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Neuwerk 11, Halle (Saale)
Fotos: Jason Schmidt, Iwan Baan, Adolf Bereuter
Lageplan • Maßstab 1: 1500
freien Verfügung. Das »Neuwerk 11« bietet
somit eine Plattform für die Begegnung von
und mit Künstlern, Kunstvermittlern, Galeristen, Verlagen, Produzenten und einem interessierten Publikum. Die Anforderung an das
Architekturbüro AHM Arnke Häntsch Mattmüller umfasste daher nicht nur eine energetische Sanierung des Bestandgebäudes
sowie eine barrierefreie Erschließung, sondern vor allem auch das Finden einer Antwort auf die Frage, wie das neue Nutzungskonzept mit der Struktur und der Raumfolge
eines ehemaligen Wohnhauses in Einklang
gebracht werden kann. Den Innenraum bestimmt nach wie vor die zentrale historische
Treppe, deren räumliche Bedeutung durch
die Öffnung der Gebäuderückseite in einen
zweigeschossigen Anbau noch verstärkt
wird. Sie rückt somit in den Mittelpunkt der
flexibel bespielbaren Präsentationsflächen
der Galerie und bietet unterschiedliche
Blickbeziehungen im Raum. Durch eine
Tageslichtdecke wird der Ausstellungsraum
hell und großzügig, wie überhaupt die ge-
Im Rahmen des Konjunkturpakets II
konnte in Halle ein ehemaliges Wohnhaus
von 1924 zum Sitz der Kunststiftung des
Landes Sachsen-Anhalt umgebaut werden. Für die Architekten Arnke Häntsch
Mattmüller ist mit dem Haus aber nicht
nur ein Ort entstanden, der der Kunst
des 21. Jahrhunderts in ihren vielfältigen
Arbeits- und Präsentationsformen einen
Raum gibt. Auch das Gebäude selbst
spiegelt durch die künstlerisch inspirierte
Fassade seine Funktion wider und stellt
eine gelungene Verbindung zwischen
vorhandener Bausubstanz, neuer Nutzungsidee und zeitgenössischer Architektur dar.
Mit dem Umbau und der Sanierung des
Gebäudes am Neuwerk 11 in Halle sollte
neuer Raum für die Geschäftsstelle der
Kunstsstiftung des Landes Sachsen-Anhalt
geschaffen werden. Darüber hinaus umfasste das Raumprogramm die öffentliche
Kunstgalerie sowie zusätzliche Flächen zur
1 Das Ensemble am Neuwerk vor der Sanierung.
2 Nach dem Umbau fügt sich das Gebäude nach
wie vor in seine Umgebung ein, zeigt nach außen
aber deutlich die neue Nutzung.
3 Die Fassadenplatten aus Betonwerkstein in Anlehnung an DIN 18516 beruhen auf einer künstlerischen Idee von Judith Runge.
4 Durch das plastische Licht- und Schattenspiel der
Elemente entsteht eine differenzierte Nah- und
Fernwirkung der Fassade.
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samte Ausgestaltung der Innenräume mit
viel Weiß und hellen Eichenholzböden den
heutigen Anforderungen Rechnung trägt.
Nach außen hin sollte das Gebäude zwar
deutlich auf seine aktuelle Bestimmung aufmerksam machen, sich aber auch harmonisch in die Nachbarbebauung einfügen, für
die von denkmalpflegerischer Seite aus Ensembleschutz bestand. So bietet die Neuinterpretation der Grundstücksmauer – die mit
Nischen für Objekte und Fenstern für Einblicke in den Garten ausgestattet wurde – einen Bezug zum historischen Bestand und
eine Vernetzung mit der Umgebung. Zudem
leitet sie den Besucher geschickt zu dem etwas zurückgesetzten neuen Eingang der
Galerie. In der Farbrigkeit der Fassadengestaltung lehnten sich die Architeken ebenfalls an den Bestand und die Bebauung der
Umgebung an, doch der nördliche Teil des
Altbaus wurde mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus profilierten Betonplatten bekleidet, die eindeutig die neue
Nutzung in den Stadtraum hineintragen.
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Die Gestaltungsidee für die insgesamt 460
Fassadenplatten basiert auf einem Konzept
der ortsansässigen Künstlerin Judith Runge.
Die ursprünglich als Keramikarbeit gefertigte Mustervorlage eignete sich aufgrund
von Gewicht und Maßhaltigkeit jedoch nicht
als direkte Vorlage für den Betonabguss der
Fassadentafeln, so dass sie in Kooperation
mit dem Kasseler Entwicklungs- und Forschungsdienstleister G.tecz und der Universität Kassel in ein digitales Modell übertragen wurde, welches mithilfe parametricher
Mittel hinsichtlich Gewicht (Plattenstärke
und Noppenamplitude bzw. Anordnung) optimiert wurde. Dies war wichtig, da die Bestandfassade nur für eine begrenzte Lastenaufnahme statisch geeignet war. Mittels
CNC-Technologie konnte das digitale Modell dann aus Holzwerkstoff gefräst und anschließend als Silikonschalung abgeformt
werden. Das Bild auf der Fassade entsteht
durch nur zwei untersschiedliche Plattentypen und eine exakt auf die Topografie abgestimmten Hängeplan. KR
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Schnitt • Maßstab 1:20
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1 Dachziegel, Lattung,
Unterspannbahn Bestand
Sparren 100/120 mm
Dämmung mineralisch 120 mm
Lattung 40/60 mm
Dämmung mineralisch 40 mm
Dampfsperre
Lattung 40/60 mm
Dämmung mineralisch 40 mm
2 Beplankung Gipskarton 2 ≈ 12,5 mm
verschraubt und verspachtelt
Anstrich Dispersionsfarbe RAL 9001
3 Holzständerwand 40/60 mm
4 Beplankung OSB 9 mm und Gipskarton
12,5 mm verschraubt und verspachtelt
Anstrich Dispersionsfarbe RAL 9001
5 Dämmung über Gesims mineralisch 80 mm
6 Verlegeplatte mit gefasten Kanten
pigmentiert Klarlack matt 22 mm
Holzdielen Bestand 24 mm
Holzbalkendecke Bestand 150/240 mm
Deckeneinschub und Schüttung Bestand
Unterdecke Bestand (Lattung 18 mm,
Schilfmatte, Putz 15 – 20 mm)
Unterdecke Brandschutz
Lattung 40/60 mm mit Unterfütterung
Brandschutzverkleidung Promat 12 mm
7 Fassadenplatte Betonwerkstein
Unterkonstruktion Aluminium im Bereich
der Plattenfugen schwarz hinterlegt
Dämmung EPS 120 mm im Bereich
Gesims, Sockel und Leibung verputzt
Kratzputz Körnung 2 mm Farbe NCS 2407Y12R durchgefärbt mit Glimmeranteil
Mauerwerk Bestand ca. 380 mm
Innenputz 15 mm
Anstrich Dispersionsfarbe RAL 9001
8 Fensterbank mit Kabelkanal Holzwerkstoffplatte MDF Beschichtung RAL 9001
9 Holzdielen / Parkett 28 mm verklebt
Grundierung
Estrich nach DIN 18560 CAF
Fußbodenheizung 22 mm
Wärmedämmung 2 ≈ 30 mm
Stahlbeton 200 mm in Auflagertaschen
in vorhandenem Maurerwerk
Dämmung als verlorene Schalung 50 mm
Holzwolle-Mehrschichtplatte
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Projektbeteiligte
Bauherr: Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, vertreten durch die Direktorin
Manon Bursian, Halle
Architekten (LP 1–9): AHM Arnke Häntsch
Mattmüller Gesellschaft von Architekten
mbH, Berlin
Mitarbeit (verantwortlich): David Vogel
Bauleitung: Kobzik & Feigl, Halle
Tragwerksplanung: Dr.-Ing. Hilpert
Ingenieure, Halle
HLS-Planung: Ingenieurbüro Peter
Schmerwitz, Halle
Elektroplanung: U. Tüngler, Halle
Künstlerisches Konzept Fassade:
Judith Runge, Halle
Digitales Modell der Fassadenplatten:
Kathrin Wiertelarz, Uni Kassel, FB ASL
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Lichtplanung: Studio Dinnebier, Berlin
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OG
Grundrisse • Maßstab 1:400
Spalt, www.filzfabrik.de; Ausführung Tischlerei – Glaserei Gerhard Diebner & Sohn
GmbH, Bennstedt, www.dieglaswerkstatt.de
Lichtdecke: Gitterrost Stahl 33/33 Vollrost,
pulverbeschichtet Cremeweiß 9001;
Ausführung: Bernd Reichelt Stahl- und Konstruktionsbau, Zerbst; Beleuchtung: Trilux
Lichtbandsystem »E-Line T5 R 1≈35 W
EDD«, Trilux GmbH & Co. KG, Arnsberg,
www.trilux.com
Parkett: Stabparkett Eiche geölt,
Tischlerei H. Leibe, Halle
Stahltreppe: halb gewendelte Wangentreppe mit gekanteten Stufen,
Vogler & Vogler GmbH, Neuruppin
www.vogler-neuruppin.de
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Produkte und Hersteller
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Fassadenplatten (Entwicklung und Herstellung): G.tecz, Kassel, www.gtecz-engineering.com; Unterkonstruktion: »Veco-A«, GIP
GmbH, Braunschweig, www.gip-fassade.com;
Ausführung: Kurch Bedachungs GmbH,
Köthen, www.kurch-bedachung.de
Oberlicht Sheddach Anbau: »FW 50+«,
HI (Festverglasung), AWS 57 RO (Fenster);
Fenster und Türen: »ADS 70.HI«, RAL 9007,
Schüco International KG, Bielefeld,
www.schueco.com; Ausführung: Hotec
Metallbau UG, Naumburg/Saale,
www.hotec-metallbau.de
Putz- und Malerarbeiten; Ausführung: Jespo
Jentzsch & Spott Bau GmbH, Doberschütz
OT Battaune, www.jespobaugmbh.de
Einbauten/Möbel: eigene Entwürfe aus
Holzwerkstoffplatten, Beschichtung HPL
Kronospan Pink U8535 mit Filz-Einlagen
Rosa und Bordeaux, M&K Filze GmbH,
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1Galerie
2Eingang
3Büro
4Lager
5 zentrales Treppenhaus
6 Luftraum Galerie
7Besprechung
8WC
9Kopierraum
5 Die historische Freitreppe rückt nach dem Umbau
noch stärker in den Mittelpunkt des Gebäudes.
Mit einem neuen hellen Anstrich fügt sich harmonisch in die lichtdurchfluteten Galerieräume.
6 Anstelle der ehemaligen Terrasse entstand ein
zweigeschossiger Anbau, in dem auch großformatige Kunstwerke Platz finden. Die Tageslichtdecke
sorgt für optimale und blendfreie Beleuchtung.
7 Das neugestaltete Gebäudeinnere sorgt für einen
abwechslungsreichen Dialog zwischen historischer Bausubstanz und zeitgemäßer Architektur.
Die Räume der Galerie sind durch Öffnungen und
Blickbeziehungen miteinander verbunden.
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