unserer
Studie zeigte sich in drei Fällen (0,68%) ein positives PCR- Ergebnis, wobei bei
einer Sensitivität dieser Untersuchung von 70% möglicherweise nicht alle
positiven Fälle erfasst wurden. Auffallend sind auch in diesem Vergleich der
Literaurrecherche die erheblichen Variationen innerhalb der Inzidenz von M.
tuberkulosis als Ursache hepatischer Granulome. In einer türkischen Studie
(61) über hepatische Granulome wurde die Tbc in 20% aller untersuchten Fälle
als
auslösendes
Agens
ermittelt.
Dies
weist
einmal
mehr
auf
die
geographischen und soioökonomischen Unterschiede der diagnostisch zu
berücksichtigenden Auslöser von Granulomen in der Leber hin.
Durch
eine
Infektion
mit
Mykobakterium
tuberkulosis
hervorgerufene
Granulome, sind sowohl in den Portalfeldern als auch im Parenchym zu finden.
Die Granulome sind meist größer, als Granulome, die auf dem Boden einer
PBC oder Sarkoidose entstehen. Es handelt sich um epitheloid- und
riesenzellige Granulome, für die Langhans- Riesenzellen typisch sind. In circa
einem Viertel der Fälle sind „verkäsende“ (fibrillogranuläre) Nekrosen zu
beobachten (36, 79). Da Mykobakterium tuberkulosis ein säurefestes Stäbchen
ist, lässt es sich mittels Ziehl- Neelsen- Färbung im Gewebe darstellen. Dies
gelingt allerdings in Leberbiopsien deutlich seltener (13%) als z.B. in
Obduktionsmaterial (31%).
5.2.4 EBV
In vier der Biopsate (0,9%) konnte EBV-Genom nachgewiesen werden. Die
Bedeutung eines positiven Ergebnisses in der PCR ist nicht ganz eindeutig, da
alle seropositiven Menschen eine kleine Anzahl infizierter Lymphozyten in Blut
und Gewebe besitzen, so dass nicht eindeutig zwischen einer zufälligen
Infiltration des Lebergewebes durch infizierte Lymphozyten und einer
49
pathologischen Infiltration unterschieden werden kann. Es fällt aber auf, dass,
bei einer Seroprävalenz von mindestens 80%, nur vier von 442 Patienten in
unserem Kollektiv mit granulomatösen Hepatitiden ein positives Ergebnis in der
PCR zum Nachweis von EBV- DNA zeigten. In der Literatur wird die Zahl der
EBV- positiven Lymphozyten eines latenten Virusträgers mit 0,5 bis 50 in einer
Million B-Lymphozyten angegeben, so dass ein positiver Lymphozyt in einem
Biopsat mit circa 5000
Lymphozyten
eine
größere Anzahl infizierter
Lymphozyten vermuten lässt und somit auch eine pathologische Korrelation.
Somit ist das positive PCR- Ergebnis in den beschriebenen vier Biopsien allein
nicht wegweisend und ausreichend für die Diagnose einer EBV- induzierten
Hepatitis und erfordert einen weitere klinisch- serologische Abklärung.
Das Epstein- Barr Virus gehört zu der Gruppe der humanpathogenen
Herpesviren, es ist der Erreger der infektiösen Mononukleose mit einer
Seroprävalenz von mehr als 80% in der Bevölkerung. Eine EBV-Infektion
persistiert lebenslang, es besteht eine latente Infektion der B- Lymphozyten und
der Zellen des Oropharynx. Die Diagnose einer EBV induzierten Hepatitis ist
nicht eindeutig definiert und sollte einen Zusammenhang suchen zwischen dem
klinischen Bild einer infektiösen Mononukleose, sowie einer serologischen
Erhöhung der anti- VCA- IgM und leicht erhöhten Leberenzymen als Ausdruck
einer Begleithepatitis (17). In diesen Fällen ist eine Leberbiopsie normalerweise
nicht dringend indiziert. Zeigt sich hingegen nur eine Erhöhung der GPT und
GOT, sowie ein serologischer Nachweis von IgA-anti-VAC Antikörpern, so sollte
eine Leberbiopsie durchgeführt werden, um histopathologischer Veränderungen
zu erkennen und EVB-DNA im Lebergewebe nachzuweisen.
Histopathologisch findet sich in der Leber eine lymphozytäre Infiltration
bestehend aus T- und B- Lymphozyten in den Sinusoiden und den
Portalfeldern, sowie eine Proliferation der Kupffer´schen Zellen (57). In seltenen
Fällen sind Leberzellnekrosen zu beobachten.
5.2.5 CMV
Im vorliegenden Kollektiv wurde in zwei der Gewebeproben (0,45%) CMV- DNA
nachgewiesen, hindeutend auf eine CMV- assoziierte Hepatitis.
50
Das Cytomegalie- Virus ist ebenfalls ein humanpathogenens Herpes- Virus, mit
einer Durchseuchung der Bevölkerung von 40-100%, je nach sozialem Status.
Eine Organbeteiligung kommt z. B im Rahmen einer Immuninsuffizienz oder bei
konnataler Übertragung vor. Die Erstinfektion führt in circa einem Viertel der
Fälle zu einer meist milden epitheloidzellig granulomatösen Hepatitis (51, 53)
und selten dem Nachweis der typischen Eulenaugenzellen (Viruseinschlüsse in
infizierten Hepatozyten). Eine Infektion bei Immuninsuffizienten verläuft
schwerer,
ebenfalls
mit
einem
granulomatös
hepatitischen
Bild
(64).
Serologische Untersuchungen bei einer akuten CMV- Infektion zeigen antiCMV- IgM- Antikörper und einen mindestens vierfachen Anstieg der Anti- IgGAntikörper. Des Weiteren kann das CMV- Genom auch durch eine PCR im
infizierten Gewebe nachgewiesen werden.
5.2.6 Bartonella henselae
In zwei der Gewebeproben (0,45%) konnte Bartonella henselae- Genom
nachgewiesen werden, bei einer Patientin wurde uns ein entsprechender
Serostatus mitgeteilt.
Interessant und diskussionswürdig ist in diesem Zusammenhang der Fall einer
11- jährigen Patientin (Patient Nr. 80) mit persistierendem Fieber (40°C) und
allgemeinem Krankheitsgefühl, bei der anamnestisch ein enger Katzenkontakt
bekannt war. Im MRT stellten sich multiple Läsionen der Leber dar. Eine
explorative Laparoskopie zeigt miliarähnliche Strukturen über der gesamten
Leber und Milz. Aus den laparoskopisch gewonnenen Proben ließ sich eine
granulomatöse Hepatitis mit portal und periportal lokalisierten histiozytären
Granulomen
mit
granulationsgewebiger
Organisation
diagnostizieren.
Serologisch und mittels PCR konnte Bartonella henselae nachgewiesen
werden. Das histologische Bild, das Ergebnis der molekularbiologischen
Untersuchung und der Serologie entsprechen einer Leberbeteiligung bei
systemischer Katzen- Kratz- Krankheit.
Bartonelle henselae, früher Rochalimaea henselae, ist ein gram- negatives
Stäbchen, welches 1983 von Wear (98) als Auslöser der weltweit verbreiteten
Katzen- Kratz- Krankheit identifiziert wurde. Sie wird mit einer Inzidenz von
51
6,6/100000 Einwohnern in den USA beschrieben, wobei diese Inzidenz
wahrscheinlich zu niedrig angesetzt ist, da viele Patienten mit einer
unkompliziert verlaufenden Katzen-Kratz-Krankheit keinen Arzt aufsuchen (49,
69). 15% der Fälle zeigen einen atypischen Verlauf und können zur Hepatitis
führen. Histologisch zeigten sich in unseren Fällen Leberbiopsien mit
Granulomen
im
Läppchen
oder
portal
lokalisiert.
Histiozyten
waren
Hauptzellbestandteil, Nekrosen fanden sich nicht (5, 95). Eine sensitive und
spezifische Methode Bartonella- DNA nachzuweisen ist die PolymeraseKettenreaktion (PCR), besonders in Kombination mit dem Southern- Blot (2, 30,
87).
5.2.7 Listeria monocytogenes
Viele Lebensmittel sind mit L. monocytogenes kontaminiert, vor allem rohes
Gemüse, Rohmilch und deren Produkte, sowie Fleisch und Fisch (21, 29). Eine
Listerieninfektion verläuft meist klinisch inapparent, erst wenn eine größere
Menge der Erreger mit der Nahrung aufgenommen wird kann es zu Symptomen
kommen.
Bei immunkompetenten Patienten
grippeähnlichen
Symptomen,
bei
massiver
kommt es
Infektion
vor allem zu
können
auch
Gastroenteritiden auftreten. Vor allem sind jedoch abwehrgeschwächte
Patienten, Neugeborene, ältere Menschen und Schwangere infektionsgefährdet
(9). Bei letzteren kommt es in 25% der Fälle zu Totgeburten oder neonatalen
Todesfällen (28, 77, 86). Diagnostiziert wird eine Infektion mit Listeria
monocytogenes durch mikroskopischen und kulturellen Erregernachweis aus
Blut oder Liquor.
Sword (89) und Ampel (4) konnten zeigen, dass Eisen ein Virulenzfaktor für
Listeria monocytogenes ist und belegen eine klinische Assoziation von
sporadischen Listerieninfektionen mit Hämochromatose (73).
Bemerkenswert ist hier der Fall einer 62- jährigen Patientin mit positiver
Listerien- PCR und granulomatöser Hepatitis (Patient Nr. 43), welche an einer
genetischen Hämochromatose erkrankt ist. Histologisch zeigt sich hier eine
akute Hepatitis mit sinusoidaler Infiltration mononukleärer Zellen, Nekrosen und
Cholestase, sowie häufig auch Mikrogranulomen (6, 93).
52
Wir konnten in 0,68% (drei Fällen) der untersuchten Proben L. monocytogenesGenom nachweisen. Das positive molekularbiologische Ergebnis ist laut
Greisen (34) allerdings allein nicht wegweisend, sondern erfordert eine weitere
klinische und histologische oder kulturelle Abklärung.
5.2.8 Hepatitis B
Die Bedeutung von Granulomen bei chronischer Hepatitis B und C wird in der
Literatur kontrovers diskutiert.
Während das Hepatitis C- Virus in den letzten Jahren als ein wichtiger Auslöser
hepatischer Granulome identifiziert wurde (in 2-10%) und möglicherweise auf
ein Therapieansprechen hindeutet (14, 18, 19, 27, 31, 32, 36, 63, 76, 94), ist
der Zusammenhang zwischen einer Hepatits B Infektion und dem Auftreten
hepatischer Granulome nur in wenigen Studien untersucht worden. So berichtet
Tahan (90) über eine Prävalenz von Lebergranulomen bei chronischer Hepatitis
B von 1,5%. Goldin (32) fand in seiner Studie in 2% der Fälle eine
granulomatöse Hepatitis bei chronischer HBV- Infektion. Kanno und Murakami
(47) berichteten in einem Case Report über einen 35- jährigen Patienten mit
chronischer Hepatitis B und hepatischen Granulomen.
In drei der untersuchten 189 Leberbiopsien (0,68%) konnte mittels PCR das
Hepatitis B- Virus nachgewiesen werden. Zwei dieser Patienten zeigten
ebenfalls eine positive HBV- Serologie. Für Patienten mit hepatischen
Granulomen, bei denen häufige Ursachen, wie Tuberkulose, PBC oder
Sarkoidose ausgeschlossen werden können, sollte auch eine chronische
Hepatitis B- Infektion diskutiert werden, insbesondere wenn eine positive
Serologie vorliegt.
5.2.9 Treponema pallidum
Eine Mitbeteiligung der Leber bei Lues ist schon seit über 400 Jahren bekannt,
die Häufigkeit einer luesassoziierten Hepatitis wird allerdings in der Literatur mit
53
unter einem Prozent angegeben (54). Histologische Leberveränderungen bei
der Lues II können variieren von nicht spezifischen entzündlichen portalen
Veränderungen,
fokalen
Zellnekrosen
bis
hin
zu
granulomatösen
Veränderungen (88). Nekrotische Areale können in allen Bereichen der
Leberläppchen gefunden werden, meist befinden sie sich jedoch periportal und
um die Zentralvenen herum. Die Leberenzyme sind in der Regel nur leicht
erhöht, eine überproportional erhöhte alkalische Phosphatase kann jedoch bei
unklaren Symptomen für die Diagnose einer luesassoziierten Hepatitis
richtungsweisend sein (71, 88).
Unbehandelt kann es nach zwei bis fünf Jahren zur Spätsyphilis kommen, mit
Organmanifestation und Bildung syphilitischer Granulome (Gummen).
Zwei
Patienten
unseres
Studienkollektivs
zeigten
eine
serologisch
nachgewiesene Lues II und erhöhte Leberwerte. Zur Abklärung dieser unklar
erhöhten Leberwerte wurden Leberbiopsien durchgeführt. Histologisch zeigten
sich granulomatöse Läsionen, so dass ein ätiopathologischer Zusammenhang
zu diskutieren ist.
5.2.10 Yersinia pseudotuberkulosis
In unserer Studie konnte in einem Fall (0,23%) DNA von Y. pseudotuberkulosis
mittels PCR nachgewiesen werden.
Yersinia pseudotuberkulosis- Infektionen kommen weltweit vor. Das klinische
Bild einer Y. pseudotuberkulosis- Infektion ist vielfältig, am häufigsten ist ein
pseudoappentizitischer Verlauf. Es kommt zu Fieber, Diarrhöen und akuter oder
subakuter mesenterialer Lymphadenitis, welche sich klinisch oft nicht von einer
akuten Appendizitis unterscheiden lässt (74). Diese Symptome können nach
Kontakt mit erkrankten Tieren oder nach oraler Aufnahme der Erreger (über
Milch, Salat, Geflügel oder kontaminiertem Wasser) auftreten (24, 25).
54
5.3 Systematische Auswertung nach den von Denk etablierten
Kritertien
Die Leberbiopsien wurden unter Berücksichtigung der klinischen Daten, der
pathologischen und molekularpathologischen Befunde evaluiert und nach
Denks (13) Kategorien dargestellt.
Keine der Leberbiopsien erfüllte die Eigenschaft “see the cause” (Gruppe 1
nach Denk (13)). Als Beispiel dieser Kategorie sind Schistosomen anzuführen
(8, 20) und Mykobakterien, die mittels Ziehl- Neelsen Färbung sichtbar gemacht
werden. Dieses Resultat ist widersprüchlich zu Ergebnissen von Satti (85), die
zeigen konnten, dass in Saudi-Arabien Schistosomen und Tuberkulose die
häufigsten Ursachen der Granulomentstehung sind. In einer türkischen Studie
mit
einer
vergleichbaren
Fragestellung
wurde
die
Tuberkulose
als
Hauptätiologie in 20% gefunden (61). In unserer Studie sahen wir Tuberkulose
als Ursache der Granulomentstehung in 3 Fällen. Da die Diagnose nicht mittels
Ziehl- Neelsen Färbung gestellt werden konnte, sondern anhand der Histologie
mit bestätigender PCR, wurden diese Fälle in die Kategorie 2 nach Denk (13)
„know the cause“ eingeordnet.
Für diese Gruppe sind die Kenntnis der klinischen und serologischen Befunde
sowie
die
Ergebnisse
der
molekularpathologischen
Untersuchungen
unabdingbar.
Wir führten eine PCR zur Analyse infektiöser Ursachen durch und konnten in 15
Fällen Genome infektiöser Erreger nachweisen und somit die Ursache der
Granulomentstehung kennen.
Die Inzidenz und Ätiologie von Infektionskrankheiten ist im wesentlichen
geographisch bedingt (61, 85). In der vorliegenden Studie konnte Bartonella
henselae mittels PCR in der Leber nachgewiesen werden, was auf eine
systemische Manifestation der Katzenkratzkrankheit hinweist, die selten
beschrieben ist (5). Somit spielen infektiöse Ursachen als ätiologischer Faktor
der Granulomentstehung eine wichtige Rolle. Ein molekularpathologischer
Ansatz ist ein effizientes Werkzeug zur Etablierung der Diagnose.
Auch wenn der Pathologe keine klare Diagnose bezüglich der Ätiologie
granulomatöser Leberläsionen stellen kann, sollte er in der Lage sein, eine
Verdachtsdiagnose zu äussern, die den klinisch behandelnden Ärzten das
Fahnden nach der Ursache erleichtert (13). In diesem Zusammenhang sind
55
Medikamente ein wichtiger Aspekt und können in zahreichen Fällen eine
Granulomentstehung erklären (55). So sind mehr als 60 verschiedene
Medikamente beschrieben, die zur Granulomentstehung führen können (1, 38,
45).
In 36% der Fälle konnte eine Diagnose nicht etabliert werden. Diese Biopsien
wurden in die Kategorie 4 „cause unknown“ eingeordnet. Ein Teil dieser Fälle
könnte möglicherweise durch die weitere intensive Abklärung der gesamten
Anamnese aufgeklärt werden, ein Teil könnte zur Gruppe der sogenannten
idiopathischen granulomatösen Hepatitis gerechnet werden, eine Erkrankung
ohne bekannte Ursache.
Wie in anderen Untersuchungen konnten wir zeigen, dass die PBC die
häufigste
Ursache der Granulomentstehung darstellt,
gefolgt
von
der
Sarkoidose (16). Zusammenfassend konnten wir Granulome in 3,63% der
Leberbiopsien
idintifizieren.
Das
Spektrum
möglicher
Ursachen
der
Granulomentstehung ist weit und erfordert eine ausgedehnte Analyse, sowie
eine enge Zusammenarbeit zwischen Klinikern und Pathologen. Eine PCR am
Lebergewebe stellt eine sinnvolle Ergänzung zur Analyse zugrundeliegender
Ursachen dar.
56
6 Zusammenfassung
Aus dem Archiv des Institutes für Pathologie der Universität Köln analysierten
wir retrospektiv 12161 Leberbiopsien auf das Vorhandensein hepatischer
Granulome. Dabei berücksichtigten wir Leberbiopsien mit Granulmonen,
Leberbiopsien
mit
granulomatöser
Hepatits
und
Leberbiopsien
mit
granulomatöser Cholangitis. Lipogranulome wie sie bei der Steatosis hepatis
vorkommen, wurden nicht in die Untersuchung eingeschlossen.
Das Ursachenspektrum der granulomatösen Läsionen wurde anhand der
vorhandenen klinisch-anamnestischen Daten, der Histomorphologie und auch
anhand einer molekularpathologischen Analyse mittels PCR zum Ermitteln von
Erregerstrukturen analysiert. Zur systematischen Darstellung der Ergebnisse
wählten wir die von Denk (13) etablierten Kriterien zur pathologischen Diagnose
hepatischer Granulome: „see the cause, know the cause, suspect the cause,
cause unknown“.
Von den 12161 Leberbiopsien zeigten sich Granulome in 442 Fällen (3,63%).
215
ergaben
die
Diagnose
einer
primär
biliären
Zirrhose
(48,64%).
Zweithäufigste Ursache war die Sarkoidose in 37 Fällen (8,37%). Q-Fieber
konnte in einem Fall diagnostiziert werden. Die übrigen 189 Biopsien wurden
weiter aufgearbeitet. In 15 Biopsien (3,39%) konnte ein Erreger nachgewiesen
werden
(Bartonella
Mycobakterium
henselae
tuberkulosis
(n=2),
(n=3),
Listeria
Yersinia
monocytogenes
(n=3),
pseudotuberkulosis
(n=1),
Cytomegalievirus (n=2), Epstein-Barr-Virus (n=4)).
In 35 Fällen lagen detaillierte Angaben zur Medikamentenanamnese vor, in 11
Fällen (2,49%) konnten die Medikamente der Granulomentstehung zugeordnet
werden.
Schließlich konnte die Diagnose in 158 Fällen (36%) nicht ermittelt werden.
Die Untersuchung zeigt, dass eine umfassende interdisziplinäre Diagnostik zur
Analyse hepatischer Granulome unabdingbar ist und in etwa einem Drittel der
Fälle zu einer Diagnose führen kann. Trotz detaillierter Analysen mit
molekularpathologischer Diagnostik konnten nicht alle Fälle endgültig gelöst
werden.
57
7
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65
8
Vorabveröffentlichung
Mit ausdrücklicher Genehmigung des Dekans der hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln sind Teilergebnisse der vorliegenden Arbeit
vorabveröffentlicht worden:
Drebber U, Kasper HU, Ratering J, Wedemayer I, Schirmacher P, Dienes HP,
Odenthal M (2008). Hepatic granulomas: histological and molecular
pathological approach of differential diagnosis. Liver Int. 28(6):828-34
66
9
Lebenslauf
Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung meiner
Arbeit nicht veröffentlicht.
67
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