Karl-Heinz Ohlig Die Anfänge des Islam Neue Thesen und Erkenntnisse Die Frühzeit des Islam sowie das Zustandekommen und die Eigenart des Koran werfen viele noch ungeklärte Fragen auf. Diese werden in einem Sammelband mit dem Titel: „Die dunklen Anfänge. Neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte des Islam“, hrsg. von K.-H. Ohlig und G.R. Puin, vorgestellt und diskutiert, der im September oder Oktober 2005 im Hans-Schiler-Verlag, Berlin, erscheinen wird. In ihm finden sich Beiträge von Alba Fedeli (Universität Bologna), Claude Gilliot (Université de Provence – Centre d’Aix), Manfred Kropp (Orient-Institut Beirut), Pierre Larcher (Université de Provence – Aix, Marseille I), Christoph Luxenberg (Pseudonymer Autor, Deutschland), Sergio Noja Noseda (Universität Bologna), KarlHeinz Ohlig (Universität des Saarlandes), Volker Popp (z.Zt. Bernkastel-Kues), Alfred-Louis de Prémare (Université de Provence – Centre d’Aix), Gerd Rüdiger Puin (Universität des Saarlandes), Mondher Sfar (Paris), Ibn Warraq (Pseudonymer Autor, USA). Die Intentionen des Sammelbandes werden im Folgenden dokumentiert durch den Vorabdruck der Einleitung des Buchs. Das Ziel dieses Sammelbandes Der vorliegende Sammelband versucht, ein wenig Licht in die dunklen Anfänge einer großen Weltreligion, des Islam, zu bringen. Diese Absicht sowie das Sprechen von dunklen Anfängen mag erstaunen; scheinen doch nur bei wenigen Religionen diese Anfänge und auch der weitere Verlauf so klar bekannt zu sein wie beim Islam. Da gab es den Propheten Mohammed (570-632), der die Offenbarungen Allahs in Mekka und Medina verkündete und schließlich alle Stämme der arabischen Halbinsel zu einer Umma unter seiner religiösen und politischen Führung vereinigte. Das Leben des Propheten, seine Herkunft und Ehen, sein Wirken, die Hidschra von Mekka nach Medina im Jahr 622, seine Kämpfe werden in muslimischen, aber auch in islamwissenschaftlichen Publikationen detailliert nacherzählt. Nach seinem Tod begann eine kriegerische und religiöse Erfolgsgeschichte, die schon zur Zeit der vier „rechtgeleiteten Kalifen“ (632-661), erst recht unter den Omaiyadenkalifen mit der Hauptstadt Damaskus (661750) und unter den Abbasiden (ab 749) mit Sitz in Bagdad (ab 762) islamische Großreiche hervorbrachte. Wieso dann „dunkle Anfänge“? Dabei ist ja durchaus bekannt – aber daraus werden nur von wenigen Islamwissenschaftlern Folgerungen gezogen –, dass im Koran kaum Notizen zu finden sind, die biographische Hinweise auf den mekkanischen Propheten bieten. Alle „Informationen“ finden sich in biographischen Werken des frühen 9. und 10. Jahrhunderts (1. Die Sira des Ibn-Hisham, gest. 834, die sich – tatsächlich oder fiktiv? – auf einen nicht erhaltenen Text von Ibn-Ishak, gest. 768, bezieht; 2. eine Geschichte der Kriegszüge von al-Waqidi, gest. 822; 3. ein Buch namens „Klassen“ oder „Generationen“ von Ibn-Sa’ad, gest. 845; 4. ein Buch „Annales“ von atTabari, gest. 922) sowie in den sechs kanonischen Hadithsammlungen des späteren 9. Jahrhunderts (Sie Seite 1/5 http://www.europainstitut.at werden folgenden Redaktoren zugeordnet: 1. al-Bukhari, gest. 870; 2. Muslim, gest. 875; 3. Abu Dawud, gest. 888; 4. Tirmidhi, gest. 892; 5. Nasa’i, gest. 915; 6. Ibn Madscha, gest. 886). Nach den Kriterien historisch-kritischer Forschung sind diese rund zweihundert Jahre später aufgeschriebenen Berichte nur mit großen Vorbehalten zu betrachten[1]. Sie wurden zusammengestellt zu einer Zeit, als Mohammed die Identifikationsfigur eines mächtigen Großreiches war und entsprechend stilisiert wurde; ihr legendarischer Charakter drängt sich schon bei einem unvoreingenommenen Lesen auf, es werden viele Fragestellungen thematisiert, die zur möglichen Lebenszeit des Propheten noch keine Rolle gespielt haben konnten usf.[2] Erst in diesen Quellen aber wird ein Leben Mohammeds geboten und der Koran auf seine Verkündigung in Mekka und Medina zurückgeführt, so dass die Gestalt des arabischen Propheten historisch dunkel bleibt oder – härter formuliert – als historische Gestalt in Frage steht: „Muhammad is not a historical figure, and his official biography is a product of the age in which it was written.“[3] Ebenso wird erst im 9. Jahrhundert behauptet, dass die Verkündigungen Mohammeds unter dem dritten Kalifen Osman (644-656) von einer Kommission dreier Mekkaner unter der Leitung des Zaid ibn Thabit aus Medina zwischen 650 und 656 – also 18 bis 24 Jahre nach dem Tod Mohammeds – zur heutigen Ganzschrift des Koran zusammengestellt worden seien. Rudi Paret schreibt in der Einleitung seiner Koranübersetzung – und er formuliert dabei einen beinahe allgemeinen Konsens unter Islamwissenschaftlern –: „Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß auch nur ein einziger Vers im ganzen Koran nicht von Mohammed stammen würde.“[4] Wieso eigentlich? Woher weiß er das? Auf welche Quellen stützt er sich? Dabei sind die vielfältigen Spannungen im Koran überdeutlich, ebenso das Nebeneinander unterschiedlicher, teilweise sich widersprechender Traditionen, die offensichtlichen redaktionellen Überarbeitungen, das – wie die frühesten Handschriftenfragmente zeigen – späte Zustandekommen des Koran, die erst sehr viel spätere Zuweisung des Textes an den arabischen Propheten usf.[5] Es ist beinahe unglaublich, wie über alle literarkritischen Probleme hinweggegangen wird. Auch die weitere Geschichte der Ausbreitung des Islam wird an Hand muslimischer Literatur des 9. Jahrhunderts erzählt, obwohl (oder: weil?) nur wenige Zeugnisse aus den ersten beiden muslimischen Jahrhunderten vorliegen. Meist werden die damit gegebenen Schwierigkeiten nicht einmal erwähnt. Josef van Ess ist eine rühmliche Ausnahme. Er legt dar, dass es nur wenige frühe Zeugnisse gebe, für das erste Jahrhundert Hidschra nur einige Inschriften, z.B. am Felsendom in Jerusalem und an der Omaiyadenmoschee in Damaskus, Münzlegenden usf., und alle (späteren) islamischen Texte „unter dem Verdacht der Projektion“ stehen.[6] Er verzichtet deswegen auf eine Darstellung des ersten Jahrhunderts und beginnt mit dem zweiten, obwohl er auch für dieses feststellt, dass sich hier dieselben Probleme ergeben, weil sich ebenfalls kaum „Originaltexte“ finden lassen[7]. Mit anderen Worten: Die ersten beiden „islamischen“ Jahrhunderte liegen im Dunkel der Geschichte, und es bleibt unerklärlich, wieso die Bildung islamischer Großreiche keine Zeugnisse hinterlassen haben soll, noch nicht einmal bei den Gegnern der Araber, den viel schreibenden Byzantinern, oder bei Juden und Christen unter angeblich islamischer Herrschaft. In diesem Buch wird der Versuch unternommen, an Hand der wenigen datierbaren und lokalisierbaren Zeugnisse – Münzen und Inschriften – Konturen der Entwicklung in den beiden ersten Jahrhunderten aufzuzeigen. Es wird nachgewiesen, dass es sich bei den Münzfunden aus dieser Zeit und auch bei den Inschriften im Felsendom zu Jerusalem in Wirklichkeit um christliche Texte und Symbole handelt, in denen eine syrisch-arabische Theologie dokumentiert ist: Gott ist ein einziger, und gepriesen (muhammad) sei sein Gesandter (Jesus). Seite 2/5 http://www.europainstitut.at Diese und vergleichbare Aussagen zielten auf eine Abgrenzung gegenüber der byzantinischen trinitarischen und christologischen Konzeption. Sie dokumentieren den stolzen Versuch eines arabischen Christentums und der von ihm geprägten Reiche zur Schaffung und Wahrung einer eigenen Identität. Ebenso wird deutlich, dass es – lange vor dem Aufkommen der Vorstellung von einer Hidschra – eine arabisch-christliche Zählung der Jahre von 622 an gab, die erst später muslimisch umgedeutet wurde. Bis gegen Ende des 8. Jahrhunderts waren die Regionen des Vorderen Orients und Nordafrikas offensichtlich beherrscht von arabisch-christlichen Stammesführern, die Omaiyadenherrscher und wohl auch noch die frühen Abbasiden waren Christen. Erst im Verlauf des 2. Jahrhunderts Hidschra scheint sich die Muhammad-Vorstellung von ihrem bisherigen Bezugspunkt Jesus gelöst und isoliert zu haben. Diese Loslösung scheint vorher schon eine Erweiterung – die Annahme eines christlichen Apostel-Propheten namens Muhammad – und ein Übergangsstadium gekannt zu haben: Die Verehrung eines Ali („Erhabenen“), der an Stelle des fernen und transzendenten Muhammad (Jesus) auf konkretere Weise normative Funktionen wahrnimmt. Die Verselbständigung der MuhammadVorstellung bot dann im 8. und vollends im frühen 9. Jahrhundert die Möglichkeit, sie im Interesse der Schaffung einer arabischen Identität des abbasidischen Großreichs mit dem schon überlieferten arabischen Propheten dieses Namens, jetzt aber als eigenständige Gestalt, und mit den arabischen heiligen Stätten Mekka und Medina zu verbinden oder zu unterlegen. Jetzt entstehen die biographischen Werke und die Hadith-Sammlungen der Sunna. Alle noch verfügbaren Traditionen über frühere arabische Herrscher und Auseinandersetzungen werden rückwirkend zu einer fortlaufenden Geschichte der islamischen Religion und Reichsbildungen zusammengestellt. Die ältere Ali-Verehrung wird zurückgedrängt und lebt in den schiitischen Strömungen fort. Religionsgeschichtlich wird hierbei ein faszinierender Vorgang der Entstehung einer neuen Religion erkennbar, die sich – wie es auch die Redaktoren des Pentateuch machten – in eine kanonische Anfangszeit rückprojizierte und von dorther begründete und legitimierte. Diese Interpretation, die vor allem der Beitrag von Volker Popp, vertieft von Christoph Luxenberg – von Yehuda D. Nevo und Judith Koren (und anderen) schon angedacht – bietet, ist nicht willkürlich, sondern stützt sich auf die einzigen historisch aussagekräftigen Quellen. Wie aber verhält es sich dann mit dem Koran, dessen Texte[8] zwar auch wohl erst im Verlauf des frühen 8. Jahrhunderts – bis auf wenige Ausnahmen? – wenigstens in defektiver Schreibweise vorlagen[9] und dessen muslimische Kanonisation noch einmal rund hundert Jahre später erfolgte? Immerhin aber ist er – wohl im Irak – zu einer Zeit entstanden, als das gesamte Umfeld noch christlich (und jüdisch) war. Kann er dann als das Gründungsdokument einer neuen Religion, des Islam, verfasst worden sein? Oder ist er erst später dazu geworden? Spätestens seit Günter Lüling[10] findet sich die Vermutung, dass es schon vor Mohammed eine Art von Urkoran mit Hymnen aus einem arianischen Milieu gegeben habe, der später von Mohammed und frühen muslimischen Gemeinden bearbeitet wurde. Diese zunächst stark hypothetischen Aussagen wurden bestätigt, wenn auch von ganz anderen methodischen Ansätzen her, durch die Arbeiten von Christoph Luxenberg[11]. Er weist nach, dass der Koran in einem arabisch-syroaramäischen Sprachumfeld entstanden ist, eine Reihe von Passagen in arabischen Buchstaben geschriebene syrische Wörter und Sätze bieten, die grammatische Struktur des Koran-Arabischen durchweg Prägungen der syrischen Grammatik verrät und auch ursprünglich arabische Wörter bei der bis zu zweihundert Jahre späteren Plene-Schreibung – bei der Festlegung der Konsonanten durch diakritische Punkte[12] – falsch interpretiert wurden. Durch diese Untersuchungen ergeben sich oft gänzlich neue Lesungen und Aussagen des Korantextes, die auf einen christlichen Hintergrund verweisen. Seite 3/5 http://www.europainstitut.at Mittlerweile hat Chr. Luxenberg in einem neuen Beitrag[13] aufgezeigt, dass der Koran nicht nur aus einem syro-aramäischen Sprachumfeld stammt, sondern wenigstens in großen Teilen auf einer syrischen Grundschrift basiert. Er verweist auf vier Schriftzeichen, die in der syrischen und in der arabischen Schrift beinahe identisch oder sehr ähnlich – also verwechselbar – sind, aber in den beiden Schriften unterschiedliche Konsonanten bezeichnen. Diese seien bei der Übertragung der syrischen Schriftvorlage ins Arabische beibehalten worden, also nicht in die richtigen arabischen Konsonantenzeichen umgeschrieben worden – ein Hinweis auf die Benutzung einer schriftlichen syrischen Textvorlage. Wenn dies zutrifft, muss der Koran eine schon längere syro -aramäische Vorgeschichte gehabt haben, worauf auch z.B. das Material der Straflegenden hinweist. Hatten arabische christianisierte Stämme – natürlich entsprechend dem damaligen Brauch in syrischer Sprache – zur Bestätigung und Vergewisserung der Schrift (Altes und Neues Testament) ein Lektionar oder mehrere Lektionare geschaffen, die dann später in die arabische Sprache übertragen wurden? Später: Vielleicht erst zur Zeit der Omaiyadenkalifen ’Abd al-Malik (gest. 705) oder seines Nachfolgers al-Walid (gest. 715), die das Arabische als neue Staatssprache einführten?[14] Wann sind die Passagen hinzu gewachsen, die ganz sicher nicht auf christliche Wurzeln zurückgeführt werden können oder in denen auf einen arabischen Propheten hingewiesen wird? Bezieht sich dann die Notiz aus dem 9. Jahrhundert über die Vernichtung aller Korantexte, außer der von ihm veranlassten Ganzschrift, durch Osman in Wirklichkeit nicht vielmehr auf die Eliminierung der syrischen Vorlagen im frühen 8. Jahrhundert? Weitere Gesichtspunkte, sprachliche und religionsgeschichtliche, sind zu bedenken und werden in den Beiträgen dieses Bandes aufgegriffen. Die meisten von ihnen waren den Herausgebern nur in der Themenstellung, nicht aber in ihren Inhalten vorher bekannt. Die Autoren und ihre Publikationen lassen aber erwarten, dass eine Fülle neuer und bisher in der Forschung nicht genügend berücksichtigter Aspekte entwickelt werden. Diese aber konnten naturgemäß – dafür wäre ein längeres Symposion erforderlich – nicht zu einem Gesamtkonzept zusammengefügt oder gar harmonisiert werden. So versteht sich dieser Sammelband als eine Anregung zur Diskussion und zu weiteren Forschungen, nicht als Entwurf eines schon fertigen Konzepts. Aber er kann deutlich machen, dass die Anfänge des Islam nur dann verstanden werden können, wenn sie nicht von späteren Rückprojektionen, sondern auf der Basis der historischen Quellen und von den sich auf sie stützenden historischen und philologischen Fragestellungen her untersucht werden. Es mag schwierig sein für die Islamwissenschaften, vielhundertjährige Interpretationsmuster in Frage zu stellen. Ob die in diesem Band versammelten Anregungen sofort aufgegriffen werden, bleibe dahingestellt. Aber „in the long run“ lassen sich Fakten, also historische Quellen und philologische Erkenntnisse, nicht übergehen oder weginterpretieren. © imprimatur März 2006 [1]Vgl. hierzu z.B. Yehuda D. Nevo / Judith Koren, Crossroads to Islam: The Origins of the Arab Religion and the Arab State, Amherst, New York 2003, 9: „Non-contemporary literary sources are, in our opinion, inadmissable as historical evidence. If one has no source of knowledge of the 7th century except texts written in the 9th century or later, one cannot know anything about the 7th century: one can only know what people in the 9th century or later believed about the 7th.“ [2]Vgl. hierzu Verf., Weltreligion Islam. Eine Einführung, Mainz, Luzern 2000, 28-41. [3]Y.D. Nevo / J. Koren, a.a.O. 11. [4]Rudi Paret, Der Koran. Übers. und hrsg. von Rudi Paret, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1979, 5. [5]Vgl. Verf., Weltreligion Islam, a.a.O. 42-92. [6]Josef van Ess, Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam, Bd. I, Berlin und New York 1991, Vorwort VIII. Seite 4/5 http://www.europainstitut.at [7]J. van Ess, ebd. [8]Es ist ein wissenschaftliches Kuriosum, dass sich bisher alle Koranexeges e auf den Kairiner Koran von 1925 stützt und bis heute – im Unterschied zu allen anderen Buchwissenschaften – kein Versuch unternommen wurde, an Hand der noch verfügbaren frühen Koranfragmente eine kritische Textedition wenigstens großer Teile des Koran zu versuchen. Zwei Anträge bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf Förderung einer solchen kritischen Textanalyse wurden von den islamwissenschaftlichen Gutachtern abgelehnt, obwohl gemeinhin mit dem Versuch einer Annäherung an die „ursprüngliche“ Textgestalt alle weitere Exegese beginnen muss. [9]„Defektiv“ wird die Schreibweise der ältesten bekannten Koranfragmente – der Öffentlichkeit (bisher) zugänglich in einer Samarkander, einer Pariser und einer Londoner Faksimile-Edition sowie in der Fotodokumentation der Sanaa-Handschriften an der Universität des Saarlandes –, weil sie nicht nur ohne Vokalisation, sondern so gut wie durchgängig ohne diakritische Punkte geschrieben sind. Weil aber von den 28 Konsonanten der arabischen Schrift (auch schon in der ältesten Version der Hidschasi-Schrift) nur sieben in ihrer Schreibung eindeutig, die restlichen Konsonantenzeichen aber mehrdeutig sind (sie können zwei bis fünf verschiedene Konsonanten bezeichnen), werden sie erst durch diakritische Punkte (ein bis drei Punkte unter oder über dem Zeichen) auf einen bestimmten Konsonanten festgelegt (vgl. Verf., Weltreligion Islam, a.a.O. 60.61). [10]Günter Lüling, Über den Ur-Quran. Ansätze zur Rekonstruktion der vorislamischen Strophenlieder im Koran, Erlangen 11974, 21993; mittlerweile in einer erweiterten englischen Ausgabe erschienen: A Challenge to Islam. For Reformation, Delhi (Indien) 2003. [11]Christoph Luxenberg, Die syro-aramäische Lesart des Koran. Ein Beitrag zur Entstehung der Koransprache, Berlin 12000, 22004, 32005. [12]Die Festlegung des Konsonantenbestandes durch diakritische Punkte sowie die Vokalisierung erfolgte in einem längeren Prozess, der wohl erst im 9. Jahrhundert oder später abgeschlossen war. Es liegt auf der Hand, dass die später erfolgte Textfixierung auf Interpretationen der jeweiligen Schreiber beruhte, die nicht selten falsch waren; bei anderer Setzung der diakritischen Punkte ergeben sich dann sinnvolle und in den Kontext passende Lesarten (vgl. hierzu vor allem Chr. Luxenberg, Die syro-aramäische Lesart des Koran, a.a.O.). [13]Christoph Luxenberg, Syriac and the qur’an. Dieser Beitrag wird in Kürze in Band 5 der Encyclopedia of the qur’an bei Brill, Leiden, erscheinen. [14]Zur Beantwortung dieser Frage wäre es höchst hilfreich, wenn die noch zugänglichen alten Koranhandschriften genauer datiert werden könnten. Die bisher als Faksimile publizierten Koranfragmente sind eher der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts zuzurechnen, und es gibt auch Gründe, die Sanaa-Fragmente für jünger zu halten, als zunächst angenommen wurde. Prof. Dr. Karl-Heinz Ohlig geb.1938 in Koblenz 1970-1978 Professor für Katholische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule des Saarlandes - seit 1978 Professor für Religionswissenschaft und Geschichte des Christentums an der Universität des Saarlandes - seit 01.10.2006 im Ruhestand Postanschrift: imprimatur - nachrichten und kritische meinungen aus der katholischen kirche Ludwig-Simon-Straße 26; D-54295 Trier Seite 5/5 http://www.europainstitut.at