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DIE KARTOFFEL
Eine Knolle erobert die Welt
Geschichte
Die Kartoffelpflanze stammt ursprünglich aus
den peruanischen Anden, wo sie seit über 6.000
Jahren angebaut wird und von den Indianern
als Hauptnahrungsmittel genutzt wurde.
Als die spanischen Eroberer nach Südamerika
kamen, trafen sie dort auf das Reich der Inka,
die in den Tieflagen Mais und oberhalb von
2.500 Metern Kartoffeln anbauten. Die Spanier
nannten die Kartoffelknollen „papas“ (nach
der Bezeichnung in der Sprache der Inka) und
forderten zur Ernährung der Truppe Kartoffeln
als Tributzahlungen von den Indios.
Manche Kartoffelsorten haben eine rote Schale
Mitte des 16. Jh. gelangten die ersten Kartoffeln nach Spanien und von dort aus nach England und ganz Europa. Lange Zeit wurde die Kartoffel als exotische Zier- und Heilpflanze
angebaut, nur langsam konnte sie sich als Nahrungsmittel durchsetzen.
Da die Kartoffel zeitweise fast zum einzigen Nahrungsmittel geworden war, führten Missernten
zu katastrophalen Hungersnöten. In deren Folge kam es zu massenweisen Auswanderungen
nach Amerika.
Kleine Namenskunde
Der englische Name der Kartoffel, „potato“, leitet sich vom spanischen Namen der Süßkartoffel, „batata“ (Ipomoea batatas, Windengewächse) ab, die etwas früher nach Europa
gelangte und deren Name irrtümlich auf die eigentliche Kartoffel übertragen wurde.
Die Italiener nannten die neue Frucht zuerst „tartufolo“, (Trüffel), heute heißt die Kartoffel
im Italienischen „patata“.
Das deutsche Wort „Kartoffel“ stammt von der älteren italienischen Bezeichnung „tartufolo“ ab. In Frankreich wird die Kartoffel „pomme de terre“ genannt, „Apfel der Erde“.
Ähnliche Ausdrücke gibt es auch im Deutschen: „Erdapfel“ oder „Grundbirne“.
Die Kartoffelpflanze
Die Kartoffel (Solanum tuberosum) ist wohl der bekannteste Vertreter der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu denen auch die Tomate, Tabak und Paprika sowie einige
heimische Giftpflanzen wie z.B. die Tollkirsche gehören.
Die Kartoffel ist ein Selbstbefruchter, hat weiße oder violette Blüten und gefiederte Blätter.
Aus ihnen entwickeln sich grüne, kirschgroße Beeren, die das giftige Alkaloid Solanin
enthalten. Solanin ist für Menschen und Tiere bereits in geringsten Mengen giftig, wirkt
als Rauschgift und hält Fressfeinde ab. Alle grünen Teile der Kartoffel (auch grüne Knollen)
enthalten Solanin und sind giftig.
Aus den Augen der Mutterknolle bilden sich unterirdische Pflanzenausläufer, an deren Enden
sich die neuen Kartoffelknollen entwickeln. Sie dienen der Speicherung von Reservestoffen
und der vegetativen Vermehrung. Die Ausläufer sind keine Wurzeln, sondern unterirdische
Stängelteile, deshalb wird die Kartoffel auch als Sprossknolle bezeichnet.
Die Blätter der Kartoffel sind gefiedert
Die giftigen Früchte der Kartoffel: grüne Beeren
Kartoffeln blühen weiß oder violett
DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
Anbau und Pflege
Kartoffeln werden meist Anfang September geerntet.
Beim Kartoffelanbau werden die Samen lediglich
für die Zucht neuer Sorten verwendet. Die
Vermehrung hingegen erfolgt vegetativ, indem
man Kartoffelknollen in der Erde austreiben
lässt, wobei sich neue Pflanzen und vor allem
neue Kartoffelknollen bilden.
Während die südamerikanischen Kartoffelarten
frostresistent sind, benötigen die in Europa
kultivierten Sorten kühlgemäßigtes Klima. Sie
vertragen keine Staunässe, benötigen aber eine
regelmäßige Wasserversorgung. Durchlässige,
sandiglehmige Böden sind besonders geeignet.
Kartoffeln gelten als sehr anpassungsfähig,
sind aber frost- und hitzeempfindlich. Bereits
bei Temperaturen um -1° C treten Schäden
auf. Bei über 32° C wird das Knollenwachstum
eingestellt.
Die Kartoffeln werden nach dem Abklingen der Nachtfröste ab Mitte April in Reihen (Abstand
30 x 70 cm) ausgelegt und später mit Erde angehäufelt. Nach fünf Monaten haben die neu
entwickelten Kartoffelknollen ihren maximalen Stärkegehalt erreicht und werden geerntet.
Man unterscheidet hierbei zwischen Früh-, Mittel- und Spätkartoffeln.
Für ein schnelleres Wachstum und einen
gleichmäßigeren Aufgang werden die Knollen
vorgekeimt. Dazu werden die Saatkartoffeln 3
bis 4 Wochen vor dem Setzen in hellen Räumen
bei 12 bis 15° C in flachen Kisten aufgestellt. Es
entstehen gedrungene, 2 bis 3 cm lange, grüne
Lichtkeime.
Für eine Fläche von 100 m² benötigt man 25
bis 30 kg Saatkartoffeln.
Kartoffeln hinterlassen einen sehr lockeren
Boden und sind eine gute Vorfrucht für viele
Gemüsekulturen. Wiederholter Kartoffelanbau
auf derselben Fläche kann zu verstärktem
Auftreten von Krankheiten und Schädlingen
führen. Bei hohen pH-Werten, sehr kalkhaltigen
Böden oder unregelmäßiger Wasserversorgung
werden Kartoffeln „schorfig“.
Vorgetriebene Saatkartoffel mit Lichtkeimen
Ernte und Lagerung
Die Kartoffeln sind dann reif, wenn das Kraut auf natürliche Weise abgestorben ist und die
Schale sich nicht mehr abreiben lässt.
Die Erträge schwanken je nach Standort, Sorte, Anbautechnik und Pflanzengesundheit
zwischen 250 und 450 kg/100 m². Kartoffeln sollten bei Temperaturen zwischen 3 und 4° C
in dunklen, gut durchlüfteten Räumen gelagert werden.
Krankheiten und Schädlinge
Die Kartoffelkrankheiten kamen viel später als die Kartoffel nach Europa. Dies lag wohl
hauptsächlich daran, dass man erst im 18. Jahrhundert begonnen hatte, große Kartoffelfelder
anzulegen, in denen sich die aus Südamerika eingeschleppten Krankheiten und Schädlinge
verbreiten konnten. Die Folgen waren verheerend und führten zu großen Hungersnöten und
Massenabwanderungen.
Die erste Krankheit, die in den 50er-Jahren des 18. Jahrhunderts Europa erreichte, war die
Kraut- und Knollenfäule. Innerhalb weniger Wochen hatte sich diese Pilzkrankheit über
ganz Europa verbreitet und vernichtete fast die gesamte Ernte. Die Krankheit zeigt sich zuerst
durch einige gelbbraune Flecken und abgestorbene Pflanzenteile. Unter für den Pilz günstigen
Bedingungen (feuchtwarmes Wetter) ist innerhalb einer Woche das ganze Feld betroffen, in
der zweiten Woche werden die Pflanzen schwarz und beginnen übel zu riechen.
Neben dieser Pilzkrankheit gibt es auch sichbare Schädlinge, wie beispielsweise den Kartoffelkäfer.
Dieser gelbe Käfer mit schwarzen Längsstreifen
auf den Flügeldecken wurde 1877 aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Larve und
Käfer können ganze Kartoffelfelder völlig kahl
fressen.
Der Kartoffelkäfer und seine Larven können ganze Felder
kahlfressen (Foto: Alexander von Halem)
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Die Inhaltsstoffe der Kartoffel
Kartoffeln liefern pro Flächeneinheit fast so viel Protein wie Getreide und die doppelte Menge
an Kohlenhydraten. Die Kartoffelproteine enthalten viele für den Menschen essenzielle
Aminosäuren und sind deswegen besonders wertvoll.
Außerdem enthalten Kartoffeln Fette, Zucker, Spurenelemente und mehrere Vitamine, unter
denen das Vitamin C dominiert. Diese Zusammensetzung macht die Kartoffel zu einem
idealen Nahrungsmittel.
Weltweit betrachtet ist die Anzahl der Kartoffelsorten kaum überschaubar. Inzwischen sind
weit über 3.000 Sorten bekannt.
ArbeitsauftrAg 1
Die Kartoffel
Setze die unten genannten Begriffe richtig in den Lückentext ein.
Vor mehr als 400 Jahren kamen die Kartoffeln mit den Spaniern aus ____________________
zu uns nach Europa. Zuerst wusste man mit ihnen nichts Rechtes anzufangen, denn ihre
___________________ und ___________________ sind giftig. Wegen ihrer schönen weißen
oder violetten _____________________ wurden sie als ____________________ gehalten.
Als man aber die Kartoffelstauden ausriss und verbrannte, entdeckte man erst, wie köstlich
die gebratenen __________________ aus der Erde schmeckten. Bald schon waren die Kartoffeln aus der täglichen Ernährung nicht mehr wegzudenken. _______________________
________________________ und ____________________________________ führten in der
Vergangenheit zu Missernten, so dass große Hungersnöte ausbrachen.
Heute sind Kartoffeln nach dem Brotgetreide das wichtigste pflanzliche ________________
____________________.
Im _________________________________ legt der _________________________________
die Knollen in den Ackerboden. Von Juli bis Oktober werden dann die Kartoffeln bei uns
_____________________________. Sie heißen auch _____________________________.
Der schlimmste Schädling ist der ___________________________________________. Er hat
_____________________________ Flügel mit _____________________________ Streifen.
Wörter:
Bauer - Blätter - Blüten - geerntet - grüne Beeren - Erdäpfel - Frühjahr - gelbe Kartoffelkäfer - Knollen - Krankheiten - Nahrungsmittel - Schädlinge - schwarzen - Südamerika
Zierpflanzen
DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
Die Kartoffel
Lösung:
Vor mehr als 400 Jahren kamen die Kartoffeln mit den Spaniern aus Südamerika zu uns
nach Europa. Zuerst wusste man mit ihnen nichts Rechtes anzufangen, denn ihre Blätter und
grünen Beeren sind giftig. Wegen ihrer schönen weißen oder violetten Blüten wurden sie
als Zierpflanzen gehalten.
Als man aber die Kartoffelstauden ausriss und verbrannte, entdeckte man erst, wie köstlich
die gebratenen Knollen aus der Erde schmeckten. Bald schon waren die Kartoffeln aus der
täglichen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Schädlinge und Krankheiten führten in
der Vergangenheit zu Missernten, so dass große Hungersnöte ausbrachen.
Heute sind Kartoffeln nach dem Brotgetreide das wichtigste pflanzliche Nahrungsmittel.
Im Frühjahr legt der Bauer die Knollen in den Ackerboden. Von Juli bis Oktober werden
dann die Kartoffeln bei uns geerntet. Sie heißen auch Erdäpfel.
Der schlimmste Schädling ist der Kartoffelkäfer. Er hat gelbe Flügel mit schwarzen
Streifen.
ArbeitsauftrAg 2
Das Kartoffelquiz
1. Wo ist die Heimat der Kartoffel?
_________________________________________________________________________________________
2. Zu welcher Jahreszeit blüht die Kartoffelpflanze?
_________________________________________________________________________________________
3. Wie können die Blüten gefärbt sein?
_________________________________________________________________________________________
4. Welche Art von Früchten bringt die Kartoffelpflanze hervor?
_________________________________________________________________________________________
5. Was weißt du Wichtiges über diese Früchte?
_________________________________________________________________________________________
6. Welcher Teil der Pflanze ist als einziger essbar?
_________________________________________________________________________________________
7. Welche Kartoffel-Speisen kennst du? Schreibe sie hier auf:
_________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________
Lösung Kartoffelquiz
1. Südamerika
2. Sommer
3. weiß oder violett
4. grüne Beeren
5. Sie sind giftig!
6. Kartoffelknollen
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ArbeitsauftrAg 3
Die Kartoffelpflanze
Beschrifte die Pflanzenteile richtig, verwende die Begriffe: Stängel, Blüte, Mutterknolle,
Wurzel, Blatt, Frucht, Tochterknollen
Gestalte die Kartoffelpflanze farbig. Wähle dafür die Farben für die Knollen, Blätter, Stängel
und Blüten richtig aus.
Wusstest du, dass…
…die Kartoffeln ursprünglich aus den Anden in Südamerika stammen?
…in Südamerika Kartoffeln schon seit mehr als 6.000 Jahren angebaut werden?
…Kartoffeln fast überall bei uns wachsen, da sie in Bezug auf Boden und Klimaansprüche
sehr anpassungsfähig sind?
…die Kartoffeln mit den spanischen Seefahrern im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht
wurden?
…die Kartoffelstauden anfangs nur als Zierpflanze gezüchtet wurden, da man mit ihnen
nichts Besseres anzufangen wusste?
…erst 200 Jahre später große Kartoffelfelder angebaut wurden?
…dank der Kartoffel viele Hungersnöte in Europa vermieden wurden?
…aber gleichzeitig eingeschleppte Krankheiten und Schädlinge im 18. Jahrhundert zu
Missernten und katastrophalen Hungersnöten führten?
…alle grünen Teile der Kartoffel giftig sind und die Knollen die einzigen genießbaren Teile
der Pflanze sind?
…die richtige Lagertemperatur für Kartoffeln zwischen 3 und 4° C liegt?
…du die Kartoffeln immer im Dunkeln lagern solltest, damit sie keine grünen Flecken
bekommen und nicht austreiben?
…am meisten Vitamine und Mineralstoffe erhalten bleiben, wenn die Kartoffel nur in wenig
Wasser gegart wird?
…aus einer Mutterknolle zwischen 5 und 15 Tochterknollen entstehen können?
…die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen gehört und mit der sehr giftigen Tollkirsche
verwandt ist?
…Kartoffeln in der Regel nicht über Samen, sondern über Tochterknollen vermehrt werden?
…weltweit über 3.000 Kartoffelsorten bekannt sind?
…Kartoffeln in hellen Räumen vor dem Auspflanzen vorgekeimt werden, damit sie später
in der Erde schneller wachsen?
…Kartoffeln bis zur Blüte sehr viel Wasser brauchen, da sonst die Knollen klein bleiben?
…aus 1 kg Pflanzkartoffeln am Ende 10 bis 15 kg Kartoffeln geerntet werden können?
…der lateinische Name der Kartoffel Solanum tuberosum ist?
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Dieses Merkblatt wurde im Rahmen des Projekts
„PAN BIO - Wachsen und Leben mit biologischen Produkten: Didaktische
Gärten und Privat- oder Mietgärten“ vom Ministero delle politiche agricole,
alimentari e forestali finanziert.
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