Vollwertige Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung – Fokus Vollkorn Vorweg: Warum überhaupt Vollkorn? Vollwertig essen und trinken fördert unsere Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, unterstützt unsere Gesundheit und reduziert unser Krankheitsrisiko. Nicht umsonst heißt es "an apple a day keeps the doctor away". Jedoch, ganz so einfach ist es nicht. Der Apfel alleine ist etwas zu wenig. Vielfalt und Abwechslung sind der Schlüssel zum Wohlbefinden. So senkt ein hoher Gemüseund Obstverzehr beispielsweise das Risiko für Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Schlaganfall und beugt einigen Krebsarten vor (Mund-, Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren- und Magenkrebs). Und Milch und Milchprodukte dienen nicht nur der Risikosenkung von Osteoporose, sondern auch von Dickdarmkrebs. Auch Vollkornprodukte sind interessant, wenn es darum geht mit Messer und Gabel unsere Gesundheit zu schützen bzw. unsere Leistungsfähigkeit zu optimieren. Im vollen Korn steckt viel drinnen. Neben der Stärke sind Antioxidantien, Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe enthalten. Wer viele Vollkornprodukte isst, senkt sein Gesamt- und LDL-Cholesterin. Weiters senkt eine hohe Ballaststoff- und Vollkornzufuhr das Risiko für Herz-/Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Typ-2Diabetes oder diverse Krebserkrankungen (z. B. Dickdarmkrebs). Sie beugt Übergewicht vor und hilft den Heißhunger hintan zu halten. Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit werden durch einen konstanten Blutzuckerspiegel unterstützt. Leider werden die positiven Inhaltsstoffe des vollen Korns heutzutage nur noch wenig genutzt, weil überwiegend raffiniertes Mehl (Weißmehl) verwendet wird und sich die meisten der gesundheitsfördernden Substanzen aber im Keim und der Kleie befinden. Diese Teile werden bei der Raffination entfernt, durch Backen, Kochen, Braten werden sie jedoch kaum zerstört. Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung Gesund Essen bedeutet nicht, dass es jeden Tag nur Salat und Gemüse geben darf – gesund essen bedeutet, sich ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren. Damit das auch in der Gemeinschaftsverpflegung möglich ist – also überall dort, wo viele Menschen verköstigt werden, zum Beispiel in der Betriebs- und Schulkantine – sollten die „Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung“ eingehalten werden. In Bezug auf Vollkorn empfiehlt der Standard Folgendes: Mischen Sie beim Kochen und Backen mit Auszugsmehlen mindestens ein Drittel fein vermahlenes Vollkornmehl dazu oder verwenden Sie Vollkornmehl und Auszugsmehl abwechselnd. Führen Sie Brot und Gebäck als Vollkornprodukt im Angebot; wenn dies nicht verfügbar ist, können Sie als Alternative ein 100-%-Roggenbrot anbieten. Bieten Sie Reis als Naturreis oder Parboiled-Reis an. Bieten Sie Nudeln vorzugsweise als Vollkornnudeln an. Führen Sie verschiedene Getreidesorten abwechselnd im Sortiment (z. B. Dinkelreis, Polenta, Weizen-/Dinkelgrieß, Hirse, Buchweizen/Heidenmehl). Bevorzugen Sie Obst und fettarme Milchprodukte als Nachtisch bzw. (Obst-)Kuchen in Vollkornqualität. Des Weiteren werden grundlegende Anforderungen definiert wie z.B. dass es bei einer 5-TagesWoche maximal drei Mal pro Woche ein Menü mit Fleisch geben sollte. Und da nicht nur ernährungsphysiologische, sondern auch ökologische und soziale Aspekte wichtig sind, sind auch für diese Bereiche Anforderungen definiert. Stammtisch am 11.09.2014 Um die Umsetzung dieser Anforderungen in der Praxis zu unterstützen wurde am 11.09.2014 ein „Stammtisch" zu diesem Thema organisiert. Besprochen wurden dort - mit Unterstützung von Styria vitalis - die Basisempfehlungen für eine ausgewogene Ernährung, nämlich die Österreichische Ernährungspyramide. Sie bietet einen Überblick über optimale Mengenverhältnisse, lässt aber genügend Freiraum zur individuellen Gestaltung des Speiseplans und verdeutlicht auch, dass abhängig von der Menge grundsätzlich jedes Lebensmittel/jede Speise ein Bestandteil einer gesunden Ernährung sein kann. Das Grundprinzip lautet dabei: viel trinken, viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte und fettarme Milch und Milchprodukte, mäßig Fleisch und Wurst, weniger Fett, Zucker und Salz. Doch nicht nur die Österreichische Ernährungspyramide wurde erörtert, denn Verantwortliche für die Gemeinschaftsverpflegung sollten sich auch an Qualitätsstandards orientieren, die eine gesundheitsförderliche Gemeinschaftsverpflegung sicherstellen. Vorgestellt wurden so die schon erwähnten „Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung“, sowie Auszeichnungsprogramme von Styria vitalis (Grüne Küche, Grüner Teller). Natürlich war auch die Umsetzung einer vollwertigen Kost ein großes Thema. So wurde beispielsweise besprochen, dass Dinkelvollkornmehl heller ist als anderes Vollkornmehl und daher auch kein merklicher Farbunterschied bei Verwendung festzustellen ist (bessere Akzeptanz). Weitere Tipps für mehr Vollkorn im Speiseplan : Achten Sie bei allen Gerichten auf eine Sättigungsbeilage. Am besten fixieren Sie Knödel, Nudel, Reis etc. und überlegen sich dann eine passende „Fleischbeilage“. Die Sättigungsbeilage sollte öfter auch als Vollkornvariante bzw. mit Vollkornanteil angeboten werden. Es gilt: Schritt für Schritt anstatt Vollgas – beginnen Sie langsam mit der Steigerung des Vollkornanteils. Mischen Sie z. B. beim Kochen und Backen mit Auszugsmehlen mindestens ein Drittel fein vermahlenes Vollkornmehl dazu (z. B. bei Spätzle oder Kaiserschmarrn) oder verwenden Sie Vollkornmehl und Auszugsmehl abwechselnd. Als ein Hitrezept der TeilnehmerInnen wurde Karottenkuchen genannt. Dieser lässt sich gut aus Vollkornmehl herstellen und kommt sehr gut bei den KundInnen an. Sie können aber auch Komponenten gemischt anbieten, wie z. B. eine Mischung aus VollkornNudeln/Nudeln aus Auszugsmehlen oder weißer Reis/Wildreis. Dies wird auch von KundInnen gut angenommen. Nutzen Sie die Vielfalt, die Getreide mit sich bringt. Denken Sie daran, Getreide als ganzes Korn (Weizen, Hafer, Roggen, Dinkel, Naturreis, Hirse, Mais), als Flocken (Hafer-, Dinkel-, Hirseflocken), gebrochen (Bulgur, Couscous) oder gemahlen (diverse Vollkornmehle) auf den Speiseplan zu setzen. Besonders Polenta wird in der Gemeinschaftsverpflegung besonders geschätzt. Hier wurde von einer Teilnehmerin besonders auf die rote Polenta hingewiesen. Sie können aber auch mit sogenanntem Pseudogetreide für Abwechslung sorgen. Pseudogetreide gehört botanisch gesehen nicht zum Getreide, wird aber wie Getreide verwendet. Beispiele hierfür sind Buchweizen (aus dem das traditionelle Heidenmehl hergestellt wird) sowie Amaranth und Quinoa. Am besten bauen Sie neue Getreidesorten in bekannte Gerichte ein. Palatschinken mit etwas Heidenmehl, Polentaknöderl statt Topfenknöderl sind Ideen. Auch im Brotkorb sollte sich eine Alternative aus Vollkorn oder mit Vollkornanteil finden. Aber Achtung: Nicht jedes dunkle Brot ist ein Vollkornbrot. Auch muss z. B. ein „Kornweckerl“ nicht aus Vollkorn sein. Schauen Sie beim Einkauf auf die Bezeichnung und auf die Zutatenliste. Nur wo „Vollkorn“ drauf steht, muss auch Vollkornmehl oder -schrot drin sein. Beispielsweise muss Dinkelbrot kein Vollkornbrot sein. Dinkelvollkornbrot aber schon. Gegen Ende der Veranstaltung wurden folgende vollwertige Speisen verkostet und für sehr gut befunden: Radieschen-Schnittlauch-Topfen (mit etwas Buttermilch, ohne Margarine oder Butter) Roter Linsenaufstrich Karottencremesuppe (mit Kartoffeln zum Binden) Polentalaibchen mit Magertopfen Grüner Salat mit Nussmarinade (Nussöl und gehackte Nüsse) Apfel-Hirse-Auflauf mit gehackten Haselnüssen und Sauerrahm Alkoholfreier Roter Punsch Möglichkeiten, insbesondere Vollkornprodukte zu verarbeiten, sind weiters: Suppen(-einlagen): Beilagen: Hauptspeisen: Teigwaren Hauptspeisen: Knödel und Nockerl Hauptspeisen: Strudel Hauptspeisen: Laibchen Hauptspeisen: Weiteres Dessert: Speise Grießnockerl aus Vollkorndinkel oder Polenta Heidenmehlfrittaten Buchweizen Klare Brühe mit Gemüsestrudel Vollkornschöberl Dinkel- oder Einkornreis Vollkorndinkelspätzle Grieß-/Hirseknödel Heidensterz Pasta asciutta mit Gemüse (Vollkornspaghetti) Kraut-Vollkorn-Fleckerl Gemüseeintopf mit Nudeleinlage, dazu Vollkornbrötchen mit Rucola-Pesto Käseknödel mit Tomatengemüse Feine Spinatknödel Kaspressknödel mit Cottage-Cheese-Dip Gratinierte Spinatnockerl Eiernockerl mit grünem Salat Kartoffelpuffer mit Gemüsestreifen und Dip Gemüsestrudel mit Polenta Vitalburger im Vollkornweckerl mit Gemüsegarnitur Gemüsevollkornstrudel Hirse-Mangoldstrudel Zanderstrudel Getreidelaibchen Kartoffellaibchen mit Pilzen und Rahmgemüse Sesamlaibchen mit Ratatouille Getreide-Laibchen mit Kartoffeln und Gemüse Broccoliroulade mit Tomatensauce Broccoliauflauf (mit Grahambrot) Vollkorn-Palatschinken mit diversen Gemüsefüllungen (Kraut, Spinat,..) Gemüselasagne mit Brokkoli und Kohlrabi Gemüseragout (mit Vollkornmehl gebunden) Pilzbuchteln Hirseauflauf mit Marillenkompott Dinkelgrießschmarrn mit Äpfeln Süße Polentaknödel mit Kirschkompott Amaranth-Topfencreme Buchweizenpalatschinken gefüllt mit frischen Beeren und Joghurt Vollkornkuchen mit Marille Die großküchentauglichen Rezepte zu den angeführten Speisen können folgenden Rezeptsammlungen entnommen werden, die im Internet kostenfrei zum Download zur Verfügung stehen: Projekt UMBESA: Rezeptsammlung. Saisonale Rezepte ohne Fleisch – speziell für Großküchen. Fonds Gesundes Österreich: Gesunder Genuss. Kochen in der Großküche.