GELERNT IST GELERNT Messen mit digitalen Multimetern – eine Übersicht GRUNDLAGEN In der Elektrotechnik gehört das Messen mit digitalen Messgeräten längst zum Standard. Analoge Zeigermessgeräte haben kaum noch Bedeutung, obgleich sie in hochwertiger Ausführung, wie beispielsweise bei den sehr empfindlichen Speigelgalvanometern, extrem genau sind. D Quelle: P. Groß igitale Multimeter (DMM) erfassen konstanten Anteil zusammen. Der proden Messwert nur noch rein elektzentuale Anteil wird im Wesentlichen ronisch mittels Analog-Digital-Umsetbestimmt durch Abgleich-, Linearitätszer (ADU), der häufig nach dem Dualund Quantisierungsabweichungen, die Slope-Verfahren (Zwei-Flanken-Verfahzusammengenommen diesen ersten ren) arbeitet (vgl. S. 78). Die Ausgabe Wert bilden. Man findet ihn in Verbinerfolgt mittels Flüssigkristallanzeige dung mit der Abkürzung »v. M.«, was (LCD=liquid chrystal display) in einfür den Ausdruck »vom Messwert« deutiger Ziffernform (Bild 1). steht (DIN 43751-1, Messen, Steuern, Bild 1: Flüssigkristallanzeige mit analoger Balkengrafik Außer den Ziffern gibt es oftmals Regeln; Digitale Meßgeräte; Allgemeine auch eine zusätzliche analoge BalkenFestlegungen über Begriffe, Prüfungen grafik (Bargraphanzeige), die in gerader oder gebogener Version und Datenblattangaben). oberhalb oder unterhalb Ziffernanzeige steht (Bild 1) und es erDer konstante Anteil legt eine zusätzliche Messunsicherheit in möglicht, sich ändernde Werte besser zu verfolgen. »Digits« fest, die zur prozentualen Abweichung hinzuaddiert wird. Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Vielzahl von Multimek ⋅M + z ⋅l F= tern, die sich in ihren Möglichkeiten unterscheiden (Bild 2). Zur 100 Grundausstattung von DMM gehören: Die einzelnen Buchstaben stehen für: • Gleich- und Wechselspannungsmessung • F = zulässiger absoluter Fehler (Betrag der Messunsicherheit) • Gleich- und Wechselstrommessung • M = Messwert (angezeigter Wert) • Widerstandsmessung und Durchgangsprüfung • k = prozentualer Anteil der Messunsicherheit Dazu kommen bei besser ausgestatteten Geräten: • z = konstanter Anteil in Digit • Frequenzmessung • l = Auflösung der Digitalanzeige • Kapazitätsmessung Ein Beispiel soll dies noch etwas anschaulicher machen. Das • Temperaturmessung DMM zeigt mit einer 3 ½-stelligen Anzeige den Wert 18,45 V an • Diodenmessstrecken, Transistorprüfung und hat 0,5 % + 2 Digit Messunsicherheit. Der Messbereich ist 20 V. Wie groß ist der absolute Fehler? Lösung: Anzeigeumfang, Auflösung und Anzeigefehler Auflösung = Messbereich Anzeigeumfang Angenommen der Messbereich ist 20 V und das Display hat den Umfang von 3 ½, so wäre die kleinste Messgröße 10 mV. Die Genauigkeit von DMM bezieht sich immer auf den Messwert und wird als Messunsicherheit (Messfehler) bezeichnet. Diese Unsicherheit setzt sich aus einem prozentualen und einem 76 F= 0,5 ⋅18,45 V + 2 ⋅ 0,01V = 0,11225 V 100 Letztendlich kann also der Messwert zwischen den Werten 18,34 V und 18,56 V (gerundet) liegen. STELLENZAHLANGABE BEI MULTIMETERN Stellenzahl ½ Anzeige 1. Stelle: 0 oder 1 ¾ 1. Stelle: 0,1 oder 2 3 000 bis 999 3½ 000 bis 1999 4¾ 00000 bis 29999 Anzeigeumfang – – 1 000 2 000 30 000 Tabelle 1: Beispiele für Stellenzahl und Anzeigeumfang eines DMM de 7.2013 Quelle: M. Diehl, Redaktion »de« Der Anzeigeumfang ist die Auskunft, wie viele Werte die Anzeige darstellen kann. Die Stellenzahl ist hierfür eine gebräuchliche Angabe im Datenblatt eines Geräts. Ist die Stellenzahl 3 ½, so kann das Display vom Umfang her 2 000 Werte darstellen, also von 0000… 1999 (Tabelle 1). Ein weiteres wichtiges Merkmal der Anzeige ist die Auflösung. Sie gibt die kleinste Messgröße an, die innerhalb eines Messbereichs noch angezeigt werden kann. GELERNT IST GELERNT de den Widerstand ebenfalls eine Spannung erzeugt, die wiederum zur Anzeige gebracht werden kann. Die Prinzipschaltung eines DMM (Bild 3) verdeutlicht den gesamten Weg des Messsignals vom Eingang des Geräts bis zur Anzeige. Bild 2: Digitale Multimeter mit unterschiedlicher Ausstattung Prinzipielle Vorgehensweise bei Messungen Quelle: P. Groß Für jede praktische Messung ist es ratsam, sich vorher zu vergegenwärtigen mit welchem Messergebnis gerechnet werden kann (Messerwartung), um den Wahlbereichsschalter (vgl. Bild 2) entsprechend in Position zu bringen. Ist das Messergebnis nicht bekannt, wird mit dem größtmöglichen Bereich begonnen. Verfügt das Gerät über eine automatische Bereichswahl (Auto Range), kann dieser Schritt entfallen. Sie schließt auch die Bargraphanzeige ein und ist bei allen vorhandenen Meßarten wirksam. Ansonsten ist die Vorgehensweise bei ausgeschaltetem Multimeter folgende: • Einstecken der Messleitungen in die Anschlußbuchsen, entsprechend der gewünschten Messart (Strom-, Spannungs- oder Widerstandsmessung) • Einstellen der Messart • Messleitungen mit Messstelle verbinden. • DMM einschalten Außerdem gibt es generelle Sicherheitshinweise, die unbedingt beachtet werden sollten: • Nur geeignete Messleitungen mit vorschriftsmäßiger Isolierung benutzen • Sich vor der Messung nochmals vergewissern, dass der richtige Messbereich gewählt ist • Gefährdungen durch direktes oder indirektes Berühren müssen ausgeschlossen sein • Das Messgerät muss von seiner Kategorie her (EN 61010-1) für die Messung geeignet sein (vgl. S. 78) Vom Messobjekt zum angezeigten Wert Der Anfangs erwähnte Analog-Digital-Umsetzer kann nur eine Spannung verarbeiten. Deswegen sind für die Messung von Strömen und Widerständen Messwertumformer nötig. Für die Umformung von Strömen dienen Präzisionswiderstände, durch die der Messstrom fließt. Widerstände werden mit Hilfe einer Konstantstromquelle gemessen. Durch den so erzeugten Strom wird an dem zu messen- Bereichsumschalter Eingangsverstärker Analog-DigitalWandler Mikrocontroller Quelle: M. Diehl, Redaktion »de« ⊂ µC # Technische Kennwerte eines DMM (Auswahl) Du Durch die große Bandbreite der auf de dem Markt erhältlichen Multimeter, gi gibt es keine allgemein gültige Aussage zu typischen Parametern und Kennwerten dieser Geräte. Dennoch gibt es auch hier minimale Anforderungen, die ein gutes Messgerät haben sollte: • Spannungsbereich 10 μV … 1 000 V • Strombereich 0,1 mA … 10 A • Widerstandsmessung 0,01 Ω … 40 MΩ • Eigenabweichung ± 0,5 % v. M. + 3 Digits (Wechselspannung) • Eigenabweichung ± 1,5 % v. M. + 30 Digits (Wechselstrom) • Eigenabweichung ± 0,2 % v. M. + 5 Digits (Widerstandsmessung) • Mögliche Stellenzahl wenigstens 12 000 Digits • Bandbreite 1 kHz … 10 kHz • Messkategorie CAT III / 1 000 V • 40 Analog- und 10 Digitalmessungen pro Sekunde Zusätzliche und nützliche Funktionen Je komfortabler ein DMM ausgestattet ist – dies ist natürlich sehr häufig ein Frage des Preises – umso mehr nützliche Funktionen sind in der Ausstattung vorhanden: • Hold-Funktion: Durch Drücken der HOLD-Taste wird der im Display angezeigte Wert festgehalten (»eingefroren«). Durch nochmaliges Drücken kehrt das Gerät wieder in den Messbetrieb zurück. • Store-Funktion: Ein momentaner Meßwert wird bei Drücken der Taste »STORE« im internen Messwertspeicher abgelegt. • Min. / Max.-Funktion: Speichen des kleinsten und größten Meßwertes bei veränderlichem Meßwert • Relativwertmessung: Es wird ein auswählbarer Meßwert (Referenzwert) per Tastendruck gespeichert und die Differenz bei Folgemessungen zwischen dem Referenzwert und den Momentanwerten angezeigt. • Datenübertragung: über RS232-, USB- oder Infrarot-Schnittstelle und entsprechender Software lassen sich die Meßwerte zu einem Computer Übertragen und weiterverarbeiten. Abschließend sei noch erwähnt, dass die bisher beschriebenen Funktionen oder Parameter stets unter den Referenzbedingungen des Herstellers zu sehen sind. Die wichtigste Größe für die Justierung ist die Temperatur. Nach DIN 43751-1 sind die möglichen Werte hierfür 20 °, 23 ° oder 25 ° Celsius. AUTOR Anzeige Bild 3: Blockschaltbild eines digitalen Multimeters www.elektro.net Dipl.-Ing. Peter Groß, Leipzig 77