402 Anwendungsorientierte Plasmaphysik Blockpraktikum 1. Einleitung Durch ihre Bedeutung in vielen innovativen Techniken in den verschiedensten Bereichen wird die Plasmatechnologie seit einigen Jahren als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Sie ist auf vielen Feldern wie etwa in der Beleuchtungsindustrie oder bei der Oberflächenbehandlung von Fasern und Plastikwerkstoffen nicht mehr wegzudenken. So besteht beispielsweise die Herstellung von Computerchips in der Mehrzahl aus Prozessen, die in einem Plasma ablaufen. Treibender Motor dieser technischen Plasmen ist dabei die Niedertemperaturplasmaphysik. Aufgrund der niedrigen Gastemperatur bei gleichzeitig hoher chemischer Aktivität durch eine heiße Elektronenkomponente des Plasmas werden Nichtgleichgewichtsprozesse im Niedertemperaturplasma möglich, ohne dass sensible Bauteile beschädigt werden. Ziel des Blockpraktikum ist es, die wesentlichen Eigenschafen von Niedertemperaturplasmen und einige fundamentale Anwendungen anhand von typischen Entladungstypen und Prozessen der Schichtabscheidung, Plasmaätzen bzw. die gezielte Herstellung und Charakterisierung von Staubpartikeln kennen zu lernen. Dazu werden Versuche in folgenden Bereichen angeboten: y Plasmadiagnostik (Sondendiagnostik, Mikrowelleninterferometrie, Emissionsspektroskopie, Aktinometrie, ...). y Entladungstypen (Helikonentladung HE-L, induktiv gekoppelte Plasmen ICP, kapazitiv gekoppelte Plasmen CCP, Oberflächenwellenentladung SWP). y Schichtabscheidung, Plasmaätzen und Prozessdiagnostiken (diamantähnliche Schichten, Diagnostik von Schichten, Ellipsometrie, Raman-Spektroskopie, FTIR ...). y Dusty Plasmas (Staubbildung, Plasmakristall, Mie-Ellipsometrie, ...) 2. Niedertemperaturplasmen Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts unterscheidet man in der Plasmaphysik zwischen Hochtemperaturplasmen, wie sie beispielsweise in Sternen oder Kernfusionsanlagen zu finden sind, und Niedertemperaturplasmen. Mit dem Begriff “Niedertemperaturplasmen” werden in der Regel Laborplasmen bezeichnet, deren Verhalten, bedingt durch einen niedrigen Ionisationsgrad, wesentlich von neutralen und angeregten Teilchenkomponenten bestimmt wird und bei denen Randbedingungen, wie beispielsweise die räumliche Begrenzung, einen entscheidenden Einfluss bedeuten. Die Temperatur der Elektronen oder, wenn man von keiner Temperatur sprechen kann, ihre mittlere kinetische Energie liegt ungefähr im Bereich zwischen einigen hundert bis etwa zehntausend Kelvin. Die Dichte der Elektronen kann über mehrere Größenordnungen von 1014 bis 1020 Elektronen pro Kubikmeter variieren. Die historisch frühesten Laboruntersuchungen an Niedertemperaturplasmen wurden an Oberflächenentladungen von Georg Christoph Lichtenberg (1770) bzw. von Sir William Crookes (1879) an Glimmentladungen durchgeführt. Die erste technisch relevante Anwendung eines Niedertemperaturplasmas war der so genannte Ozonisator, den Werner von Siemens in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Erzeugung von Ozon für Sterilisationszwecke entwickelt hat. Er bestand im wesentlichen aus einer dielektrisch behinderten Entladung. Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Quellen für Niedertemperaturplasmen, wie z.B. Helikonentladungen, Mikrowellenplasmaquellen, Oberflächenwellenplasmen oder Paralleplattenentladungen mit kapazitiver Einkopplung der HF-Leistung zur Erzeugung und Aufrechterhaltung des Plasmas. 2.1 Kapazitiv gekoppelte Plasmen (CCP) Seit mehreren Jahrzehnten sind kapazitiv gekoppelte Entladungen Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen und technischer Anwendungen. Das Plasma wird in der Regel zwischen zwei Elektrodenplatten (vgl. Plattenkondensator) erzeugt, an denen ein hochfrequentes elektrisches Feld angelegt wird. Die Leistungseinkopplung erfolgt somit kapazitiv. In kapazitiv gekoppelten Entladungen ist die Plasmadichte bei elektropositiven Gasen proportional zur Wurzel aus der angelegten HF-Leistung ([Lieberman & Lichtenberg 1994]), da der HF-Strom in das Plasma limitiert ist durch den HF-Strom, der durch die Schicht dringen kann. 2.2 Induktiv gekoppelte Plasmen (ICP) Beginnend mit den späten 1980er Jahren gelangten auch Niedertemperaturplasmen mit induktiver Leistungseinkopplung (ICP) immer mehr zur Geltung und Wichtigkeit. Mit Hilfe geeigneter Antennen, in der Regel Spulen, wird ein Plasma erzeugt und gleichzeitig HF-Leistung im Plasma deponiert. Dabei wird über die Spulen ein hochfrequentes, magnetisches Wechselfeld erzeugt, das wiederum elektrische Kreisfelder im Entladungsvolumen induziert, die für die eigentliche Leistungsübertragung verantwortlich sind. In induktiv gekoppelten Plasmen ist die Effizienz der Leistungseinkopplung höher als in kapazitiven und der Zusammenhang zwischen Leistung und Plasmadichte in einem weiten Bereich linear. Die HF-Einkoppelspule fungiert als Primärwicklung eines Transformators, dessen “Sekundärwicklung” das Plasma ist. Daher können im Plasma effizient hohe HF-Ströme gezogen werden. Die effiziente Leistungseinkopplung bewirkt hohe Elektronendichten. In kapazitiv gekoppelten Entladungen stellen sich oft Schichtspannungen in der Größenordnung von 100 Volt ein. Durch diese hohen Schichtspannungen können Ionen mit hoher Energie auf Oberflächen beschleunigt werden, was eine Zerstörung empfindlicher Substrate zur Folge haben kann. In induktiv gekoppelten Plasmen liegen aufgrund der Leistungsdeposition im Plasma durch induzierte elektrische Kreisfelder (s.u.) die typischen Schichtspannungen im Bereich von einigen Volt. Man kann aber auch Ionen gezielt durch Anlegen einer äußeren Bias-Spannung auf ein zu bearbeitendes Substrat beschleunigen. Prinzipiell kann die eingekoppelte Leistung “beliebig” erhöht werden, ohne dass das Plasmapotential dabei ansteigt. Die hohen Plasmadichten gewähren hohe chemische Reaktionsraten, wobei die niedrigen Aufprallenergien der Ionen auf die Oberflächen eine Beschädigung oder Zerstörung des Substrates vermeiden. Man erreicht hohe Dichten von Elektronen, Ionen und Radikalen mit exzellenter Homogenität. Daher sind die Anwendungen von induktiv gekoppelten Entladungen im Bereich der Niederdruck- bzw. Niedertemperaturplasmen in vielen Feldern der Plasmaphysik, der Plasmatechnik und anderen Feldern rasch gestiegen. Induktiv gekoppelte Niedertemperaturplasmen sind im Bereich der Mikrochipherstellung nicht mehr wegzudenken. Mit ihnen werden kleinste Strukturen anisotrop geätzt. HF-Spule B-Feld Dielektrisches Fenster Abb. 1: induziertes E-Feld Schematischer Aufbau einer planaren, induktiv gekoppelten Entladung Der prinzipielle Aufbau ist in Abbildung 1 skizziert. Die Einkoppelspule ist als planare Spirale angelegt, die sich entweder innerhalb des Entladungsgefäßes oder oberhalb eines dielektrischen Fensters (meist aus Glas oder Quarzglas gefertigt) befindet. Durch die Spule fließt ein HF-Strom, der ein magnetisches Wechselfeld erzeugt, welches wiederum ein elektrischen Kreisfeld induziert, das die Elektronen beschleunigt. Alle induktiven Systeme sind sehr flexibel hinsichtlich der Geometrie des Plasmareaktors: Das Aspektverhältnis des Reaktors kann variiert werden von hohem Aspektverhältnis zum Beispiel bei planarer Geometrie zu niedrigem bei klassischer Anordnung. Matching Netzwerk Quarzzylinder untere Elektrode Gaseinlass 110 Quarz zylinder Gaseinlass 40 untere Elektrode “guard ring” zum Pumpsystem 3. Charakterisierung von Niedertemperaturplasmen und Plasmadiagnostik 3.1 E-H-Hysterese Während der Startphase einer induktiven Entladung, d.h. bevor der HF-Strom einen charakteristischen Wert erreicht hat, an dem sich eine induktiv gekoppelte Entladung bildet, kann man bei kleiner Leistungszufuhr ein schwächer leuchtendes Plasma mit niedrigeren Elektronendichten erzeugen. Das Plasma wird dann vornehmlich durch das elektrische Feld erzeugt, das durch den Spannungsabfall zwischen den einzelnen Spulenwindungen der Einkoppelspule hervorgerufen wird. Es liegt ein elektrostatischer bzw. kapazitiver Entladungsmode vor, der in der Literatur oft als E-Mode bezeichnet wird. Erhöht man nach dem Zünden der Entladung die eingekoppelte Leistung, so erfolgt bei einer charakteristischen Leistung der instantane Übergang in den so genannten H-Mode, der sich durch nahezu vollständige induktive Einkopplung der Leistung auszeichnet. Die Elektronendichte und die Lichtemission steigt an, der HF-Strom durch die Spule sinkt ab, was auf eine starke Änderung der Plasmaimpedanz hinweist. Erhöht man die Leistung weiter, so ist ein weiterer Anstieg der Lichtemission zu beobachten, allerdings weniger dramatisch als beim Übergang zwischen den beiden Moden. Reduziert man im H-Mode die Leistung, so gelangt man bei den roten Kurven zurück an den Übergang in den E-Mode. Dieser Übergang findet allerdings bei niedrigeren Leistungen statt als im umgekehrten Fall, da im H-Mode die Elektronendichte noch ausreichend hoch ist, um einen HF-Kreisstrom aufrechtzuerhalten. Es existiert also für jeden Gasdruck ein Leistungsbereich, an dem es von der “Geschichte” der Entladung abhängt, in welchem Mode die Entladung brennt. Dieser Effekt wird als Hysterese bezeichnet und kann in vielen induktiven Entladungsgeometrien beobachtet werden. Leistungsdifferenz zwischen den beiden Übergängen kann dabei recht hoch sein. 40 35 30 Argon P/W 25 E-Mode -> H-Mode H-Mode -> E-Mode 20 15 10 5 0 0 10 20 30 p / Pa 40 50 60 Die 3.2 Langmuir-Sondenmessungen Eines der wichtigsten Hilfsmittel der Niedertemperatur-Plasmadiagnostik ist die Langmuir-Sonde. Das Messprinzip wurde bereits 1924 von Langmuir vorgestellt. Man kann mit Hilfe von Langmuir-Sondenmessungen wichtige Plasmaparameter, wie Elektronendichte Ne, die Elektronenenergieverteilungsfunktion (EEDF), Ionendichte Ni, Floatingpotential Ufloat oder Plasmapotential Uplasma ortsaufgelöst bestimmen. Das technische Grundprinzip der Sondendiagnostik besteht darin, einen elektrischen Leiter und eine Referenzelektrode in das Plasma einzubringen und damit eine Strom-Spannungskennlinie aufzunehmen. Die Sonde besteht aus einem dünnen Metalldraht, dessen Spitze in das Plasma eingetaucht wird. In Abhängigkeit von der an den Draht angelegten Spannung, d.h. genauer in Abhängigkeit der Potentialdifferenz zwischen Sonde und Plasma, werden die geladenen Teilchen aus dem Plasma aufgesammelt (Elektronen und/oder Ionen). Als Gegenelektrode dient hier das Entladungsgefäß bzw. die untere Elektrode, falls sie geerdet ist. Durch Variation der angelegten Spannung erhält man eine Sondenkennlinie, deren schematischer Verlauf in Abbildung 2 dargestellt ist. I U p la sm a U flo a t Abb. 2: U Schematischer Verlauf einer Sondenkennlinie Aufgrund der Vorzeichenkonvention, dass Ströme aus der Sondenspitze ins Plasma positiv zu zählen sind, gilt für Ströme auf die Sondenspitze folgende Regelung: Ionenströme werden mit negativem, Elektronenströme mit positivem Vorzeichen versehen. Die beiden charakteristischen Spannungen Floatingpotential Ufloat und Plasmapotential Uplasma teilen die Kennlinie in drei Bereiche ein: Ionensättigungsbereich (U < Ufloat), Elektronenanlaufstrombereich (Ufloat < U < Uplasma) und den Elektronensättigungsbereich (U > Uplasma). Das Floatingpotential Ufloat kann man direkt aus der Kennlinie ablesen, da an ihm der Strom auf die Sonde verschwindet: I(Ufloat) = 0 A. Beim Floatingpotential ist die Sonde gerade so negativ gegenüber dem Plasma aufgeladen, dass gleich viele Ionen wie Elektronen auf die Sonde gelangen und damit kein Nettostrom fließt. Auf dieses Potential stellt sich eine Sonde ein, an der keine Spannung anliegt. Ist die Sonde sehr negativ gegenüber dem Plasmapotential vorgespannt, so werden alle Elektronen abgestoßen und es gelangen nur noch positive Ionen zur Sonde (Ionensättigungsbereich). Das Plasmapotential kann aus der Sondenkennlinie nicht direkt bestimmt werden. Man benötigt dazu die 1. bzw. 2. Ableitung der Kennlinie. Das Maximum der ersten Ableitung bzw. der Nulldurchgang der 2. Ableitung entspricht dann ungefähr dem Plasmapotential. Im Bereich zwischen Floatingpotential und Plasmapotential, dem Elektronenanlaufstrombereich, können die Elektronen gegen das Gegenfeld anlaufen und gelangen aufgrund ihrer thermischen Energie zur Sonde. Aus diesem Bereich kann die Energieverteilungsfunktion des Plasmas ermittelt werden. Oberhalb des Plasmapotentiales werden die Elektronen auf die Sonde beschleunigt. 45 5 40 4 I (U) I'(U) I''(U) I / a.u. 30 3 2 25 1 20 0 15 -1 10 -2 5 -3 0 -4 -5 -40 -20 0 Ufloat 20Uplasma I', I'' / a.u. 35 -5 40 U/V Abb. 3: Typische Sondenkennlinie mit 1. und 2. Ableitung , gemessen in Argon im Zentrum der Entladung (r= 0 cm , z= 2 cm, p=1 Pa, P= 250 W) Eine gemessene Kennlinie ist in Abbildung 3 zu sehen. Dort sind zusätzlich die 1. und 2. Ableitung der Kennlinie aufgetragen, die die Lage des Plasmapotentiales festlegen. Da das Plasmapotential Uplasma den Bezugspunkt für die Sondenkennlinie darstellt, wird in den folgenden Betrachtungen die Sondenspannung U jeweils in Bezug auf das Plasmapotential angegeben, d.h. die Kennlinie wird um Uplasma verschoben: U = U sonde − U plasma . Generell können auf verschiedene Arten die Elektronendichte, Ionendichte und Elektronentemperaturen bestimmt werden (z.B. aus dem Floatingpotential oder dem Ionensättigungsstrom). Die beste Methode ist, aus der gemessenen Kennlinie zunächst die Elektronenenergieverteilungsfunktion und danach daraus die Plasmaparameter zu bestimmen. Die Elektronenenergieverteilungsfunktion Im Elektronenanlaufstrombereich gelangen sowohl Elektronen als auch Ionen auf die Sonde, da die Sonde nur schwach negativ gegenüber dem Plasma vorgespannt ist. Ein Teil der Elektronen kann jeweils das Gegenfeld überwinden und aufgrund seiner thermischen Energie auf die Sonde gelangen, d.h. abhängig von der Größe des Gegenfeldes gelangt nur der Teil der Elektronen aus der Geschwindigkeitsverteilungsfunktion bzw. Energieverteilungsfunktion auf die Sonde, der eine genügend große Geschwindigkeit bzw. Energie besitzt. Der als Funktion des Gegenfeldes gemessene Strom auf die Sonde beinhaltet daher Informationen über die Verteilungsfunktion der Elektronen, allerdings nur in integraler Form. Der Anlaufstrom bei isotroper Verteilungsfunktion ist von der Geometrie der Sonde unabhängig, falls die Sondenoberfläche überall konvex ist: I sonde (U) = 2 e 3 A sonde m 2e ∞ ¶ −U (u + U) f(v(u)) du (1) U ist, wie schon weiter oben definiert, die in diesem Falle negative Spannung, die an der Sonde anliegt, u = 12 me v 2 /e die auf die Elementarladung bezogene kinetische Energie der Elektronen, d.h.: v(u) = 2eu/m e . Außerdem ist f(v) die isotrope Verteilungsfunktion der Elektronen, welche auf die Elektronendichte normiert ist: N e = ¶ 0 f(v) d 3 v ∞ (2) Die zweite Differentiation von Gleichung 1 liefert die Druyvesteyn-Formel: d2Ie dU 2 In der Regel schreibt man = 2 e 3 m 2e diese A sonde f(v(U)) Gleichung in Abhängigkeit (3) der Elektronenenergieverteilungsfunktion (EEDF), die gegeben ist durch: F(u) du = 4 v 2 f(v) dv (4) bzw. 3 F(u) = 2 ( m2ee ) 2 u f(v(u)) (5) Dies eingesetzt in Gleichung 3 ergibt d2Ie dU 2 = 3 e2 8m e 1 U A sonde F(U) (6) woraus die Energieverteilungsfunktion bestimmt werden kann. Oft wird an dieser Stelle die Elektronenenergiewahrscheinlichkeitsfunktion F p (u) = 1 U F(u) eingeführt. Setzt man diese in Gleichung 6 ein, so ist die zweite Ableitung der Sondenkennlinie unter Vernachlässigung des Ionenstroms direkt proportional zur Elektronenenergiewahrscheinlichkeitsfunktion (EEPF): d2Ie dU 2 = 3 e2 8m e A sonde F p (U) (7) Ist die Verteilungsfunktion maxwellsch, so ergibt die 2. Ableitung eine Gerade. Der Vorzeichenwechsel in der zweiten Ableitung gibt den Übergang vom Elektronenanlaufbereich zum Elektronensättigungsbereich an und definiert somit das Plasmapotential Uplasma. Integriert man über die Energieverteilungsfunktion, so ergibt sich nach Gleichung 2 die Elektronendichte N e = ¶ 0 F(u) du ∞ (8) oder man erhält die mittlere Energie der Elektronen E: E= 1 Ne ¶ 0∞ u F(u) du (9) Bei der Auswertung des Elektronenanlaufstrombereichs muss zudem berücksichtigt werden, dass die Kennlinie durch Sekundärelektronenemission verfälscht werden kann, so dass durch die Emission von Sekundärelektronen der Strom auf die Sonde vermindert wird. Auch die Reemission von Elektronen, die vom Sondenmaterial abhängt, kann insbesondere bei kleinen Auftreffenergien dazu führen, dass nicht alle Elektronen von der Sonde absorbiert werden. Mess-System Das in dieser Arbeit genutzte Langmuirsondensystem ist in Abbildung 4 dargestellt: Über einen Rechner (PC) wird mit Hilfe einer Analog-Digital-Wandlerkarte (an einem Analogausgang der Karte eine Spannungsrampe von maximal -5 Volt und 5 Volt erzeugt. Dieses Spannungssignal wird von einem bipolaren Verstärker verstärkt. Das Ausgangssignal des bipolaren Verstärkers wird dann über den Messwiderstand eines Trennverstärkers und einen Tiefpass-Filter auf die Sonde gegeben. Der mit Opto-Kopplern ausgestattete Trennverstärker dient neben der Verstärkung des Signals als Schutz der Rechnerelektronik vor Überschlägen im Plasma und damit verbundenen Hochspannungsspitzen. Die über dem Messwiderstand des Trennverstärkers abfallende Spannung ist proportional zum Sondenstrom und wird über den Trennverstärker an die Analog-Digital-Wandlerkarte zurückgegeben. Jede Kennlinie wird 100 mal (10 Messungen pro Spanungswert mal 10 Kennlinien) aufgenommen und dann zur Minimierung des Rauschens über alle Messungen gemittelt. bipolarer Verstärker Meßwiderstand Tiefpaß Trennverstärker Plasma Rechner mit AD/DA-Wandler Oszillograph Abb. 4: Sonden-Messsystem Es hat sich als sinnvoll herausgestellt bei der Bestimmung des Plasmapotentiales und der Elektronenenergieverteilungsfunktion, eine numerische Glättung und Filterung der Kennlinie durchzuführen. Wie in Abbildung 5 zu sehen, ist die Sonde koaxial aufgebaut: Der Sondendraht besteht aus Wolfram und war bei den eingesetzten Sonden 0,05 mm dick und 5 mm lang Keramikisolierung Sondenspitze Abschirmung Abb. 5: Keramikhülle Schematischer Aufbau der Sondenspitze Aufgaben Aufgabe 1: Radialer Verlauf: Nehmen Sie für p= 10 Pa und P= 300 W einen radialen Verlauf (r= 35 cm bis r= 45 cm in 5 mm-Schritten) der Plasmaparameter (Elektronendichte, mittlere kinetische Energie, Plasmapotential) auf, indem Sie Kennlinien an den jeweiligen radialen Positionen aufnehmen (Auswertung erfolgt direkt am Messrechner). Aufgabe 2 Leistungsabhängigkeit: Nehmen Sie wie in Aufgabe 1 für p= 10 Pa Kennlinien für verschiedene Leistungen auf (100 bis 300 W: 100, 150, 200, 250, 300). Aufgabe 3 Druckabhängigkeit: Nehmen Sie für P= 300 W für Drücke zwischen 2 Pa und 10 Pa (4, 6, 8, 10) jeweils radiale Verläufe (wie unter Aufgabe 1) der Plasmaparameter auf. Alle Kennlinien werden schon während des Praktikums ausgewertet, da dies rechnergestützt durchgeführt werden kann. Die ermittelten Werte für die Elektronendichte, das Plasmapotential und mittlere Elektronenenergie sind in geeignete Diagramme einzutragen und zu diskutieren. Außerdem soll eine kurze Fehlerdiskussion durchgeührt werden. Aufgabe 4 Abscheidung einer Kohlenstoffschicht: Nach Einbringen eines Siliziumwafers auf in die Kammer (auf die untere Elektrode, wobei der Wafer teilweise abgedeckt wird für die spätere Schichtdickenmessung) wird dort in Acetylen eine Kohlenstoffschicht abgeschieden. Nach Ausschleusen des Wafers wird mit Hilfe eines Profilometers (DEKTAK 6M) die Schichtdicke und die Oberflächenrauhigkeit bestimmt.