Sonnenaktivität ein Vortrag im Rahmen des Seminars ”Meteorologie und Klimatologie” Universität Regensburg Christoph Pöllmann Dezember 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Die 1.1 1.2 1.3 Sonne Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Das Magnetfeld der Sonne und dessen Folgen und 2.1 Die Ursachen des Magnetfeldes . . . . . . . . . . . 2.2 Auswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Sonnenflecken . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Protuberanzen . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3 Sonneneruptionen und Flares . . . . . . . . 2.2.4 Der elfjährige Schwabe Zyklus . . . . . . . . Auswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 2 4 5 5 5 5 7 7 8 3 Die Wechselwirkungen der Sonne mit der Umgebung 10 4 Die Auswirkungen auf der Erde und die Folgen für das Klima 11 1 1 Die Sonne 1.1 Allgemeines Kosmisch gesehen handelt es sich bei unserer Sonne um einen geöhnlichen Stern. Im Folgenden ein paar Daten und Eigenschaften: • Durchmesser: 1, 4 · 106 Kilometer • Masse: 2 · 1030 Kilogramm • Mittlere Entfernung zur Erde: 1, 5 · 108 Kilometer • Temperatur im Zentrum: 15 · 106 Kelvin • Temperatur an der Oberfläche: 5, 8 · 103 Kelvin • Hauptbestandteile: Wasserstoff und Helium 1.2 Aufbau Die Sonne besteht aus verschiedenen Zonen mit schalenförmigem Aufbau, wobei die Übergänge allerdings nicht streng voneinander abgegrenzt sind. Abbildung 1: Schematischer Aufbau der Sonne • Der Kern Sämtliche Energie, die von der Sonne erzeugt wird, enstammt dem Innersten der Sonne, dem sogenannten Kern. Die Energie enstammt der Kernfusion, die im Kern ständig abläuft. Dabei verschmelzen Wasserstoffkerne zu Heliumkernen und es enstehen Gammastrahlung und Neutrinos. Dieser Prozess ist nur aufgrund der immens hohen Temperatur im Inneren der Sonne möglich. Der Kern erstreckt sich vom Zentrum bis zu etwa einem Viertel des Radius der sichtbaren Sonnenoberfläche. Obwohl der Kern nur 1, 6P rozent des Sonnenvolumens ausmacht, sind hier rund 50P rozent der Sonnenmasse konzentriert. Bei einer Temperatur von etwa 15 Millionen Kelvin liegt die Materie in Form eines Plasmas vor. 2 • Die Strahlungszone Um den Kern herum liegt die so genannte Strahlungszone, die etwa 70P rozent des Sonnenradius ausmacht. Im Innern der Sonne herrscht eine derart hohe Dichte, dass die bei der Fusioin erzeugten Photonen immer wieder mit den Teilchen des Plasmas zusammenstoßen, dabei absorbiert und wieder abgestrahlt werden. Sie bewegen sich auf einer völlig zufälligen Bahn und diffundieren dabei Richtung Sonnenoberfläche. Statistisch benötigt ein ständig absorbiertes und re-emittiertes Photon etwa 10.000 bis 170.000 Jahre, um die Sonne zu verlassen. Bei jedem Zusammenstoß in der Strahlungszone nimmt die Strahlungsenergie des Photons ab und seine Wellenlänge nimmt zu. Die Gammastrahlung wird in Röntgenstrahlung umgewandelt. • Die Konvektionszone An die Strahlungszone schließt sich die Konvektionszone an. Sie ist 140.000 km dick und macht somit 20P rozent des Sonnenradius aus. Die Energie wird in dieser Zone nicht mehr durch Strahlung abgegeben, sondern durch eine Strömung (Konvektion) des Plasmas weiter nach außen transportiert. Dabei steigt heiße Materie in gewaltigen Strömen nach außen, kühlt dort ab und sinkt wieder ins Sonneninnere hinab. Da das frisch aufgestiegene Plasma heißer und damit heller ist als das absteigende, sind die Konvektionszellen mit einem Teleskop als Granulation der Sonnenoberfläche erkennbar. • Die Sonnenoberfläche - Photosphäre, Chromosphäre und Korona Oberhalb der Konvektionszone liegt die Photosphäre, die wir als Quelle der Sonnenstrahlung wahrnehmen. Sie ist aber nur eine 300 bis 400 km dicke Schicht, deren Temperatur an der Oberfläche rund 5800 Kelvin beträgt. Die Photosphäre gibt die gesamte vom Sonneninnern erzeugte und aufsteigende Energie als Strahlung ab, großteils im sichtbaren Licht. Erst hier hat die Energie der Strahlungsquanten soweit abgenommen, dass sie unschädlich und für das menschliche Auge sichtbar sind. Wegen ungeheurer Wirbel und variabler Magnetfelder darf man sich die Oberfläche allerdings nicht als glatt vorstellen. Man kann sie sich als hartes, aber dauernd bewegliches Material vorstellen. Über der Photosphäre erstreckt sich die Chromosphäre. Sie wird von der Photosphäre zwar überstrahlt, ist aber bei Sonnenfinsternissen für einige Sekunden als rötliche Leuchterscheinung zu sehen. Die Temperatur nimmt hier auf über 10.000 Kelvin zu, während die Gasdichte stark abnimmt. Die hohe Temperatur erklärt sich durch die hohe mittlere freie Weglänge der Teilchen. Das Licht, das durch die Chromosphäre scheint, wird zu einem verschwindend geringen Anteil absorbiert. Die Chromosphäre sowie der oberste Teil der Photosphäre sind daher für die charakteristischen dunklen Linien des Sonnenspektrums, welche als Fraunhofersche Linien bekannt sind, verantwortlich. Über der Chromosphäre liegt die Korona, in der die Dichte nochmals stark abnimmt. Durch Sonnenstrahlung, Stoßwellen und andere Wechselwirkungen mechanischer oder magnetischer Art wird die äußerst verdünnte Koronamaterie allerdings auf Temperaturen bis zu zwei Millionen Kelvin aufgeheizt. Die 3 genauen Ursachen dieser Heizmechanismen sind noch unklar. Der bei jeder totalen Sonnenfinsternis sichtbare Strahlenkranz hat schon vor Jahrtausenden die Menschen erstaunt. Er kann bis mehrere Millionen Kilometer reichen und zeigt eine strahlenförmige Struktur, die sich mit dem Zyklus der Sonnenflecken stark ändert. Im Sonnenflecken-Maximum verlaufen die Strahlen nach allen Seiten, im Minimum nur in der Nähe des Sonnenäquators. Die Korona geht in den Sonnenwind über. Dieser erstreckt sich bis zur Heliopause, wo er auf das interstellare Medium trifft. 1.3 Rotation Die Sonne rotiert mit einer von der heliographischen Breite abhängigen Periode zwischen 25 und 34 Tagen um ihre Achse. Entsprechend erscheinen alle Oberflächenphänomene in Bewegung. Man nennt diesen Unterschied auch differentielle Rotation. Diese hört am unteren Rand der Konvektionszone ziemlich plötzlich auf. In der Übergangszone unterliegen die Gasmassen einer Scherung, was ein Schlüsselprozess für die Erzeugung der Magnetfelder darstellt. Die Magnetfelder wiederum spielen eine entscheidende Rolle für die Entstehung von Flares, Fackeln, Sonnenflecken und Strahlungsausbrüchen. 4 2 2.1 Das Magnetfeld der Sonne und dessen Folgen und Auswirkungen Die Ursachen des Magnetfeldes Das Magnetfeld der ruhigen Sonne lässt sich näherungsweise durch ein Dipolfeld beschreiben. Alle 11 Jahre findet eine Umpolung statt (11-Jahre-Zyklus der Sonne), sodass die ursprüngliche Ausrichtung nach 22 Jahren wieder erreicht wird. Das Magnetfeld auf der Sonnenoberfläche ist etwa doppelt so stark wie das Magnetfeld auf der Erde, es beträgt ca. 100μT (1Gauß). Es beruht auf den in einer Größenordnung von 1012 Ampere in der Sonne zirkulieren elektrischen Strömen, begünstigt von der hohen Leitfähigkeit des Plasmas im Sonneninnern. Das Plasma ist aufgrund von Konvektionsströmungen in ständiger Bewegung. In diesem Plasma besitzen die Elektronen aufgrund ihrer geringeren Masse eine höhere Geschwindigkeit als die Ionen, es fliesst ein Strom. Dieser elektrische Strom wiederum induziert ein Magnetfeld, welches mit dem Plasma mitbewegt Abbildung 2: Die Entstehung ei- wird. Da sich die Sonne nicht gleichförmig dreht nes Sonnenflecks durch Magnet- (differentielle Rotation siehe 1.3), kommt es zu einer Art ”Dynamo-Effekt”; die Feldlinien werfeldlinien den besonders in Nähe des Äquators aufgewickelt und erscheinen dort in großer Dichte, was bedeutet, dass die magnetische Feldstärke anwächst. Hydrodynamische Effekte bewirken ein Aufsteigen dieser Feldlinien, welche dann wie Schläuche aus der Sonnenoberfläche herausragen. Sie krümmen sich zur Sonnenoberfläche zurück und verschwinden im einem Flecken umgekehrter Polarität. 2.2 2.2.1 Auswirkungen Sonnenflecken Sichtbare Auswirkungen der lokalen Magnetfelder sind die Sonnenflecken. Sonnenflecken sind relativ kühle Bereiche der Sonnenatmosphäre, ihre Temperatur liegt zwischen 3700 und 4500 K. Durch spektroskopische Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass im Bereich der Sonnenflecken starke Magnetfelder vorherrschen: Spektrallinien von Elementen, die normalerweise bei einer einheitlichen Wellenlänge beobachtet werden, erscheinen bei Anwesenheit eines Magnetfeldes dreigeteilt (Zeeman-Effekt), wobei der Abstand dieser Linien zueinander proportional zur Stärke des Feldes ist. Die Magnetfeldstärke im Umfeld der Sonnenflecken kann bis zu 0,4 Tesla (4000 Gauß) betragen und ist somit tausendmal stärker als das irdische Magnetfeld an der Erdoberfläche. In der Sonne bewirken die Magnetfelder eine Hemmung der Konvektionsströmungen, so dass weniger Energie nach außen 5 transportiert wird. Man kann auch auf Bildern erkennen, dass in diesen Bereichen keine Granulation der Sonnenoberfläche vorliegt, was eine Folge der Konvektionsströmungen ist. Die dunkelsten Zonen auf der Sonne sind somit die kühlsten Orte mit den stärksten Magnetfeldern, da dort die Versorgung mit Energie aus dem Inneren der Sonne geschwächt ist und somit erheblich kühler ist als die Umgebung. Sonnenflecken treten in Gruppen auf, wobei meistens zwei auffällige Flecken dominieren, die eine entgegengesetzte magnetische Ausrichtung aufweisen (der eine Fleck ist sozusagen ein magnetischer Nordpol, der andere ein Südpol). Abbildung 3: Sonnenfleck, aufgenommen am 13. Dezember 2006, Durchmesser ca. 20.000km 6 2.2.2 Protuberanzen Zwischen Sonnenflecken bilden sich Magnetfeldlinien in Form von Schleifen aus, die weit ins All hinausragen. Längs dieser Kurven wird ionisiertes Gas festgehalten, das am Sonnenrand als Protuberanzen in matt leuchtenden Bögen sichtbar ist. Der Verlauf der Magnetfeldlinien wird somit sichtbar. Diese Materieströme haben oft eine Länge von einigen hunderttausend Kilometern, 40.000 km Höhe und 5.000 Abbildung 4: Modell der Magnetfeldlinien auf der km Dicke. Sonnenoberfläche 2.2.3 Sonneneruptionen und Flares Eine Sonneneruption ist ein Gebilde erhöhter Strahlung innerhalb der Chromosphäre der Sonne, die durch Magnetfeldenergie gespeist wird. Als Flare oder chromosphärische Eruption bezeichnet man einfache Plasma-Magnetfeldbögen. Kommt es zu einer Reorganisation der Bögen, die zu einer Ablösung von Plasmaschläuchen führt, beobachtet man einen erhöhten Masseausstoß. Bezeichnungen dafür sind Koronaler Massenauswurf oder auch Eruptive Protuberanz, die damit verbundenen Teilchenstürme Sonnensturm, Protonenschauer. Die Entstehung der Flares lässt sich auf elektromagnetische Vorgänge innerhalb der Sonne zurückführen. Wenn sich die magnetischen Schleifen beim Verdrehen berühren, schließen sich die Magnetfeldlinien kurz und es kommt zu einer Rekonnexion. Die magnetische Rekonnexion ist ein physikalisches Phänomen, bei dem sich die Struktur eines Magnetfeld abrupt ändert und große Energiemengen freigesetzt werden. Vermutlich ist es für die Sonneneruption verantwortlich. Aufgrund der entgegengesetzten Orientierung des Magnetfeldes wird die Schleife mit dem eingeschlossenen Material fortkatapultiert. Dieser Strom geladener Teilchen, der von der Sonne ausgeht, wird als Sonnenwind bezeichnet. In der nachfolgenden Abbildung soll der eben beschriebene Vorgang zur Verdeutlichung schematisch dargestellt werden. Dabei ist der Verlauf des Magnetfeldes durch die farbigen Pfeile dargestellt. Bei Rekonnexion wie in der Mitte der Abbildung kommt es dann zu einem koronalen Masseauswurf. Die Dauer der Flares ist proportional zur Ausdehnung des Eruptionsgebiets. Die mittlere Lebensdauer liegt bei 10 bis 90 Minuten, wobei nach einem schnellen Anstieg der Helligkeit ein langsames Abklingen erfolgt. Flares treten in Gebieten der 7 Abbildung 5: Koronaler Massenauswurf als Folge der Rekonnexion von Feldlinien. Sonne auf, in denen sich auch Sonnenflecken und Sonnenfackeln zeigen. Pro Tag sind bei normaler Sonnenaktivität 5 bis 10 Flares zu beobachten. Die Gebiete senden eine verstärkte Strahlung im ultravioletten und im Röntgenbereich sowie Protonen, Elektronen und Ionen aus. Auf der Erde bewirkt dies eine Störung der Ionosphäre mit entsprechender Beeinträchtigung des Radioverkehrs. Die Teilchen führen beim Eindringen in die Erdatmosphäre zu magnetischen Stürmen und Polarlichtern. 2.2.4 Der elfjährige Schwabe Zyklus Die Gesamtzahl der Sonnenflecken unterliegt einem Zyklus von rund elf Jahren. Er ist benannt nach dem deutschen Astronom Samuel Heinrich Schwabe. Während eines Aktivitätminimums sind kaum Sonnenflecken sichtbar. Mit der Zeit bilden sich zunehmend Flecken in einem Bereich von 30◦ nördlicher und südlicher Breite aus. Diese aktive Fleckengürtel bewegen sich zunehmend in Richtung Äquator. Nach etwa fünfeinhalb Jahren ist das Maximum erreicht und die Zahl der Flecken nimmt langsam wieder ab. Nach einem Zyklus hat sich das globale Magnetfeld der Sonne umgepolt. Der vorher magnetische Nordpol ist jetzt der magnetische Südpol. Eine vollständige Periode dauert dementsprechend 22 Jahre. Abbildung 6: Der Schwabe Zyklus 8 Die genauen Ursachen für den Zyklus sind noch nicht vollständig erforscht. Man geht derzeit vom zuvor erlärten Modell (siehe 2.1) aus. 9 3 Die Wechselwirkungen der Sonne mit der Umgebung Die Sonne beeinflusst ihre Umgebung nicht nur durch Strahlung und Gravitation, sondern auch den interplanetaren Raum mit ihrem Magnetfeld und vor allem mit dem Sonnenwind. Dieser Teilchenstrom kann die Sonne mit mehreren 100 km/s verlassen und verdrängt das Interstellare Medium bis zu einer Entfernung von circa 22,5 Milliarden Kilometern. Bei Sonneneruptionen können sowohl Geschwindigkeit als auch Dichte des Sonnenwindes stark zunehmen und auf der Erde neben Polarlichtern auch Störungen in elektronischen Systemen und im Funkverkehr verursachen. Der Energietransport von der Sonne erfolgt sowohl durch Strahlung als auch durch den Transport von energetisch geladenen Teilchen. Abbildung 7: Sonnenwind und Erdmagnetfeld 10 4 Die Auswirkungen auf der Erde und die Folgen für das Klima Da der Sonnenwind aus elektrisch geladenen Teilchen besteht, stellt er ein Plasma dar, das sowohl das Magnetfeld der Sonne als auch das der Erde verformt. Das irdische Magnetfeld hält den Teilchenschauer zum größten Teil von der Erde ab. Nur bei einem starken Sonnenwind können die Teilchen in die hohen Schichten der Atmosphäre eindringen und dort Polarlichter hervorrufen, ebenso wie auf anderen Planeten mit einem Magnetfeld. Starke Sonnenwinde haben auch Einfluss auf die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen und können unter anderem den Kurzwellenfunk und die Kommunikation mit Satelliten stören. Ein deutlich sichtbares Anzeichen für die Existenz des Sonnenwinds liefern die Kometen: Kometenschweife zeigen immer von der Sonne weg, denn die Gas- und Staubteilchen, welche die Koma und den Schweif bilden, werden vom Sonnenwind mitgerissen. Der Sonnenwind reicht weit bis über die äußeren Planetenbahnen hinaus. Aber auch die von der Sonne ausgesandte Strahlung in breiten Wellenlängenbereichen erreicht die Erde. So wäre ein Leben ohne Licht nicht möglich, aber auch UV und Infrarotstrahlung sind zum einen nicht wegzudenken aber andererseits auch gefährlich. Die Sonne und die von ihr ausgestrahlte Solarenergie sind die treibende Kraft für den energetischen Antrieb des irdischen Wetters und Klimas. Offenbar hängen sowohl langfristige Klimaveränderungen als auch unser tägliches Wetter eng mit den Aktivitäten unserer Sonne zusammen. So wie wir das Licht der Sonne täglich sehen, erscheint es uns stabil und gleichmäßig. Satellitendaten zeigen aber, dass sich in den für das menschliche Auge unsichtbaren Spektralbereichen teilweise starke Veränderungen sowie Schwankungen der Sonnenaktivität verbergen. Die solaren Schwankungen lassen sich auf den Sonnenzyklus zurückführen. Auf dem ZyklusHöhepunkt, der das letzte Mal 2001 erreicht worden ist, wird der Sonnenwind zu einem regelrechten Sonnensturm. Auf der Sonnenoberfläche ereignen sich nun gewaltige Eruptionen, die große Mengen energiereicher Partikel ins All schleudern. Die dabei freigesetzten Urgewalten entsprechen dabei etwa der Explosion von 66 Milliarden Hiroshima-Bomben. Die ersten Beobachtungen der Sonnenflecken gehen auf das Jahr 1610 zurück. Damals wurden diese unter anderen von Galileo Galilei mit einem Fernrohr gemacht. Regelmäßige Zählungen gibt es allerdings erst seit 1860 vom astronomischen Observatorium in Zürich. Im Wesentlichen gibt es drei Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und der Wetter- und Klimaentwicklung auf der Erde erklären könnten. • Die Intensitätsschwankungen der von der Sonne abgegebenen UV-Strahlung haben Folgen für die Ozonbildung in der Erdatmosphäre. Energiereiche Sonnenstrahlung spaltet Sauerstoff-Moleküle in der Stratosphäre in zwei einzelne Atome, die sich jeweils mit einem weiteren Sauerstoff-Molekül zu Ozon vereinigen (Photodissozitation). Dies führt zu Veränderungen in der Ozonschicht 11 und hat so Rückwirkung für die globale Zirkulation der Luftmassen. • Die elektrischen Eigenschaften der äußeren Erdatmosphäre verändern sich unter dem ankommenden Sonnenwind, was sich auch auf die unteren Schichten der Atmosphäre auswirkt. Es wird davon ausgegangen, dass dieser vom Sonnenwind beeinflusste kosmische Partikelregen die Wolkenbildung der Erdatmosphäre begünstigt. Eine verstärkte Bedeckung des Himmels mit Wolken führt aber auf der Erde zu einer Abschattung und damit zum Rückgang der Temperaturen. • Die Erdatmosphäre ist während des Sonnenminimums verstärkt kosmischer Strahlung ausgesetzt. Die Teilchen des Sonnenwindes schirmen in solchen Phasen die Erde weniger gegen den Schauer der schwereren und sehr energiereichen Partikel ab, die als kosmische Strahlung aus dem Weltraum auf unseren Planeten treffen. Noch weiß man wenig über die Bedeutung, die den einzelnen Mechanismen zukommt. Auch ist kaum bekannt, ob es zwischen den Mechanismen Wechselwirkungen gibt. Neben dem schon angesprochenen 11-jährigen Zyklus wurden noch weitere beobachtet. So gibt es beispielsweise den Gleißberg-Zyklus, der alle 80 bis 90 Jahre wiederkehrt, oder einen anderen Zyklus von etwa 208 Jahren. Weiter kann die Sonne auch eine verringerte Aktivität über Jahrzehnte hinweg aufweisen. Edward Maunder untersuchte 1890 die historisch beobachteten Sonnenflecken und entdeckte eine Pause in den 11-jährigen Zyklen zwischen 1695 und 1720 (Maunderminimum), die auffallend mit der kleinen Eiszeit zusammenfällt. Abbildung 8: Veränderung der Häufigkeit von Sonnenflecken seit 1610 Seit Mitte des 20. Jahrhunderts befindet sich die Sonne in einer ungewöhnlich aktiven Phase. Die Sonnenaktivität ist demnach etwa doppelt so hoch wie der langfristige Mittelwert, und höher als jemals in den vergangenen 1000 Jahren. Ein internationales Forscherteam hat die Sonnenaktivität der vergangenen Jahrtausende untersucht. Seit dem Ende der letzten Eisziet war die Sonne demnach selten so aktiv wie seit den 1940er-Jahren bis heute. Man muss über 8.000 Jahre in der Erdgeschichte 12 zurückgehen, bis man einen Zeitraum findet, in dem die Sonne im Mittel ebenso aktiv war wie in den vergangenen 60 Jahren. Ausserdem sagen Forscher voraus, dass die gegenwärtig hohe Aktivität der Sonne wahrscheinlich nur noch wenige Jahrzehnte andauern wird. Die stärke des Anteils der Sonne an der globalen Erwärmung ist weiterhin kräftig umstritten. So sind einige Forscher der Ansicht, die Sonne trage nur zu einem verschwindend geringen Anteil dazu bei, andere wiederum behaupten, der solare Einfluss sei der maßgeblich bestimmende und verweisen auf die Klimageschichte, in der es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und der Durchschnittstemperatur auf der Erde gegeben hat. Wenn man die Durchschnittstemperatur der Erde mit der Sonnenaktivität in demselben Zeitintervall vergleicht, Abbildung 9: Beitrag zum Klima- so schließt man darauf, dass ein Einfluss der Sonnen auf das Klima der Erde besteht, jedoch ist wandel dieser nicht signifikant oder alleinig Schuld an der weltweiten globalen Erwärmung. Abbildung 10: Verlauf der Temperatur während der letzten 2000 Jahre 13 Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Schematischer Aufbau der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Entstehung eines Sonnenflecks durch Magnetfeldlinien . . . . . Sonnenfleck, aufgenommen am 13. Dezember 2006, Durchmesser ca. 20.000km . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Modell der Magnetfeldlinien auf der Sonnenoberfläche . . . . . . . . Koronaler Massenauswurf als Folge der Rekonnexion von Feldlinien. Der Schwabe Zyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonnenwind und Erdmagnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung der Häufigkeit von Sonnenflecken seit 1610 . . . . . . . Beitrag zum Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verlauf der Temperatur während der letzten 2000 Jahre . . . . . . . 14 . . 2 5 . . . . . . . . 6 7 8 8 10 12 13 13 Quellenverzeichnis • http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,631103,00.html • http://www.astro.uni-bonn.de/ deboer/pdm/pdminstsonne.html • http://www.solarviews.com/germ/sun.htm • ”Forbush decrease of the galactic cosmic ray intensity: experimental study and theoretical modeling”M.V. Alania, A. Wawrzynczak 15