1. Oktober 2015 Elektrizitätslehre 3 Martin Weisenhorn Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung Aufgabe 1. Komplexe Impedanz von Zweipolen Bestimmen Sie für die nachfolgenden Schaltungen jeweils den komplexen Gesamtwiderstand Z analytisch. Zerlegen Sie den resultierenden Ausdruck analytisch in Real- und Imaginärteil. Berechnen Sie anschliessend die numerischen Wert der Impedanz (komplexer Widerstand) und der Admittanz (komplexer Leitwert) jeweils in kartesischer und in exponentieller Form. Als Frequenz ist in allen Schaltungen f = 50 Hz einzusetzen. Bemerkung: Die Vielzahl an Übungen a) bis h) soll helfen einen sicheren Umgang mit der Algebra und Arithmetik der komplexen Zahlen zu erlernen. Sobald dies erreicht ist, können sie die restlichen Übungen überspringen und zu Aufgabe 2. übergehen. Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 Aufgabe 2. 2 Ströme in Netzwerk numerisch bestimmen In der unten abgebildeten Schaltung haben die ohmschen Widerstände die Werte R1 = 10 Ω und R2 = 20 Ω. Die vorhandene Spule besitzt die Induktivität L = 100 mH. Die Schaltung liegt an einer Spannung von U = 100 V mit der Frequenz f = 50 Hz. Für den Phasenwinkel der Spannung gelte ϕu = 0. Es sind die numerischen Werte aller auftretenden komplexen Ströme in kartesischen Koordinaten zu berechnen. Aufgabe 3. Spannungen in Netzwerk analytisch berechnen Ein kapazitiver Spannungsteiler nach Abb. a enthält Kondensatoren mit Kapazitäten C1 = 5 nF und C2 = 45 nF. Der Lastwiderstand R = 1 kΩ. Die Eingangsspannung hat die Frequenz f = 1 kHz und beträgt U = 60 V. a) Berechnen Sie einen analytischen Ausdruck für die Ausgangsspannung U2 des unbelasteten Spannungsteilers nach Abb. a. Stellen Sie den Ausdruck in möglichst einfacher Form dar. b) Setzen Sie nun die numerischen Werte ein und berechnen Sie U2 in Polarkoordinaten und interpretieren Sie das Ergebnis. c) Berechnen Sie einen analytischen Ausdruck für die Ausgangsspannung U20 des belasteten Spannungsteilers nach Abb. b. Stellen Sie den Ausdruck in möglichst einfacher Form dar. d) Setzen Sie nun die numerischen Werte ein und berechnen Sie U20 in Polarkoordinaten und interpretieren Sie das Ergebnis. e) Stellen Sie die Spannungen U , U20 sowie U − U20 in einem Zeigerdiagramm dar und numerieren Sie die Knoten wie in der Zeichnung. Es ist keine masstäbliche Zeichnung erforderlich. Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 3 Aufgabe 4. An einem linearen Zweipol wurden die folgenden stationären Grössen gemessen: u(t) = 5 V sin(ωt + 0.2) und i(t) = 20 mA cos(ωt + 0.1). Bestimmen Sie a) die Momentanleistung am Zweipol, für das Verbraucherbezugspfeilsystem b) die mittlere Leistung, d.h. den Mittelwert der Momentanleistung über eine Periode c) die Impedanz des Zweipols in polarer und kartesischer Form d) die Admittanz des Zweipols in polarer und kartesischer Form e) die komplexe Scheinleistung in kartesischer Form. Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 Lösung 1. 4 Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 5 Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 6 Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 Lösung 2. f =50; % Hz omega =2* pi * f ; Ucomp =100; % V L =100 e -3; % Henry R1 =10; % Omega R2 =20; % Omega % Impedanz der Induktivit ä t ZLcomp =1 i * omega * L ; % Impedanz der Parallelschaltung aus R2 und L ZPcomp =( ZLcomp * R2 ) /( ZLcomp + R2 ) ; % Gesamtimpedanz berechnen ZGcomp = R1 + ZPcomp ; % Gesamtstrom I1comp = Ucomp / ZGcomp % Spannung U2comp U2comp = Ucomp - R1 * I1comp ; % Strom durch die Induktivit ä t ILcomp = U2comp / ZLcomp % Strom durch Widerstand R2 I2 comp = U2comp / R2 % Ergebnis % I1comp = 3.6206 - 1.3537 i A % ILcomp = 0.4309 - 2.0306 i A % I2comp = 3.1897 + 0.6769 i A 7 Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 8 Lösung 3. a) Wir definieren zuerst die Impedanzen der Kapaztitäten Z1 = 1 , jωC1 und Z2 = 1 . jωC2 Nun können wir die Formel für den Spannungsteiler anwenden: U2 = U · =U· Z2 Z1 + Z2 1 jωC2 1 jωC1 + 1 jωC2 jωC1 jωC1 + jωC2 C1 =U· C1 + C2 =U· b) Einsetzen in die obige Gleichung liefert C1 C1 + C2 1 =U· . 10 U2 = U · Das Teilerverhältnis U2 /U ist eins zu zehn. c) Wir definieren zuerst die Impedanzen 1 , Z1 = jωC1 und Z2 = 1 R jωC 2 R+ 1 jωC2 = R . 1 + jωRC2 Nun können wir die Formel für den Spannungsteiler anwenden und den resultierenden Ausdruck auf als einfachen Bruch darstellen: U20 = U · =U· Z2 Z1 + Z2 R 1+jωRC2 1 R jωC1 + 1+jωRC2 jωC1 R jωC1 R + 1 + jωC2 R jωRC1 =U· 1 + jωR(C1 + C2 ) =U· Ergebnisse in analytischer Form wie dieses hier sind sehr nützlich. Es beschreibt U2 als Funktion aller Bauteilwerte, dem komplexen Zeiger der Eingangsspannung U und der Signalfrequenz f bzw. der Kreisfrequenz ω. Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 9 d) Berechnung der Ausgangsspannung in Polarkoordinaten bzw. Berechnung von Betrag und Phase der Ausgangsspannung: f =1 e3 ; % Hz C1 =5 e -9; % Farad C2 =45 e -9; % Farad R =1000; % Omega omega =2* pi * f ; Ucomp =60; % Volt U2scomp = Ucomp *(1 i * omega * C1 * R ) /(1+1 i * omega * R *( C1 + C2 ) ) U2s = abs ( U2scomp ) phiU2s = angle ( U2scomp ) *180/ pi % Ergebnisse % U2scomp = 0.5390 + 1.7156 i V % U2s = 1.7983 V % phiU2s = 72.5594 Deg Beim unbelasteten Spannungsteiler war die Spannung am Ausgang gleich einem zehntel der Eingangsspannung, die Phasen der beiden Spannungen waren gleich. Im Gegensatz dazu zeigt der belastete Spannungsteiler wie erwartet eine deutliche tiefere Ausgangsspannung. Sie eilt der Eingangsspannung um 72.6◦ voraus. e) 3 O U 1 O ϕu2 U− U20 U20 2 O Lösung 4. a) die Momentanleistung am Zweipol (Verbraucherbezugspfeilsystem vorausgesetzt) p(t) = u(t)i(t) 1 ˆ Û I cos(ϕu − ϕi ) + cos(2ωt + ϕu + ϕi ) = S cos ϕ + S cos(2ωt + ϕu + ϕi ) 2 π mit S = 0.05 VA, ϕu = 0.2 − = −1.37, ϕ = −1.37 − 0.1 = −1.47 ≡ −84.3 ◦ 2 = b) die mittlere Leistung (Mittelwert über eine Periode): P = S cos ϕ = 12 Û Iˆ cos(ϕu − ϕi ) c) der komplexe Widerstand des Zweipols in polarer und kartesischer Form: Z = ÛIˆ ∠ ϕ = 24.96 Ω − j248.8 Ω d) der komplexe Leitwert des Zweipols in polarer und kartesischer Form: ˆ Y = ÛI ∠ − ϕ = (0.399 + j3.98) mΩ−1 Uebungsserie 1.3 RLC-Netzwerke und komplexe Leistung, Elektrizitätslehre 3 e) die komplexe Scheinleistung in kartesischer Form: S = U · I ∗ = S ejϕ = 4.992 mW − j49.75 mvar 10