22 DIE KARTOFFEL Eine Knolle erobert die Welt Geschichte Die Kartoffelpflanze stammt ursprünglich aus den peruanischen Anden, wo sie seit über 6.000 Jahren angebaut wird und von den Indianern als Hauptnahrungsmittel genutzt wurde. Als die spanischen Eroberer nach Südamerika kamen, trafen sie dort auf das Reich der Inka, die in den Tieflagen Mais und oberhalb von 2.500 Metern Kartoffeln anbauten. Die Spanier nannten die Kartoffelknollen „papas“ (nach der Bezeichnung in der Sprache der Inka) und forderten zur Ernährung der Truppe Kartoffeln als Tributzahlungen von den Indios. Manche Kartoffelsorten haben eine rote Schale Mitte des 16. Jh. gelangten die ersten Kartoffeln nach Spanien und von dort aus nach England und ganz Europa. Lange Zeit wurde die Kartoffel als exotische Zier- und Heilpflanze angebaut, nur langsam konnte sie sich als Nahrungsmittel durchsetzen. Da die Kartoffel zeitweise fast zum einzigen Nahrungsmittel geworden war, führten Missernten zu katastrophalen Hungersnöten. In deren Folge kam es zu massenweisen Auswanderungen nach Amerika. Kleine Namenskunde Der englische Name der Kartoffel, „potato“, leitet sich vom spanischen Namen der Süßkartoffel, „batata“ (Ipomoea batatas, Windengewächse) ab, die etwas früher nach Europa gelangte und deren Name irrtümlich auf die eigentliche Kartoffel übertragen wurde. Die Italiener nannten die neue Frucht zuerst „tartufolo“, (Trüffel), heute heißt die Kartoffel im Italienischen „patata“. Das deutsche Wort „Kartoffel“ stammt von der älteren italienischen Bezeichnung „tartufolo“ ab. In Frankreich wird die Kartoffel „pomme de terre“ genannt, „Apfel der Erde“. Ähnliche Ausdrücke gibt es auch im Deutschen: „Erdapfel“ oder „Grundbirne“. Die Kartoffelpflanze Die Kartoffel (Solanum tuberosum) ist wohl der bekannteste Vertreter der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu denen auch die Tomate, Tabak und Paprika sowie einige heimische Giftpflanzen wie z.B. die Tollkirsche gehören. Die Kartoffel ist ein Selbstbefruchter, hat weiße oder violette Blüten und gefiederte Blätter. Aus ihnen entwickeln sich grüne, kirschgroße Beeren, die das giftige Alkaloid Solanin enthalten. Solanin ist für Menschen und Tiere bereits in geringsten Mengen giftig, wirkt als Rauschgift und hält Fressfeinde ab. Alle grünen Teile der Kartoffel (auch grüne Knollen) enthalten Solanin und sind giftig. Aus den Augen der Mutterknolle bilden sich unterirdische Pflanzenausläufer, an deren Enden sich die neuen Kartoffelknollen entwickeln. Sie dienen der Speicherung von Reservestoffen und der vegetativen Vermehrung. Die Ausläufer sind keine Wurzeln, sondern unterirdische Stängelteile, deshalb wird die Kartoffel auch als Sprossknolle bezeichnet. Die Blätter der Kartoffel sind gefiedert Die giftigen Früchte der Kartoffel: grüne Beeren Kartoffeln blühen weiß oder violett DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern Anbau und Pflege Kartoffeln werden meist Anfang September geerntet. Beim Kartoffelanbau werden die Samen lediglich für die Zucht neuer Sorten verwendet. Die Vermehrung hingegen erfolgt vegetativ, indem man Kartoffelknollen in der Erde austreiben lässt, wobei sich neue Pflanzen und vor allem neue Kartoffelknollen bilden. Während die südamerikanischen Kartoffelarten frostresistent sind, benötigen die in Europa kultivierten Sorten kühlgemäßigtes Klima. Sie vertragen keine Staunässe, benötigen aber eine regelmäßige Wasserversorgung. Durchlässige, sandiglehmige Böden sind besonders geeignet. Kartoffeln gelten als sehr anpassungsfähig, sind aber frost- und hitzeempfindlich. Bereits bei Temperaturen um -1° C treten Schäden auf. Bei über 32° C wird das Knollenwachstum eingestellt. Die Kartoffeln werden nach dem Abklingen der Nachtfröste ab Mitte April in Reihen (Abstand 30 x 70 cm) ausgelegt und später mit Erde angehäufelt. Nach fünf Monaten haben die neu entwickelten Kartoffelknollen ihren maximalen Stärkegehalt erreicht und werden geerntet. Man unterscheidet hierbei zwischen Früh-, Mittel- und Spätkartoffeln. Für ein schnelleres Wachstum und einen gleichmäßigeren Aufgang werden die Knollen vorgekeimt. Dazu werden die Saatkartoffeln 3 bis 4 Wochen vor dem Setzen in hellen Räumen bei 12 bis 15° C in flachen Kisten aufgestellt. Es entstehen gedrungene, 2 bis 3 cm lange, grüne Lichtkeime. Für eine Fläche von 100 m² benötigt man 25 bis 30 kg Saatkartoffeln. Kartoffeln hinterlassen einen sehr lockeren Boden und sind eine gute Vorfrucht für viele Gemüsekulturen. Wiederholter Kartoffelanbau auf derselben Fläche kann zu verstärktem Auftreten von Krankheiten und Schädlingen führen. Bei hohen pH-Werten, sehr kalkhaltigen Böden oder unregelmäßiger Wasserversorgung werden Kartoffeln „schorfig“. Vorgetriebene Saatkartoffel mit Lichtkeimen Ernte und Lagerung Die Kartoffeln sind dann reif, wenn das Kraut auf natürliche Weise abgestorben ist und die Schale sich nicht mehr abreiben lässt. Die Erträge schwanken je nach Standort, Sorte, Anbautechnik und Pflanzengesundheit zwischen 250 und 450 kg/100 m². Kartoffeln sollten bei Temperaturen zwischen 3 und 4° C in dunklen, gut durchlüfteten Räumen gelagert werden. Krankheiten und Schädlinge Die Kartoffelkrankheiten kamen viel später als die Kartoffel nach Europa. Dies lag wohl hauptsächlich daran, dass man erst im 18. Jahrhundert begonnen hatte, große Kartoffelfelder anzulegen, in denen sich die aus Südamerika eingeschleppten Krankheiten und Schädlinge verbreiten konnten. Die Folgen waren verheerend und führten zu großen Hungersnöten und Massenabwanderungen. Die erste Krankheit, die in den 50er-Jahren des 18. Jahrhunderts Europa erreichte, war die Kraut- und Knollenfäule. Innerhalb weniger Wochen hatte sich diese Pilzkrankheit über ganz Europa verbreitet und vernichtete fast die gesamte Ernte. Die Krankheit zeigt sich zuerst durch einige gelbbraune Flecken und abgestorbene Pflanzenteile. Unter für den Pilz günstigen Bedingungen (feuchtwarmes Wetter) ist innerhalb einer Woche das ganze Feld betroffen, in der zweiten Woche werden die Pflanzen schwarz und beginnen übel zu riechen. Neben dieser Pilzkrankheit gibt es auch sichbare Schädlinge, wie beispielsweise den Kartoffelkäfer. Dieser gelbe Käfer mit schwarzen Längsstreifen auf den Flügeldecken wurde 1877 aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Larve und Käfer können ganze Kartoffelfelder völlig kahl fressen. Der Kartoffelkäfer und seine Larven können ganze Felder kahlfressen (Foto: Alexander von Halem) DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern Die Inhaltsstoffe der Kartoffel Kartoffeln liefern pro Flächeneinheit fast so viel Protein wie Getreide und die doppelte Menge an Kohlenhydraten. Die Kartoffelproteine enthalten viele für den Menschen essenzielle Aminosäuren und sind deswegen besonders wertvoll. Außerdem enthalten Kartoffeln Fette, Zucker, Spurenelemente und mehrere Vitamine, unter denen das Vitamin C dominiert. Diese Zusammensetzung macht die Kartoffel zu einem idealen Nahrungsmittel. Weltweit betrachtet ist die Anzahl der Kartoffelsorten kaum überschaubar. Inzwischen sind weit über 3.000 Sorten bekannt. ArbeitsauftrAg 1 Die Kartoffel Setze die unten genannten Begriffe richtig in den Lückentext ein. Vor mehr als 400 Jahren kamen die Kartoffeln mit den Spaniern aus ____________________ zu uns nach Europa. Zuerst wusste man mit ihnen nichts Rechtes anzufangen, denn ihre ___________________ und ___________________ sind giftig. Wegen ihrer schönen weißen oder violetten _____________________ wurden sie als ____________________ gehalten. Als man aber die Kartoffelstauden ausriss und verbrannte, entdeckte man erst, wie köstlich die gebratenen __________________ aus der Erde schmeckten. Bald schon waren die Kartoffeln aus der täglichen Ernährung nicht mehr wegzudenken. _______________________ ________________________ und ____________________________________ führten in der Vergangenheit zu Missernten, so dass große Hungersnöte ausbrachen. Heute sind Kartoffeln nach dem Brotgetreide das wichtigste pflanzliche ________________ ____________________. Im _________________________________ legt der _________________________________ die Knollen in den Ackerboden. Von Juli bis Oktober werden dann die Kartoffeln bei uns _____________________________. Sie heißen auch _____________________________. Der schlimmste Schädling ist der ___________________________________________. Er hat _____________________________ Flügel mit _____________________________ Streifen. Wörter: Bauer - Blätter - Blüten - geerntet - grüne Beeren - Erdäpfel - Frühjahr - gelbe Kartoffelkäfer - Knollen - Krankheiten - Nahrungsmittel - Schädlinge - schwarzen - Südamerika Zierpflanzen DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern Die Kartoffel Lösung: Vor mehr als 400 Jahren kamen die Kartoffeln mit den Spaniern aus Südamerika zu uns nach Europa. Zuerst wusste man mit ihnen nichts Rechtes anzufangen, denn ihre Blätter und grünen Beeren sind giftig. Wegen ihrer schönen weißen oder violetten Blüten wurden sie als Zierpflanzen gehalten. Als man aber die Kartoffelstauden ausriss und verbrannte, entdeckte man erst, wie köstlich die gebratenen Knollen aus der Erde schmeckten. Bald schon waren die Kartoffeln aus der täglichen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Schädlinge und Krankheiten führten in der Vergangenheit zu Missernten, so dass große Hungersnöte ausbrachen. Heute sind Kartoffeln nach dem Brotgetreide das wichtigste pflanzliche Nahrungsmittel. Im Frühjahr legt der Bauer die Knollen in den Ackerboden. Von Juli bis Oktober werden dann die Kartoffeln bei uns geerntet. Sie heißen auch Erdäpfel. Der schlimmste Schädling ist der Kartoffelkäfer. Er hat gelbe Flügel mit schwarzen Streifen. ArbeitsauftrAg 2 Das Kartoffelquiz 1. Wo ist die Heimat der Kartoffel? _________________________________________________________________________________________ 2. Zu welcher Jahreszeit blüht die Kartoffelpflanze? _________________________________________________________________________________________ 3. Wie können die Blüten gefärbt sein? _________________________________________________________________________________________ 4. Welche Art von Früchten bringt die Kartoffelpflanze hervor? _________________________________________________________________________________________ 5. Was weißt du Wichtiges über diese Früchte? _________________________________________________________________________________________ 6. Welcher Teil der Pflanze ist als einziger essbar? _________________________________________________________________________________________ 7. Welche Kartoffel-Speisen kennst du? Schreibe sie hier auf: _________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ Lösung Kartoffelquiz 1. Südamerika 2. Sommer 3. weiß oder violett 4. grüne Beeren 5. Sie sind giftig! 6. Kartoffelknollen DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern ArbeitsauftrAg 3 Die Kartoffelpflanze Beschrifte die Pflanzenteile richtig, verwende die Begriffe: Stängel, Blüte, Mutterknolle, Wurzel, Blatt, Frucht, Tochterknollen Gestalte die Kartoffelpflanze farbig. Wähle dafür die Farben für die Knollen, Blätter, Stängel und Blüten richtig aus. Wusstest du, dass… …die Kartoffeln ursprünglich aus den Anden in Südamerika stammen? …in Südamerika Kartoffeln schon seit mehr als 6.000 Jahren angebaut werden? …Kartoffeln fast überall bei uns wachsen, da sie in Bezug auf Boden und Klimaansprüche sehr anpassungsfähig sind? …die Kartoffeln mit den spanischen Seefahrern im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht wurden? …die Kartoffelstauden anfangs nur als Zierpflanze gezüchtet wurden, da man mit ihnen nichts Besseres anzufangen wusste? …erst 200 Jahre später große Kartoffelfelder angebaut wurden? …dank der Kartoffel viele Hungersnöte in Europa vermieden wurden? …aber gleichzeitig eingeschleppte Krankheiten und Schädlinge im 18. Jahrhundert zu Missernten und katastrophalen Hungersnöten führten? …alle grünen Teile der Kartoffel giftig sind und die Knollen die einzigen genießbaren Teile der Pflanze sind? …die richtige Lagertemperatur für Kartoffeln zwischen 3 und 4° C liegt? …du die Kartoffeln immer im Dunkeln lagern solltest, damit sie keine grünen Flecken bekommen und nicht austreiben? …am meisten Vitamine und Mineralstoffe erhalten bleiben, wenn die Kartoffel nur in wenig Wasser gegart wird? …aus einer Mutterknolle zwischen 5 und 15 Tochterknollen entstehen können? …die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen gehört und mit der sehr giftigen Tollkirsche verwandt ist? …Kartoffeln in der Regel nicht über Samen, sondern über Tochterknollen vermehrt werden? …weltweit über 3.000 Kartoffelsorten bekannt sind? …Kartoffeln in hellen Räumen vor dem Auspflanzen vorgekeimt werden, damit sie später in der Erde schneller wachsen? …Kartoffeln bis zur Blüte sehr viel Wasser brauchen, da sonst die Knollen klein bleiben? …aus 1 kg Pflanzkartoffeln am Ende 10 bis 15 kg Kartoffeln geerntet werden können? …der lateinische Name der Kartoffel Solanum tuberosum ist? DIE KARTOFFEL – Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern m rg mediapool.it „B22_LH_Diete Lan Agr �� �������������� ������������������������� ��������������� � „B22_LH_Fuer �� �������������� ��������������������������������� ������������������������ Lan Kor Für „B22_LH_Saler Lan Agr �� �������������� ������������������������� ����������� � Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern Salernstraße 26, 39040 Vahrn - T 0472 833 711, F 0472 833 812 [email protected] - www.fachschule-salern.it Dieses Merkblatt wurde im Rahmen des Projekts „PAN BIO - Wachsen und Leben mit biologischen Produkten: Didaktische Gärten und Privat- oder Mietgärten“ vom Ministero delle politiche agricole, alimentari e forestali finanziert.