22 1 Anatomie des Lymphsystems Abb. 1-27 Lymphknoten des hinteren Mediastinums von dorsal. A. = Arteria; Nll. = Nodi lymphatici; V. = Vena. 1.2.4 Lymphsystem der Bauch-, Becken- und Genitalorgane Das Lymphsystem der Bauch-, Becken- und Genitalorgane wird in parietale und viszerale Lymphknotengruppen unterteilt. Parietale Lymphknoten (Abb. 1-28) kommen sehr zahlreich vor. Sie liegen im Retroperitoneum neben den groûen Blutgefäûen, gröûtenteils vor und seitlich der Wirbelsäule und sind geflechtartig angeordnet. Die unterste Gruppe sind die Nll. iliaci, die um die Vasa iliaca herum angeordnet liegen. Sie unterteilen sich in eine interne (innere) und externe (äuûere) Gruppe. Die Nll. iliaci externi (je 8±12 groûe LK) liegen vorne unten im Becken, also direkt oberhalb des Leistenbandes, und nehmen die Lymphe aus den Leistenlymphknoten und somit aus den Beinen und der unteren Rumpfhaut auf. Die unterste Gruppe der iliakalen Lymphknoten werden als lakunare Lymphknoten bezeichnet, da sie der Lacuna vasorum (Gefäûpforte) direkt anliegen, und der Lymphknoten direkt in der Lacuna vasorum heiût ¹Rosenmüller-Lymphknotenª. Die Nll. iliaci interni (je 10±14 LK) liegen im Becken nach oben hinten vor dem Rektum und Os sacrum und reichen bis zur Aortengabel und sammeln die Lymphe der Beckenorgane (auûer Ovarien und Tuben), der tiefen Gesäûgegend, des Damms, der hinteren Anteile des äuûeren Genitale, der Harnblase sowie eines Teils der tiefen Oberschenkellymphgefäûe, bei Frauen zusätzlich den gröûten Teil von Uterus- und Vaginallymphgefäûe (Abb. 1-29) und bei Männern zusätzlich die Lymphgefäûe von Samenleiter, Samenblase und Prostataanteilen. Die iliakalen Lymphknoten und Lymphgefäûe leiten die Lymphe weiter zu den Nll. lumbales (20±30 LK), die um die Aorta abdominalis und vor der Wirbelsäule liegen (daher auch paraaortale oder paravertebrale Lymphknoten genannt) und kettenähnlich angehäuft die Lymphknotenketten der Trunci lumbales beiderseits bilden. Die beiden Trunci vereinigen sich in der Cisterna chyli, in die gleichzeitig noch der Truncus intestinalis einmündet. Die Nll. lumbales nehmen zusätzlich noch Lymphe aus den Nll. sacrales (4±5 LK) auf, die zwischen Kreuzbein und Rektum liegen. Diese Nll. sacrales sammeln die Lymphe 1.2 Spezielle Anatomie des Lymphsystems Ductus thoracicus Cisterna chyli Truncus lumbalis Aorta V. cava inferior Nll. lumbales Nll. iliaci communes A. iliaca communis Nll. iliaci interni Nll. iliaci externi A. iliaca interna Leistenband Nll. inguinales A. iliaca externa Nll. lacunares A. femoralis Vena femoralis Abb. 1-28 Parietale Bauch-Becken-Lymphknoten. A. = Arteria; Nll. = Nodi lymphatici; V. = Vena. des oberen Rektums und des unteren Colon sigmoideum, beim Mann hier zusätzlich die Lymphgefäûe der Prostata und bei der Frau die Lymphgefäûe der hinteren Anteile von Uterus und Vagina ein. Die Nll. lumbales entsorgen auch die Lymphe der Nieren, der Nebennieren und des Kolons (ein Teil), beim Mann zusätzlich die Lymphe der Hoden und der Nebenhoden, bei der Frau zusätzlich die Lymphe der Ovarien, der Tuben und des oberen Uterusanteils. Somit sind die Nll. lumbales die regionären Lymphknoten von Ovarien und Tuben sowie von Hoden und Nebenhoden. Die Nll. anorectales (ca. 6±8 LK) liegen vorne und seitlich des Rektums und entsorgen 23 die Lymphe der unteren Anteile des Rektums und der Vagina (ein Teil). Von hier aus können Verbindungen zu den Nll. sacrales, Nll. iliaci interni und zu den Leistenlymphknoten bestehen. Viszerale abdominale Lymphknoten liegen ebenfalls sehr zahlreich vor. Von denen bilden die Nll. mesenterici (Gekröselymphknoten) mit 100 bis 150 Lymphknoten die gröûte Anhäufung von Lymphknoten im menschlichen Körper (Abb. 1-30). Diese mesenterialen Lymphknoten sind in mehreren Reihen angeordnet, wobei die kleineren mehr zum Darm und die gröûeren mehr zur Gekrösewurzel hin liegen. Sie nehmen die Lymphe von Dünndarm und Blinddarm auf und führen sie in den Truncus intestinalis weiter, der in die Cisterna chyli einmündet. Die Lymphgefäûe des Dünndarms heiûen Chylusgefäûe. Die Nll. (para-)colici liegen an den Umschlagrändern des Mesokolons (Abb. 1-31). Sie leiten die Dickdarmlymphe über mehrere Lymphknotenstationen in die Nll. lumbales. Nll. gastrici liegen in zwei Gruppen dem Magen an, als rechte Gruppe an der kleinen und als linke Gruppe an der groûen Kurvatur. Sie stehen in Verbindung mit den Nll. coeliaci, die dorsal im Bereich des Truncus coeliacus des Magens liegen. Diese wiederum haben Beziehungen zu den Zwerchfell- sowie zu den Nierenlymphknoten. Nll. pancreaticolienales (8±10 LK) sind kleine Lymphknoten, die ausgehend vom Milzhilus (Hilum lienalis) bis zum Pankreaskopf entlang der Milzgefäûe liegen. Sie sammeln die Lymphe aus Pankreas, Duodenum, Gallenblase, Milzkapsel und unteren Lungenanteilen. Sie haben Verbindungen zu den Lymphknoten der Pfortader und des Plexus coeliacus. Nll. hepatici sind ebenfalls relativ kleine Lymphknoten in der Leberpforte und im Ligamentum hepatoduodenale des Omentum minus. Sie entsorgen den gröûten Teil der Lymphe aus der Leber. Die Lymphe des rechten oberen Leberanteils wird über die Nll. phrenici oder Nll.