39 Ultraschall und Biometrie

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Kapitel
Ultraschall und Biometrie
39
D. Werdermann
1
Indikationen zur Ultraschalluntersuchung . . . . . . . . . . . . . 1131
1.1
Okuläre Indikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1131
1.2
Orbitale Indikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1131
2
Ultraschallbiometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1131
2.1
Längenmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1131
2.2
Planung von Intraokularlinsen . . . . . . . . . . . 1132
3
Laserinterferenzbiometrie . . . . . . . . . . . . . . . 1132
4
Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . 1133
4.1
Lider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1133
4.2
Tränenwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1133
4.3
Vorderer Augenabschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . 1133
4.3.1 Hornhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1133
4.3.2 Vorderkammer und Kammerwinkel . . . . . . 1133
4.3.3 Iris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1134
4.3.4 Linse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1135
4.3.5 Ziliarkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1135
4.4
Glaskörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1136
4.4.1 Destruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1136
4.4.2 Asteroide Hyalose (Morbus Benson) . . . . . . 1136
4.4.3 Cholesterinhyalose (Synchisis scintillans) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1136
4.4.4 Hintere Glaskörperabhebung . . . . . . . . . . . . 1136
4.4.5 Zustand nach Silikonölfüllung . . . . . . . . . . . 1136
4.4.6 Zustand nach Endotamponade durch Gas, Luft und andere gasförmige Substanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1137
4.4.7 Glaskörperblutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1137
4.4.8 Proliferative Glaskörperveränderungen . . . . 1137
4.4.9 Entzündungen (Endophthalmitis) . . . . . . . . 1138
4.4.10 Persistierender hyperplastischer
primärer Glaskörper (PHPV) . . . . . . . . . . . . 1138
4.4.11 Fremdkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1138
4.4.12 Chronische Uveitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1139
4.5
Netzhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1139
4.5.1 Differenzialdiagnostische Kriterien . . . . . . . 1139
4.5.2 Kriterien der typischen frischen Ablatio retinae . . . . . . . . . . . . . . . . . 1139
4.5.3 Kriterien der alten Ablatio retinae . . . . . . . . 1139
4.5.4
4.6
4.6.1
4.6.2
4.7
4.7.1
4.7.2
4.7.3
4.7.4
4.7.5
4.7.6
4.7.7
4.7.8
4.7.9
4.7.10
4.7.11
4.8
4.9
4.9.1
4.9.2
4.9.3
4.9.4
4.9.5
4.9.6
4.9.7
4.9.8
4.9.9
4.10
4.10.1
4.10.2
4.10.3
4.10.4
4.10.5
4.10.6
Retinoschisis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1139
Aderhautabhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1139
Exsudative Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1140
Hämorrhagische Aderhautamotio . . . . . . . . 1140
Verdickungen der Netzhaut und Aderhaut
und sich primär in den Glaskörperraum
ausbreitende tumoröse Veränderungen
der Bulbuswand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1140
Aderhautnävus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1140
Junius-Kuhnt-Makulopathie
(altersbedingte Makuladegeneration) . . . . . . 1140
Karzinommetastase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1141
Malignes Melanom der Aderhaut . . . . . . . . . 1141
Retinoblastom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1141
Hämangiom der Aderhaut . . . . . . . . . . . . . . . 1141
Osteom der Aderhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1142
Entzündliche Aderhautverdickung . . . . . . . . 1142
Morbus Coats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1142
Skleritis posterior . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1142
Doppelte Perforation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1142
Bulbusdeformitäten und Zustände nach Operationen . . . . . . . . . 1142
N. opticus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1143
Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1143
Drusenpapille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1143
Papillenprominenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Optikusexkavation und -kolobom . . . . . . . . 1144
Stauungszeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Neuritis nervi optici . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Optikusscheidenmeningeom . . . . . . . . . . . . . 1144
Gliom des N. opticus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Melanozytom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Orbitaveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Orbitawanddefekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1144
Niedrigreflektive Strukturen
in Orbitawandnähe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1145
Orbitaraum außerhalb des Muskelkonus . . . 1145
Äußere Augenmuskeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1145
Orbitaraum innerhalb des Muskelkonus . . . 1146
Krankheitsbilder mit Beteiligung mehrerer Regionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1147
1130
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
In der Augenheilkunde ist die Ultraschall­unter­
suchung trotz der Fortentwicklung anderer bildgebender Verfahren [Computertomographie
(CT), Magentresonanztomographie (MRT)] in
der Diagnostik von optisch nicht einsehbaren
Veränderungen der vorderen zwei Drittel der
Orbita (ca. 4,5 cm ab Hornhautvorderfläche)
nach wie vor die Untersuchungsmethode der
ersten Wahl.
Der Ultraschall ist außerdem wesentlicher Bestandteil der präoperativen Untersuchung bei
geplanten Kataraktoperationen (Biometrie). Ein
völlig neues Verfahren ist die Laserinterferenzbiometrie, die ebenfalls hier abgehandelt wird.
Vorteile der Ultraschalluntersuchung

39
Höheres Auflösungsvermögen als CT und MRT.
 Fehlende Invasivität (keine Kontrastmittel notwendig) und Strahlenbelastung und damit beliebige Wiederholbarkeit (Verlaufskontrollen).
 Untersuchung von Bewegungs- und Strömungsvorgängen in vivo in Echtzeit möglich.
Bei weitem preiswerter und mobiler als CT und
MRT.

 Die Doppler-Untersuchung der versorgenden Gefäße des Karotiskreislaufs wird meist den hierin erfahreneren Internisten überlassen.
Das Duplexverfahren, d. h. die synchrone Darstellung eines zweidimensionalen B-Bildes und einer farbkodierten Flussrichtung der Blutströmungen, hat in
der Kardiologie große Bedeutung, ist jedoch aufgrund
der zu geringen Auflösung in der Ophthalmologie
noch nicht als Routineverfahren geeignet. In einzelnen Untersuchungen wurden interessante Ergebnisse
bzgl. des Blutflusses (z. B. Umkehr) gezeigt (s. auch
Kap. 2, Abb. 2.4).

 Die dreidimensionale Darstellung ist bereits möglich, jedoch in der Augenheilkunde derzeit nicht von
praktischer Bedeutung. Vor allem für die Beurteilung
der Ausdehnung von Tumoren und die daraus abzuleitende Therapieplanung wurde der dreidimensionale
Ultraschall in Einzelfällen eingesetzt.
Der diagnostische Ultraschall am Auge arbeitet mit
Frequenzen von 8–10 MHz. Seit einigen Jahren sind
auch Geräte mit 20 MHz (Pachymetrie und vorderer
Augenabschnitt) und 50–80 MHz (nur für den vorderen Augenabschnitt) erhältlich.

 Die Darstellung erfolgt entweder im Zeit-Amplituden-Verfahren (A-Bild) oder im Zeit-Helligkeits-Verfahren (B(„brightness“)-Bild).
 Zur orientierenden Untersuchung bei Säuglingen
und Kleinkindern einsetzbar (bei anderen Untersuchungen evtl. Narkose erforderlich).
 Das A-Bild ist ein eindimensionales Tiefenbild,
 Unterschieden werden zum einen das verwendete
Verfahren (A-Mode, B-Mode und M-Mode) und zum
anderen der diagnostische Teilbereich in Form der Ultraschallbiometrie mit ihrer Unterform der Pachymetrie, der Gewebsdiagnostik (A- und B-Mode) und die
Ultraschallgefäßdiagnostik (M-Mode und Duplexverfahren).
 Anatomischen Merkmalen und typischen Konfigu-
bei dem die Entfernung (durch Zeitmessung ermittelt) und die Reflektivität (ausgedrückt in der
Amplitude) der akustischen Grenzflächen dargestellt werden. Verwendet wird es in der Biometrie
Nachteile der Ultraschalluntersuchung
zur Längenmessung und bei der Gewebsdiagnostik
zur Beurteilung der Binnenstruktur von Raumfor Aus physikalisch-technischen Gründen fehlender
derungen.
Einblick auf das hintere Orbitadrittel. Die Orbitaspitze  Beim B-Bild wird die Amplitude in Grauwerte umgesetzt. Durch Schwingen des Schallkopfes in einer
mit ihren häufig nach retroorbital reichenden Prozessen wird besser im Dünnschicht-CT der Orbita bzw. Achse wird ein zweidimensionales Bild erzeugt, in
im MRT (je nach zugrundeliegendem Prozess) dargedem digital die jeweilige Position gespeichert wird,
stellt.
in der das Signal gesendet und empfangen wurde. Aus diesen Informationen wird ein Bild errechnet.
 Durch Wechselwirkungen mit dem Gewebe bedingte
Artefakte schränken die Darstellbarkeit bestimmter Re-  Gewebe und Strukturen werden im Ultraschall difgionen und Veränderungen stark ein.
ferenziert nach:
rationen (z. B. Pilzform des Melanoms).
 Kinetischen Merkmalen wie Beweglichkeit und Nach-
bewegung (gilt v.a. für intraokulare Strukturen).
 Quantitativen Merkmalen wie relativer Reflexions-
grad, Schalldämpfung und Schattenbildung.
1131
2 Ultraschallbiometrie
1 Indikationen zur Ultraschalluntersuchung
1.1 Okuläre Indikationen
 Hornhautdickenmessung zur Planung vor refraktiven Eingriffen (Pachymetrie).
 Trübe Medien im Bereich von Hornhaut (z. B. Dys1.2 Orbitale Indikationen
trophie), Vorderkammer (z. B. Hyphäma), Linse (Katarakt) oder Glaskörper (Blutung) sowie verlegte bzw.  Genese eines Exophthalmus (vaskuläre, entzündliche, zystische oder solide Raumforderung).
extrem enge Pupillen.
 Kammerwinkelanalyse im Rahmen der Glaukomdiagnostik (50-MHz-Ultraschall).
 Ausdehnung von infiltrativen Prozessen, ausgehend
vom vorderen Augenabschnitt.
 Kontrolle der Lage der Haptik nach Implantation einer Intraokularlinse.


Netzhautablösung:
 Verdacht auf einen unter der Netzhautablösung lie-
 Schmerzhafte Bewegungseinschränkungen des Bulbus (z. B. Verdacht auf Myositis oder Verdacht auf Skleritis posterior).
genden Tumor.

Bewegungseinschränkungen einzelner Muskeln.
bei schlechtem Einblick.

Abklärung der Ursache von Netzhautfalten.
permembranen.

Abnormitäten des Sehnerven:




Papillenödem ohne erkennbare Ursache.
Optikusatrophie unbekannter Genese.
Verdacht auf Optikusneuropathie.
Drusenpapille.

Verdacht auf orbitalen Fremdkörper.
 Nachfolgeuntersuchung nach Ablatiooperationen
 Differenzialdiagnose zu Retinoschisis und Glaskör Ophthalmoskopisch sichtbare Raumforderung (ergänzende Informationen zur Binnenstruktur der Raumforderung).
 Okuläres Trauma (Linsenverletzung, Bulbuswandbeurteilung, Fremdkörpersuche, Ausmaß einer Netzhautablösung und von Einblutungen).

Präoperativ bei schlechtem Einblick:
 Dichte Katarakt (Netzhaut anliegend?).
 Vitrektomie (Traktionen, Ablationes?).
 Keratoplastik (Netzhaut anliegend?).

Okuläre (röntgennegative) Fremdkörper:
 Darstellung.
 Lokalisation.

Verdacht auf endokrine Orbitopathie.
Beurteilung einer Aderhautabhebung.
 Messung von Größe und Volumen eines Tumors
jedweder Dignität zur Planung des weiteren Vorgehens
(z. B. Jod- oder Rutheniumapplikator, Exzision, Enukleation).
 Achsenlängenmessung zur Bestimmung einer Intraokularlinse, zur Brechkraftbestimmung einer Keratoprothese, zur Diagnose einer Achsenmyopie und -hyperopie (Biometrie), aber auch zur Differenzialdiagnose
und Erkennung eines Mikrophthalmus, Makrophthalmus oder einer Phtisis bulbi.
 Beurteilung und Ausschluss von Gefäßveränderungen (Varizen, AV-Fisteln).
2 Ultraschallbiometrie
2.1 Längenmessungen
 Ein 8-MHz-Schallkopf mit parallelem Schallstrahl wird über eine Kontaktmessung, mittels Gelvorlaufstrecke oder am genauesten mittels einer
Wasservorlaufstrecke unter Benutzung eines Trichters
über die Hornhaut gehalten.
 Exakte Messungen erreicht man mit der sog. Teilstreckenbiometrie, d. h. die einzelnen Teilstrecken werden errechnet und dann addiert, um z. B. die Achsenlänge (Hornhautvorderfläche bis Netzhautoberfläche)
des Auges zu erhalten. Die Messung erfolgt jeweils ab
dem Anstieg des Echopeaks im A-Bild.
Die Formel lautet:
Strecke in mm = Schallgeschwindigkeit (m/s) · Laufzeit (μs/2000)
1132
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
 Die Schallgeschwindigkeit beträgt beispielsweise im
Glaskörper 1532 m/s, in Silikonöl jedoch nur 984 m/s.
 Die mittlere Schallgeschwindigkeit im Gesamtsystem Auge (vereinfachende Annahme einer identischen
Schallgeschwindigkeit aller Teilstrekken) beträgt im
phaken Auge 1550 m/s.
 Zu beachten sind Alter des Patienten (Bulbuslängenwachstum bis ca. zum 14. Lebensjahr) und evtl. vorhandene Verformungen (Staphylome), die zu falschen
Beurteilungen führen können.
 Bei Kindern und Patienten mit fehlender Kooperation (z. B. geistige Behinderung) ist hierfür eine
Narkoseunter­suchung notwendig.
2.2 Planung von Intraokularlinsen
39
 Es existieren zahlreiche Formeln, die sich in 2 Hauptgruppen unterteilen lassen:
 Physikalische oder geometrisch-optische Formeln,
die auf einem theoretischen Modell des Auges beruhen (z. B. nach Gernet oder Binkhorst). Hier gehen
folgende Größen ein: Vorderkammertiefe, Achsenlänge, Hornhautbrechkraft sowie Brechungsindizes
von Hornhaut, Kammerwasser und Glaskörper. Genereller Vorteil dieser Formeln ist die Möglichkeit,
die getragene Korrektur zu berücksichtigen; außerdem kann die Netzhautbildgröße und damit die
Aniseikonie berechnet werden.
 Empirische (Regressions-)Formeln, die statistisch
aus Refraktionsbilanzen operierter Augen errechnet
wurden. Ein Beispiel ist die SRK-Formel:
Brechkraft Linse =A-Konstante – 2,5 · Achsenlänge – 0,9 · Hornhautbrechkraft
 Die A-Konstante ist abhängig von Linsentyp und
Hersteller. Ihre Modifikation bzw. das Hinzufügen von
Multiplikatoren kann vom Operateur als „Korrekturfaktor“ ausgenützt werden, um individuelle Endergebnisse (z. B. bedingt durch unterschiedliche Implantationsorte) zu korrigieren. Da die SRK-Formel an 24 mm
langen Augen ermittelt wurde, muss man insbesondere
bei extremen Achsenlängen weitere Korrekturen vornehmen. Zum Beispiel muss bei längeren Augen eine
eher etwas geringere Brechkraft der Linse veranschlagt
werden, d. h. vom Ergebnis werden je nach Achsenlänge 0,5–3 dpt subtrahiert bzw. die A-Konstante wird
etwas kleiner gewählt.
 Bezüglich der Ergebnisse sind alle Formeln etwa
gleichwertig und bedürfen der Überprüfung und Ergänzung durch persönliche Korrekturfaktoren des Operateurs, insbesondere unter Berücksichtigung der Achsenlänge.
 Bei der Planung von Intraokularlinsen nach erfolgter
refraktiver Chirurgie (z. B. LASIK, PRK) müssen entsprechende Anpassungen berücksichtigt werden.
 Von größerer Bedeutung sind Ungenauigkeiten
bei der Erhebung der Messwerte (1 mm Achsenlänge = 3 dpt; 0,1 mm Hornhautradius = 0,5 dpt).
 Ziel ist eine postoperative Refraktion von –0,5 bis
–3,0 dpt bzw. ein Angleich an den Refraktionsfehler des
Partnerauges. Außerdem sollte ein Angleich der Netzhautbildgröße beider Augen (Iseikonie) erreicht werden. Für ein komfortables Sehen sollte die Aniseikonie
maximal 6% betragen. Viele Patienten kompensieren
zwar eine Aniseikonie bis zu 10%; manche sind jedoch
nicht in der Lage, auch nur 5% zu kompensieren.
3 Laserinterferenzbiometrie
 Die Laserinterferenzbiometrie beruht auf dem Prinzip der Teilkohärenzinterferometrie (PCI, „partial coherence interferometry“). Hierbei wird Infrarotlicht
(780 nm) kurzer Kohärenzlänge (ca. 160m) von einer
Laserdiode in einer Michelson-Interferometer-Anordnung ausgestrahlt und in 2 Teilstrahlen unterschiedlicher optischer Weglänge zerlegt. In einem Schenkel
der beiden Teilstrahlen befindet sich das zu vermessende Auge, in dem anderen ein Fotodetektor. Beide
Teilstrahlen werden an der Hornhaut und an der Netzhaut reflektiert. Sobald die Wegdifferenz zwischen den
Teilstrahlen kleiner ist als die Kohärenzlänge tritt Interferenz auf. Das vom Fotodetektor erfasste Interferenzsignal wird in Abhängigkeit von der messtechnisch sehr
präzise bestimmbaren Position des Interferometerspiegels aufgezeichnet. Als Messgröße erhält man die optische Weglänge zwischen Hornhaut und Netzhaut.
Die Anwendung der Teilkohärenzinterferometrie
zur Messung der Augenlänge geht auf Fercher u. Roth
(1986) zurück. Seitdem wurde das Verfahren in seiner
tomographischen Variante in Form der optischen Kohärenztomographie (OCT, „optical coherence tomography“) in der Ophthalmologie eingeführt, die optische
Achsenlängenvermessung kam vor ca. 8 Jahren zur Anwendungsreife (Hitzenberger 1989).

Die optische Biometrie durch Teilkohärenz-Interfero­
metrie wurde mit dem IOL Master (Carl-Zeiss, Jena)

4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
realisiert. Die Achslänge wird als optische Weglänge
zwischen Hornhautvorderfläche und retinalem Pigment­
epithel bestimmt.
 In einer Vergleichsstudie zwischen Immersionsultraschallbiometrie und optischer Augenlängenvermessung
wurde gezeigt, dass die optisch bestimmten Messwerte
generell größer waren als die Ultraschallwerte. Die Ursache liegt darin, dass bei der Ultraschallmessung der
Abstand von der Hornhautvorderfläche zur inneren
Grenzmembran, bei der Interferenzmethode hingegen
der Abstand bis zum retinalen Pigmentepithel erfasst
wird. Insgesamt fand sich eine sehr gute Korrelation
zwischen optischen und akustischen Immersionsmesswerten.
 Die optische Biometrie stellt eine Erweiterung der
bio­metrischen Möglichkeiten dar. Sie ist anwenderfreundlich und patientenschonend, da keine Lokalanästhesie notwendig ist, und somit keine Gefahr der
Infektions­übertragung oder der Erzeugung von Hornhautläsionen besteht. Weiterhin ist eine Messung auch
bei enger Pupille möglich. Die optische Biometrie setzt
aber eine minimale Kooperationsfähigkeit des Patienten
hinsichtlich der Fixation und weitere Vorbedingungen,
wie z. B. keine Hornhautnarben oder sehr dichte Katarakte, voraus, weshalb die akustische Biometrie auch
weiterhin einen wichtigen Stellenwert haben wird.
4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer
im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
(Tabelle 39.1)
wege von den Canaliculi lacrimales bis zum mittleren
Tränennasengang darstellbar. In diesem Fall ist jedoch
mit der 20MHz-Sonde eine bessere Darstellung möglich. Im klinischen Alltag werden diese Veränderungen
jedoch meist durch eine Dakryozystographie beurteilt.
 Stärkere Entzündungen, insbesondere der Siebbeinzellen, können zu Schallfortleitungen bis in die Nase
führen. Bei Säuglingen findet eine Fortleitung auch
ohne Entzündung statt, da die Orbitawände noch nicht
verknöchert sind.
 Die Tränendrüse ist im physiologischen Zustand
kaum abgrenzbar. Ihre Darstellbarkeit legt den Verdacht
auf eine entzündliche oder tumoröse Veränderung nahe
(Lymphom, Karzinom, Mischtumor, Pseudotumor). Die Abgrenzung ist problematisch und kann mit Hilfe
der A-Bild-Diagnostik versucht werden, kann jedoch
nicht als sichere Methode angesehen werden und stellt
damit keinen Ersatz für die Biopsie dar.
4.3 Vorderer Augenabschnitt
 Mit der 10-MHz-Sonde mäßig (großer Artefaktreichtum) und nur mit Vorlaufstrecke darstellbar.
 Der vordere Augenabschnitt ist die Domäne der
höher auflösenden Verfahren (20–50 MHz) mit geringerer Eindringtiefe.
4.3.1 Hornhaut
Mit dem 8-MHz-Biometrieschallkopf im Wasserbad
ist die Dicke messbar.
4.1 Lider

 Eine Differenzierung von muskulären Bestandteilen
und subkutanen Strukturen mit der 10-MHz-Sonde ist
möglich, jedoch nur selten erforderlich.

 Die Ausbreitung von Entzündungen durch das
Septum orbitale ist erkennbar, wenngleich letzteres
selbst nicht darstellbar ist.
 Die Ausdehnung zystischer (Lymphangiom, Dermoidzyste) und massiver Tumoren ist beurteilbar; eine
Verdachtsdiagnose kann gestellt werden.
4.2 Tränenwege
Mit der 10-MHz-Sonde ist im Prinzip der Saccus
lacrimalis darstellbar und vermessbar. Größere Ektasien
oder Geschwulstbildungen sind abgrenzbar. Werden
Kontrastmittel instilliert, sind die ableitenden Tränen-

1133
Mit der 20-MHz-Pachymetriesonde sind genauere
Ergebnisse zur Planung refraktiver Eingriffe erzielbar.
Eine Trennung in 4 Schichten (Epithel, BowmanSchicht, Stroma, Descemet-Membran mit Endothel)
zur Lokalisation von Veränderungen (Dystrophien,
Verletzungen) ist mit der 50-MHz-Sonde möglich, die
eine geringere Eindringtiefe, aber ein höheres Auflösungsvermögen hat.

4.3.2 Vorderkammer und Kammerwinkel
 Die Vorderkammertiefe ist auch mit der Biometrie
messbar.
 Die 50-MHz-Sonde erlaubt eine Vorderkammerbeurteilung (Zellen, Fremdkörper, Hyphäma, Fibrin usw.)
1134
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
Tabelle 39.1. Echographisch-topographische Diagnostik
Anatomische Leitstruktur
Echographisch fassbare
Veränderung
Häufige Ursache
Achsenlänge
Verkürzung
Hyperopie, Phtisis, bei PHPV
Verlängerung
Myopie, Buphthalmus, Staphylom,
Artefakt bei Silikonölfüllung
Punktförmige Echos
Glaskörperdestruktion, Blutung, Entzündung,
Fremdkörper, kristalline Einlagerung (asteroide
Hyalose usw.), Linsenteile nach Verletzung
Membranförmiges Echo
Abgelöste Glaskörpergrenzmembran, Netzhaut, Aderhaut,
Retinoschisis, fibrovaskuläre Membranen oder Schwarten,
zyklitische Membran, Oberfläche einer luxierten Linse
Strangförmig
Reste der A. hyaloidea, geschlossener Netzhauttrichter,
Stränge bei proliferativer Vitreoretinopathie
Niedrigreflektiv
Aderhautmelanom, Metastase
Mittel- bis hochreflektiv
Junius-Kuhnt-Makulopathie, Hämangiom,
Metastase, organisierte subretinale Blutung oder
Aderhautblutung, Skleritis posterior, Retinoblastom
Hochreflektiv
Osteom, Aderhautverkalkung, Aderhautnävus,
Artefakt bei senkrechtem Treffen der Hinterwand
Bulbuswand
Eindellung
Zustand nach Operation (Wedge,
Plombe, Cerclage), Staphylom
Tenon-Raum
Darstellbarkeit bereits
pathologisch
Skleritis posterior, Pseudotumor orbitae, die Bulbuswand
durchbrechendes Aderhautmelanom, Lymphom
Äußere Augenmuskeln
Verbreiterung, Veränderung
der Binnenstruktur
Endokrine Orbitopathie, Myositis, Pseudotumor,
Lymphom, Metastase, Rhabdomyosarkom
V. ophthalmica
Bei Erwachsenen
Darstellbarkeit pathologisch
Orbitavarizen, venöser Stau, spontane
oder traumatische AV-Fistel
N. opticus
Verbreiterung
Neuritis, Gliom
Scheidendarstellung
Hirndruck oder orbital bedingter Stau,
Optikusscheidenmeningeom
Papillenprominenz
Physiologisch, Stau, Papillitis, Drusenpapille
Papillenexkavation
Kolobom, Glaukom
Muskeltrichter
Raumforderung
Pseudotumor, Lymphangiom, Hämangiom,
Lymphom, Metastase
Peripherer Orbitaraum
Raumforderung
Lymphom, Lymphangiom, Rhabdomyosarkom,
Pseudotumor, Metastase, Dermoid, Hämatom
Orbitawand
Formveränderung,
Schallfortleitung in die
Nasennebenhöhlen,
Periostabhebung
Abszess, Mukozele, Meningeom, Fraktur,
Nasennebenhöhlentumor
Tränendrüse
Darstellbarkeit
Lymphom, Karzinom, Mischtumor, Pseudotumor
Glaskörperraum
Bulbuswandtumor
39
und eine genaue Beurteilung inklusive Öffnungsgradzahlen des Kammerwinkels in einer präziseren und reproduzierbareren Weise als die bei schlechtem Einblick
evtl. nicht mögliche Gonioskopie (Abb. 39.1). Auch
Funktionsbeurteilungen der Akkommodation sind in
vivo möglich.
4.3.3 Iris
Die 50-MHz-Sonde erlaubt die Differenzierung von
spaltlampenmikroskopisch erkennbaren Veränderungen
in zystische sowie massive Tumoren (Abb. 39.2a,b).

4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
1135
Abb. 39.1. Der vordere Augenabschnitt (Hornhaut,
Kammerwinkel, Iris, Ziliarkörper und Linsenvorderfläche) im 50-MHz-Bild (→ Skleralsporn) (Aus Pavlin u. Foster 1994)
Abb. 39.2a,b. Stromaler Irisnävus. a Klinischer Befund, b ultraschallbiomikroskopischer Befund. Verdickung des Irisstromas
(Pfeile) (Aus Buchwald et al. 1999)
 Die Differenzierung der massiven Tumoren ist jedoch bei weitem nicht in dem Maße möglich, wie der
Begriff „Biomikroskopie“ glauben machen will.
4.3.4 Linse
 Vermessung der Dicke im Rahmen der operationsvorbereitenden Biometrie.
 Diagnose von Subluxationen oder kompletten Luxationen.
 Lage der Haptik nach IOL-Implantation (50-MHzUltraschall).
Beurteilung traumatisch bedingter Verletzungen
(Perforation, Quellung, Trübung).

4.3.5 Ziliarkörper
 Im physiologischen Zustand ist der Ziliarkörper mit
der 10-MHz-Sonde nur schwer abgrenzbar.
 Bei guter Darstellbarkeit mit der 10-MHz-Sonde
sollte differenzialdiagnostisch an maligne, posttraumatische oder entzündliche Veränderungen gedacht werden.
 Mit der 50-MHz-Sonde ist eine gute Differenzierbarkeit von zystischen und massiven Tumoren möglich. Außer­dem sind auch sehr flache Abhebungen des Ziliarkörpers nach Operationen und Traumata darstellbar.
 Zyklitische Membranen sind in ihrer ganzen Ausdehnung nur mit einer kombinierten Untersuchung mit
einer 10- und 50-MHz-Sonde zu beurteilen.
1136
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
4.4 Glaskörper
 Der Glaskörperraum ist Domäne der 8- (A-Bild)
bzw. 10-MHz-Sonde (B-Bild). Normalerweise ist er
echofrei, v.a. bei jungen Menschen. Die Konsistenz des
Glaskörpers ändert sich im Laufe des Lebens und damit
auch das B-Bild.
4.4.1 Destruktion
 Entmischung der Bestandteile der Glaskörpergrundsubstanzen. Bei maximaler Verstärkung sind sie als
punktförmige Reflektoren oder kavernöse Strukturen
niedrigster Reflektivität darstellbar.
4.4.2 Asteroide Hyalose
(Morbus Benson)
39
Hochreflektierende Korpuskel (Kalkseifenelemente
an Glaskörperstrukturen gebunden) bewegen sich bei
Bulbusbewegungen flottierend mit und schwingen in
die Ausgangslage zurück. Durch Schallstreuung wirken
die Korpuskel länglich ausgezogen (strichförmige Echos
im rechten Winkel zum Schallstrahl).

 Signalfreier retrovitrealer Raum aufgrund der hinteren Glaskörpergrenzmembranablösung.

 Die Glaskörpergrenzmembran wird evtl. durch zellige Auflagerungen betont (Zustand nach Blutung oder
Entzündung). Durch die resultierende Reflektivitätserhöhung wird die Differenzialdiagnose, z. B. zur Ablatio
retinae erschwert (Abb. 39.3).
 Evtl. ist ein Glaskörperring (ehemalige Adhäsion an
der Papille) als Verdichtung darstellbar. Der CloquetKanal kann sich im Ultraschall bei zelliger Betonung
der Grenzmembranen ebenfalls darstellen lassen.
4.4.5 Zustand nach Silikonölfüllung
 Es liegt eine scheinbar größere Achsenlänge durch
veränderte Schallgeschwindigkeit von ca. 980 m/s (im
Gegensatz zu 1550 m/s im normalen Kammerwasser)
vor.
 Durch eine größere Abbildung des Bulbus auf
dem Schirm (die B-Bild-Berechnung geht von einer
Schallgeschwindigkeit von 1550 m/s aus) und die durch
das Öl verursachte starke Schallschwächung sind kaum
Aussagen über retrobulbäre Strukturen möglich.
 Durch eine inkomplette Füllung entstehen scheinbare Membranen an der Öl-Kammerwasser-Grenzfläche. Durch entsprechende Lagerung des Patienten (Silikonöl schwimmt oben) kann überprüft werden, ob es
Meistens ist dieser Prozess einseitig.
4.4.3 Cholesterinhyalose
(Synchisis scintillans)
 Nach Bulbusbewegung kommt es zum Absacken der
nicht an den Glaskörper gebundenen Kristallstrukturen
(hochbrechende Cholesterinkristalle) auf den Bulbusboden.
 Tritt gehäuft nach umfangreichen Glaskörperblutungen und chronischer Netzhautablösung mit destruiertem Glaskörper auf.
4.4.4 Hintere Glaskörperabhebung
 Typische flottierende Mitbewegungen der hinteren
Glaskörpergrenzmembran, die meist nur bei maximaler Verstärkung (90 dB) darstellbar ist.
 Meist ohne Papillenkontakt, kann jedoch auch
strangartig von der Papille zur Ora ziehen und dann
eine Ablatio retinae vortäuschen, ist jedoch deutlich
niedriger reflektierend als die Netzhaut.
Abb. 39.3. Frei flottierende hintere Glaskörpergrenzmembran, die durch Auflagerung von Blutzellen betont wird. Es
handelt sich hier um einen Zustand nach kompletter Resorption des Blutes bei retrohyaloidaler Blutung und bereits vorher
bestehender kompletter Ablösung der hinteren Glaskörpergrenzmembran. Dabei ist auch auf das relativ hohe Echo im ABild (abgeleitet entlang der schwarzen Linie im B-Bild, dem sog. „Cross-Vector“) zu achten
4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
sich um fixe Membranen oder nur um die Grenzfläche
handelt. Insgesamt ist jedoch die Abgrenzbarkeit von
Membranen und damit von Netzhaut- und Aderhautablösungen stark erschwert. Geringergradige Wandveränderungen sind nicht darstellbar.
Nach Entfernung des Silikonöls entsteht durch
Emulgierung von verbliebenen Öltropfen im Kammerwasser ein sonographisches Bild wie bei der asteroiden
Hyalose, aber ohne einen signalfreien Raum und das
charakteristische Flottieren.

4.4.6 Zustand nach Endotamponade durch Gas,
Luft und andere gasförmige Substanzen
Vollständige Reflexion der Schallwellen durch die
Grenzfläche Gas/Flüssigkeit. Daraus ergibt sich in
Abhängigkeit von der Größe der Blase eine fehlende
Darstellbarkeit der in und hinter der Blase gelegenen
Strukturen. Sind die Blasen kleiner als der Schallstrahl,
führen ausgeprägte Nachechos („Fremdkörperechos“)
zu einer eingeschränkten Darstellbarkeit der hinter der
Blase gelegenen Strukturen.

 Die Reduktion der Blasengröße und damit die Dauer
der Tamponadewirkung lässt sich darstellen.
 Die Beurteilung der Netzhaut ist nur bei inkompletter Füllung und entsprechender Lagerung des Patienten (Blase außerhalb der Schallrichtung) möglich.
1137
 Intrahyaloidale Blutung: Blut im geformten Glaskör-
per mit Hervorhebung von Destruktionen (Schallgrenzflächen), evtl. wird der Cloquet-Kanal betont. Durch zunehmende Fibrinbildung und bindegewebige Organisation zeigen sich dichte, bei Bulbusbewegung flottierende hochreflektive Massen bzw. zunächst noch bewegliche Membranen.
 Nach wenigen Tagen bis Wochen ist der retrovitreale Raum wieder klar, während Blut im Glaskörper
selbst sehr lange (Monate – Jahre) bis zur Resorption
brauchen kann.
4.4.8 Proliferative Glaskörperveränderungen
 Vor allem bei Diabetes, aber auch bei anderen mit
neovaskulären Veränderungen und konsekutiver Bildung von Vasoproliferationssegeln einhergehenden Erkrankungen.
Sonographisch sind segelartige Membranen mit im
Verlauf unterschiedlicher Dicke und Reflektivität (Verwechslung mit Netzhaut leicht möglich) typisch. Die
Beweglichkeit ist sehr variabel, meist träge und im weiteren Verlauf geringer bis schließlich fehlend. Typisch
(falls nachweisbar) ist das aufgrund der enthaltenden
Gefäße (bei fibrovaskulären Membranen) immer wieder unterbrochene Echo. Häufig setzen die Membranen
an hochreflektiven Wandveränderungen an (Neovaskularisation). Auf begleitende traktive Ablationes (Zeltdachphänomen) und Ausbildung von brückenbildenen
Membranen (Abb. 39.4) ist zu achten.

4.4.7 Glaskörperblutung
 Blutung bei symptomatischer hinterer Glaskörperabhebung: Die Erythrozyten schlagen sich am präexistenten, evtl. an der Foramenentstehung beteiligten Glaskörperstrang oder am Netzhautdeckel als wandständige
Verdichtung nieder.
 Terson-Syndrom: von der Papillenregion ausgehende
Blutung in den Glaskörperraum bei subarachnoidaler
Blutung.

Blutungen mit Glaskörperabhebung:
 Schwächere Blutungen: Blutbetauung der abgelösten
hinteren Glaskörpergrenzmembran (dadurch höhere Reflektivität und Verwechslung mit Netzhaut
möglich!).
 Retrohyaloidale Blutungen: Zellen im retrovitrealen
Raum; diese stellen jedoch nicht einzelne Zellen,
sondern bereits agglutinierte Erythrozyten dar. Eine
ganz frische Blutung ohne Agglutination ist daher
im Ultra­schall nicht sichtbar.
Abb. 39.4. Brückenbildende Membran mit niedrigem Echo im
A-Bild bei komplett abgelöster Netzhaut
1138
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
4.4.9 Entzündungen
(Endophthalmitis)
 Wie bei Blutungen findet man eine zellige Infiltration des Glaskörpers.
 Unterscheidung von einer Blutung: weniger gleichmäßig, lokale Häufung (Schlieren) der Zellen mit diffusionsartiger Ausdehnung und geringerer Beweglichkeit;
häufig tritt eine lokalisierte, entzündlich bedingte Aderhautverdickung auf.
 Im zeitlichen Verlauf (u. U. in der Größenordnung
von Stunden) lässt sich die Ausdehnung der zelligen Infiltration vom Eintrittsort aus verfolgen.
39
 Es kommt im weiteren Verlauf der Erkrankung
deutlich früher als bei intraokularen Blutungen zu
membranösen Verschwartungen. Die diffusen Mem­
bran­bildungen im Glaskörperraum erinnern an ein
Netzwerk.
 Manchmal findet sich zusätzlich eine Begleittenonitis mit Darstellbarkeit des Tenon-Raums. Dieser
Spaltraum ist nur bei einer pathologischen Flüssigkeitsansammlung sichtbar.
4.4.10 Persistierender hyperplastischer
primärer Glaskörper
(PHPV)
 Keine Längenverkürzung, jedoch hinterer Polstar
und Anhängsel an der Linse, das in den Glaskörper­
raum hineinreicht.
 Bergmeisterpapille (Gliafasern im Papillenbereich,
die in den Glaskörperraum hineinreichen).
 Glaskörperzysten.
4.4.11 Fremdkörper
 Typische Kriterien sind hohe Reflektivität, Wiederholungsechos und Schallschatten (Abb. 39.5).
 Durch die hohe Reflektivität erscheint der Fremdkörper bei hoher Verstärkung deutlich größer, daher besser
mit schwacher Verstärkung untersuchen. Eine sichere
Beurteilung der Größe ist aufgrund der zahlreichen
möglichen Artefakte in der Regel nicht möglich.
 Bei einem Mindestdurchmesser von 0,3 mm ist ein
Fremdkörper noch lokalisierbar; die Signalintensität ist
dann ähnlich einer Ansammlung agglutinierter Erythrozyten.
 Bei einer rauhen Oberfläche (z. B. Gußeisensplitter)
erfolgt eine starke Streuung; damit ist evtl. keine Darstellung möglich.
 Bei sehr glatter Oberfläche (z. B. Glas, Metall) kann
aufgrund vollständiger Reflexion in eine schallkopfferne
Richtung trotz auffälligem Befund im Röntgenbild keinerlei Darstellbarkeit im Ultraschall resultieren.
Es handelt sich um eine angeborene Veränderung. Man unterscheidet die vordere, hintere und abortive  Bei vorgelagerten Luftblasen ist der Fremdkörper im
Form.
Schallschatten möglicherweise nicht zu lokalisieren.


Vorderer PHPV:
 Häufigste Form, meist einseitig und oft mit einem
Mikro­phthalmus vergesellschaftet.
 Retrolentale Schwarte dicht an der Hinterkapsel;
daher sonographisch evtl. von der Linse (sonographisch wie hintere Schalentrübung) nicht zu trennen. Manchmal liegt zusätzlich eine sekundäre Katarakt vor.
 Bei kataraktbedingter Linsenverdickung kann es zu
einem sekundären Winkelblockglaukom mit konsekutivem buphthalmischen Mikrophthalmus und damit zu scheinbar normaler Achsenlänge kommen.

Hinterer PHPV:
 Selten.
 Ablatio falciformis mit Netzhautfalten, von der Pa-
pille ausgehend.

Abortive Form:
Abb. 39.5. Knöcherner Fremdkörper im Glaskörperraum mit
hohem Echo im A-Bild und absolutem Schallschatten hinter
dem Fremdkörper
4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
1139
Beachte: Es ist kein sicherer Fremdkörperausschluss
im Ultraschall möglich. Bei sehr kleinen Fremdkörpern
ist das Auflösungsvermögen des Röntgenbildes besser. Der Vorteil des Ultraschalls gegenüber dem Röntgenbild ist jedoch die Darstellbarkeit röntgennegativer
Fremdkörper und die genauere Lokalisation, insbesondere in Relation zur Bulbuswand.
 Bei der traktiven Ablatio retinae findet sich meist
ein Zeltphänomen. An der Spitze setzt ein Glaskörperstrang an.
4.4.12 Chronische Uveitis
4.5.3 Kriterien der alten Ablatio retinae
Darstellbar ist die Schrumpfung des Glaskörpers zu
einer frontalen Platte im Bereich der Glaskörperbasis,
evtl. mit konsekutiver Ziliarkörperabhebung.
 Nach Wochen kommt es zu einer Verdickung (ödem­
atöse Schwellung), daher sonographisch ähnliches
Aussehen wie Aderhaut: evtl. ist makroskopisch eine
Fältelung (MPP = massive periretinale Proliferation)
auszumachen.


Bei intermediärer Uveitis kann es zur retrolentalen
Membranbildung kommen.

peitschenartige Nachbewegung bei Bulbusbewegungen
zeigt und sich bei kompletter Ablatio retinae zwischen
Ora serrata und Papille kegelförmig ausspannt.

4.5 Netzhaut
Im anliegenden Zustand ist die Netzhaut nicht sicher von Pigmentepithel und Aderhaut abgrenzbar. Daher wird das Ergebnis der sonographischen
Untersuchung meist als „Netzhaut/Aderhaut anliegend“ angegeben.
Der subretinale Raum ist bei einer Netzhautablösung fast immer echofrei; ortsständige Echos
legen den Verdacht auf einen Tumor nahe. Ausnahmen sind die seltene hämorrhagische Ablatio
retinae (z. B. nach perforierender Verletzung), die
ganz alte Ablatio retinae mit subretinalen Eiweißausfällungen und der M. Coats.
Die Beweglichkeit nimmt stark ab.
 Trichterbildung mit Auffüllung des Trichters durch
verdichtete Glaskörperstrukturen bis zur „T-Form“ mit
geschlossenem Trichter. Zu achten ist auf traktive Verbindungen zum Ziliarkörper (Phtisisgefahr).
 Bildung von intraretinalen Zysten (frühestens nach
etwa 1 Jahr).
 Bei frei flottierenden subretinalen Trübungselementen kann es sich um Blut aber auch um Cholesterinkristalle handeln (Differenzialdiagnose: M: Coats). Eiweißausfällungen entstehen bei sehr alten Ablationes.  Wenn ortsständige subretinale Echos vorliegen, muss
immer an einen Tumor gedacht werden.
4.5.1 Differenzialdiagnostische Kriterien
4.5.4 Retinoschisis
 Die Aderhautabhebung bezieht die Pars plana mit
ein.
 Diese ist meist gut von einer Ablatio retinae zu unterscheiden.
 Überspannung der Papillenregion ohne Bulbuswandkontakt: Bei einer Ablatio retinae ist dies nicht
möglich, d. h. es handelt sich in diesem Fall um eine
Glaskörpermembran.
 Zum Glaskörperraum hin ist eine konvex begrenzte,
sehr dünne, hochreflektive Membranstruktur in der äußeren Peripherie zu erkennen.
Eine Glaskörpermembran mit Papillenkontakt hat
meist eine niedrigere Reflektivität (Ausnahmen: PVR,
Zustand nach Blutung) und ist unregelmäßiger in der
Dicke als die Netzhaut.

 Meist ist sie beidseitig, häufig temporal unten lokalisiert.
 Im Gegensatz zur abgelösten Netzhaut ist eine Retinoschisis starr und unbeweglich (kein peitschenartiges
Nachschwingen bei Bulbusbewegung).
4.5.2 Kriterien der typischen
frischen Ablatio retinae
4.6 Aderhautabhebung
 Im spitzen Winkel auf die Bulbuswand zulaufende
dünne Membranstruktur hoher Reflektivität, die eine
 Dickere und weniger stark reflektive Membran als
bei einer frischen Ablatio retinae. Sie erinnert an eine
1140
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
ältere, verdickte Ablatio retinae, jedoch ohne Fältelungen und mit geringer Beweglichkeit.
Sie setzt am Ziliarkörper an, nicht an der Ora serrata
(Differenzialdiagnose Netzhaut). Im Frühstadium sind
im Ziliarkörperbereich beginnende Ablösungen nur
mit der 50-MHz-Sonde darstellbar.

 Sie reicht in der Regel nicht bis zum N. opticus (Ausnahme: Zerreißungstrauma, extreme Hämorrhagie).
 Ausgeprägtere Fälle führen zur Berührung der Aderhautblätter in der optischen Achse („kissing choroids“).
4.6.1 Exsudative Form
Der subchorioidale Raum ist in der Regel echofrei,
allenfalls kommt es zur Darstellung von vereinzelten
Zellen.

39
4.6.2 Hämorrhagische Aderhautamotio
 Der retrochorioidale Raum ist mit stark reflektierenden Koageln angefüllt: die Amotio kann auch weiter
bis zum N. opticus reichen (hauptsächlich bei Trauma). Eine Unterscheidung von einem massiven Tumor ist
schwierig.
 Die Aderhautdicke ist vor posttraumatisch indizierter Vitrektomie zu bestimmen (Ultraschall); bei
geringerer Aderhautschwellung besteht geringere Blutungsgefahr.
4.7 Verdickungen der Netzhaut und Aderhaut
und sich primär in den Glaskörperraum
ausbreitende tumoröse Veränderungen
der Bulbuswand
4.7.1 Aderhautnävus
 Evtl. finden sich strangförmige Strukturen (Vortexvenen) zwischen Aderhaut und Bulbuswand.
 Hochreflektierende Netzhaut-Aderhaut-Verdichtung
mit geringer bis fehlender Prominenz.
 Aufgrund der Dicke der Aderhaut lassen sich Vorder- und Hinterfläche voneinander trennen. Dies führt
zu einer doppelgipfligen Zacke im A-Bild (Abb. 39.6).
Manchmal finden sich knapp unter der Oberfläche
Zonen niedriger Reflektivität bei erhabener Veränderung (A-Bild). Es sind jedoch auch Formen beschrieben
worden, die im B-Bild prominent und niedrigreflektiv
waren. Die Abgrenzung zum malignen Melanom der
Aderhaut ist dann sehr problematisch.
Auftreffen am hinteren Pol im stumpfen Winkel,
zum Glaskörperraum hin konvex, Berührung der Linse
möglich.


 Kaum Wachstum (Messtoleranzen beachten), Nachfolgeuntersuchungen nach 3 und 6 Monaten, später
jährlich.
 Differenzialdiagnose: Artefakt bei senkrechtem Auftreffen des Schallstrahls auf die Netzhaut.
4.7.2 Junius-Kuhnt-Makulopathie
(altersbedingte Makuladegeneration)
 Echographisch inhomogener (geschichteter) Tumor
mit Wechsel zwischen Zonen hoher (Bindegewebssepten) und niedriger (frische Exsudate) Reflektivität.
 Größe: selten > 1 mm, praktisch nie > 3 mm prominent; Ausnahme: Es liegt eine noch partiell aktive
(„feuchte“) Makuladegeneration mit ausgeprägten Hämorrhagien vor.
Abb. 39.6. Exsudative Aderhautabhebung mit Vorwölbung der
Aderhaut unter fehlender Beteiligung des hinteren Pols. Straff
ausgespannte Vortexvene oben sichtbar. Auffällig ist das doppelgipflige A-Bild-Echo (unterer Bildteil)
 Die Größenabnahme im Verlauf spricht gegen einen
malignen Tumor, eine Größenzunahme ist kontrollbedürftig; es kann sich sowohl um einen Tumor als auch
eine Junius-Kuhnt-Makulopathie handeln.
4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
 Sonderform: große subretinale, in Organisation befindliche Blutungen bei chorioidaler Neovaskularisation, die auch über 3 mm prominent sein können. Die­se
Blutungen können sonographisch wie ein Melanom
aussehen, sind jedoch meist „hügeliger“.
4.7.3 Karzinommetastase

Häufigste intraokulare Neoplasie.

Primärtumor: meist Mamma oder Lunge.
1141
 Differenzialdiagnose: gering pigmentierter Aderhautnävus (selten) oder Aderhautmetastase.
4.7.5 Retinoblastom
 Häufigste primäre intraokulare Neoplasie des Kindesalters.

 Es handelt sich um einen von der Netzhaut ausgehenden Tumor mit primär intraokularer Ausdehnung,
inhomogenem Aufbau durch Wechsel zwischen Nekrosezonen (dunkel) und multiplen hochreflektierenden
(Verkalkungen) Binnenstrukturen mit Schallschatten.
Die Karzinommetastase ist das „Chamäleon“ der
Bulbuswandtumoren, sonographisch sehr unterschiedliche Darstellung.
 Bei präretinalem (endophytischem) Wachstum sind
ophthalmoskopisch Gefäße an der Oberfläche zu sehen. Sonographisch ist zu Beginn der Erkrankung die Differenzialdiagnose zum M. Coats schwer zu stellen, es
sei denn, dass unter der Oberfläche bewegliche Echos
festzustellen sind (Flottieren der subretinalen Kristalle
bei M. Coats).
Sonographisch: meist hochreflektierende (v.a. Adeno­
karzinome) Bulbuswandverbreiterung mit raschem
Wachstum; es kann sich eine ausgeprägte Begleitamotio
entwickeln; die für das Melanom typische Aderhautexkavation fehlt.

Bei subretinalem (exophytischem) Wachstum findet
sich eine ausgeprägte Ablatio retinae und darunter – an
der Netzhaut ansetzend – evtl. ohne Bulbuswandkontakt der Tumor.

4.7.4 Malignes Melanom der Aderhaut

Häufigste, primäre intraokulare Neoplasie.
Niedrigreflektierender (ca. 20% der Sklerazacke im
A-Bild) homogener Tumor. Aufgrund der geringen
Größe der dicht gepackten Zellen ist der Schall nicht in
der Lage, diese zu trennen, und es kommt zu diffuser
Streuung und geringem Echo.

4.7.6 Hämangiom der Aderhaut
 Sonographisch: mittel- bis hochreflektierende konzentrische Verdickung der Aderhaut mit homogener
 Zunächst bikonvex, dann kragenknopfartig (pilzförmig) bis sanduhrförmig als Hinweis auf einen Durchbruch durch die Bruch-Membran.
 Meist ist eine fast pathognomonische Aderhautexkavation nachweisbar, die durch eine histologische Veränderung der Aderhaut bedingt ist (Abb. 39.7).

Bei extraokulärer Ausdehnung:
 Verminderte Reflektivität der Sklera im A-Bild.
 Verbreiterung des Tenon-Raums.
Vermessen werden muss die maximale Prominenz
und die Ausdehnung der Tumorbasis, woraus sich nach
einschlägigen Tabellen bei bikonvexen Tumoren das Volumen berechnen lässt. Volumen und maximale Prominenz sind bei der Planung der Therapie von Bedeutung.

Die Reaktion auf lokale Bestrahlung zeigt sich sonographisch in einem Anstieg der Binnenreflektivität
durch die bindegewebige Umwandlung.

Abb. 39.7. Typischer Befund bei malignem Melanom der Aderhaut mit niedrigreflektivem Tumor, Aderhautexkavation (kleine
Stufe in der Mitte des Bildes) und begleitender Netzhautablösung oben im Bild (s. hohes Echo der Membran im A-Bild)
1142
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
Binnenstruktur; evtl. mit Begleitamotio; meist am hinteren Pol gelegen.
non-Raums. Eine Darstellbarkeit des Tenon-Raums ist
immer pathologisch.
 Differenzialdiagnose: andere hochreflektierende Tumoren wie z. B. Karzinommetastasen, Junius-KuhntMakulopathie (meist geschichteter Aufbau), Aderhautnävus (kaum prominent).
 Tiefe hintere Skleritis: Abflachung der Bulbuswandkontur durch lokale Bulbuswandverbreiterung (Hyperämie der Uvea) mit verminderter Reflektivität (Nekrose
des kollagenen Gewebes) und in etwa 50% der Fälle
Darstellbarkeit des Tenon-Raums (Hyperämie der Epi­
sklera).
 Metastasen sind häufiger als Hämangiome der Ader­
haut; daher sollte bei einem solchen Tumor differenzialdi­
ag­nostisch immer eine Metastase ausgeschlossen werden.
Bei längerem Bestehen kann es zur Knochenbildung
kommen. Differenzialdiagnose: Osteom, metastatische
Verkalkung der Aderhaut, Phtisis bulbi.

4.7.7 Osteom der Aderhaut
39
 Sonographisch: lokalisierte hohe Reflektivität der
Aderhaut (wie kalkdichter Fremdkörper) mit entsprechendem absoluten Schallschatten.
 Differenzialdiagnose: metastatische Verkalkung der
Aderhaut (Kalziumstoffwechsel überprüfen), sekundäre
Knochenbildungen (Toxocaragranulom, Hämangiom).
 Der Rückgang einer Begleittenonitis als Zeichen des
Ansprechens auf eine Steroidbehandlung lässt sich sonographisch gut kontrollieren.
4.7.11 Doppelte Perforation
 Die Perforationsstelle bei kleineren Fremdkörpern
ist nur indirekt aus der Lage des Fremdkörpers in der
Orbita und dem Ort des maximalen Blutkoagels vor der
Bulbuswand zu erschließen. Im weiteren Verlauf stellt
sich häufig der Tenon-Raum durch Einblutung und Exsudationen deutlicher dar (Abb. 39.8).
4.7.8 Entzündliche Aderhautverdickung
 Der Fremdkörper selbst ist je nach Lage und vorgelagerten Strukturen nur schwer bis gar nicht abgrenzbar. Umgebende Blutungen, hohe Reflektivität durch glatte
Oberfläche und Schallschattenbildungen erleichtern die
Lokalisation.
Sonographisch lässt sich bei ausgeprägten Formen
von Uveitis und sympathischer Ophthalmie eine Dickenzunahme der Bulbuswand feststellen.
4.8 Bulbusdeformitäten und Zustände
nach Operationen

4.7.9 Morbus Coats
 Stark reflektierende Netzhaut durch Cholesterin­
kristall­auflagerungen.
 Aufgrund des hohen Lipidgehaltes zeigen sich inselartig echoreiche Areale in einem Tumor mittlerer Reflektivität.
 Subretinal flottierende Kristalle (wie bei der Cholesterinhyalose) bei exsudativer Amotio ausreichender Größe (mindestens 1–2 mm prominent) sind darstellbar.
 Diese lassen sich sonographisch gut quantifizieren;
bei fehlendem Einblick sind sie erst sonographisch erkennbar bzw. lokalisierbar.
 Befindet sich die Linse im Schallstrahl, kommt es
zu artifiziellen Verzeichnungen: Zum einen kann sich
durch die Ablenkung der Schallwellen in der Peripherie
der Linse (wirkt für Ultraschall als Zerstreuungslinse)
eine staphylomartige zentrale Ausbuchtung, zum anderen ein scheinbarer Makulatumor bei beschleunigter
Schallgeschwindigkeit (kalzifizierte Linse) zeigen.
 Achsenmyopie: Augenlänge oberhalb der Norm,
Bulbuswand schmaler (bis 1 mm).
Ist kein Flottieren der Kristalle darstellbar, sollte
differenzialdiagnostisch an ein Retinoblastom gedacht
werden.
 Achsenhyperopie: Augenlänge unterhalb der Norm;
Bulbuswand verdickt (bis 2,5 mm).
4.7.10 Skleritis posterior
 Staphylome: typische Aussackungen der Bulbuswand
(angeboren oder erworben, z. B. bei Myopie).
 Tenonitis (Scleritis superficialis posterior): oberflächliche Skleraentzündung mit Darstellbarkeit des Te-
 Zustand nach Cerclage: Schallschatten des niedrigreflektiven Silikonbandes sichtbar.

4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
1143
Abb. 39.8. Doppelte Perforation mit hochreflektivem Fremdkörper
 Zustand nach Silikonschaumstoffplombe: Durch
enthaltene Luftblasen ist die Plombe ein absolutes,
hochreflektierendes Schallhindernis mit Schallschatten.
4.9 N. opticus
Die sonographische Beurteilung des N. opticus
ist als einfache Screening-Methode zur Differenzialdiagnose der Papillenprominenz und der unklaren Sehverschlechterung essentiell und erspart
häufig intensivere und teurere Diagnostik. Ein
typisches Beispiel hierfür ist die sonographische
Beurteilung der Drusenpapille. Bei Verdacht auf
Tumoren sollte bedacht werden, dass mittels Ultraschall nur die Beurteilung der vorderen zwei
Drittel der Orbita möglich ist. Weiter hinten gelegene Veränderungen, die differenzialdiagnostisch
von entscheidender Bedeutung sein können, sind
nur mittels CT oder MRT beurteilbar.
 Zustand nach Wedge: niedrig reflektiver Bereich mit
Schallverstärkung dahinter.
 Abgeschnürtes retrobulbäres Kolobom bei Mikro­
phthalmus.

Phtisis bulbi:
 Aderhautverdickung (Zunahme der Bulbuswand-
stärke) als erstes Symptom bis zur Schrumpfung des
Glaskörperraums auf einen Bruchteil des ursprünglichen Volumens.
 Achsenlängenverkürzung im Seitenvergleich.
 Häufig multiple traktive Membranen im Glaskörper,
komplette trichterförmige Amotio retinae, selten
Amotio chorioideae; proliferative Umbauvorgänge im
Glaskörperraum mit diffuser Verdichtung im Schall.
 Fortgeschrittene Stadien mit Verkalkungen bis hin
zu Knochenneubildungen in der Bulbuswand mit
Schallschattenbildung.
4.9.1 Anatomie
Aufbau: Nerv, aufgelagerte Pia mater, anliegende Dura
mater mit vorhandenem, aber im physiologischen Zustand nicht darstellbarem, Verschiebespalt zur Pia mater.

Am höchsten reflektiert die Durainnenseite, daher
erfolgt die Vermessung des Optikusdurchmessers als
„Durainnendurchmesser“ (Normwerte 3,2–4,4 mm). Gemessen werden sollte wenige Millimeter hinter der
Bulbuswand und bei Vergleichsuntersuchungen an reproduzierbaren Stellen, da der N. opticus am Skleradurchtritt, direkt danach und im weiteren Verlauf jeweils andere Maße hat.

Anmerkungen zur Sklera
 Der Übergang Aderhaut – Sklera lässt sich im physiologischen Zustand nicht darstellen. Die Sklerahinter­
wand dagegen zeigt bei senkrechtem Auftreffen des
Schallstrahls ein hohes Echo. In Zweifelsfällen lässt sich
die Grenze zum Orbitafett durch Kompression oder Bewegung des Bulbus deutlich machen.
 Messungen sollten immer eindeutige und reproduzierbare Bezugspunkte haben und sich entweder auf die
Skleravorderfläche (z. B. Prominenz eines Aderhautmelanoms bei darstellbarer Aderhautexkavation) oder die
Sklerahinterfläche beziehen.
4.9.2 Drusenpapille
 Typische hochreflektive Struktur mit Schallschattenbildung (niedrige Verstärkerleistung wählen) im Be-
1144
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
reich der prominenten Papille. Sonographischer Befund
ist patho­gnomonisch, reicht als Beweis und erspart die
lange Suche nach der Ursache der „unklaren“ Papillenschwellung.
4.9.3 Papillenprominenz
Eine Papillenprominenz kann bis zu 0,5 mm bei
schrägem Sehnerveneintritt und entsprechend verlaufendem Gefäßbaum physiologisch sein. Bei höheren
Werten besteht ein gesicherter Verdacht auf eine pathologische Veränderung und damit auch die Indikation
für weitere Unter­suchungen (Beispiele: Drusenpapille,
Neuritis, Stau, Papillitis).
4.9.7 Optikusscheidenmeningeom
 Die Kombination von Optikusatrophie, optikoziliaren Shuntgefäßen und einer Erweiterung des Durainnendurchmessers (es liegt ein niedrig reflektiver
Tumormantel vor – daher ist manchmal das Scheidenphänomen darstellbar) ist pathognomonisch.

 Der Stau bewirkt meist eine kegelförmig vorstehende
Papille, während vaskuläre und entzündliche Ursachen
meist eine Verbreiterung bewirken.
39
4.9.4 Optikusexkavation und -kolobom
Nur bei ausgeprägten Befunden (Breite: > 2 mm;
Tiefe: > 1 mm) darstellbar. Eine mittelgradige Exkavation, wie sie beispielsweise beim Glaukom auftreten
kann, ist sonographisch nicht beweisbar.

4.9.8 Gliom des N. opticus
 Spindelförmige Auftreibung des N. opticus im B-Bild
und vergrößerter Durainnendurchmesser. Die sonographische Unterscheidung zwischen Tumorgewebe und
N. opticus gelingt noch schlechter als beim Meningeom.
4.9.9 Melanozytom
 Niedrigreflektiver Papillentumor, der sich sonographisch nicht vom Melanom unterscheiden lässt.
4.10 Orbitaveränderungen
Es muss v.a. bei Orbitaveränderungen berücksichtigt werden, dass die Sonographie nur dem
Screening und der Lokalisation evtl. Veränderungen dient. Eine sichere Artdiagnose von Erkrankungen ist nicht zu stellen; die weitergehende
Diagnostik ist daher unumgänglich.
4.9.5 Stauungszeichen
 Bei Flüssigkeitsansammlung im Raum zwischen Pia
(mit dem Nerven fest verbunden) und Dura kommt es
zum „Optikusscheidenphänomen“ und man kann den
Durainnendurchmesser vom eigentlichen Nervendurchmesser trennen (Abb. 39.9).
4.10.1 Orbitawanddefekte
Größe und Lokalisation sind für die Darstellbarkeit
entscheidend.

Liegt zusätzlich eine Kompression der ableitenden
Gefäße vor, finden sich Gefäßlumina in der Orbita, die
normalerweise nicht darstellbar sind.

 Weitere Diagnostik (Computertomographie etc.) ist
dringend indiziert.
 Das Optikusscheidenphänomen ist nicht immer darstellbar, auch wenn es theoretisch existent sein müsste. Man findet dann zumindest eine Vergrößerung des
Durainnendurchmessers. Die Bestimmung des Durainnendurchmessers ist generell der am genauesten zu erhebende Wert.
4.9.6 Neuritis nervi optici
Bei Neuritis tritt kein Optikusscheidenphänomen,
sondern nur ein erweiterter Durainnendurchmesser auf.

Abb. 39.9. Querschnitt des N. opticus von temporal mit darstellbarer Optikusscheide (kleines Kreuz markiert die Grenze
des Sehnerven)
4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen
 Blow-out-Frakturen sind meist nicht darstellbar (ungünstige Lage für Schallkopf).
 Maligne Prozesse aus den Nasennebenhöhlen: Erstes
Kriterium ist die Schallfortleitung (bei Säuglingen aufgrund der fehlenden Verknöcherung physiologisch) bis
in die Nasennebenhöhlen.
4.10.2 Niedrigreflektive Strukturen
in Orbitawandnähe

Mukozele:
 Glatt begrenzter zystenartiger Hohlraum mit kapsel-


artiger Begrenzung.
Keine Binnenechos bei maximaler Verstärkung; Ausnahme: Septen.
In 50% Verbindung zu den Nasennebenhöhlen,
durch Schallfortleitung darstellbar.
Gering kompressibel.
Änderung der Wandkontur der Orbita möglich.

Meningeome des Keilbeins:


1145
 Der Defekt der Wand ist häufig nicht sicher darstell-
bar (Größe und Lokalisation ungünstig für Schallkopf).
 Im weiteren Verlauf kann die zunehmende Resorption überprüft werden.

Pseudotumor ohne Muskelbeteiligung:
 Häufig ist zusätzlich der Tenon-Raum darstellbar.
 Die Tränendrüse kann befallen sein.
4.10.3 Orbitaraum außerhalb des Muskelkonus
Epitheliale Einschlusszysten mit typischer zystischer
Struktur.

Maligne Tränendrüsentumoren (Karzinome und
Mischtumoren):

 Beachte: Eine sonographisch darstellbare Tränen-
drüse ist pathologisch.
 Die Tumoren beschränken sich in der Regel auf den
temporal oberen Orbitaquadranten.
 Fehlende Schallfortleitung in die Nasennebenhöh-
 Inhomogener Aufbau, teilweise mit Verkalkungen.
 Eine sichere sonographische Differenzierung ist
 Höherer Reflexionsgrad (Verkalkungen) als bei
 Differenzialdiagnose: Pseudotumoren und Lym-
len.
Muko­zele im Tumorinneren.
nicht möglich.
phome beziehen meist äußere Augenmuskeln und
den Tenon-Raum mit ein.
 Evtl. Veränderung des Wandprofils und mukozelen-
artige Veränderungen durch Verdrängung von Orbitainhalt.
 Beachte: sichere Abgrenzung sonographisch nicht
möglich.

Bakterielle Orbitaentzündung:
 Die Infiltration des Fettgewebes führt zur Erniedri-
gung des Reflexionsgrades.
 Die Darstellbarkeit des Tenon-Raums ist als Aus-
druck einer die ganze Orbita betreffenden Permeabilitätsstörung zu sehen.
 Eine Periostabhebung zeigt sich als stark reflektierende Membranstruktur in Orbitawandnähe als
Hinweis auf einen subperiostalen Abszess.
 Ein Orbitaabszess stellt sich als leicht abgrenzbarer
Bezirk erniedrigter Reflektivität innerhalb der Orbita
dar.
 Ein Empyem der Siebbeinzellen zeigt sich an der
Darstellbarkeit der Siebbeinzellen; die Siebbeinwand
ist entzündungsbedingt schalldurchlässiger.

Hämatome nach Orbitawandfrakturen:
 Im frischen, noch unorganisierten Zustand niedrig
reflektiv wie Mukozele.

Dermoide:
 Es findet sich eine klar abgegrenzte Struktur in ty-
pischer Lokalisation (60% im äußeren Drittel des
Oberlides) mit unruhiger, aber häufig gleichmäßiger
Binnenstruktur bei unterschiedlicher Binnenreflektivität (je nach Zusammensetzung).
 Wichtig ist die Suche nach einer evtl. vorhandenen,
stielförmigen Verbindung zum Periost und Eindellungen oder Defekten der Knochenstruktur (selten),
die dann eine direkte Verbindung der Zyste mit
der Dura mater bedeuten kann (präoperative Dia­
gnostik).
 Bei nasaler Lokalisation sollte auch an eine Meningozele oder Meningoenzephalozele gedacht werden.
4.10.4 Äußere Augenmuskeln

Normalbefund:
 Spindelförmige, niedrigreflektive Strukturen mit
schlankem Ansatz am Bulbus und einem Durchmesser von maximal 3,5 mm bei einem zur Verlaufsrichtung senkrechten Schallstrahl.
1146
Kapitel 39 Ultraschall und Biometrie
 Die Sehne des M. obliquus superior ist nicht darstell-
bar; der M. obliquus inferior ist manchmal schwierig
aufzufinden und kaum komplett darstellbar.



39



bulbärer Schalleitung, ist jedoch nur schwer quantifizierbar. Daher sind bei typischer Klinik unaufällige
Muskeln kein Gegenbeweis für das Vorliegen einer
endokrinen Orbitopathie.
Beim häufiger vorkommenden Muskelbefall finden
sich schlanke Muskelansätze.
Frische entzündliche Phase: massive Anschwellung
des Muskels im Bauchbereich mit unveränderten
oder etwas erniedrigten Binnenechos.
Chronisch fibrotische Veränderungen: Die Muskeldicke ist verringert bis normal, jedoch bestehen vermehrte Binnenechos bis zur fehlenden Abgrenzbarkeit gegenüber dem umgebenden Gewebe.
Computertomographisch am häufigsten ist der
M. rectus inferior betroffen; sonographisch erhält
man diesen Befund wegen erschwerter Darstellbarkeit des M. rectus inferior seltener. Hier zeigt sich
der M. rectus medialis als der am häufigsten betroffene Muskel.
Zu achten ist auf Stau mit konsekutivem Optikusscheidenphänomen und darstellbaren Venen. Bei
weiteren Befunden, die auf eine beginnende Optikusschädigung hinweisen (Perimetrie, Visusabfall)
besteht eine Indikation zur operativen Dekompression.
Metastasen in den Augenmuskeln:
 Selten.
 Bei einzelnem, verbreiterten Muskel mit niedrigen
gleichförmigen Strukturechos und vorwiegend passiver Motilitätsstörung sollte an eine Metastase gedacht werden.
 Differenzialdiagnose: Myositis.
 Myositis: Siehe unter Abschn. 4.10.6 Pseudotumor
orbitae. Differenzialdiagnostisch muss auch an einen
metastatischen Prozess gedacht werden.
4.10.5 Orbitaraum innerhalb des Muskelkonus

lendem Binnenecho bei S-förmiger Verstärkercharakteristik, bedingt durch die linear zunehmende
Schallschwächung aufgrund der zahlreichen Grenzflächen (Gefäßwände) innerhalb des Tumors.
Endokrine Orbitopathie:
 Muskelbefall und/oder Fettgewebsbefall.
 Der Fettgewebsbefall zeigt sich in verbesserter retro-

 Pathognomonisches A-Bild mit geradlinig abfal-
Kavernöses Hämangiom des Erwachsenen:
 Runde Raumforderung mit glatter kapselartiger Be-
grenzung.
 Inhomogene unruhige (bindegewebige Septen), mit­
tel­reflektive Binnenstruktur (Gefäßschwamm).
 Nicht komprimierbar.

Kapilläre Hämangiome des Kindes:
 Kompressibel; keine Kapsel darstellbar (im Gegensatz
zum kavernösen Hämangiom des Erwachsenen).
 Können auch im äußeren Orbitaraum und v.a. im
Lidbereich vorkommen.
 Manchmal pulsierende Echos aus dem Inneren des
Tumors; homogene Binnenstruktur.

Metastasen:
 Grundsätzlich kann sich jeder hämatogen metasta-
sierende Tumor in der Orbita absiedeln. Meist handelt es sich jedoch um Bronchial- oder Mammakarzinome.
 Sie sind niedriger reflektiv als Fettgewebe.
 Sie sind klar abgrenzbar.
 Sie können auch extrakonal vorkommen.

Arteriovenöse Fisteln:
 Gefäßpulsationen als Zeichen der Arterialisierung
werden erst sichtbar, wenn der Gewebedruck den
diastolischen, intravasalen Druck überschreitet. Bei
arterialisierten Venen lässt sich dies durch Kompression des Orbitainhaltes erreichen. Das vorher gut
identifizierbare Gefäß kollabiert pulssynchron und
verschwindet kurzzeitig.
 Pulsierender Exophthalmus: großkalibriges, auf
Druck pulsierendes Gefäß im Muskeltrichter (dieser
Nachweis ist Bedingung für die sonographische Diagnose).
 Am besten darstellbar ist die V. communicans anterior (Verbindung V. ophthalmica superior und inferior), eine der sog. Apsidalvenen zwischen M. rectus
medialis und N. opticus gelegen.

Venöser Stau:
 Darstellbare Venenlumina ohne pulssynchrones Ver-
schwinden auf Druck.
 Beispiele: Orbitaspitzentumor, Orbitavenenthrom-
bose, Tolosa-Hunt-Syndrom (Pseudotumor mit Erfassung des Sinus cavernosus oder der Fissura orbitalis superior).
 Bei den meisten Zirkulationsstörungen mit Verminderung des venösen Abstroms kommt es zu einer
Verbreiterung der äußeren Augenmuskeln (Differenzialdiagnose des myogenen Exophthalmus).
 Beim schreienden oder beatmeten Säugling ist die
Darstellbarkeit der Venen physiologisch.
4 Diagnostik der Augenbestandteile und ihrer im Ultraschall darstellbaren Erkrankungen

Orbitavarizen:
 Klinisch intermittierender Exophthalmus.
 Die Venenlumina sind sonographisch durch Val-
salva-Versuch darstellbar.
4.10.6 Krankheitsbilder mit Beteiligung
mehrerer Regionen
1147
men, sodass innerhalb des Tumorgewebes kleine Inseln entstehen („Leopardenfellmuster“). Diese stellen
sich sonographisch als mittelreflektive Inseln (Orbitagewebe) in niedrigreflektivem, verdrängendem
(evtl. Bulbusimpression) Tumorgewebe dar.
 Es gibt jedoch auch scharf abgegrenzte Formen (z. B. Frühstadium im Muskel).

Lymphom:
Pseudotumor orbitae: Unspezifische Entzündung  Geringe Reflektivität des betroffenen Orbitaanteiles.
orbitalen Gewebes mit konsekutivem Exophthalmus.  Ausbreitung häufig in vorbestehenden Strukturen
Häufig werden darunter auch alle niedrigreflektiven,
wie Tränendrüse, Augenmuskeln oder Tenon-Raum.
nicht klar zuzuordnenden Raumforderungen zusam-  Wachstum infiltrativ und nicht klar abgegrenzt; bei
mengefasst. Dies ist nicht richtig, da das morpholoden sonographisch darstellbaren, hochreflektiven
gische Korrelat des Pseudotumor orbitae klar definiert
Anteilen handelt es sich um das umwachsene, gesunde Orbitagewebe.
ist. Unterschieden werden eine myositische und eine
nichtmyositische Verlaufsform.
 Lymphangiom:
 Myositische Verlaufsform:
 Intra- und extrakonale Anteile.
 Extrem verdickter Muskel oder Muskeln mit deut-  Lid- und Bindehautbefall möglich.
lich erniedrigter Binnenreflektivität (evtl. auch bei  Multiple zystische Hohlräume; Ränder eher unscharf; keine Kapsel darstellbar.
maximaler Verstärkung keine Binnenechos mehr
 Bei Einblutungen evtl. zellige Echos in den Zysten. nachweisbar).
 Der Muskelansatz ist auch verdickt (wichtiger UnDaher ergibt sich ein heterogenes Bild mit echo­freien
terschied zur endokrinen Orbitopathie); dort findet
Zonen und Zonen mittlerer Reflektivität.
sich gelegentlich ein Übergang in einen verbreiterten
Tenon-Raum.
 Klinik: verminderte Dehnbarkeit des betroffenen Weiterführende Literatur
Muskels (Pseudoparese des Antagonisten) sowie rasches Verschwinden der Motilitätsstörung unter Ste- 1 . Aburn NS, Dergott RC (1993) Orbital colour Doppler imaging. Eye 7: 639
roidbehandlung. Sonographisch findet sich jedoch
Brosig J, Clemens S (1997) Die echographische Diagnostik
2 .
eine verzögerte Rückbildung der Muskelverbreider ableitenden Tränenwege mit Kontrastmitteln. Klin Moterung, während die Rückbildung des erweiterten
natsbl Augenheilkd 210: 27
Tenon-Raums noch vor der klinischen Besserung
3 . Brosig J, Holtkamp A, Clemens S (1997) Möglichkeiten
nachweisbar sein kann.
und Grenzen der extrakraniellen Gefäßdiagnostik mittels


Nichtmyositische Verlaufsform:
 Niedrigreflektiver, unscharf abgegrenzter Tumor
in der Orbita; manchmal ist zusätzlich der TenonRaum darstellbar, evtl. ist die Tränendrüse befallen.
 Klinisch gutes Ansprechen auf Steroide (wie bei
myosi­tischer Verlaufsform).
 Vor allem ein beidseitiges Auftreten sollte an Allgemeinerkrankungen denken lassen (Beispiele: Polyarteriitis nodosa, Wegener-Granulomatose, Tuberkulose,
Sarkoidose oder Waldenström-Makroglobulinämie).

Rhabdomyosarkom:
 Zusammen mit Lymphomen und Pseudotumoren
gehört das Rhabdomyosarkom zur Gruppe der niedrigreflektiven Orbitatumoren.
 Durch schnelles infiltratives Wachstum kann es zum
„Umfließen“ normaler Strukturen (z. B. Fett) kom-
4 .
5 .
6 .
7 .
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9 .
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