ADHS im Erwachsenenalter: Diagnostik, Behandlung, Prognose Roman Snihurowych Klinik für Psychiatrie u. Psychotherapie Charite Campus Mitte Fragen Warum sehen wir Patienten, die sich erst im Erwachsenenalter mit ADHS Symptomen vorstellen? Wie ist das möglich? Was für Patienten (z.B. mit welchem Krankheitsmuster) sehen wir? Wie können wir ADHS Symptome von anderen Symptomen differenzieren, die auch Aufmerksamkeit u. Konz. Problematik verursachen (z.B. Depression, Angst)? Fragen Behandeln wir nur Symptome, oder ist ADHS wirklich eine Krankheit? Fragestellung: Wie behandeln wir ADHS Symptome am besten? Diagnostische u. Behandlungs „Issues“ ADHS vs. ADD? Kinder ADHS vs. im Erwachsenleben? Echt oder Simuliert? ADHS Medikamente nur as „Performance“-Kraft? Überbehandelt oder Unterbehandelt? Korrekt behandelt? Patient Vorstellung #1 45 jähriger Mann mit Konzentrationsproblematik und Aufmerksamkeitsdefiziten bei der Arbeit Arbeitet in der Buchhaltung Denke dass er “vielleicht eine ADHS” habe. Befund: Oft abgelenkt, Konz. reduziert. Blickkontakt reduziert. Psychomotor leicht unruhig (Beine, bewegt sich im Stuhl). Affekt. leicht reizbar/erhoben, leicht sprunghaft. Patient Vorstellung #2 36 jährige Patientin mit vielen Konzentrations- u. Aufmerksamkeitsproblemen “seit Jahren.” auch mit gedrückter Laune, Antriebslösigkeit, Ein- u. Durchschlafstörung, “Kraft” u. “Energie” Problemen seit mehreren Monaten “oder Jahren.” Keine Vorbehandlung Befund: psychomotorisch ruhig/verlangsamt. Affekt: leicht flach.Antrieb reduziert. Blickkontakt reduziert. Patient Vorstellung #3 24 jähriger Mann, Univ. Student, Konz. u. Aufmerksamkeitsprobleme seit Beginn des Studiums (3. Semester). Schlechte Noten. “kann sein” dass er auch früher im Leben (Grundschule) Problematik habe. Auch oft “abgelenkt.” Schwierigkeiten beim Lesen oder Vorbereitung (z.B. Klausur/Prüfungen). Patient Vorstellung #3 Gedankenkreis, oft “nervös,” Einschlafst. wg. “Kopfkino.” Befund: leicht agitiert, psychomotorisch unruhig. Bewegt sich die Beine Wie können wir diese 3 Patienten differenzieren? Wer hat eine ADHS, wer keine? Wie können diese Patienten behandelt werden? Pat. #1 Viele Alltagsorganisationsprobleme (Vergesslichkeit, Unpünktlichkeit). Oft sexuell Impusliv, auch beim Essen und Trinken Pat #1 Wie können wir besser bestimmen, ob er wirklich eine ADHS hat? Welche Fragen sollen wir stellen, und welche Tests und Diagnostik sollen folgen? Fragen: Pat #1 A.In welchen anderen Bereichen hat er Probleme? B. Fragen zur Depressionsausschleissung /diff. Diagnose C. Drogen/Alkohol Konsum D. Schlafrhythmus E. Seit wann bestehende? Pat. #1 A: Sachen zu organizieren, Schluessel und andere Sachen oft verloren, Freizeit zu strukturieren. Kann aber Hobbies. Aber oft desorganisiert, unpünktlich, viele Arbeitsfehler, Problematik bei Mehrfähigkeit. B: Leicht gedrückte Verstimmung, Schlaf meistens regelmässig, keine Depression in der Vorgeschichte. C: Alkohol: Am Wochenende, 4 bis 10 Biere, Drogen verneint. Pat. #1 D: Manchmal mit Einschlafproblemen, “Kopfkino” beim Einschlafen. E: Berichtet über seit der Kindheit bestehenden Dauer, aber “kann mich nicht richtig erinnern.” “Relativ gute” Noten in der Grundschule. Abitur abgeschlossen. Hat dieser Pat. ADHS? ADHS im Erwachsenenalter/DE Diagnostische Vorausstetzungen Arztbesuch /Diagnose klinisches Testing – zumindest: WURS (Wender Utah Rating Scale), oder CAARS (ADHS-Bewertungsskala für Erwachsene nach Conners), auch WHO autorisierter Fragenkatalog zur Erfassung der ADHS im Erwachsenenalter (Adult-ADHD-Self-Report-Scale, ASRS) EEG EKG Schulzeugnisse von 1. und 2. Klassen Blutabnahme (Schilddrüse inklusiv) …weitere anamnestische Pünkte Keine Familiengeschichte von ADHS. Mutter mit einer Depression. Keine bekannten medizinischen Diagnosen Schulzeugnisse aus den 1. und 2. Klasse / keine offenbare Aufmerksamkeitsproblematik ADHS vs. ADS Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) oder Hyperkinetische Störung (HKS) Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder störung (ADS) Oft-betreffende differenziale Diagnosen Auszuschliessen (von BÄK): internistische und neurologische Grunderkrankungen (v. a. Schilddrüsenerkrankungen, Anfallsleiden, Schädel-Hirntrauma, Schlaferkrankungen wie Narkolepsie, Schlafapnoe-Syndrom, Restless-legsSyndrom) Medikamentöse Behandlungen, die als Ursache der Beschwerden angesehen werden können, z. B. Barbiturate, Antihistaminika, Theophyllin, Sympathikomimetika, Steroide, Neuroleptika, andere Psychopharmaka. Gebrauch psychotroper Substanzen. Oft komorbid betroffen: Aspergers Syndrom Depression Angststörung Achse II ICD-10 Diagnosen / ADD-ADHS F90.- Hyperkinetische Störungen F90.0 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens F90.8 Sonstige hyperkinetische Störungen F90.9 Hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet F98.- Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F98.8 Sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Allgemeines Symptommuster Alltagsorganisation (verbunden mit der Unfähigkeit zu planvollem, vorausschauenden Vorgehen, Vergesslichkeit, ungewollte Unpünktlichkeit); chaotische, insuffiziente Arbeitsweise (häufige Arbeitsplatzwechsel, finanzielle Schwierigkeiten); im zwischenmenschlichen Bereich (häufige Scheidungen, Unzufriedenheit in der Partnerschaft, Erziehungsprobleme mit eigenen Kindern, instabile Freundschaften); hinsichtlich Auffälligkeiten im Straßenverkehr (Unfälle, Geschwindigkeitsüberschreitungen, Führerscheinentzug) und Gesundheitsrisiken (exzessives Verhalten bei Essen, Trinken, Sexualität, Rauchen, Sport, Freizeit). quelle: BÄK Definition / ADHS/ADD Über die Symptome Unaufmerksamkeit, motorische Unruhe und Impulsivität wird eine Gruppe von Störungsbildern definiert, die in den gebräuchlichen Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM IV als Hyperkinetischen Störungen (HKS) bzw. Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) detailliert beschrieben und mit diagnostischen Kriterien versehen werden. Die Grundmerkmale sind: Störung der Aufmerksamkeit mit Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen und die Tendenz, Tätigkeiten zu wechseln, bevor sie zu Ende gebracht wurden. Unruhiges Verhalten insbesondere mit Unfähigkeit, stillsitzen zu können. Impulsivität z. B. mit abrupten motorischen und / oder verbalen Aktionen, die nicht in den sozialen Kontext passen. Quelle: BÄK DSM-IV Diagnosen vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS = Aufmerksamkeitsdefizit-Störung) kombinierter Typ ADHS, nicht näher bezeichnet Allgemeine Hauptsymptome Konzentrationsprobleme Mehrfähigkeit Aufmerksamkeitsdefizite Organisatorische Probleme Verschieben Impulsivät Einfach abgelenkt Überreden Arbeits- und Flüchtigkeitsfehler Diagnostik DSM-IV Kriterien /Unaufmerksamkeit (Kinder) A. Entweder Punkt (1) oder Punkt (2) müssen zutreffen: A.1 Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit sind während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden gewesen: beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten, hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten, scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn / sie ansprechen, Unaufmerksamkeit führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund oppositionellen Verhaltens oder von Verständnisschwierigkeiten), hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren, vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben), verliert häufig Gegenstände, die er / sie für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z. B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug), lässt sich öfter durch äußere Reize leicht ablenken, ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich. Hyperaktivität / DSM-IV (Kinder) A.2 Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität sind während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden gewesen. zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum, steht in der Klasse und anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf, läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben), hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen, ist häufig "auf Achse" oder handelt oftmals, als wäre er / sie "getrieben", redet häufig übermäßig viel (in ICD-10 als Impulsivitätsmerkmal gewertet). Impulsivität / DSM-IV platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist, kann nur schwer warten, bis er / sie an der Reihe ist, unterbricht und stört andere häufig (platzt z. B. in Gespräche oder Spiele anderer hinein). Kinder Erwachsene Verlaufstypen Drei Verlaufstypen sind bekannt. Remission bis zur Adoleszenz Fortbestehen des klinischen Vollbildes oder einer residualen ADHS mit Abnahme der Hyperaktivität im Entwicklungsverlauf bei Persistenz der Aufmerksamkeitsstörung; Fortbestehen der ADHS mit häufigen komorbiden psychiatrischen Störungen wie z. B. Depression, Persönlichkeitsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen Bei einer Prävalenz der ADHS bei Kindern im Schulalter von durchschnittlich 1-2% (diagnostiziert nach ICD-10) und 2-7% (diagnostiziert nach DSM-IV) ist bei einer Persistenz von bis zu 33% in das Erwachsenenalter davon auszugehen, dass 2-3% der Erwachsenen die Kriterien einer ADHS erfüllen. Dabei scheint die Störung bei männlichen Patienten häufiger als bei weiblichen Patienten mit Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörungen sowie Abhängigkeitserkrankungen assoziiert zu sein. BÄK Bundesärztekammer: Topics zur Diagnose - Erwachsene Erstens sind einzelne Symptome der ADHS im Erwachsenenalter in der Bevölkerung weit verbreitet, ohne Krankheitswert zu haben Zweitens kommt die ADHS selten allein vor; vielmehr geht sie oft mit komorbiden psychiatrischen Störungen einher und wird häufig erst diagnostiziert, wenn diese erkannt werden. Drittens müssen konventionsgemäß die Symptome zu Beeinträchtigungen in mindestens zwei Lebensbereichen führen. Viertens wird für die Diagnose der Nachweis des Beginns in der Kindheit gefordert, wobei im Einzelfall Hinweise darauf unklar oder unzureichend sein können. Fünftens gibt es keinen sicheren Nachweis-Test, sodass die Diagnose einer ADHS auch im Erwachsenenalter eine "klinische Diagnose" ist, die nur aufgrund des Interviews mit dem Patienten und des darin erhobenen aktuellen psychopathologischen Befundes, der anamnestisch eruierbaren Symptome im Kindesalter und des Verlaufes gestellt werden kann. Quelle: BÄK ADHS im Erwachsenenalter Symptome sollen vorm 7. Lebensjahr da sein. Wissenschaftlich fraglich??? Rolle von Lehrern- Symptome auf Zeugnissen wirklich angemessen als Auswertung der Symptomatik? Problematik bei „Age of Onset“ Fehlende empirische Unterstutzung für Age of Onset <7 Jahren bei Erwachsenen (Kieling et al., 2010; McGough und Barkeley, 2004) Age of Onset Von Erwachsenen mit ADHS, nur 50% mit klinischen Symptomen von ADHS retrospektive Erinnerung an Onset vorm 7. Lebensjahr. 95% vorm 12. Lj. 99% vorm 16. Lj. (Kessler et al., 2004). Age of Onset Studien wobei Erwachsene ADHS PatientenFälle mit Late-Onset ADHS untersucht worden: Beurteilung: Patienten, die Kriterien vom Onset vorm 7. Lj. nicht traffen, sehr ähnlich von den mit, mit voller Diagnose nach: Neuropsychologischem Profil, Komorbidität, Substanzmisbrauch, Persönlichkeitsmuster, Funktionellen Einschränkungen. (Kieling et al., 2010, cf. Faraone et al., 2006, 2007, 2009 Prävalenz in Erwachnenen/Prognose 6-7% von Kindern wenn von DSM diagnostiziert (Willcutt, 2012) 1-2% von Kindern wenn von ICD-10 diagnostiziert (Cowen, 2012) 30-50% von Kindern mit ADHS haben weitere ADHS Symptome als Erwachsene (Balint et al., 2008) 2-5% von Erwachsenen mit ADHS (Kooij et al., 2010, Europaweit) Diagnostiches Verfahren ADHS im Erwachsenenalter/USA Diagnostische Vorausstetzungen Arztbesuch Oft Fremdanamnese / Bezugsperson/Familie/Angehörige Über- od. Unterdiagnose durch Testing? „Narrow-Band“ (CAARS, WURS) vs. „Breit-Band“ Tests – spezifischere vs. breitere Auswahl von Symptomen „Narrow-Band“ öfters benutzt aber „BreitBand“ – besseres klinisches Bild von Symptomen (Collett et al., 2003) Testing Die meisten sind von DSM-IV-TR entwickelt Fragliche Spezifität und Sensibilität (AACAP Work Group on Quality Issues, 2007) Trotz Validität der Tests… „ADHD remains a clinical diagnosis. Neuropsychiatric tests have value in the assessment of learning disabilities and other cognitive impairments but, in spite of widespread use, have no demonstrated value in the diagnosis of ADHD. Other laboratory measures, such as computerized tests of attention, EEG, SPECT, and positron emission tomography, have potential as research tools, but there is no evidence to support their routine clinical use. „ McGough und Barkeley, 2004 Zur Diagnosestellung der ADHS im Erwachsenenalter das Vorliegen von Punkt 1 und 2 obligatorisch ist (somit wird mit diesen Kriterien nur der kombinierte Typ gemäß DSM IV diagnostiziert) und mindestens zwei der Punkte 3 - 7 erfüllt sein müssen: 1. Aufmerksamkeitsstörung. Unvermögen, Gesprächen aufmerksam zu folgen, erhöhte Ablenkbarkeit (irrelevante Stimuli können nicht herausgefiltert werden), Schwierigkeiten, schriftliche Dinge zu erledigen, Vergesslichkeit, häufiges Verlieren von Alltagsgegenständen wie Autoschlüssel, Geldbeutel oder Brieftasche. 2. Motorische Hyperaktivität. Innere Unruhe, "Nervosität" (i. S. eines Unvermögens, sich entspannen zu können – nicht antizipatorische Ängstlichkeit), Unfähigkeit, sitzende Tätigkeiten durchzuhalten, z. B. am Tisch still zu sitzen, Spielfilme im Fernsehen anzusehen, Zeitung zu lesen, stets "auf dem Sprung" sein, dysphorische Stimmungslagen bei Inaktivität. 3. Affektkontrolle. Andauernde Reizbarkeit, auch aus geringem Anlass, verminderte Frustrationstoleranz und in der Regel kurzfristige Wutausbrüche häufig mit nachteiliger Wirkung auf die Beziehung zu Mitmenschen; typisch ist erhöhte Reizbarkeit im Straßenverkehr. Quelle: BÄK 4. Affektlabilität. Gekennzeichnet durch den Wechsel zwischen normaler und niedergeschlagener Stimmung sowie leichtgradiger Erregung (mit einer Dauer von einigen Minuten bis maximal einigen Tagen, der in der Regel mit klar benennbaren Ursachen reaktiv ausgelöst wird; gelegentlich treten die Stimmungswechsel aber auch spontan auf. Hat das Verhalten bereits zu ernsthaften oder anhaltenden Schwierigkeiten geführt, können sich die Stimmungswechsel ausdehnen). Die niedergeschlagene Stimmungslage wird vom Patienten häufig als Unzufriedenheit oder Langeweile beschrieben. (Im Gegensatz zur major Depression finden sich kein ausgeprägter Interessensverlust oder somatische Begleiterscheinungen). 5. Desorganisiertes Verhalten. Aktivitäten werden unzureichend geplant und organisiert. Gewöhnlich schildern die Patienten diese Desorganisation in Zusammenhang mit der Arbeit, der Haushaltsführung oder mit schulischen Aufgaben. Aufgaben werden häufig nicht zu Ende gebracht, die Patienten wechseln planlos von einer Aufgabe zur nächsten und lassen ein gewisses "Haftenbleiben" vermissen. Unsystematische Problemstrategien liegen vor, daneben finden sich Schwierigkeiten in der zeitlichen Organisation und Unfähigkeit, Zeitpläne oder Termine einzuhalten. 6. Impulsivität. Dazwischenreden, Unterbrechen anderer in Gespräch, Ungeduld, impulsive Geldausgaben, und das Unvermögen, Handlungen im Verlauf zu protrahieren, ohne dabei Unbehagen zu empfinden. 7. Emotionale Überreagibilität. Überschießende emotionale Reaktionen auf alltägliche Stressoren. Die Patienten beschreiben sich selbst häufig als schnell "belästigt" oder gestresst. Quelle: BÄK Behandlung Medikamentöse Optionen Methylphenidat Amphetamin (gemischt, Sälze, andere Forme) Antidepressive mit dopaminergischer/noradren. Wirkung Methylphenidat Dopamin-Wiederaufnahmehemmer Zugelassen bei Erwachsenen (Kosten übernommen von Krakenkassen): Methylphenidat retard Unretardiertes Methylphenidat Amphetamin Indirekte Sympathomimetika / Noradrenalin/Dopamin-Freisetzung Teils Zugelassen: D,L- Amphetamin Sulfat (Saft oder Kapseln) Teils/Nicht zugelassen (nur in Kindern oder wenn vorm 18. Lebensjahr erst verordnet): Dexamphetaminsulfat Lisdexammfetamin Nicht-Stimulant Atomoxetin (selektiver NoradrenalinWiederaufnahmehemmer) Neulich auch für Erwachsene zugelassen Im Ausland… Amfetamin Sälze Dexmethylphenidat Antidepressiva Noradrenalin/Dopamin Wiederaufnahmehemmer: Buproprion SNRIs: Venlafaxin Duloxetin ??Reboxetin??? Suchtpotenzial Keine Evidenz in Kindern, dass Behandlung mit Stimulanten das Risiko von Experimentierung, Abhängigkeit oder Missbrauch erhöht (Barkley et al., 2003) Je späterer Anfang mit ADHS Behandlung, desto großer die Chance, Substanzmissbrauch/Störung (Mannuzza et al., 2008) Prognose Prognose Longitudinal Studies: ADHS als Diagnose bleibt von der Kinderzeit ins Erwachsenenleben in 65% der Fällen (Kieling und Rohde, 2010, cf. Barkley et al., 2002; Faraone et al., 2006). Diagnose in der Kindheit und Schwere von Symptomen in der Kindheit prognostizieren Beständigkeit im Erwachsenenalter (Kessler et al., 2006). Arbeitsbedingte Probleme… ADHS-Erwachsene Patienten mit Arbeitsfähigkeitsproblematik prognostizieren schlechteres langfristige Outcome (Kieling und Rohde, 2010) ADHS Patienten mit: Unterperformance bei Arbeit Öfters von Jobs gekündigt Schlechterer Ausbildungsaufstieg (Barkley und Murphy, 2010; Stein, 2008) Erwerbsfähigkeit Großere Wahrscheinlichkeit: arbeitsunfähig zu sein Impulsiv Jobs zu kündigen Öfters krankgeschrieben von Erwerbsminderungsrente: beantragt oder frühberentet Mehrere chronische Arbeitsprobleme (Barkley u. Murphy, 2010, cf. De Quirnos u. Kinsbourne, 2001; Halmoy et al., 2009; Murphy u. Barkley, 2006) Arbeitsprofil/Epidemiologisch Erwachsenen mit ADHS Mehere Tagen “ausser Rolle” oder unterproduktiv in der Arbeit Mehere Arbeitsfehler 2x Risiko krankgeschrieben 2x Risiko Arbeitsunfälle Erhöhte Kosten pro ADHS Arbeiter: $4,336 US pro Jahr (nicht inklusiv Kosten von Unfällen) (Barkely und Murphy, 2010, cf. de Graaf et al., 2008) Ausbildung/Universitätsleben 2 bis 8% von Universitätsstudenten in USA (DuPaul et al., 2008) mit ADHS Diagnose 6,9% Self-Report based on CAARS, UK (Pope et al., 2007) Studenten US, Italien, Neu Zeeland, DSM-IV Kriterien (inattentiv, hyperaktiv-impusliv, kombinert, DuPaul et al., 2001): USA: 2,9% männl., alle 3 Subtypen, meistens hyperaktiv/impulsiv Italien: 7,9% Neu Zeeland: 8,1% Weibliche: 3,9%, 0%, 1.7% Langzeit-Prognose Review von Langzeit-Studien (4 bis 15 Jahren) von Kindern mit ADHS ins Erwachsenenleben (USA): ADHS Lebenslang Impakt auf akademischem Erfolg Klassenjahr wiederholen (30%) High School nicht abgeschlossen (30%) Substanzmissbrauch (50%) Gekündigt worden vom Job (50%) Steele et al., 2006 (Review). Remission Debate, was Remission bedeutet (s. Steele et al., 2006) RCTs: 25%-30% Verbessung Klinisch: 65%-84% Verbessung der Symptomen unter Medis (Methylphenidat) RCTs: Remission rates in MPH> Atomoxetin (4066% retard, 38%-56% unretard. vs. 27%-29% Atomoxetin). Komorbidität als Outcome 10-Jahre prospektive Follow-up Studie, Kinder (männliche, 6-18 jährige), Reassessment nach 10 Jahren (Biederman et al., 2006) Signifikant erhöhtes Risiko für Antisoziale-, Sucht-, Affektive- und Angststörungen “Geschellschaftsnormalizierung” ? Geschichte 1845 Heinrich Hoffman –Erste Beschreibungen, ADHS Verhaltensweisen („Hanns Guck-in-die-Luft,“ „Zappfel-Peter“) 1901 Freud –Handlungen von Aufmerksamkeitsdefiziten 1932 Kramer/Pollnow – hyperkinetische Erkrankung 1937 – 1944 erste klinische Experimente mit Amphetamin (Charles Bradley) 1944 Methylphenidat entwickelt 1954 Methylphenidat auf Markt gebracht (Ciba) Ätiologie Reduzierte Hirnfunktion / Kognitives Processing im prefrontalen Kortex, Caudate, Cerebellum Verlangsamte Maturation des prefrontalen Kortexes (Arnsten and Pliszka, 2011) Reduziertes Volumen in PFC, Caudate, Cerebellum (Shaw et al., 2007) Neurobiologische Ätiologie Dopaminergisch oder Noradrenalergisch (Arnsten, 2007; Arnsten, 2010; Pliszka, 2005) Figure 1. Integration of the hypoactive and hyperactive catecholamine postulates of ADHD: DA (yellow circles) acts on 5 DA receptors (labeled as D1-D5) that may be present on postsynaptic neurons (shown in blue). Sharma A , and Couture J Ann Pharmacother 2013;48:209225 Epidemiologie Männer 3 x mehr betroffen : mehr mit hyperaktivem oder gemischtem/kombiniertem Typus (Childress and Berry, 2012) Frauen: mehr inattentiv, oft Ess-störungen und kognitive Störungen comorbid (DSMIV) Danke für die Aufmerksamkeit!!