Inhalt mit Laufzeit Geschichte, Geografie für Sek I und Sek II Das Alte Ägypten 4. Das Geheimnis des ewigen Lebens 43:28 Minuten 00:00 Das Alte Ägypten: 3000 Jahre Hochkultur am Nil, die erste Weltmacht der Geschichte. Die Pharaonen schufen eine beispiellose Zivilisation mit prächtigen Städten, monumentalen Pyramiden und Tempeln. ForscherInnen entschlüsseln das Geheimnis des ägyptischen Totenkults und entdecken seine immense Bedeutung für das Leben im Diesseits. Kaum besteigt ein König seinen Thron, beginnt er mit den Vorbereitungen für sein Begräbnis. So auch Pharao Ramses II. Sein Schicksal zeigt, welche wichtige Rolle der Totenkult in der ägyptischen Erfolgsgeschichte spielt. 01:14 Im Jahr 1279 v. Chr. trägt Ramses II. seinen Vater zu Grabe. Durch das Ritual der Mundöffnung werden die Sinnesorgane des Verstorbenen reaktiviert. Es ist die erste Aufgabe, die der neue König zu erfüllen hat. Dann wird der alte Herrscher zu Grabe getragen. Im Jenseits wird er unsterblich – ein Gott unter Göttern. Jetzt kann Ramses sein Erbe antreten. Den Ägyptern war bewusst, dass jeder, selbst der Pharao, unerwartet sterben konnte. Also versuchte man relativ früh in der Regierungszeit eines Königs, mit dem Bau seines Grabes zu beginnen. Selbst wenn der Pharao jung sterben würde, sollte für seine Reise ins Jenseits alles vorbereitet sein. 04:37 Die Grenze zwischen Leben und Tod ist in Ägypten überall sichtbar und einzigartig in der Welt. Schon in der Frühzeit hatten die Menschen hier ein besonderes Phänomen beobachtet: Die Körper der Toten verwesen nicht im heissen Wüstensand. Noch nach Jahrzehnten zeigen sie sich so gut wie unversehrt. Die Ägypter entwickelten Mumifizierungstechniken. 07:51 Wie stellten sich die Ägypter das Leben in der Ewigkeit vor? Erste Antworten liefert Abydos – der Kultort von Osiris, dem Gott der Unterwelt. Zu Ramses' Zeiten pilgern tausende Menschen jedes Jahr nach Abydos, um den Herrscher der Toten zu ehren und ihr ewiges Leben zu sichern. Auch der Pharao und seine Gemahlin bringen Osiris ihre Opfer dar. In Abydos liegen die Gräber der ersten Pharaonen. Die Grabstätten zeigen, dass bereits 2000 Jahre vor Ramses konkrete Vorstellungen über das Leben nach dem Tode existierten. 12:38 Alles Leben, so die mythische Vorstellung, entstand aus dem Urmeer. Die Fluten haben sich gesenkt und gaben ein Stück Land frei – den Urhügel. Eine Schöpfungsgeschichte, wie die Ägypter sie jährlich erlebten, wenn die Nilflut ablief und das fruchtbare Land wieder erschien. 13:35 Kein Volk der Welt steckte so viele Ressourcen in den Grabbau. Diese Investitionen zahlten sich für das Diesseits aus: Auf dem Plateau von Gizeh hat ein Ägyptologe die Stadt der Pyramidenbauer entdeckt – eine riesige Baustelle und Geburtsort der Nation. Die Pyramiden spielten bei der Entstehung des Staates eine grosse Rolle. srf.ch/myschool 1/3 Inhalt mit Laufzeit Das Alte Ägypten – Das Geheimnis des ewigen Lebens 14:28 Die gewaltigsten Bauwerke der Antike sind dem Jenseits gewidmet. Um den Totenkult wachsen im ganzen Reich Städte und Wirtschaftszweige. Die Gesellschaft ist geeint im festen Glauben an die Unsterblichkeit. Im Laufe der Jahrhunderte wird Osiris, der Herrscher der Unterwelt, Richter und Gott der Toten, immer wichtiger. Selbst Pharao Ramses ist ihm Untertan und bittet ihn um ein langes Leben. Ramses will sich durch kolossale Bauten im ganzen Land verewigen. In Theben befindet sich das wichtigste Heiligtum im Land – der gigantische Tempel von Karnak, Sitz des Reichsgottes Amun. Auf der Westseite des Nil erheben sich riesige Totentempel. Ramses will alles übertreffen. Wie besessen plant er zunächst sein Grab. Von besonderer Bedeutung ist der Innenausbau des Grabes. Die exakte Ausführung entscheidet über den Ausgang der Jenseitsreise des Pharao. 17:40 Wie die Pyramiden sind auch die Felsgräber im Tal der Könige hochkomplexe Anlagen. Jeder Raum hat eine spezielle Funktion. So auch im Grab seines Vaters Pharao Sethos I. Die Ägypter taten alles, um die Gräber vor Einbrechern zu schützen. Niemand sollte zur Mumie vordringen, denn sie ist der Körper, mit dem der König in die Ewigkeit eingeht. Ein versteckter Gang führt zur zentralen Grabkammer, in der die Mumie des Königs ruht. Unter dem tonnenschweren Sarkophag führt ein weiterer langer Tunnel in die Unterwelt, in das ewige Leben. Die talentiertesten Künstler und Handwerker des Pharaonenreichs, die diese prächtigen Gräber bauen, leben in einem eigens für sie angelegten Dorf, Set Maat – «Sitz der Weltordnung» genannt. 22:43 Unter der Erde erstreckt sich eine geheime Welt – ein gigantisches Labyrinth mit zu Ramses Zeit schon über 30 Gräbern. Nur ein einziger Grabschatz hat sich bis heute bewahrt: Derjenige von Pharao Tutanchamun, einem Vorgänger von Ramses. In den Kammern seiner Grabanlage fand man 5000 Objekte, darunter kiloweise Gold, königliche Betten, einige Streitwagen, Götterfiguren und einen mit Edelsteinen besetzten Thron des Königs, der schon mit 20 Jahren starb. 25:20 Die Hethiter, Erzfeinde des Pharao, sind im Vormarsch. Sie haben ihre Truppen bei Kadesch zusammengezogen. Der Pharao zieht mit seinen Kriegern in den Norden. Stirbt der Pharao, droht Chaos im Land. Nur durch ein Grab mit allem Drum und Dran würde er ins Jenseits kommen. Auch im Jenseits müssen die verstorbenen Könige dafür sorgen, dass die Ordnung im Weltreich erhalten bleibt und die Kreisläufe der Natur ewig währen. 29:18 Ramses und seine Truppen kämpfen in Syrien, bei der Stadt Kadesch. Das Heer des Feindes ist weitaus stärker. Es droht eine Niederlage. Nur knapp kann der König den Hethitern entkommen. Sieglos tritt er mit seinen unterlegenen Truppen den Rückzug an. Ramses lässt sich bei seiner Rückkehr nach Theben als Sieger feiern. Den Göttern und seinem Volk präsentiert er sich als Kämpfer gegen das Chaos und als Hüter von Frieden und Ordnung. Auch ohne einen klaren Sieg ist die Gefahr an der Nordgrenze des Reichs gebannt. An den Wänden der Tempel lässt Ramses seine Version der Geschichte verewigen. Wie seine Vorfahren präsentiert er sich als grosser Feldherr und Sieger über die Feinde. 15 Jahre später schliesst Ramses mit den Hethitern Frieden. Eine Gesandtschaft bringt ein Dokument nach srf.ch/myschool 2/3 Inhalt mit Laufzeit Das Alte Ägypten – Das Geheimnis des ewigen Lebens Ägypten, das welthistorische Bedeutung hat: Es ist der erste überlieferte Friedensvertrag der Geschichte. 34:56 Die meisten Ägypter nahmen einen Herzskarabäus mit ins Grab. Ohne ihn drohte bereits bei der ersten Station der Untergang. Vor dem Totenrichter wird das Herz des Verstorbenen gewogen. Nur mit reinem Herzen kann man der «dämonischen Fresserin» mit ihrem Krokodilkopf entgehen. Wem die Reise ins Jenseits gelingt, öffnet sich eine Welt, in der alles weitergeht wie im Diesseits: Das Essen, das Feiern und die Arbeit. Auch im Jenseits müssen Kanäle gegraben und Felder bestellt werden für Osiris, den Herrscher der Unterwelt. 36:54 Die Grabausstattung und Rituale waren auch wichtig, weil sie einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor des Landes bildeten. Ganze Handelszweige und Berufe hatten sich um den Totenkult gebildet. Dies bildete einen bedeutenden Teil der Ökonomie des Landes und gab der Gesellschaft Stabilität. 40:02 Mit seinen Bauten und seiner Politik hat Ramses alle Pharaonen vor ihm übertroffen. Er hat dem Reich eine Epoche des Friedens und des Wohlstandes geschenkt. Mit fast 90 Jahren erreicht er ein biblisches Alter in einer Zeit, in der die meisten Menschen nicht einmal halb so alt werden. 67 Jahre lang hat Ramses regiert. Er wird als «Ramses der Grosse» in die Geschichte eingehen. 40:58 Seine Herrschaft gilt als Höhepunkt der Pharaonenzeit. Niemand hat das Antlitz Ägyptens stärker geprägt. Die Sehnsucht der Ägypter nach Unsterblichkeit hat all das hervorgebracht, was uns bis heute an sie erinnert: Pyramiden, Totenbücher, Tempel und Gräber. Der Glaube an die Wiederauferstehung und ein paradiesisches Leben nach dem Tod wird einmal Juden, Christen und Moslems prägen. srf.ch/myschool 3/3